Titel: Dampfheiz-Apparat für Wasser, um sich große Quantitäten heißen Wassers zu verschaffen; von den HHrn. Mailland und Gorrie.
Fundstelle: Band 133, Jahrgang 1854, Nr. IV., S. 9
Download: XML
IV. Dampfheiz-Apparat für Wasser, um sich große Quantitäten heißen Wassers zu verschaffen; von den HHrn. Mailland und Gorrie. Aus dem Practical Mechanic's Journal, Mai 1854, S. 26. Mit Abbildungen auf Tab. I. Mailland's Dampfheiz-Apparat für Wasser. Die ökonomische Erzeugung von heißem Wasser, oder vielmehr die Anwendung der Wärme zum Erhitzen und Trocknen jeder Art, im großen Maaßstabe, z.B. in Manufacturen und Zeugdruckereien, ist ein anerkannt schwieriger Gegenstand. Im Folgenden theilen wir ein zweckmäßiges Verfahren mit, um große Massen heißen Wassers auf eine wohlfeile Weise zu erlangen. Diese sinnreiche und ökonomisch wirksame Vorrichtung, welche den HHrn. Maitland und Gorrie patentirt ist, hat insbesondere den Zweck, große Wassermassen für Manufacturen und Gewächshäuser zu erwärmen. Die Erfinder setzen eine Flüssigkeitsmasse mit großer Oberfläche der directen Wirkung einer Dampfmasse aus; zu dem Ende ist das Gefäß, in welchem der Proceß vor sich geht, mittelst einer Anzahl durchbohrter Platten oder Scheiben horizontal abgetheilt; in den zahlreichen Oeffnungen dieser Platten sind kleine Röhren angebracht, welche etwas über die Oberfläche der Platten hervorstehen. Der Dampf, welcher durch ein Rohr am Boden des Gefäßes einströmt, steigt durch die erwähnten kleinen Röhren aufwärts, während das Wasser, welches durch ein Rohr im Deckel des Gefäßes eingelassen wird, von Platte zu Platte niederfällt, nämlich mittelst Tropfröhren, deren oberer Rand ein wenig über der Platte hervorsteht, während ihre unteren Enden in Becher treten, welche auf der darunter liegenden Platte angebracht sind und das Aufsteigen des Dampfs durch die Tropfröhren verhindern. Die Tropfröhren und Becher sind abwechselnd an jedem Ende der Platten angebracht, so daß das Wasser über die ganze Länge einer Platte strömen muß, um zu der nächsten unteren Platte zu gelangen. Auf diese Weise wird eine sehr große flüssige Oberfläche der unmittelbaren Einwirkung des Dampfes ausgesetzt, während die Wasser- und Dampfströme nicht zusammentreffen, daher auch alles Geräusch vermieden wird. Der Dampf wird bei seinem Aufsteigen verdichtet und vermischt sich mit dem Wasser, welches in heißem Zustande durch einen Heber oder durch ein belastetes Ventil am Boden des Gefäßes austritt. Auch sind Röhren angebracht, welche mit den untern Seiten der Platten communiciren, damit die Luft abziehen und dem Dampf Platz machen kann. Fig. 16 ist ein senkrechter und Fig. 17 ein horizontaler Durchschnitt des Apparats; Fig. 18 ist eine vordere Ansicht des Dampfkessels, welcher den erforderlichen Dampf liefert. Der eigentliche Heizapparat besteht aus einem Behälter, welcher durch horizontale Scheider getheilt ist; er ist aus starken eichenen Bohlen A zusammengesetzt, welche mittelst horizontaler Ziehbolzen B, senkrechter Bolzen C und gußeiserner Querstäbe D fest zusammengehalten werden. Das Ganze ruht auf einem Mauerwerk von Ziegelsteinen E als Fundament. Die horizontalen Scheidewände im Innern bestehen aus dünnen Kupferplatten und sind in die Wände des Kastens eingelassen. Der Boden F, welcher aus demselben Material wie die Scheider besteht, hat eine einzige Oeffnung G, welche mit der heberartigen Röhre H verbunden ist, durch die das heiße Wasser abfließt. Der Dampf zum Erwärmen des Wassers wird unmittelbar über dem Boden oder dem Scheider F mittelst der Röhre I eingeführt, welche mit dem Dampfkessel J in Verbindung steht und mit Ventilen K versehen ist, wodurch die Menge des einströmenden Dampfes regulirt werden kann. Die übrigen horizontalen Scheider L, mit Ausnahme des obersten M, des Deckels von dem Kasten, sind mit zahlreichen Löchern und in denselben mit kurzen Röhren N versehen, die auf der obern Fläche der Scheider hervorstehen. Bei dem hier dargestellten Apparat befinden sich etwa 109 Röhren auf jedem Scheider; jede Röhre ist etwa 1 1/2 Zoll lang und 1 Zoll weit. In jedem Scheider L befindet sich auch eine Tropfröhre O, welche viel weiter als die Röhren N sind und etwas über letzteren hervortreten, während ihr unteres Ende etwa eben so weit von dem zunächst darunter befindlichen Scheider entfernt und in einen Becher P gesteckt ist, der auf der obern Seite dieses Scheiders angebracht ist. Diese Anordnung von Tropfröhren mit Bechern, welche den Uebergang des herabfallenden Wassers von Scheider zu Scheider nicht im geringsten behindert, macht dagegen das Aufsteigen des Dampfs unmöglich, der daher seinen Weg durch die Röhren N nimmt und in Blasen durch die dünne Wasserschicht streicht, welche fortwährend über den Oeffnungen der Röhren N steht, weil die Röhren O, durch welche das Wasser herabfällt, etwas höher sind. Die Tropfröhren und Becher O, P sind abwechselnd an den entgegengesetzten Enden der Scheider L angebracht, so daß das Wasser über den ganzen Scheider weggehen muß, um auf den nächst unteren zu gelangen. Die beschriebene Einrichtung macht die entgegengesetzten Strömungen von Dampf und Wasser ganz unabhängig von einander, so daß der Dampf, obgleich er direct auf eine sehr ausgedehnte Wasserfläche wirkt und durch dieselbe in zahlreichen dünnen Strömen geht, doch durchaus nicht das leichte und ununterbrochene Abfließen des Wassers durch die Oeffnungen verhindert. Beim Aufsteigen durch jeden Scheider wird der Dampf verdichtet und vermischt sich mit dem Wasser; da das kalte Wasser am Deckel des Behälters eintritt, so erfolgt diese Verdichtung eben so allmählich als vollkommen, denn das herabgelangende Wasser kommt stufenweise mit mehr Wärme in Berührung, und der aufsteigende Dampf findet das Wasser, durch welches er passirt, kalt genug, um dessen Temperatur durch seine Wärme erhöhen zu können. Der oberste Scheider oder Deckel hat keine Röhren N, dagegen aber eine Tropfröhre Q, durch welche das Wasser auf die darunter befindliche Abtheilung gelangt. Das obere Ende der Röhre Q ist mit einer Brause k bedeckt, welche fremdartige Substanzen in dem Wasser zurückhält. Das kalte Wasser wird durch die Röhre S eingeführt, fließt über den Scheider M und gelangt dann durch die Brause R und die Röhre Q auf die darunter befindliche Abtheilung. Jeder Scheider L und auch der oberste M ist mit einer Röhre I versehen, welche bedeutend über den Wasserspiegel jeder Abtheilung hinaufreicht; diese Röhren dienen zum Aufsteigen der Luft, welche aus dem Wasser bei dessen Erwärmung frei wird, und sie sind abwechselnd an den entgegengesetzten Enden der Scheider angebracht. Dieses System der Wassererwärmung ist hauptsächlich in solchen Fällen anwendbar, wo große Wassermengen für Bierbrauereien, Brennereien, öffentliche Bäder und Waschanstalten, oder zum Heizen von Gewächshäusern erforderlich sind.

Tafeln

Tafel Tab.
                                    I
Tab. I