Titel: Ueber die Reservagen für Dampffarben; von Hrn. Julius Albert Hartmann.
Fundstelle: Band 132, Jahrgang 1854, Nr. XXXIV., S. 134
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XXXIV. Ueber die Reservagen für Dampffarben; von Hrn. Julius Albert Hartmann. Aus dem Bulletin de la Société industrielle de Mulhouse, 1854, Nr. 123. Hartmann, über die Reservagen für Dampffarben. Beim Zeugdruck werden zu manchen Artikeln Reservagen von verschiedener Concentration und Zusammensetzung angewandt; die Reservagen für Dampffarben boten bisher die meisten Schwierigkeiten dar. Ich habe vor einigen Jahren eine Reihe von Versuchen gemacht, um zu einem guten Resultat zu gelangen, und dabei gefunden, daß ein Gemenge von Thonerde und Kreide, zu gleichen Theilen, die verschiedenen Dampffarben sowohl für baumwollene Zeuge als für halbwollene (mit baumwollener Kette) reservirt. Ich wandte damals feuchte und ausgewaschene Thonerde an. In der letzten Zeit machte ich neue Versuche mit Thonerdehydrat, welches in einem heißen Raum getrocknet war; die Reservage wurde dadurch sehr verbessert, denn, mit 1/3 Gummiwasser abgeschwächt, reservirte sie noch gut; als ich überdieß diese Reservage mit der Walze überdruckte, löste sich nichts von derselben ab, so daß die mit Gummi verdickte Druckfarbe nicht verunreinigt wurde, was früher statt fand. Wenn eine Dampffarbe über diese Reservage gedruckt wird, so zersetzt die Kreide die salzigen Substanzen welche als Beizen functioniren, die Thonerde fixirt die Farbstoffe bevor sie zum Gewebe gelangen, und hernach bildet die Farbe, durch ihre Consistenz, eine mechanische Reservage. Die Hauptreservage hat folgende Zusammensetzung: Nr. 1. – Thonerdehydrat, vorher ausgewaschen, dann getrocknet und zu Pulver zerrieben 1     Maaß Gesiebte Kreide, gleiches Volum 1        „ Gummiwasser (mit arabischem Gummi bereitet) 1 1/2  „ Nr. 2 ist die vorhergehende Reservage, mit der Hälfte ihres Volums dickem Gummiwasser verdünnt. Nr. 3 ist die Reservage Nr. 1, aber anstatt 1 Maaß Kreidepulver: 1/2 Maaß Kreide; 1/2    „ feingepulverte Pfeifenerbe. Ich habe mich hauptsächlich an das Dampfgrün und Dampfblau gehalten, weil diese am schwierigsten zu reserviren sind (d.h. die Reservagen, über welche sie gedruckt wurden, bei dem Dämpfen so durchdringen, daß der Zeug einigermaßen gefärbt wird). Das Blau ist leicht zu reserviren; Kreide allein reicht dazu schon hin, besonders wenn man ihr ein wenig gepulverte Soda beigibt. Das Violett reservirt sie auch sehr gut; man benutzte dazu bisher Gemenge von Zinksalzen und Kreide. Mit den oben angegebenen Reservagen kann man die anderen Farben leichter reserviren. Die aufzudruckende Reservage muß jedoch nothwendig eine gute Consistenz haben; man muß sie auch vor der Anwendung zerreiben und durch ein Seidensieb passiren; der Zeug muß damit in gleichförmiger Schicht bedruckt werden und man streicht die Reservage für den Handdruck auf Wachstuch anstatt auf Wollentuch aus. Die Orseille und der Indigcarmin haben eine so große Verwandtschaft zur Wolle, daß es bisher nicht gelungen ist sie vollständig zu reserviren. Alle bisher versuchten Reservagen für Dampffarben enthielten Kreide oder ein unauflösliches kohlensaures Salz; die verschiedenen Gemenge, welche man anwandte, sind folgende: 1) Gerstenmehl, Eiweiß, Kreide; 2) Mehl, Oel, Kreide, Gummi; 3) Kreide, grüne Seife, citronensaures Natron, arsenigsaures Bleioxyd; 4) Tischlerleim, arabisches Gummi, Kreide, Pfeifenerbe; 5) venezianischer Terpenthin, Colophonium, Wallrath, citronensaures Natron, Kienruß. Die unauflöslichen phosphorsauren Salze, das weinsteinsaure und citronensaure Chromoxyd, das kieselsaure Natron, wurden ebenfalls als reservirende Substanzen benutzt. Man kann auch Grau, Holzfarbe etc. mit andern Farben überdrucken (d.h. reservirend machen), indem man bloß jene Farben mit der nöthigen Menge Kreide versetzt. Bericht des Hrn. Cl. Royet im Namen des Ausschusses für Chemie, über vorstehende Abhandlung. Man hat schon seit langer Zeit theils chemische, theils mechanische Reservagen für Dampffarben-Artikel auf Baumwolle, Wolle und Halbwolle angewandt; und mehrere Elsasser Zeugdruckereien haben sowohl auf Baumwolle als auf Wolle das Orange, Grau, die Holzfarbe und das Weiß als reservirende Dampffarben gedruckt, um sie dann mit Dampfblau oder verschiedenen Modefarben überdruckt, dämpfen zu können; bisher ist es aber unseres Wissens nicht gelungen, Dampfgrün und Dampf-Granatroth von intensiver Nuance auf Baumwolle oder Halbwolle anders als durch mechanische Mittel zu reserviren. Die von Hrn. Hartmann angegebene Reservage, welche chemisch und mechanisch zugleich wirkt, reservirt die Dampffarben: Grün, Granatroth, Ponceau und Violett auf Baumwolle sehr gut. Auf Halbwolle reservirt sie das Ponceau und Granatroth ebenfalls sehr gut, aber das Dunkelgrün nur dann, wenn die Farbe wenig Indigcarmin oder schwefelsauren Indigo enthält. Die zahlreichen Versuche welche wir gemacht haben, um Lackfarben auf reiner Wolle, ohne mechanisches Mittel zu reserviren, lieferten uns durchaus kein genügendes Resultat. Sowohl Gemenge von Eiweiß mit hydratischem Zinkoxyd, Zinnoxydul oder Zinnoxyd, als von Eiweiß mit Kreide und Pfeifenerde, in mannichfaltigen Verhältnissen und auf verschiedene Weise verdickt, reservirten nur unvollkommen. Die Wolle hat eine zu große Verwandtschaft zu den Farbstoffen, und das feuchte, oder meistens nasse Dämpfen der Lackfarben erweicht die Reservagen, wo dann der Farbstoff bis zur Faser des Gewebes dringen kann.