Titel: Verbindung der Galvanoplastik mit dem Guß, zur Darstellung massiver verzierter Goldschmiedsarbeiten.
Fundstelle: Band 134, Jahrgang 1854, Nr. XVII., S. 47
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XVII. Verbindung der Galvanoplastik mit dem Guß, zur Darstellung massiver verzierter Goldschmiedsarbeiten. Aus dem Cosmos, Revue encyclopédique Sept. 1854, S. 314. Ueber Verbindung der Galvanoplastik mit dem Guß. Hr. Henry Bouillet in Paris (rue de Bondy Nr. 56) hat seit einem Jahre ein sehr sinnreiches Verfahren zur Fabrication von Goldschmiedsarbeiten erdacht, welches seitdem in der bekannten galvanoplastischen Anstalt der HHrn. Christofle und Comp. angewandt wird. Bekanntlich kann man mittelst der Galvanoplastik, entweder in einem einzigen Stück, oder durch Vereinigung einer Anzahl einzelner Stücke, selbst die mit den reichsten Verzierungen versehenen Goldschmiedsarbeiten herstellen. Für sich allein kann jedoch die Galvanoplastik, wenn man sich so ausdrücken darf, nur das zerbrechliche Gerippe des Gegenstandes ohne alle Festigkeit, liefern; es handelte sich also darum, dieses Gerippe (den Oberboden des Gegenstandes) zu consolidiren, ihm den Widerstand zu ertheilen, welchen die nach den alten Verfahrungsarten mittelst des Gießens oder des Prägens zwischen zwei vertieften Stempeln erhaltenen dicken Gegenstände besitzen. Dieß bewerkstelligt Hr. Bouillet auf die einfachste Weise; er nimmt die galvanoplastische Hülse von Rothkupfer, welche nur bei einer sehr hohen Temperatur schmelzbar ist und legt in ihr Inneres Stücke von Messing oder einer sonstigen bei niedrigerer Temperatur schmelzbaren Kupferlegirung; diese Stücke bringt er mittelst eines Wasserstoffgaslöthrohrs oder durch irgend ein anderes Verfahren zum Schmelzen; bloß die Legirung schmilzt, breitet sich im Innern der Hülse aus, verbindet sich mit derselben zu einem einzigen Stück und ertheilt ihr dadurch die gewünschte Dicke und Festigkeit. Nachdem alle Hülsen auf diese Weise behandelt worden sind, vereinigt man sie mittelst derselben Legirung, worauf man den Gegenstand nur noch auf gewöhnliche Weise mit dem Polirstahl zu vollenden braucht. Die Vortheile des neuen Verfahrens sind sehr groß, denn einerseits fällt dabei die Anwendung der sehr kostspieligen stählernen Stempel (Matrizen) ganz weg, andererseits hat der Reichthum der Verzierung, welcher für die Galvanoplastik nur ein Spiel ist, keine Gränzen mehr. Man kann nun Kunstgegenstände, welche mittelst Gießens und Punzirens dargestellt, unmöglich zu einem niedrigen Preise geliefert werden könnten, zu bedeutend ermäßigten Preisen in den Handel bringen, so daß auch die unbemittelten Classen solche kaufen können. Die jetzt so verbreiteten hohlen Kunstgegenstände aus Metall, welche auf galvanoplastischem Wege oder mittelst des Stanzens dargestellt sind, werden durch massive, also ohne Vergleich dauerhaftere, ersetzt werden, welche überdieß hinsichtlich der Vollendung nichts zu wünschen übrig lassen. Die HHrn. Christofle und Bouillet haben der Société d'Encouragement eine Reihe von den Producten ihrer neuen Kunst vorgelegt, welche allgemein bewundert wurden.