Titel: Die Maschineneinrichtung von Ericsson's Caloric-Schiff.
Fundstelle: Band 128, Jahrgang 1853, Nr. XXXVIII., S. 174
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XXXVIII. Die Maschineneinrichtung von Ericsson's Caloric-Schiff. Mit Abbildungen auf Tab. III. Die Maschineneinrichtung von Ericcson's Caloric-Schiff. Ericsson ließ sich auf den Namen des Patentagenten A. V. Newton für England die Maschineneinrichtung seines Caloric-Schiffes als „Verbesserungen an Maschinen zum Forttreiben der Schiffe“ patentiren. Aus der folgenden, dem London Journal of arts, Märzheft 1853, S. 194 entnommenen Beschreibung, kommt man wenigstens hinsichtlich der allgemeinen Anordnung der Maschine, über die Anzahl der Cylinderpaare etc. ins Klare. Fig. 43 stellt ein mit den Luftexpansionsmaschinen ausgerüstetes Schiff im Grundriß, Fig. 44 einen Theil desselben im mittleren senkrechten und nach einem größeren Maaßstab ausgeführten Längendurchschnitte dar. Die Maschinen sind in einer Linie vor und hinter der Kurbelwelle in einem Raum angeordnet, welcher vom Kiel 4 ausgehend, sämmtliche Decks 1, 2, 3 durchschneidet. Dieser Raum wird in der Mitte der Schiffsbreite seitwärts durch zwei starke Verschlage a, a begränzt, welche die Maschinen überragen und deren Zwischenraum bei b bedeckt ist, um die Maschinen gegen Regen und Nässe zu schützen. An jedem Ende des Maschinenraums erstreckt sich ein senkrechter Canal c für die Herbeiführung der Luft bis in die Nähe des untersten Schiffsbodens hinab, und ungefähr in der Mitte des Raums befindet sich für den Austritt der Luft eine senkrechte Röhre 6, die sich gleichfalls bis in die Nähe des Schiffsbodens hinaberstreckt. Vor und hinter der Kurbelachse B der Schaufelräder sind in gleichen Abständen von derselben zwei doppelte Maschinen A, A angeordnet, deren jede aus zwei Arbeitscylindern e, e und zwei Speisecylindern f, f besteht. Die oberen Enden der ersteren und die unteren Enden der letzteren sind offen und liegen einander direct gegenüber. In diesen Cylindern bewegen sich die Arbeitskolben g, g und die Speisekolben h, h, welche paarweise durch die Stangen i, i mit einander verbunden sind. Jeder der Speisekolben ist mit einem oder mehreren nach innen sich öffnenden Ventilen j versehen; eben so sind die Deckel der Speisecylinder mit einem oder mehreren Ventilen k versehen, welche sich auswärts in einen mit beiden Speisecylindern verbundenen Recipienten l öffnen. Wenn nun ein Speisekolben mit seinem Arbeitskolben sich niederbewegt, so schließt sich das Ventil k und öffnet sich das Ventil j, um Luft von gewöhnlicher Dichtigkeit einzulassen und den Speisecylinder f zu füllen; gehen aber die Kolben in die Höhe, so schließt sich das Ventil j und öffnet sich das Ventil k, um die Luft aus dem Speisecylinder in den Recipienten l zu drücken. Aus dem letzteren streicht sie durch eine Röhre m, welche sich unten in zwei Arme theilt, hinab in die beiden Ventilkasten n, n. Jeder Arbeitscylinder communicirt mit einem solchen Ventilkasten durch eine Oeffnung o, und jeder Ventilkasten ist mit den erforderlichen Ein- und Ausgängen und Ventilen versehen, welche einer näheren Beschreibung nicht bedürfen, da sie denen der einfachwirkenden Dampfmaschinen ähnlich sind. Sobald das Eingangsventil geöffnet wird, tritt die Luft in den Arbeitscylinder, und wirkt gegen die untere Fläche des Arbeitskolbens. In den Arbeitscylindern wird die Luft durch geeignete unter denselben befindliche Oefen, die einer Beschreibung nicht bedürfen, erhitzt. Während der Arbeitskolben in die Höhe gedrückt wird, drückt der Speisekolben die vorher eingesaugte Luft durch den Recipienten l, die Röhre m und den Ventilkasten n in den Arbeitscylinder; und da sich in Folge der Erhitzung ihr Volumen vergrößert, so drückt sie den Arbeitskolben, dessen Oberfläche größer ist als diejenige des Speisekolbens, in die Höhe. Kurz bevor der Arbeitskolben das Ende des aufwärtsgehenden Hubes erreicht, schließt sich das Eingangsventil, während sich das Ausgangsventil öffnet, um die Luft durch eine Röhre p, welche mit der senkrechten Röhre d communicirt, entweichen zu lassen. Da jede Maschine doppelt ist, so wird, während der eine Arbeitskolben mit seinem Speisekolben durch den Druck der erhitzten Luft in die Höhe getrieben wird, der andere niedergehen. Diese wechselnde Bewegung der Kolben wird dadurch erreicht, daß man die letzteren durch einen Balancier C verbindet, dessen Schwingungsachse in der Mitte zwischen den beiden Cylinderpaaren sich befindet. Die Enden dieser Balanciers treten zwischen die offenen Cylinderenden und die Stangen i, i, welche die Kolben verbinden und sind mit Hülfe der Gelenkstangen D, D mit der unteren Fläche der Speisekolben verbunden, so daß, wenn das eine Kolbenpaar in die Höhe geht, das andere niedersinken muß und umgekehrt. Dasjenige Ende des Balanciers jeder Maschine, welches der Radwelle am nächsten liegt, besitzt einen dreieckigen Arm E, der sich in den Arbeitscylinder hinaberstreckt. Sein äußerstes Ende, welches beinahe an den Arbeitskolben stößt, ist durch eine Schubstange F mit dem Krummzapfen der Radwelle verbunden. Die Maschine auf der andern Seite der Radwelle gleicht der so eben beschriebenen in jeder Hinsicht vollkommen, und ihr Balancier ist auf gleiche Weise mit der nämlichen Kurbel verbunden, jedoch rechtwinkelig zu der Schubstange der ersten Maschine, so daß beide Maschinen hintereinander auf eine und dieselbe Kurbel wirken. Aus der vorangegangenen Beschreibung erhellt, daß die Maschinen ihre Luft nur von dem untereren Ende der Canäle c, c empfangen, und daß, da die Luft, nachdem sie ihre Wirkung auf die Kolben vollbracht hat, durch die Röhre d oberhalb des Maschinenraums entweicht, in Folge des Spiels der Maschinen eine constante und wirksame Ventilation durch den Maschinenraum bewirkt wird. Diese Ventilation oder Circulation hält den unteren Theil des Maschinenraums kühl, weil die Zuströmung der Luft durch die Canäle in der Nähe des Bodens stattfindet, um an einer höher gelegenen Stelle in die Maschinen gezogen zu werden. Indem nun die Luft im Maschinenraum durch die strahlende Wärme der Oefen und Arbeitscylinder erwärmt wird, steigt sie allmählich in die Höhe und gelangt in diesem Zustande oben in die Maschinen. Da in Folge dieser Ventilationsmethode der Maschinenraum oben vollständig geschlossen ist, so sind die Maschinen gegen Regen und Wetter geschützt. Zu den Oefen muß die Luft durch Röhren geleitet werden, welche mit den Röhren p, p in Verbindung stehen, damit die Ventilation nicht gestört wird. Die Anordnung der Maschinen längs der Mitte des Schiffs vor und hinter der Kurbelwelle, vertheilt das Gewicht über einen großen Theil der Länge, und nimmt in der Breite nur wenig Raum in Anspruch. Dieser Umstand gestattet die Anwendung von Cylindem von sehr großem Durchmesser, wobei die Verdecke dennoch ununterbrochen bleiben und zu beiden Seiten der Maschinen hinreichenden Raum für Kammern u.s.w. darbieten. Auch gestattet diese Anordnung die Einführung eines sehr wirksamen Systemes der Diagonalverbindung, wodurch der Bau des Schiffs eine große Festigkeit und die Fähigkeit erlangt, den Erschütterungen der Maschine kräftigen Widerstand entgegenzusehen.

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