Titel: Ueber die im Handel vorkommenden Guanosorten; von Prof. J. Girardin in Ronen.
Fundstelle: Band 130, Jahrgang 1853, Nr. XIII., S. 59
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XIII. Ueber die im Handel vorkommenden Guanosorten; von Prof. J. Girardin in Ronen. Aus dem Journal de Pharmacie, August 1853, S. 118. Girardin, über die im Handel vorkommenden Guanosorten. In Folge meiner Mittheilung über ein von Havre gekommenes Guano-Muster, welches mit dem peruvianischen Guano gar keine Aehnlichkeit hatte, wurde ich von der Central-Ackerbaugesellschaft der untern Seine eingeladen, eine vergleichende Untersuchung der verschiedenen zu Havre unter dem Namen Guano verkauften Düngerarten anzustellen, damit der Verein die Landwirthe vor einem neuen Betruge warnen könne, welcher anstatt jenes mit den sogenannten concentrirten Düngern beabsichtigt zu seyn scheint. Es ist um so nothwendiger, sich des Düngerhandels anzunehmen, als nachgerade unsere Landwirthe, ihren gewohnten Widerwillen gegen alles Neue bezwingend, den Guano anzuwenden beginnen und schon beträchtliche Mengen desselben verbrauchen. In der zehnjährigen Uebersicht von Frankreichs Handel mit seinen Colonien und den fremden Mächten, welche die Zollverwaltung für die Jahre 1837 bis 1846 herausgegeben hat, findet man vor 1845 des Guano gar nicht erwähnt, von diesem Jahre an bis 1851 incl. betrug die Einfuhr desselben: 1845   6,721,110 Kilogr. Werth 537,689 Fr. 1846 3,129,990     –     – 250,399 1847 1,505,471     –     – 120,438 1848 5,327,432     –     – 799115 1849 3,924,715     –     – 784,943 1850 2,699,249     –     – 539,850 1851 3,834,048     –     – 766,810 Die Ursprungsländer sind: die sardinischen Staaten, die afrikanische Westküste, die Insel Mauritius, die Vereinigten Staaten, Brasilien, Peru, Chili, Rio de la Plata etc. In England ist der gegenwärtige Verbrauch bloß an peruvianischem Guano freilich von ganz anderm Belang, indem er sich auf nicht weniger als 80,000 bis 100,000 Tonnen, d.h. 81,252,000 bis 101,565,000 Kilogr. belauft. Man kannte anfangs in Europa, als die Anwendung des Guano als Dünger versucht wurde, nur den peruvianischen, welcher auf den Inseln Chinche, bei Pisco, dann auf den mehr südlichen Inseln Iza, Ilo und Arica gesammelt wird. Vom Jahr 1841 an wurde er von einer sogenannten peruvianischen Gesellschaft, die ihren Sitz in Lima hat und aus französischen, englischen und peruvianischen Häusern besteht, nachdem sie von den Regierungen Bolivia's und Peru's das Monopol seiner Nutzung erhalten hatte, in Europa eingeführt. Einige Jahre darauf wurden ungeheure Guano-Lager auf der Südwestküste von Afrika, im Gebiet der Colonie des Caps der guten Hoffnung, auf den Inseln Ichaboë, Angra-Pequena, Malaga etc. entdeckt, und obwohl dieser afrikanische Guano von geringerer Güte war als der peruvianische, kamen doch englische Schiffe in so großer Anzahl an die afrikanischen Inseln, daß die Lager bald erschöpft waren. Die Gewinnsucht veranlaßt englische und französische Handelsleute, der peruvianischen Gesellschaft Concurrenz zu machen und überall Guanolager aufzusuchen. Man fand solchen auf dem Cap Tenez, auf einigen Algerien benachbarten kleinen Inseln, sowie auf den Küsten von Labrador, auf den Eierinseln und an den Küsten Patagoniens. Heutzutage kömmt er von allen diesen Punkten und von andern wenig bekannten Orten her, aber alle diese neuen Guanosorten sind stets als Dünger viel schlechter als der peruvianische, dessen Qualität sich immer gleich bleibt, wenn er nicht durch zu langes Liegen an der Luft verdorben ist oder absichtlich verfälscht wurde. Die Kaufleute welche Guano einführen, hüten sich wohl, den Ursprungsort desselben anzugeben, damit man das, was sie verkaufen, für peruvianischen Guano halte, dessen kräftige Wirkung bekannt ist; daß sie die Consumenten in dieser Hinsicht zu täuschen suchen, beweist der Umstand, daß sie ihre Waare als peruvianischen Guano und Guano bester Qualität bezeichnen. Man kann allerdings den Handelsleuten nicht verwehren, Guano anderswoher als von Peru zu holen, man kann sie aber verbindlich machen, ihre Waare unter besondern Benennungen zu verkaufen, welche eine Verwechselung mit einer bessern Waare nicht zulassen, die ihrer Natur nach genau bestimmt und mit ihren eigenthümlichen Merkmalen schon seit langer Zeit bekannt ist. Die Kennzeichen des peruvianischen Guano sind folgende: Er bildet ein trockenes Pulver von blaßgelber Farbe, nimmt aber, wenn er alt wird oder der Luft ausgesetzt war, die Chocolade-Farbe an; in letzterem Fall absorbirt er überdieß viel Feuchtigkeit, wird schwerer und klebt an den Fingern. Er verbreitet einen starken faulen oder ammoniakalischen, zum Nießen reizenden Geruch; er hat einen scharfen und entschieden salzigen Geschmack. In seiner Masse finden sich zahlreiche, halbharte, weißliche Concremente, welche man mit den Fingern zerdrücken kann und die, der Luft ausgesetzt, bald verwittern und in Staub zerfallen, wobei sie einen sehr starken ammoniakalischen Geruch verbreiten. In Wasser geworfen, fällt der peruvianische Guano rasch zu Boden und es schwimmt nichts obenauf. Beim Erhitzen wird er schwarz und verbrennt mit schwacher Flamme, indem er einen starken ammoniakalischen Dampf erzeugt; als Rückstand bleibt eine bläulichweiße Schlacke voll Höhlen; das Gewicht dieses Rückstandes variirt zwischen sehr engen Gränzen, 27 1/2 bis 35 Procent. Mit gepulvertem, gebranntem Kalk zusammengerieben, verbreitet der peruvianische Guano sogleich einen starken ammoniakalischen Geruch. In ein Glas geworfen, welches concentrirte Chlorkalklösung enthält, veranlaßt er augenblicklich eine Entwickelung von Gasblasen, welche ziemlich lange fortdauert. Mit Salzsäure zusammengebracht, erzeugt er nur schwaches Aufbrausen. Mit Salpetersäure befeuchtet und in einer Porzellanschale zum Trocknen gebracht, nimmt er eine schöne rothe Farbe an. Endlich enthält dieser Guano nur sehr selten Kieselsteine, und man findet in ihm nur 1 bis 1 1/2, höchstens 2 1/2 Proc. Sand. Nach diesen Eigenschaften zusammengenommen, kann man den peruvianischen Guano von jenen andern Ursprungs leicht unterscheiden, denn diese letztern zeigen sich, wenn auch nicht in allen, doch in mehreren Eigenschaften von demselben abweichend, wie aus Folgendem zu ersehen ist. Ich verschaffte mir, um die Absichten der Ackerbau-Gesellschaft zu erfüllen, dreizehn Muster auf ebenso vielen Schiffen nach Havre gebrachter, zum Verkauf an die Landwirthe bestimmter Guanosorten, deren Beschreibung und Ursprungsorte hier folgen: Nr. 1. Sack von beiläufig 2 Kil., mit der AufschriftAufschrft Bornéo und einem Bleiblech, auf dessen einer Seite die Worte: Guano du Pérou monopole, auf der andern: Houtain et Ce. zu lesen waren. Dieser, von dem Schiff le Bon Père gebrachte Guano hat eine matte röthliche Farbe, enthält zahlreiche sehr voluminöse Concremente, hat einen scharfen Geruch und scharfen, salzigen Geschmack. Nr. 2. Sack, auf beiden Seiten mit der Aufschrift: Nélie et Mathilde, und darunter: 5 Kilogr. An der Oeffnung dieses Sackes befindet sich ein Bleiblech mit der Aufschrift auf der einen Seite: Guano du Pérou monopole, und auf der andern: Houtain et Ce. Dieser, von dem Schiff Nélie und Mathilde gebrachte Guano hat eine ganz ziegelrothe Farbe; er fühlt sich sanft, etwas feucht an, und enthält ziemlich viele Concremente; sein Geruch ist stark, sein Geschmack scharf und salzig. Nr. 3. Leinener Sack mit der Aufschrift Bornéo und einem Bleiblech mit denselben Worten wie die beiden ersten. Dieser, von dem Schiff Borneo gebrachte Guano hat die Milchkaffeefarbe und fühlt sich nicht sehr feucht an; sein Geruch ist stark, sein Geschmack scharf und sehr salzig. Nr. 4. Weißer Guano von Bolivia, eingeführt durch das Schiff l'Emile. Er hat eine blonde Farbe, fühlt sich sehr feucht an, enthält viele und große, innen weißliche Concremente; man sieht darin Theilchen von Federn und selbst ganze kleine Federchen, sein Geruch ist sehr ammoniakalisch, sein Geschmack scharf und salzig. Nr. 5. Von dem Schiffe Bombay gebrachter Guano, nach der Angabe ein Gemenge von weißem Bolivia-Guano und Chili-Guano. Er hat eine röthliche Farbe, enthält viele weißliche Concremente mit reichlichen thierischen und pflanzlichen Ueberresten; er riecht schwach ammoniakalisch und schmeckt salzig und scharf. Nr. 6. Mit dem Namen Chili lag bezeichneter Guano; Ursprung unbekannt. Er hat die Chocolade-Farbe, enthält einige kleine Concremente, keine organischen Ueberreste, ist sehr hygroskopisch, riecht schwach ammoniakalisch, schmeckt salzig und scharf. Nr. 7. Mit dem Namen gelber Chili (Chili jaune) bezeichneter Guano; Ursprung unbekannt. Er hat eine bräunlich-blaßgelbe Farbe, ist sehr feucht, enthält keine Concremente, aber Vogelfedern, hat keinen Geruch; sein Geschmack ist salzig und etwas scharf. Nr. 8. Sogenannter patagonischer Guano. Sack von sehr grober Leinwand, auf einer Seite mit der Aufschrift P und 1. Schiff nicht bezeichnet. Von sehr blasser blonder Farbe, sehr viele Concremente enthaltend, fühlt sich nur schwach feucht an; Geruch stark, Geschmack salzig und scharf. Nr. 9. Sogenannter patagonischer Guano. Sack von Zwillich, auf einer Seite mit einem P und 2. Schiff nicht bezeichnet. Seine Farbe ein mattes und blasses Blond; er enthält einige Concremente, scheint nicht sehr feucht zu seyn, fühlt sich rauher an als der vorhergehende; ist beinahe geruchlos, der Geschmack nicht so stark wie beim vorigen. Nr. 10. Guano, auf dem Schiff Ducouédic eingeführt und als eine Chili-Sorte betrachtet. Von gelblichbrauner Farbe, enthält ziemlich große Concremente und Kieselsteine, nebst verschiedenen organischen Ueberresten, z.B. Federn, kleinen Zweigchen etc. Scheint nicht sehr feucht zu seyn. Geruchlos und geschmacklos. Nr. 11. Auf dem Schiff Ave-Maria eingeführter Guano. Hat die Farbe des Milchkaffees, enthält viele Concremente und Kieselsteine; die Concremente zeigen auf dem Bruche viele glänzende Punkte; er enthält viele Pflanzenüberreste und Vogelfedern; ist geruchlos und hat einen schwach salzigen Geschmack. Nr. 12. Auf dem Schiff Edwige eingeführter Guano. Von Isabellfarbe; enthält nur wenige und kleine Concremente, keine organischen Ueberreste. Geruchlos und geschmacklos. Nr. 13. Guano von Patagonien, Insel Watchman, eingeführt auf dem Schiff Bayard. Graue Farbe; enthält eine große Menge kleiner, runder Kieselsteine und andere in nicht geringerer Anzahl, die leicht als kohlensaurer Kalk zu erkennen sind; auch Holzstückchen und Haare sind in ziemlich großer Menge darin zu finden. Geruchlos, Geschmack erdig. Ehe ich zur chemischen Analyse dieser Guanosorten schritt, suchte ich auf mechanischem Wege die Mengenverhältnisse der Kieselsteine, zerreiblichen Concremente und des Pulvers, welche sie enthalten, zu ermitteln. Zu diesem Behufe siebte man sie in einem blechernen Durchschlag, dessen runde Löcher einen halben Millimeter im Durchmesser hatten. Durch diese Löcher ging nur das feine, zarte Pulver. Was im Durchschlag zurückblieb, wurde in einem Marmormörser zerrieben und wieder gesiebt, worauf im Durchschlag nichts zurückblieb, als die eigentlichen Kieselsteine. Daß diese als Dünger ohne alle Wirkung sind, versteht sich, daher ein Guano um so besser seyn wird, je weniger er davon enthält. Die nach dieser Methode erhaltenen Resultate sind folgende:     1.     2.     3.     4.      5.      6. feines und zartes Pulver   62,8   64,4   68,2   57,0   64,76   89,75 zerreibliche Concremente   30,2   21,6   25,8   27,4   22,39     5,75 Kieselsteine     7,0   14,0     6,0   15,6   12,85     4,50 –––––––––––––––––––––––––––––––– 100,0 100,0 100,0 100,0 100,00 100,00     7.     8.     9.    10.    11.    12.    13. feines und zartes Pulver 100,0   35,4   41,0   83,6   34,1   80,0   60,00 zerreibliche Concremente   47,2   33,8     9,4   33,3   14,1   27,35 Kieselsteine   17,4   25,2     7,0   32,6     5,9   12,65 –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,00 Die chemische Analyse wurde auf folgende Art ausgeführt. Das Wasser wurde dadurch bestimmt, daß man ein bestimmtes Gewicht des Guano's mit einigen Tropfen Salzsäure befeuchtete und dann in einem Porzellanschälchen bei 100° C. trocknete. Auf diese Weise verlor das Pulver all sein Wasser und keine Spur Ammoniak. Der Bruttogehalt an organischen Materien und Ammoniaksalzen wurde durch vorsichtiges Einäschern von 10 Grammen des Guano's in einem Platinschälchen bestimmt. Der Verlust, nach Abzug des in jedem Muster enthaltenen Wassers, gab das Mengenverhältniß der durch die Hitze zerstörten Bestandtheile. Die Asche, deren Gewicht bekannt war, wurde mit siedendem Wasser ausgelaugt, um die respectiven Gewichte der auflöslichen und der unauflöslichen Salze zu erhalten. Der unlösliche Rückstand wurde mit Salzsäure gekocht und aus der sauren Flüssigkeit aller phosphorsaure Kalk durch einen schwachen Ueberschuß von Ammoniak niedergeschlagen. Der Theil der Asche, welcher der aufeinanderfolgenden Einwirkung des siedenden Wassers und der Salzsäure widerstand, repräsentirte den in jedem Muster enthaltenen Sand mit den Kieselsteinen. Das Kali wurde bestimmt durch Ausziehen eines bekannten Gewichts Guano mit siedendem Wasser, Filtriren, Neutralisiren der Flüssigkeit mit Salzsäure, Zusetzen von Alkohol, Abdampfen auf zwei Drittel, Filtriren behufs der Absonderung des schwefelsauren Kalks, welcher in einigen Guanosorten in ziemlich großer Menge enthalten ist, und Fällen des Kalis mittelst Chlorplatins. Der auf einem Filter gesammelte und mit Alkohol gut ausgewaschene Niederschlag wurde alsdann bei 100° C. getrocknet und gewogen. Sämmtlicher Stickstoff jedes Guano's, d.h. sowohl derjenige der Ammoniaksalze, als derjenige der stickstoffhaltigen organischen Materien, wurde durch Verbrennung von 1 Gramm des Pulvers mit Natronkalk, nach Peligot's Methode, bestimmt. Um zu erfahren, wie viel Stickstoff von den Ammoniaksalzen herrührt und folglich welches Quantum Ammoniak in jedem Guano enthalten ist, wandte ich das von Melsens vorgeschlagene Verfahren an, welches ich hinlänglich genau fand; ich brachte nämlich von guten Guanosorten 1 Gramm, von den schlechten 5 und sogar 10 Gramme, rasch in eine Phiole, die zum Theil mit concentrirter Chlorkalklösung gefüllt war. Das bei der Einwirkung, welche bei gewöhnlicher Temperatur vor sich geht, entwickelte Stickgas wurde in einer in Kubikcentimeter getheilten Röhre gesammelt; das nach einstündiger Berührung gemessene Volum desselben ergab das Volum des in den Ammoniaksalzen enthaltenen Stickstoffs. Folgendes sind die bei der Analyse der dreizehn Muster erhaltenen Resultate:        1.      2.       3.       4.       5.       6.       7. Wasser     8,9900   20,054   17,160   20,300   11,100   17,520   18,800 Sand und Kieselsteine     4,2000     1,250     1,000     1,190   10,400   15,400     4,300 Phosphorsaurer Kalk   24,0000   24,000   24,500   28,000   25,500   37,000   40,000 Andere unlösl. Salze     2,6000     3,000     0,500     2,700   20,700   11,238     5,800 Kali     0,9648     2,319     2,894     1,061     2,180     2,162     2,026 Andere lösliche Salze     5,0352     2,981     4,306     0,239     0,920     1,380   10,974 Organische Materien und Ammoniaksalze   57,2100   46,396   49,640   46,510   29,200   15,300   18,100 –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– 100,0000 100,000 100,000 100,000 100,000 100,000 100,000 Stickstoff in 100 Theil.    11,30    12,18    13,47    14,58    11,30    2,66    4,48 Ammoniak in 100 Th.   4,90   8,23   7,04   4,90   2,29 2,30 1,416       8.       9.      10.      11.      12.      13. Wasser   12,740   15,025   19,740   21,500   15,300   18,0000 Sand und Kieselsteine     3,710     2,245     2,280   17,700   20,000   16,0000 Phosphorsaurer Kalk   18,000   31,800   34,800   35,600   11,500   33,8000 Andere unlösl. Salze   38,200   25,200   23,200     1,100   18,350   12,3000 Kali     0,771     0,578     1,824     2,500     0,676     0,4824 Andere lösliche Salze   14,329   13,622     8,576     0,300     2,874     8,8176 Organische Materien u. Ammoniaksalze   12,250   11,530     9,580   21,300   31,300   10,6000 –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– 100,000 100,000 100,000 100,000 100,000 100,0000 Stickstoff in 100 Theil.    1,82 1,82 1,09 4,82 4,12 1,250 Ammoniak in 100 Thl. 0,183    0,183    0,176    0,76    Spur    Spur Diese Tabellen zeigen, welcher große Unterschied zwischen den unter dem Namen Guano in den Handel kommenden Substanzen stattfindet und wie die Landwirthe, welche ohne Rücksicht einen statt des andern als Dünger verwenden, getäuscht werden können. Offenbar wird derjenige Landwirth, welcher die sieben letzten Sorten der Tabelle in derselben Menge wie die peruv. Guanosorten anwendet, durchaus nicht die kräftigen Wirkungen dieser letztern erzielen; er bringt nämlich in seinen Boden nur fast träge Stoffe, denn bei den Guano's sind es vorzüglich die Ammoniaksalze und das Kali, welche ihren Werth als Dünger bedingen. Der phosphorsaure Kalk, die stickstofffreien organischen Materien, die auflöslichen und unauflöslichen Salze haben nur einen secundären Werth; das Wasser, der Sand und die Kieselsteine aber gar keinen. Vor einigen Jahren, wo man nur den peruvianischen Guano kannte, war der Landwirth noch aller Unsicherheit überhoben; denn dieser Guano hat eine fast unwandelbare Zusammensetzung; man weiß, daß in 100 Kilogr. ächten peruv. Guano's durchschnittlich enthalten sind:   2,5 bis 3 Kilogr. Kali; 24 Kilogr. phosphorsaurer Kalk; 12 Kilogr. Stickstoff, wovon beinahe die Hälfte in Form von Ammoniaksalzen. Wenn man von gutem peruv. Guano 400 Kil. per Hektare (730 Pfd. bayer. auf 3 bayer. Morgen) verwendet, ist man der zu erzielenden Resultate gewiß. Bei den erwähnten angeblichen Guano's aber, welche von allen Inseln der neuen Welt zusammengeholt werden und meistentheils aus Erbe bestehen, die mit einer kleinen Quantität von Vogelexcrementen vermengt ist, kann man auf nichts rechnen, weil ihre chemische Zusammensetzung außerordentlich wandelbar ist und sie oft nur unbedeutende Spuren von Stickstoff und Ammoniaksalzen enthalten. Allerdings werden diese angeblichen Guano's wohlfeiler verkauft als die peruvianischen; aber der Preisunterschied steht nicht im Verhältniß mit ihrem geringeren Werth als Dünger, und es ist mit ihrem Ankauf immer Schaben verbunden, denn, da sie auf die Pflanzen und das Erdreich nur sehr langsam einwirken, so verliert man nicht nur großen Theils den Ankaufspreis, sondern auch die Zeit, während welcher man eine gute Ernte hätte machen können; für den Landwirth aber ist die Zeit Geld. Folgende sehr einfache Berechnungen werden die Nachtheile klar darthun, welchen sich die Landwirthe aussetzen, die andern als peruv. Guano kaufen. Wie wir oben sagten, ist guter peruv. Guano, im Verhältniß von 400 Kil. per Hektare verwendet, von guter Wirkung. Sein Stickstoffgehalt (durchschnittlich 12 Gewichtsprocente) gibt den 100 Kil. als Dünger einen Werth von 25 Fr. Dieß ist der Ausgangspunkt für alle zwischen den verschiedenen Guano's anzustellenden Vergleichungen; hiernach sind von den verschiedenen oben erwähnten Guanosorten folgende Quantitäten anzuwenden, welchen wir ihren wirklichen Werth im Vergleich mit ihrem gegenwärtigen Preis, beide in Francs ausgedrückt, beisetzen.      Benennung der Guano's.   Für 1 Hektareerfordert. Menge.   Wirkl. Werth   der 100 Kil. Verkaufspreis der 100 Kil. Guter peruv. Guano (Monopol)     400,00 Kil.   25      Fr.   28–30   Fr. Weißer Guano von Bolivia     329,21  „   30,37   „      –         „ Guano von Bombay     424,77  „   23,54   „     20        „ Guano Chili lag   1804,00  „     5,54   „      –         „ Gelber Chili-Guano   1071,00  „     9,35   „      –         „ Guano von Patagonien Nr. 1 und 2   2626,00  „     3,79   „      –         „ Guano von Ducouédic   4403,00  „     2,27   „ 25 und 27 „ Guano von Ave-Maria     996,00  „   10,04   „     18        „ Guano von Edwige   1165,00  „     5,58   „     16        „ Guano von Bayard   3840,00  „     2,60   „     20        „ Wir wollen nun zeigen, wie hoch die Düngung einer Hektare mit den verschiedenen Guanosorten zu stehen kommt, wenn man dieselben so anwenden will, daß sie dieselben Wirkungen hervorbringen wie guter peruv. Guano. Kosten der Düngung einer Hektare nach dem gegenwärtigen Verkaufspreis. Guter peruv. Guano     112 bis 120 Fr. Guano von Bombay     84,95 Fr.     „       „   Ducouédic     1100,75 bis 1188,31 Fr.     „       „   Ave-Maria         179,28  Fr.     „       „   Edwige         186,40   „     „       „   Bayard         768       „ Da die Landleute immer dem billigeren Preise nachgehen, so ist es Sache der Ackerbaugesellschaften, Mittel vorzuschlagen, wodurch dem Unfug der Handelsleute gesteuert werden kann. Meines Erachtens wäre das beste Mittel, den Guano-Verkauf unter die Controle der Regierung zu stellen, und eine Verordnung darüber zu erlassen welche insbesondere festsetzen müßte, daß aller Guano mit seinem Ursprungsort sowie mit dem Namen der Sorte in deutlicher Schrift zu bezeichnen ist, und daß die Aufschrift überdieß die quantitative chemische Zusammensetzung der Waare anzugeben hat, nämlich den Procentgehalt an: 1) Wasser, 2) phosphorsaurem Kalk, 3) Stickstoff, 4) in Wasser unlöslichen Salzen (außer dem phosphorsauren Kalk), 5) in den Säuren unlöslicher Kieselerde.