Titel: Ueber Weingeistbereitung mit dem Waschwasser des Krapps, bei der Fabrication der sogenannten Krappblumen.
Fundstelle: Band 132, Jahrgang 1854, Nr. CXXIV., S. 457
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CXXIV. Ueber Weingeistbereitung mit dem Waschwasser des Krapps, bei der Fabrication der sogenannten Krappblumen. Aus Dr. Sheridan Muspratt's Chemistry, 1854, Vol. I p. 116. Ueber Weingeistbereitung mit dem Waschwasser des Krapps. Zur Fabrication der Krappblumen (fleur de garance) nach Julian's VerfahrenMan sehe darüber die Abhandlung von Heinrich Schlumberger im polytechn. Journal, 1852, Bd. CXXVI S. 206. A. d. Red. werden bekanntlich die Krappwurzeln zuerst wie gewöhnlich in geheizten Trockenstuben vollständig getrocknet, dann mittelst zweier großen Mahlsteine, die sich in verticaler Stellung drehen, zu einem groben Pulver gemahlen; in diesem Zustande wird der Krapp hinreichend ausgewaschen, um die zuckerigen und andere lösliche Bestandtheile desselben abzusondern, worauf man ihn mittelst einer hydraulischen Presse auspreßt, wieder trocknet und mittelst eines Paares verticaler Mahlsteine zu einem unfühlbaren Pulver mahlt. Die Weingeistbereitung mit dem Waschwasser des Krapps (welche in Frankreich mehrere Fabriken, in Glasgow die HHrn. Arthur und Hinshaw betreiben) ist ein höchst einfacher Proceß. Die auf angegebene Weise getrocknete und zu einem groben Pulver gemahlene Krappwurzel vermischt man in einer Reihe von Bottichen mit dem erforderlichen Verhältniß kalten Wassers oder solchem von gewöhnlicher Temperatur. Diese Bottiche sind drei Fuß hoch und haben fünf bis sechs Fuß im Durchmesser. Die Mischung wird von den Arbeitern mit Werkzeugen welche großen Haken gleichen, stark umgerührt; der Krapp muß in der Flüssigkeit vertheilt erhalten werden, bis man annehmen kann, daß der zuckerige Bestandtheil gänzlich ausgezogen ist. Die Flüssigkeit wird dann durch Aufziehen der Schieber am Boden der Bottiche abgelassen, und da die Bottiche innnen mit grobem Tuch belegt sind, so dringt sie durch dieses Filter, den Krapp zurücklassend, welcher wieder sorgfältig gesammelt, getrocknet und endlich zum Gebrauch in den Färbereien fein gemahlen wird. Die abgezogene Krappflüssigkeit, oder Würze, wird aus ihrem Behälter sogleich in große Gährbottiche hinaufgepumpt. Zwei Tonnen Krapp liefern in der Praxis 2500 Gallons Flüssigkeit oder Krappwürze, welche eine Dichtigkeit von 30° an Allan's Saccharometer hat. Der Gährbottich, welcher mit dem Waschwasser von mehreren Operationen gefüllt wurde, hat meistens schon zu gähren angefangen, ehe er die Flüssigkeit von dem letzten Auswaschen empfing. Es ist merkwürdig, daß die Gährung der Krappflüssigkeit von selbst anfängt und fortschreitet, ohne Zusatz von Hefe oder Anwendung von Wärme. Man setzt kein Ferment irgend einer Art zu, und verwendet während des ganzen Processes, bis zur Destillation, nur Wasser von gewöhnlicher Temperatur. Man hat den Zusatz von Hefe versucht, aber ohne merklichen Vortheil; es wurde dadurch weder die Gährung befördert, noch im Ganzen mehr Weingeist gewonnen. Diese freiwillige Gährung dauert jedoch länger als die gewöhnliche, durchschnittlich sechs bis acht Tage; sie ist als beendigt zu betrachten, wenn sich die Dichtigkeit der Würze von 24° auf 12° des Saccharometers vermindert hat. Aus dem Gährbottich läßt man die Flüssigkeit sogleich in die Blase laufen, um sie wie Kornbranntwein zu destilliren. Zwei Tonnen Krapp liefern, wie erwähnt, 2500 Gallons Flüssigkeit von 30° an Allan's Saccharometer, womit man beiläufig 60 Gallons Weingeist von 86 bis 95 Volumprocenten produciren kann.