Titel: Rauchverzehrender Apparat des kais. französ. Bergwerksingenieurs Hrn. v. Marsilly.
Fundstelle: Band 136, Jahrgang 1855, Nr. CI., S. 447
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CI. Rauchverzehrender Apparat des kais. französ. Bergwerksingenieurs Hrn. v. Marsilly. Aus dem Bulletin de la Société d'Encouragement, März 1855, S. 160. Mit Abbildungen aus Tab. VI. Marsilly's rauchverzehrender Apparat. Den hier zu beschreibenden Herd hat Hr. v. Marsilly neuerlich in einem Dampfs Kesselofen zu Amiens angebracht. Die Haupteinrichtung hat Aehnlichkeit mit dem Herde eines Trockenofens in der Hütte zu Neuberg in Steiermark, welchen Hr. Bergwerks-Oberingenieur Leplay in einer Abhandlung: „Grundsätze, welche die Eisenhüttenwerke mit Holzbetrieb befolgen müssen etc.“ beschrieben hat, die von C. Hartmann ins Deutsche übersetzt (Freiberg, 1854) und im polytechn. Journal Bd. CXXXI S. 153 erwähnt worden ist. Hr. v. Marsilly hat die ganz richtige Ansicht gehabt, daß dieser zu Neuberg zur Benutzung von Cinders oder sogenannten Rostkohks (welche durch den Rost der Flammöfen gefallen) gebräuchliche Rost mehrere der wesentlichen Bedingungen zur Rauchverbrennung vereinige. Der Herd, um den es sich hier handelt, ist in Fig. 14 und 15 dargestellt; die erstere ist ein senkrechter Längendurchschnitt des Ofens und des Kessels, die zweite ein horizontaler Durchschnitt derselben. A cylindrischer Kessel; B eine von den Siederöhren; C vordere Abtheilung des Rostes, sogenannter Treppenrost, der aus sechs breiten Eisenstäben oder vielmehr aus sechs gußeisernen Platten besteht, die wie Treppenstufen über einander angebracht sind; D zweite Abtheilung des Rostes, aus sechs gewöhnlichen Roststäben bestehend, die der Quere nach, d.h. senkrecht auf die Achse des Kessels und in derselben horizontalen Ebene wie die letzte Platte des Treppenrostes, liegen. E, E zur Seite angebrachter Canal mit quadratischem Querschnitt, der sich in der Dicke des Mauerwerks befindet und an der Vorderseite desselben ausmündet. Diese Mündung kann durch ein blechernes Register oder durch einen Stöpsel von Ziegelstein verschlossen werden. F, F, F drei unter einander und mit E, E parallele Canäle, in dem Mauerwerk und unter dem Raume angebracht, durch den die Flammen und die Verbrennungsproducte von dem Roste aus nach dem hintern Theil des Ofens strömen, wobei sie unter den Siederöhren durchgehen. H Raum, in welchem die drei Canäle F, F, F ausgehen; o, o, o, o runde Löcher, durch welche die durch den Canal E, E eingeströmte atmosphärische Luft in den Herd ausströmt, nachdem sie sich in den Canälen F, F, F erwärmt hat; sie vermischt sich in dem Augenblick mit den brennbaren Destillationsproducten der Steinkohle, wo dieselben unter die Siederöhren zu strömen beginnen. Der Kessel hat 1,03 Meter im Durchmesser und 7,70 Met. Länge; die Siederöhren haben 0,55 Meter Durchmesser und 7,90 Meter Länge; die gesammte Heizoberfläche beträgt 30,64 Quadratmeter und die Räumlichkeit des Kessels 9,613 Kubikmeter. Der Rost hat 1,00 Meter Breite in der Querrichtung und 1,14 Meter Länge in der Richtung parallel mit der Kesselachse. Der Treppenrost besteht aus fünf gußeisernen Platten von 3 Centimet. Dicke und 20 Centimet. Breite; der leere Raum zwischen je zwei Platten des Treppenrostes hat eine Höhe von 3 Cent.; die oberste Platte tritt um 5 Cent. gegen die unmittelbar darunter liegende vor. Der horizontale Theil des Rostes besteht aus fünf schmiedeisernen Stäben von 8 Cent. Höhe, oben 3 Cent. und unten 8 Millimeter Breite. Diese Stäbe bestehen für jede Länge aus zweien und ruhen mit ihren aneinander stoßenden Enden in der Mitte der Breite des ganzen Rostes auf einem Träger. Die oberste Platte des Treppenrostes liegt 0,32 Meter unter den Siederöhren, der horizontale Theil ist aber von diesen 0,64 Met. entfernt. Die ganze Rostoberfläche übersteigt 1 Quadratdecimet. auf 1 Kilogr. des in der Stunde zu verbrennenden Brennmaterials. Die Summe der Breiten der freien Räume zwischen den Stäben des horizontalen Rostes beträgt 0,11 Met.; die Summe der Breiten der freien Räume bei dem Treppenrost ist = 0,18 Met., zusammen also 0,26 Meter. Die Gesammtlänge des Rostes in der Richtung parallel mit der Achse des Kessels ist 1,15 Met., daher ist die Summe der leeren Räume nahezu ein Viertel von der ganzen Rostoberfläche. An der Seite des Ofens, in der Ebene des horizontalen Rostes, ist eine Thür angebracht, welche nur dazu dient, die Schlacken von dem Rost wegzunehmen, welche nicht durch die Stäbe gefallen sind. Der gerade Querschnitt des Canals E, E, durch den man die äußere Luft einführen kann, ist ein Quadrat von 0,11 Met. Seite. Die sechs Löcher o, o, durch welche die Luft in den Herd strömt und die sich 0,12 Meter unter der Feuerbrücke befinden, haben einen rechteckigen Querschnitt von 0,06 Met. Höhe und 0,03 Met. Basis. Das Resultat der ersten, von Hrn. v. Marsilly gemachten Beobachtungen, ist nachstehendes: Der Rost ist gewöhnlich auf einer Höhe von 0,10 bis 0,15 Meter mit Brennmaterial bedeckt. Im Augenblick des Schürens stößt der Heizer die Kohle, welche auf der ersten Platte liegt, vorwärts, ersetzt sie durch frisches Brennmaterial und öffnet den Canal E, E, durch welchen die äußere Luft einströmt. In diesem Augenblick entwickelt sich stets etwas Rauch; allein nach einer oder zwei Minuten ist derselbe vollständig verschwunden. Er ist niemals schwarz oder dick, wie der aus den gewöhnlichen Herden bei Benutzung der Steinkohlen von Mons und Denain sich entwickelnde. Zwei bis drei Minuten nach dem Schüren verschließt man die Oeffnung, durch welche die Luft einströmt, und die Esse entwickelt keinen sichtbaren Rauch mehr. Es wurden auf diese Weise sogenannte Flénu-Kohlen von Mons verbrannt, welche gewöhnlich viel Rauch geben. Auf dem neuen Rost ist dieß auch der Fall, sobald frisch geschürt oder mit dem Feuerhaken in den Kohlen gerührt wird; dieser Rauch dauert aber nur eine bis zwei Minuten. Hr. v. Marsilly ist der Meinung, daß nicht hinreichend Luft einströme oder dieselbe nicht warm genug zur Verbrennung sey. Uebrigens gibt Kohlenklein weniger Rauch als Würfelkohlen, besonders wenn man es etwas befeuchtet und stets viel auf einmal einschürt. Mit magern Kohlen von Charleroi, und auch mit Flénu-Kohlen von Mons, wenn denselben ein Fünftel trockne Kohlen von Fresnes und Charleroi beigemengt sind, findet keine Rauchentwickelung statt, selbst im Augenblick des Schürens. Die magern Kohlen von Fresnes verbrennen gut auf diesem Rost und erhalten sich glühend; da sie aber nicht flammen und der Rost von den Siederöhren zu weit entfernt ist, so lassen der Druck im Kessel und die Dampferzeugung sehr schnell nach. Die Flénu-Kohlen von Mons verbrennen mit einer weit kürzern Flamme, als auf den gewöhnlichen Rosten; diese Flamme verlängert sich nur dann und geht dabei über die Feuerbrücke hinaus, nachdem eben geschürt worden ist. Einige Zeit hernach und nachdem der Rauch verschwunden ist, erreicht die Spitze der Flamme nur die Siederöhren. Gemenge der Kohlen von Mons mit denen von Fresnes oder Charleroi geben eine noch kürzere Flamme, als wenn man die Steinkohlen von Mons allein anwendet; für solche Gemenge ist der Rost zu weit von den Siederöhren entfernt. Unreinheit der Kohle ist der Verbrennung nicht so nachtheilig, als in den gewöhnlichen Oefen. Die Schlacken häufen sich unten auf dem Rost oder auf den Platten des Treppenrostes an, ohne daran festzuhängen, weil sich diese Platten wenig erhitzen. Sie verhindern daher auch das Einströmen der Luft durch die Zwischenräume der Platten nicht. Stößt man eine platte Brechstange zwischen zwei solchen Platten hindurch, so kann man sie leicht frei machen, ohne daß Brennmaterial hindurch fällt. Die Anwendung von Treppenrosten muß für die Brennmaterial-Ersparung günstig seyn, wie die folgenden Versuche des Hrn. v. Marsilly zeigen, bei denen er Kohlen jeder Größe vom Mons'ser Flénu verbrannt hat.Auch an mehreren Orten in Deutschland hat man mit den Treppenrosten sehr günstige Resultate erlangt; so bei den Dampfkessel-Feuerungen im Bergamtsbezirk Halberstadt, wo man diese Roste neuerlich verstellbar eingerichtet hat, so daß man Brennmaterial (dort Braunkohlen) von verschiedener Form benutzen kann. Man kann mit diesen Rosten selbst die schlechtesten, klarsten Kohlen verwerthen, und hat gegen die frühern horizontalen Roste etwa 30 Proc. erspart – Gleich gute Resultate hat man auf der preuß. Saline zu Artern in Thüringen mit dortigen Braunkohlen, auf der österreichischen Saline zu Hall in Tirol mit Braunkohlen von Häring und bei der Puddel- und Schweißofenfeuerung zu Buchscheiden in Niederösterreich mit Braunkohlen und Torf erzielt. Man muß sich daher wundern, daß der Treppenrost noch so wenig verbreitet ist.H. Textabbildung Bd. 136, S. 450 Datum der Versuche; Dauer des Versuchs; Verbrannte Kohle in Kilogramm; Verdampftes Wasser in Litern; Mit 1 Kilogr. Kohle verdampftes Wasser in Litern; 8. Januar 1855; 9. Januar; 10. Januar (sehr kalter Tag); Von 1 Uhr 36 M. bis 5 U. 47' (4 Stunden 11 Minut.); Von 8 Uhr 5' bis 6 Uhr 45' Abends (10 St. 40 M.); Von 9 Uhr 55' bis 5 U. 15'. (8 Stunden 20 Minut.) Hr. v. Marsilly wird seine Versuche in veränderter Form fortsetzen. Er glaubt ein besseres Resultat als beim ersten Versuch unter folgenden Umständen erlangen zu können, obgleich dieses schon recht genügend war: 1) wenn die Neigung des Treppenrostes, d.h. die senkrechte Entfernung zwischen den flachen Stäben, vergrößert wird; 2) wenn man die obere Platte hinlänglich breit macht, so daß sie die ganze Labung des Brennmaterials aufnehmen kann, nachdem man die vorhergehende Steinkohlen-Charge (woraus die flüchtigen Stoffe schon größtentheils entwichen sind) auf die untern Stäbe geschoben hat; 3) durch Vergrößerung der durch den Canal einströmenden Luftmenge während zwei bis drei Minuten nach jedem neuen Schüren, vielleicht auch durch Erhöhung der Temperatur dieser Luft, ehe sie in den Herd strömt. Die HHrn Combes und Violette, welche der Société d'Encouragement über die bisher zur Rauchverbrennung angewandten Apparate einen Bericht erstattet haben, bemerken darin noch Nachstehendes über den Marsilly'schen Apparat: „Wir nehmen keinen Anstand zu behaupten, daß die Einrichtung der Treppenroste, welche mit einem horizontalen Theil endigen, in Verbindung mit der Einführung einer hinreichenden Luftmenge während der Momente, die auf das Schüren oder auf das Durchrühren des Brennmaterials auf dem Herde folgen, uns sehr vortheilhaft erscheinen, sowohl hinsichtlich der Möglichkeit, die kleinen Kohlen mit einem sehr geringen Verlust an Cinders zu verbrennen, als bezüglich der Rauchverzehrung. Die von Hrn. v. Marsilly zuletzt vorgeschlagenen Abänderungen der ersten Einrichtung sind gewiß zweckmäßig. Man würde ohne Zweifel eine noch vollständigere Verbrennung rauchenthaltender Producte erlangen, wenn man dieselben nöthigt näher an der Oberfläche der glühenden Kohks durchzugehen, welche den horizontalen Theil des Rostes bedecken, und wenn man alsdann frische, kalte oder erwärmte Luft mitten in diese Producte gelangen läßt. Es würde zu dem Ende genügen, die Mauer, welche den Boden des Herdes bildet, bis zur Berührung mit dem Kesselboden zu erhöhen und in dem Mauerwerk einen viereckigen Canal anzubringen, der dieselbe Breite wie der Rost hat und welcher 0,05 Met. bis 0,10 Met. über der Oberfläche der glühenden Kohks liegt, die den horizontalen Rost bedecken. Dieser Canal, dessen Wände aus feuerfesten Ziegelsteinen bestehen müßten, würde sich nach hinten zu erheben, um in den untern Canal des Kessels auszumünden, d.h. 0,60 bis 0,75 Met. über dem Boden. Die frische Luft müßte beim Schüren oder beim Stören durch zwei viereckige Seitenöffnungen eingeführt werden, welche vor dem horizontalen Theil des Rostes, etwas über der letzten gußeisernen Platte des Treppenrostes, angebracht sind, und diese Oeffnung würde man 2 oder 3 Minuten nach dem Schüren oder Stören verschließen. Diese von uns vorgeschlagenen Einrichtungen sind auf den Figuren durch punktirte Linien bezeichnet.“

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