Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 135, Jahrgang 1855, Nr. , S. 459
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Miscellen. Miscellen. Versuche mit dem Black'schen Sicherheitsapparat für Dampfkessel. Das königl. preußische Ministerium für Handel, Gewerbe und öffentliche Arbeiten hat dem Verein zur Beförderung des Gewerbfleißes einen Bericht des königl. Hüttenamtes zu Königshütte über die Versuche mit dem Black'schen Apparat mitgetheilt, welchen wir den Verhandlungen des genannten Vereins, 1854, Liefer. 6 entnehmen. Er lautet: „Es wurde der Black'sche Sicherheitsapparat (beschrieben im polytechn. Journal, 1853, Bd. CXXVIII S. 161) auf Grund der beiden ersten in unserm Bericht vom 15. Febr. 1854 beschriebenen Versuche vor etwa zwei Monaten mit der beim zweiten Versuche angewandten Rohrlänge, mithin mit dem zulässigen niedrigsten Wasserstande abschneidend, dem Betriebe übergeben und in dieser Zeit viermal zufällig, zweimal absichtlich, also im Ganzen sechsmal in Thätigkeit versetzt. Läßt sich nun auch nicht verkennen, daß bei jedesmaligem Ertönen des Apparats das Wasser im Kessel sich nie über dem mittleren, oder 3 Zoll über dem zulässigen tiefsten Wasserstande befunden hat, daher im Allgemeinen Wirksamkeit dem Apparate nicht absprechen, so hat sich dieselbe doch von so vielen Nebenumständen abhängig gezeigt, daß es gewagt wäre, den Apparat unter allen Umständen als Sicherheit-Apparat anzuwenden. Von großem Einfluß auf die Wirksamkeit des Apparats haben sich nämlich hauptsächlich erwiesen und ihre Einwirkung theils durch zu frühes, theils durch zu spätes Schmelzen des Pfropfens und Ertönen der Pfeife geäußert: 1) die Wallungen des Wassers im Kessel, 2) das in den Kessel eintretende Speisewasser, 3) die plötzliche Verminderung des Dampfverbrauchs durch Stillstand einer der bedeutenden Dampf-Consumenten. Zu 1. Die Wallungen und Schwankungen des Wassers äußern ihren Einfluß auf den Apparat auf zweierlei und zwar entgegengesetzte Weise, nämlich: a) dadurch, daß das Wasser meistens höher gehalten wird, als es im ruhigen Zustande ist, weßhalb der Apparat oft zu spät in Wirksamkeit tritt; b) dadurch, daß die Mündung des Kupferrohrs im Kessel, auch wenn der zulässige tiefste Wasserstand noch nicht erreicht ist, momentan sich über dem Wasserspiegel befindet, weßhalb ein momentaner Dampfzugang zu dem schmelzbaren Pfropfen erfolgt, wodurch, wenn nicht bald, so doch im Wiederholungsfalle, ein Schmelzen des Pfropfens und zu frühes Ertönen des Apparates herbeigeführt wird. Die zu späte Wirksamkeit des Apparates wird durch die folgenden Auseinandersetzungen zu 2 und 3 bewiesen. Die zu frühe Wirksamkeit wird dagegen dadurch bestätigt, daß ein zwei Tage lang im Gebrauch gewesener Pfropfen bei seiner Herausnahme merklich angeschmolzen war, so daß auf einen stattgefundenen momentanen Dampfzutritt und ein allmähliches Schmelzen des Pfropfens geschlossen werden kann, welches ein Ertönen des Apparates bei noch mittlerem Wasserstande, also eine verfrühte Wirksamkeit desselben möglich macht. Zu 2. Das in den Kessel eintretende Speisewasser äußert seinen Einfluß auf den Apparat dadurch, daß, wenn sich auch das Wasser im Kessel, vor Zutritt des frischen Speisewassers, über dem zulässigen tiefsten Stand im Kessel befand, nach wenigen Minuten die Schwankungen und Wallungen des Wassers so verringert werden, daß der Wasserspiegel im Kessel unter die Mündung des Kupferrohrs kommt, daher erst während der Kessel schon gespeist wird, also schon zu spät, der Apparat in Wirksamkeit tritt. Zu 3. Die plötzliche Verminderung des Dampfverbrauchs durch Stillstand eines der bedeutendsten Dampf-Consumenten, im vorliegenden Fall der sehr viel Dampf erfordernden 120pferdigen Walzwerks-Maschine, übt, in ähnlicher Weise als das zutretende Speisewasser, feinen Einfluß auf den Apparat aus. Während nämlich beim Gange der Maschine im Kessel das Wasser vom abziehenden Dampfe fortgerissen und in Schwankungen erhalten wird, kommt dasselbe beim Stillstande der Maschine so in Ruhe und fällt so herunter, daß wenn es sich auch vorher 2 bis 3 Zoll über dem zulässigen tiefsten Stande im Kessel befand, die Mündung des dem Apparate angehörigen Kupferrohres sehr oft frei wird, und der Apparat in Wirksamkeit tritt. Nächst vorbenannten Einflussen auf die Wirksamkeit des Apparats, welche denselben nur da brauchbar erscheinen lassen, wo sehr große Dampfräume im Verhältniß zum Dampfverbranche sind, und wo nicht so viele und verschiedenartige Dampf-Consumenten als in der Alvenslebenhütte aus vielen mit einander verbundenen Kesseln arbeiten, besitzt der Apparat noch zwei Mängel, welche seine Anwendbarkeit sehr beeinträchtigen dürften. Erstens besitzt der Apparat den Fehler, daß er den Wassermangel sehr plötzlich erst dann anzeigt, wenn wirklich schon Gefahr vorhanden ist, was um so nachtheiliger ist, da der Apparat, um nicht wegen vorstehend aufgeführten Einflussen zur Ungebühr in Wirksamkeit versetzt zu werden, nicht mit dem mittleren, sondern mit dem tiefsten Wasserstande eingestellt werden muß. Wir halten dagegen für einen Sicherheitsapparat die Bedingung nothwendig, daß derselbe den Wassermangel nicht plötzlich, wenn schon Gefahr für den Kessel da ist, sondern mit dem Sinken des Wassers allmählich anzeige, wie dieß z.B. die auf den Dampfkesseln der hiesigen Kohksofen-Anlage angebrächten, mit sehr großen und zuverlässigen Schwimmern verbundenen Signal-Pfeifen thun. Zweitens besitzt der Apparat den Fehler, daß, wenn der Pfropfen geschmolzen ist, durch den auf der Oeffnung der Pfeife ausströmenden Dampf, besonders wenn die Dampfe sehr hoch gespannt sind, so viel Wasser mit fortgerissen wird, daß nicht allein dadurch der Wassermangel im Kessel, mithin die Gefahr noch zunimmt, sondern auch das Schließen des Apparats nur unter der Gefahr, verbrüht zu werden, möglich ist. Da nun diese Fehler des Apparats überdieß nachtheiliger und fühlbarer werden. je mehr Kessel in einem Raume aufgestellt und nur einem Wärter zur Ueberwachung übergeben sind, so können wir uns für eine weitere Anschaffung von dergleichen Apparaten zu den neun Stück Dampfkesseln im Anbau der Alvenslebenhütte nicht aussprechen, sondern glauben uns, wie bisher, auch ferner auf die Aufmerksamkeit der Wärter verlassen zu müssen, welchem wir jedoch die Bewartung der Kessel durch Anbringung eines dritten auf den niedrigsten Wasserstand gerichteten und leicht zugänglichen Wasserstands-Hahnes bedeutend erleichtert haben.“ Zusammensetzung verschiedener Kohlenarten. Man hatte früher angenommen, daß beim Verbrennen von brennbaren Körpern die erzeugte Wärmemenge sich verhalte wie die zum Verbrennen nöthige Sauerstoffmenge. Genauere Untersuchungen haben die Unrichtigkeit dieser Ansicht bewiesen, die gleiche Menge Sauerstoff kann unter verschiedenen Umständen verschiedene Wärmemengen erzeugen. Man darf aber wohl annehmen, daß bei ähnlichen Brennstoffen aus der Zusammensetzung derselben sich ein Resultat ziehen läßt, das, wenn auch nicht absolut genau, doch für die Praxis hinreichende Anhaltspunkte gibt. Als es sich daher um Prüfung des relativen Werths verschiedener Kohlen handelte, wurden diese der Elementaranalyse unterworfen, in der gleichen Weise wie diese bei organischen Körpern ausgeführt wird. Die Analysen sind von A. Faißt angestellt. In 100 Theilen sind enthalten: Wasser. Asche. Kohlenstoff. Wasserstoff. Sauerstoff     mit Stickstoff.        Zur Verbrennungvon 100 Kohle    nöthiger  Sauerstoff. Torfkohle Nr. I.   4,90   6,49     67,54       4,39    16,68     198,54 Torfkohle Nr. II.   6,94 10,33     61,39       4,03    17,31     178,56 Torfkohle Nr. III.   6,18   9,43     71,20       3,85      9,34     211,32 Buchenkohle    (Meilerkohle)   7,23   3,02     85,89       2,41      1,46     2466 Harte Holzkohle (v. d.    Holzessigfabrication)   6,04   2,46     85,18       2,88      3,44     246,70 Leichte Holzkohle (v. d.    Holzgasfabrication)   8,21   1,56     87,43       2,26      0,54     250,68 Steinkohlen v. d. Ruhr    Nr. I.   0,73   3,91     86,06       4,16      5,14     257,63 Steinkohlen v. d. Ruhr    Nr. II.   0,91   1,65     86,85       4,37      6,22     260,34 Steinkohlen v. d. Saar   3,59   6,80     74,49       4,54    10,58     224,38 Kohks v. d. Saar   3,94   8,26     83,03       1,90      2,87     233,74 Kohks v. d. Ruhr   3,81   9,29     82,93       0,95      3,02     225,72 Die Zusammensetzung, das Mittel von mehreren nahe übereinstimmenden Analysen, läßt vermuthen, daß die angeblichen Ruhr-Kohks auch Saar-Kohks waren. Annähernd repräsentiren die Zahlen der letzten Reihe den Brennwerth der Kohle. Bei der technischen Verwendung derselben kommt aber natürlich nicht allein die Heizkraft derselben in Betracht, sondern wesentlich auch ihre sonstige Beschaffenheit; so z.B. bei den Torfkohlen ihre lockere Beschaffenheit, welche macht daß sie sich leicht entzünden und schnell verbrennen, während dagegen die Kohks schwieriger entzündlich sind und langsam verbrennen, daher eine länger anhaltende Hitze liefern. Die leichte Zerreiblichkeit, welche namentlich die Torfkohlen in hohem Grade haben, macht sie für den Transport wenig geeignet. (Württembergisches Gewerbeblatt, 1855, Nr. 5.) Einfaches Verfahren, goldene, silberne, messingene und stählerne Hals- und Uhrketten schön zu poliren; von H. Wernei. Es ist bekannt, daß alle Metalle, außer dem Golde, durch den Gebrauch ihre frühere glänzende Oberfläche verlieren, matt und unscheinbar werden; vorzüglich leiden die Stahlwaaren sehr durch den Rost, der sie, auch bei der möglichsten Schonung, leicht angreift und sie oft in sehr kurzer Zeit so verdirbt, daß sie für den ferneren Gebrauch fast verloren gehen; es kommt dieses auch bei den Stahlketten besonders häufig vor. Durch das Verfahren aber, welches ich hier mittheilen will, kann man in wenigen Stunden ohne erhebliche Anstrengung und ohne die mindeste Kunstfertigkeit in mechanischen Arbeiten zu besitzen, einer auch schon sehr verrosteten Stahlkette ihre vorige Politur wiedergeben. Zu dem Ende nimmt man einige Messerspitzen voll fein gestoßenes und gebeuteltes Bimssteinpulver in die hohle Hand, legt die Stahlkette, welche man Poliren will, darauf, und besprengt beides hinreichend mit Wasser; hierauf reibt man mit beiden Händen die Kette mit dem Bimssteinpulver in immer kreisförmiger Bewegung stark über- und auf einander herum. Fängt die Bimssteinmasse, welche nun die Kette von allen Seiten gleichsam einwickelt, an trocken zu werden, so gießt man wieder etwas Wasser in die eine hohle Hand und fängt aufs neue an auf die vorige Art zu reiben. Diese erste Arbeit setzt man, wenn die Kette nicht gar zu sehr verrostet war, gegen eine Viertelstunde, oder wenigstens so lange ununterbrochen fort, bis das Bimssteinpulver schwarz zu werden anfängt; dann wäscht man die Kette in reinem Wasser ab, um zu sehen, ob die Rostflecke überall verschwunden sind, welches sich daraus beurtheilen läßt, wenn sie durchgängig ein mattes Ansehen bekommt und keine schwarzen Pünktchen oder Striche, welches noch Vertiefungen von dem eingefressenen Roste sind, auf den einzelnen Gelenken mehr sichtbar sind. Wird man davon nichts mehr gewahr, so ist die erste Arbeit mit dem Bimsstein beendigt, außerdem muß man solche auf die vorbeschriebene Art nochmals beginnen. Ehe man nun zur zweiten Arbeit übergeht, müssen Kette und Hände mit Wasser wohl gereinigt werden, damit nirgends etwas von dem Bimssteinpulver in den Kettengelenken oder an den Händen zurückbleibe. Es erfolgt nun weiter dasselbe Reiben der Kette zwischen den Händen, jedoch statt des Bimssteins mit einer kleinen Quantität Zinnasche (Zinnoxyd). Zur Anfeuchtung derselben und der Kette kann man einige Tropfen Baumöl nehmen, jedoch das Reiben auch eben so gut mit Wasser fortsetzen. Nachdem man mit diesem zweiten Reiben wieder eine Viertelstunde angehalten hat und die Zinnasche dunkelgrau oder schwarz zu werden beginnt, so wird die Kette abermals mit Wasser abgespült, um zu sehen, ob sie glänzend zu werden anfängt. Nahm man Oel statt des Wassers zur Anfeuchtung, so muß man zum Abspülen Seife mit Wasser anwenden, weil sonst das Oel den Gegenstand immer matt erhält, wenn er auch auf seinen Flächen schon vollständig polirt wäre. Bemerkt man nun, daß die Oberfläche der Gelenke zu glänzen anfängt, so ist auch diese zweite Arbeit beendigt; wo nicht, so wird sie mit einem nochmaligen Zusatz von Oel oder Wasser und etwas Zinnasche noch einige Zeit fortgesetzt. Hierauf wird die Kette wieder nebst den Händen mit Wasser und Seife vollkommen gereinigt und abgespült und nun die dritte Arbeit vorgenommen, indem man eine kleine Portion Polirroth (Eisenoxyd) in die Hand thut und abermals, nach vorgängiger Anfeuchtung mit Oel oder Wasser, das Reiben der Kette nach allen Richtungen, aber immer in kreisförmiger Bewegung wiederholt. Das Eisenoxyd gibt dem Metalle die letzte und feinste Politur, und man fährt mit der Arbeit so lange fort, bis die Kette jene feine Politur erhalten hat, was man nach erfolgtem Reinwaschen derselben sehen kann. Man hat nicht zu besorgen, daß die Politur nur theilweise auf der Oberfläche der Gelenke erscheinen werde; der schöne helle Glanz, wenn das Reiben in der angegebenen Weise verrichtet wurde, wird sich allen Theilen der Kette gleichmäßig mitgetheilt haben. Nach dem Abspülen und Reinigen der Hände trocknet man zuerst die Kette mit einem Tuche ab, nimmt dann eine kleine Quantität feiner Sägespäne in die Hand. und reibt sie mit diesen vollends ganz trocken. Wenn man dieses Verfahren nach der gegebenen Anweisung durchgängig beobachtet, so wird man sich gewiß des besten Erfolges zu erfreuen haben, und man wird finden, daß eine auf diese Art polirte Kette eine weit reinere und feinere Politur, als sie beim Ankauf hatte, erhalten hat. Goldene Ketten reibt man auf eben diese Weise zwischen den Händen, jedoch weder mit Bimssteinpulver, noch mit Zinnasche, sondern bloß mit einer kleinen Portion Eisenoxyd, und zwar nur trocken und kurze Zeit, wäscht sie darauf ebenfalls in Wasser rein ab, trocknet sie mit einem feinen Tuche und zuletzt noch mit durchgesiebten Sägespänen vollends ab. Zu silbernen Ketten nimmt man, wenn sie sehr matt und abgetragen aussehen, bei der ersten Reibung präparirtes Hirschhorn, unter Beibehaltung des übrigen Verfahrens; dann zur zweiten Reibung Eisenoxyd. Zu beiden Arbeiten ist das Anfeuchten mit Wasser nöthig, und zuletzt kommt noch das Abreiben mit trockenem Eisenoxyd, endlich das letzte Abwaschen und Trocknen derselben ganz auf die vorbeschriebene Art. Ketten von Messing, welche bisweilen, besonders wenn sie nicht immer gebraucht werden, einen Ansatz von Grünspan bekommen, kann man zum erstenmal auch mit Bimssteinpulver so lange reiben, bis sie von allem Roste befreit sind; dann nimmt man, wie beim Silber, etwas präparirtes Hirschhorn und, nach der gehörigen Reibung damit, zuletzt ebenfalls Eisenoxyd. Bei allen diesen drei Reinigungs- und Polirmitteln geschieht die Anfeuchtung mit Wasser, das letzte Reiben trocken und das übrige Verfahren bleibt dem, wie beim Poliren der Ketten von den übrigen hier genannten Metallen, in allem gleich. Es wird dieses einfache, noch wenig bekannte Verfahren solchen Ketten einen hohen Grad der Schönheit und die feinste Politur wiederzugeben, gewiß überall die freundlichste Aufnahme und ungetheilten Beifall finden, da zu allen dabei erforderlichen Arbeiten gar nichts weiter, als das fortwährende einförmige Reiben des Gegenstandes erfordert wird, welches auch der Ungeübteste gleich bei dem ersten Versuch wird erlernen und sich zu eigen machen können. (Aus des Verfassers: „Technologisches Allerlei“ S. 30.) Ueber eine Masse zu Luxusartikeln, die von Frankreich aus in den Handel gebracht werden; von Dr. Lüdersdorff. Diese Masse stellt sich als eine Nachahmung entweder von Schildpatt oder von Perlmutter dar, läßt sich schleifen und poliren, und die daraus gefertigten Gegenstände haben ein sehr hübsches Ansehen. Die Versuche, welche der Verfasser in Betreff der Herstellung dieser Masse anstellte, ergaben, daß dieselbe bei beiden Imitationen identisch, und daß sie nur in der Färbung verschieden sey, die Masse selbst ist Gelatine (weißer Knochenleim). Wird dieselbe warm in 4 1/2 Theilen Wasser aufgelöst, filtrirt und dann auf eine mit einem Rande versehene Glasplatte gegossen, so erstarrt sie. Da nun die Färbung bei den französischen Gegenständen nicht aus einer Seite, sondern in der Mitte liegt, so wurde auch hier die Farbe auf die erste Lage aufgetragen und dann eine zweite Lage auf dieselbe gegossen. Die Glasplatte wird zuvor mit etwas Schweinefett angerieben. Ist die zweite Lage erstarrt, so behandelt man, nachdem die doppelte Lage auf der Platte getrocknet und von derselben abgenommen ist, dieselbe mit einer Auflösung von 1 Theil Alaun in 18 Theilen Wasser, bis die Masse aufgeschwollen, spült sie mit einer verdünnten Lösung von kohlensaurem Kali ab und läßt sie zum zweitenmale trocknen, indem man die Ränder auf Rahmen festklebt. Die so erhaltenen Platten lassen sich zu verschiedenen Zwecken verarbeiten, schleifen und Poliren. Von besonderem Interesse ist die Herstellung der erforderlichen Färbung der Platten. Der Verfasser fand, daß zu der braunen Farbe für die Nachahmung des Schildpatts eine aus Torf dargestellte die geeignetste sey, da sie intensiv und zugleich durchsichtig ist. Die Farbe wird durch Ammoniak aus Torf extrahirt, eingedickt und mit etwas Knochenleim versetzt. Für die Herstellung einer Nachahmung der Perlmutter bediente derselbe sich des Fischschuppenweißes, und erhielt in beiden Fällen, wie vorgelegte Proben erwiesen, sehr gute Resultate, welche die Beachtung der Fabrikanten von Luxusartikeln in hohem Grade verdienen. (Verhandlungen des Vereins zur Beförderung des Gewerbfleißes in Preußen, 1854, S. 54.) Neue Methode zum Präpariren der halbwollenen Mousselines de laine vor dem Drucken, von W. Grüne. Von dem Vorbereiten oder Präpariren der weißen Mousselines de laine hängt hauptsächlich die Lebhaftigkeit und Gleichmäßigkeit der später darauf gedruckten Farben ab, da jenes diesen zu Hülfe kommen muß, um die in ihrem Verhalten zu den Farbstoffen so verschiedenen Stoffe, wie Baumwolle und Wolle, aus welchen der Zeug besteht, auf einmal ganz gleichmäßig zu färben. In der Regel besteht diese Präparation in dem Niederschlagen von Zinnoxyd auf die Faser, und wird dadurch der Baumwolle namentlich eine größere Affinität zu den Farbstoffen ertheilt. Von den verschiedenen, zur Erreichung dieses Zweckes einzuschlagenden Wegen ist wohl der, die Stücke durch die Lösung von Präparirsalz, Zinnoxydnatron, zu klotzen und dann zur Fällung des Zinnoxydes durch ein Säurebad zu nehmen, der jetzt allgemein gebräuchlichste. Von Broquette wurde vor einigen Jahren eine Vorbereitung der Baumwolle vorgeschlagen, welche derselben die der Wolle eigenthümliche Anziehungskraft zu den Farbstoffen ertheilen sollte, eine sogenannte Animalisation, die in dem Niederschlagen von Caseïn auf die Faser bestand. Es wurde dadurch möglich, den Farbstoff der Orseille auf Baumwolle zu fixiren, was auf andere Weise nicht auszuführen war. – Das neue Verfahren besteht zum Theil in der Vereinigung der beiden angeführten: Man klotzt die Stücke durch eine Mischung von Präparirsalzlösung und Milch, passirt sie dann aber nicht durch eine Säure, sondern durch eine Alaunlösung, wobei durch die Doppelzersetzung Zinnoxyd, Caseïn und Thonerdehydrat auf die Faden niedergeschlagen wird. So behandelte Waare zeichnet sich ganz besonders durch Frische und Gleichmäßigkeit des Cochenilleroth und Rosa aus. (Deutsche Musterzeitung, 1854, Nr. 9.) Anwendung des künstlichen Ultramarins zur Darstellung von Waschblau. Wenn man das im Wasser suspendirte Ultramarin zum Blauen von Garnen und Geweben benutzt, so ballt es sich leicht theilweise zusammen und veranlaßt auf den Gespinnsten oder Geweben Flecken von verschiedenartigem Farbenton. Um diesen Nachtheil zu vermeiden, verarbeitet A. J. Hoffstaedt das künstliche Ultramarin in folgender Weise (wofür er sich am 17. Novbr. 1853 in England patentiren ließ) zu Waschblau: Man vermischt 2 Gewichtstheile Walkerde mit soviel Wasser, daß sie darin suspendirt bleiben kann; dazu gibt man 4 Theil käufliches Ultramarin, entweder im trockenen Zustande oder mit Wasser gemischt, und rührt das Ganze recht gut zusammen. Man läßt nun die Flüssigkeit in Ruhe, und bald wird sich das innige Gemenge von Walkerde und Ultramarin auf dem Boden abgesetzt haben. Dann läßt man die überstehende Flüssigkeit ablaufen und versetzt den Niederschlag mit einem kleinen Quantum Leim oder Gummi, in warmem Wasser aufgelöst (beiläufig 1 Unze des Klebmittels auf 1 Pfd. Niederschlag); nachdem dieses gut eingerührt worden ist, verdampft män das Wasser aus dem Niederschlag, bis er Teigconsistenz erlangt hat. Man kann denselben nun zu Kugeln oder Täfelchen formen; nach dem Trocknen sind diese zum Gebrauch fertig. (Repertory of Patent-Inventions, Januar 1855, S. 27.) Analyse der Bierasche; von Wilhelm Martius. Es wurde dazu Erlanger Lagerbier verwendet. Die Asche wurde gewonnen, indem man eine größere Quantität Bieres verdampfte und den Rückstand in kleinen Partien in einen rothglühenden hessischen Tiegel eintrug; die so erhaltene Bierkohle wurde im hessischen Tiegel bei mäßiger Rothglühhitze allmählich verbrannt, und die Asche bei möglichst ungehindertem Zutritte der Luft auf einem Eisenbleche unter zeitweiligem Umrühren mit einem Glasstabe so lange erhitzt, bis sie eine grauweiße Farbe angenommen hatte. Eine einigermaßen kohlenfreie Asche zu gewinnen, war wegen der leichten Schmelzbarkeit derselben nicht wohl möglich. Die qualitative Analyse der Asche ergab: Kali, Natron, Bittererde, Kalkerde, Phosphorsäure, Chlor, Schwefelsäure, Kieselerde und Spuren von Eisen und Kohlensäure. Der größte Theil derselben war in Wasser löslich; der wässerige Auszug reagirte stark alkalisch. Die quantitative Analyse wurde nach den von Will und Fresenius angebenen Methoden der Analyse von Pflanzenaschen, bei denen der größere Theil der Basen an Phosphorsaure gebunden ist, ausgeführt. Nach Abzug der Kohle waren in 100 Theilen Bierasche enthalten: Kali 37,12 Natron   8,04 Kalk   1,93 Magnesia   5,51 Eisenoxyd   Spur Kieselerde 10,82 Schwefelsäure   1,44 Phosphorsäure       32,09 Chlor   2,91 ––––– 99,96. Die phosphorsauren Salze waren in der Asche als pyrophosphorsaure enthalten. Die Aschenbestimmung von acht Erlanger Lagerbieren ergab für 1000 Theile einen Mittlern Aschengehalt von 2,88 Theilen bei einem mittleren Extractgehalte (auf hallymetrischem Wege bestimmt) von 36,93 Theilen. Die Schwankungen in dem Aschengehalte waren sehr gering und bewegten sich zwischen 2,691 bis 3,033 per tausend Theile. Von den acht untersuchten Bieren gaben nämlich:   Spec.Gewicht.   1000 Th. Bier:       Extract. 1000 Th. Bier:       Asche. 1000 Th. Extract:       Asche. 1.      1,013      35,509      2,817        79,332 2.   1,010      29,690      2,971      100,067 3.   1,015      43,830      3,033        69,199 4.   1,010      38,263      2,852        74,536 5.   1,015      35,963      3,165        88,007 6.   1,010      38,326      2,721        70,996 7.   1,015          –      2,691            – 8.   1,015          –      2,827            – Setzt man das Gewicht einer bayerischen Maaß Bier zu 36 Unzen gleich 1080 Grammen, so würden in diesen, wenn wir der Berechnung das aus obigen Beobachtungen gezogene Mittel zu Grunde legen, 3,11 Gramme, gleich 49,76 Gran, Asche enthalten seyn. Da ferner mit zu Grundelegung des spec. Gewichtes von 1,013 : 1000 Gramme Bier gleich 987,1 Kubikcentimeter sind, so enthalten 1000 Kubikcentimeter – 1 Liter 2,921 Gramme Asche. In 100 Theilen Asche sind 37,22 Procent Kali enthalten; bei zu Grundelegung dieser Zahl würde sich der Kaligehalt einer bayerischen Maaß Bier zu 1,157 Gramme – 18,512 Gran berechnen. Diese Zahl kömmt derjenigen ziemlich nahe, welche Buchner sen. (Annalen der Chemie und Pharmacie. Bd. LVIII S. 113) für eine bayerische Maaß Bier als Durchschnittszahl angibt, nämlich 21,6 Gran. Die vorstehende Arbeit wurde im Laboratorium des Hrn. Professor v. Gorup ausgeführt. (Buchner's neues Repertorium für Pharmacie, Bd. III Heft 12.) Ueber die Anfertigung binocularer photographischer Bilder; nach Smee. Alfred Smee, Arzt an dem Centralhospital für Augenkranke in London, behandelt in einem von ihm herausgegebenen Werke: The eye in health and disease die Frage, ob ein Maler die Gegenstände binocular, d.h. so, wie man sie mit beiden Augen sieht, oder bloß monocular, d.h. so, wie sie mit einem Auge gesehen werden, darstellen könne, und beantwortet diese Frage dahin, daß ersteres allerdings bis zu einem gewissen Grade möglich und bei vorzüglichen Gemälden auch wirklich der Fall sey, und daß die Hervorbringung binocularer Bilder, die den Gegenstand möglichst so erscheinen lassen, wie er sich, mit beiden Augen betrachtet, in natura darstellt, im Wesentlichen darin besteht, daß man in dem Gemälde gewissermaßen die Ansicht, welche dem rechten, und die, welche dem linken Auge entspricht, zusammenfallen oder in einander eindringen läßt. Auch mittelst der Photographie kann man nach Smee Bilder herstellen, die, ohne Hülfe des Stereoskops, den Gegenstand so erscheinen lassen, wie man ihn in der Natur mit beiden Augen sieht. Um ein solches binoculares photographisches Bild entstehen zu lassen, richtet man die Camera obscura wie gewöhnlich aus den betreffenden Gegenstand; nachdem aber das Bild halb entstanden ist, verrückt man sie etwas nach einer Seite, so daß die Fläche, auf welcher das Bild entsteht, wenn deren Lage vorher als der des linken Auges entsprechend angesehen wird, nunmehr in die Lage kommt, welche der des rechten Auges entspricht, oder umgekehrt. Die Verrückung der Camera obscura muß also so geschehen, daß der Mittelpunkt dieser Fläche einen horizontalen Kreisbogen von etwa 2 1/2 Zoll Länge beschreibt, der die Entfernung der Fläche von dem abzubildenden Gegenstande zum Radius hat. Nach stattgefundener Verrückung der Camera obscura läßt man die Exposition noch so lange fortdauern, bis das Bild vollständig entstanden ist. Das so erhaltene Bild, welches im Uebrigen wie gewöhnlich behandelt wird, ist nun ein binoculares oder stereoskopisches. Statt das Bild halb in der einen, halb in der anderen Lage der Camera obscura entstehen zu lassen, kann man auch, und sogar mit besserem Resultat, die Camera obscura während der ganzen Dauer der Exposition von rechts nach links oder von links nach rechts in solcher Art gleichmäßig fortbewegen, daß der Mittelpunkt der Fläche, auf welcher das Bild entsteht, dabei den erwähnten Bogen beschreibt. Smee hat im Verein mit den Photographen Horne und Thronthwaite in London binoculare Bilder von merkwürdiger Wirkung erzeugt. (Aus Cosmos, durch polytechn. Centralbl. 1855, S. 53.) Ueber die relative Gesundheit der verschiedenen Gegenden einer Stadt; von Hrn. Junod. Wenn man die Vertheilung der Bevölkerung in den großen Städten studirt, so findet man, daß überall die wohlhabende Classe sich hauptsächlich gegen Westen ansiedelt, während die östlichen Bezirke den verschiedenen Industriezweigen überlassen bleiben. So hat sich in Paris, seit der Gründung dieser großen Stadt, die wohlhabende Classe immer gegen Westen gerichtet; deßgleichen in London und fast allen Städten Englands, in Wien, Berlin, St. Petersburg und allen Hauptstädten des Festlandes. Beim Besuch der Ruinen von Pompeji und anderer alten Städte Italiens habe ich dieselbe Beobachtung gemacht, und überdieß gefunden, daß sich, wie es heut zu Tage bei uns der Fall ist, die großen Kirchhöfe im Osten befinden, während gewöhnlich im Westen keiner vorkommt. Bei den seltenen Ausnahmen von obiger Regel (z.B. in Edinburg, Neufchatel und anderen Städten der Schweiz etc.), ergibt sich immer, daß die Ausdehnung gegen Westen durch natürliche oder strategische Hindernisse unmöglich gemacht war. Der Grund dieser so allgemeinen Sitte ist lediglich ein physikalischer, sie hängt mit dem Luftdruck zusammen. Wenn die Barometersäule steigt, begeben sich der Rauch und die schädlichen Ausdünstungen rasch in die Höhe und verschwinden in der Atmosphäre. Im entgegengesetzten Fall sehen wir den Rauch und die schädlichen Dämpfe in den Zimmern und an der Bodenoberfläche verweilen. Nun steigt aber bekanntlich beim Ostwind die Barometersäule am höchsten, wogegen sie beim Westwind am tiefsten sinkt. Wenn daher Westwind weht, so führt er den Bewohnern der östlichen Quartiere einer Stadt alle schädlichen Gase zu, welche er auf seinem Zuge über die westlichen Quartiere angetroffen und mitgerissen hat. Daraus folgt, daß die Bewohner des östlichen Theils einer Stadt zu ihrem eigenen Rauch und ihren Miasmen noch diejenigen des westlichen Gebietes bekommen, welche ihnen die Westwinde zuführen. Wenn im Gegentheil der Ostwind herrscht, so reinigt er die Luft, indem er die schädlichen Ausdünstungen in die Höhe treibt, welche er aber nicht auf den Westen der Stadt zurückwerfen kann. Die gegen Westen liegenden Wohnungen erhalten also eine reine Luft, von welchem Theil des Horizonts sie ihnen zukommen mag; da überdieß die Westwinde vorwalten oder meistens herrschen, so empfangen sie die Landluft zuerst und ganz rein. Aus diesen Thatsachen glaube ich folgende Vorschriften ableiten zu können: 1) bei freistehender Wahl soll man aus Gesundheits-Rücksichten seine Wohnung im westlichen Theil einer Stadt nehmen: 2) aus demselben Grunde sind nach Osten alle diejenigen Gebäude und Anstalten zu verlegen, aus denen sich schädliche Dünste oder Gase entwickeln) 3) wenn man eine Wohnung in der Stadt oder auch auf dem Lande baut, so muß man im östlichen Theile die Küchen und diejenigen Räumlichkeiten anbringen. von denen sich schädliche Ausdünstungen in die Zimmer verbreiten können. (Comptes rendus, Februar 1855, Nr. 9.) Die neue chinesische Zuckerpflanze (Holcus saccharatus). Von dieser Pflanze ist derzeit in den französischen Zeitschriften viel die Rede. Sie ist übrigens schon zu Anfang des gegenwärtigen Jahrhunderts in Italien bekannt gewesen. Ihre Cultur wurde aber dort wieder aufgegeben. Vor vier Jahren schickte nun der französische Consul in Schanghai in China Samen davon nach Frankreich mit der Etikette: Zuckerrohr aus Nordchina, und dieser Same wurde von der geographischen Gesellschaft in Paris weit und breit zu Ackerbauversuchen vertheilt. Nach den Angaben von Vilmorin hat die Pflanze die größte Aehnlichkeit mit dem Mais und läßt sich auch ebenso cultiviren. Es geben 160 Pfd. Stengel 33 Pfund hellen klaren Saft vom Geschmack des reinen Zuckerwassers, und der Saft enthält 10 bis 14 Proc. Zucker. Nach seinen Versuchen im Kleinen würde ein württembergischer Morgen mit dieser Pflanze angebaut ungefähr 20 Centner Zucker liefern, also mehr als den mittleren Ertrag von Runkelrüben. Hr. Adolph Reihlen in Stuttgart hat auch bereits im letzten Sommer Versuche damit angestellt und theilt in der Zeitschrift des Vereins für die Rübenzucker-Industrie Folgendes darüber mit: Im Frühling 1854 bekam ich durch Hrn. L. Vilmorin in Paris eine kleine Portion dieses Samens, der theils Ende März ins Mistbeet, theils Ende April und Anfang Mai an sehr verschiedene Standorte ins Freie gesäet wurde. Sämmtliche junge Pflanzen zeigten von Anfang an ein sehr gesundes Aussehen, das sogar durch kaltes Regenwetter im Juni durchaus nicht Noth litt. Die ins Mistbeet gesäeten und am 20. Mai ins Freie versetzten Pflanzen ertrugen diesen Wechsel sehr gut, trieben 7–8 Fuß hohe, dem Mais sehr ähnliche Stengel, blühten Mitte August, und lieferten vier Wochen später reifen Samen in großen Rispen. Die ganz im Freien gezogenen Pflanzen hatten an guten Standorten dickere Stengel als die versetzten, und zwar gewöhnlich 4–6 aus einem Samenkorn; sie blühten aber erst Anfangs September, während der Saft der Stengel 8 1/4° Baumé zeigte. Leider trat um diese Zeit (ungefähr sechs Wochen früher als gewöhnlich) ein Frost ein, in Folge dessen die unreifen Pflanzen litten und sich später nicht mehr ganz erholten. Die vollständig reifen Pflanzen dagegen blieben unberührt; es lieferten 16 solcher Pflanzen, deren je eine 1 Quadratfuß einnahm, genau 63 Stengel von 5–8 Fuß Höhe und 11 Stengel von 2–5 Fuß Höhe, zusammen 74 Stengel, im Gewichte von 24 Pfund ohne Blätter. Dieß betrüge per Magdeburger Morgen nicht weniger als 400 Centner von Blättern befreite Stengel! Nach vorangegangener Zerquetschung ergab eine gute hydraulische Presse 60 Proc. Saft von 9° Baumé. Der untere Theil der reifsten Stengel wog bis 11° Baumé, wogegen der obere etwa 2° weniger zeigte. Ueppige unreife Stengel, an denen die Blüthenrispe erst in zwei bis drei Wochen erschienen wäre, enthielten bloß 5° Baumé Saftgewicht. Der angenehme Geschmack des Stengels, namentlich aber der Geruch des hellgrünen Saftes während der Scheidung mit Kalk, erinnerte sehr stark an das indische Zuckerrohr. Die Polarisation aber schlug meine Hoffnungen auf diese neue Zuckerpflanze gründlich nieder, indem der Saft bloß   4 Proc. krystallisirbaren Zucker und 10    „ Schleimzucker zeigte, nach Untersuchung des Hrn. Prof. Dr. Fehling. Auch blieben, wie hieraus zu erwarten stand, alle Bemühungen, ein festes Zuckerkorn aus wohlgereinigter und stark eingekochter Masse zu erhalten, fruchtlos. Diese Pflanze würde also bloß für Brennereien und als Viehfutter vorzüglich dienen; ich würde keinen Anstand nehmen, sie für diese Zwecke zu empfehlen, wenn unsere deutschen Sommer länger und warm genug wären, die Menge des mehlreichen Samens (von der Größe des Hanfsamens) auszureifen. So aber, da sie einen etwas wärmeren Stand als Mais bedarf, wird ihr praktischer Werth zunächst ein sehr untergeordneter seyn, so wünschenswerth ihre Akklimatisation bleiben muß. Einige Hoffnung in dieser Beziehung läßt der Umstand zu, daß eine sehr nahe verwandte Pflanze (Sorghum saccharatum, Besenkorn) von Ostindien nach Nordamerika eingeführt, allmählich bis nach Canada hinauf mit großem Vortheil angebaut wird. Durch einen glücklichen Umstand gelangte ich in Besitz einer weißsamigen direct aus Ost-Afrika kommenden Zuckerpflanze, die der chinesischen (schwarzsamigen) in jeder Beziehung höchst ähnlich ist. Ein Bericht, ob sie in ihrem Schleimzuckergehalte sich ebenso ungünstig herausstellt, ist mir Heuer nicht möglich, da ich erst im Juni d. J. den Samen erhielt und somit keine reife Pflanzen mehr erziehen konnte. Samen der neuen Zuckerpflanze, das Loth zu 12 kr., sind bei Hrn. Handelsgärtner C. Schickler in Stuttgart zu erhalten. (Wochenblatt für Land- und Forstwissenschaft, 1855, Nr. 8.)