Titel: Maschine zum Nachpressen bereits geformter Ziegel; construirt und mitgetheilt vom Ingenieur Alfred Houget in Linden.
Fundstelle: Band 128, Jahrgang 1853, Nr. XXVIII., S. 126
Download: XML
XXVIII. Maschine zum Nachpressen bereits geformter Ziegel; construirt und mitgetheilt vom Ingenieur Alfred Houget in Linden. Aus dem Notizblatt des hannover'schen Ingenieur-Vereins, 1853, Bd. II S. 307. Mit Abbildungen auf Tab. II. Houget's Maschine zum Nachpressen bereits geformter Ziegel. Das in neuerer Zeit vielfach hervorgetretene Bedürfniß der Herstellung besserer Mauerziegel hat zu der Construction verschiedener Maschinen geführt, deren Zweck es ist, die Flächen und Kanten der bereits geformten Ziegel durch eine weitere Bearbeitung derselben im lederartigen Zustande mit einem höheren Grade von Schärfe und Glätte zu versehen, als es durch das gewöhnliche Formen möglich ist. Wenn auch das Princip aller zu diesem Zwecke ersonnenen Maschinen ziemlich dasselbe seyn muß, so kann die Ausführung derselben doch sehr verschieden seyn. Die bisher in Anwendung gebrachten Constructionen beruhen meistens in der Anwendung der einfachen und zusammengesetzten Hebel und sind dadurch meistens sehr complicirt, wandelbar und leiden trotzdem häufig an dem Fehler, daß die nöthige Kraft mittelst derselben nicht herauszubringen ist. Um diese Uebelstände zu vermeiden, wurde bei der sich darbietenden Gelegenheit der Construction mehrerer solcher Pressen versucht, das freilich nicht neue, aber in letzter Zeit erst durch den Amerikaner M. D. Deck unter der Bezeichnung Anti-friction-press zu ausgedehnter Anwendung gelangte, aus Hebel und excentrischer Scheibe combinirte Princip anzuwenden.Man sehe Hrn. Prof. Walther's Abhandlung über Deck's Mechanismus im polytechn. Journal, 1851, Bd. CXXI S. 401, und die specielle Beschreibung einiger Anti-Frictions-Pressen in Bd. CXXIV S. 401.A. d. Red. Der Erfolg hat den gesagten Erwartungen vollständig entsprochen, indem einige nach der auf Tab. II gezeichneten Construction ausgeführte Ziegelpressen nach bereits längerem Gebrauch kaum etwas zu wünschen übrig lassen. Dieselben arbeiten nicht allein schneller (man kann mit einer solchen Maschine mindestens 1600 Stück Ziegel pro Tag pressen, während die gewöhnlichen Hebelpressen deren 1200 Stück liefern), sondern auch kräftiger, und werden voraussichtlich auch weniger Reparatur erfordern, wie diejenigen nach der früher gebräuchlich gewesenen Construction. Die ganze Preß-Vorrichtung ist, wie aus der Zeichnung ersichtlich, auf einem kleinen Wagen angebracht, um dieselbe in der Ziegelei an jeden beliebigen Ort bringen zu können. Fig. 1 zeigt die Seitenansicht, Fig. 2 die Vorderansicht, Fig. 3 und 4 Längen- und Querdurchschnitt. A ist der aus starkem Eisenguß bestehende und mit Messingplatten ausgefütterte Preßkasten; a ist der Deckel desselben, um das Scharnier b beweglich, und durch das an einem Hebel angebrachte Gegengewicht c balancirt – es ist dieß nöthig, damit das häufige Oeffnen und Schließen des sehr gewichtigen Deckels dem Arbeiter nicht zu schwer wird; d ist die Handhabe des Deckels; e das zum Festhalten desselben in geschlossenem Zustande dienende Bügelband mit Handhabe; f ist der zugleich als Preßstempel dienende Boden des Preßkastens, welcher aus drei Theilen besteht, deren oberster das Messingfutter ist, welches an dem mittleren, dem eigentlichen Boden, befestigt ist, unter welchem endlich die dicke Preßplatte liegt, auf welche der Druck ausgeübt wird. B, B sind die zur Uebertragung des Druckes dienenden Sectoren, von Schmiedeisen, durch Einsetzen gehärtet, welche mit ihren Spitzen in Pfannen von gehärtetem Stahl stehen. C ist das den Druck hervorbringende Excentric, in derselben Weise hergestellt. Dasselbe wird durch den Handhebel D bewegt, welcher am Ende mit einem Querstabe als Griff versehen und durch die beiden Leitschienen E geführt ist. H ist eine aus der Zeichnung leicht verständliche Vorrichtung, um den Handhebel in der Lage festzuhalten, welche dem niedrigsten Stande der Preßplatte entspricht. F ist das durch kräftige Bolzen von Schmiedeisen verbundene gußeiserne Gestell, zwischen welchem der ganze Mechanismus angebracht ist, und welches die ganze beim Arbeiten hervorgebrachte Kraftäußerung in sich aufnimmt. In den Seitenwänden dieses Gestells ist eine Gleitvorrichtung angebracht, in welcher sich die Drehungswelle G des Excentric vertical auf- und abbewegen kann. Die Wirkungsart der Maschine, welche aus den Zeichnungen leicht zu ersehen ist, geht folgendermaßen vor sich. In Fig. 3 ist der höchste Stand des Hebels D gezeichnet. Wird dieser Hebel nun herabgedrückt, so wälzen sich die excentrischen Seiten des Excentrics C auf den Bogen der beiden Sectoren B, B ab, wodurch also eine Drehung dieser um ihre Spitzen hervorgebracht wird. Die Spitze des unteren Sectors bleibt in ihrer Lage unverändert und pflanzt den auf den Sector ausgeübten Druck in das Gestell fort. Durch die Drehung des unteren Sectors um dessen Spitze hebt sich also das Excentric C um die Excentricität der unteren Seiten desselben, und es bewegt sich daher der Gleitbacken G in dem verticalen Schlitz des Gestells aufwärts. – Durch die gleichzeitig eintretende Drehung des oberen Sectors um seine Spitze wird dieser, sammt der Preßplatte f, gegen welche die Spitze gedrückt wird, um die Excentricität der oberen Seite des Excentrics gehoben und (da letzteres sich ebenfalls hebt) um die doppelte Excentricität aufwärts bewegt. Bei den ausgeführten Pressen finden folgende Verhältnisse statt: Länge des Krafthebels, Handhebels D = 6' Weg der Handhabe desselben = 3' 6'' Die wirkende Kraft eines Arbeiters, zu 2/3 seines Gewichts angenommen = 100 Pfd. Doppelte Excentricität von C, Weg der Last, des Preßstempels = 1/2'' Darnach würde ohne Berücksichtigung der Widerstände die von der Presse auszuübende Kraft seyn: 42 . 100 Pfd. = 1/2 X X = 84 . 100 Pfd. = 84 Ctr. Angestellte Versuche ergeben, daß auf der Preßplatte eine Last von 72 Centner nöthig war, um einem an dem Handhebel wirkenden Gewichte von 100 Pfd. das Gleichgewicht zu halten, wonach also zwölf Centner als Verlust durch Reibung (wohl besonders im Preßkasten) erscheinen – ein Ergebniß, welches dem Resultate der Rechnung nahe genug kommt. Es ist nun der Mechanismus zu beschreiben, welcher dazu dient, die Ziegel, nachdem dieselben gepreßt sind, aus der Form zu heben. I, I sind zwei in dem eigentlichen Boden des Preßkastens befestigte und mit dem nöthigen Spielraume durch die untere Preßplatte gehende Stangen, an deren unteren Enden die auf der Welle L befestigten Hebel K, K angreifen. Auf dem seitwärts hinausgeführten Ende der Welle L ist der lange Handhebel M befestigt, welcher zur rechten Hand des am Preßhebel stehenden Arbeiters sich befindet. Durch Hinaufziehen des Hebels M, welches nach dem Oeffnen des Preßkastendeckels von dem Arbeiter sehr leicht mit einer Hand geschieht, wird der Boden des Preßkastens, ohne die Preßplatte, so weit gehoben, daß der gepreßte Ziegel über der obern Kante des Preßkastens ganz frei liegt und abgenommen werden kann; hiernach läßt man den Hebel durch das eigene Gewicht herabfallen, wodurch Alles die frühere Stellung wieder einnimmt und worauf eine neue Pressung erfolgen kann. Theils um Staub und Schmutz thunlichst von dem Mechanismus der Presse abzuhalten, theils um die Presse sogleich als Tisch zum Hinsetzen der zu pressenden und gepreßten Steine benutzen zu können, ist das hölzerne Gerippe, womit der Apparat umgeben ist, von allen Seiten mit Brettern bekleidet, welche zu Tafeln verbunden und mit Vorreibern befestigt sind, so daß man sie leicht losnehmen und zu jedem Theile des Mechanismus gelangen kann. Der Gebrauch der Presse ist sehr einfach; zunächst wird der Preßkasten inwendig mittelst eines Borstenpinsels etwas mit Oel oder Fischthran schlüpfrig gemacht, dann ein Ziegel hineingelegt, der Preßkastendeckel geschlossen, worauf ein einziger kräftiger Druck am Preßhebel genügt, um die Pressung zu beschaffen. Versuche haben gezeigt, daß ganz formlose Thonklumpen von der zum Pressen geeigneten Consistenz, welche wegen ihrer unregelmäßigen Form nur durch mehrmaliges kräftiges Niederschlagen des schweren Preßkastendeckels in den Kasten gefaßt werden konnten, nach einem einzigen Druck am Preßhebel als durchaus glatte und scharfkantige Ziegel wieder herausgehoben wurden. Außer dem bereits angeführten ist noch ein wesentlicher Vorzug des Constructions-Princips dieser Presse, daß der zu pressende Ziegel nur bis zu einer bestimmten Gränze der Dicke comprimirt werden kann, während bei den gewöhnlichen Hebelpressen der Ziegel desto mehr comprimirt wird, je mehr man die Kraft steigert, wodurch die bleibende Dicke der gepreßten Ziegel durchaus von der Arbeit des Mannes am Preßhebel abhängig ist, und woher es denn kommt, daß die gepreßten Ziegel bisher häufig so sehr verschiedene Stärken hatten. Bei der beschriebenen Presse ist dieser Uebelstand nicht zu befürchten, wenn alles gehörig regulirt ist, und, wie es ohne besondere Aufmerksamkeit und Schwierigkeit geschehen kann, der Handhebel stets so weit niedergedrückt wird, bis der Hub des Excentrics vollendet ist; über diesen Punkt hinaus bleibt jede weitere kräftige Anwendung ohne allen Einfluß auf die Stärke des Ziegels. Für die beim Preßverfahren bisher so schwierig gefundene Herstellung genau maaßhaltiger Ziegel ist die vorerwähnte Regulirung der Presse ein sehr wesentliches Erforderniß, und ist deßhalb auf die Ausführbarkeit derselben bei der beschriebenen Construction ein besonderes Augenmerk gerichtet. Um die Länge und Breite des Preßkastens verändern zu können, sind die messingenen Futterplatten desselben mittelst Schrauben so befestigt, daß man dieselben leicht losnehmen und durch Abfeilen oder Hinterlegen von Blechen, Papier etc. das Lichtmaaß der Form verändern kann. Ebenso läßt der höchste Punkt, bis zu welchem der Boden des Preßkastens emporsteigen kann, bei dem ein- für allemal (hier auf 1/2 Zoll) bestimmten Hube der Presse sich genau bestimmen, indem man zwischen den eigentlichen Boden des Preßkastens und der Preßplatte nach Erfordern Bleche legt oder von letztem Etwas abnimmt, bis das genaue Maaß erreicht ist. Eine Presse der beschriebenen Art, bis auf das nur am Gebrauchsorte genau ausführbare Reguliren fertig hergestellt und hinsichtlich der Solidität ihrer Construction garantirt, kostet in der Egestorff'schen Maschinenfabrik zu Linden bei Hannover 200 Thaler und kann vier Wochen nach Bestellung von dieser stets bezogen werden.

Tafeln

Tafel Tab.
                                    II
Tab. II