Titel: Ueber das Läutern des Rüböles; von Professor Rudolph Wagner.
Autor: Johannes Rudolph Wagner [GND]
Fundstelle: Band 130, Jahrgang 1853, Nr. CV., S. 424
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CV. Ueber das Läutern des Rüböles; von Professor Rudolph Wagner. Wagner, über das Läutern des Rüböles. Es ist bekannt, daß das Chlorzink sowohl in trockner Gestalt, als auch in höchst concentrirter Lösung sich in vielen Fällen der Schwefelsäure ähnlich verhält und organische Substanzen mehr oder minder verändert. Ich habe durch Versuche gefunden, daß das Chlorzink in der Chemie häufig in allen Fällen angewendet werden kann, in denen man jetzt höchst concentrirte Schwefelsäure oder wasserfreie Phosphorsäure benutzt, um hauptsächlich wasserentziehend zu wirken.So fand ich unter anderen daß eine concentrirte Lösung von Chlorzink sich wegen der gänzlichen Abwesenheit aller Nebenproducte besser zur Umwandlung des Weingeistes in ölbildendes Gas als die rauchende Schwefelsäure eignet, daß trocknes Chlorzink bei der Darstellung der Nitrile vollkommen die wasserfreie Phosphorsäure zu ersetzen im Stande ist (ameisensaures Ammoniak gibt mit trocknem Chlorzink gemischt und destillirt, fast reine Blausäure). Wo dagegen die Schwefelsäure durch Bildung gepaarter Substanzen wirksam ist, wie z.B. bei dem Auflösen des Indig, oder wo sie zur Zersetzung von Salzen dient, wie z.B. bei der Ausscheidung der Stearinsäure aus dem Kalksalze, kann sie natürlich nie durch Chlorzink ersetzt werden. W. Auch bei dem Läutern des Rüböls scheint die Schwefelsäure vortheilhaft durch eine Lösung von Chlorzink ersetzt werden zu können, da das Chlorzink die schleimigen Theile in dem rohen Oele auflöst und mit der Zeit verkohlt, das Oel selbst aber nicht angreift, wofern man das rechte Verhältniß zwischen Oel und der Zinklösung beobachtet. Bei meinen Versuchen, die ich jedoch nur im kleinen Maaßstabe anstellen konnte, schüttelte ich rohes Rüböl mit 1 1/2 Procent einer syrupdicken Chlorzinklösung von 1,85 spec. Gewicht anhaltend zusammen. Das Oel nahm zuerst eine gelbbraune, sodann eine dunkelbraune Farbe an und nach einigen Tagen hatten sich am Boden des Gefäßes dunkelbraune Flocken abgesondert. Das Oel war noch trüb und gefärbt. Durch Erhitzen des Oeles durch Hindurchleiten von Wasserdämpfen, Zusatz von heißem Wasser und ruhiges Stehenlassen, gelang es, das Oel hell und gereinigt von der darunter befindlichen zinkhaltigen wässerigen Flüssigkeit zu scheiden. Ich weiß nicht, ob die Anwendung des Chlorzinkes in der Oelraffinerie im Großen auf Schwierigkeiten treffen wird; ich will durch vorstehende Notiz nichts bezwecken, als zu Versuchen im Großen zu veranlassen, da der Preis der Chlorzinklösung, die man, wie es scheint, in der nämlichen Quantität wie die Schwefelsäure anzuwenden hätte, ein weit geringerer ist als der der Schwefelsäure, da zu dem genannten Zwecke eine unreine, aus Zinkblende dargestellte Lösung vollkommen genügend ist. Wie mich einige Versuche im Kleinen gelehrt haben, werden die Farbstoffe des Krapps durch Chlorzinklösung nicht verändert; da nun aber die Holzfaser durch Chlorzinklösung zerstört wird, so ist es sehr wahrscheinlich, daß man ebenso gut durch Chlorzink als durch Schwefelsäure die Farbstoffe des Krapps wird bloßlegen können. Ich bin so eben damit beschäftigt, Krapp durch Chlorzinklösung in Garancine umzuwandeln und werde in der nächsten Zeit die Resultate meiner Versuche mittheilen.