Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 129, Jahrgang 1853, Nr. , S. 154
Download: XML
Miscellen. Miscellen. Das neue englische Patentgesetz. Dasselbe ist unterm 17. Junius 1852 erlassen, trat am 1. October 1852 in Wirksamkeit und ersetzt das Gesetz von 1623. Es ist im schwerverständlichen englischen Kanzleistyl in 57 Artikeln verfaßt und besagt im Wesentlichen folgendes: Man kann eine vorläufige Beschreibung eingeben. Die Commission beurtheilt, ob dieselbe hinlänglich deutlich ist und ertheilt dann ein Certificat, das die Erfindung 6 Monate lang schützt. Nach dieser Zeit ist die vollständige Beschreibung einzureichen (wenn dieß nicht gleich anfangs vorgezogen wird). Die Patentgesuche werden bekannt gemacht, damit diejenigen, welche sich dadurch verletzt glauben, die nöthigen Schritte dagegen thun können. Der Patentschutz dauert 3 oder 7 Jahre, und erlischt, wenn die Taxe nicht zur rechten Zeit bezahlt wird. Er erstreckt sich über ganz Großbritannien und selbst über die Colonien, wenn die Gesetze derselben dem nicht entgegen stehen. In fremden Ländern patentirte Erfindungen können nicht länger Schutz erhalten, als sie dort genießen. Nach sechs Monaten werden die Patentbeschreibungen bekannt gemacht. Eben so wird ein vollständiges Register über die noch gültigen Patente, sowie über die erloschenen geliefert. Die Kosten sind gegen früher sehr ermäßigt. Man hat zu zahlen bei dem ersten Gesuch um ein Patent 125 Fr.; bei der Erklärung, daß man wirklich eines verlange, 125 Fr.; für das Siegel 125 Fr.; für die Eintragung 125 Fr; dann am Ende des dritten Jahres oder früher 1000 Fr.; am Ende des siebenten Jahres 2000 Fr. Für die Verzichtleistung sind ebenfalls 125 Fr. zu bezahlen. Die Bescheinigung der Taxe im dritten Jahre kostet 250 Fr., dann die im siebenten Jahre 500 Franken. (Polytechn. Zeitung) Fabrication polirter Stahlrahmen im Kreise Solingen. Eine fast beispiellose, ganz unerwartete Entwickelung und Ausdehnung hat die Fabrication von polirten Stahlrahmen gewonnen, die, erst seit einigen Jahren in Solingen begründet, jetzt bereits an 3000 Arbeiter beschäftigt und einen Geldumsatz von fast 1 Mill. Thaler repräsentirt. Bei der Ungeheuern Verbreitung, welche die Portemonnaies, Cigarrenetuis und ähnliche Artikel, bei denen die Stahlbügel zur Anwendung kommen, nicht allein in Deutschland oder Europa, sondern auch in andern Welttheilen, namentlich in Amerika, gefunden haben, läßt sich diesem Artikel für die nächste Zeit wenigstens ein sehr günstiges Prognosticon stellen und die großen Vortheile dieses Fabricationszweiges kommen nicht allein den damit beschäftigten hiesigen Arbeitern zu gute, sondern äußern auch ihre günstige Einwirkung auf andere damit verbundene Zweige, deren Fabrication nach und nach hier eingeführt, und theilweise durch die Benutzung und Verwerthung der kleineren Abfälle geboten wird. Die Errichtung von Dampfmaschinen zum Betriebe der Schleifereien verdankt diesem Artikel wesentlich ihren Ursprung und die beständige Vermehrung dieser Galanterie-Stahlwaaren-Fabriken, deren wir nunmehr circa 25 im Oberkreise zählen, basirt vorzugsweise auf der begründeten Voraussetzung, daß die Herstellung der polirten Stahlrahmen, sowie überhaupt diejenige der Galanterie-Stahlwaaren, auch künftig genügende Beschäftigung geben werde. Ebenso hat dieser neue Fabricationszweig den unverkennbaren Aufschwung der heimischen Gußstahl-Fabrication zur Folge gehabt. Die zu den Bügeln verwendeten Gußstahlplatten werden fast ausschließlich in dem Etablissement von Mayer und Kühne zu Bochum hergestellt, und haben auch diesem Werke einen kräftigen Impuls zu größerer Ausdehnung gegeben. (Handelsarchiv, 1853, S. 72.) Elektricitäts-Entwickelung der Treibriemen. Die Treibriemen von Gutta-percha oder gewöhnlichem Leder erzeugen bekanntlich durch ihre Reibung auf den Rollen welche die Bewegung an die Maschinen fortpflanzen, eine große Menge Elektricität. Hr. Swaim in New-York hat in dieser Hinsicht folgenden interessanten Versuch angestellt: auf einem isolirten oder durch eine Anzahl von gläsernen Flaschen oder Steinzeugkrügen getragenen Stuhl stehend, hielt er in der einen Hand eine Eisenstange oder einen Bündel Eisendrähte und berührte mit diesem Conductor den Treibriemen, dann streckte er die andere Hand aus und näherte eine Fingerspitze der offenen Mündung eines Gasbrenners, welcher dadurch sogleich angezündet wurde. (Cosmos revue encyclopédique, Juli 1853.) Ein analoger Versuch wurde im polytechn. Journal Bd. CXVII S. 237 mitgetheilt. Verwendung der Optik bei chemischen und chemisch-technischen Untersuchungen. In der Versammlung der brittischen Naturforscher zu Belfast im September vorigen Jahres zeigte Stokes die Anwendung eines Prisma bei chemischen und technisch-chemischen Untersuchungen. Stellt man nämlich zwischen Prisma und Spectrum eine kleine Menge einer Auflösung, oder in anderen Fällen eine vor dem Löthrohr geblasene Perle, so kann man eine große Anzahl von Stoffen durch ihre Einwirkung auf das Licht an den dunkeln Streifen, die sie an verschiedenen Theilen des Spectrums hervorbringen, entdecken. Wie sicher die Proben sind, erläuterte er an einem Beispiel. Bei einer Untersuchung erhielt er durch eine Perle Streifen, welche er als dem Uran eigenthümlich erkannte, obgleich er die Gegenwart desselben durchaus nicht vermuthete. Bei genauerem Nachforschen ergab es sich aber, daß er sich bei Darstellung der Perle eines Platindrahtes bedient hatte, der früher bei der Untersuchung auf Uran benutzt worden war, und auf ihm war eine Spur dieses Metalles zurückgeblieben, die sich bei der optischen Probe zu erkennen gab. Er zeigte die Wirkungen des Kobalt, Uran, einer Auflösung von Chlorophyll, von schwefelsaurem Chinin u.s.w., und erläuterte, wie dieses Verfahren die chemischen Untersuchungen würde vereinfachen können. Graham, Andrews und Andere erkannten die Wichtigkeit dieser Methode an. (Aus dem Institut Nr. 987, durch Böttger's polytechn. Notizblatt, 1853, Nr. 13.) Ueber die Krystallisation des Schwefels aus alkalischer Lösung; von Dr. Julius Löwe. Leitet man in starken Weingeist so lange Ammoniakgas, als davon absorbirt wird (Liquor Ammon. vinosus) und sättigt alsdann diese Flüssigkeit vollständig mit Schwefelwasserstoffes, so nimmt diese Lösung wie die wässerige des Schwefelammoniums, nach einiger Zeit eine tief dunkelgelbe Farbe an. Gibt man sie in eine Retorte und destillirt bei gelinder Wärme über, so beschlägt sich bei digerirender Destillation der Hals der Retorte und der Bauch der Vorlage mit den schönsten Krystallschüppchen von Ammoniumsulphhydrat, welche sich in sternförmigen Gruppen gegen einander aufstellen, jedoch bei fortgesetzter Destillation wieder verschwinden. Sowohl aus dem Destillat als aus der ursprünglichen Flüssigkeit setzten sich nach einiger Zeit ruhigen Stehens lange spießförmige Krystalle ab, welche von den Wandungen des Gefäßes nach dem Centrum der Lösung angeschossen waren. Die Flüssigkeit entfärbte sich nach beendeter Krystallisation gänzlich, und aus den zarten gelblichen Prismen schloß ich, daß sie aus reinem Schwefel beständen, wozu mich einige Voruntersuchungen berechtigten. Dessenungeachtet unterwarf ich sie einer quantitativen Bestimmung, indem ich sie mit starker Salpetersäure zu Schwefelsäure oxydirte und letztere Säure gebunden an Baryt bestimmte. Der aus der Schwefelsäure berechnete Schwefel entsprach genau der zur quantitativen Untersuchung verwendeten Menge, so daß damit der Nachweis für den reinen Schwefel geliefert war. Mit Hülfe des Mikroskops erkannte ich bei starker Vergrößerung, daß jedes einzelne Spießchen aus einem Aggregat zusammengewachsener mikroskopisch kleiner rhombischer Octaëder mit stumpfen Scheitelkanten bestand, dieselbe Krystallform also, unter welcher dieses Element aus Lösungen von Chlorschwefel, Schwefelkohlenstoff und Terpenthinöl anschießt. Dieses eigenthümliche Herauswachsen unter so zarten Gestalten aus oben angeführter Lösung ist so überraschend, daß ich diese Beobachtung interessant für die Veröffentlichung hielt. Ueber die Darstellung des Phloridzins und sein Verhalten zu einzelnen Reagentien; von Dr. Julius Löwe. Das Phloridzin, eine dem Salicin mannichfach ähnliche Substanz, wurde von de Konink entdeckt und findet sich in der Wurzelrinde verschiedener Obstbäume. Sein Vorkommen ist jedoch nicht allein auf die Rinde der Wurzeln beschränkt, wenngleich es in größerer Menge daraus zu gewinnen ist, denn ich habe es sowohl in der Rinde der Zweige verschiedenen Alters, als wie in der des Stammes von Kirsch-, Birn-, Aepfel-, Pflaumen- und Mirabellenbäumen aufgefunden. Am vortheilhaftesten für seine Darstellung erkannte ich folgende Methode: die kleingeschnittene Rinde wird kurze Zeit in Wasser aufgeweicht, alsdann mit dünner Kalkmilch versetzt und das Ganze 1/4 Stunde im Kochen erhalten. Die Flüssigkeit trennt man durch Abgießen von dem Rückstande, spült letzteren durch etwas warmes Wasser ab und scheidet die so erhaltene Lösung durch Filtration von dem noch aufgeschwemmten Kalkhydrate. Das dunkelbraun gefärbte Filtrat versetzt man mit Salzsäure in geringem Ueberschuß, worauf nach kurzem Stehen körnige, gelblich gefärbte Krystalle von unreinem Phloridzin anschießen. Dieselben werden mit wenig Wasser abgewaschen, zwischen grobem Fließpapier getrocknet und darauf nochmals in Wasser gelöst und mit dünner Kalkmilch zum Kochen erhitzt, alsdann filtrirt und das Filtrat wie anfangs bis zur schwach sauren Reaction mit Salzsäure angesäuert. Aus dieser Lösung krystallisirt das Phloridzin in schönen, sternförmig gegen einander aufgestellten oder zu langen Büscheln verwachsenen Nadeln, von dem Glanze der Weißen Seide, welche so frei von Farbstoff sind, daß eine Behandlung mit Kohle ganz umgangen werden kann. Reactionen. Setzt man zu trockenem Phloridzin verdünnte Salpetersäure, so färbt sich dasselbe schwach schwefelgelb, bald darauf graulich gelb und zuletzt bräunlich, indem es sich zersetzt; concentrirte Salpetersäure zerstört es sogleich unter Gasentwickelung und Braunfärbung. Englische Schwefelsäure färbt die Krystalle unter Lösung hellgelb und kurze Zeit darauf orange; Vitriolöl löst sie sogleich unter lebhafter Röthung, die Lösung setzt nach wenigen Minuten braunrothe Flocken ab. Wenige Tropfen von unterchlorigsaurem Natron oder Kalk färben das trockene Phloridzin oder seine concentrirten Auflösungen intensiv orange. Mit Hülfe dieser Reaction kann man diesen Bitterstoff, ähnlich wie mit Schwefelsäure das Salicin, in den verschiedenen Pflanzentheilen, wie in der Rinde der Wurzeln, Zweige oder der des Stammes mit aller Sicherheit erkennen, denn dieselben werden beim Betropfen mit genannter Lösung, wie das reine Phloridzin, lebhaft orange gefärbt. Chlorwasser bringt in den Lösungen desselben keine sichtbaren Reactionen hervor. Eisenchlorid und Eisenoxydsalze bewirken beim Zusatz zu in Wasser gelöstem Phloridzin eine braunrothe, etwas schwach ins Violette spielende Färbung, die bei gelindem Erwärmen um so deutlicher hervortritt. Eisenoxydulsalze, die frei von Oxyd sind, zeigen diese Reaction nicht. Goldchlorid wird von den Lösungen des Phloridzins zersetzt unter Abscheidung von metallischem Gold. Unterchlorigsaures Natron oder Kalk, so wie Eisenchlorid geben somit ein ganz charakteristisches Reagens ab, um das Phloridzin jederzeit entweder in seinen Lösungen oder im festen Zustande zu erkennen. Gewinnung von Paraffin als Kerzenmaterial bei Verarbeitung der Schieferkohlen. Die Verarbeitung der Schieferkohlen wurde bekanntlich von Selligue in Frankreich zuerst industriell betrieben; derselbe gewann bei der Destillation der Schieferkohlen aus der Gegend von Autun: 1) flüchtige oder ätherische Oele; 2) fixe Oele; 3) paraffinhaltige Oele, welche er zur Anfertigung von Wagen- und Maschinenschmiere anwendete; 3) eigentliches Paraffin zur Kerzenfabrication; 4) einen Farbstoff und Ammoniak; 5) Theer; 6) einen trockenen Rückstand, welcher zum Entfärben der Syrupe oder zum Desinficiren benutzt werden kann. (Man s. Mallet's Abhandlung über die Fabrication der flüssigen Kohlenwasserstoffe, im polytechn. Journal, Jahrgang 1847, Bd. CVI S. 116.) Ein derartiges Etablissement in Deutschland, die Augusten – Hütte zu Beuel bei Bonn, der Gesellschaft A. Wiesmann und Comp. gehörend, gewinnt gegenwärtig unter der technischen Direction des Hrn. P. Wagenmann bei einer täglichen Verarbeitung von 350 Centnern ausgezeichneter Blätterkohlen eine bedeutende Quantität Paraffin, woraus Kerzen fabricirt werden, die sich sehr günstig gegen Wachs und Wallrath stellen und per 100 Pfd. 66 2/3 Thlr. kosten. Die innere Räumlichkeit der Gebäude dieser Fabrik, bei deren Herstellung Holz so viel als möglich vermieden wurde, beträgt über 40,000 Quadratfuß; die Triebkraft liefert eine Dampfmaschine von 24 Pferdekräften. Von den aus der Blätterkohle abdestillirten Oelen hat das leichteste ein spec. Gewicht von 0,730 und eignet sich (wie das Benzin) vorzüglich zum Reinigen der Kleider und Handschuhe von Flecken. Man vereinigt die leichten Oele mit schwereren, so daß die Mischung ein spec. Gewicht von 0,830 erhält; dieselbe dient als Leuchtmaterial und hat eine weingelbe Farbe; man versendet sie in Zinkflaschen; 100 Quart kosten 30 Thlr. Die fixen Oele werden trocknend gemacht und zu Häuseranstrich verwendet; 100 Quart kosten 20 Thlr. Theilweise werden sie auch zu Ruß für lithographische und Buchdruckerschwärze verbrannt. – Die abdestillirte Blätterkohle gibt gemahlen und geschlämmt eine ordinäre Schwärze. Fernere Producte dieser Anstalt sind: Asphalt, zur Lackfabrication geeignet, und Schmiere für Bergwerks-Förderwagen und Lastwagen. Ueber den Gewichtsverlust des Kaffees durch das Rösten. Hr. L. J. Lebreton hat wegen des in Frankreich sich verbreitenden Verkaufs des Kaffees in geröstetem Zustande, durch genaue Versuche den Gewichtsverlust desselben bestimmt, wobei sich ergab, daß durch das Rösten bis zur kastanienbraunen Farbe: 1) der Porto-, Rio-, Martinique-Kaffee und alle grünen Kaffeesorten 18 bis 20 Procent an Gewicht verlieren; 2) hingegen der Malabar-, Bourbon-, Ceylan-, Guadeloupe-Kaffee und alle gelblichen, blaßen oder weißen Kaffeesorten, 16 bis 18 Procent; 3) endlich der Moka-Kaffee und die analogen Sorten 14 bis 16 Procent. Ein neuerlich wieder mit 5 Kilogr. Moka angestellter Versuch bestätigte diese Angaben; nach dem Brennen und vollständigen Erkalten, wogen dieselben nur noch 4 Kilogr. und 300 Gramme; der Abgang betrug also 700 Gramme oder 14 Procent. Uebrigens ist der Gewichtsverlust des Kaffees beim Rösten verschieden, je nach der Zeit welche man ihn über dem Feuer läßt; denn während manche Personen den Kaffee aus der Trommel nehmen, sobald er eine sehr helle kastanienbraune Farbe erreicht, rösten ihn dagegen andere so lange bis er eine schwarze Farbe angenommen hat. Auch verliert feuchter und beschädigter Kaffee mehr an Gewicht, als trockener und nicht beschädigter. Wenn der Kaffee nicht verkohlt, sondern mit Sorgfalt so lange geröstet worden ist, bis alle Körner eine gleichförmige kastanienbraune Farbe angenommen haben, so reichen zehn Gramme von solchem fein gemahlenen Kaffee für eine halbe (kleine) Tasse hin, welche 12 Centiliter oder 120 Gramme Flüssigkeit enthält. Man kann folglich 100 halbe (französische) Tassen mit 1 Kilogr. dieses Pulvers erhalten, welches das Product von 1 Kilogr. und 176 Grammen rohen Kaffees ist, der im Brenner 15 Procent verloren hat. Es kommen auch Kaffeesorten vor, deren Geruch und Geschmack sehr unangenehm ist; solche sind der Padang- und der Rio-Kaffee, welche daher Detaillisten, die sich ihre Kundschaft zu erhalten wünschen, nicht kaufen. (Agriculteur-praticien, Juli 1853, S. 304.) Zwei Salben für Leder und Lederwerk; von W. L. Hardegg in Stuttgart. Auf Grund nachstehender Beschreibung hat der Genannte im Jahre 1846 ein sechsjähriges Erfindungspatent auf zwei Salben für Leder und Lederwerk in Württemberg erhalten. Salbe Nro. 1. 25 Pfund reines Gelbwachs in 25 Pfund Terpenthinöl aufgelöst, bilden ein Präparat, welchem, wenn es über Feuer flüssig gemacht worden, 25 Pfund weißes Helles Ricinusöl, 50 Pfund gereinigtes, vorher abgekochtes Leinöl, 25 Pfund reines Baumöl beigesetzt werden. Wenn diese Fette sich gehörig vermengt haben, was über mäßigem Kohlenfeuer geschehen muß, so werden ferner bei stets mäßigem Hitzgrad 37 1/2 Pfund reinster Holztheer unter stetem Umrühren darunter gemengt. Ist die gleichmäßige Vermengung des Holztheers mit der übrigen Masse hergestellt, so ist eine hornartige fette Salbe fertig, und es muß das Feuer sogleich unter dem Kessel entfernt werden. Salbe Nro. 2. Die Bereitungsart ist dieselbe, wie die von Nro. 1, nur sind andere Verhältnisse der Bestandtheile zu Grunde gelegt, um das Product bei ähnlichem Erfolge um Bedeutendes billiger herzustellen: 12 1/2 Pfund reines Gelbwachs in 12 1/2 Pfund Terpenthinöl gelöst, 12 1/2 Pfund Ricinusöl, 125 Pfund gereinigtes und vorher abgekochtes Leinöl, 3 1/4 Pfund Holztheer. Wirkung der benannten Salben. Durch die gründliche Behandlung mit der Salbe Nro. 1 erhält das Leder Schutz gegen die Einwirkung von Luft, Hitze, Schweiß oder sonstiger Feuchtigkeit. Von 6 zu 6 Monaten mit dieser Salbe gehörig getränkt, bleibt es stets sammetartig weich, wird wasserdicht und erhält eine dem Kautschuk ähnliche Dehnbarkeit. Fußbekleidungen werden dadurch angenehm zu tragen, denn das so behandelte Leder zieht sich nach dem Fuße, drückt nicht und erhält dem Fuß eine angenehme Kühle. Der Fußschweiß wirkt auf das so behandelte Leder nicht mehr ein, es bleibt weich, geschmeidig, und darum von längerer Dauer; auch das Abfärben oder Rothwerden des Leders verhindert die Salbe. Dieselbe bildet auf dem Leder keine Kruste und dringt in den Kern der Haut total ein. Unmittelbar nach der Behandlung mit der Salbe kann das Lederwerk gewichst oder lackirt werden und nimmt nun einen dauerhaften Glanz an. Die Behandlung des Leders mit der Salbe ist folgende: Das Leder wird, je nachdem es mehr oder minder gute Gerbung hat, 12 bis 24 Stunden in weiches Wasser gelegt und während dieser Zeit einigemale zusammengerieben oder gewalkt, als ob es gewaschen werden sollte. Es wird sich alsdann eine Fettigkeit auf der Oberfläche zeigen, welche abgeschabt werden muß. Hiernach wird das Leder durch Pressen und Aufspannen von der überschüssigen Feuchtigkeit befreit und zum Trocknen der Luft ausgesetzt. Wenn es beinahe abgetrocknet, wird es wieder leicht gerieben und dann mit der Salbe in der Nähe eines Feuers eingerieben, so viel als es zu verschlucken vermag, alsdann an der Sonne oder sonstiger Wärme getrocknet. Altes Lederwerk an Fußbekleidungen, Pferdegeschirr, Chaisen u.s.w. muß jedenfalls von allem Schmutze durch Waschen mit weichem Wasser befreit werden und wird sodann, noch nicht vollkommen abgetrocknet, innerhalb 24 Stunden dreimal gut eingerieben. Die Salbe Nro. 2 kömmt bedeutend billiger zu stehen; sie hat ähnliche Wirkung wie die erste, nur macht sie nicht so wasserdicht und verleiht nicht ganz die Kraft und Dauer, wie Nro. 1; weßhalb die Anwendung derselben nur für solche Gegenstände taugt, welche weniger strengen Strapazen ausgesetzt werden. (Gewerbeblatt für Württemberg 1853, S. 142.) Ein altes bewährtes Mittel zur Conservirung des Leders. Dasselbe besteht darin, das Leder, und zwar namentlich Schuhe und Stiefel, mit gewöhnlichem Malerfirniß anzustreichen. So angestrichene Schuhe und Stiefel halten sich erfahrungsmäßig sehr lange und lassen keine Feuchtigkeit durch. Die Art der Ausführung ist folgende: die Stiefel und Schuhe, sowie anderes Leder, müssen nicht allein noch ganz neu und noch nicht im Gebrauche gewesen seyn, sondern die Schuhmacher und Sattler dürfen auch bei der Anfertigung durchaus keinen Thran oder anderes Fett anwenden. Den Firniß kann man sich selbst bereiten, aber auch für einen billigen Preis aus jeder Apotheke beziehen und es reicht zu einem Paar großen Stiefeln für 2 1/2 Sgr. Malerfirniß hin. Die Stiefel werden, sowie sie vom Schuhmacher kommen, vermittelst eines Pinsels, sowohl Sohlen als Oberleder, tüchtig mit dem Firniß eingepinselt, bis er schäumt, dann in der Sonne oder beim warmen Ofen getrocknet. Am folgenden Tage, wenn die Stiefel vollkommen wieder trocken sind, wird dieß Experiment, aber nur im geringeren Grade, wiederholt, und so etwa fünf- bis sechsmal damit fortgefahren. Nach Verlauf von 8 oder 14 Tagen kann man die Stiefel anziehen und zur Probe sich mit denselben etwa 1/2 Stunde ins Wasser stellen, und wenn das Abstreichen gehörig ausgeführt ist, werden die Füße trocken bleiben. Das Einschmieren solcher Stiefel mit Thran oder Fett ist späterhin gar nicht nöthig, und es ist besser sie mit Wasser zu reinigen und sie dann zu wichsen; sie werden freilich in der ersten Zeit nicht so blank wie andere Stiefel, doch nehmen sie später eben solchen Glanz an. (Praktisches Wochenblatt, 1853, Nr. 16.) Verwendung der Fische zur Gewinnung von Ammoniaksalzen und Dünger. Edwin Pettitt ließ sich am 1. October 1852 hierzu folgendes Verfahren in England patentiren: Schwefelsaures Ammoniak. – Man bringt 100 Pfd. der zu behandelnden Fische (z.B. Breitlinge oder Häringe) in eine bleierne Kufe und setzt beiläufig 5 Pfd. concentrirte Schwefelsäure zu. Diese Mischung wird stehen gelassen und zeitweise umgerührt, bis sie eine gleichartige teigige Consistenz annimmt (bei kalter Witterung kann man durch Erwärmen nachhelfen). Nachdem die saure Flüssigkeit (welche die angewandte Säure mit den aus dem Fisch ausgezogenen wässerigen Theilen bildet) lange genug mit der thierischen Substanz in Berührung war, zieht man sie ab, und preßt die zurückbleibende feste Substanz aus. Die gesammte saure Flüssigkeit wird nun beinahe bis zur Trockne abgedampft, um das schwefelsaure Ammoniak daraus in Krystallen zu erhalten, welche auf gewöhnliche Weise gereinigt werden können. Dünger. – Man behandelt die Fische auf angegebene Weise mit Schwefelsäure, bis die teigige Consistenz eingetreten ist, und trocknet dann die Masse durch künstliches Erwärmen aus, worauf sie den Dünger darstellt. Man kann die teigige Masse vor dem Austrocknen noch mit Torfkohle, saurem phosphorsaurem Kalk etc. vermengen. Der Patentträger bemerkt, daß einige Fischarten durch die Einwirkung der Säure gänzlich aufgelöst werden, andere hingegen nur theilweise oder so weit, daß sich das Fleisch leicht von den Gräten trennt, welche abgesondert werden können. – Allen speckigen Fischen sollte man den Thran entziehen, so daß sie bei obiger Behandlung möglichst wenig mehr davon enthalten; zu diesem Zweck muß man den Fisch zuerst kochen oder dämpfen, die erhaltene Flüssigkeit abziehen, und dann die festen Theile, von den größeren Gräten befreit, auf angegebene Weise mit Schwefelsäure behandeln. – In Fäulniß übergegangene Fische lohnen die Verarbeitung nicht mehr. (London Journal of arts, Mai 1853, S. 352.) Künstliche Hausenblase, die so gut wie die ächte seyn soll, machen Beaujeu und Andère in Paris aus den größeren Knochen der Wallfische, Cachelots, Delphine und anderer großen Seefische. Diese werden in 6 Zoll lange, 2 Zoll dicke Stücke zersägt, 4 bis 5 Stunden in Wasser gekocht, um das Fett zu entfernen, dann mit Salzsäure von der Kalkerde befreit, durch zwei oder drei Aufgüsse, wozu 12 Tage nöthig sind, mit Wasser ausgesüßt, so schnell als möglich getrocknet, mit Wasser auf 30° R. erhitzt, um das Fett vollends zu entfernen, welches man abschöpft, 2 bis 3 Stunden ausgekocht, worauf man das Feuer ausgehen läßt, und durch Zusatz von etwas Kreide oder Kalkmilch klärt. Man läßt nun die Flüssigkeit in ein Gefäß ablaufen und durch Ruhe klar werden. Sie ist dann gallertartig und kann in Tafeln geschnitten werden, die man auf Gittern aus Schnüren trocknen läßt. 100 Pfd. Knochen geben 10 bis 16 Pfd. Hausenblase. (Polytechn. Zeitung.) Ueber Erhaltung der Papierschilder; von Ulex in Hamburg. Papierschilder an Gefäßen werden in feuchten Kellern meistens rasch zerstört. Der Kleister fault, eine Vegetation von grünem Schimmel tritt erst sporadisch auf, überzieht aber bald die ganze Etiquette und verlöscht Druck und Schrift. Gibt man zum Kleister eine Spur Quecksilberoxyd, und zieht man das Papier durch eine ganz schwache geistige Sublimatlösung, so unterbleiben Fäulniß und Vegetation und die Schilder halten sich, gefirnißt, so gut wie die gemalten. (Archiv der Pharmacie.)