Titel: Vorrichtung um Schwefelblumen auf die kranken Weinstöcke zu blasen; von Hrn. Gaffée, Fabrikant zu Fontainebleau im Departement der Seine und Marne.
Fundstelle: Band 134, Jahrgang 1854, Nr. LXXIV., S. 258
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LXXIV. Vorrichtung um Schwefelblumen auf die kranken Weinstöcke zu blasen; von Hrn. Gaffée, Fabrikant zu Fontainebleau im Departement der Seine und Marne. Aus Armengaud's Génie industriel, September 1854, S. 139. Mit einer Abbildung auf Tab. IV. Gaffée's Vorrichtung um Schwefelblumen auf die kranken Weinstöcke zu blasen. Unter den vielen Mitteln welche zur Bekämpfung der Krankheit des Weinstocks vorgeschlagen wurden, scheint das Aufblasen von trockenem Schwefelpulver das wirksamste zu seyn und die besten Resultate gegeben zu haben. Noch neuerlich hat Professor Payen die Aufmerksamkeit der (französischen) Akademie der Wissenschaften auf dieses Verfahren gelenkt. „Es gibt jedoch,“ sagte er, „ein wirksames Mittel, um die höchst nachtheiligen Wirkungen des Oïdium auf die Früchte des Weinstocks zu verhindern oder wenigstens aufzuhalten. Die meisten Mitglieder der kais. Central-Gesellschaft für Ackerbau und der kais. Gesellschaft für Gartenbau haben in diesem Betreff bei vielen Gelegenheiten ihre auf zahlreiche Versuche und auf unbestreitbare Erfolge begründete Ueberzeugung ausgesprochen.“ „Dieses Mittel besteht darin, mit Hülfe eines geeigneten Blasebalgs Schwefelblumen auf alle Theile des Weinstocks zu blasen, und zwar zu drei verschiedenen Malen: zuvörderst kurz vor der Blüthe, dann sobald die Früchte sich angesetzt haben, und endlich kurze Zeit vor deren Reife.“ „Mittelst dieses Verfahrens haben die geschickten Gärtner von Thomery seit mehreren Jahren fast ihre ganze schöne Ernte gerettet; anfangs feuchteten sie die Trauben und die Blätter an, bevor sie dieselben mit Schwefel bestreuten; da dieselben aber hierbei Flecken behielten, so bestreuten sie dieselben trocken und vermieden dadurch den erwähnten Nachtheil. Viele Besitzer von Spalier-Weinstöcken haben ebenfalls gute Resultate mit diesem Mittel erhalten.“ „Die Gärtner, welche sich hauptsächlich mit der Cultur früher Gemüse und Obstarten und mit dem Treiben von Weintrauben für die Tafel beschäftigen, gewinnen durch die Anwendung von Schwefelblumen sehr schöne Trauben; sie haben auch dadurch gute Wirkungen erhalten, daß sie Schwefelpulver auf die Heizröhren der Oefen mit Wassercirculation streuten; die Temperatur von 50 bis 80° C. (40° bis 64° Reaumur) dieser Röhren ist hinreichend, um die Vertheilung des Schwefels in der umgebenden Luft zu veranlassen, und die Blätter und Früchte mit einer kaum wahrnehmbaren Schwefelschicht zu bedecken, die jedoch genügt um die parasitische Vegetation zu vertilgen.“ „Einstimmig gebilligte Berichte und Belohnungen, welche von den beiden genannten Gesellschaften gewährt wurden, haben diese bemerkenswerthen Resultate bestätigt.“ Es handelte sich daher noch um die Construction eines einfachen und leicht anwendbaren Apparates, mit dessen Hülfe man die Schwefelblumen sehr gleichartig auf dem kranken Weinstock verbreiten kann. Die bis jetzt vorzugsweise benutzte Vorrichtung besteht darin, an einem gewöhnlichen Blasebalg eine Art Büchse mit zwei Abtheilungen anzubringen, welche als Behälter für die Schwefelblumen dienen und mit einer länglichen und platten Düse in Verbindung stehen, durch die der Schwefel als Staubregen verbreitet wird. Der Apparat des Hrn. Gaffée unterscheidet sich von den früheren Vorrichtungen sowohl durch die gesammte Combination als auch durch folgende Eigenthümlichkeiten: 1) Durch den Verschluß der Oeffnung, durch welche die Schwefelblumen eingefüllt werden, mittelst eines Scharnierdeckels, der mit einem elastischen, sich luftdicht anlegenden Boden versehen ist; 2) durch Anbringung eines sogenannten Pilzes oder Kegels im Innern der Büchse und der Füllöffnung gegenüber, welcher als kreisrunde geneigte Ebene zur erleichterten Ausbreitung des Schwefelpulvers in der Büchse dient; 3) durch Anbringung von auf die hohe Kante gestellten Blättchen, welche zum Vertheilen der Schwefelmasse dienen; 4) durch die Gabelung der Leitung des Blasebalgs am Eintritt der Büchse, um die Zerstreuung des Schwefels in der Leitung des Blasebalgs zu verhindern, wenn man letztern in senkrechter oder geneigter Richtung handhabt. Fig. 34 stellt den mit dem Verbreitungsapparat versehenen Blasebalg dar. Die Einblasebüchse ist im Längendurchschnitt dargestellt. Die Verbindung des Blasebalgs a mit der Büchse b wird mittelst der Düse c bewirkt; letztere gehört der Büchse selbst an und verzweigt sich mit ihr durch eine senkrechte Leitung d. Es bildet daher der Durchschnitt der Düse c und der Leitung b eine Gabelung. Die Büchse b ist länglich viereckig, mit cylindrischen Enden; der Düse gegenüber ist ein langer Schnabel e angebracht, welcher auch, wenn es erforderlich ist, mit einer Brause versehen wird, um das Schwefelpulver besser auf den Weinstöcken und Spalieren verbreiten zu können. An der ganzen inneren Oberfläche der Büchse und 12 bis 15 Millimeter vom Boden entfernt, ist ein metallener Siebboden f angebracht und bildet einen Scheider, der die Büchse b in zwei Abtheilungen theilt; dieselbe Drahtgaze, welche an dem Rande festgelöthet ist, erhebt sich auf die ganze Höhe der Büchse und ist auch am Ende der Oeffnung der gabelförmigen Düse c, d festgelöthet. Ueber der Drahtgaze f ist ein aus Blättchen bestehender Rahmen g angebracht; diese Blättchen stehen auf der hohen Kante und dienen zum Vertheilen der in der Büchse b eingeschlossenen Schwefelblumen. Oben ist die Büchse durch den festgelötheten Deckel h verschlossen; an demselben sind die Bänder i angelöthet welche den Pilz j festhalten; letzterer hat die Form eines doppelten umgekehrten Kegels, um den Dienst einer kreisförmigen geneigten Ebene zu leisten. Wenn man die Schwefelblumen durch die Oeffnung l, deren Deckel m man alsdann abnimmt, einfüllt, so gleitet die Substanz auf dem Kegel j hinab und vertheilt sich in der Büchse, ohne an einem Punkte sich anzuhäufen. Auf diese Weise gewähren der Kegel und die Blättchen g den Vortheil, das Schwefelpulver zu vertheilen und ein Ausblasen als Staubregen zu erleichtern. Die Füllöffnung l kann mittelst eines Deckels m verschlessen werden, welcher durch ein Scharnier mit dem Rande der Büchse verbunden ist; er ist im Inneren mit einem Stück Leder oder Kautschuk n versehen, gegen welches eine Feder p drückt, um einen luftdichten Schluß des Deckels zu bewirken, so daß während der Wirkung des Blasebalgs kein Schwefelpulver oben austreten und verloren gehen kann. Man kann mit einem solchen Apparat die Schwefelung des Weinstocks in allen Stellungen sehr leicht bewirken. Das Schwefelpulver wird in der Büchse mittelst des Kegels und der Blättchen sehr regelmäßig vertheilt, fällt ganz gleichförmig durch die Maschen des Drahtsiebes und wird durch die Wirkung des Blasebalgs als feiner Staub ausgetrieben, welcher sich regelmäßig auf allen Theilen des kranken Weinstocks absetzt. Die Gartenbaugesellschaft von Melun und Fontainebleau empfahl diesen sinnreichen Apparat zur allgemeinen Anwendung.

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Tafel Tab. IV
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