Titel: Speicher, zum Aufbewahren und Conserviren des Getreides im großen Maaßstab, von Hrn. Heinrich Huart, Großhändler zu Cambrai.
Fundstelle: Band 135, Jahrgang 1855, Nr. XXVII., S. 99
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XXVII. Speicher, zum Aufbewahren und Conserviren des Getreides im großen Maaßstab, von Hrn. Heinrich Huart, Großhändler zu Cambrai. Aus Armengaud's Publication industrielle, t. IX p. 287. Mit Abbildungen auf Tab. II. Huart's Speicher mit ununterbrochener Bewegung. Nach einem gelehrten Landwirth, Hrn. v. Gasparin, Mitglied der (französischen) Akademie der Wissenschaften, verbraucht ganz Frankreich von allen Getreidearten, auf ihr Aequivalent an Weizen reducirt, 75 Millionen Hektoliter; dabei ist das SaatkornMan schätzt die Menge des Saatkorns auf 16 Millionen Hektoliter für eine Ernte von 70 Millionen Hektoliter. und der Haber in Abzug gebracht. Es gibt Jahre des Ueberflusses, wo im Durchschnitt bis 20 Procent mehr Getreide producirt wird; aber auch Jahre des Mangels (wie 1847 und 1853), wo das Deficit 6 bis 8 und selbst 10 Millionen Hektoliter beträgt. Hr. Tardieu, Professor der Medicin zu Paris, bemerkt in seinem Dictionnaire d'hygiène publique. daß von 1829 bis 1840 die Einfuhr von Weizen, als Korn und als Mehl, auf 271 Millionen Francs stieg, während die Ausfuhr nur 43 Millionen Francs betrug (der Hektoliter zum Mittlern Preis von 20 Francs). Man begreift daher, von welcher Wichtigkeit ein gutes Aufspeicherung-System für Frankreich und überhaupt für alle civilisirten Länder wäre; die Aufgabe ist aber so schwierig, daß viele Jahre vergingen, bevor sie vollständig gelöst wurde. Wir glauben, daß ein Verfahren, welches dem Zweck ganz entspricht, folgende Bedingungen vereinigen muß: es muß das Getreide unbestimmte Zeit lang conserviren; bei dieser Conservirung muß das Getreide verbessert werden; man muß mit beträchtlichen Quantitäten von Getreide operiren können, ohne größere Locale als bei der bisherigen Aufspeicherung anzuwenden; endlich müssen die Anlagekosten des Speichers und die Auslagen für die Operationen in demselben geringer seyn, als bisher. In dieser Weise hat Hr. Huart das Problem aufgefaßt, und es in der That auf die sinnreichste und genügendste Weise gelöst. Der Erfinder, ein talentvoller und erfahrener Fabrikant, welcher sich seit Jahren mit dem Vermahlen des Getreides und dem Mehlhandel beschäftigt, ging von dem Grundsatz aus, daß das vollständig gereinigte Getreide, welches von den darin enthaltenen Insecten, deren Larven und Ueberresten, Staub und fremdartigen Körpern befreit worden ist, beliebig lang conservirt werden kann, wenn es nach bewerkstelligter Reinigung durch eine ununterbrochene Bewegung fortwährend mit Schichten kalter Luft in Berührung gebracht wird. Das vervollkommnete System, welches in der Anstalt des Erfinders zu Cambrai angewandt wird – man könnte es großes bewegliches Magazin nennen – gewährt den Vortheil, daß es bei gleicher Räumlichkeit drei- bis viermal so viel Getreide aufnimmt, als die zweckmäßigsten jetzt gebräuchlichen Magazine, daß die Anlagekosten viel geringer sind, und daß es bei weitem weniger Unterhaltungskosten veranlaßt, während Massen von Getreide mehrere Jahre lang vollständig conservirt werden. Beschreibung des Huart'schen Apparates. Fig. 31 stellt einen senkrechten Querdurchschnitt durch die Mitte des Getreidemagazins dar, welches eine Breite von 9 bis 10 Meter hat. Fig. 32 ist ein Längendurchschnitt desselben, jedoch mit Angabe von nur zwei Reihen von Speichern, von denen der eine in einer äußern Ansicht und der andere im Längendurchschnitt dargestellt ist. Je nach der Gesammtlänge des verfügbaren Platzes könnte eine mehr oder weniger große Anzahl von Abtheilungen angebracht werden und der Speicher etwa in der Mitte mit einem 5 bis 10 Meter breiten freien Raum zum Einbringen und Herausnehmen des Getreides versehen seyn. Fig. 33 ist ein horizontaler Durchschnitt, etwa durch die Mitte der Höhe, nach der Linie 1–2. Diese Figuren sind im Maaßstabe von 1/80 gezeichnet. Fig. 34 zeigt nach einem größern Maaßstabe den senkrechten Durchschnitt von dem untern Theile eines der Trichter, um die Anordnung der schief stehenden Scheider, die darin angebracht sind, zu verdeutlichen. Letztere dienen dazu, ein gleichmäßiges Ablaufen des Getreides auf dem ganzen horizontalen Querschnitt, welcher der Länge des offenen Schlitzes an der Basis entspricht, zu bewirken. Fig. 35 ist ein der Fig. 34 entsprechender Grundriß. Wir bemerken zuvörderst, daß das ganze System aus folgenden Haupttheilen besteht: 1) Aus einer Reihe von Räumen oder Speichern, welche Quantitäten von 100 bis 1000 Hektolitern Getreide aufnehmen können. 2) Aus Schrauben ohne Ende und Elevatoren, welche zur horizontalen Fortleitung und senkrechten Hebung des Getreides dienen. 3) Aus Sieben und Ventilatoren, um das Getreide von schädlichen Insecten, Staub, Stroh und Abfallen zu befreien, ehe es in die Trichter geschüttet wird. 4) Aus Sackaufzügen für die Versorgung der Magazine. 5) Aus einer kleinen Dampfmaschine zur Bewegung der verschiedenen Apparate. Wir wollen nun diese verschiedenen Apparate, jeden für sich, beschreiben. Von den Trichtern oder Getreidebehältern. Das Magazin oder der eigentliche Speicher besteht, wie die Zeichnung zeigt, aus einer Reihe von Behältern oder senkrechten Räumen A, welche als unabhängig von einander betrachtet werden können, da ein jeder für sich gefüllt oder entleert wird. Ihre Höhe beträgt im Mittel 10 Meter und ihr horizontaler Durchschnitt ist ein Rechteck von 4 Meter Breite und von 3 bis 10 Meter Länge. Jeder Behälter besteht an den Ecken aus vier senkrechten Säulen B, B', und an den Seiten aus mit jenen parallelen und minder starken Ständern C, C'. Letztere sind durch eiserne Bänder oder Stehbolzen a mit einander verbunden, welche sie in der ganzen Höhe in genauer Entfernung von einander halten; unten stehen sie näher an einander als oben, wo die Belastung geringer ist. Das Ganze steht auf einem festen und horizontalen Boden von Holz A', der seinerseits auf einem Mauerwerk D ruht, welches die ganze Last tragen kann. Dieses Fundament hat eine solche Einrichtung, daß es die Behälter von den äußern Mauern, welche auch gänzlich fehlen können, vollständig trennt. Die Eckständer B, B' haben Ruthen, welche die Bohlen b, aus denen die Wände eines jeden Behälters bestehen, aufnehmen. Obgleich diese Bohlen unabhängig von einander sind, so sind sie dennoch durch die Stehbolzen fest unter einander verbunden, wie Fig. 33 zeigt, so daß das Ganze vollkommen fest ist. Der untere Theil oder der Fuß eines jeden Behälters läuft in vier unter 45° geneigte Flächen aus und bildet die Trichter. Ein jeder derselben besteht aus Brettern b', welche auf den starken Brettern a' befestigt sind, die einestheils auf dem Boden A¹ und anderntheils auf einem zweiten gleichen, aber kleinem Boden A² ruhen, der auf dem steinernen Fundament aufliegt. Die innere Einrichtung dieser Trichter oder Füße der Behälter ist ganz eigenthümlich, und bildet allein schon eine wirkliche Erfindung, da sie ein sehr schwieriges Problem löst, welches bis jetzt noch nicht gehörig studirt worden war. Es ist eine bekannte Sache, daß wenn man eine Oeffnung an dem Boden irgend eines mit Körnern angefüllten Raums öffnet, das Hinauslaufen der Körner sehr unregelmäßig erfolgt, und daß die Geschwindigkeit in der senkrechten Linie, die dem Mittelpunkt entspricht, am bedeutendsten ist und nach den Seiten zu immer mehr abnimmt, so daß die Bewegung an den senkrechten Wänden des Behälters fast ganz aufhört, während in der Mitte die Geschwindigkeit eine sehr bedeutende ist. Anders ist es bei der von Hrn. Huart angenommenen Einrichtung (Fig. 34), welche darin besteht, die Trichter durch parallele Reihen von Scheidern c zu theilen, die selbst eine Neigung von 45°, wie die äußern Wände mo, on haben, um die Oberfläche der Linie ab auf diejenige der Ausgangsöffnung o zurückzuführen. Zur Bestimmung der Stellen, an denen diese verschiedenen Scheider angebracht werden müssen, wendet Hr. Huart folgendes Verfahren an: Nachdem die horizontale Linie mn (Fig. 34) in eine gewisse Anzahl gleicher Theile, z.B. in 7, getheilt worden ist, fällt er aus dem Mittelpunkt dieser Linie die Senkrechten pq und pr auf die Seitenwände mo und on, und aus den Punkten 1, 2, 3 etc. zieht er Parallelen mit den genannten Wänden, bis sie von den Senkrechten pq und pr geschnitten werden. Die auf diesen Linien angebrachten Bretter c bilden die erste Reihe der schiefen Scheider, welche den Zweck haben, die niedergehenden Säulen zu trennen. Aus den Durchschnittspunkten 1', 2', 3' etc. fällt man dann Senkrechte auf die horizontale Linie qr, welche halb so lang ist als die Linie mn. Aus der Mitte s dieser Linie qr fällt man die Senkrechten st und sn aus die Seitenwände mo und on. Aus den Verbindungspunkten 1², 2², 3² etc. zieht man neue Parallelen auf die Seiten mo und on, bis sie die Linien st und su schneiden. Die hier angebrachten Bretter bilden die zweite Reihe der schiefen Scheider, welche den Zweck haben, die niedergehenden Säulen zu trennen. Die durch die Punkte tu gezogene Linie ist ein Viertel so lang als die Linie mn. Die Durchgänge zwischen den Parallelen der zweiten Reihe der schiefen Scheider sind halb so weit als die der ersten Reihe. Es ist daher die Linie tu in vier gleiche Theile getheilt. Von den drei Punkten x aus werden Quadrate construirt, deren Seiten vier gleiche Durchgänge z bilden, die sich in den zwei Durchgängen y vereinigen, welche durch die untern Seiten des großen Quadrats gebildet werden, die die Ausgangsöffnung o speisen. Mit Hülfe dieser Combinationen wurde die Oeffnung o in das gehörige Verhältniß mit den verschiedenen Flächen tu, qr, mn gesetzt, so daß die sieben Zwischenräume der Linie mn gleichmäßig zum Ablauf der Körner beitragen. Auf diese Weise geht das in den Räumen enthaltene Getreide auf der ganzen Fläche horizontal hinab. Man kann sich davon bei einem Besuch des Huart'schen Speichers leicht überzeugen. Da der Erfinder die gute Idee hatte, über der Linie mn auf einer Höhe von etwa 25 Centim. (10 Zoll), und der ganzen Breite des Trichters nach, Spiegelglas statt Brettern anzubringen, so ist es leicht, den Ablauf des Getreides durch die Oeffnung o zu beobachten. Jede Getreideschicht geht in dem ganzen horizontalen Querschnitt so regelmäßig abwärts, als wenn die Oeffnung eben so groß wie die Querschicht des Behälters wäre. Die Oeffnung o, welche sich zwischen festen Balken a befindet, ist mit hölzernen Schiebern d versehen, um den Ablauf der Körner nach Belieben unterbrechen zu können. Sobald ein Register offen ist, läuft das Getreide in den beweglichen Canal E, den man leicht vor jede Abtheilung schieben kann, um die Schraube, welche die horizontale Fortleitung bewirkt, zu speisen. Daraus folgt, daß das Korn auf der ganzen Breite des Behälters nach senkrechten Schnitten abläuft, deren Dicke gleich dem zwischen zwei Balken a' befindlichen Raum ist, und zugleich nach horizontalen Schichten, welche zur Breite die einem Schnitt entsprechende Fläche haben. Die Abbildung zeigt diese Einrichtung auf die Hälfte eines Behälters angewandt. Das Getreide läuft in diese Leitungen durch die offenen Kästen ab, fällt in die halbrunden Tröge F von Blech, deren jeder zur Länge die Breite der Behälter hat (Fig. 32) und welche mit ihren Enden auf hölzernen Gerüsten G liegen, welche zugleich die Elevatoren tragen, die in sogenannten Paternosterwerken, d.h. durch eine Kette ohne Ende verbundenen Gefäßen (Eimer- oder Becherketten) bestehen. Von den Schrauben ohne Ende und den Elevatoren. Die endlosen Schrauben H sind auf der Hälfte ihres Durchmessers von einem Troge F umgeben und beide haben den Zweck, das Getreide von einem Ende zum andern zu führen, wobei es stets umgerührt wird; es fällt dann in den Kasten I des entsprechenden Elevators. Diese Schrauben bestehen aus einer runden hölzernen Welle, welche um einen Zapfen läuft und mit einem Gewinde von Schwarz- oder Weißblech versehen ist, welches 18 bis 20 Centimeter Steigung hat. Um das horizontal fortrückende Getreide zu nöthigen sich dabei über die Achse zu erheben, hat Hr. Huart die glückliche Idee gehabt, an dem Rande der Gewinde kleine dünne Schaufeln G anzubringen; diese Schaufeln nehmen bei jeder Umdrehung eine gewisse Quantität Körner auf, heben sie und werfen sie wieder in den Trog, so daß sie auf dem ganzen Wege bis zum Elevator fortwährend geschüttelt werden. Diese eben so einfache als sinnreiche Einrichtung gewährt den Vortheil, einen Theil des Staubs abzulösen, welchen das Getreide enthalten kann, und zugleich einen Theil seiner Feuchtigkeit fortzuschaffen; sie ersetzt vortheilhaft das gewöhnliche Umstechen oder Umschaufeln. Da der auf jeder Seite der Schrauben, zwischen dem Mauerwerk, welches den ganzen Speicher trägt, gebliebene Raum (welchen ein Mensch Passiren kann), mit den zwischen den Behältern gelassenen Räumen J gewissermaßen Saugessen bildet, so treiben die Luftströme natürlich den Staub und die Feuchtigkeit nach außen. Die schwereren Theile, welche zu Boden fallen, können leicht von dem Arbeiter weggenommen werden, der den Apparat bedient und besonders die Stellung der beweglichen Tröge oder Leitungen E zu verändern hat, sobald er es für nöthig findet. Uebrigens könnte man diese Verschiebung auch durch ein mit dem Motor verbundenes Sperrwerk mechanisch bewerkstelligen. Dieselbe Schraube und derselbe Elevator können, wie man auf Fig. 32 sieht, alle Abtheilungen des Speichers auf einer Seite bedienen, da sie nach einander zu gewissen Zeiten geöffnet sind. Wenn man die Veränderung der Stellung der beweglichen Canäle mittelst eines Mechanismus bewirken wollte, so müßte man denselben so einrichten, daß er zugleich auch die Schieber abwechselnd öffnet und verschließt. Die Elevatoren, welche ihren Platz außerhalb der Behälter und in dem engen Raum zwischen denselben haben, steigen über den obersten Boden des Magazins empor. Sie bestehen aus einem Laufriemen ohne Ende von Leder oder Gutta-percha, der über zwei parallele Scheiben läuft und an welchem hölzerne oder blecherne Gefäße befestigt sind. Von den Sieben und Ventilatoren. Die Eimer- oder Becherketten heben daher das Getreide, welches ihnen durch die Schrauben zugeführt worden, bis auf die geneigten Siebe K, welche aus Drahtgaze bestehen, dessen Maschen eine solche Weite haben, daß keine guten Getreidekörner, sondern nur die Würmer und die schlechten Körner (von kleinerem Volum) durchfallen und in einen, unter dem Siebe befindlichen Kasten L gelangen, aus dem man diese Unreinigkeiten herausnimmt, wenn er voll ist. Das Getreide läuft auf dem Siebe entlang und verbreitet sich auf geneigten Ebenen h, die es, wenn man es für nöthig erachtet, in dieselben Behälter ausschütten, um es, während der ganzen Zeit wo es im Speicher bleibt, von neuem zu bearbeiten. Auf diesem Wege erhält das Getreide die Einwirkung eines Stromes verdichteter Luft, die ein Ventilator M, welcher sich am entgegengesetzten Ende befindet, einbläst, indem er diese Luft außen auffangt, sie durch den untern horizontalen Canal j und durch die schiefe Mündung k, auf die geneigten Ebenen treibt. Durch Veränderung der Neigung des Siebes kann man der Arbeit alle erforderliche Genauigkeit geben. Zu dem Ende hängt es an seinem obern Ende, mittelst Haspen, an dem hölzernen oder gußeisernen Gerüst N, welches den Apparat trägt, und ruht unten auf zwei Nageln, die in ein oder das andere der Löcher i gesteckt werden, welche in Wangen des Kastens, der den schiefen Canal k verschließt, angebracht sind. Von dem Sackaufzug. Zu dem Speicher gehört auch ein Sackaufzug, bestehend aus einem Vorgelegshaspel, der gewöhnlich auf dem obersten Boden des Speichers angebracht ist, wie dieß in den Mühlen auch der Fall ist. Dieser Mechanismus dient dazu, die ankommenden Getreidesäcke, welche in dem Speicher entleert und deren Inhalt aufbewahrt werden soll, aufzuziehen, oder die Säcke des aufbewahrt gewesenen hinabzulassen, wenn es vermahlen werden soll. Seile und Scheiben oder Rollen gestatten die Verbindung mit dem Aeußern, wie in dem Innern des Magazins herzustellen, für welchen letztern Fall die Böden mit Klappen versehen sind, die beim Durchgange der Säcke sich öffnen und schließen. Von dem Motor und der allgemeinen Bewegung. Hr. Huart hat in seinem Magazin zu Cambrai, welches von seiner Mühle entfernt liegt, eine kleine Dampfmaschine von zwei Pferdekräften aufgestellt, welche zur Bewegung des Sackaufzuges, der Ventilatoren, der Schrauben ohne Ende und der Elevatoren dient. Die Maschine kann eine horizontale seyn, auf zwei Stücken Schwellholz liegen und mit einer Geschwindigkeit von 100 bis 120 Umgängen in der Minute gehen. Der Kessel mit seinem Ofen liegt außerhalb des Gebäudes, damit er nicht Veranlassung zu Feuersbrünsten gibt. Eine mit der liegenden Welle der Maschine verbundene Treibrolle überträgt die Bewegung entweder auf eine zweite Welle, welche lang genug ist, um die verschiedenen Apparate zu bewegen, oder direct auf den Haspel des Sackaufzuges, von wo aus andere Rollen durch Laufriemen die Elevatoren, Schrauben ohne Ende und Ventilatoren bewegen. Die Durchmesser dieser verschiedenen Treibrollen müssen selbstverständlich der Art seyn, um jeder Vorrichtung die zweckmäßige Geschwindigkeit zu ertheilen. Wenn die Magazine in der Nähe einer Mühle oder einer Fabrik liegen, welche mit einem Motor versehen ist, so kann man letzterer die nöthige Kraft entnehmen. Leistung des Huart'schen Speichers. Die das Getreide herbeiführenden Wagen fahren bis an das Gebäude heran; die Säcke werden an den Haken des Aufzugsseils gehängt, von diesem aufgezogen, oben auf dem Boden angelangt, von einem dort befindlichen Arbeiter abgehängt und von einem andern Arbeiter auf einem Karren ins Innere geschafft. Das Anhängen der Säcke an den Seilhaken auf dem Wagen geschieht von dem Fuhrmann. Diese Arbeit, welche nur dann stattfindet, wenn frisches Getreide angefahren, oder das alte abgefahren wird, ist ganz dieselbe, wie sie täglich in den Mühlen oder in den gewöhnlichen Kornmagazinen vor sich geht. Die beiden beim Auf – und Abladen beschäftigten Arbeiter sind natürlich dieselben, welche die Apparate des Speichers bedienen. Einer derselben bleibt gewöhnlich unten, um die Trichter zu öffnen oder zu verschließen, die beweglichen Leitungen zu verschieben, den Staub und Schmutz zu entfernen und um dahin zu sehen, daß die Schrauben und Elevatoren gehörig wirken. Auch kann er, wenn eine besondere Dampfmaschine vorhanden ist, den Kessel derselben feuern. Da die Apparate nicht zu gleicher Zeit, sondern abwechselnd wirken, so hat dieser Arbeiter die nöthige Zeit, um die Arbeit mit aller erforderlichen Regelmäßigkeit zu besorgen, selbst wenn mehrere Behälter bei einander liegen und sehr viel Getreide enthalten. Der zweite Arbeiter bleibt oben im Magazin, um den Motor, die Siebe und ihre Ventilatoren zu beaufsichtigen, um diesen oder jenen Elevator in oder außer Betrieb zu setzen, um die Kornwürmer, das Stroh und die Erdstückchen wegzunehmen, welche sich beim Durchsieben von dem Getreide getrennt haben. Auch dieser Arbeiter ist nicht überladen, da er stets Zwischenräume bei seinen Geschäften hat. Die Bedienung der Huart'schen Speicher ist folglich sehr einfach und leicht, sie läßt sich mit der größten Pünktlichkeit ausführen. Das Getreide, sey seine Beschaffenheit und Menge welche sie wolle, kommt verbessert aus diesen Speichern hervor; war es feucht, so wird es vollkommen trocken, enthielt es viel Staub und Würmer, so wird es gänzlich davon befreit. Es wird zum Vermahlen vollkommen vorbereitet. Zwei Arbeiter reichen bei 10,000 aufzuspeichernden Hektolitern vollkommen aus. Vortheile der Huart'schen Speicher im Vergleich mit den übrigen. Das Problem der Aufbewahrung und Verbesserung des Getreides ist mittelst dieser neuen Speicher vollkommen gelöst; wir haben jetzt noch zu untersuchen ob sie wirklich praktisch sind, ob die Selbstkosten dabei nicht zu hoch sind, ob man den Staat und Privatleute veranlassen kann, Speicher auf diese Weise anzulegen. Aus obiger Beschreibung ersieht man, daß die Construction dieser Speicher eine sehr einfache und wohlfeile ist, und daß die Nebenapparate, wie Schrauben, Elevatoren und Siebe, die man jetzt überall anfertigen kann, ebenfalls sehr einfach und wohlfeil sind. Hr. Huart hat sich durch Erfahrung überzeugt, daß man Speicher von verschiedenen Dimensionen zu folgenden Preisen herstellen kann: für 4 bis 5 Francs per Hektoliter Getreide, an den meisten Orten; und für 6 Francs in solchen Städten, wo Holz und Arbeitslöhne einen hohen Preis haben. So würde denn ein Huart'scher Speicher, welcher 10,000 Hektoliter Getreide aufnehmen kann, nicht mehr als 40,000 oder höchstens 50,000 Francs kosten. Vergleicht man diese Zahlen mit den Kosten, welche verschiedene vorgeschlagene Systeme von Speichern veranlassen, so wird man sich leicht überzeugen, daß letztere dem Huart'schen weit nachstehen. Aus den über diesen Gegenstand gesammelten Dokumenten ersehen wir, daß die beiden Silos, welche im Jahr 1819 für das St. Ludwigshospital zu Paris hergestellt wurden und 250 Hektoliter aufnehmen können, 4712 Fr. gekostet haben; d.h. 18 Fr. 12 Cent, per Hektoliter. Die Silos des Hrn. Ternaux zu St. Ouen, von denen jeder nur 192 Hektoliter aufnehmen kann, haben 1227 Fr. gekostet, d.h. 6 Fr. 39 Cent, per Hektoliter. Es ist jedoch zu beachten, daß diese Silos sehr ökonomisch hergestellt wurden, was bei großen Anlagen dieser Art nicht immer möglich seyn wird.Man sehe den Bericht über die neuesten Erfolge der Silos in der Provinz Sachsen, polytechn. Journal Bd. CXXXII S. 221. A. d. Red. Die beweglichen Speicher des Hrn. Vallery,Vallery's beweglicher Speicher, welcher im Jahr 1835 in Frankreich patentirt wurde, ist im polytechn. Journal Bd. LXXV S. 184 beschrieben. Sowohl von der französischen Akademie der Wissenschaften, als von der Société d'Encouragement, wurden über denselben sehr günstige Berichte erstattet, er kam aber im Handel nicht in Aufnahme. – Im Jahr 1846 machte Hr. J. G. Bodmer in Manchester ebenfalls den Vorschlag, das in großem Maaßstabe aufbewahrte Getreide dadurch zu conserviren. daß man die Körner einer fortwährenden Bewegung und zugleich einem Luftzug aussetzt; die von ihm entworfenen Apparate (polytechn. Journal Bd. CII S. 13) stehen aber hinsichtlich der Zweckmäßigkeit und des Kostenpunktes dem System des Hrn. Huart weit nach. A. d. Red. welche 1000 Hektoliter aufzunehmen vermögen, kosteten 6600 Fr. in der Anlage, d.h. 6 Fr. 60 C. per Hektoliter. Bei beschränkteren Dimensionen müßte man aber auf 7 Fr. bis 7 1/2 Fr. per Hektoliter rechnen. Die Magazine am Quai Billy zu Paris, welche von dem Generalstab für die dortige Proviantanstalt angelegt, jedoch sehr solid gebaut wurden, kosteten im Verhältniß zu der Getreidemenge, die sie aufnehmen können, verhältnißmäßig weit mehr. Diese Magazine haben fünf Stockwerke und sechs Böden, deren Gesammtoberfläche 7861,61 Quadratmeter beträgt, wovon 949,87 Quadratmeter für Treppen, Aufschütter, Sackaufzüge und andere leere Theile abgehen, und es bleiben daher 7766,74 Quadratmeter zur Aufnahme des Getreides. Das Erdgeschoß mit einer Oberfläche von 1390,99 Quadratmeter dient hauptsächlich zur Aufnahme des Getreides in Säcken; man stellt sie bis acht über einander und sie können zuweilen während drei oder vier Monate in dieser Weise aufbewahrt werden, je nach ihrer Beschaffenheit. Auf den Bretterböden der übrigen Geschoße wird das Getreide in regelmäßigen Schichten von 75 bis 70 Centimeter Höhe aufgeschüttet. Die Proviantverwaltung sieht dahin, daß die Schichten nicht dicker aufgeschüttet werden, sowohl um eine Erhitzung zu vermeiden, als um das nothwendige Umschaufeln zu erleichtern etc. Nach den uns zugekommenen genauen Mittheilungen hat die Anlage dieses Gebäudes dem Staate 568452 Francs gekostet, wobei 12000 Fr. für eine Brücke, welche das Magazin mit der Mühle verbindet, dann für Trottoirs und Steinpflaster. Da die äußeren Hauptdimensionen des Gebäudes sind: 44,56 Meter Länge und 33,28    „ Breite, so gibt dieß im horizontalen Durchschnitt 1482,96 Quadratmeter, und es betragen daher die Kosten per Quadratmeter 383,35 Francs. Die Menge des Getreides, welches man aufspeichert, beträgt 38 bis 40 Tausend Hektoliter, daher sich die Kosten im Durchschnitt auf 14,20 Fr. per Hektoliter belaufen. In einem solchen Gebäude könnte Hr. Huart, mit Beibehaltung der Säulen und Balken, sowie der Mauern, 140 bis 160,000 Hektoliter, d.h. drei- bis viermal so viel aufspeichern. Ein gewöhnliches Magazin, welches mit geringern Kosten erbaut wurde, als dasjenige am Quai Billy, kommt dennoch auf wenigstens 8 Fr. 30 Cent, per Hektoliter zu stehen, wenn der nöthige Raum zum Umstechen und zum ganzen innern Dienst bleiben soll. Man sieht daher, daß von sämmtlichen Systemen zur Aufbewahrung des Getreides das Huart'sche das wohlfeilste ist. Unterhaltungs- und Magazinkosten, sowie Arbeitslöhne. Hr. Huart hat den Vorschlag gemacht, in verschiedenen Gegenden Frankreichs Speicher zur Aufbewahrung des Getreides einzurichten, deren Anlage- und Unterhaltungskosten folgende seyn dürften. Man nehme z.B. ein Magazin an, welches 100,000 Hektoliter Getreide fassen kann, mit einer Mittlern Bewegung von 75,000 Hektolitern, so wird man folgendes Resultat erlangen, wenn man als Basis die gebräuchlichen Preise in den verschieden Hafen- und andern Handelsplätzen annimmt: Räumlichkeit, 100,000 Hektoliter à 5 Fr. 500,000 Fr. ––––––––– Kosten. – 500,000 Fr. à 4 Proc. Zinsen   20,000 Fr. 2 Arbeiter per 10,000 Hektol. à 2 Franken täglich, während   300 Tagen   12,600  „ Eine Dampfmaschine: 2 Pferdekräfte per 10,000 Hektoliter   (20 Pferdekr.) und 4 Kil. Kohlen per Stunde (80 Kil.)   während 10 Arbeitsstunden (800 Kil.) à 3 Fr die 100 Kil.   = 24 Fr., daher für 300 Tage     7,200  „ Assecuranz     1,100  „ Steuern     1,000  „ Ein Aufseher oder Verwalter     3,000  „ Ein zweiter Aufseher     2,000  „ Diverse Kosten     3,800  „ ––––––––––   50,000 Fr. Producte. Man kann annehmen, daß von einer Quantität von 100,000 Hektolitern 75,000 stets benutzt werden, und daß die Handelsverhältnisse Veranlassung zu folgenden Bewegungen geben: 4 Einfuhren à 5 Cent.; 20 Cent. × 75000 15,000 Fr 4 Ausfuhren à 5 Cent.; 20 Cent. × 75000 15,000  „ Für das Durchsieben und Ventiliren à 5 Cent.   3,000  „ 12 Monate Miethe à 5 Cent, monatlich = 60 Cent     45,000  „ ––––––––– 78,000 Fr. Man ersieht hieraus, daß man auf einen bedeutenden Gewinn rechnen darf. Wir glauben mit Huart folgende Selbstkostenberechnung für einen Privat-Speicher aufstellen zu dürfen, wobei wir eine Capacität von 10,000 Hektol. annehmen: Anlagecapital für ein solches Magazin, 10,000 Hektoliter  à 5 Fr. 50,000 Fr. ––––––––– Kosten. – 50,000 Fr. à 4 Proc. Zinsen   2,000 Fr 2 Arbeiter à 2 Fr. während 300 Tagen   1,200  „ Da die 10,000 Hektol. alle acht Tage umgestochen werden  müssen, so macht dieß 10,000 × 75 Kil. = 75,000 Kil.Das mittlere Gewicht des Hektoliters Getreide beträgt 75 Kilogr. –––––––––                                                                Latus   3,200 Fr.                                                          Transport   3,200 Fr Dividirt man mit 80, so ergeben sich 9,375 Kil. per Tag von   10 Arbeitsstunden, welche, sammt den Schrauben, beiläufig   20 Met. hoch gehoben, 18,750 Kilogrammet. machen. Oder 18,750/(10 × 60 × 60) = 52 Kilogrammeter oder 7/10   Pferdekraft per 1''. D.h. im Maximum, mit den Verlusten, in runder Zahl 1   Pferdekraft. Bei 4 Kil. Kohlen per Stunde, oder 40 Kil. täglich (100 Kilogr.   à 3 Fr.), beträgt die Ausgabe 1,20 Fr., oder in 360 Tagen      432  „ Diverse Kosten, höchstens      368  „ –––––––– Die jährlichen Unterhaltungskosten für 10,000 Hektoliter   betragen demnach   4,000 Fr. D.h. 40 Cent, per Hektoliter oder nur 3,3 Cent, monatlich. Nachdem der Kriegsminister das Huart'sche System von einer Commission der Abtheilung für das Proviantwesen, bestehend aus sehr erfahrenen Generalstabs-Officieren, sehr genau hatte untersuchen lassen und der Bericht der Commission sehr befriedigend ausgefallen war, befahl er die sofortige Herstellung eines großen Huart'schen Speichers in dem Magazin am Quai Billy. Wir theilen aus dem von Hrn. Doutrelaine, einem der genannten Officiere, verfaßten Bericht einen kurzen Auszug mit, um zu zeigen, daß die genannte Commission unsere großen Erwartungen von diesem Verfahren zum Aufspeichern und Conserviren des Getreides theilt. Die Bewegung und die Lüftung, bemerkt Hr. Doutrelaine, finden ununterbrochen statt; das durch die Austrittsöffnung auslaufende Getreide, welches in schmalen Strahlen in den untern Trog fällt, wird, von der Schraube geleitet und gewendet, von dem Elevator aufgenommen, durch dessen Eimer auf die oben angebrachten Siebe gehoben, auf denselben ventilirt und abgekühlt, und fällt dann als Regen auf die obere Fläche des Haufens, wird auf das Vollständigste umgerührt und zertheilt, und alle Körner ohne Ausnahme werden nochmals dem wohlthätigen Einfluß der Luftströme ausgesetzt. Diese verschiedenen Operationen befreien die Getreidekörner so vollständig von den damit vermengten Uneinigkeiten, daß solches Getreide beim Vermahlen und bei den in den Mühlen damit vorgenommenen Reinigungsarbeiten nur einen Abgang von 1/2 Proc. gibt. Die Würmer sind gänzlich verschwunden. Das Austrocknen der Körner bewerkstelligt in dem Huart'schen Speicher die Maschine ganz allein. Eingeschüttetes feuchtes Getreide erlangt in diesem Speicher sehr bald Zähigkeit und Weichheit, es wird glänzend, gleitet in der Hand und wird so trocken, daß sich Huart, welcher auch Müller ist, genöthigt sieht, solches Getreide, um ihm den zum Vermahlen erforderlichen Feuchtigkeitsgrad zu ertheilen, einige Stunden bevor es in die Mühle gelangt, einem Dampstrom auszusetzen. Das Huart'sche Magazin, setzt der Berichterstatter hinzu, ist einem über der Erdoberfläche angebrachten Silo zu vergleichen, sobald die Maschine im Stillstand ist. Es ist außer allem Zweifel, daß sich die Temperatur im Innern der Räume nicht so hoch steigern kann, als äußerlich. Schon aus dem Gesichtspunkt der bloßen Magazinirung ist dieses System den gewöhnlichen Speichern vorzuziehen, sowohl wegen der größern Räumlichkeit, als auch wegen der geringern Anlagekosten, wie oben durch Zahlen bewiesen worden ist. Auch hinsichtlich der Arbeitslöhne und der übrigen Magazinkosten ist der Vortheil auf Seite des Huart'schen Speichers, und zwar in noch größerem Verhältnis So berechnet Hr. Doutrelaine, daß bei dem neuen System die Aufbewahrungskosten von einem Hektoliter Getreide jährlich, mit allen Nebenkosten, 30 Cent. nicht übersteigen, während sie sich in den gewöhnlichen Militär-Magazinen, bei Anwendung von Civilarbeitern, welche in 10 Arbeitsstunden nur 45 Sous als Tagelohn erhalten, auf 2 1/4 Fr. belaufen; die Arbeit dieser Leute würde aber, selbst bei deren größtem Fleiß, nicht die Vortheile gewähren, welche durch den einfachen Huart'schen Mechanismus erlangt werden. Hr. Doutrelaine gelangt zu folgendem Schluß über das neue System: „Wohlfeile Anlage, geringe Unterhaltungskosten, bedeutende Räumlichkeit, periodische oder ununterbrochene Bewegung der ganzen Getreidemasse, Ventilirung, Reinigung, Unterhaltung einer niedrigen Temperatur, fortschreitendes Austrocknen des Getreides und Sicherung desselben gegen die Angriffe der Insecten und Nagethiere, bilden dessen Vorzüge.“

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Tafel Tab.
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