Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 128, Jahrgang 1853, Nr. , S. 314
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Miscellen. Miscellen. Die schweizerischen Telegraphen. Das erste Telegraphen-Bureau wurde im Juli vorigen Jahres eröffnet; gegenwärtig sind 64 Stationen eröffnet mit 104 telegraphischen Apparaten, welche sämmtlich der eidgenössischen Telegraphen – Werkstätte zu Bern angefertigt wurden. Sämmtliche Leitungsdrähte sind schweizerisches Fabricat und haben eine Länge von circa 500 Stunden. Die Drähte sind von weichem Eisen und 2,63 Millimeter dick. Eine Kettenbatterie nach Daniell mit 12 Elementen sammt Stativ nimmt einen Raum von 1 Kubik-Decimeter ein und kostet 3 Franken 28 Centimes. Die Localbatterien sind Bunsen'sche, mit gesättigter Salzlösung erregt. H. Kraftprobe bei Hängebrücken. Der Ingenieur J. Brunton hat in einer im Mémorial des Pyrénées veröffentlichten trefflichen Abhandlung eine von ihm erdachte, so scharfsinnige als einfache Methode zur Erprobung der Trag- und der Widerstandskraft der Hängebrücken entwickelt. Dieselbe besteht in der Ersetzung der gemeinhin zu diesem Behufe verwendeten, schwer ins Gewicht fallenden Materialien, wie Sand, Steine und dergl. welche aber zur Hin- und Wiederwegschaffung beträchtliche Hände- und Maschinenarbeit erfordern, durch eben das Gewässer, worüber sie gespannt sind. Reihenweise mit einander verbundene leere Fässer oder Tonnen werden mittelst eines Pumpwerks mit Wasser aus dem unten fließenden Strome und dergl. angefüllt, in welchen es nach bewerkstelligter Prüfung mit leichter Mühe wieder zurückgegossen werden kann. Da der französische Liter oder Kubikdecimeter Wasser ein Kilogramm wiegt, so ist die Berechnung der Widerstandskraft leicht und weit genauer, als mit jedem andern Material. Außerdem ergibt sich dabei eine Ersparniß an Zeit und Unkosten, und – was das allerwichtigste ist – im Fall einer Berstung kann weder Verlust an Menschenleben oder Zugthieren, noch an Experimentsmaterialien dabei stattfinden. (Schweizer. Handels- und Gewerbezeitung, 1853, Nr. 5.) Vorrichtung, um bei Benutzung eines Hebers zum Abziehen von Flüssigkeiten denselben im Anfange mit der Flüssigkeit zu füllen. Um beim Abziehen einer Flüssigkeit aus einem Gefäße mittelst eines Hebers den Heber in Thätigkeit zu setzen, wird bekanntlich gewöhnlich mit dem Munde die Luft aus dem Heber ausgesaugt. Dabei kann aber dem Saugenden Flüssigkeit in den Mund gelangen, theils kann er durch Dämpfe der Flüssigkeit, wenn diese Dämpfe ausstößt, belästigt werden. Dieser Uebelstand wird vermieden, wenn man, nach Devers und Plisson, den Heber dadurch in Thätigkeit setzt, daß man in das Gefäß, aus welchem die Flüssigkeit abgezogen werden soll, und in welchem der Heber steht, Luft einbläst, so daß auf die Oberfläche der Flüssigkeit ein stärkerer Druck ausgeübt wird, welcher die Flüssigkeit in den Heber hinaufdrückt, und dadurch denselben mit der Flüssigkeit füllt. Ist das Gefäß, aus welchem die Flüssigkeit abzuziehen ist, eine Flasche, so befestigt man auf der Mündung derselben das weitere Ende eines kurzen conischen Rohres von vulcanisirtem Kautschuk, durch dessen oberes engeres Ende der eine Schenkel des Hebers so hindurchgesteckt ist, daß es denselben luftdicht umschließt, was schon bloß durch die Elasticität des Kautschuks zu erreichen ist. Dieses Kautschukrohr hat an der Seite eine Oeffnung, in welcher eine engere Kautschukröhre eingesetzt ist. Um den Heber in Gang zu setzen, bläst man nun durch diese seitliche Röhre Luft in die Flasche, bis der Heber sich mit der Flüssigkeit gefüllt hat und dadurch das Ueberfließen derselben eingeleitet ist. Soll das Ueberfließen aufhören, so braucht man nur die seitliche Röhre zusammenzudrücken, so daß sie der Luft den Eintritt in die Flasche nicht mehr gestattet. Soll Flüssigkeit mittelst eines Hebers aus einem Fasse abgezogen werden, so benutzt man ein conisches Holzscheibchen, welches in der Mitte eine Oeffnung hat und in die Spundöffnung des Fasses hineinpaßt. Man schiebt das untere Ende des Kautschukrohres über dieses Holzscheibchen, senkt dann den Heberschenkel, der durch die Oeffnung desselben hindurchgeht, in das Faß, und setzt darauf das Holzscheibchen in die Spundöffnung ein, wobei durch die Kautschukumhüllung ein luftdichter Verschluß bewirkt wird. Befindet sich die abzuziehende Flüssigkeit in einem Gefäße mit weiter Oeffnung, an welcher man die Vorrichtung zum Anlassen des Hebers nicht anbringen kann, so senkt man, nachdem dessen einer Schenkel in die Flüssigkeit eingetaucht ist, den anderen Schenkel desselben in eine Flasche, welche so viel von derselben Flüssigkeit enthält, daß der Heber davon gefüllt werden kann. Man bringt an dieser Flasche und um den äußeren Heberschenkel die erwähnte Verschlußvorrichtung an und bläst dann durch diese Luft in die Flasche, wobei der Heber sich von dem äußeren Schenkel aus mit der Flüssigkeit füllt. Nachdem dieß erreicht ist, nimmt man die Flasche weg, worauf der Heber zu wirken beginnt. (Aus dem Technologiste, durch Schweizer. Gewerbeblatt, Februar 1853.) Verfahren Lichtbilder auf den zum Stich dienenden Metallplatten etc. darzustellen; von A. Martin in Paris. Im verflossenen Jahre habe ich eine Methode veröffentlicht (polytechn. Journal Bd. CXXV S. 119), um sicher und schnell positive Lichtbilder auf Collodion darzustellen. Seitdem war ich bemüht, solche Bilder auf der Oberfläche der Platten von Holz, Kupfer und Stahl, welche zum Stich dienen, zu dem Zweck zu erzeugen, dadurch die Arbeit des Künstlers bedeutend zu vereinfachen. Die Methode welche ich anwende, ist dieselbe welche ich für die Lichtbilder auf Glas angegeben habe. Die Metallplatte, welche auf gewöhnliche Weise (aber auf ihren beiden Seiten) mit Aetzgrund überzogen wurde, wird mit jodhaltigem Collodion überzogen, dann in das Bad von salpetersaurem Silber getaucht etc. Nachdem man dem Bild im Cyansilberkalium-Bad sein durch das Licht nicht modificirtes Jodsilber entzogen hat, wäscht man es mit vielem Wasser, taucht es in eine Auflösung von Dextrin und trocknet es. Der Kupferstecher kann das Bild nun benutzen wie das durchgezeichnete Blatt, welches gewöhnlich auf den Aetzgrund getragen wird. Ein zweites auf Glas dargestelltes Lichtbild wird als Original der Zeichnung aufbewahrt, welche die Arbeit des Künstlers nach und nach auf der Platte zerstört. Wenn man Metallplatten oder selbst Pappendeckel mit Firniß überzieht, und dann nach meiner Methode positive Lichtbilder darauf erzeugt, so sind dieselben natürlich dauerhafter und leichter zu transportiren als solche auf Glas. (Comptes rendus, April 1853, Nr. 16.) Zur Photographie auf Collodion. Um die Collodionplatten viele Stunden lang empfindlich zu erhalten, wendet man in Frankreich folgendes Verfahren an. Man nimmt zwei Glastafeln von gleicher Größe und verbreitet auf der einen das Collodion wie gewöhnlich; dann taucht man sie in das Bad von salpetersaurem Silber, und nachdem alle Streifen verschwunden sind, hebt man sie vertical aus dem Bad, indem man den untern Rand gerade noch in der Flüssigkeit eingetaucht läßt. Die zweite Glastafel wird nun auf der Collodionschicht angebracht, indem man am untern Rand beginnt. Hierbei wird eine dünne Schicht der Auflösung durch Capillaranziehung zwischen den zwei Glastafeln eingeschlossen, welche man dann in den Rahmen verschließt; so zubereitet, kann man sie einen ganzen Tag aufbewahren, ehe man sie der Wirkung der camera obscura aussetzt. Wenn der Photograph seine Arbeiten wieder aufnehmen will, kann er die Glastafeln leicht trennen, indem er an einem Eck ein dünnes Falzbein einführt, wobei die Collodionschicht ganz unversehrt bleibt, und das Bild wird dann auf gewöhnliche Weise entwickelt. (Journal of the Society of arts) Der sogenannte Naturselbstdruck. Der Director der k. k. Staatsdruckerei in Wien, Hr. Regierungsrath Auer und deren Factor Hr. Worring, nennen „Naturselbstdruck“ eine Erfindung, zu deren Ausführung sie durch einige aus England empfangene, auf lithographischem Wege in sehr versinnlichender Weise ausgeführte Spitzenmuster veranlaßt wurden. Director Auer nahm bei dieser Gelegenheit einen seit Jahren gehegten und bereits probeweise durchgeführten Gedanken wieder auf – Gegenstände der Natur und Kunst ohne Mitwirkung des Zeichners oder Graveurs durch das Original selbst zu vervielfältigen. Die bald darauf der Handelskammer vorgelegten Abdrücke von Spitzenstoffen erregten das größte Erstaunen. Direktor Auer machte dann die gelungensten Versuche mit Abbildungen von weiblichen Handarbeiten, Pflanzen, geätzten Achaten, fossilen Fischen u. dgl. Das Verfahren geschieht in folgender Weise: Das Original, sey es Pflanze, Insect, Stoff oder Gewebe, wird zwischen eine Stahl- und eine Bleiplatte gelegt, die man durch zwei eng zusammengeschraubte Walzen laufen läßt. Durch diesen Druck läßt das Original sein Bild mit allen ihm eigenen Zartheiten auf der Bleiplatte zurück. Trägt man nun auf diese geprägte Bleiplatte die Farben wie beim Kupferstichdruck auf, so erhält man durch einmaligen Druck von der Platte den vollendetsten Abzug des Gegenstandes in seinen verschiedenen Farben. Da die Bleiform wegen ihrer Weichheit eine große Vervielfältigung von Abdrücken nicht zuläßt, so stereotypirt oder galvanisirt man dieselbe und druckt sofort die stereotypirte oder galvanisch erzeugte Platte. Bei einem Unicum, welches keinen Druck verträgt, überstreicht man das Original mit aufgelöster Gutta-percha, macht einen Ueberzug von Silberlösung und benützt sodann die abgenommene Gutta-percha-Form als Matrize zur galvanischen Vervielfältigung. Unter den in der Staatsdruckerei zur Ansicht aufliegenden Gegenständen befindet sich ein auch in typographischer Beziehung und durch sonstige Ausstattung ausgezeichnetes botanisches Werk in Folio, worin die Pflanzenbilder auf dem Wege des Naturselbstdruckes dargestellt sind. Dieses Werk, von dem erst einige Exemplare die Presse verlassen haben, ist „Eine Probe der kryptogamischen Flora des Arpaschthales in den siebenbürgischen Karpathen, von Ludwig Ritter v. Heufler.“ Der Abdruck oder Pflanzen ist so naturgetreu, daß man bei der Zusammenstellung mit der Pflanze selbst nicht zu unterscheiden vermag, welches das Original und welches das Abbild sey. Für das Studium der Botanik ist diese Erfindung von besonderem Werthe; die Herbarien werden dadurch zum Theil überflüssig. Keine menschliche Hand ist im Stande so feine Zeichnungen von Pflanzen in natürlicher Größe wiederzugeben, daß sich daran mit bewaffnetem Auge die Elementartheile erkennen lassen. Die zarteste Abbildung sieht unter der Loupe grob aus, und wenn mit einem außerordentlichen Aufwand von Geschicklichkeit, Zeit und Mühe Miniaturbilder zu Stande gebracht wurden, welche die Loupe vertragen, wie dieß mit dem höchsten der Fall ist, was in dieser Art geleistet worden, mit Daffinger's Bildern der österreichischen Flora, aufbewahrt in der kaiserl. Akademie der bildenden Künste, so ist das was man unter der Loupe sieht zwar fein, aber dagegen nicht im mindesten naturgetreu. Der Naturselbstdruck eignet sich übrigens besser für Zellen- als Gefäßpflanzen, denn letztere müssen stark gepreßt werden um die Umrisse wieder zu geben, wodurch die Kennzeichen, die im körperlichen Umfange liegen, verloren gehen, und die Untersuchung der Elementartheile schwierig wird. Bei Zellenpflanzen aber, die einen einfacheren Bau haben, wird der Abdruck nicht selten Elementartheile oder wenigstens Gruppen von Elementartheilen darstellen, die schon bei einer schwachen Vergrößerung dem Auge erkennbar sind. (Allgem. Zeitung, 1853, Nr. 138.) Zur Analyse des Messings; von Bobierre. Bei neuen Versuchen über die Analyse der Legirungen von Kupfer und Zink habe ich gefunden, daß ein Bleigehalt derselben bei sehr hoher Temperatur die gleichzeitige Verflüchtigung des Bleies und des Zinks zur Folge hat. Dieser Umstand beeinträchtigt aber die genaue Bestimmung des Zinkgehalts nach meiner Methode keineswegs, und es ist darnach bloß die betreffende Stelle in meiner Abhandlung (S. 138 in diesem Bande des polytechn. Journals) zu berichtigen. (Comptes rendus, April 1853, Nr. 17.) Thonerdegehalt der Bogheadkohle. Zwei Proben von Bogheadkohle lieferten mir (Nr. 1) 20,56 und (Nr. 2) 24,09 Proc. Asche. Die Asche von Nr. 1 gab bei der Behandlung mit starker Salzsäure eine Auflösung, aus welcher Ammoniak 6 Gran Thonerde niederschlug; Nr. 2 lieferte 7,12 Gran Thonerde. Folglich enthielt die Asche der zwei Proben respective 29, 18 und 29,55 Procent in Säuren auflösliche Thonerde. Die Asche von einer der Proben zeigte deutliche Spuren von Kupfer, die andere nicht. Die Asche der Bogheadkohle wird auch bereits zur Alaunfabrication benutzt. J. Herapath. (Chemical Gazette, Mai 1853, Nr. 253.) Ueber Gelatine und Leimfolie; von Dr. Heeren. Die Anfertigung der Gelatine, dieser im Wesentlichen mit dem Leim übereinstimmenden, jedoch durch viel größere Reinheit sich von ihm unterscheidenden Substanz, hat in der neueren Zeit durch verschiedene anderweite Anwendungen einen bedeutenden Aufschwung gewonnen. Man benützte sie früher, wie auch jetzt noch, als Nahrungsmittel, besonders zu den bekannten Bouillontafeln, wobei es nur auf einen reinen Geschmack, nicht auf Farblosigkeit ankam, und bereitete sie theils aus Knochen, theils aus Kälberfüßen. Seitdem es aber gelungen ist, sie in vollkommen farblosem und durchsichtigem Zustande darzustellen, so daß sie kaum von Glas zu unterscheiden ist, haben sich noch andere Benützungen gefunden. Sie wird, indem man die durch Abdampfen concentrirte Auflösung auf fein polirten Metallplatten eintrocknen läßt, in Gestalt dünner, ganz geradflächiger Blätter von bedeutenden Dimensionen gewonnen, welche eine Art Papier oder dünner Pappe von glasartiger Durchsichtigkeit darstellen. Mit aufgelösten Pigmenten versetzt, nimmt sie die reinsten durchsichtigsten Farben an, in welchem Zustande sie sich zur Anfertigung künstlicher Blumen, zu den bekannten transparenten Oblaten und mancherlei anderen Verzierungen eignet. Es sind sowohl von englischen, als auch und besonders von französischen Fabriken sehr großartige, durch Lebhaftigkeit und Klarheit der Farbe das Auge blendende Sortimente von Arbeiten in Gelatine zu ausgestellt worden. (Die Kunsthandlung von Joh. Walch in Augsburg liefert ausgezeichnete Fabricate von Gelatine-Papier, hauptsächlich Heiligenbilder, Gebetbuchblätter, Visitenkarten etc. Die Red.) Die zur Bereitung von Speisen dienende Gelatine, welche in London fast in allen Läden zu haben ist, wird nicht mehr in Gestalt von Bouillontafeln gefertigt, sondern aus dünnen Tafeln zu ganz schmalen bandartigen Streifen zerschnitten, welche sich beim Trocknen wurmförmig krümmen und eine gelbliche Farbe besitzen. (Amtlicher Bericht über die Londoner Industrie-Ausstellung, Bd. I. S. 309.) Ueber Reisstärkmehl. Die Reisstärke soll vor der Weizenstärke den Vorzug haben, daß sie nicht gekocht zu werden braucht, daß sie sich mit dem Wasser inniger verbindet und sich daher besser zur Appretur sehr feiner Stoffe eignet, als Weizenstärke. Vergleichende Versuche über Reis- und Weizenstärke, von Prof. Dr. Heeren in Hannover angestellt, bestätigen dieses. Reisstärke mit Wasser angerührt und allmählich erhitzt, fing bei 58° R. an aufzuweichen und war bei 70° zu einer zwar noch etwas trüben, aber gleichmäßig schleimigen Masse aufgelöst. Weizenstärke begann zwar ebenfalls bei 53° R. aufzuquellen, es zeigte sich aber bei 70° noch eine Menge ungelöster Stärke, und erst nach einigem Kochen verschwand diese. Nachdem eine Zeit lang das Kochen fortgesetzt worden war, verblieb letztere (die Weizenstarke), im Zustande feiner gallertartiger Klümpchen, durch das Anschwellen der einzelnen Körner gebildet, während die Reisstärke schon bei 70° eine mehr gummiartige Flüssigkeit bildete, in welcher, auch bei genauester Betrachtung, die einzelnen Körnchen kaum mehr zu bemerken sind. Sie verhält sich daher bei der Anwendung fast dem Dextrin gleich. (Amtlicher Bericht über die Londoner Industrie-Ausstellung, Bd. I S. 310.) Ueber Mercer's Vorbereitung von Baumwollenstoffen zur Färberei; von Dr. Varrentrapp. Die gewebten oder gewirkten Baumwollenfabricate werden (nach diesem wiederholt im polytechn. Journal besprochenen Verfahren) ein bis zwei Minuten lang in eine Lauge von caustischer Soda getaucht von 1,26–1,28 specifischem Gewicht bei 15–18° C., dann im Wasser, hierauf in sehr verdünnter Schwefelsäure, zuletzt in Wasser gespült. Durch diese Operation hat sich das Ansehen der Waare wesentlich verändert. Lose gewebte Zeuge sind weit dichter geworden; freilich haben sie etwa ein Sechstel in der Breite eingebüßt, aber sie sind auch viel stärker und härter geworden. Fäden daraus, welche durchschnittlich nur 12 Loth tragen konnten, ehe sie präparirt wurden, tragen jetzt 16 Loth, ehe sie zerreißen. Gewirkte Waaren dagegen haben den Nachtheil, sehr an Elasticität zu verlieren: man kann dieß vollkommen zugeben, ohne den Werth des Processes herabzusetzen. Meinungen, die geäußert werden, z.B. daß solche Strümpfe, die allerdings sehr viel schöner aussehen, wie vor der Präparation, aber sehr unelastisch geworden sind, wegen Nichtgestattung der Ausdünstung ungesund zu tragen seyen, sind ganz grundlos. Der Erfinder glaubt nachweisen zu können, daß die Soda sich chemisch mit der Baumwolle verbinde, die Schwefelsäure zersetze die Verbindung, scheide aber die Baumwolle mit einem Atom Wassergehalt mehr ab, als sie im gewöhnlichen Zustand enthalte; das Wasser entweiche bei 76° C., ohne daß die Eigenschaften der präparirten Faser verändert würden. Man kann den Beweis für diese Erklärung als noch nicht geliefert betrachten. Man mag sich die Wirkung vielmehr mechanisch vorstellen. Die Sodalauge macht die platt zusammengetrocknete, schlauchartige Baumwollenfaser aufquellen, daher die Verkürzung, dringt in das Innere derselben und wird daraus nur mit Hülfe der Schwefelsäure vollständig ausgewaschen, was leicht stattfindet. Der aufgequollene Zustand, das Rundwerden der platten Faser soll sich unter dem Mikroskope leicht erkennen lassen; welche Schwierigkeit besteht dann noch, den wichtigsten Theil der Entdeckung zu begreifen, auch ohne Zuziehung der chemischen Veränderung, daß nämlich die präparirte Baumwolle sich so schön, intensiv und feurig, wie Wolle färbt. Die Farbstoffe vermögen jetzt in die Faser selbst einzudringen, sie haften nicht mehr bloß auf der Oberfläche, sie werden in größerer Menge aufgenommen, sie sind fester gebunden; die Faser selbst, nicht nur die Oberfläche muß zerstört werden, wenn sie sich abreiben sollen. Es liegen uns eine Masse von Proben vor, wo die halben Stücke präparirt, die andere Hälfte nicht präparirt und das Ganze dann gleichzeitig in denselben Bädern gefärbt wurde. Die ersteren Theile sehen wie wollene Stoffe, die zweiten wie gewöhnliche Kattune aus; eben so ist es bei Baumwollen-Sammet u.s.w. Bedruckt man die Stoffe vor der Präparation mit Gummi, so wirkt die Sodalauge an diesen Stellen nicht ein, es bleiben gemusterte Zeuge mit lichteren und dichteren Stellen; färbt man diese, so ist die Färbung eben so verschieden. Allerdings lassen sie sich nicht glätten. Die vollendeten Versuche an vielleicht 50 verschiedenen Stücken liegen vor, die Anwendung im Großen kann und wird nicht ausbleiben. (Amtl. Bericht über die Londoner Industrie-Ausstellung Bd. I S. 274. Das Faulen des Wassers zu verhüten. Ein gutes Mittel gegen das Faulen des Wassers besteht darin, daß man dasselbe mit metallischem Eisen in Berührung bringt. Die Wirksamkeit dieses Mittels wurde unter anderm an Wasser bemerkt, worin Blutegel aufbewahrt wurden. Man kann diese Jahre lang in demselben Wasser aufbewahren, indem man nur das verdunstete Wasser ersetzt, ohne daß das Wasser faul wird, wenn in demselben sich viele eiserne Nägel befinden. Durch das Rosten derselben wird das Faulwerden verhindert, indem der Schleim, den die Thiere entlassen, sich stets mit dem Eisenroste verbindet. (Allgem. polytechn. Zeitung, 1853, Nr. 3.) Entfernung des übeln Geruchs der Nachtgeschirre und Abtrittgruben durch Eisenvitriol. In der neuen Strafanstalt bei Berlin sind auf höhere Anordnung hin Versuche mit der Anwendung des Eisenvitriols zur Entfernung des Übeln Geruchs der Nachtgeschirre und Abtrittgruben gemacht worden, welche so günstige Resultate geliefert haben, daß die Regierung von Potsdam sie unterm 3. Decbr. v. J. im preußischen Staatsanzeiger veröffentlichte. Es wurden nämlich täglich 10 Pfund Eisenvitriol in 170 Quart Wasser aufgelöst und diese Auflösung auf 38 größere Nachtgeschirre zur Vertilgung des Geruchs verwendet. Die Kosten dafür beliefen sich bei einem Preise von 1 Thlr. 15 Sgr. per Centner Eisenvitriol auf 4 Sgr 1 Pfg. täglich und auf 1 11/38 Pfg. für jedes Nachtgeschirr. Das Auflösen nahm man mit kaltem Wasser in hölzernen oder irdenen Geschirren unter mehrmaligem Umrühren vor. Zinkgefäße taugen dazu nicht, sie werden angegriffen. Die Auflösung erhält hierbei nach dem 1000theiligen Aräometer ein specifisches Gewicht von 20 Graden bei einer Temperatur von 14° R. Diese Flüssigkeit beseitigt allen stinkenden Geruch, so lange der Koth damit übergossen und die Uringefäße bis zu 1/8 des Raumes damit gefüllt sind. Für eine Abtrittgrube von 275 Kubikfuß Rauminhalt reichen 25 Pfd. Eisenvitriol in 200 Pfd. (90 Quart) Wasser aufgelöst – also 3/8 Pfd. auf den Kubikfuß – hin, wobei aber die Auflösung mit dem Koth vermengt werden muß, so daß der Unrath von derselben vollständig bedeckt ist. In Anstalten, wo mehr Fleischspeisen als in der Strafanstalt gereicht werden, muß auch mehr Eisenvitriol genommen werden, wogegen aber die Düngkraft des auf diese Weise geruchlos gemachten Unrathes bedeutend erhöht wird, wie man sich auf dem sonst ganz unfruchtbaren Boden bei der neuen Strafanstalt beim Anbaue verschiedener Gartenfrüchte überzeugt hat. (Kunst- und Gewerbeblatt für Bayern, 1852, S. 812.) Preisaufgabe des königlichen Ingenieur-Vereins im Haag. Die Regierung der Stadt Amsterdam hat im Jahre 1852 einer Commission von fünf Mitgliedern die Untersuchung aufgetragen, ob die Idee, Amsterdam durch einen großen Schifffahrt-Canal mit der Nord-See zu verbinden, nämlich in der Richtung, wo Holland am schmalsten ist, ausführbar sey, und, im bejahenden Fall, davon einen Entwurf zu machen. Dieser Entwurf, ausführlich erörtert in dem Rapport der Commission vom December 1852, ist im J. 1853 gedruckt worden und allgemein zu haben.Verslag van de door het bestuur der stad Amsterdam benoemde Commissie, tot onderzoeg naar de mogelijkheid, om door het smalle gedeelte van Holland een kanaal, geschikt voor de groote sheepvaart, en eene veilige haven aan te leggen. Te Amsterdam, ter stadsdrukkerij. 1853. Preis 3 Gl. Der Kostenanschlag sämmtlicher Arbeiten beträgt die Summe von achtzehn Millionen Gulden, und die Zeit der Ausführung ist auf fünfzehn Jahre angesetzt. Die bedeutenden Kosten, aber mehr noch die lange Zeitdauer sind Schwierigkeiten, die vielleicht die Ausführung nicht ermöglichen dürften. Der königliche Ingenieur-Verein dazu angesucht und in Stand gesetzt von einem seiner Mitglieder, schreibt deßhalb, mit Gutheißen und Mitwirken der Regierung von Amsterdam, die folgende Preisfrage aus: „Den Entwurf eines Canals zu liefern, für Schiffe von der größten Construction, zur Verbindung des Y bei Amsterdam mit der Nord-See, in der Richtung, wo Holland am schmälsten ist, und worin obige Schwierigkeiten, die gegen den bestehenden Entwurf gemacht werden können, vermieden werden.“ Zu den einzuschickenden Antworten müssen gefügt werden Kostenanschlag und detaillirte Eintheilung der Arbeiten, welche für die Frist der Ausführung angenommen werden. Zeichnungen sind nur insofern erforderlich, als sie nöthig seyn dürften, um deutlich die Abweichungen vom oben erwähnten gedruckten Rapport anzuzeigen. Die in demselben enthaltenen Nivellirungen, Sondirungen und sonstigen Messungen des Terrains werden als richtig und genau angenommen und mögen zur Grundlage dienen zu den Erörterungen und Berechnungen in den Antworten auf die Preisfrage. Die Antworten werden vor dem 31. December 1853 franco eingesendet an den Secretär des königlichen Ingenieur-Vereins im Haag. Sie müssen in deutlicher lateinischer Schrift verpaßt seyn, entweder in holländischer, französischer, deutscher oder englischer Sprache. Alle Theile müssen irgend ein Kennzeichen oder einen Spruch führen. Ein versiegelter Brief, worauf dieses Zeichen oder dieser Spruch vermeldet ist, enthält den Namen des Einsenders; doch steht es den Concipisten frei, die Stücke mit ihrer Namensunterschrift zu versehen. Die Beurtheilung der Antworten geschieht durch den dirigirenden Rath des königlichen Ingenieur-Vereins. Der Verfertiger des besten, ausführbaren Entwurfs bekommt eine Belohnung von zweitausend Gulden, wovon die eine Hälfte von dem obenermeldeten Mitgliede des Vereins, und die andere von der Regierung von Amsterdam angewiesen ist. Die zu den gekrönten Antworten gehörenden Stücke bleiben im Archiv des Vereins aufbewahrt, und es steht dem Vereine frei, die darin enthaltenen Andeutungen und Ideen bei der Zusammenstellung eines andern Entwurfes zu benutzen für den Fall, daß keine der Antworten ganz zur Ausführung geeignet wäre, und also der Prämie nicht werth erachtet werden sollte. In diesem Falle jedoch wird, wie billig, ein Theil der Prämie dem Entwerfer solcher Stücke zuerkannt werden. Die Namenbillets der nicht entsprechenden Antworten werden uneröffnet in der allgemeinen Versammlung des Ingenieur-Vereins verbrannt. Der dirigirende Rath des königl. Ingenieur-Vereins, F. W. Conrad, Präsident. Staring, Secretär.