Titel: Verfahren Lichtbilder auf lithographischen Steinen für den Druck hervorzubringen; von Lerebours, Lemercier und Barreswil in Paris.
Fundstelle: Band 128, Jahrgang 1853, Nr. LXXXIX., S. 369
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LXXXIX. Verfahren Lichtbilder auf lithographischen Steinen für den Druck hervorzubringen; von Lerebours, Lemercier und Barreswil in Paris. Verfahren Lichtbilder auf lithographischen Steinen hervorzubringen. Auf Verlangen der HHrn. Lerebours, Lemercier und Barreswil öffnete man in der letzten Sitzung der französischen Akademie der Wissenschaften das versiegelte Packet, welches diese Herren am 28. Juni 1852 deponirt hatten und das ihr photographisches Verfahren auf lithographischem Stein enthielt. Letzteres lautet nach dem Cosmos, 1853, Nr. 26, folgendermaßen: „Unser Verfahren besteht darin, ein negatives Lichtbild auf Papier darzustellen, und damit ein positives Lichtbild auf lithographischem Stein zu erzeugen. Das negative Bild wird nach den bekannten Methoden dargestellt; das positive Bild erhält man durch einen fetten oder harzigen Ueberzug, welcher in irgend einem Auflösungsmittel löslich ist, und durch die Einwirkung des Lichts (vielleicht mit Beihülfe des Sauerstoffs) in irgend einem Auflösungsmittel unlöslich wird; den mit diesem Ueberzug imprägnirten lithographischen Stein bedeckt man mit dem positiven Bild, einer Glastafel, und setzt ihn dem Sonnenlicht aus; hierauf wird er entblößt, mit dem geeigneten Auflösungsmittel gewaschen, und nach den gewöhnlichen Verfahrungsarten der Lithographen behandelt. Wir haben bisher nach Niepce's Vorschlag den Asphalt (Judenpech) angewandt, und als Auflösungsmittel den Schwefeläther. Auf dieselbe Weise beabsichtigen wir die Kupferstiche, Lithographien etc. auf lithographischen Stein für den Druck zu copiren, entweder auf zweimal, indem wir ein negatives Bild darstellen – oder indem wir ein negatives Bild mit einem positiven hervorbringen, was mittelst des geeigneten Auflösungsmittels geschieht.“ Am 3. Juli 1852 ließen sich diese Herren ihre Erfindung für 15 Jahre in Frankreich patentiren. Die photographische Druckerei des bekannten Lithographen Lemercier in Paris macht bereits bedeutende Geschäfte mit ihren ausgezeichneten Erzeugnissen. Zusatz. Das bisher mit großer Sorgfalt geheim gehaltene Verfahren der genannten Herren hatte, wie der Inhalt des entsiegelten Packeis beweist, Hr. Gori vollkommen errathen, als er im J. 1852 im Cosmos t. I p. 397 seine Ansicht aussprach, wie die der Akademie übergebenen photolithographischen Bilder dargestellt seyn müssen; er sagte nämlich: „Man weiß durch ältere Versuche von Niepce Im Jahre 1814 beschäftigte sich Niepce (der Onkel) mit Versuchen, um die Eigenschaft mancher Harze, daß sie, in dünner Lage dem Lichteinfluß ausgesetzt, nachher von ihrem gewöhnlichen Lösungsmittel schwieriger hinweggenommen werden, zur Erzeugung von Lichtbildern zu benutzen. Er bereitete aus Asphalt in Lavendelöl gelöst durch Abdampfen einen Firniß, überzog damit silberplattirte Kupferplatten und erwärmte diese, bis ein dünner weißer Ueberzug zurückblieb. Diese Platten, dem Lichte in der camera obscura ausgesetzt, zeigten bald ein schwaches Bild; er tauchte sie dann in ein Gemisch von Lavendelöl und Steinöl, wodurch die vom Licht veränderten Stellen nicht angegriffen, die andern aber gelöst wurden, so daß sie nach Abwaschen mit Wasser als spiegelndes Metall in gehörigen Stellungen dunkel schienen, und somit die weißen Stellen des Bildes den Lichtern, die dunkeln den Schatten zugehörten., daß die gehörig präparirten Harze unter dem Einfluß des Lichts ihren Zusammenhang verlieren und ziemlich schöne Bilder leuchtender Gegenstände geben können. Wir wollen uns nun einen lithographischen Stein mit einem dünnen Schleier von Harz überzogen denken, denselben (bevor noch das Licht auf die empfindliche Schicht wirken konnte) mit einem negativen Bild bedecken, welches auf einer mit Eiweiß oder mit Collodion überzogenen Glasplatte dargestellt wurde, und das Ganze der Einwirkung des Lichts aussetzen, wie es bei der Darstellung der gewöhnlichen positiven Lichtbilder geschieht. Das Harz wird nur langsam vom Licht afficirt, aber das angewandte Bild läßt sich dennoch auf ihm copiren, weil man den Stein nöthigenfalls sehr lange Zeit der Sonne oder dem zerstreuten Licht aussetzen kann, vorausgesetzt daß die Schatten des negativen Bildes dunkel genug sind. Es ist klar, daß hierbei die den Lichtern des negativen Bildes entsprechende Harzschicht ihren Zusammenhang verlieren wird. Schwärzt man nun den Stein in diesem Zustand, so wird die seifenartige lithographische Schwärze an allen diesen Stellen dem Stein anhaften, hingegen an allen anderen Stellen dem unversehrten Harz. Man säuere nun die Zeichnung, so wird die zersetzte Seife eine fette Schicht auf dem Stein und auf dem Harz zurücklassen; wenn man diese aber mit Alkohol oder mit Aether abwäscht, so wird die Harzschicht aufgelöst und sammt der fetten Substanz, womit sie bedeckt war, beseitigt, während an den Stellen wo die fette Schicht direct am Stein haftete, keine Veränderung eintritt; nach diesem Waschen, und nöthigenfalls einer neuen Säuerung, kann man von der Zeichnung nach dem gewöhnlichen Verfahren der Lithographen Abdrücke machen.“