Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 130, Jahrgang 1853, Nr. , S. 74
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Miscellen. Miscellen. Anwendung der Elektricität bei dem Jacquard-Webstuhl. Hr. Bonelli, Director der sardinischen Telegraphen, skizzirt in der Gazette de Savoie eine von ihm gemachte Erfindung, welche für die Musterweberei von großer Bedeutung werden kann; er vereinfacht nämlich den Jacquardstuhl durch Anwendung des galvanischen Stromes, so daß die nach Anweisung des Dessins durchlöcherten Karten oder Pappen entbehrlich werden. Er sagt: „Eine sehr bedeutende Ausgabe verursachen bei dem Jacquardstuhl die Pappen, da für manches Muster bis 60,000 davon erforderlich sind, und man für ein wenig complicirtes farbiges Muster gewöhnlich schon 15,000 Pappen braucht, wovon das Hundert beiläufig 15 Franken kostet. Dazu kommen noch mancherlei Uebelstände. Der Messerkasten verursacht bei dem kraftvollen Herabfallen, welches zum Zurückdrängen der Platinen nöthig ist, ein solches Geräusch, daß man die Jacquardstühle nicht überall aufstellen kann, wenigstens nicht in den belebten Straßen der Städte. Ihr hohes Gestell und der zum Aufhängen der Musterpappen-Kette nöthige Raum nehmen viel Platz weg, und das Arbeitslocal muß überdieß eine sehr hohe Decke haben. Die große Menge der schraubenförmigen Drahtfedern, deren jede Nadel Eine besitzt, verursacht beständig Störungen, indem entweder solche Federn brechen, oder sich biegen und dann nicht mehr die erforderliche Kraft zum Zurückdrängen der Platinen besitzen.“ „Alle diese Uebelstände verschwinden bei Anwendung der Elektricität, deren kräftige Wirkung eben so leicht in Thätigkeit gesetzt als gänzlich aufgehoben werden kann. Dabei fällt der complicirte Mechanismus weg, man braucht keine Pappen und Drahtfedern mehr; das Pedal des Webers hebt die Litzen in die Höhe, wie es gegenwärtig der Fall ist, bringt ihre Köpfe in Berührung mit eben so vielen Stücken weichen Eisens, welche mit Kupferdrähten umgeben sind, die ein elektrischer Strom nach Belieben magnetisirt oder entmagnetisirt; einige Litzen bleiben erhoben und andere gehen herab, je nachdem man den Strom früher in einem Sinne als in einem andern durchgehen läßt. Der Jacquardstuhl wird dadurch so vereinfacht, daß er nicht mehr Platz als eine gewöhnliche Leinwandmaschine erfordert.“ „Von einer Reihe Spitzen, welche wie die Zähne eines Kammes in derselben Linie angebracht sind, communicirt jede mit einem Elektromagnet. Man braucht nun bloß das Muster, welches mit Firniß auf einem mit der Batterie verbundenen metallenen Cylinder oder Blech gezeichnet ist, unter diesen Spitzen fortzuschieben. Der Strom wird bloß da durchgehen, wo der Firniß fehlt, es bleiben daher nur die entsprechenden Litzen erhoben und erzeugen dadurch das Muster mit aller Genauigkeit. Für die complicirtesten Dessins wird man fast drei Viertel der bisherigen Kosten und für die andern wenigstens die Hälfte ersparen; man kann überdieß durch einige Pinselstriche die Muster corrigiren und verändern.“ „Sobald die nachgesuchten Erfindungspatente in Europa und Amerika sämmtlich ertheilt sind, wird man zu Turin einen elektrischen Webstuhl neben einem Jacquardstuhl öffentlich aufstellen und zur Vergleichung durch beide denselben gemusterten Stoff darstellen lassen.“ (Moniteur industriel, 1853, Nr. 1795.) Ueber die chemischen Vorgänge bei der Photographie auf Papier und Glas; von Dr. J. Schnauß in Jena. Der Verfasser brachte verschiedene präparirte Papiere in die Camera obscura: 1) ein mit bloßem Jodsilber imprägnirtes Papier, das 20 Stunden lang in viel destillirtem Wasser gelegen hatte; 2) ein bloß mit salpetersaurem Silber getränktes; 3) ein in einem Gemenge von salpetersaurem Silber und etwa zwei Gewichtstheilen Essigsäure getränktes Papier; 4) ein wie nach 3) bereitetes, auf das aber mit der Silberlösung zugleich etwas Gallussäure aufgetragen war; 5) ein mit reinem Jodsilber getränktes und getrocknetes Papier, das mit neutraler Lösung von salpetersaurem Silber bestrichen war. Diese Platten wurden bei gleich starker Beleuchtung (indirectes Sonnenlicht) desselben Objects (einer weißen Statue) in gleicher Entfernung von dem Objectivglase der Camera 100 Secunden der Wirkung des Lichtes ausgesetzt. 1) zeigte beim Herausnehmen nach mehrstündiger Einwirkung von Gallussäure keine Lichtwirkung oder Schwärzung; 2) war unverändert, Gallussäure bewirkte sogleich eine allgemeine Zersetzung des Silbersalzes, indem sich das ganze Papier brännte; 3) zeigte weder ohne noch mit Gallussäure ein Lichtbild, letztere brachte auch nach stundenlanger Einwirkung im Dunkeln keine Reduction hervor; 4) verhielt sich wie die vorhergehenden. Auf 5) trat nach Behandlung mit Gallussäure und etwas Eisessig ein deutliches Bild hervor; die Essigsäure verhindert hierbei die Reduction des Silbersalzes auf den vom Lichte nicht getroffenen Stellen. Aus diesen Versuchen geht hervor, daß Jodsilber und salpetersaures Silber zusammen die eigentlich empfindliche Schicht bilden; die Hauptbedingung einer gegen das Licht möglichst empfindlichen Schicht auf Papier oder Glas besteht also darin, daß das Licht erst durch eine Schicht salpetersauren Silbers in Wasser dringen muß, bevor es auf das Jodsilber gelangt. Diese Schicht Silberlösung muß während der Reduction durch geeignete Substanzen auf dem Papiere bleiben, indem sich das aus der Silberlösung reducirte Silber auf die von dem Lichte getroffenen Stellen des Jodsilbers niederschlägt. Wird die Silberlösung nach der Exposition abgewaschen, so erzeugt Gallussäure kein Bild mehr. Die Wirkung der Essigsäure beruht nach der Ansicht des Verfassers darauf, daß sie an den vom Lichte nicht getroffenen Stellen jeden basischen Einfluß fern hält. Zusatz von Alkali oder eines löslichen neutralen Salzes, z.B. essigsauren Ammoniaks oder essigsauren Kalks, zur Gallussäure verstärkt die Reductionsfähigkeit der Gallussäure; eine nicht gerade concentrirte Lösung von essigsaurem Kalk besitzt, wie Laborde gezeigt hat, die Eigenthümlichkeit, eine zwanzigmal größere Menge Gallussäure aufzulösen, als eine gleich große Menge Wasser. Daß Zusatz einiger Tropfen eines Gemenges von salpetersaurem Silber und Essigsäure zur Gallussäure die Wirkung der Gallussäure erhöht, ist durch Vermehrung von reducirtem Silber auf den vom Lichte getroffenen Stellen zu erklären. Aehnlich wie Essigsäure wirken einige schwere Metallsalze, deren Basen schwer lösliche oder unlösliche Verbindungen mit Gallussäure geben, z.B. salpetersaures Zink, salpetersaures Blei; sie verlangsamen die Reduction durch Gallussäure. Dieselben Wirkungen der Essigsäure kehren bei Anwendung von Eisenoxydulsalzen wieder. Ohne diese Säure wirken aber die Salze so kräftig reducirendreducireud, daß, wie nach dem Talbot'schen Verfahren, schon während der ExpositionExpositiou die reducirende Einwirkung beginnt, so daß das Bild beim Herausnehmen schon einigermaßen sichtbar ist. Dasselbe zeigt sich aber auch, wenn man bei der ursprünglichen Bereitungsart des Papiers der essig-salpetersauren Silberlösung einige Tropfen Gallussäure hinzufügt. (Aus dem Archiv der Pharmacie, durch das Journal für prakt. Chemie, Bd. LIX S. 186.) Ueber die Auffindung des Schwefelkohlenstoffs; von Professor A. Vogel. Wenn man zu einer Lösung von kaustischem Kali in absolutem Alkohol so viel Schwefelkohlenstoff hinzusetzt, als sich darin aufzulösen vermag, so bildet sich bekanntlich eine reichliche Menge weißgelblicher Krystalle von xanthogensaurem Kali. Ich habe diese Eigenschaft benutzt, um in einer Flüssigkeit geringe Quantitäten von Schwefelkohlenstoff zu entdecken. Setzt man zu einer größeren Menge der alkoholischen Kalilösung nur einen Tropfen Schwefelkohlenstoff, oder leitet man einen Luftstrom über Schwefelkohlenstoff in dieselbe, so entsteht zwar die eigenthümliche Krystallbildung nicht, allein auch in einer so verdünnten Lösung kann die entstandene Verbindung durch ihr Verhalten zu Kupferoxydsalzen nachgewiesen werden. Das xanthogensaure Kali gibt nämlich, mit einer Auflösung von essigsaurem Kupferoxyd oder Kupfervitriol versetzt, einen voluminösen citronengelben Niederschlag. Diese Reaction tritt ein, wenn auch nur eine geringe Menge Schwefelkohlenstoff zur alkoholischen Kalilösung zugesetzt ist, und zeigt sich am deutlichsten, wenn man von der Flüssigkeit etwas bei gewöhnlicher Temperatur auf einem Uhrglase verdampfen läßt und dann den Rückstand mit der Auflösung eines Kupfersalzes übergießt. Da der gelbe Niederschlag von Ammoniak in der Kälte fast nicht gelöst wird, so kann er durch Behandeln hiermit von dem gleichzeitig gebildeten Kupferoxydhydrat getrennt werden. Auch eine andere Eigenschaft des Schwefelkohlenstoffs kann zu einer noch empfindlicheren Reaction benutzt werden, wenn es sich darum handelt, die geringsten Spuren dieser Substanz zu entdecken. Wird nämlich eine wässerige oder alkoholische Lösung von Schwefelkohlenstoff mit Kali gekocht, so bildet sich Schwefelkalium, welches auf Zusatz einer Auflösung von salpetersauremselpetersaurem Bleioxyd einen schwarzen Niederschlag von Schwefelblei gibt. Kocht man eine Auflösung von salpetersaurem Bleioxyd mit Kalilösung und setzt während des Kochens eine höchst verdünnte Lösung von Schwefelkohlenstoff in Wasser hinzu, so entsteht sogleich der charakteristische schwarze Niederschlag. Ein Tropfen von schwefelwasserstofffreiem Schwefelkohlenstoff mit 2 Maaß Wasser geschüttelt, zeigte ganz deutlich die angegebene Reaction, welche daher auch bei außerordentlicher Verdünnung noch anwendbar ist. Man hat bisher und auch mit Recht angenommen, daß in dem Steinkohlengase stets Schwefelkohlenstoff enthalten sey, indem die Bedingungen zu dessen Bildung bei der Gasbereitung aus Steinkohlen, die stets Schwefel enthalten, gegeben sind. Indeß ist mir kein Versuch bekannt, welcher den directen Beweis für diese Annahme geliefert hätte. Durch die beschriebene Reaction gelingt es, in dem aus Steinkohlen bereiteten Leuchtgase sehr geringe Spuren von Schwefelkohlenstoff nachzuweisen. Zwei Kubikfuß gereinigtes Steinkohlengas, durch Kalilauge von Schwefelwasserstoff gänzlich befreit, so daß es auf Bleipapier durchaus nicht mehr wirkte, wurden langsam durch eine alkoholische Kalilösung geleitet. Von dieser Flüssigkeit ein Theil etwas abgedampft und zu einer kochenden Lösung von salpetersaurem Bleioxyd gesetzt, zeigt deutlich eine schwarze Färbung, welche nur von einer geringen Menge in dem Gase enthaltenen Schwefelkohlenstoffs herrühren kann. (Annalen der Chemie und Pharmacie, Juni 1853, S. 369.) Ueber Rübenfuselöl; von Prof. Dr. Fehling. Ich erhielt im vorigen Sommer aus einer Rübenzuckerfabrik, in der die Rübenmelasse gebrannt wird, ein Rübenfuselöl, welches aus den zur Reinigung des Spiritus verwendeten Holzkohlen abgeschieden war. Dieses Fuselöl enthält verschiedene freie flüchtige Fettsäuren (Caprinsäure, Caprilsäure etc.) und ein neutrales Fett, welches beim Verseifen mit Kali reine Caprinsäure (HO C₂₀ H₁₉ O₃) gab. Das unverseifte Fett war durch Destillation theilweise zersetzt, seine Analyse gab sehr annähernd die Formel C₂₃ H₂₁ O₄, oder vielleicht C₂₃ H₂₂ O₄; nach der ersten Formel würde das Fett caprinsaures Lipyloxyd seyn (C₁₉ H₁₉ O₃ . C₃ H₂ O). Es war mir wegen Mangel an Material nicht mehr möglich, aus der verseiften Masse Glycerin abzuscheiden, doch gab ein Tropfen des Fetts, auf dem Platinblech erhitzt, unzweifelhaften Acroleingeruch. Ich hoffe bald neue Quantitäten dieses Fuselöls zu erhalten. Vor einigen Monaten erhielt ich von Dr. E. Dingler in Augsburg ein sogenanntes Weinbeerenöl, welches in Leipzig im Handel zu haben sey und für Rumfabriken gebraucht werden soll. Dieses Oel verhält sich nun genau wie das vorige und ist ganz wie dieses zusammengesetzt; die nach der Elementaranalyse zusammengesetzte Formel liegt näher an C₂₃ H₂₂ O₄, als C₂₃ H₂₁ O₄. Es gibt beim Verseifen auch reine Caprinsäure. In England soll in neuerer Zeit ein Whiskyöl in den Handel kommen, um dem rohen Branntwein den Geruch des irischen Whiskys zu geben. Dieses Oel ist, wie Professor Hofmann mir sagte, reines pelargonsaures Aethyloxyd, dessen Säure aus Rautenöl (Caprinaldehyd) durch Salpetersäure von gewisser Concentration erhalten wird. Dieses Product ist also ein Kunstproduct, während das erste von mir untersuchte Product, wie ich sicher weiß, keineswegs ein Kunstproduct ist, und auch das sogenannte Weinbeerenöl ist wohl ein natürliches Product, vielleicht durch Destillation von Weinheft erhalten. (Amtlicher Bericht über die 29ste Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte im September 1852. Wiesbaden 1853.) Ueber einen neuen gelben Farbstoff in der Faulbaum-Wurzelrinde; von Dr. L. A. Buchner. Der Verfasser hat gefunden, daß die Wurzelrinde des Faulbaums (Rhamnus Frangula) einen eigenthümlichen gelben Farbstoff enthält, welcher flüchtig ist und bei der Aufbewahrung der getrockneten Rinde mit der Zeit aus derselben heraus sublimirt und sich in kleinen goldgelben seidenartig glänzenden Krystallchen außen auf derselben ansetzt. Man erhält diesen Farbstoff, den der Verfasser Rhamnoxanthin nennt, am besten, indem man das alkoholisch-ätherische Extract der Rinde in einem Apparate, den Mohr zur Bereitung der Benzoësäure vorgeschlagen hat, einer Sublimation unterwirft, wobei er sich innerhalb der Papierdüte als stark glänzendes hellgelbes krystallinisches Sublimat anlegt und dabei das ganze Papier gelb färbt. Das Rhamnoxanthin ist geschmacklos und stickstofffrei. Es ist, wie die meisten gelben Pflanzenfarben, am Lichte veränderlich; damit gefärbtes Papier u.s.w. wird am Sonnenlichte sehr schnell gebleicht. In Wasser, namentlich kaltem, ist es nur wenig, in Alkohol und Aether leicht löslich. Von Ammoniak und den fixen Alkalien wird es mit prächtig purpurrother Farbe aufgelöst; auf Zusatz einer Säure wird es aus dieser Lösung wieder mit hellgelber Farbe ausgeschieden. Das Rhamnoxanthin kommt übrigens nicht bloß in der Wurzelrinde, sondern auch, obwohl in geringerer Menge, in der Stammrinde und im Samen von Rhamnus Frangula vor; auch in der Rinde und im Samen von Rhamnus catharticus hat der Verfasser ein wenig davon aufgefunden. Aber die zum Gelbfärben benutzten unreifen Beeren der letzteren Pflanze und diejenigen von Rhamnus infectorius, die sogenannten Gelbbeeren oder Avignonkörner, enthalten kein Rhamnoxanthin, sondern die ersteren das Rhamnin Fleury's, welches blaßgelb ist, sich in Aether nicht löst, und von Alkalien nicht mit purpurrother, sondern mit gelber Farbe gelöst wird, und die letzteren, je nach ihrer Reife, einen oder zwei gelbe Farbstoffe (Chrysorhamnin und Xanthorhamnin nach Kane), welche durch Alkalien nur etwas dunkler, aber nicht purpurroth gefärbt werden. (A. d. gel. Anzeig. der k. bayr. Akad. der Wissensch.) Vorschrift für die Anwendung des sogenannten Weinstein-Präparates in der Wollenfärberei. Unter dem Namen Weinstein-Präparat kam vor mehreren Jahren eine weißgraue Masse in den Handel, welche sich bei näherer Untersuchung als ein saures schwefelsaures Natronsalz zeigte. Die Anwendung dieses Surrogates für Alaun und Weinstein wird immer allgemeiner, da es einen Vortheil von 100 Proc. gewährt. Die Farben, zu deren Absud es bisher immer genommen wird, sind Chromschwarz, Chrombraun, Grau, alle Modefarben, Grün, Carminblau, und macht im Allgemeinen ein Absud in 4 Pfd. Weinsteinpräparat denselben Effect, als ein Absud in 4 Pfd. Alaun und 2 Pfd. Weinstein. Bei einigen Farben nimmt man noch etwas Alaun zum Präparat. Auf 50 Pfund chromschwarz zu färbende Wolle nimmt man   1     „    chromsaures Kali,   1 1/2     „    Präparat. Bei 70 Grad R. eingehen, dann 50 Minuten sieden und in einem frischen Blauholzbade ausfärben, welches nach der Nüance 1/4 bis 1/2 Pfd. Blauholz enthält. Auf 50 Pfund chrombraun zu färbende Schafwollgarne:   1   „      Chromkali,   1 1/2   „      Präparat,      1/2   „      Alaun. Nach einstündigem Absud auf einem frischen Bade ausfärben, welches 8 bis 10 Pfd. Rothholz enthält; oder für Gelbbraun und Bronze aus Rothholz, Gelbholz- und Blauholzabkochungen in verschiedenen Verhältnissen zusammengesetzt ist. Zu Grün nehmen Einige Alaun zu dem Präparat, Andere nicht, und werfen das Präparat im Verhältnisse von 1/2 Pfd. auf 10 Pfd. Wolle anstatt einem Vorsud, gleich mit in den Farbkessel. (Deutsche Muster-Zeitung, 1853, Nr. 6.) Ansatz zum Färben von Grau und Schwarz auf Baumwolle in einem Zuge. Die Eisenoxydsalzlösung wird so lange mit gewöhnlichem Syrup vermengt, bis kaustisches Ammoniak darin keinen Niederschlag erzeugt, sondern eine klare braune Lösung bildet. Es wird von dem Ammoniak dann so lange zugeschüttet, bis dasselbe deutlich hervorriecht. Dieser Ansatz wird mit einer concentrirten Blauholz- oder Gallusabkochung vermischt, welche, da das Ammoniak dem Eisensalze die Kraft, diese Abkochungen zu brechen, benommen hat, den Ansatz nur sehr schwach, fast gar nicht trübt. Nimmt man nun Stoffe durch diese Lösung, und setzt sie der Luft zum Trocknen aus, so verdampft nach und nach das Ammoniak, und in eben dem Maaße tritt dann auf den Stoffen die Einwirkung der wieder Kraft erlangenden Eisensalze auf die Pigmente ein, und dieselben nehmen nach und nach eine schwärzere Färbung an. Eine schnellere und kräftigere Wirkung, als das Trocknen, bringt das Dämpfen der durch den Ansatz genommenen Stoffe hervor, hierbei wird die Farbe selbst fester. Bedruckt man Baumwollenwaaren mit der Lösung, anstatt dieselben ganz durchzunehmen, und dämpft dann, so lassen sich leicht graue und schwarze Dessins erzeugen. Je nach der Concentration des Ansatzes sind die Farben auch dunkel; zu schwach darf derselbe nicht benutzt werden, da eine Anziehungskraft der Baumwollenfaser zu dem Ansatze nicht vorhanden ist, derselbe diese daher anfänglich nur mechanisch durchdringen muß. Mit Verdampfung des Ammoniaks tritt erst eine Befestigung ein. Der Zusatz von chromsaurem Kali zur ammoniakalischen Lösung gibt dunklere und festere Farbentöne. Blausaures Kali hinzugegeben, gibt bläulichen Schein. Der Ansatz als Dinte benutzt, gibt auf dem Papiere nach und nach eine blauschwarze Farbe; Stahlfedern werden dadurch nicht im Geringsten angegrissen. (A. a. O.) Zusatz zum Dampfblau für den Zeugdruck. Man entwickelt die blaue Farbe aus dem blausauren Kali in der Färberei und Druckerei auf zweierlei Weise, einmal indem man die Lösung desselben mit Eisenoxydsalzlösung in Berührung bringt (Färberei), oder aber dieselbe mit einer Säure versetzt und dämpft (Dampffarbendruck). In dem ersteren Falle bildet das ganze im blausauren Kali enthaltene Eisen, dann aber auch noch das des damit in Berührung gebrachten Eisenoxydsalzes, indem es sich mit einem Theil der Blausäure aus dem Kalisalz verbindet, den blauen Niederschlag, welcher die Farbe gibt. In dem zweiten Fall ist die erhaltene Farbe nur das im blausauren Kali enthaltene, niedergeschlagene blausaure Eisen. Die Blausäure, die sich bei jenem Verfahren mit dem zugesetzten Eisen zu neuer Farbe verbindet, wird hier unbenutzt verflüchtigt. Wie leicht zu ersehen, erhält man mit derselben Menge blausauren Kalis bei der ersteren Methode noch einmal so viel Farbe als bei der letzteren, dennoch ist diese nicht zu entbehren. In der Dampffarbendruckerei, bei welcher die zur Erzeugung der Farben nöthigen Stoffe mit einander gemischt aufgedruckt werden, läßt sich das Blau nicht durch Mischen von blausaurem Kali und Eisenoxydsalz herstellen, weil sich hier sofort der blaue Niederschlag, der sich erst später auf dem Stoff selbst bilden soll, in der Druckmasse bildet, und dadurch ganz nutzlos ohne die geringste Affinität zur Faser zu haben, verloren geht, was bei der Zersetzung mit Säure nicht der Fall ist. Trotzdem ist es möglich, dem Dampfblau einen Zusatz von Eisen zu geben, welcher dasselbe bedeutend dunkler macht, wenn man dazu folgenden Weg einschlägt. Dem Blau wird allgemein ein Niederschlag von Zinnsalz und blausaurem Kali zugesetzt, um demselben den angenehmen violetten Ton zu ertheilen; zu dem hier zu erreichenden Zweck bereitet man sich einen Niederschlag, der neben dem Zinn auch Eisen enthält und zwar auf nachstehende Art: 1 Pfund salzsaure Zinnoxydlösung von 60° Baumé. 1   „ salzsaure Eisenoxydullösung von 50° B. werden mit 2 Quart Wasser verdünnt und dann zu einer Lösung von 1 1/2 Pfund blausaurem Kali in 3 Quart Wasser gegeben. Es bildet sich ein bläulich-weißer Niederschlag, welchen man auf einem Filter sammelt. Von diesem Niederschlag setzt man dem Blau eine gehörige Quantität zu und erzielt dadurch eine Farbe, die bedeutend dunkler und dabei eben so schön ist als die mit reinem Zinnniederschlag bereitete. W. G. j. (A. a. O.) Der Chilisalpeter als Düngerstoff. Der Würfelsalpeter, auch Chilisalpeter, Sodasalpeter genannt (salpetersaures Natron), ist zweifelsohne einer der kräftigsten Düngerstoffe und verspricht für die Landwirthschaft ebenso werthvoll und bedeutend zu werden, wie der Guano. Ganz ausführlich ist die Wirksamkeit dieses ausgezeichneten Minerals in dem neuerschienenen interessanten Werke des Dr. Hartstein Vom englischen und schottischen Düngerwesen beschrieben und hervorgehoben, und findet sich darin eine besonders reichhaltige Zusammenstellung der damit erhaltenen Erfolge. Schon früher haben auch tüchtige deutsche Landwirthe den Werth des Würfelsalpeters zur Düngung untersucht, hervorgehoben und anerkannt. unter A. Hr. Wilhelm Hirschfeld auf Groß-Nordsee in Holstein, und unser vielberühmter Ackerbauchemiker, Hr. Professor Stöckhardt in Tharand, hat sich gleichfalls über den Werth dieses Düngerstoffs hinreichend ausgesprochen. Der Würfelsalpeter wirkt auf alle Getreidearten, Hülsenfrüchte, Wurzelgewächse und Futtersaaten gleich entschieden gut. Hr. Dr. Hartstein führt in seinem genannten Werke eine Reihe von 47 Versuchen im Großen an. wonach auf dem württemb. Morgen eine Gabe von 74 Pfund Würfelsalpeter einen Mehrgewinn lieferte bei: Simri Körner   Ctr. Stroh. Weizen          7–9     4–7 Gerste        12       7 Haber     16–20     9–13 Erbsen          8       6 Gras     10–16 Ctr. Heu. Darnach ist die außerordentliche Wirksamkeit dieses Düngerstoffs leicht zu ermessen. Aber er bietet noch außerdem Vorzüge, namentlich dem Guano gegenüber, welche mit Sicherheit annehmen lassen, daß er diesen mit der Zeit gänzlich verdrängen wird. Vor Allem sind seine dungkräftigen Stoffe weit minder flüchtig, wie die des Guano, weßhalb auch dieser bei trockenem Wetter auf die Früchte gar nicht wirkt, wohingegen der Würfelsalpeter sich bei jeder Witterung wirksam zeigt. Der Würfelsalpeter scheint daher berufen zu seyn, das Monopol des Guano aufzuheben; schon aus dem ferneren Grunde, weil er viel wohlfeiler ist! Denn der Bedarf per Morgen preußisch übersteigt niemals 75 Pfund, und zwar ist dieß die höchste Menge für den ärmsten Boden, während für Mittlern Boden schon 40 Pfund, für guten Boden sogar nur 25 Pfund hinreichen, um den auffallendsten Mehrertrag zu sichern. Zu dem Allem kommt noch, daß der Würfelsalpeter durchaus ohne Unbequemlichkeit und Nachtheil ausgesäet werden kann, und durchaus keiner Verfälschung unterworfen ist. Das letztere ist nicht hoch genug anzuschlagen; denn selbst bei dem directen Bezug des Guano aus Peru ist der Käufer nicht immer gegen Verfälschung gesichert. Um diese Vorzüge auch so rasch und ausgedehnt wie möglich der deutschen Landwirthschaft anheim zu geben, habe ich mich entschlossen, eine erste Ladung Würfelsalpeter direct zu beziehen, und ist dieselbe so eben in vorzüglichster Qualität eingetroffen. Den Centner Würfelsalpeter kann ich frei ab hier mit 7 Thaler preußisch ablassen. Leipzig, den 1. August 1853. Dr. W. Hamm. (Württb. Wochenblatt für Land- und Forstwissenschaft, 1853, Nr. 38.)