Titel: Bemerkenswerthe Benutzung einer Wassersäulen-Maschine.
Fundstelle: Band 134, Jahrgang 1854, Nr. LII., S. 179
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LII. Bemerkenswerthe Benutzung einer Wassersäulen-Maschine. Aus dem Practical Mechanic's Journal, Septbr. 1854, S. 127. Bemerkenswerthe Benutzung einer Wassersäulen-Maschine. Die Stadt Boston wird durch eine Leitung von dem Cochituate-See aus mit Trinkwasser versehen, und es liegt derselbe so hoch über der Stadt, daß das Wasser nur dem natürlichen Gefälle folgt und man keiner Wasserhebungsmaschine bedarf. Die Menge des Wassers ist so bedeutend, daß sie nicht allein zu den Bedürfnissen ausreicht, sondern auch öffentliche Brunnen speist. Als der Besitzer der Zeitung »The Daily Traveller«, dessen Officin mitten in dem bevölkertsten Theile der Stadt liegt, sich nach einer zweckmäßigen Triebmaschine umsah, machte ihm Hr. Samuel Huse, Ingenieur bei den Wasserwerken, den Vorschlag, eine Wassersäulenmaschine mit rotirender Bewegung zu construiren, welche hinreichende Kraft hätte auch bei dem niedrigsten Wasserstande die Presse im Gang zu erhalten.Wassersäulen-Maschinen sind bis jetzt selten doppeltwirkend und mit Rotation angewendet worden, sondern gewöhnlich nur einfachwirkend zur Wasserhebung in Ungarn, dem Erzgebirge, am Harz etc. Eine treffliche und neue Harzer Wasserhebungsmaschine ist im „Notizblatte des hannoverischen Architekten- und Ingenieur-Vereins.“ Bd. III S. 13 beschrieben. In Ungarn, dem Vaterlande der Wassersäulenmaschinen, findet man auf dem Andreasschacht zu Schemnitz eine doppeltwirkende mit Rotation, die zur Förderung dient. H. Die Maschine besteht aus einem 10 Zoll hohen und 16 Zoll weiten Cylinder, in dessen Innern ein Cylinder von etwa 6 Zoll Durchmesser befindlich ist. Dieser innere Cylinder ist mit Kränzen oder Flanschen versehen und an denselben befinden sich vier Klappen-Ventile, die von einem Ende des Cylinders bis zum andern reichen und an Haspen hängen. Geschlossen verschließen sie den Cylinder und bedecken etwas mehr als die Hälfte seiner Oberfläche. An einer Seite des Cylinders ist der Raum zwischen der innern Seite des äußern und der Oberfläche des innern beweglichen Cylinders, ausgefüllt um einen Scheider zu bilden, der etwas mehr als die Breite eines Ventils einnimmt. Dieser Scheider dient zur Verhinderung des Wasserdurchganges. Das Wasser strömt auf einer Seite dieses Scheiders ein und fließt auf der andern Seite durch einen Canal ab. Die Schwere wirkt beim Oeffnen und beim Verschluß der Ventile mit, je nachdem das Wasser von der einen oder der andern Seite in den liegenden Cylinder eintritt. Bei jeder Umdrehung geht eine gewisse Quantität Wasser durch den Cylinder, so daß derselbe auch als Wassermesser dient, was ein Hauptzweck war. Die Anzahl der Umgänge der Treibwelle wird durch einen Mechanismus gezählt und angegeben, so daß die zum Betriebe der Maschine erforderliche Wassermenge genau bestimmt werden kann. Ihre Leistung beträgt etwa drei Pferdekräfte. Die beiden Einfallröhren bestehen aus Blei, sind zwei Zoll weit und der Zufluß wird durch ein Schraubenventil mittelst der Hand regulirt. Die Leistung der Maschine soll eine sehr gute und der Nutzeffect im Verhältniß zu dem Fall und dem Wasserverbrauch ein hoher seyn.