Titel: Verfahren bei der Verarbeitung des Horns. von Hrn. Ducrot zu Belleville im Seine-Depart.
Fundstelle: Band 136, Jahrgang 1855, Nr. LXII., S. 255
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LXII. Verfahren bei der Verarbeitung des Horns. von Hrn. Ducrot zu Belleville im Seine-Depart. Aus Armengaud's Génie industriel, November 1854, S. 259. Ducrot's Verfahren bei der Verarbeitung des Horns. Die am meisten in den Gewerben angewendeten Hornarten sind die von Ochsen, Kühen, Büffeln, Ziegen und Widdern. Die erste Arbeit, welche mit den Hörnern vorgenommen wird, hat den Zweck, sie von ihrem innern Kern zu befreien; darauf schneidet man mit einer Säge die Spitze von jedem Horn ab und ebenso die Wurzel, besonders wenn letztere fehlerhaft ist. Dann folgen nachstehende Arbeiten: das Ausplatten, das Zurichten, das zweite Strecken und Durchsichtigmachen. Das erste Ausplatten besteht darin, daß man die Hörner spaltet und ausbreitet. Ehemals geschah diese Arbeit mit einem Messer, nachdem man die Hörner vorher mehrere Tage lang in kaltem Wasser und einige Stunden in siedendem Wasser eingeweicht, und nachdem man sie mit demselben noch auf ein lebhaftes Feuer gesetzt hatte. Bei dünnen Hörnern wendet Hr. Ducrot auch Messer an, aber bei den dickeren benutzt er folgende Mittel: eine Kreissäge oder selbst eine gerade Säge vor dem Einweichen der Hörner; oder nach dem Erweichen ein Messer, welches durch einen Hebel oder durch eine Schraube mit mehreren Gängen, mittelst einer Kurbel bewegt wird. Dieses Messer kann auch durch einen einfachen Kegel ersetzt werden, welcher genügt, um die Hörner zu öffnen, wenn sie durch langes Eintauchen zuerst in kaltem, dann in warmem Wasser, so wie durch Verweilen in einem Dampfbade oder auch nur in Büchsen, die äußeren Dämpfen von hoher Temperatur ausgesetzt wurden, hinreichend erweicht worden sind. Man streckt und preßt alsdann das Horn auf gewöhnliche Weise. Das Zurichten oder Reinigen hat den Zweck, die Knoten oder Auswüchse wegzunehmen, ferner die zu dicken und die wellenförmigen Theile, so wie die Theile in der Nähe von Rissen, welche so weit weggeschafft werden müssen, als letztere eindringen. Diese Operation wird von dem Arbeiter auf einer Bank oder einem Bock reitend vorgenommen, mittelst eines eigenthümlichen Werkzeugs, welches er wie eine Art handhabt; er entfernt damit auch die Knoten und die mangelhaften oder zu dicken Theile. Man wird aber einsehen, daß hierzu eine sehr große Geschicklichkeit erforderlich ist, und daß es fast unmöglich ist auf diese Weise alle Mangelhaftigkeiten der Hornplatten zu beseitigen, um ganz fehlerfreie Platten von regelmäßiger Dicke zu erzielen. Hrn. Ducrot gelang es diese Mängel mit Hülfe einer Maschine zu verbessern, welche in einem einfachen Rade besteht, dessen Welle in Zapfen und auf einem hölzernen Gerüst läuft. Diese Welle ist an dem einen Ende mit einer Rolle versehen, um welche ein Laufriemen geht, um dem Rade die kreisförmige Bewegung mitzutheilen. Die Peripherie dieses Rades ist mit starken Schneidzähnen versehen. Diese Zähne sind bezüglich der Ebene des Rades geneigt, mit andern Worten, die schneidenden Theile dieser Zähne sind der Welle des Rades nicht parallel. Die Peripherie dieses Rades kann etwas abgerundet seyn. Der Erfinder hält es für nothwendig, einen Rand oder die eine Seite dieser Peripherie ziemlich scharfwinkelig zu haben, während die andere Seite nach einem kleinen Radius abgerundet ist. Mittelst dieser Anordnung der Curven der Peripherie ist es leicht eine Hornplatte abzurichten, da man nicht allein alle hervortretenden Theile der Platte angreifen, sondern auch in alle ihre Vertiefungen und Risse eindringen kann. Die Peripherie dieses Rades besteht aus Stahl und aus einem Stück; sie kann aber auch aus mehreren Theilen zusammengesetzt seyn, und es können selbst nach Erforderniß besonderer Zwecke mehrere Zähne einzeln angefertigt und neben einander angebracht werden, zusammengehalten durch eine feste Verbindung. Bei der Operation stützt man die zuzurichtende Hornplatte auf den, am Gerüst angebrachten Support, und bietet den wegzunehmenden Theil derselben dem sich sehr schnell drehenden Rade dar; der mit dem Rade in Berührung kommende Theil wird sehr schnell beseitigt, indem der Arbeiter mit der Platte einen Druck gegen die Zähne des Rades ausübt. Die Peripherie dieses Rades, und besonders die Curven seiner Ränder, gestatten die Ausführung aller vorkommenden Arbeiten, d.h. die Zurichtung einer Hornplatte nicht nur an den hervortretenden Theilen, sondern eben so gut in den Vertiefungen; insbesondere wird dadurch das Wegnehmen der Risse erleichtert, wo dann unter Druck die Platten durch jene nicht mehr gespalten werden können. Dieses Rad hängt in einem Gestell, der Support kann aber beweglich seyn und nach Erforderniß mit Hülfe eines oder mehrerer Pedale gestellt werden, um ihn wegzunehmen oder zu neigen, und so die Zurichtung gewisser Theile zu erleichtern. Es können auch zwei schneidende Räder von verschiedenem Durchmesser auf derselben Welle und in demselben Gestell angebracht werden. Nach diesem Zurichten folgt das zweite Strecken, welches den Zweck hat, den Hornplatten Durchsichtigkeit zu ertheilen und hauptsächlich ihre Dicke zu reguliren, indem sie dem Druck unterworfen werden. Dazu muß das Horn wieder erweicht werden, weßhalb man es mehrere Tage lang in kaltes Wasser legt und dann einige Zeit in siedendes Wasser. Auch hier hat es Hr. Ducrot vortheilhaft gefunden, das Einweichen des Horns durch Dämpfe zu bewirken, die in Kasten einströmen, welche äußerlich in Oefen mittelst Dämpfen oder auf sonstige Weise einer sehr hohen Temperatur ausgesetzt werden; man kann aber auch die Dämpft weglassen und die Hornplatten bloß in Kästen erhitzen. Durch dieses Verfahren wird das bisherige Erweichen des Horns über einem Kohlenfeuer sehr vortheilhaft ersetzt. Die erweichten Hornplatten kann man zwischen zwei Walzen durchlassen; nur muß man zwischen diesen Walzen an dem einen Ende eine etwas größere Oeffnung lassen als am andern Ende derselben, um der Dicke der Hornplatten zu entsprechen, welche stets an einem Ende dicker sind. Alsdann werden die Hornplatten, wie gewöhnlich, mit geschmolzenem Talg bestrichen, zwischen eiserne Platten gelegt und das Ganze nach und nach einem hinreichenden Druck unterworfen, worauf man die Platten erkalten läßt um sie zur weitern Verarbeitung abzugeben.