Titel: | Bemerkungen über die Mittel zur Verhinderung der Wirkungen schlagender Wetter; von Hrn. M. G. Paulin. |
Fundstelle: | Band 129, Jahrgang 1853, Nr. LVI., S. 273 |
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LVI.
Bemerkungen über die Mittel zur Verhinderung der
Wirkungen schlagender Wetter; von Hrn. M. G. Paulin.
Aus den Comptes rendus, Juni 1853, Nr.
24.
Paulin, über Mittel zur Verhinderung der Wirkungen schlagender
Wetter.
Bekanntlich lassen sich die Wirkungen der schlagenden Wetter durch eine solche
Wetterführung verhindern, wobei das sich in den Gruben entwickelnde gekohlte
Wasserstoffgas, in Beziehung zu den Wettern auf den Strecken, nie die Verhältnisse
erreicht, welche das Gemisch detonirend machen, d.h. in schlagende Wetter
verwandeln. Zu dem Ende suchte man mittelst einer Druckpumpe atmosphärische Luft
oder frische Wetter in die Abbaustrecken und Abbauörter zu schaffen; dieß hat aber
große Schwierigkeiten, und alle Verzweigungen der Förderstrecken mit frischen
Wettern zu versehen ist überdieß fast unmöglich.
Nun glaube ich, daß statt frische Luft in die Strecken einzutreiben, es zweckmäßiger
ist, die vorhandene anzusaugen; sie würde unmittelbar auf ganz natürlichem Wege
durch die von den Wetterstrecken herbeiströmende ersetzt werden. Es gibt zwei Mittel
zur Erreichung dieses Zweckes:
1. Es müssen zwei Bohrlöcher über dem Punkt, wo der Abbau stattfindet, angesetzt und
bis zu den letztern niedergebracht werden, indem dort die stärkste Gasentwickelung
stattfindet. Diese Bohrlöcher müssen vom Tage ab bis zu der Strecke gehen und man
muß sie mit Röhren von Zink oder einem andern Material bekleiden. Mit einer von
diesen Röhren muß eine kräftig wirkende Saugpumpe verbunden seyn. Man saugt nun die
Gase und die verdorbenen Wetter von den Strecken und Abbauen weg und es werden
dieselben sofort von der Wetterstrecke so wie von der andern Röhre aus durch frische
Wetter ersetzt.
Da man aber dieser Methode den Vorwurf machen kann, daß die beiden Bohrlöcher und die
Pumpe bedeutende Kosten verursachen, so will ich noch ein Verfahren angeben, wobei
dieselben zum großen Theil vermindert werden.
2. Man bringe in der Cuvetirung, d.h. in der wasserdichten Verzimmerung oder
Vermauerung der Steinkohlen-Schächte, einen halbkreisförmigen Ausschnitt zur
Aufnahme einer Röhre von Zinkblech oder einem sonstigen Material an. Diese Röhre
geht den inneren Schachtwänden entlang bis zur Strecke und auf dieser durch stets
anzubringende Verlängerungsstücke bis zu den Abbauen hinab, um den Oertern oder Stößen stets
möglichst nahe zu seyn. Man saugt nun mittelst einer Pumpe die Wetter von dem Orte
weg, und sie werden von der Wetterstrecke ab, die mit dem Schacht in welchen die
Wetter einfallen, in Verbindung steht, stets durch frische Wetter ersetzt.
(Das letzte Verfahren ist, in Deutschland namentlich, schon seit länger als hundert
Jahren gebräuchlich und sehr wirksam. Im Schacht ist ein sogenannter Wettersatz,
d.h. eine mit Wasser geliehene weite Saugpumpe angebracht und mit dem Pumpengestänge
zur Wasserhaltung so verbunden, daß der Wettersatz ebenfalls davon bewegt wird. Von
ihm aus gehen hölzerne oder metallene Röhren (Wetterlutten) bis zu dem
wetternöthigen Punkt. H.)