Titel: Ueber einen neuen Firniß für den photographischen Stich auf Stahlplatten; von Hrn. Niepce.
Fundstelle: Band 130, Jahrgang 1853, Nr. LXVI., S. 275
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LXVI. Ueber einen neuen Firniß für den photographischen Stich auf Stahlplatten; von Hrn. Niepce. Aus den Comptes rendus, Octbr. 1853, Nr. 18. Niepce, über einen neuen Firniß für den photographischen Stahlstich. Dieser neue Firniß für den photographischen Stahlstichs36) ist so flüssig wie Eiweiß (Albumin) und verbreitet sich eben so leicht wie das Collodion, trocknet auch eben so schnell, so daß man in zehn Minuten, nachdem man die Stahlplatte damit überzogen hat, schon operiren kann. Seine Zusammensetzung ist folgende:
Benzin 100 Gramme reines Judenpech     5       „ reines gelbes Wachs         1       „
Nachdem die Substanzen aufgelöst sind, druckt man den Firniß durch Leinenzeug, dann läßt man ihn absetzen um ihn zu decantiren; wenn der Firniß zu dick wird, setzt man ihm Benzin zu. Ich habe auch das Auflösungsmittel auf folgende Weise abgeändert:
Steinöl     5 Theile Benzin 1     „
Es ist mir ferner gelungen meinen Firniß so empfindlich für das Licht zu machen, daß ich in zehn Minuten, höchstens einer Viertelstunde in der camera obscura operiren kann, und einige Minuten reichen hin, wenn man durch Contact der Sonnenstrahlen operirt. Man macht den Firniß empfindlich, indem man auf die Stahlplatte wasserfreien Schwefeläther gießt, welcher einige Tropfen Lavendelöl enthält. Nachdem die Platte trocken ist, setzt man sie dem Licht aus. Sind die photographischen Operationen beendigt, so ätzt man die Stahlplatte nach dem von Hrn. Lemaitre (im polytechn. Journal Bd. CXXVIII S. 373) angegebenen Verfahren. Bemerkungen. Es ist wesentlich, daß die Stahlplatte vollkommen gereinigt wird, ehe man den Firniß aufträgt; hiezu benutzt man Steinöl, um den Firniß zu beseitigen, dann Alkohol und Tripel mit Baumwolle, um die Platte vollkommen zu trocknen. Man muß die Feuchtigkeit durch alle möglichen Mittel vermeiden, denn sie ist für den Firniß höchst schädlich. Der auf die Platte gelegte Kupferstich muß zwei bis drei Stunden dem Licht exponirt werden, wenn man durch Contact (ohne Aether) operirt; übrigens hängt dieß von der Stärke des Lichts und von der Dicke der Firnißschicht ab. Ich empfehle diese Schicht nicht zu dick anzubringen. Bei dem Verfahren durch Contact erhält man eine kräftigere Zeichnung als mittelst der camera obscura. Damit die photographische Operation gut gelingt, darf das Metall nur an denjenigen Theilen welche den dunkelsten Schatten entsprechen, bloßgelegt seyn; die Halbschatten werden dann von selbst vorhanden seyn. Nachdem man das Auflösungsmittel beseitigt hat, setzt man die Platte dem Licht aus, damit der Firniß trocknet und fest wird. Man muß die Wirkung des Auflösungsmittels immer schnell hemmen, und wenn das Wasser den Firniß wegnimmt, so ist dieß ein Beweis, daß das Licht nicht gewirkt hat, oder daß Feuchtigkeit vorhanden war. Dieser Firniß läßt sich auch sehr gut auf lithographischem Stein anwenden. Ich habe bei dem mitgetheilten Firniß das Benzin durch Lavendelöl zu ersetzen gesucht; obgleich aber diese Substanz gegen das Licht viel empfindlicher ist als das Benzin, glaubte ich letzteres vorziehen zu müssen, weil es viel schneller verdunstet und eine gleichförmigere Schicht gibt. Vielleicht wendet man jedoch dereinst das Lavendelöl mit dem Aether an, um in der camera obscura zu operiren. Bei Anwendung von Lavendelöl muß man die Platte erwärmen nachdem man den Firniß ausgebreitet hat, um ihn schneller zu trocknen, und dessenungeachtet muß man noch 24 Stunden warten bevor man operiren kann. Ich habe nicht gesäumt, vorstehende Beobachtungen zu veröffentlichen, um die Anwendung dieser Verfahrungsarten leicht zu machen, welche in geschickten Händen schon so schöne Resultate gegeben haben. Mein einziger Zweck ist, dieses Verfahren, welches mir die Zukunft der Photographie zu seyn scheint, zu verbreiten; sein vollkommenes Gelingen wird meine schönste Belohnung seyn.