Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 128, Jahrgang 1853, Nr. , S. 392
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Miscellen. Miscellen. Die Conservirung des Holzes nach der im Königreich Sachsen patentirten Methode des Dr. Apelt, Professor an der Universität Jena und Besitzer eines Kohlenwerkes zu Oppelsdorf bei Zittau. Durch den Bau der Eisenbahnen hat das Problem der Conservation des Holzes eine große Wichtigkeit, und man darf wohl sagen, ein nationalökonomisches Interesse erlangt. Denn ein nicht unbedeutender Schatz des Nationalreichthums, zahllose Stämme aus unsern Waldungen, bilden die Grundlage der Schienenwege, jedem Einfluß der Witterung, jedem Wechsel von Nässe und Dürre ausgesetzt. Die Kräfte der Atmosphäre wie des Bodens arbeiten ununterbrochen an der Zerstörung dieses Holzes. Man schlägt allein auf den sächsischen Staatseisenbahnen den täglichen Verlust, den die Fäulniß der Schwellen verursacht, zu 550 Thlr. an. Dieß beträgt in Einem Jahre 200,000 Thlr. Durch diese starke Holzconsumtion, sowie nicht minder durch die wachsende Bevölkerung und Industrie muß allmählich der Verbrauch größer werden als tue Production des Holzes, und es ist die Frage, wie lange überhaupt unsere Wälder den Bedarf, falls er nicht vermindert wird, noch zu decken vermögen. Um einer solchen Gefahr zu begegnen und die Kosten zu vermindern, die durch die öfters wiederkehrende Erneuerung der Schwellen verursacht werden, hat man bereits versucht, den Eisenbahnschwellen durch Kunst eine längere Dauer zu geben. Diese Kunst besteht in der Imprägnirung des Holzes mit Metallsalzen, vorzüglich mit Vitriol. Die verschiedenen Methoden, nach denen man hierbei verfährt, haben das gemeinsam, daß die Schwellen in einer vitriolhaltigen Flüssigkeit getränkt werden, und weichen hauptsächlich nur darin von einander ab, daß nach der einen Art die Schwellen kurze Zeit bei hoher Temperatur, nach der andern Art dagegen längere Zeit bei gewöhnlicher Temperatur in die Auflösung des Metallsalzes gelegt werden Alle diese Methoden erfordern mehr oder minder kostspielige Apparate, menschliche Arbeitskräfte und einen doppelten Transport der Schwellen, indem die ungetränkten zu der Station, wo der Apparat aufgestellt ist, hingefahren, die imprägnirten wieder davon weggefahren werden müssen. Auch läßt jede auf dem angegebenen Princip beruhende Methode noch Vieles zu wünschen übrig, denn: 1) bietet sie noch keine sichern Garantien für die Zukunft. Alle diese Methoden selbst sind noch zu jung, als daß sie schon vieljährige Resultate aufweisen könnten. Der Erfolg, den man sich von ihnen verspricht, ist daher vorerst nur ein hypothetischer und kein durch Erfahrung verbürgter. 2) Gegen die Gewißheit des erwarteten Erfolgs regen sich aber auch einige Bedenken. Der Anblick der gesottenen Schwellen zeigt, daß durch das Kochverfahren nur der Splint oder die äußere Umgebung, aber nicht der Kern des Holzes imprägnirt wird. Da nun Kiefernholz nicht wie Eichenholz von außen nach innen, sondern von innen heraus nach außen zu faulen pflegt, so dürfte die Zulänglichkeit dieser Methode für kieferne Schwellen bedenklich scheinen. Auch dürfte die hohe Wärme, welcher die Schwellen dabei ausgesetzt sind, leicht der Festigkeit des Holzes schaden, weil dadurch die harzigen Bestandtheile flüssig und dem Holze entzogen werden. In die Schwellen, die man, ohne sie zu kochen, nur längere Zeit in eine Salzauflösung legt, dringt zwar das Metallsalz tiefer ein, und zwar um so tiefer, je länger man sie in drr Solution liegen läßt. Es erhebt sich aber gegen die Zulänglichkeit sowohl dieses wie des Kochverfahrens noch ein Bedanken anderer Art. Das Imprägniren des Holzes mit Metallsalz ist offenbar nur ein Mittel zum Zweck. Der Zweck, nämlich die Conservirung des Holzes wäre erst dann erreicht, wenn eine Vererzung des Holzes bewirkt würde. Der Vererzungsproceß besteht wie der Versteinerungsproceß des Holzes aus zwei Theilen: der erste Act beginnt mit Imprägnation, der zweite mit langsamer und allmählicher Entfernung des Organischen. Die Natur führt im Falle eines Versteinerungsprocesses die Silicate und im Falle eines Vererzungsprocesses die Metalle, welche an die Stelle der organischen Bestandtheile treten, stetig und ununterbrochen zu. Bei den imprägnirten Schwellen dagegen findet der umgekehrte Fall statt. Die Nässe laugt nämlich dieselben wieder aus und so entzieht hier die Natur dem Holze die künstlich in dasselbe gebrachten Metalle, noch bevor sie der langsam fortschreitenden Vererzung die ausreichenden Dienste geleistet haben. 3) Haben alle Methoden der künstlichen Imprägnirung den wesentlichen Mangel, daß sie weder auf Telegraphenstangen noch Gebäude anwendbar sind. Wenn nun auch in jenen Stangen kein so beträchtlicher Capitalwerth wie in den Schwellen liegt, so verursacht doch das häufige Abfallen und Umstürzen derselben lästige Störungen im Betriebe, die besonders den Beamten der Bahn fühlbar werden können. Die Neigung der Holzfaser zur Fäulniß beruht im Allgemeinen darauf, daß sie wie alles Organische aus drei basischen Substanzen (Kohlenstoff, Wasserstoff und Stickstoff) und aus einer verhältnismäßig zu geringen Menge von Sauerstoff besteht, um jenen Vasen das chemische Gleichgewicht zu halten. Sobald daher die Lebenskraft des organischen Körpers erlischt und der unter ihrer Herrschaft stattgehabte Stoffwechsel aufhört, folgen jene basischen Stoffe ihrer chemischen Natur, sättigen sich mit Sauerstoff, verstüchtigen sich zum Theil in Gasform und führen so die allmähliche Zerstörung des organischen Körpers herbei. Ungeachtet dieser leichten Zerstörbarkeit organischer Gebilde sehen wir in fossilen Pflanzen vegetabilische Ueberreste der Vorwelt, welche die Natur Jahrtausende aufbewahrt hat, ohne Veränderung ihrer äußern Form und inneren Structur; nur die chemische Zusammensetzung der Pflanzenzelle ist eine andere geworden, indem an die Stelle organischer Stoffe anorganische getreten sind. Dieser Versteinerungs- und Vererzungsproceß ist gleichsam ein Wink der Natur über die Richtung des Weges, den man einzuschlagen hat bei der Auflösung des Problems der Conservirung des Holzes. Es ist mir nun gelungen, eine Methode der Conservirung des Holzes ausfindig zu machen, welche dieser leitenden Idee entsprechen dürfte und welche auf einem andern Princip, als alle bisher bekannten Methoden beruht. Der Erfolg derselben ist nicht bloß hypothetisch, sondern auf vieljährige Erfahrungen gegründet. Ich habe nämlich durch den Bergbau Gelegenheit gehabt, schon seit einer Reihe von Jahren über diesen Gegenstand Erfahrungen zu sammeln, und ich kann Holz vorlegen, das länger als 15 Jahre unter dem Einfluß der Anwendung der Methode gestanden hat, die ich sogleich angeben werde. Dieses Holz zeigt folgende Eigenschaften: 1) Es ist inwendig besonders auf dem Kern rosenroth. Das kieferne mehr noch als anderes. Wenn man es verbrennt, so gibt es rothe Asche. Diese rothe Farbe des Holzes sowie der Asche kommt, wie aus der nachfolgenden Exposition erhellen wird, von Eisenoxyd, womit das Holz durchdrungen ist; 2) das Holz spaltet noch gut und rein; 3) es reißt auch nicht die Quere ab; 4) es behält die Spannkraft Nägel festzuhalten; 5) es lösen sich die Jahresringe des Holzes nicht von einander; 6) es bricht noch mit Splittern; 7) es läßt sich auch noch biegen, ohne zu zerbrechen. Die Methode, nach der ich dieses Holz conservirt habe, ist neu und eigenthümlich nicht nur rücksichtlich des Mittels das ich anwende, sondern auch rücksichtlich des Princips, auf dem das ganze Verfahren beruht. Das Mittel, das ich anwende, ist die sogenannte Oppelsdorfer Schwefelkohle, eine eigenthümliche Kohle, die außerdem nicht wieder vorkommt und die ungefähr zu 2/3 ihres Gewichts aus äußerst fein zertheiltem Markasit (FeS², FeS) Diese Kohle erhält, wie ich gefunden habe, jene merkwürdige holzconservirende Eigenschaft durch eine einfache Zubereitung, die im Wesentlichen darin besteht, daß man das Schwefeleisen der Kohle sich in schwefelsaures Eisenoxydul oder Vitriol verwandeln läßt. Das Princip, auf dem meine Methode beruht und wodurch sich dieselbe wesentlich von jeder andern unterscheidet, besteht darin, daß ich ohne Apparate und ohne Kosten bloß durch Naturkräfte einerseits eine allmählich fortschreitende Vererzung des Holzes bewirke, andererseits rasch und auf einmal die schädliche Einwirkung des Bodens beseitige. Sie ist daher die einfachste und in einem weiten Umkreis auch die billigste Methode, die man sich überhaupt denken kann. Ihre Ausführung besteht ganz einfach in Folgendem. Nachdem die Oppelsdorfer Schwefelkohle sich in Vitriolkohle verwandelt hat, bringt man sie in unmittelbare Berührung mit dem Holze, das man zu conserviren beabsichtigt. Vermöge der Eigenschaft der Kohle als hygroskopische Substanz die Feuchtigkeit der Atmosphäre an sich zu ziehen, sowie durch den auffallenden Regen löst sich der in der Kohle enthaltene Vitriol auf, dringt langsam und allmählich ins Holz und imprägnirt dasselbe. Es wird also hier durch bloße Contactwirkung von der Natur selbst der Proceß des Imprägnirens mit einem Metallsalz vollzogen, der nach jeder andern Methode nur durch die Kunst der Menschen und mit Anwendung gewisser an eine feste Oertlichkeit gebundener Apparate ausgeführt werden kann, und es ist bemerkenswerth, daß nach dieser Methode eine Naturkraft, nämlich die Nässe, für die Conservirung des Holzes wirken muß, die sonst gerade demselben den meisten Schaden zufügt. Aber nicht bloß eine natürliche Imprägnirung, sondern auch, was die Hauptsache und bei der künstlichen Imprägnirung noch problematisch ist, die allmählich fortschreitende Vererzung des Holzes wird dadurch erreicht. Dieß läßt sich sowohl theoretisch als praktisch darthun. Die Fäulniß entsteht dadurch, daß der Gerbestoff des Holzes, der eine große Neigung zur Verbindung mit Sauerstoff hat, Sauerstoff aufnimmt und dadurch Ulmin, den sogenannten Mulm erzeugt. Dieser Sauerstoff wird dem Holze, das wie das kieferne von innen herausfault, weit mehr durch die eindringende Nässe als durch die Atmosphäre zugeführt. Enthält nun die eindringende Flüssigkeit aufgelösten Eisenvitriol, so verbindet sich das Eisenoxydul, das sich gleichzeitig unter Mitwirkung des Sauerstoffs in Eisenoxyd verwandelt, mit dem Gerbestoff des Holzes zu gallussaurem und gerbesaurem Eisenoxyd, wodurch die Bildung des Ulmins gehindert, d. i. die Fäulniß unmöglich wird.Hierbei findet eine Zersetzung des Metallsalzes statt. Das Eisenoxydul verwandelt sich in Eisenoxyd und tritt in kleinen selbst mikroskopisch nicht mehr sichtbaren Krystallen in die Zellenwandung ein. Zufolge dieser Substitution geschieht es, daß die allmählich sich bildende Conglomeration dieser kleinen Krystalle die ursprüngliche Form der Pflanzenzelle erhält. Schon im Jahre 1836 sprach Prof. Göppert in Breslau auf der Naturforscher-Versammlung in Jena in einem Vortrage über die Versteinerung der Pflanzen (Isis 1837, Heft 5, S. 341) die Vermuthung aus, daß die Natur bei dem Versteinerungsproceß das Organische nicht durch hohe Temperatur, sondern allmählich auf nassem Wege durch stille Verwesung entferne, und er stützte diese Vermuthung darauf, daß nach dem von ihm eingeschlagenen gewaltsamen Verfahren zwischen Thonplatten, die bis zum Glühen erhitzt wurden, Pflanzen der Jetztwelt künstlich in fossile zu verwandeln, das Holz niemals die Festigkeit des versteinerten erlangte. Meine Beobachtungen bestätigen seine Vermuthung, indem sie zu dem von ihm angeführten negativen Grunde einen positiven hinzufügen. Daß die Praxis meines Verfahrens mit der Theorie in vollkommener Uebereinstimmung ist, zeigt die Beschaffenheit des von mir conservirten Holzes. Dieses Holz enthält nämlich nicht wie das künstlich imprägnirte den Vitriol grünlich abgelagert zwischen den Jahresringen, vielmehr beweist die rothe Farbe des Holzes, sowie der Asche, daß das lösliche Metallsalz zersetzt und das Eisenoxydul in Eisenoxyd verwandelt ist. Läßt man solches geröthetes Holz selbst Tagelang im Wasser liegen, so bleibt das Wasser völlig farblos, – ein Beweis, daß das Eisenoxyd nicht etwa nur mechanisch darin abgelagert, sondern chemisch mit dem Holze verbunden, d. i. daß das Holz im Zustande der Vererzung begriffen ist. Die Oppelsdorfer Schwefelkohle besitzt aber neben der so eben auseinandergesetzten holzconservirenden Eigenschaft, welche auf der starken Verwandtschaft des in ihr enthaltenen Eisens zum Gerbestoff des Holzes beruht, noch eine zweite merkwürdige holzconservirende Eigenschaft. Es findet sich nämlich neben dem Schwefeleisen zuweilen in geringer Menge auch Arsenikeisen in ihr, das bekanntlich durch seine bloße Gegenwart eines der stärksten Präservative gegen die Fäulniß ist. Diese durch seine bloße Gegenwart das Holz vor Fäulniß schützende Kraft des Arsenikeisens beruht darauf, daß dasselbe den durch die Feuchtigkeit in das Holz eingeführten Sauerstoff in sich aufnimmt (indem sich die arsenige Säure in Arsensäure verwandelt) und dadurch diesen Sauerstoff unschädlich macht. Ein eigenthümlicher Vorzug meiner Methode vor jeder andern verdient noch besonderer Erwähnung. Wenn das Holz im Boden liegt, so arbeiten zwei ganz verschiedenartige und von einander unabhängige Ursachen an seiner Zerstörung: zu der inneren Neigung der Holzfaser zur Auflösung gesellt sich nämlich dann noch die äußere Einwirkung der Vegetationskraft des Bodens. Alle bisherigen Methoden der Conservirung des Holzes sind von der Art, daß sie nur die im Holze selbst liegenden Kräfte der Zerstörung zu Paralysiren suchen, dagegen den zuletzt genannten äußern schädlichen Einfluß, durch den das Holz oft noch mehr leidet, nicht beseitigen können. Nach meiner Methode hingegen wird eine vitriolhaltige Substanz zwischen das Holz und den Boden gebracht, die ihren Vitriolgehalt ebensowohl dem Boden wie dem Holze mittheilt, und dadurch einerseits die dem Holze nachtheilige Vegetationskraft des Bodens gänzlich zerstört, andererseits die Widerstandsfähigkeit der Holzfaser gegen die Fäulniß erhöht. Es ist ferner offenbar, daß eine Wirkung um so nachtheiliger seyn wird, je länger und anhaltender die Ursache zu wirken fortfährt. Das Holz kann aber nach meiner Methode fortdauernd unter dem Einflusse einer dasselbe conservirenden Ursache erhalten werden, während es nach jeder andern Methode nur einmal einer vorübergehenden Einwirkung einer solchen ausgesetzt ist. Bei der großen Einfachheit des Princips, auf dem meine Methode beruht, vereinigt sie dennoch eine Mannigfaltigkeit von Vortheilen und Vorzügen vor jeder andern Methode in sich. Sie weicht, wie ich bereits angegeben habe, von den übrigen Methoden in mehreren Stücken ab, die sich übersichtlich etwa so zusammenstellen lassen: 1) Ich tränke die Schwellen nicht in einer vitriolhaltigen Flüssigkeit, sondern umgebe sie mit einem festen vitriolhaltigen Körper. 2) Nach meiner Methode wird die Imprägnirung des Holzes nicht durch Kunst, sondern durch Naturkräfte bewirkt, die ohne Kosten dieses Werk ausführen. 3) Nach meiner Methode wird ein allmählich fortschreitender Vererzungsproceß des Holzes eingeleitet und unterhalten, wozu die continuirlich fortwirkende natürliche Imprägnirung das nöthige Material liefert. Bei der künstlichen Imprägnirung dagegen wird ein Ueberschuß von Metallsalzen auf einmal ins Holz gebracht, der, weil er nicht so rasch zersetzt und in anderer Weise von Neuem chemisch gebunden werden kann, durch eindringende Flüssigkeit wiederum aufgelöst wird, wodurch dem Holze das zur allmählich fortschreitenden Vererzung nöthige Material entführt wird. 4) Jede andere Methode wirkt bloß einseitig auf das Holz, nach meiner Methode erfolgt eine Doppelwirkung, einerseits auf das Holz, andererseits auf das Erdreich, in dem es liegt. 5) Nach jeder andern Methode wirkt die conservirende Ursache nur einmal und rasch vorübergehend auf das Holz, nach meiner Methode dagegen wirkt sie langsam und in steter Fortdauer auf dasselbe. 6) Jede andere Methode erfordert einen bestimmten Ort der Zubereitung und die dabei nöthigen Anlage- und Förderungskosten; meine Methode ist überall und selbst auf eingebaute Schwellen sofort anwendbar. 7) Es wird bei ihr die Zeit der Zubereitung, welche bei andern Methoden den Baufond belastet, erspart. 8) Endlich hat sie den Vortheil, daß sie nicht bloß auf Eisenbahnschwellen, sondern auch auf Telegraphenstangen und Gebäude angewendet werden kann. Wie einfach und zweckmäßig diese Methode ist, wovon ich nur neben ihrer Wohlfeilheit und Sicherheit den Umstand anführen will, daß ich die sonst das Holz zerstörenden Witterungseinflüsse nicht nur unschädlich, sondern selbst der Conservirung des Holzes dienstbar mache und so durch die Natur das verrichten lasse, was bei andern Methoden viele Kosten und Weitläufigkeiten verursacht, glaube ich hiermit dargelegt zu haben. Das Trocknen von Nutzhölzern; von Hrn. Dr. Rau in Heidelberg. Newton in London hat ein Verfahren, Holzstücke in einer Trockenkammer durch schnell einströmende heiße Luft auszutrocknen. Er zeigte englische und ausländische Hölzer in rohem und gleichzeitig in getrocknetem Zustande, in welchen sie nach seinem Verfahren binnen wenigen Wochen versetzt worden sind. Der Vorgang besteht darin, daß Ströme erwärmter Luft unablässig in einen großen Raum eingelassen werden, in welchem die Bretter sorgfältig auf die hohe Kante aufgeschichtet sind, doch so, daß zwischen jedem Brette Raum gelassen ist, damit die erwärmte Luft es nach allen Seiten hin bestreichen kann. An der Decke des Lagerraumes sind Ventilatoren angebracht, mittelst welcher die Luftströme, die ihren Dienst gethan und eine gewisse Menge der ausdünstenden Flüssigkeit in sich aufgenommen haben, wieder abgelassen und durch frische ersetzt werden. Durch das Newton'sche Verfahren soll nicht allein das Werfen, sondern auch das Faulen und die Trockenfäule verhindert und überhaupt das zu den meisten Verwendungen unentbehrlich? Trocknen sehr beschleunigt werden. Man sah Holzstücke, die nur auf der einen Seite ausgetrocknet worden waren. Nach den Angaben des Ausstellers Verliert Weißbuchen- (Hornbaum-) Holz 13,82 Procent des Gewichts, Ebenholz 16, Nußbaum 26, Mahagony 26,9, Pappelholz 48,75 Procent. Ein zolldickes Stück Ebenholz brauchte 15 Tage zum völligen Austrocknen. (Amtl. Bericht über die Lond. Ausst. Bd. I S. 415.) Reinigung des Oels für Uhren; von Hrn. Dr. v. Viebahn in Berlin. Das gereinigte Oel oder Oleïn, dessen sich die Uhrmacher bedienen – Uhröl – wird in England gewöhnlich von Mandel- oder Olivenöl bereitet, indem man dasselbe durch Auflösen in Spiritus von dem in dem Oel enthaltenen Stearin befreit und den Spiritus nachher davon abdestillirt; dasselbe muß bei allen gewöhnlichen Temperaturen dem Verdicken und Gefrieren widerstehen und wird in England bis zu 1 1/2 Shilling für die Drachme bezahlt. Ein wohlfeileres Uhröl wird bereitet durch Einlegung eines reinen Streifens Blei in ein weißes mit Olivenöl gefülltes Glas, welches eine Zeitlang der Einwirkung der Sonnenstrahlen ausgesetzt, und wovon nach Absenkung der geronnenen Theile die obere farblose Schicht abgeschöpft wird. (Amtl. Bericht über die Lond. Ausst. I. Bd., S. 396.) Berichtigung, das Dellmann'sche Elektrometer betreffend. Hr. Dellmann beschuldigt mich in Poggendorff's Annalen Bd. LXXXVI S. 225 der Gewissenlosigkeit „sein Elektrometer nachgemacht zu haben, ohne ihn als Erfinder zu nennen.“ Ich kann nun aber durch gültige Zeugen nachweisen, daß ich das von mir angegebene Instrument bereits seit dem Jahre 1830 zur Beobachtung der atmosphärischen Elektricität benutzt habe – also lange vorher ehe mir eine Beschreibung des Dellmann'schen Elektrometers zu Gesicht kommen konnte. Mich führte lediglich die vorlängst bekannte Coulomb'sche Drehwaage zur Einrichtung dieser einfachen Vorrichtung – auch habe ich dieselbe nie und nirgends als eine neue und mir eigenthümliche Erfindung, sondern nur als eine an sich geringe Umänderung und compendiöse Modification dieser Drehwaage betrachtet und angegeben. Ueberdieß ist meine Einrichtung in mehrfacher Beziehung von der Dellmann'schen verschieden.Poggendorff's Annalen Bd. LXIX H. 1, S. 71. Müller's Bericht über die neuesten Fortschritte der Physik Bd. I S. 28, 1849-1852. Es liegt überhaupt ganz außer meinem Sinne, mich mit fremden Federn zu schmücken, und alle meine geringen mathematischen und physikalischen Ausführungen zeigen eher den entgegengesetzten Fehler, vorliegende Autoritäten zu wenig zu beachten. Wenn nun D. das Princip der Drehwaage für sich allein in Anspruch nimmt, so überlasse ich ihm diese seine Anmaßung und angebliche Erfindung gern und in jeder Beziehung; um so mehr da ich auf meine Vorrichtung – als wirkliches Meßinstrument nicht den geringsten Werth lege. Ich habe nämlich bei langjähriger Beobachtung mehrerer solcher feststehender kleiner Drehwaagen mich überzeugt, daß dieselben bei ihrer großen Empfindlichkeit wohl als Elektroskop sehr brauchbar, hingegen als wirkliche Meßinstrumente trüglich und unsicher sind – indem mir die Nadel derselben oft, ohne irgend eine Verbindung mit einer bekannten Elektricitätsquelle, eigenthümliche zeitweilige Abweichungen zeigte. Der Grund dieser Erscheinung scheint in der so leicht local erregbaren elektrischen Atmosphäre des Glasgehäuses zu liegen. Diese wird namentlich bei trockener Luft, in Folge einseitiger Luft- oder Wärmeströmung und oft schon durch Annäherung des Beobachters, aufgeregt und wirkt durch die Zuleitung auf die höchst empfindliche Nadel. Ich habe bereits in einem Nachtrag zu obigem Aufsatz in den Annalen, im Mai 1852, auf diesen Uebelstand aufmerksam gemacht. Diese Bemerkung bezieht sich indessen lediglich auf das von mir benutzte Elektroskop, da ich das Dellmann'sche weder jemals gesehen, noch geprüft habe, also auch kein Urtheil darüber fällen kann. Bei der hohen Wichtigkeit einer mathematisch genauen Messung der geringen, auch im ruhigen Zustande stets vorhandenen elektrischen Spannung der Atmosphäre für meteorologische Zwecke habe ich mich seit langer Zeit vergeblich bemüht, ein wirkliches vergleichbares Elektrometer herzustellen. Außer dem oben bemerkten Uebelstande meiner Drehwaage hat mir weder die Aufhängung der Nadel an einem Cocon- oder Spinnefaden, noch an einem Glasfaden zugesagt. Erstere wegen der durch die veränderliche hygroskopische Beschaffenheit modificirten Torsionskraft – letztere wegen der mit dem Wachsthum der Winkelabweichung sich steigernden und bei jedem solchen Faden verschiedenen Spannkraft des elastischen Glases – und beide wegen des Schwankens und der Unsicherheit des Centralpunktes des Abweichungswinkels der Nadel. Eben so wenig Vertrauen auf eine wenigstens bis zu Minuten genaue und sichere Messung konnte mir die vielfach versuchte und auch von Oersted, Peltier u. m. a. benutzte Spannung der Nadel vermittelst eines kleinen an derselben angebrachten Magnets gewähren. Bekanntlich wirkt die veränderliche magnetische Intensität und horizontale Declination ganz vorzüglich auf solche kleine, sehr leichte Magnete – sie veranlaßt oft plötzliche, mehrere Minuten betragende Abweichungen – macht also auch die als normal angenommene Richtkraft der Nadel völlig unsicher und mit ihr die ganze mikroskopische Messung. Indessen hat auch diese Vorrichtung, als Elektroskop zur Beobachtung der atmosphärischen Elektricität, besondere Vortheile, wie ich dieses in dem oben bemerkten Nachtrag näher dargestellt habe. Es ist nichts mehr zu wünschen, als daß es den fortgesetzten Bemühungen des Hrn. Kohlrausch gelingen möge, diese – namentlich für Meteorologie – höchst wichtigen Messungen mit zureichender Sicherheit in Ausführung zu bringen. Die sehr kunstreiche Construction seiner Drehwaage, welche ich so eben in dem ausgezeichneten physikalischen Cabinet des Prof. Knoblauch gesehen habe, scheint wenigstens die oben bemerkte nachtheilige Einwirkung der 'Glashülle wesentlich zu beseitigen. Auffallend war es mir aber, zwischen diesem complicirten Apparate und der Beschreibung des Dellmann'schen Elektrometers nicht die geringste Aehnlichkeit zu entdecken – eben so wenig mit der einfachen Einrichtung meiner kleinen und anspruchslosen Drehwaage, außer daß meine geradlinige Nadel und die von beiden Seiten eintretende Leitung sich vorfindet. – Ich bemerke dieses nicht, um irgend einen Anspruch auf diese Einrichtung zu machen, sondern weil D. gerade dieses gegen Müller's beifälliges Urtheil a. a. O. ausdrücklich rügt und als völlig geringfügig darstellt. E. Romershausen. Ueber die Erkennung des Jods durch Terpenthinöl; von Dr. Julius Löwe. Gleich dem Schwefelkohlenstoff und Chloroform gibt auch das Terpenthinöl mit freiem Jod eine sehr charakteristische Farbenreaction, obschon die beiden erstgenannten Verbindungen an Empfindlichkeit das ätherische Oel weit übertreffen. Setzt man zu einer wässerigen Lösung irgend eines Jodmetalls, aus welchem man das Jod durch salpetrige Säure enthaltende Salpetersäure frei gemacht hat, einige Tropfen Terpenthinöl, so färbt sich die auf der wässerigen Lösung schwimmende ätherische Flüssigkeit je nach der Menge des vorhandenen Metalloids entweder tief braunroth oder bei großer Verdünnung nur schwach rosenroh. Es läßt sich auf diese Weise noch 1/100,000 Jod mit aller Sicherheit nachweisen. In einer Lösung von 1 Theil Jod (respect. Jodkalium) in 107,000 Theilen Wasser war die Reaction für das Auge nicht mehr sichtbar, wohl aber geben bei dieser Verdünnung sowohl Chloroform als Schwefelkohlenstoff noch sehr scharfe und deutliche Reactionen, was bei der überaus großen Empfindlichkeit genannter Reagentien zu erwarten stand, deren Wirkungen ja bekanntlich auf viel größere Verdünnungen sich erstrecken. Unter Umständen kann somit auch das Terpenthinöl zur Nachweisung von Jod Anwendung finden. Bereitung eines farblosen Lacks. Dieser aus 3/4 Schoppen besten Weingeists, 1/4 Pfund Sandarak, 1 1/2 Loth Kampher und 2 1/2 Loth venetianischem Terpenthin bestehende Lack wird auf folgende Weise bereitet: Der Sandarak wird zum Weingeist gethan und mit ihm so lange (circa 1 Stunde) geschüttelt, bis er vollständig aufgelöst ist. Dazu kommt der Kampfer, welcher vorher in kleine Stückchen gebrochen und mit der eben erwähnten Auflösung so lange geschüttelt wird, bis das Ganze eine vollständige Auflösung bildet. In gleicher Weise wird mit dem venetianischen Terpenthin verfahren; wenn er nicht flüssig genug ist, um in die Flasche eingegossen werden zu können, so wird er vorher etwas erwärmt, was ihn dünner macht. Nachdem die Mischung so lange geschüttelt ist, bis sie eine gleichmäßige Flüssigkeit bildet, stellt man sie an einen warmen Platz, z.B. auf einen Porzellanofen oder an einen sonst mäßig warmen Ort, oder im Sommer in die heiße Sonne. Nachdem die Flasche etwa zwei Tage lang ruhig gestanden hat. wird die Flüssigkeit sich vollkommen geklärt haben, während sich unten ein Bodensatz gebildet hat. Man gießt nun das Klare ruhig in eine andere Flasche über und hebt es für den Gebrauch aus. Wenn ein Gegenstand lackirt werden soll, was mit einem Flachpinsel geschieht, so muß er vorher etwas erwärmt werden. Ebenso ist es nöthig den Lack vorher etwas zu erwärmen, was dadurch geschehen kann, daß man etwas davon in eine Tasse oder Porzellanschale gießt und diese in heißes Wasser eintaucht. Eine Hauptsache ist, den Lack dünn aufzutragen. (Gewerbeblatt für das Großherzogthum Hessen, 1853, S. 15.) Die Knochendünger-Fabrication in England; von Hrn. Dr. v. Viebahn in Berlin. Knochen wurden bereits vor mehr als vierzig Jahren in großen und zunehmenden Quantitäten zur Düngung der Rüben verwendet. Bis zur jüngsten Zeit ist die Natur ihrer Einwirkung auf die Rüben sehr unvollkommen aufgefaßt worden, und ihre wirkende Kraft wurde hauptsächlich ihrem stickstoffhaltigen Leim zugeschrieben. Gebrannte, von dem Leim befreite Knochen haben aber beinahe dieselbe, ja Wohl noch bessere Wirkung. Liebig behauptete, daß die wirkende Kraft der Knochen in ihrer Phosphorsäure liege und zeigte, wie vortheilhaft es seyn würde, wenn man sie flüssig als sauren phosphorsauren Kalk in Wasser aufgelöst benützte. Man wendet die Knochen theils bloß gepulvert, theils gepulvert und durch Schwefelsäure zersetzt, theils verkohlt, nachdem sie in den Zuckerraffinerien gebraucht sind, an. Einer der geschicktesten Knochendünger-Fabrikanten, Hr. Hunt in London, beobachtet folgendes Verfahren: Die aus der Umgebung der Fabrik frisch ankommenden Knochen werden zunächst einer besondern Behandlung unterzogen, um das Fett aus ihnen zu gewinnen. Man wirft sie nämlich nach einander in einen Trichter, an dessen Fuße sich zwei Cylinder befinden, wovon der eine aus sieben großen, dicken, gezahnten Scheiben von 25 Centimeter Durchmesser zusammengesetzt ist, welche durch ebenfalls gezahnte Scheiben von 15 Centimeter Durchmesser von einander getrennt sind. Der andere Cylinder besteht aus sechs großen, eben so von einander getrennten Scheiben, welche in die Zwischenräume der sieben großen Scheiben des ersten Cylinders eingreifen. Es versteht sich, daß die, zwischen die Zahne der beiden in entgegengesetzter Richtung sich drehenden Cylinder hineinfallenden Knochen darin stecken bleiben und zermalmt werden. Die so gröblich zerriebenen Knochen werden in einen halb mit Wasser gefüllten Kessel geworfen, der mittelst Dampfs auf 80° R. erhitzt wird; die bei dieser Temperatur geschmolzene Fettsubstanz tritt aus den Knochenhöhlen und den Zellen heraus. Man nimmt das obenauf schwimmende Fett ab; es beträgt 5 Procent vom Gewichte der Knochen, und wird in derselben Fabrik zur Seifenbereitung verwendet. Die ihres Fetts beraubten Knochen werden nun, vermengt mit den von auswärts bezogenen trocknen Knochen, welche eben so zermalmt wurden, weiter behandelt. Sie werden gemeinschaftlich noch mehr zerkleinert, indem man sie näher an einander gestellte gezahnte Cylinder passiren läßt. Mittelst einer cylindrischen Beutelvorrichtung von durchlöchertem Eisenblech werden die größeren Stücke abgesondert und dann neuerdings gemahlen. Ein Theil der Knochen wird schon in diesem Zustande an die Landwirthe verkauft; sie wirken langsam, aber wie ein zugleich organischer und mineralischer Dünger. Für Landwirthe, welche eine schnelle Wirkung vorziehen, zersetzt der Fabrikant die gepulverten Knochen durch Schwefelsäure; zu diesem Behufe läßt man sie 1–2 Tage in Wasser liegen, bringt sie dann mit 35 Procent ihres Gewichtes Schwefelsäure in einen großen, gußeisernen, mit Blei gefütterten horizontalen Cylinder von zwei Meter Länge und 1 Meter Durchmesser; derselbe ist oben mit einer Oeffnung versehen. Man setzt nun die durch den Cylinder gehende Achse in Umdrehung; dieselbe ist mit eisernen Armen versehen, welche das Gemenge 4–5 Stunden lang umrühren; in dieser Zeit werden die Knochenstücke auch im Innern zersetzt, in schwefelsauren Kalk und sauren phosphorsauren Kalk; dabei wird auch der Zusammenhang der organischen Materie aufgehoben, welcher die Knochen ihre Festigkeit verdanken. Nachdem man sie auf diese Weise zerreiblich gemacht hat, dreht man den Cylinder im halben Kreise, so daß sich die Oeffnung in seiner Längenrichtung unten befindet; dabei fällt das Gemenge in einen Kasten. Nun bringt man den Cylinder in seine erste Stellung zurück, und fängt die Operation von vorne an. Die gesäuerten Knochen können in diesem Zustande in den Handel geliefert werden; Hr. Hunt zieht es aber vor, sie mit ihrem gleichen Volum Knochenkohle, dem Rückstande der Zuckerraffinerien, zu vermengen, um durch letztere einen Theil der überschüssigen sauren Flüssigkeit zu absorbiren oder zu sättigen und außerdem dem Gemenge Pulverform zu geben, in welcher es leichter auf dem Felde zu verbreiten ist. In dieser Fabrik genügt eine Dampfmaschine von acht Pferdekräften zum täglichen Zerreiben von 7500 Kilogramm. Knochen. Den Landwirthen wird das Gemenge aus gesäuerten Knochen und Knochenkohle zu 50 Shilling per 250 Kilogr. (6 fl. für den Zollcentner) geliefert. Von einem anderen Knochendüngerfabrikanten, Hrn. Tackerey, wurde ein ähnliches Verfahren angegeben; da er aber keine Rührvorrichtung anwendet, nimmt er eine größere Menge Schwefelsäure, nämlich 50 Procent. Der teigartigen Masse setzt er auf 100 Theile Knochen 60 Theile Knochenkohle zu; er läßt die Einwirkung 1–2 Tage lang dauern. Hr. Spooner, Fabrikant zu Southampton, behandelt die Knochen auf ähnliche Weise; er nimmt 25–33 oder 40 Theile Schwefelsäure auf 400 Theile Knochen. Um dem Gemenge Pulverform zu geben, wird es auf einer Schicht Asche ausgebreitet und mit einer solchen bedeckt. Das so erhaltene Gemenge wird in pulverigem Zustande angewandt, oder in Wasser gerührt zum Begießen verwendet. Letzteres Verfahren bewirkt eine sehr rasche Einwirkung. Wie die englischen Landwirthe sagen, verdient der Knochendünger den Vorzug vor allen übrigen zur Beförderung des Wachsthums der Steckrüben. Im Interesse der deutschen Landwirtschaft ist die Vermehrung und Verbesserung der Knochendüngerfabriken – unsere bisherigen wenigen Knochenmühlen können kaum als solche angesehen werden – um so mehr zu wünschen, als die Knochen, entgegengesetzt dem Guano, bei uns erheblich wohlfeiler sind als in England, und als ohne gehörige technische Behandlung, welche dem einzelnen Landwirth gewöhnlich zu schwierig ist. das Dungmittel nicht seine volle Wirksamkeit äußert. Wir möchten deßhalb die Errichtung und Verbesserung der Knochenmühlen um so mehr empfehlen, da das dazu erforderliche Anlage- und Betriebscapital nicht übermäßig groß ist. (Amtl. Bericht über die Lond. Ausst. Bd. I S. 406. – Wir verweisen auf Payen's Abhandlung im polytechn. Journal Bd. CXIX. S. 227 und Turner's Walzenmühle Bd. CXX S. 181. Die Redact.) Einfache Methode, die Korkstöpsel auf Champagnerflaschen zu befestigen. Die gewöhnliche Methode, die Korkstöpsel auf Champagnerflaschen zu befestigen, ist, wenn sie auch von geschickten und lang geübten Arbeitern ausgeführt wird, doch immer complicirt und zeitraubend. In neuerer Zeit hat man theilweise eine andere Methode ergriffen, die bei weitem einfacher und kürzer erscheint, und gar keine große Uebung der Arbeiter in der Ausführung anspricht, wie die gewöhnliche Art des Umflechtens sie nothwendig erfordert. Dabei ist auch das Oeffnen der Flasche bedeutend erleichtert. Der Korkstöpsel ist nämlich oben knopfförmig verdickt, und mit einer Rinne versehen. In dieser Rinne liegt ein nach unten gebogener, starker Eisendraht, dessen Enden klammerförmig erscheinen. Diese klammerförmigen Enden werden beim Schließen der Flasche genau unterhalb des verdickten Randes des Flaschenhalses des Glases fest angedrückt. Eben so schnell, wie bei dieser Einrichtung das Schließen der Flasche bewerkstelligt werden kann, kann auch das Oeffnen geschehen, wenn man ein keilförmiges Eisen zwischen Glas und Draht einzwängt, und letztern von dem Glase abdrückt. A. B. (Würzburger gemeinnützige Wochenschrift, Mai 1853, Nr. 21.) Die Beschäftigung mit Cigarren-Fabrication; von Hrn. Dr. v. Viebahn. Um 500 Pfd. Tabak zum Gebrauch für die Pfeife fertig zu machen, bedarf es der Arbeit von fünf Menschen an einem Tage mit einem Arbeitslohn von etwa 3 fl. Um aber 500 Pfd. Blätter in 33,000 Cigarren zu verwandeln bedarf es in der Regel der Tagesarbeit von 140 Menschen, welche an Lohn erhalten bei der ordinärsten Sorte Cigarren à 1 fl. 10 kr. für 1000 Stück 38 1/2 fl., bei der Mittelsorte à 2 fl. 20 kr. 77 fl.; ein ganz geübter Arbeiter kann mit zwei Gehülfen von der feinen Sorte täglich 1000 Stück machen, wofür ihm in Berlin 2 fl. 55 kr. Lohn bezahlt werden. Dabei kommt in Betracht, daß bei der Cigarren-Fabrication außer einem Brett und Messer keine Handwerksgeräthe und keine Maschinen angewandt werden können, mithin dieser bedeutende Industriezweig reine Handarbeit erfordert. Für die vereinsländische Industrie bleibt eine weitere Ausdehnung der Cigarren-Fabrication, welche dem innern Bedarf noch nicht gleich kommt, zu wünschen. Dieser Zweig erfordert, mehr wie viele andere, eine unausgesetzte Aufmerksamkeit und Einwirkung des Fabrikanten, und geschickte Arbeiter, welche bei der Auswahl, Sortirung und Zuschneidung der Blätter den Zweck und die umsichtige Benutzung alles Materials stets vor Augen behalten. Wo aber diese Bedingungen vorhanden sind, kann er ebensowohl auf dem Lande, als in den Fabrikstädten, aus welchen er bis jetzt, ungeachtet der höheren Productionskosten, erst wenig sich herauswagte, seine Thätigkeit entfalten. (Amtl. Bericht über die Londoner Industrie-Ausstellung, Bd. I S. 327.)