Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 133, Jahrgang 1854, Nr. , S. 461
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Miscellen. Miscellen. Neue Anwendung der Elektricität zur Sicherung des Verkehrs auf Eisenbahnen. Hr. Vérité in Beauvais hat zu diesem Zweck einen Plan entworfen, der in Folgendem besteht: Es handle sich z.B. um die Regulirung der Fahrten auf der Nordeisenbahn zwischen Paris und Amiens. Auf jeder Station stellt man zwei gekuppelte von einer hölzernen oder gußeisernen Säule getragene Zifferblätter auf; eins davon ist gegen Paris, das andere gegen Amiens gerichtet und beide können von den Locomotivführern in dem Augenblick, wo sie auf dem Stationsplatze ankommen, leicht wahrgenommen werden. Ein jedes Zifferblatt hat einen sehr sichtbaren Zeiger, und der Umkreis des erstern ist in so viel Räume getheilt als die Entfernung zwischen den zwei aufeinander folgenden Stationen, wo sie aufgestellt sind, Kilometer beträgt; jeder Raum hat eine Nummer, und sämmtliche Nummern zählen von dem höchsten Punkt des Zifferblattes an, der mit 0 bezeichnet ist. Gesetzt nun, es gehe von dem Nordbahnhof in Paris ein Zug nach St. Denis ab, das 8 Kilometer entfernt liegt; das Pariser Zifferblatt ist also in 8 gleiche Theile getheilt, und der Zeiger steht bei dem Abgange des Zuges vertical und seine Sitze zeigt auf 0. Hat der Zug einen Kilometer zurückgelegt, so rückt der Zeiger von 0 auf Nr. 1, und nach Nr. 2, wenn 2 Kilometer zurückgelegt sind u.s.w., so daß, wenn der Zug ohne Hinderniß in St. Denis angekommen ist, der Zeiger auf dem Zifferblatt von Paris den ganzen Kreis durchlaufen hat und wieder auf 0 zurückgekehrt ist, um den Abgang eines zweiten Trains abzuwarten: Die erste in St. Denis ankommende Locomotive tritt in Verbindung mit einem zweiten Zifferblatt, dessen Zeiger ebenfalls auf 0 steht, und in so viele Räume getheilt ist als es Kilometer zwischen St. Denis und Enghien, der zweiten Station, gibt. Der Zug wirkt bei seinem Fortrücken auf den Zeiger des Zifferblattes in St. Denis, wie er vorher aus den Pariser Zeiger gewirkt hat, und ist er in Enghien angekommen, so wird auch der Zeiger von St. Denis wieder auf 0 zurückgekehrt seyn. Dasselbe Spiel wiederholt sich von einer Station zur andern bis zum Endpunkt der Linie. Auf diese Art kann man den von einer Station abgehenden Zug auf seinem Gange Schritt vor Schritt bis zur Ankunft auf der folgenden Station verfolgen und auf beiläufig 1 Kilometer den Punkt finden, wo er ist; sollte ihm ein Unfall begegnen, oder sollte ein Hinderniß in seinem Gange sich ergeben, so würde man durch das Stehenbleiben des Zeigers sofort davon in Kenntniß gesetzt werden; indem dieser Zeiger mit dem Zuge zu gleicher Zeit stehen bleibt, zeigt er auf der entsprechenden Ziffer die Entfernung an, wo der Unfall sich zugetragen hat. Im Allgemeinen erfordert der Dienst auf den frequentesten Eisenbahnlinien nicht mehr als zwei Züge, die gleichzeitig auf demselben Schienenwege in dem zwischen zwei Stationen liegenden Zwischenraume fahren. Die Entfernung zwischen den entferntesten Stationen beträgt höchstens 20 Kilometer, welche die Locomotive in weniger als 25 Minuten zurücklegt; anzunehmen, daß sich nicht zwei Züge auf dem Geleise zwischen zwei Stationen befinden werden, heißt so viel als die Züge folgen sich nur von 25 zu 25 Minuten. Nun erheischt es aber das Interesse der Reisenden, deren Sicherheit so viel als möglich garantirt seyn muß, so wie auch das Interesse der Gesellschaften, die für die Schonung ihres Materials sorgen müssen, daß die Züge nicht öfter abgehen. Da nun die Trainführer bei ihrer Ankunft auf irgend einer Station sogleich sehen können, wo sich der vor ihnen abgegangene Zug befindet, und da sie diesen Stationsplatz nicht eher verlassen werden, als bis der in 0 zurückgekehrte Zeiger andeuten wird, daß der erste Zug in den folgenden Bahnhof eingelaufen, so ist es durchaus unmöglich, daß der zweite Zug mit dem ersten zusammenstoßen kann. Das von Hrn. Vérité erdachte Mittel, um den Gang des Zeigers auf dem Zifferblatte hervorzubringen, besteht in Folgendem: Hinter jedem Zifferblatt befindet sich ein Rad, dessen Anzahl der Zähne gleich ist der Anzahl der Theilungen oder der Zahl der Kilometer zwischen beiden Stationen; das Rad wird getrieben durch eine Hemmung, welche jedesmal einen Zahn weiter gehen läßt, wenn sie thätig ist; die Hemmung dagegen wird in Bewegung gesetzt durch die Anziehung eines weichen Eisens, das ein Strom magnetisirt, welchen die Locomotive jedesmal selbst schließt, wenn sie 1 Kilometer zurückgelegt hat. Einer der Pole einer Säule wird in Verbindung gesetzt mit einem Draht, der wie die gewöhnlichen Telegraphendrähte von Stangen getragen wird; von Kilometer zu Kilometer geht eine Abzweigung von diesem Draht bis zur Schiene, wo sie sich in schiefer Linie endigt; der andere Pol der Säule steht in Verbindung mit dem Boden oder besser mit einer der Schienen. Die Locomotive und der Tender sind ebenfalls mit einem beweglichen Stück Metall armirt, das sich auch in schiefen Linien endigt und so eingerichtet ist, daß es nothwendigerweise bei seinem Vorübergehen mit den geneigten Linien der Abzweigungen des Leitungsdrahts, die 1 Kilometer weit aus einander liegen, zusammentreffen muß. Wie auch nun die Geschwindigkeit seyn möge, so wird nun die bei einem neuen Kilometer ankommende Locomotive den Strom schließen; der geschlossene Strom magnetisirt den Elektromagneten, der die Hemmung in Bewegung setzt, wodurch das Rad um einen Zahn und folglich der Zeiger um eine Theilung vorwärts geschoben wird, was also auf dem Zifferblatt anzeigt, daß der Zug 1 Kilometer mehr zurückgelegt habe. Wenn es sich darum handelt, den viel seltenern Unfällen vorzubeugen, die durch das Begegnen zweier Züge auf demselben Geleise entstehen, so bringt man besondere Zeiger an paffenden Stellen an, auf welchen dann der Conducteur im Vorbeifahren die Distanz ablesen kann, welche ihn noch von dem ihm begegnenden Zuge trennt; jeder hemmt dann die Schnelligkeit seines Zuges und es wird jedes Zusammenstoßen unmöglich gemacht werden. In seinen Werkstätten hat Hr. Vérité das eben beschriebene Verfahren im Kleinen ausgeführt, welcher Versuch ihm so gut gelungen ist, daß er beinahe die Gewißheit hat, daß es auch im Großen gelingen wird. (Förster's Allg. Bauztg.) Verfahren die Collodiumschicht für Lichtbilder mehrere Stunden empfindlich zu erhalten; von Maxwell Lyte. Ich breite die Collodiumschicht aus wie gewöhnlich, jedoch auf einer mattgeschliffenen Glasplatte, – dann lasse ich die collodionirte Platte in dem sensibilisirenden Bade, bis sie vollkommen empfindlich gemacht worden ist, wornach ich sie herausnehme und auf selbe eine zweite Platte von mattem Glase lege. – Ich tauche diese beiden Platten wieder in das Bad, indem ich sie darin vorsichtig trenne und wieder vereinige, um alle Luftbläschen zu vertreiben; sodann nehme ich beide vereinigte Platten heraus und lege sie zusammen in die Cassette. Ich halte das Silberbad dabei um die Hälfte schwächer als gewöhnlich. – Das Anhangen des Collodium an dem matten Glase ist nothwendig, damit man die beiden Platten nach der Belichtung leichter trennen könne. Nach dieser Methode läßt sich die Feuchtigkeit der Collodiumschicht mehrere Stunden und noch länger erhalten. Hr. Wilh. Horn bemerkt hierzu in seinem photographischen Journal, August 1854, S. 26: „Die Idee, ein mattes Glas für die Collodiumschicht anzuwenden, ist ganz vortrefflich für Dilettanten, welchen sich die Collodiumschicht zu ihrem größten Verdrusse öfter abblättert, was auf einem matten Glase nicht so leicht stattfinden wird.“ „In der beschriebenen Methode finden wir es ganz unstatthaft, daß die zweite aufzulegende Glastafel ebenfalls mattgeschliffen sey, denn wir glauben, daß einerseits die Belichtung bedeutend längere Zeit erfordern würde und andererseits gerade das leichte Trennen der beiden Tafeln nach der Belichtung erschwert und Anlaß gegeben würde, daß die Collodiumschicht sich auch an die Deckplatte anhängen könnte. – Endlich finden wir es zur Entfernung der Luftbläschen durchaus nicht nöthig, die Vereinigung beider Platten auf obige Weise auszuführen, abgesehen davon daß Reinlichkeit und Einfachheit erste Bedingung bei jeder photographischen Operation seyn sollen. Es wird in Bezug auf Beseitigung der Luftbläschen vollkommen genügen, die sensibilisirte Platte im Silberbade beinahe senkrecht, die zweite, rein geputzt, ihr gegenüber ebenfalls in das Bad zu stellen, die unteren Kanten zuerst und so von unten nach oben beide Tafeln einander zu nähern, bis sie sich vereinigt haben.“ (Im Wesentlichen wurde dieses Verfahren, jedoch ohne eine matte Glastafel für die Collodiumschicht anzuwenden, in Frankreich schon früher befolgt; man sehe Polytechn. Journal Bd. CXXVIII S. 315.) Verfahren zur Bereitung des ölbildenden Gases in Laboratorien. Die Bereitung des ölbildenden Gases aus einem Gemisch von Alkohol und Schwefelsäure ist bekanntlich mit dem Uebelstand behaftet, daß die Masse, noch ehe die Zersetzung ganz beendigt ist, zuletzt so schaumig wird, daß sie unvermeidlich übersteigt. Dem wird vollkommen vorgebeugt, wenn man in das Gemisch so viel Quarzsand schüttet, daß es damit eine dicke, kaum mehr flüssige Masse bildet, und diese nun erhitzt. Hierbei findet durchaus kein Aufblähen statt, die Zersetzung kann bis zu Ende geführt werden, und man erhält fast den ganzen Kohlenstoffgehalt des Alkohols in Form von ölbildendem Gas. Von 50 Grammen Alkohol von 80 Proc. Gehalt erhält man über 22 Liter Gas. Prof. Fr. Wöhler. (Annalen der Chemie und Pharmacie, Juli 1854, S. 127.) Ueber eine zellenartige Bildung in einem Diamanten; von Prof. Dr. H. R. Göppert. Schon Lavoisier, Guyton-Morveau, Fourcroy, Macquer und Murray bemerkten bei der Verbrennung des Diamanten schwarze oder bleigraue Flecke, welche Gilbert für unkrystallisirten Kohlenstoff hielt. Petzholdt in seiner interessanten Schrift (Beiträge zur Naturgeschichte des Diamanten, Dresden 1842, mit 1 Kupfertafel) bestätigte diese Beobachtungen und erklärt dadurch auch noch eine Angabe von F. Parrot, der von uralischen Diamanten anführte, daß viele rohe Diamanten von Natur aus einen Metall ähnlichen ins Bleigraue übergehenden Glanz besäßen, oder auch bisweilen schwärzliche Flecke, welche an der Oberfläche haftend durch starkes Glühen des Diamanten oder durch Abschleifen weggeschafft würden. Abgesehen von fleckenähnlichen Rissen und Sprüngen, die im Diamant häufig vorkommen, gibt Petzholdt noch weiter an, fände man auch noch Flecke, Punkte und moosförmige Zeichnungen, von gelber durch Braun in Schwarz übergehender Farbe von verschiedener Größe, selten über 0,17 Linie, von scharfen wohlbegränzten Umrissen, ähnlich Schuppen, Blättern oder Splittern, jedoch niemals von regelmäßiger Gestaltung oder krystallinischer Structur, so daß er diese Flecke und Punkte allemal als wohlbegränzte in sich abgeschlossene und von dem Diamanten nur umhüllte Körper zu unterscheiden vermochte. Was nun endlich die weitere physikalische Beschaffenheit so wie die chemische Zusammensetzung dieser Flecke und Punkte beträfe, so erkannte er in der Asche, welche Erdmann und Marchand beim Verbrennen einer bedeutenden Quantität Diamant (5,6344 Grammen) erhielten und ihm mitgetheilt hatten, und zwar in einem darin enthaltenen Quarzsplitter, ein feines schwarzes oder dunkelbraunes Netzwerk mit sechsseitigen Maschen, so wie eine ähnliche Bildung auch in einem kleinen nelkenbraunen Diamant der königl. Mineraliensammlung in Dresden, wo diese Stelle sich mir als eine leichte Trübung darstellte und von ihm ebenfalls für einen eingeschlossenen Quarzsplitter gehalten wurde. Er meint in diesem von ihm auch abgebildeten Gewebe mehr oder weniger gut erhaltenes parenchymatöses Zellengewebe, dem er allerdings wohl ähnlich sieht, zu erkennen, und fühlt sich dadurch noch mehr bewogen, an den vegetabilischen Ursprung des Diamanten zu glauben, welche Ansicht schon früher Newton aufstellte und Jameson und Brewster in neuerer Zeit vertheidigten. Veranlaßt durch diese Untersuchungen benutzte ich in den letzten Jahren jede sich mir darbietende Gelegenheit, mit Flecken versehene Diamanten mikroskopisch zu betrachten. In mehreren Fällen sah ich wie Brewster, daß die schwarze Farbe nicht durch Farbstoff, sondern durch eine große Menge darin enthaltener Höhlungen hervorgebracht wurde, und gewährte in einem kleinen als Brillant geschliffenen Diamanten zwei nelkenbraun gefärbte mit Sprüngen in Verbindung stehende Flecke, parenchymatösen Pflanzenzellen ähnliche Bildungen. Das Gewebe in dem größeren etwa 1/3 Linie breiten und 1/6 Linie hohen Flecken ähnelt mehr zersetztem Parenchym, wie auch die sechseckigen Maschen von ungleicher Größe erscheinen; zarte Punkte befinden sich im Innern derselben, während die des kleineren an der entgegengesetzten Stelle mehr im Innern befindlichen Fleckens sich durch große Regelmäßigkeit der Maschen auszeichnet. Einzelne derselben sind mit einer braunen undurchsichtigen Masse erfüllt. Zur Seite des letzteren befindet sich auch eine Reihe von Bildungen, die wie vierseitige Säulen erscheinen. Das Vorkommen des Diamanten in einem ganz versteinerungsleeren Gestein, abgesehen von jeder anderen bisher über seinen Ursprung aufgestellten Ansicht, erfordert doch die umsichtigste Erwägung, ehe wir uns für die Zellennatur jener Gewebe aussprechen. Man vermißt überall die hinteren Wandungen, die freilich weniger deutlich bei stark zersetzten Zellen sichtbar sind. Sprünge in Copal, Bernstein, Achat, insbesondere hier in Verbindung mit Eisenoxyd, die ich früher schon beschrieb und abbildete, so wie namentlich langsam eingetrocknete Lösungen organischer Stoffe, sehr zierlich Eiweiß, zeigen verwandte zellenähnliche Bildungen, die durch ihre Regelmäßigkeit oft Verwunderung erregen. Um nun auch Andere in den Stand zu setzen meine Bedenken oder Ansichten zu theilen oder überhaupt darüber zu urtheilen, entschloß ich mich endlich nach langem Zögern die vorstehenden Beobachtungen zu veröffentlichen, und die Hr. Dr. Cohn mit naturgetreuen Abbildungen zu zieren die Güte hatte.Sie sind dem Original beibefügt.A. d. Red. (Poggendorff's Annalen der Physik Bd. XCII S. 623.) Prüfung der englischen Schwefelsäure auf einen Bleigehalt. Die Beobachtung Löwenthal's (Polytechn. Journal Bd. CXXX S. 398), daß starke Salzsäure in gewöhnlicher englischer Schwefelsäure eine ganz auffallend starke Trübung hervorbringt, und daß diese vom Bleigehalt der Schwefelsäure herrührt, hat Hr. Prof. Bolley früher ebenfalls schon gemacht; derselbe überzeugte sich dann durch eine directe Analyse des Niederschlags, daß dieser wirklich Chlorblei ist. Unbedingt ist das schnellste und deutlichste Reagens auf bleihaltige englische Schwefelsäure, Versetzen mit höchstens 1 Volumprocent starker Salzsäure. Dr. Bolley weist bei dieser Gelegenheit darauf hin, daß zu analytischen Zwecken für das schwefelsaure Bleioxyd (oder Mengungen desselben, Bleikammernschlamm u.s.w.) eine Salmiaklösung ein sehr förderndes Auflösungsmittel ist. Wenn eine Chlorbestimmung gemacht werden soll, benutzt man eine Lösung von salpetersaurem Ammoniak. (Annalen der Chemie und Pharmacie, Juli 1854, S. 113.) Ueber die Auflöslichkeit des wasserhaltigen und des wasserfreien schwefelsauren Kalks in reinem Wasser. Hr. J. Jac. Tipp hat über die Auflöslichkeit des Gypses in reinem Wasser, da über diesen Gegenstand die Angaben zum Theil beträchtlich von einander abweichen, eine Reihe genauer Versuche angestellt und in Wittstein's Vierteljahresschrift für praktische Pharmacie, Bd. III S. 506 veröffentlicht; dieselben ergaben folgende Resultate: 1) Der zweifach gewässerte schwefelsaure Kalk – Gyps – löst sich bei + 15 bis 20° C. in 388,3 Theilen reinen Wassers auf. 2) Der wasserfreie schwefelsaure Kalk – Anhydrit – löst sich bei + 15 bis 20° C. in 492,2 Theilen reinen Wassers auf. 3) Berechnet man den Anhydrit auf Gyps, so findet man, daß die mit dem Anhydrit bereitete Lösung die nämliche Menge Gyps enthält, als die mit dem Gyps bereitete Lösung. 4) Beide Lösungen, die des Anhydrits und die des Gypses, trüben sich in der Wärme nicht; der schwefelsaure Kalk ist folglich in heißem Wasser nicht schwerer löslich als in kaltem. 5) Beide Lösungen trüben sich erst beim Kochen und Abdampfen, scheiden aber dabei weniger Salz aus, als dem Löslichkeitsvermögen des rückständigen Wassers in der Kälte entspricht, d.h. sie werden concentrirter. 6) Eine besondere Eigenthümlichkeit der durch kochendes Abdampfen concentrirter gewordenen Lösungen besteht darin, daß sie bei mehrtägigem Stehen in der Kälte den empfangenen Ueberschuß an Salz nicht wieder absetzen, sondern übersättigt bleiben. 7) Diese Uebersättigung ist jedoch keine gleichförmige; sie nimmt mit dem fortschreitenden Kochen und Abdampfen zu. Die schwefelsaure Thonerde; für Papierfabriken, Gerbereien und Färber; von Prof. Dr. Waltl in Passau. Da dieses Salz eine weit größere Anwendung verdient, als es bis jetzt hat, so halte ich es für zweckmäßig, alle Fabrikanten, die Alaun verbrauchen, auf dasselbe aufmerksam zu machen, da es zum Vortheil der Industrie gereicht, wenn es eingebürgert wird. Das besagte Salz ist unkrystallisirt, hart, hat ganz den Geschmack des Alauns, nur in einem höheren Grade. Das käufliche Salz, das in der hiesigen chemischen Fabrik im Großen dargestellt und um 8 st. der bayerische Centner verkauft wird, enthält den 4ten Theil seines Gewichtes Thonerde, während der Alaun nur 10 bis 11 Procent enthält. Da die Thonerde das allein Wirksame im Alaun ist, so ist es einleuchtend, daß die Anwendung der schwefelsauren Thonerde für den Fabrikanten wesentlichen Nutzen gewährt, da er nur die Hälfte vom Gewichte des Alauns zu nehmen braucht. Es wird auch bereits von mehreren großen Papierfabriken, die dasselbe von Passau aus beziehen, angewendet, und zwar zur Darstellung des Harzleims, da dieser zum Maschinenpapier allein tauglich ist. Die schwefelsaure Thonerde ist selbst im kalten Wasser leicht löslich, und man kann davon die stärksten Lösungen machen, ohne Wärme anzuwenden. Merkwürdig ist die große Verwandtschaft dieses Salzes zum Kali; sie ist so groß, daß der Chemiker sich darüber wundern muß. So entzieht es dasselbe selbst der Salzsäure, die bekanntlich zu den Alkalien eine nicht geringe Verwandtschaft oder Anziehungskraft äußert, und verwandelt sich dadurch in Alaun. Mit Hülfe dieses Salzes findet man fast in jedem Glaubersalz Kali, welches aus dem Kochsalz herstammt, das mehr oder weniger davon enthält. So enthält z.B. das Orber Badesalz eine bedeutende Quantität davon, und es wäre zu wünschen daß eine Methode entdeckt würde, dieses nützliche Salz aus der Mutterlauge der Soolen und des Meerwassers billig darzustellen. Die Weinsteinsäurefabrication, welche viel Schwierigkeiten hat, wird sich bald der schwefelsauren Thonerde bemächtigen, um auf eine weit billigere Weise produciren zu können. Fünf Theile schwefelsaure Thonerde zerlegen anderthalb Theile Weinstein in Alaun und freie Weinsteinsäure, die bekanntlich in den Kattunfabriken bedeutende Anwendung findet. Diese können durch den Chemiker der Fabrik ihren benöthigten Alaun und die Weinsteinsäure mit Vortheil selbst machen; ebenso können sie auch die Kleesäure bereiten. Unter andern Anwendungen der schwefelsauren Thonerde ist zu erwähnen die in der Lackfarbenfabrication wegen ihres bedeutenden Thonerdegehaltes, dann in der Färberei und Gerberei, wo sie gewiß immer mehr wird angewendet werden, wenn man sich von den Vortheilen überzeugt haben wird. Noch ist zu erwähnen die fäulnißwidrige Kraft obigen Salzes; es verdient, zur Conservation des Bauholzes, bei Neubauten allenthalben benützt zu werden, denn es ist unverantwortlich ein so theures Material den Würmern preiszugeben. Auch gegen Zerstörung durch Feuer sichert es: ein mit einer starken Auflösung von schwefelsaurer Thonerde angestrichenes Holz brennt nicht mit Flamme, und wird im Feuer nur verkohlt, es fängt also nicht Feuer, und Gebäude, deren Balkenwerk auf diese Art feuerfest gemacht ist, werden nicht so leicht eine Beute der Flammen, wie andere. Ob man die Unterlagen der Eisenbahnschienen nicht auch durch Anwendung der schwefelsauren Thonerde gegen Fäulniß schützen könne, verdient genau erprobt zu werden; um das Auslaugen des Salzes durch den Regen zu hindern, müßte die Oberfläche des Holzes nach der Anwendung oder Einsaugung des Salzes mit Kalkbrei bestrichen werden, um Thonerde niederzuschlagen und die Zwischenräume des Holzes auszufüllen. (Böttger's polytechn. Notizblatt, 1854, Nr. 18.) Beitrag zur Vertreibung des Hausschwammes; von Jachmann-Trutenau. Vor einiger Zeit brachte die Zeitung eine Mittheilung, daß in der Königsberger polytechnischen Gesellschaft die Frage aufgeworfen sey: ob es ein Mittel gegen den Hau schwamm gebe? und daß diese verneinend beantwortet worden sey. Ich kann nicht unterlassen, meine Beobachtungen und Erfahrungen über diesen Gegenstand mitzutheilen, indem ich glaube, daß sie als eine günstige Beantwortung dieser Frage betrachtet werden können. Als ich in den Jahren 1833/34 mein Wohnhaus in Trutenau baute, fand sich bald darauf in dem Erdgeschoß der Hausschwamm ein und zerstörte mir Fußbodenbretter und Thürgerüste, so daß ich auf deren Ergänzung Bedacht nehmen mußte. Die Fußbodenbretter und deren Lager wurden herausgerissen, die Füllerde wurde erneuert, so viel als möglich von alten Kohlenmeilerstellen entnommen, zu neuen Lagern und zum Anspitzen der Thürgerüste wurde durchweg Eichenholz verwendet und jedes neue Fußbodenbrett auf der Rückseite stark mit Holzsäure getüncht. Ein Theil der alten Fußbodenbretter war weniger stark, wenn gleich ebenfalls sehr sichtbar von dem Hausschwamm ergriffen; ich kam daher auf den Gedanken, mit ihrer nochmaligen Verwendung einen Versuch zu machen; ich ließ also die Rückseite der Bretter mit scharfen Eisen so weit stark abkratzen, als sie durch den Schwamm angefressen und mürbe geworden waren. Darauf wurden sie mittelst eines Pinsels wiederholt mit Salzsäure recht stark getüncht und dann in ein paar Piecen des nämlichen Erdgeschosses wieder verwendet. In diesen bemerkte ich bald darauf, daß auf mehreren Stellen der Wand unter der Fußleiste wieder Spuren des Schwammes zum Vorschein kamen, ich ließ daher diese Leisten wegreißen und auf jeder Stelle, wo der Schwamm sich zu zeigen anfing, wiederholt Holzessig in die Fugen gießen. Der Erfolg übertraf meine Erwartungen, und heute noch liegen diese bereits vom Hausschwamm angegriffen gewesenen, abgekratzten und mit Holzsäure gesättigten Bretter an Ort und Stelle, ohne eine Spur vom Holzschwamm zu zeigen. Einige derselben sind aber inzwischen vom Wurm durchstochen worden und werden einer baldigen Erneuerung bedürfen. Diese Erfahrung hat mir ein außerordentliches Zutrauen zu der Wirkung der brenzlichen Holzsäure gegeben, ich habe sie daher häufig als Präservativ empfohlen und selbst angewendet, ohne daß ein abweichendes Resultat zu meiner Kenntniß gekommen ist. Wo sich außerhalb meiner Wohnung – da bin ich ihn ja glücklicherweise weise ganz los – in andern Räumen Holzschwamm zeigt, wird so lange Holzsäure in die Fugen gegossen, bis er verschwindet. Es mag bei dieser Gelegenheit der eigenthümlichen Erscheinung hier noch Erwähnung geschehen, daß der damaligen Zerstörung im Erdgeschoß meines Wohnhauses durch den Holzschwamm eine kleine, im nahen Zusammenhang mit den übrigen Räumlichkeiten gelegene Kammer entgangen ist, zu welcher nicht trockene, sondern frisch geschnittene Bretter zum Fußboden verwendet worden waren. Alle übrigen Bretter waren trocken gewesen. (Gewerbevereinsblatt der Provinz Preußen, 1854, Lief. 2.) Ueber Aufbewahrung der Bonbons, des Gerstenzuckers etc. Der stark eingekochte Zucker, sogenannte Gerstenzucker, enthält noch 10 – 15 Tausendtheile Wasser; diese geringe Menge Feuchtigkeit würde, wenn sie ungleich in der Masse vertheilt wäre, hinreichen um eine Krystallisation des Zuckers hervorzurufen, wodurch die Bonbons etc. undurchsichtig und rissig werden Die HHrn. Vernaut, Vater und Sohn, Zuckerbäcker zu Paris, überzeugten sich, daß der bestbereitete Gerstenzucker, in einer Luft eingeschlossen, welche nur 1 Procent des ganzen Zuckergewichts Wasser enthält, schon bald undurchsichtig wird, indem auf seiner Oberfläche die Krystallisation beginnt und sich allmählich bis in die Mitte fortsetzt. Um Bonbons, Gerstenzucker etc., welche für den Detailverkauf bestimmt sind, aufzubewahren ohne daß sie eine Veränderung erleiden, wenden die genannten Zuckerbäcker Glasbehälter mit abgeschliffenem Rande an, welche durch aufgelegte dicht schließende Glasdeckel geschlossen werden; auf dem Boden eines solchen Behälters steht eine Schale von Weißblech, welche gebrannten Kalk enthält, der die Luft im Behälter trocken erhält; diese Schale ist mit einem verzinnten Drahtgewebe bedeckt, auf welchem die Bonbons liegen; der Kalk muß in den Behältern alle 2 – 3 Monate erneuert werden. (Journal de Pharmacie, April 1854, S. 267.) Polirung der Tabaksdosen aus Birkenrinde. Wenn die Dose geleimt ist, soll sie behufs der Politur rein geschliffen werden; um dieß zu bewirken, ohne die feinen Fasern auszuschälen, wird sie zunächst mit lauwarmer Hausenblasenlösung überstrichen, sodann, wenn diese trocken ist, mit Bimsstein und Wasser ganz leicht abgeschliffen; das Bestreichen und Abschleifen wird einigemal wiederholt, bis die Rinde eine Festigkeit bekommt, worauf die Hausenblase ganz rein abgeschliffen werden muß. Zuletzt wird die Dose mit Oel und Bimsstein abgeschliffen und hierauf polirt; nachher kann noch ein Dessin darauf gemacht werden. (Württembergisches Gewerbeblatt, 1854, Nr. 33.) Das Farrenkraut als ein geeignetes Mittel zur Füllung von Betten etc. Bei der Versammlung des schlesischen Forstvereins in Ohlau kam ein Gegenstand zur Sprache, der in weiteren Kreisen Beachtung verdient. Durch Zufall hat nämlich der herzogliche Forstmeister Ulbrich zu Bernstadt gefunden, daß das Laub des in unsern Wäldern so häufigen Farrenkrautes (Aspidium Sw.) zur Füllung von Betten statt des Seegrases, der Federn etc. benutzt werden kann. Es wird zu dem Ende eingeerntet, wenn es auf der Blattspindel dürr geworden ist; dann ist es sehr elastisch, geruchlos und nimmt kein Ungeziefer auf. Würde man das Kraut grün schneiden und wie Heu dürr werden lassen, so würde es als zu kräftig und hart zu dem angegebenen Zweck nicht verwendet werden können. Die Gewinnungskosten sind so unbedeutend, daß ein mit solchem Farrenkraut gefülltes Bett sehr billig zu stehen kommt, und Ulbrich hat durch eigene Erfahrung erprobt, daß selbst bei Jahre langem Gebrauch die Füllung sich elastisch erhält. (Breslauer Zeitg.) Ueber das Verpacken der Kirschen, Trauben, Aprikosen und Aepfel. Für alle Früchte, wie überhaupt für alles, was genossen werden und in Quantitäten zum Verkauf gebracht werden kann, bietet Paris einen unbeschränkten Markt dar. Gewisse Früchte, welche gewöhnlich bei ihrer fleischigen Consistenz nicht gut in etwas beträchtliche Entfernungen versendet werden können, kommen indeß in Folge der Kunst, sie in Körbe so zu verpacken daß sie sich 48 Stunden darin halten und alles Stoßen und Schütteln ohne Schaden ertragen können, aus ziemlicher Weite in der Hauptstadt an und zwar so frisch, daß sie scheinen eben gepflückt zu seyn. Diese Geschicklichkeit besitzen die Frauen und Töchter der Obstzüchter in den weitern Umgebungen von Paris in hohem Grade; ihr Verfahren besteht in Folgendem. Die so sorgfältig als möglich gepflückten Früchte von Kirschen und Stachelbeeren werden zuerst in große, runde, flache Körbe gelegt, welche man auf dem Kopf zu tragen pflegt. Die Weiber verpacken nun die Früchte in andere Körbe und zwar gewöhnlich 8 – 10 Pfd. Früchte in einen solchen. Die Form dieser Körbe ist ganz ihrer Bestimmung gemäß. Sie sind aus braunen ungeschälten Weiden geflochten; ihr Geflecht ist locker genug, um in gewissen Zwischenräumen Zweige von ächten Kastanien, die etwas zugespitzt und mit reichen Blätterbüscheln versehen sind, stecken zu können. Der Boden jedes Korbes ist mit einer dichten Lage derselben Blätter bedeckt. Nach dieser Vorbereitung werden die Körbe gefüllt, indem man die Früchte in einen kegelförmigen Haufen bis zur Höhe des Henkels in den Korb bringt. Hierauf werden alle Spitzen der eingesteckten Kastanienzweige auf die Früchte niedergebogen und durch einige darüber und ringsum gezogene dicke Bindfäden befestigt. Hiermit ist die Verpackung beendet. Ein gut verpackter Korb Kirschen oder Stachelbeeren kann ohne große Gefahr nicht nur im Dampfschiff und auf der Eisenbahn, sondern auch auf Post- und gewöhnlichen Wägen versendet werden. Nach den Kirschen ist die Weintraube von allen Früchten am schwierigsten zu verpacken. In allen, Gemeinden, welche nach Paris die ausgezeichneten Gutedel-Trauben liefern, suchen die Frauen in den Wäldern das zum Verpacken der Trauben angewendete Farrenkraut. Man trocknet dasselbe mit Sorgfalt, nachdem man die Stengel und starken Blattrippen entfernt hat, um es zur Zeit der Verpackung bereit zu haben. Die Trauben werden in ungeleimtes Papier eingewickelt und auf ein Lager getrockneten Farrenkrautes gelegt, mit dem gleichen Material umgeben und bedeckt und durch feine Weidenstäbchen fest gehalten. Die große Elasticität des trockenen Farrenkrautes schützt die so verpackten Weintrauben vor jeder Reibung. Die Unbeständigkeit des Klima's von Paris läßt nicht auf regelmäßige Ernten von Aprikosen rechnen; man hat nur alle 5 Jahre einen vollen Ertrag. In den Fehljahren bezieht Paris diese immer sehr gesuchte Frucht aus den südlichen Departements. Man pflückt dort die Aprikosen vor der vollen Reife, verpackt sie in flache Schachteln und versendet sie mit der Eisenbahn; sie kommen in gutem Zustand an und vollenden ihre Reife während der Reise. Rouen, Havre, Dieppe versenden ganze Schiffsladungen Aepfel nach Rußland, Schweden und Norwegen. Jede Frucht wird in graues gewöhnliches Papier eingewickelt und man legt dann die so vorbereiteten Aepfel in große Kisten, von denen eine oft mehr als 1000 Stück enthält. Alle Zwischenräume werden mit stark zusammengedrückten Papierschnitzeln sorgfältig ausgefüllt. Die bessern Reinetten, besonders die graue französische Reinette, Lederapfel, ertragen, auf diese Weise verpackt, die weite Reise am leichtesten. (Aus dem Moniteur industriel, durch das württembergische Wochenblatt für Landwirtschaft, 1854, Nr. 36.)