Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 131, Jahrgang 1854, Nr. , S. 233
Download: XML
Miscellen. Miscellen. Eisenverbrauch für die Eisenbahnen. Für die jetzt im Bau begriffenen Eisenbahnen in den Vereinigten Staaten und Europa ist die überraschend große Eisenquantität von 2,400,000 engl. Tonnen erforderlich, deren Fabrication alle Schienenwalzwerke der Welt für mindestens sechs Jahre beschäftigen wird. Diese Quantität gibt – 100 Tonnen für 1 engl. Meile gerechnet – 24,000 engl. Meilen einfacher Spur, hinreichend den ganzen Erdball zu umringen! Doch da etwa die Hälfte des Eisens zu Doppelspur verwandt wird, so beträgt die ganze Länge der projectirten Bahnen 18,000 englische Meilen. Die Kosten dafür, einschließlich der nöthigen Locomotiven, Personen- und Güterwagen, belaufen sich auf etwa 900 Millionen Dollars, und die der Eisenbahn-Schienen allein auf beiläufig 120 Millionen. Bei dieser Schätzung sind folgende amerikanische und europäische Bahnen noch nicht in Anschlag gebracht worden: die spanische Nordbahn, zur Verbindung der französischen Gränze mit Madrid, die Central-italienischen Eisenbahnen, und ferner eine Eisenbahn zum stillen Meere, welche weitere 5000 Meilen zu 225 Millionen Dollars Kosten ergeben. (Nach dem New York Mining Journal, durch das Notizblatt des hannoverschen Ingenieurvereins, 1853, Bd. III S. 252.) Eisenbahn-Unglücksfälle in England und Amerika. Folgende Tabelle gibt eine Vergleichung der Eisenbahn-Unglücksfälle in Großbritannien und New-York nach dem Verhältniß der Passagiere:    Großbritannien      New-York Passagiere, zu Tode gekommen     1 in 2,785491     1 in 286179 Eisenbahn-Beamte  „          „     1  „    742797     1  „ 124010 andere Personen     „          „     1  „ 1,392714     1  „   45929 Passagiere, verletzt     1  „    234568     1  „   90739 Eisenbahn-Beamte  „     1  „ 1,128427     1  „   83603 andere Personen     „     1  „ 3,301323     1  „   79155 In Summa zu Tode gekommen     1  „    412665     1  „   43454 In Summa verletzt     1  „    183406     1  „   28078 In Summa getödtet und verletzt   (A. a. O.)     1  „    126973     1  „   17425 Davey's Verbesserung der Sicherheitszünder für die Sprengarbeit. Hr. Davey zu Camborne in England überzieht die Sicherheitszünder mit einer Substanz, welche sie gegen die Einwirkung der Feuchtigkeit schützt. Nachdem der Zünder verfertigt ist, bringt man ihn in ein trichterartiges Gefäß, dessen untere engere Oeffnung nur wenig weiter als der Zünder stark ist. Der Trichter ist mit einer flüssigen Substanz versehen, welche zusammengesetzt ist aus: 1 Theil Harz, 1 Theil burgundischem Pech, 4 Theile Gutta-percha. Dieses Gemisch wird in einem mit Dampf geheizten Kessel bereitet, und es wird derselbe Dampf auch mittelst einer Röhre zur Warmerhaltung desselben in dem Trichter benutzt. Der Zünder ist auf einer großen Walze aufgewickelt und mittelst einer Kurbel wickelt man ihn ab, läßt ihn durch den Trichter gehen, um dort den wasserdichten Ueberzug zu erhalten. Aus dem Trichter geht er über eine Rolle durch ein Gefäß mit kaltem Wasser und wird alsdann von einer andern Walze außerhalb dieses Gefäßes aufgenommen. (Armengaud's Génie industriel, Decbr. 1853, S. 327.) [Ueber die zweckmäßigste Anfertigung der Sicherheitszünder mittelst einer einfachen Maschine hat Hr. Controllern Feil zu Jenbach in Tyrol eine Abhandlung in dem Berg- und hüttenmännischen Jahrbuch des Hrn. Director Tunner zu Leoben, Bd. III S. 275 veröffentlicht. H.] Kupferprobe, von Bruno Kerl. Auf den Oberharzer Silberhütten ist seit Kurzem zur Bestimmung des Kupfergehaltes in Kupfererzen, kupferhaltigen Steinen etc., statt der zeitraubenden, kostspieligen und unsichern trockenen Probe, nachstehende einfache Probe auf nassem Wege eingeführt: 1 Probircentner fein geriebenes Probegut wird in einem Digerirglase bei gelinder Wärme mittelst Königswassers zersetzt und die Lösung bei Zusatz von etwas Schwefelsäure zur Trockne gedampft. Nachdem zur trocknen Masse, um basische Salze löslich zu machen, einige Tropfen Schwefelsäure hinzugefügt sind, behandelt man dieselbe mit heißem Wasser, filtrirt und erhitzt das Filtrat in einem Digerirglase so lange mit einigen Eisendrahtstiften, bis ein in die Flüssigkeit getauchter blankgefeilter Eisendraht sich nicht mehr von metallischem Kupfer braun überzieht. Das ausgefällte Kupfer wird in dem Glase mehreremal mit heißem Wasser durch Decantation ausgesüßt, das Glas vollständig mit Wasser gefüllt, in eine Porzellanschale (oder einen Ansiedescherben) umgekippt und, nachdem sich die Drahtstifte und das metallische Kupfer nebst etwas Wasser in die Schale begeben haben, unter dem Wasser vorsichtig und rasch abgezogen. Die Drahtstifte reinigt man von anhaftendem Kupfer, wässert dieses noch einigemal auf die angegebene Art aus, trocknet es, damit eine Oxydation nicht eintrete, bei nicht zu hoher Temperatur und wägt. Eine solche Probe, deren zu gleicher Zeit mehrere angestellt werden können, erfordert 3 bis 4 Stunden und weniger Zeit und gibt bei sorgsamer Ausführung nicht um 1 Probirpfund differirende Resultate. Clausthal, im Januar 1854. (Berg- und hüttenmännische Zeitung, 1854, Nr. 5.) Verfahren beim Abbeizen und Reinigen von Metallgegenständen mittelst Säure; von J. Symonds und G. Mouchet. Wenn metallene, namentlich eiserne Gegenstände durch Abbeizen in einer Säure gereinigt und blank gemacht werden, so wird nicht bloß das vorhandene Oxyd von der Oberfläche der Gegenstände entfernt, sondern die Säure löst auch mehr oder weniger von dem Metall selbst auf, was namentlich den Nachtheil bringt, daß die Oberfläche der Gegenstände ihre Glätte verliert und rauh wird. Um dieß zu vermeiden, machen die Vorgenannten die zu reinigenden Metallgegenstände während des Eintauchens in die Säuremischung zum negativen Pol einer galvanischen Kette, wodurch, nach einem bekannten Verhalten, das Metall, woraus sie bestehen, vor der Auflösung mehr oder weniger vollständig geschützt wird. Sie benutzen zu diesem Zwecke einen viereckigen Behälter, in dessen Mitte zwei schmale poröse Zellen stehen. Jede dieser Zellen enthält eine Anzahl Zinkplatten, welche an einer über der Zelle liegenden Eisenstange befestigt sind. Zur Seite jeder Zelle ist in dem Behälter ein beweglicher, mit Löchern versehener hölzerner Boden angebracht, auf dessen oberer Fläche eine hin und hergebogene Eisenschiene befestigt ist. Diese Schiene wird durch einen Draht mit der Stange, an welcher die Zinkplatten der betreffenden Zelle hängen, in metallische Verbindung gesetzt. Beim Gebrauche füllt man den Behälter und die Zellen so weit als nöthig mit einer Flüssigkeit, die erhalten wird durch Auflösen von 50 Pfund Kochsalz in 1000 Pfund Wasser und Zusatz von 3/4 Pfund Schwefelsäure oder Salzsäure zu je 12 Pfund dieser Lösung. Die zu reinigenden Gegenstände werden aus die erwähnten Böden gelegt, wobei sie, da sie mit den auf diesen Böden befestigten eisernen Schienen theils direct, theils vermöge ihrer Berührung unter einander in leitende Verbindung kommen, zum negativen Pol einer einer einfachen galvanischen Kette werden. Die reinigende Wirkung der Flüssigkeit wird nöthigenfalls durch Erwärmen derselben mittelst eines Dampfrohres, welches unten in dem Behälter liegt, unterstützt. Die von den Gegenständen abgelösten Unreinigkeiten sinken durch die Löcher der beweglichen Böden hinab auf den Boden des Behälters. Für das Abbeizen von Blechen ist der Behälter an zwei gegenüber stehenden Seiten mit verticalen eisernen Ruthen versehen, in welche die Bleche eingeschoben werden, so daß sie mit ihrem unteren Rande auf der erwähnten Schiene stehen. Wenn Gegenstände von Schmiedeisen gereinigt werden, kann man die Zellen mit den Zinkplatten auch weglassen, und die Gegenstände einfach auf einem gußeisernen Roste in der Reinigungsflüssigkeit anbringen, da nach den Verfassern das Schmiedeisen durch das Gußeisen genügend geschützt wird. Will man die Zellen dabei anwenden, so kann man in denselben statt Zink Gußeisen anbringen. Wenn Gegenstände von Kupfer, Messing u.s.w. nach diesem Verfahren gereinigt werden, so ist der dazu benutzte Behälter nicht zur Reinigung eiserner Gegenstände zu verwenden, da diese aus etwa in dem Behälter zurückgebliebener kupferhaltiger Flüssigkeit Kupfer auf sich niederschlagen würden. Man könnte auch eine Reihe von Behältern, ähnlich dem beschriebenen, aber jeder bloß mit einer Zelle versehen, neben einander stellen, und wie bei einer zusammengesetzten galvanischen Kette, jedesmal das Zink oder Gußeisen des einen mit den zu reinigenden Gegenständen des folgenden Behälters in metallische Verbindung setzen. (Nach dem London Journal of arts, Septbr. 1853, durch die Mittheil, des hannoverschen Gewerbevereins, 1853, Heft 5.) Die optischen Gläser auf der Londoner Industrie-Ausstellung; von Prof. Dr. Gustav Schueler. Die Fabrication guter optischer Gläser, besonders in größeren Dimensionen, ist so schwierig, daß selbst durch die unermüdlichsten und ausdauerndsten Arbeiten der mit allen wissenschaftlichen Vorkenntnissen ausgerüsteten Männer, wie Dollond, Fraunhofer, Utzschneider, Guinand, Daguet, Bontemps, Chance und Maës, es denselben doch noch nicht gelungen ist, sie immer in der Weise herzustellen, wie sie der Optiker und der Astronom bedarf. Die Fortschritte in diesem Zweige der Glasfabrication, welche die neuere Zeit aufzuweisen hat, sind indessen sehr groß, und haben sich besonders Bontemps und Maës durch Anfertigung großer Gläser verdient gemacht. Die Schwierigkeit liegt bei deren Darstellung besonders darin, dieselben in allen ihren Theilen von gleicher Dichtigkeit, ohne Blasen und Streifen und von möglichster Farblosigkeit zu erhalten. Durch häufige Veränderung der Glassätze und aufmerksamste Behandlung während ihrer Schmelzung und Abkühlung ist es in neuester Zeit Daguet in Solothurn, Bontemps, Associé der Gebrüder Chance zu Birmingham, und Maës zu Clichy bei Paris gelungen, sehr große Gläser darzustellen, die nach dem Urtheile berühmter Astronomen, Physiker und Optiker, wir nennen einen Herschel, Brewster, A. Roß, einen hohen Grad von Vollkommenheit erreicht haben. Die Herstellung solcher Scheiben in Kronglas ist noch weit schwieriger, als in Flintglas, weil es härter und schwerer zu schmelzen ist. Wird der Glassatz zu leichtschmelzend gemacht, so wird das Glas oft hygroskopisch und dadurch ungeeignet zu Fernröhren; setzt man ihn zu hartschmelzend, dann krystallisirt das Glas leicht und entglaset bei der Abkühlung. Diesem letzteren Fehler ist das Flintglas weniger unterworfen. Beide Glassorten, das bleihaltige Flint- und das bleifreie Kronglas, sind aber zu achromatischen Instrumenten durchaus nöthig; bei dem ersteren ist die Farbenzerstreuung im Verhältniß zur Lichtbrechung viel stärker. Man schleift deßhalb ein Linsenglas aus Kronglas und setzt es mit einem planconcaven Flintglase, oder zwei Linsen ersteren Glases mit einer biconcaven Flintglaslinse zusammen, um ein Objectivglas für ein Fernrohr oder Mikroskop zu bilden. Das specifische Gewicht des Flintglases von Daguet ist nahe = 4,0, des Kronglases zwischen 3,5 und 3,6 gefunden worden, während das specifische Gewicht des Flintglases von Gebr. Chance = 3,56 bis 3,58 war. Daguet hat Scheiben in Flintglas von 27 bis 38 Centimeter Durchmesser, in Kronglas von 10 bis 16 Centimeter; Bontemps eine solche in Flintglas von sogar 29 bis 29 1/2 Zoll und 200 Pfd. wiegend, und eine in Kronglas von 20 Zoll Durchmesser geliefert. Optische Gläser in kleinen Dimensionen fabricirt in ausgezeichneter Qualität immer noch die berühmte Fraunhofer'sche Fabrik in München, die sie aber nur zu ihren eigenen optischen Instrumenten verwendet und nicht in den Handel bringt. Bontemps hat sich früher erboten, Linsen von 22 Zoll Durchmesser in Flintglas zu 550 Fr., in Kronglas zu 400 Fr. zu liefern, die früher selbst mit 40,000 Fr. bezahlt wurden. Das von Gebr. Chance ausgestellte dünne Glas ist so dünn, wie feines Papier, und dient zur Bedeckung der Gegenstände bei mikroskopischen Untersuchungen. Unter Beihülfe des Franzosen Tabouret haben die Gebr. Chance seit etwa drei Jahren die Anfertigung von Leuchtapparaten zu Leuchtthürmen aus Glasplatten, Prismen und Linsen unternommen und einen solchen Apparat ausgestellt. Die Färbung des Glases ist etwas dunkel, was aus dem Bestreben, das Glas möglichst wenig hygroskopisch darzustellen, hervorgegangen ist; sie bezweifeln nicht, ein weißeres Glas gleicher Güte zu diesem Zwecke darstellen zu können. Oben ist die Rede von den Maës'schen zinkhaltigen Kröngläsern gewesen, welche nach dem Zeugniß des Optikers A. Roß zu London als die besten gerühmt worden. Eine vorläufige Untersuchung dieses Glases ergab: Kieselerde   56,613 Zinkoxyd   13,495 Bleioxyd     4,108 Eisenoxyd, Spuren von Manganoxyd und etwas   Thonerde     0,400 Kalk     0,700 Arsenik      Spur Alkalien, Borsäure und Verlust   24,684 ––––––– 100,000 Magnesia konnte nicht gefunden werden. – (Amtlicher Bericht über die Londoner Industrie-Ausstellung, Berlin 1853, Bd. III S. 355.) Ueber Glaskugeln, welche zur Beleuchtung in Werkstätten gebraucht werden. Vor einiger Zeit darauf aufmerksam gemacht, daß bei uns noch immer die mit gewöhnlichem Wasser gefüllten Glaskugeln in manchen Werkstätten im Gebrauche sind, welche für das menschliche Auge äußerst nachtheilig wirken, während man sich anderwärts bereits derselben mit farbigen Flüssigkeiten gefüllt bedient, habe ich selbst Versuche angestellt und gefunden, daß sich zu solcher Beleuchtung hauptsächlich mit grüner Flüssigkeit gefüllte Glaskugeln eignen, indem dieselben einen für das Auge höchst wohlthätigen Schein verbreiten, während die mit gewöhnlichem Wasser gefüllten einem nicht besonders starken Auge äußerst wehe thun. Bei diesem grünen Lichte können selbst die feinsten Arbeiten verrichtet werden. Diese grüne Flüssigkeit kann sich Jeder selbst bereiten, wenn er einige Pfennige in einigen Lothen Scheidewasser auflöst und mit soviel Wasser verdünnt, als zum Füllen einer Glaskugel nothwendig ist. Außer dem großen Nutzen, den diese grün gefärbten Glaskugeln fürs Auge gewähren und außer der Billigkeit bieten dieselben noch den Vortheil, daß diese Flüssigkeit nicht gewechselt werden muß, während mit Wasser gefüllte Kugeln schon nach kurzer Zeit frisch gefüllt und gereinigt werden müssen, da das darin befindliche Wasser faulig und übelriechend wird. Ebenso sind die mit der grünen Flüssigkeit angefüllten weniger dem Zerspringen durch Gefrieren ausgesetzt als die mit gewöhnlichem Wasser gefüllten. Möchten Alle, welche mit solchem Glaskugellichte zu arbeiten gezwungen sind und die das Augenlicht auch für die Zukunft gut erhalten wollen, diese Andeutung beherzigen, F. C. (Würzburger gemeinnützige Wochenschrift, 1854, Nr. 6.) Ueber die Fertigung der auf vergoldetem Glase radirten Bilder; von Bernhardi in Königsberg. Die in der hiesigen polytechnischen Gesellschaft praktisch gezeigte Glasvergoldung behufs der Fertigung von Porträts und Verzierungen, wird ohne irgend ein Klebmittel, welches bleibend zwischen Glas und Gold das eine wie das andere verbindet, nur durch Bestreichung des Glases mit reiner Zunge, nachdem der Mund mit Wasser und einigen Tropfen Spiritus ausgespült worden, derart bewirkt, daß schon nach einigen Minuten die Feuchtigkeit vom Glase durch die Poren des Goldschaumes verdunstet und dann Gold und Glas ganz unmittelbar auf einander geheftet bleiben. Um nun dem Golde Festigkeit und Glanz zu verschaffen, deren es zum Radiren der Porträts, Kreise u.s.w. bedarf, muß es sich dem Glase noch fester anschließen, als nach der ersten Operation. Dieß wird dadurch erreicht, daß man, nachdem das Gold mit Seidenpapier und darüber mit anderem Papier bedeckt worden, mit einem Polirinstrument (einem Thierzahn oder Achat) anhaltend und so lange allenthalben, wo das Gold darunter liegt, mit mäßigem Drucke darüber streicht, bis jede matte Stelle daraus verschwunden und das Ganze als eine compacte glänzende Goldfläche auf der Rückseite des Glases erscheint. Dieser Goldgrund bietet nun ein schönes Feld zu mannichfachen künstlerischen Arbeiten dar. Mit einem nicht gar zu spitzen Stahlstift oder einer Nadel können Porträts und jede sonst beliebige Zeichnung darauf einradirt werden. Nachdem das Profil des zu zeichnenden Gegenstandes auf dem Goldgrunde gezogen ist, wird alles übrige, die Zeichnung nach außen zu umgebende Gold mittelst eines fein zugespitzten Hölzchens, das man mit dem Munde anfeuchtet, so weit fortgeschafft, daß nur noch so viel davon stehen bleibt, als man zu den Goldrändern, Kreisen u.s.w. nöthig haben könnte. Dadurch tritt nun der zur Radirung darzustellende Gegenstand in seinem Profil rein in Gold hervor, umgeben von der klaren Glasfläche, welche sorgfältig von jedem zurückgebliebenen Goldrest gereinigt werden muß. Die Schönheit und Vollkommenheit dieser Goldradirarbeiten hängt natürlich, wie jede andere künstlerische Leistung, von der Befähigung und dem Fleiße des Darstellers ab, doch ist sie auch schon durch die Schönheit der Methode selbst viel lohnender, als manche andere mit gleichem Fleiße und Fähigkeit ausgeführte Zeichnung. Wenn nun alles Nöthige gethan, die Figur fertig, die umgebende Glasfläche vom Golde gereinigt ist und zu der umkreisenden Goldverzierung geschritten werden soll, dann bereitet man zuerst den Lack, womit nachher die fertige Arbeit, auf der Seite, wo das Gold liegt, gänzlich überzogen wird. Zu diesem Lack werden in der Regel 3 Theile (etwa 3 Loth) klarer venetianischer Terpenthin und 1 Theil Gummi-Mastix in Körnern genommen, welche in einem glasirten Topfe, der aber nur zur Hälfte voll davon werden darf, auf glühenden Kohlen zusammengeschmolzen und mit einem kleinen Span von Lindenholz öfter umgerührt werden, bis der Schaum, der anfangs vom Sieden entsteht, schwindet und die obere Fläche klar erscheint, dann wird so viel Kienruß (etwa 2 Theelöffel voll) hineingerührt, als zum Schwärzen der Masse nöthig ist. Wenn dieser Lack vollständig abgekühlt ist. dann bildet er eine harte, sehr glänzende Masse. Mit einem erwärmten, erbsengroßen Körnchen dieses Lacks wird ein dünnes, aber festes Spänchen in der Mitte der Figur auf der Goldseite angeklebt; auf diesem Spänchen, im Centrum des ganzen Glases steht eine Spitze des Cirkels, während die andere Spitze das nach außen zur Verzierung stehen gebliebene Gold umkreiset und so die Goldumrandung einradirt. Das übrige Gold, das nicht zum Rande gehört, wird sorgfältig mit dem angespitzten Hölzchen fortgeschafft und nach erfolgter Reinigung aller Stellen, die nicht mehr mit Gold belegt sind, wird der bereits gefertigte Lack auf Kohlen siedend heiß gemacht, sodann das Glas durch Halten über die Kohlen nach und nach sehr stark erwärmt und die ganze Seite desselben, wo das Gold liegt, mit dem heißen Lack, mittelst eines Haarpinsels, bestrichen und darüber ein Papier gelegt, welches der warme Lack festhält. Dieß nun fertige Bild ist keiner anderen Beschädigung ausgesetzt, als durch Zerbrechen des Glases, worauf es radirt ist, denn gegen andere Einflüsse ist es von außen durch das Glas und von innen durch den Lack geschützt. (Gewerbevereinsblatt d. Prov. Preußen, 1853, S. 133.) Firniß für die Vergoldung auf Holz; von Hrn. Thiou in Paris. Um die Vergoldung auf Holz zu conserviren und sie waschen zu können, überzieht sie der Erfinder mit einem Firniß, welcher folgendermaßen zusammengesetzt ist: Um 8 Liter von diesem Firniß zu erhalten, nimmt man 6 Liter Weingeist von 36° Baumé, 2 1/2 Kilogr. gewaschenen Sandarach, 250 Gramme (1/4 Kil.) Elemiharz, und 250 Gramme Mastix in Körnern. Man schüttet, in der Kälte, in den Weingeist den Sandarach, dann das Harz, und zuletzt den Mastix; man läßt das Ganze in der mit Hut versehenen Blase zwei Stunden lang gelinde kochen. Der bei dieser Destillation entweichende Dampf, welcher sich im Kühlrohr verdichtet und gesammelt wird, gibt 3 Liter Alkohol. Man gießt davon 1 Liter in die Blase nach zweistündigem Kochen, und das Sieden hört auf. Man setzt hernach unter Umrühren mit einem Spatel die übrig gebliebenen 2 Liter zu, und dann ist der Firniß fertig, womit man die Vergoldung überzieht. (Armengaud's Génie industriel, Januar 1854, S. 49.) Ueber die Darstellung eines vollkommen reinen Steinöls. Da die Angaben der Chemiker über die Eigenschaften des reinen Steinöls ungemein von einander abweichen und dieß höchst wahrscheinlich daher rührt, daß zur Zeit noch kein sicher zum Ziele führendes Verfahren ausfindig gemacht worden, dieses Naturprodukt von allen seinen zufälligen Beimischungen vollkommen zu befreien, so ließ ich mir angelegen seyn, diesen Gegenstand experimentell zu verfolgen und habe dabei das Vergnügen gehabt, ein Verfahren ausfindig zu machen, das rohe Steinöl in einen solch gereinigten Zustand überzuführen, wie man es vielleicht bisher noch nicht gesehen. Ein ganz eigenthümlicher, keineswegs unangenehmer Geruch und das Vermögen, den allerkräftigsten chemischen Agentien zu widerstehen, charakterisiren dieses vollkommen gereinigte Steinöl im hohen Grade. Die vorzüglichste Untersuchung, die wir über Steinöl besitzen, verdanken wir Saussure, sie ist auch in die meisten Lehrbücher übergegangen. Nach ihm haben einige andere Chemiker versucht, das Steinöl in verschiedene Bestandtheile zu zerlegen, unter anderen Unverdorben, Sell und Blanchet. Das natürliche Steinöl von Amiano im Herzogthum Parma ist in dem unreinen Zustande, wie es direct aus dem Erdboden hervorquillt, durchsichtig, gelb und stark irisirend, sehr flüssig und zeigt ein spec. Gewicht von 0,836. Durch Destillation läßt sich dasselbe zwar einigermaßen von fremdartigen Beimischungen befreien, und selbst das specifische Gewicht um ein Bedeutendes herabstimmen, indeß gelingt es auf diesem Wege allein nicht es im vollkommen reinsten Zustande hervorgehen zu sehen. Schon früher ist vorgeschlagen worden, das rohe Steinöl durch bloßes anhaltendes Schütteln mit concentrirter Schwefelsäure zu reinigenMan vergleiche Böttger's Beiträge zur Physik und Chemie, Heft 1 S. 109., indeß haben neuere Untersuchungen gelehrt, daß auch auf diesem Wege dem rohen Steinöle nicht alle fremdartigen Beimischungen entzogen werden, ja ich bin zu der Ueberzeugung gelangt, daß wenn man die Behandlung des Steinöls mit concentrirter Schwefelsäure auch wochenlang ununterbrochen fortsetzen wollte, man doch niemals ein Oel gewinnen würde, welches nicht noch, wenigstens theilweise, von concentrirter Salpetersäure verharzt würde. Meinen Beobachtungen zufolge enthält das rohe Steinöl viele harzige Stoffe aufgelöst, die sowohl bei reflectirtem, wie durchgelassenem Lichte das so charakteristische Irisiren des rohen Oels zu bedingen scheinen und die durch bloße Behandlung des Oels mit concentrirter Schwefelsäure wohl theilweise, aber niemals ganz vollständig verkohlt werden können. Da ich nun gefunden, daß ein vollkommen reines Steinöl weder von concentrirter Schwefelsäure, noch auch von concentrirtester Salpetersäure, auch nicht von der stärksten Aezkalilauge, selbst in der Siedhitze, im mindesten angegriffen oder verändert wird, so ist leicht zu erachten, daß auch durch eine abwechselnde Behandlung des rohen Steinöls mit den genannten drei Stoffen, dasselbe vollkommen müsse von seinen harzigen und öligen Beimischungen befreit werden können. Alle ätherischen Oele ohne Ausnahme werden bekanntlich von der concentrirtesten Salpetersäure, die ein spec. Gewicht von 1,52 hat, gänzlich zersetzt und viele von ihnen theils in harzartige, stark nach Moschus riechende Stoffe, andere in stickstoffhaltige heftig detonirende Säuren u.s.w. verwandelt. Die concentrirte Schwefelsäure verkohlt sehr viele ätherische Oele und Harze, und das Aetzkali endlich erzeugt mit den meisten dieser Stoffe theils harzartige Verbindungen, theils eigenthümliche organische Salze, die indeß zur Zeit noch wenig untersucht sind. Das Verfahren nun, dessen ich mich bediene, um das Steinöl in vollkommenster Reinheit zu erhalten, besteht in folgendem: Zuerst verletzt man das rohe, in einer dickwandigen Glasflasche befindliche Oel mit etwa dem 12ten Theile (dem Raume nach) concentrirtester Salpetersäure, wobei man Sorge trägt, die Flasche von außen durch fortwährendes Aufschütten von kaltem Wasser möglichst kühl zu halten; die Säure verharzt augenblicklich den größten Theil der in dem Oele befindlichen fremdartigen Beimischungen, sie färbt sich schwarzbraun, verdickt sich, während das darüber befindliche Oel durch Aufnahme von salpetriger Säure ein gelbröthliches Ansehen erhält. Man überschüttet jetzt den Inhalt der Flasche mit einer großen Menge kalten Wassers, hebt mittelst einer Pipette das obenauf schwimmende Oel ab, behandelt es noch ein- oder zweimal auf gleiche Weise, und schüttelt es dann erst zwei- oder dreimal abwechselnd mit concentrirter Schwefelsäure, und zuletzt mit einer sehr concentrirten Aetzkalilauge, mit welcher man es überdieß noch einige Tage lang in Berührung läßt, und rectificirt dann das nun völlig von fremden Beimischungen befreite Oel in einer Glasretorte mit angelegter Kühlröhre. D. (Böttger's polytechn. Notizblatt, 1853, Nr. 20.) Anwendung der Kautschuk-Auflösung um die weißen Stellen bei getuschten oder Wasserfarben-Zeichnungen zu reserviren. Ueber diese Anwendung der Kautschuk-Auflösung hat der Herzog von Montmorency der Société d'Encouragement in Paris folgende Notiz übergeben: „Ich benutze schon seit langer Zeit die Kautschuk-Auflösung, wie man sie von den Kautschuk-Fabrikanten bezieht, um Zeichnungen auf Pappendeckel oder in die Bücher zu leimen. Diese Flüssigkeit gewährt den Vortheil, die Zeichnung sehr gut zu befestigen, ohne daß das Papier sich runzelt, ferner daß das Klebmittel durch die Feuchtigkeit nicht benachtheiligt wird und auf dem Papier keine Flecken verursacht; überdieß braucht man nur mit einer etwas heißen dünnen Messerklinge zwischen der Zeichnung und dem Pappendeckel durchzufahren um beide leicht zu trennen. Beim Aufkleben einer Zeichnung verbreitet sich die Kautschuklösung ein wenig über deren Rand; in diesem Falle läßt man sie zwei oder drei Stunden lang trocknen, und beseitigt sie dann leicht durch Reiben mit Gummi-elasticum.“ „Die Eigenschaft der Kautschuklösung, auf diese Weise leicht vom Papier entfernt werden zu können, ohne auf demselben eine Spur zu hinterlassen, brachte mich auf den Gedanken, sie zum Reserviren der weißen Stellen in der Aquarellmalerei zu benutzen, insbesondere bei der Ausführung des Himmels.“ „Die Kautschuk-Auflösung muß zu diesem Zweck eine gewisse Dicke haben; wenn sie zu flüssig ist, verursacht sie Flecken auf dem Papier; um sie aufzutragen, bediene ich mich harter Pinsel oder kleiner hölzerner Spateln. Nachdem der Ueberzug auf den zu reservirenden Theil aufgetragen ist, läßt man ihn ungefähr eine Stunde trocknen, dann malt man den Himmel. Die mit Kautschuklösung überzogenen Stellen nehmen keine Farbe an. Man muß jedoch mit einem nassen Pinsel die kleinen Tropfen beseitigen, welche auf dem Kautschuk zurückbleiben, weil sonst die in denselben enthaltene Farbe nach dem Austrocknen Flecken auf dem weißen Papier verursachen würde, wenn man mit Gummi-elasticum reibt um den Ueberzug zu entfernen, was man thun kann sobald die auf das Papier aufgetragene Farbe trocken ist. Ich habe versucht einen dünneren Ueberzug mittelst eines Pinsels anzuwenden, was bequemer wäre; sobald aber der Ueberzug flüssiger ist, läßt er sich nicht mehr so gut entfernen und veranlaßt Flecken auf dem Papier.“ (Bulletin de la Société d'Encouragement, November 1853, S. 713.) Stroh als Polstermaterial; von Krichten in Mainz. Um das zu leichte Brechen des Strohs zu verhüten und demselben mehr Elasticität zu geben, wendete ich nachstehendes Verfahren mit günstigem Erfolge an. Unzerdrücktes Kornstroh wird in Bündeln von 1 bis 1 1/2 Pfund in der Art gebracht, wie es die Winzer zum Heften des Weinstocks verwenden. Dasselbe bringe man, unter sorgfältiger Vermeidung des Brechens, zwölf Stunden in Fluß- oder Regenwasser, drehe es hierauf in Flechten, der Art, wie die Waldhaare in Handel kommen. So zugerichtet bringe man nun die Flechten in kreisförmigen Lagen in der Art in eine unten mit einem Loche versehene große Bütte, daß das Ganze einer rund geflochtenen Strohmatte ähnlich sieht. Die erste Lage belege man nun mit ungelöschtem Kalk, fahre alsdann fort neue Stroh- und Kalkschichten zuzusetzen, bis die Bütte voll ist. Man begieße dann diese Vorrichtung mit Fluß- oder Regenwasser, welches beim allmählichen Erhitzen des Kalks vermehrt wird. In etwa fünf Stunden hat sich diese Arbeit selbst beendet; die Kalkmilch wird durch das Loch der Bütte abgelassen, das Stroh in reines Wasser gebracht und vier- bis fünfmal ausgewaschen, so daß es rein von allen Kalktheilen ist, und dann zum Trocknen aufgehängt. (Gewerbebl. f. d. Großherz. Hessen, 1853, S. 383.)