Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 136, Jahrgang 1855, Nr. , S. 314
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Miscellen. Miscellen. Ueber einige Verbesserungen an den Pendeluhren; von Hrn. Collin, Uhrmacher zu Paris. 1. Bis jetzt machte man die Gehäuse der großen Thurmuhren nur aus Gußeisen; dieses Material ist aber nur zu geraden Theilen recht zweckmäßig anzuwenden, nicht aber bei krummen und rechtwinkelig gebogenen Theilen, weil es dort sehr leicht zerbricht. Hr. Collin wendet daher in den Winkeln das bekannte gewalzte Winkeleisen an, welches schon so viele Dienste in den Gewerben geleistet hat. 2. Jedermann kennt die Compensationspendel, welche aus abwechselnden Stäben von Messing und Eisen bestehen, die aber bei größeren Thurmuhren zu theuer sind. Man hat daher bis jetzt gewöhnlich eine sehr unvollkommene Compensation angewendet, indem man einen Winkelhebel anbringt, der gegen einen Knaggen an einer horizontalen Stange stößt. Hr. Collin hatte die glückliche Idee, Stäbe von Eisen und Zink mit einander zu vereinigen und es ist ihm dadurch eine sehr gute Compensation gelungen, welche weit wohlfeiler als die mit dem theuern Messing ist. Die Construction ist die ganz gewöhnliche. 3. Eine weitere Erfindung des Hrn. Collin ist eine verbesserte Uhr zur Controle von Nachtwachen. Sie besteht im Wesentlichen: 1) aus einer Pendeluhr mit Kreishemmung, die von einem runden oder viereckigen Gehäuse umschlessen ist; 2) aus einer über dem Gangwerke angebrachten Platte, welche sich mittelst dieses Gangwerks umdreht ohne jedoch durch eine Stange damit verbunden zu seyn, indem die Bewegungsübertragung nur durch eine Spiralfeder bewirkt wird. Durch diese neue und sinnreiche Einrichtung erlangt man eine sehr erwünschte Wirkung, sobald es sich um die Ausführung irgend einer Controle handelt: befestigt man die Platte so, daß sie sich nicht drehen kann, so wird die Bewegung des Uhrwerks dadurch nicht aufgehalten, aber sie spannt die Spiralfeder, und sobald die Platte wieder frei wird, führt die Feder sie um einen Winkel rückwärts, welcher gleich demjenigen ist, den sie durchlaufen hätte, wenn sie in die Bewegung hereingezogen worden wäre. Auf dieser Platte befestigt man ein Zifferblatt, welches seinen Umlauf in 24 Stunden vollendet, und in dem Augenblicke wo man es dem Wächter übergibt, bringt man die auf dem Zifferblatt abgelesene wirkliche Zeit mit einem auf der Platte befestigten Zeiger in Uebereinstimmung; man verschließt das Gehäuse, dessen Deckel mit einer Spalte versehen ist, durch die man die Stunde lesen kann. An jedem Ort, wo der Wächter seine Gegenwart zu einer bestimmten Zeit bezeichnen soll, befindet sich ein Futteral, in welches der Wächter das Gehäuse steckt; auf dem Futteral hat man einen Stab mit einem Knopf angebracht, an dessen unterem Ende ein geschwärzter Stempel befindlich ist, der in die Spalte des Gehäuses tritt; der Wächter führt einen leichten Schlag auf den Knopf, damit der Stempel sein Zeichen auf dem Zifferblatt abdrückt, welches mit der beweglichen Platte verbunden ist. Die Zeichen der Stempel sind für die verschiedenen Orte des Durchgangs und der Controle verschieden, und überdieß muß die Entfernung des Stempels vom Mittelpunkt der Coulisse variiren, so daß die Marken sich nicht auf einem und demselben concentrischen Kreise befinden, sondern sich immer mehr dem Mittelpunkt nähern. Wenn nun am Morgen der Wächter seinen Apparat dem dienstthuenden Beamten zurückgibt, so öffnet dieser das Gehäuse und untersucht die Stellung der Zeichen, ihr Zusammenfallen mit den verschiedenen vorgeschriebenen Stunden, und erfährt dadurch, ob der Wächter seine Pflicht gethan hat oder nicht. Wenn der Wächter, um zu fälschen, daß Zifferblatt und die Platte mit der Hand an jedem Ort vorschieben wollte, so daß sich alle Zeichen an der gewünschten Stelle befänden, und wenn er nach Bewerkstelligung dieser betrügerischen Operation die Bewegung des Zifferblattes aufhalten wollte um den letzten Stempel anzubringen, so würde sein Betrug sofort an den Tag kommen, weil die Spiralfeder bei ihrem Abwickeln wieder die Stellung erlangt, welche sie vor dem Abdruck der Marken hatte. Dieser sinnreiche Apparat wurde schon in mehreren Anstalten mit dem besten Erfolg eingeführt. (Cosmos, Revue encyclopédique, Februar 1855, S. 117.) Ueber Metallschreibfedern; von Dr. Schubert. Die Stahlfedern haben eine immense Verbreitung gefunden; ihre Fabrication bildet gegenwärtig einen der wichtigsten Industriezweige, und nicht ohne Grund. Wie wenige verstehen eine gute Feder zu schneiden und wie oft muß das Schneiden wiederholt werden, soll das Stumpfschreiben der Feder keine periodisch wiederkehrende Ungleichheit der Schrift zur Folge haben. Die Stahlfeder ist nicht bloß dem Schnellschreiber unentbehrlich geworden, sondern sie setzt auch den ungeübten Quartalschreiber in den Stand, seiner Schrift ein gefälligeres Ansehen zu verleihen. Eine wahre Schattenseite der Stahlfeder ist aber, daß sie schnell von der Tinte angegriffen wird. Der Spalt schließt schon nach dem Gebrauche von wenig Tagen nicht mehr und der Schnabel wird so spitzig, daß er bei jedem aufwärts gehenden Zug ins Papier sticht, spritzt und daher zum schnellen Schreiben durchaus unbrauchbar wird. Andererseits macht man der Stahlfeder auch den Vorwurf, die Tinte zu verderben, indem sich immer mehr Eisen darin auflöst. Tinte mit überschüssigem Eisengehalt gibt aber bekanntlich eine gelbe Schrift, die mit der Zeit ganz verschwindet. Ich habe selbst anhaltend mit Stahlfedern geschrieben, ohne jedoch mit einer ursprünglich guten Tinte je eine gelbe Schrift erhalten zu haben. Doch will ich nicht in Abrede stellen, daß eine Unterschrift vergilben und verschwinden könne, wenn sie mit einer Tinte geschah, welche zufällig lange Zeit in der Feder gelegen war, oder wenn gar Stahlfedern ins Tintenfaß fallen. Diese beiden Gebrechen haben der Stahlfeder eine Menge Feinde zugezogen. Das Stechen und Spritzen hat, namentlich schwere Hände, von ihrem Gebrauch abgehalten oder frühere Gönner derselben dem Gänsekiel wieder zugeführt. Die Einwirkung auf die Tinte mag sie bei den Behörden in Verruf gebracht haben. Sie ist bereits bei vielen abgeschafft und auch von Seite unserer Regierung (der bayerischen) soll ihr Gleiches bevorstehen. Man hat eine Menge Mittel erfunden, das Angreifen der Stahlfedern durch die Tinte zu verhüten, allein noch kein einziges hat sich Bahn gebrochen, auch Runge's Stahlfedertinte nicht, Gute Tinte, welche leicht aus der Feder fließt und, wenn auch nicht durchschlägt, doch ins Papier dringt, muß freie Säure enthalten, saure Tinte greift aber stets Stahl und Eisen an. Da nun mit der Tinte nichts anzufangen ist, so bleibt nichts übrig, als die Feder aus einem andern Stoff herzustellen. Man hat sie aus Horn oder Elfenbein gemacht, allein diese schreiben noch schneller stumpf, als die Kiele. Ich wiederhole daher meinen Vorschlag, den ich schon vor vielen Jahren im polytechnischen Journal (Bd. XCVIII S. 219) gethan. Man mache die Feder von Messing, nicht, als wenn ich dieß für meine Erfindung ausgeben wollte, denn ich habe lange zuvor Messingfedern im Handel gefunden, sondern nur, um nachzuforschen, warum sich die Messingfeder noch keiner rechten Aufnahme zu erfreuen gehabt. Das Messing wird von der Tinte äußerst langsam und unbedeutend angegriffen, schreibt sich daher nie spitzig, sondern eben deßhalb und wegen seiner geringeren Härte eher stumpf, was übrigens sehr langsam geht und durch ein paar Züge auf einen Stein zu verbessern ist. Dabei ist die bedeutende Federkraft des Stahls für eine Schreibfeder bei weitem nicht nöthig und die des gehämmerten Messings lange ausreichend. Auch ist bei Messing die Verbiegung eines Zinkens des Schnabels leicht wieder gerade zu richten, während dieselbe bei Stahl auch häufig vorkommt, aber wegen seiner Zerbrechlichkeit unverbesserlich ist. Bei solchen Vorzügen der Messingfeder wäre es unbegreiflich, warum dieselbe die Stahlfeder nicht längst vollständig verdrängt hat, ließe sich die Veranlassung nicht bei den Fabrikanten selbst entdecken. Diesen wäre natürlich bei ihrer langen Dauer schlecht mit der Messingfeder gedient. Ich bediene mich gegenwärtig einer lang, ohne etwas anderes daran verbessert zu haben, als sie höchst selten einmal etwas spitz zu schleifen, ja, ohne sie selbst nach dem Schreiben nur auszuputzen. Dagegen ist indessen zu bedenken, wie viele von den Feinden der Stahlfedern Freunde der Messingfedern würden, wären ihnen letztere besser bekannt, daß sie ferner auch für Urkunden ohne Bedenken anwendbar wären, und daß bei weitem nicht jeder die Messingfeder bis aufs letzte abnutzen, sondern nach einer neuen greifen würde, wenn sie zu stumpf wird und ihm das Schleifen zu umständlich ist. Ein Franzose hat in neuester Zeit ein Patent auf kupferne Federn genommen und wählte das Kupfer offenbar nur der Originalität wegen, da sich das Messing vermöge seiner Härte besser dazu eignet. Obgleich dann und wann eine Messingfeder im Handel vorkommt, so ist doch in der Regel Form und Schnitt derselben (zufällig oder absichtlich) wenigstens nicht für jede Hand brauchbar. Doch dürfte die Zeit nicht mehr fern seyn, wo man die Messingfedern von derselben Schönheit und Auswahl des Schnittes finden wird, wie die Stahlfedern. Unterdessen will ich alle Freunde einer Feder von dauernder Schärfe und Brauchbarkeit aufmerksam machen, daß sich bei Hrn. Schreibwaarenhändler Herold und bei Hrn. Gerstle in Würzburg wenigstens eine recht gute Sorte Messingfedern und auch eine von Neusilber findet, die noch härter und dauerhafter ist. (Würzburger gemeinnützige Wochenschrift, 1855, S. 20.) Der sogenannte Treppenrost, in Verwendung zu rauchlosen Feuerungsanlagen bei Dampfkesseln und Locomotiven. Der sogenannte Treppenrost, mittelst dessen die Verbrennung von staubartigen Brennmaterialien wie Grieskohle (Grubenklein etc.) mit Vortheil angewendet werden kann, und dessen Gebrauch in Oesterreich seit schon geraumer Zeit bei Puddelöfen und sonstigen Feuerungsapparaten bekannt ist. wurde in neuerer Zeit in Frankreich zu Feuerungsanlagen bei Dampfkesseln und Locomotiven in Verwendung gebracht. Durch die staffelförmige Lage der Roststäbe bleibt der Gries, welcher sonst bei gewöhnlichen Einrichtungen durch die Zwischenräume durchfallend auf dem Boden oder im Aschenkasten verloren geht, im Herde. Ferner gestattet hiebei die Zuströmung der Luft, welche durch beträchtliche Zwischenräume vor sich gehen kann, eine leichtere Regulirung des Zuges und verhindert daher das Fortreißen der Asche und der kleinsten Brennmaterialstücke in die Rauchcanäle und bei Locomotiven durch die Siederöhren und die Esse. Diese Vorrichtung gestaltet den Apparat selbst zu einem rauchverzehrenden, erlaubt daher den leichteren Verbrauch von Steinkohlensorten, die an Theer sehr reichhaltig sind, und übertrifft in ihrer Construction alle bisher bekannten Rauchverbrenungs-Apparate. Für Locomotiven wird die Anwendung dieses Rostsystemes, wo sie noch nicht durch inländische Ingenieure gemacht wurde, die Möglichkeit bieten, die rohe Steinkohle selbst in kleinsten Stücken regelmäßig, daher auch kostenersparend zweckmäßig zu gebrauchen Ferner wird hierdurch für die Reisenden der so lästige Geruch beseitigt. Die Eisenbahn-Verwaltungen werden nicht mehr in die Notwendigkeit versetzt seyn, die Steinkohlen verkohlen lassen zu müssen, wie es bisher der Fall war. Die zu dieser Verwendung bei Locomotiven geeignetste Steinkohlenart dürfte jene der Banater Gruben seyn, deren Ausbeutung binnen kurzer Zeit in größerem Maaßstabe durch die österreichische Staatseisenbahngesellschaft bevorsteht. Der Treppenrost wurde durch Hrn. v. Marsilly, einem der Bergingenieure, welche von den Gründern der erwähnten Gesellschaft zur Bereisung der ihr von Seiten der h. Staatsverwaltung gemachten Montanconcessions-Objecte entsendet worden sind, nach Frankreich eingeführt. Ueber die Art und Weise, wie diese Treppenroste schon früher im Gebrauche waren, ist zu erwähnen, daß das Eisenwerk zu Reschitza im Banate seine sämmtlichen Puddel-, Flamm- und Schweiß-Oefenroste nach demselben Systeme eingerichtet hat, ferner, laß eine ähnliche Einrichtung in dem Eisenwerke zu Wittkowitz in Mähren sich ebenfalls gut bewährt, endlich daß Feuerungs-Anlagen zu allerlei Zwecken nach diesem Systeme definitiv oder versuchsweise gebaut wurden und die gewünschten Resultate hatten, z.B. bei Maschinenfabriken, Zuckerraffinerien, in Eisenbahnstationen und Hüttenwerken etc. (Austria.) Neues künstliches Material zur Erbauung von Mauern. Seit einiger Zeit bedient man sich in der Grafschaft Essex des folgenden Materials zur Aufführung von Gartenmauern u.s.w. Dasselbe besteht aus Kies, etwas Sand, gehacktem Stroh und einer Quantität Kalk, welche hinreichend ist, um diese Substanzen mit einander zu verbinden. Man bringt dieses Material in eichene Formen aus 7 Centimeter starken Bohlen, die fest mit einander verbolzt sind, damit sie einem starken Druck Widerstand leisten können. Diese Formen werden am Boden etwas enger gehalten wie am oberen Theil, damit sie leichter auszuleeren sind. Die kleinen Massen, die man damit erzeugt, sind 37 bis 45 Centimeter lang, 25 breit und eben so stark, doch macht man auch kleinere Formen, je nach dem Bedurfniß, und für die Verbindung der Ecken u.s.w. Mit ihren Rändern wird die Form auf einem Werktisch fest angeschraubt. Ist sie auf ein Drittel angefüllt, so stampft man das Material fest ein mit einem Schlägel, dann macht man auf der abgestampften glatten Oberfläche Einschnitte und Vertiefungen, damit sich die folgende Schicht fest damit verbinde, über diese zweite Schicht gießt man einen sehr flüssigen Mörtel und macht an der Oberfläche desselben ebenfalls Einschnitte, was aber an der Oberfläche der letzten Schicht nicht geschieht. Diese künstlichen Steine werden wie die Ziegel hochkantig aufgestellt, um sie an der Luft zu trocknen, jedoch müssen sie viel weiter als diese auseinander stehen, damit die Luft reichlich durch ihre Reihen streichen kann. Bei Sonnenschein und bei gehörigem Schutz vor dem Regen werden sie in 10, höchstens 15 Tagen getrocknet seyn. Sie werden mit sehr grobem Mörtel versetzt, und mit Gyps, Cement oder feinem Mörtel verputzt wie die Bruchsteinmauern. Man schlägt die Kosten der mit diesem Material ausgeführten Gebäude um ein Drittel geringer an als Ziegelbauten. Zwei Männer können in einem Tage 200 bis 250 solcher Steine herstellen. (Förster's Notizblatt zur allgemeinen Bauzeitung, 1855, Bd. III S. 157.) Ueber eine eigenthümliche Erscheinung bei der elektro-chemischen Ablagerung des Antimons; von G. Gove in Birmingham. Wenn man ein Stück metallisches Antimon durch einen Draht mit dem positiven Pool einer kleinen Smee'schen Batterie von einem oder zwei Plattenpaaren verbindet und dieses Antimonstück in eine Lösung des chlorwasserstoffsauren Antimonchlorids, d.h. des gewöhnlichen pharmaceutischen Antimonchlorids taucht, in welcher, zwei oder drei Zoll davon entfernt, ein blankes, wenigstens eben so großes Stück Kupferblech durch einen Draht mit dem negativen Pol der Batterie verbunden ist, so geht sogleich ein starker elektrischer Strom durch die Flüssigkeit und es setzt sich metallisches Antimon auf das Kupfer ab, in zwei bis drei Minuten einen deutlichen Ueberzug bildend. Ist der Strom zu stark, so erhält das abgelagerte Metall ein mattes Ansehen, und man muß einen schwächern anwenden oder das Antimonstück weniger tief eintauchen; dann bekommt der Absatz in kurzer Zeit ein schön glänzendes Ansehen, ähnlich stark polirtem Silber. Läßt man den Proceß 24 Stunden andauern, so erhält der Antimon-Ueberzug wenigstens die Dicke eines Sechs-Pence-Stückes, und als ich ihn 8 bis 9 Tage fortsetzte, erhielt ich einen durchgehend hellen und regulinischen Absatz, welcher über einen halben Zoll dick war. Nimmt man zu irgend einer Zeit der fortschreitenden Ablagerung das niedergeschlagene Antimon heraus und schlägt es sanft oder reibt es mit einer harten Substanz, wie Metall oder Glas, so erfolgt eine Explosion mit einer kleinen Wolke von weißem Dampf, zuweilen mit einem Blitz und fast immer mit einer Wärme-Entwickelung, die hinreicht, um sich die Finger zu verbrennen, Gutta-percha zu schmelzen, Papier anzuzünden und Tannenholz ganz braun zu dörren; stets ist auch damit ein Zerspringen des abgelagerten Metalls verknüpft. Zuweilen, wenn der Proceß der Ablagerung unterbrochen worden oder das abgesetzte Metall nicht homogen ist, fällt nur eine dünne Schuppe ab, und dann sind Explosion und Hitze geringer. In andern Fällen, wenn der Proceß regelmäßig war und das Metall homogen ist, dringt der Sprung bis zu einem Achtelzoll tief in das Metall ein. Ich habe diese Erscheinung in etwa neun Fällen beobachtet; in einigen erfolgte die Explosion selbst in der Flüssigkeit, wenn ich den Niederschlag gegen die Wand des Glasgefäßes stieß; einmal geschah dieß, nachdem das Metall mit verdünnter Salzsäure gewaschen, getrocknet und mehrere Stunden außerhalb der Flüssigkeit aufbewahrt worden war. Dieselbe Erscheinung zeigt sich bei dem Niederschlag aus einem Gemisch gleicher Volume der Antimonflüssigkeit und einer gesättigten Salmiaklösung, (Philosophical Magazine, Januar 1855, S. 73) Ueber die Darstellung feinster Zinnasche zum Poliren; von A. Vogel jun. In der Beschreibung der von mir angegebenen neuen Darstellungsart von Eisenoxyd aus kleesaurem Eisenoxydul habe ich bereits erwähnt, daß ein ähnliches Verfahren zur Gewinnung von feinvertheiltester Zinnasche ebenfalls mit Vortheil angewendet werden könne. Die Proben der auf diese Weise erhaltenen Zinnasche, welche ich einigen Technikern, namentlich Uhrmachern übergeben habe, ergaben in der Anwendung zum Poliren von Stahlzapfen so überaus günstige Resultate, daß ich veranlaßt worden bin, die Bereitungsart des Präparates zu veröffentlichen. Bekanntlich erhält man durch Vermischen einer Lösung von Zinnchlorür (im Handel unter dem Namen Zinnsalz vorkommend) mit Kleesäure einen weißen körnigen Niederschlag von kleesaurem Zinnoxydul. Dieser Niederschlag ist es, welcher zur Darstellung der Zinnasche verwendet wird. Man bereitet eine Lösung von dem gewöhnlich im Handel vorkommenden Zinnsalze, indem dieses in ungefähr 6 Theilen destillirten Wassers in einer Porzellanschale aufgekocht wird und gießt die Flüssigkeit zur Trennung der im Zinnsalze vorkommenden Verunreinigungen durch ein Leintuch in ein Cylinderglas oder eine Porzellanschale. Die Filtration durch ein Papierfiltrum geht nur sehr langsam vor sich und ist mit einem zu großen Verlust an basischem Zinnsalz, welches nicht mit durch das Filtrum geht, verbunden. Sie ist daher in diesem Falle nicht nöthig, um so weniger, da, wie ich mich überzeugt habe, das Colliren durch Leinwand vollkommen ausreichend ist, um die für diesen Zweck störenden Beimischungen des Zinnsalzes abzuscheiden. Zu der durchgelaufenen milchigen Flüssigkeit setzt man hierauf eine ebenfalls durch ein Tuch gegossene heiße Lösung von Kleesäure in destillirtem Wasser. Beim Umrühren mit einem Holzstabe bildet sich sogleich der weiße körnige Niederschlag von kleesaurem Zinnoxydul. Nach dem völligen Erkalten wird die überstehende Flüssigkeit abgegossen, und so oft durch neue Mengen Wassers ersetzt, bis das abgegossene Wasser nicht mehr sauer reagirt. Der Zeitpunkt der neutralen Reaction ist nach ungefähr fünfmaligem Aufgießen von erneutem Wasser erreicht, wozu gewöhnliches Wasser benützt werden kann. Das Waschen des Niederschlages von kleesaurem Zinnoxydul erscheint zur Gewinnung eines brauchbaren Präparates besonders nothwendig. Zuletzt spült man den weißen Niederschlag auf ein Papierfiltrum und übergießt ihn einmal mit destillirtem Wasser, um die Reste des gewöhnlichen Wassers zu verdrängen. Nach dem völligen Abtropfen wird auf dem Ofen getrocknet. Das pulverförmige getrocknete kleesaure Zinnoxydul wird in einem flachen Metallgefäße oder in einer Porzellanschale über der Weingeistlampe in kleinen Portionen unter beständigem Umrühren erhitzt, wobei durch das Entweichen von Gasarten (Kohlenoxyd und Kohlensäure) eine sehr bedeutende Volumenvermehrung stattfindet. Es muß deßhalb eine sehr geräumige Schale dazu genommen werden, um einen Verlust durch das Uebersteigen zu vermeiden. Die Zersetzung des Salzes geht bei einer verhältnißmäßig niederen Temperatur, weit unter der Rothglühhitze unter Entwicklung von Kohlensäure und Kohlenoxydgas vor sich, und es bleibt ein äußerst zartes, leichtes Zinnoxyd zurück, ähnlich an Feinheit und Form der durch die Verbrennung des metallischen Zinks entstehenden sogenannten Lana philosophica. Zuletzt, wenn kein Erglimmen mehr stattfindet, wird nochmals etwas stärker mit der Weingeistlampe erhitzt, um die allenfalls noch zurückgebliebenen Spuren von unzersetztem kleesauren Zinnoxydul zu zerstören. Die Quantitäten der zur Darstellung anzuwendenden Materialien ergeben sich nach der Berechnung in der Weise, daß man auf 7 Theile Zinnsalz 1 Theil Kleesaure nimmt, wodurch man 1 Theil Zinnasche erhält. Hieraus folgt auch der verhältnißmäßig niedrige Preis des Präparates, worauf es indeß hier nicht wesentlich ankömmt, da man dieses Polirmittel nur für kleinere Gegenstände anwendet und mit einer geringen Quantität sehr weit reicht. Bei der bekannten Schwierigkeit, die nach der bisher gewöhnlichen Art gewonnene Zinnasche so fein zu schlämmen, daß sie mit Sicherheit verwendet werden kann, was stets mit einem großen Verlust an Material verbunden und noch weit schwieriger ist, als das Schlämmen des Colcothars, zweifle ich nicht an der allgemeinen Einführung meines Verfahrens in der Technik. (Bayerisches Kunst- und Gewerbeblatt, 1855, S. 85.) Ueber Brausepulver; von Prof. J. Otto. Das Brausepulver gehört jetzt zu den gebräuchlichsten Hausmitteln und ist in der That eine Panacee. Ich lasse es aus 5 Unzen zweifach-kohlensaurem Natron und 3 Unzen Weinsäure bereiten, und empfehle diese alkalische Mischung Allen, welche meiner Erfahrung Glauben schenken, daß das Alkali, nicht die Kohlensäure das Wesentliche ist. Die Mischung wurde in meinem Hause seit Jahren stets in einer Pappschachtel aufbewahrt und hielt sich darin, wenn sie nicht feucht stand, vortrefflich. Da sollte an die Stelle der Pappschachtel das dauerhaftere Präparatenglas, mit breitem, eingeriebenem Stöpsel treten. Was war die Folge des ersten Versuchs? Das Brausepulver wurde in dem Glase nach einigen Tagen völlig unbrauchbar, d.h. es verlor die Eigenschaft, von der es den Namen führt. Natürlich schob man bei dieser ersten Beobachtung die Schuld darauf, daß das Glas nicht gut ausgetrocknet gewesen, daß wohl auch die Materialien nicht gehörig trocken angewandt worden seyen; aber ein zweiter Versuch führte zu demselben Resultate. Ich veranlaßte nun den Assistenten am Laboratorium, Hrn. Bosse, eine Reihe von Versuchen über Aufbewahrung des Brausepulvers anzustellen, und diese haben die seltsame Erscheinung vollkommen bestätigt. Das Brausepulver hält sich nicht unzersetzt in einem Glase mit Glasstöpsel, es hält sich besser in einem Glase, das mit Papier verbunden ist; es hält sich am besten in einer Pappschachtel, einer Papierkapsel oder frei an der Luft liegend. Um hinter die Ursache des sonderbaren, abweichenden Verhaltens zu kommen, wurde das Brausepulver auf sehr verschiedene Weise aufbewahrt, wobei sich zunächst die conservirende Wirkung herausstellte, welche eine trockene Atmosphäre auf die Brausepulver ausübt, und der zersetzende Einfluß einer feuchten Atmosphäre. Hierdurch kommt man, mit Rücksicht auf die übrigen angestellten Versuche, zu dem Schlusse, daß das Brausepulver eine gewisse Menge von Feuchtigkeit enthält, welche seine Zersetzung einleitet, wenn sie nicht leicht abdunsten kann und weggeführt wird. Der Verlust an Kohlensäure, den das Brausepulver erleidet, wenn es offen auf Papier liegt, sich in Papierkapseln oder Pappschachteln befindet, ist unbedeutend; er wird größer in einem offenen, kurzhalsigen Präparatenglase, noch größer in einem langhalsigen Glase, mit engerer Mündung, noch größer endlich in einem mit einem Haarröhrchen oder mit einem Glasstöpsel verschlossenen Glase. Für die Praxis ergibt sich aus dem Mitgetheilten, daß man das Brausepulver am zweckmäßigsten in Papier oder in einer Pappschachtel aufbewahrt. (Annalen der Chemie und Pharmacie, März 1855, S. 378.) Verzierung des Glases mittelst bleibender Eindrücke von Blumen, Pflanzenblättern etc. Hr. Robert Smith in Blackford hat zu diesem Zweck ein sehr sinnreiches Verfahren ermittelt. Er präparirt nämlich die auf der Oberfläche des Glases abzubildenden Blumen, Pflanzenblätter und sonstigen Gegenstände mittelst einer Gummilösung. Die Details der Figur werden so in den von der Zeichnung verlangten Stellungen an dem Glas befestigt. Hierauf wird die ganze Fläche des so behandelten Glases mit einer (Komposition von Oel, Talg und Wachs, in warmem Zustande, überzogen. Nachdem dieser Ueberzug erstarrt ist, entfernt man die erwähnten Gegenstände von dem Glase, welches nun der Einwirkung von Flußsäure-Dämpfen ausgesetzt wird; man kann aber auch verdünnte Flußsäure auf das Glas gießen oder dasselbe mit Flußspath und Schwefelsäure behandeln, wie man gewöhnlich beim Aetzen des Glases zu verfuhren pflegt. Die Flußsäure greift das Glas nur an denjenigen Theilen an, wo früher die Blumen oder Mustergegenstände angebracht worden sind, daher die Formen der Gegenstände, sie mögen noch so zart seyn, von den von der Natur selbst gelieferten Modellen getreu copirt werden. Die auf diesem Wege hervorgebrachten ornamentalen Zeichnungen sind außerordentlich schön; sie contrastiren mit der gewöhnlichen Glasmalerei in demselben Grade, wie ein Lichtbild oder ein Naturselbstdruck mit einem auf mechanischem Wege erzeugten Stich. Die geätzten Stellen werden von dem Künstler nach seiner Phantasie mit Farben bemalt, welche man unter der Muffel einbrennt. (Practical Mechanic's Journal, April 1855, S. 19.) Textabbildung Bd. 136, S. 320 Der Unterzeichnete benachrichtigt die geehrten Leser des Polytechnischen Journals, daß sein Vater Dr. Johann Gottfried Dingler am 19ten Mai nach kurzem Krankenlager im 79sten Lebensjahre verschied, und daß er den Nekrolog in dieser Zeitschrift nachliefern wird. Augsburg, den 31. Mai 1855. Dr. Emil Dingler