Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 137, Jahrgang 1855, Nr. , S. 235
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Miscellen. Miscellen. Untersuchung der zündbaren Bleikugeln und der Patronen der Tirailleurs-Vincent-Gewehre; von X. Landerer. Vor einiger Zeit wurde ich aufgefordert, eine Untersuchung von Bleikugeln, welche die Eigenschaft besitzen, sobald dieselben in Holz stecken bleiben, dasselbe zu entzünden und mithin ein Gebäude von Holz, ein Schiff und andere Gegenstände in Brand zu stecken, zu unternehmen. Diese fürchterliche Waffe, die nach den angestellten Versuchen diese Eigenschaft, die ich angab auch besitzen, sind gewöhnliche hohle Bleikugeln, die im Innern ganz mit Phosphor gefüllt sind. Es werden zu diesem Zwecke hohle Bleikugeln mit geschmolzenem Phosphor eingegossen und das Loch vermacht. Wird nun eine solche Kugel auf einen hölzernen Gegenstand geschossen, so zerschmettert die Kugel, der Phosphor kommt mit der Luft in Berührung und in Folge der Hitze, theils durch die Gewalt des Stoßes auf den harten Gegenstand, theils durch die mittelst des Pulvers mitgetheilte Wärme entzündet sich der Phosphor und durch denselben die hölzernen Gegenstände. Werden solche Phosphor-Bleikugeln gegen Mauerwerke geschossen, so zerschmettern dieselben und der auf dem Mauerwerk sich anklebende Phosphor entzündet sich und verbreitet sich mit Lebhaftigkeit fort. Werden diese Phosphor-Kugeln in brennbare Stoffe, z.B. in Munitionswägen geschossen, so entzünden sich alle zündbaren Gegenstände, Ich hatte mehrere solcher Phosphor-Kugeln angefertigt, die ihrem Zweck vollkommen entsprachen. Wenn jedoch irgend eine kleine Oeffnung bleiben sollte, so verderben solche Kugeln, indem sich phosphorige Säure bildet, die aus der Oeffnung ausfließend das Blei auffrißt und sodann die Kugel mit einem weißen Anfluge von phosphorsaurem und phosphorigsaurem Bleie überzieht. Eine andere Analyse machte ich mit den zu den genannten Gewehren gehörigen Patronen. Mittelst einer stumpfen Nadel, die auf die Basis der Patrone mit Gewalt gedrückt wird, entzündet sich die Patrone und in Folge der Entzündung des fest an gestampften Pulvers wird die oben leicht aufsitzende bleierne Spitzkugel auf die für ein Gewehr unglaubliche Weite von 600–800 Schritten hinausgeschleudert. Die Patrone zeigt in ihrem Innern eine kleine Kammer, in der sich knallsaures Quecksilber aufgeklebt findet, auf demselben findet sich das Pulver fest angestampft und auf diesem sitzt die Spitzkugel auf. Mittelst der mit Gewalt auf das Knall-Quecksilber hingedrückten Nadel wird dieses entzündet, dasselbe theilt sich dem Pulver mit und die Spitzkugel wird auf die unglaubliche Distanz von 6, 7 bis 800 Schritten hinausgeschleudert. Endlich möchte ich noch in wissenschaftlicher Beziehung der asphyktischen Kugeln, Boules asphyctiques, der Franzosen Erwähnung thun. Vor ungefähr drei Jahren hat ein Apotheker in Frankreich Kanonenkugeln, d.h. hohle. mit einer Mischung gefüllte Kugeln erfunden, welche die fürchterliche Eigenschaft besitzen sollen, beim Zerplatzen in einem engen Schiffsraume alle darin befindlichen lebenden Wesen in einen asphyktischen Zustand zu versetzen, der einige Minuten andauert, und im Falle diesen, an der Asphyrie darnieder liegenden Menschen nicht schnelle Hülfe geleistet wird, so sind dieselben dem Tode ausgesetzt. In Toulon sollen diese Versuche zur Bewunderung Aller ausgeführt worden seyn und sowohl Menschen als auch Thiere, die sich in diesem Schiffsraume finden, gerathen in diesen Zustand der Narcose. der für alle höchst lebensgefährlich wurde. Da ein französischer Officier, den ich kennen zu lernen Gelegenheit fand, diesen Versuchen beiwohnte, und mir einige Details darüber gab, so hielt ich es nicht für uninteressant, diesen Gegenstand und diese Erfindung, für die man dem Entdecker 150,000 Francs bezahlt haben soll(?) von wissenschaftlichem Standpunkte zur Sprache zu bringen. Wenn diese Kugel auf einen sehr festen Körper auffällt, so zerspringt dieselbe mit fürchterlicher Gewalt und in diesem Augenblick verbreitet sich (nach den Aussagen dieses Officiers, Narrata refero!) ein solcher Geruch nach bittern Mandeln, daß ein Athemzug schon hinreicht, um heftigen Schwindel zu verursachen. Setzt man sich nun dieser Einwirkung noch länger aus, so fallen die Leute zusammen, Schaum tritt aus dem Munde und dieselben ringen nun mit dem Tode. Aus dieser, wenn auch unvollkommenen Beschreibung, dürfte anzunehmen seyn, daß der die Asphyrie bewirkende Stoff von blausäurehaltigem Dunst seyn dürfte, der sich in der Kugel im condensirten Zustande befindet und der sich nach dem Zerspringen der Kugel, die durch knallsaures Quecksilber, das sich in dem Innern der Kugel in einem eigenen Raum befindet, mit furchterlicher Kraft bewirkt wird, entwickelt. Ich wollte diesen, der Untersuchung sehr würdigen Gegenstand mit diesen Worten anregen, und vielleicht gelingt es einem anderen unserer Freunde, mit der Zeit eine genauere Beschreibung mittheilen zu können. (Neues Jahrbuch für Pharmacie und verwandte Fächer, 1855, S. 255.) Gespaltene Zuggläser für Lampen und Gasbrenner. Hr. Jobard aus Brüssel hielt im Juni d. J. in der Société d'Encouragement zu Paris einen Vortrag über verschiedene Kunstgriffe, welche man jetzt anwendet um die Zuggläser der Lampen in gerader Linie aufzuschneiden oder zu spalten. Von der Voraussetzung ausgehend, daß ein zerbrochenes Glas in Folge plötzlicher Temperatur-Veränderungen oder ungleichen Erhitzens nicht mehr zerbrechen kann, verfiel Hr. Jobard auf die gespaltenen Zuggläser, welche bereits sehr verbreitet sind. Die Compagnie Beudot in Belgien spaltet täglich 1500 Zuggläser fast ohne Abgang. Man hätte längst bei der Beleuchtung der Städte mit Oel oder Gas die Zuggläser angewandt, wenn sie nicht im Winter und in Folge der Abkühlung durch den Wind, so häufig zerbrechen würden; durch die gespaltenen Gläser ist das Problem gelöst. (Cosmos, Revue encyclopédique, Juni 1855, S. 673.) Bereitung von Sauerstoff durch Zersetzung des Wassers. Hr. D. Müller macht in den Comptes rendus vom 16. April d. J. einen Vorschlag zur Bereitung von Sauerstoff im Großen. Derselbe beruht auf folgenden zwei Thatsachen: 1) eine wässerige Lösung von Chlor, welche in einem Glasgefäß enthalten ist, verwandelt sich nach und nach in Salzsäure, und der Sauerstoff bleibt frei; 2) unter allen Umständen verbinden sich Chlor und Wasserstoff unmittelbar unter dem Einfluß von Wärme. Diese große Verwandtschaft des Chlors zum Wasserstoff läßt sich daher offenbar benutzen, um Wasserdampf bei hoher Temperatur zu zersetzen. Unter dem Einfluß der Wärme verbindet sich das Chlor mit dem Wasserstoff des Dampfes und verwandelt sich in gasförmige Salzsäure; der Sauerstoff verbindet sich vielleicht theilweise mit Chlor zu Ueberchlorsäure, aber der größere Theil bleibt frei, mit salzsaurem Gas gemischt. Leitet man das Gemisch in Wasser, so löst sich die gasförmige Salzsäure sogleich auf, und der Sauerstoff kann allein gesammelt werden. Die zu dieser Zersetzung des Wasserdampfs geeignete Temperatur ist beiläufig 120° C. Ueber Bleiweiß, schwefelsaures Bleioxyd, Zinkweiß und Schwerspath in ihrer Verwendung zu weißen Anstrichfarben; von F. Fink in Darmstadt. Hr. Karl Deninger senior, Vorstand des Localgewerbvereins in Mainz, stellte im vorigen Jahre eine Reihe von Versuchen über die Verwendung von Zinkweiß und Bleiweiß, die zu ihrer Verarbeitung nöthige Menge von Oelfirniß, sowie über den relativen Werth der im Handel vorkommenden, meist mit Schwerspath vermengten Bleiweißsorten an, und theilte die Resultate dem Darmstädter Gewerbevereine mit. Diese Versuche waren dem Verfasser Veranlassung, auch einen großen Theil der in Darmstadt im Handel befindlichen, aus verschiedenen Fabriken bezogenen und von den Anstreichern verwendeten Bleiweißsorten zu untersuchen. Die Resultate seiner Versuche fand er übereinstimmend mit denjenigen des Hrn. Deninger. Aus den erwähnten Versuchen, aus der Discussion, welche sich in dem Localgewerbevereine über diesen Gegenstand entspann, sowie aus den Privatmittheilungen der Weißbindermeister Frank und Rühl in Darmstadt ergab sich Folgendes: 1) Kein anderer, bis jetzt für weiße Anstrichfarben verwendeter Farbestoff besitzt gleiche Deckkraft, wie das Bleiweiß. Daß Bleiweißsorten unverfälscht seyn und doch verschiedene Deckvermögen besitzen können, ist bekannt. Das französische Bleiweiß deckt bekanntlich, seiner krystallinischen Beschaffenheit wegen, weniger gut, als das nach der älteren holländischen Methode erzeugte Bleiweiß. 2) Dem Bleiweiß, besonders dem holländischen, kann eine beträchtliche Menge von fein vermahlenem Schwerspath zugesetzt werden, ohne dessen Deckkraft wesentlich zu schwächen. Ja es scheint, als wenn ein geringer Zusatz von Schwerspath die Deckkraft des reinen holländischen Bleiweißes erhöhe. 3) Das Bleiweiß, welches als rein – unvermischt mit Schwerspath, metallischem Blei, essigsaurem Bleioxyd, schwefelsaurem Bleioxyd u.s.w. – in den Handel gebracht und in diesem guten Glauben gekauft wird, ist selten rein, sondern meist mit sehr beträchtlichen Mengen von Schwerspath versetzt. Unter 14 untersuchten verschiedenen Sorten fand der Verfasser eine einzige, welche frei von Schwerspath und sonstigen Zusätzen war, und diese kostete per Centner 3 Gulden weniger als eine andere, stark mit Schwerspath gemischte Sorte! 4) Das Zinkweiß besitzt, wohl, mit Oelfirniß und Farbe angerieben, eine geringere Deckkraft als das Bleiweiß, da meist fünf Zinkweißanstriche nöthig seyn werden, um gleich weißen Anstrich zu erhalten, wie er durch dreimaligen Bleiweißanstrich erlangt werden kann; allein mit 1 Cent. Zinkweiß reicht man – beinahe zu gleichem Preise – viel weiter, als mit 1 Centner Bleiweiß. Der Vortheil der größeren Billigkeit welchen das Zinkweiß hiernach für den Consumenten bieten würde, wird jedoch dadurch wieder ziemlich aufgehoben, daß der Zinkweißanstrich mehr Arbeitslohn und mehr Oel erfordert. Es berechnen sich die Kosten eines guten weißen Zinkweiß- wie Bleiweißanstrichs ziemlich gleich. 5) Zinkweiß erfordert circa 5 Theile trocknendes Oel, wogegen Bleiweiß nur 3 Theile verlangt. 6) Für Lackirarbeiten ist das Zinkweiß dem Bleiweiß unbedingt vorzuziehen. 7) Reiner Schwerspath (von Delaurier und Assel in vorgeschlagen) deckt, mit Oelfirniß angerieben, gar nicht, der Anstrich besteht aus durchsichtiger Kruste. Die Vortheile des Zinkweißanstrichs gegen den Bleiweißanstrich werden vornehmlich darin gefunden, daß der Zinkweißanstrich durch Ausdünstungen von Abtritten u.s.w., durch Schwefelwasserstoff nicht schwarz wird, und daß das Zink und seine Verbindungen nicht solch nachtheiligen Einfluß auf die Gesundheit der Menschen ausübt, wie das Blei und die Bleiverbindungen. Die Kosten sind dieselben. Was nun das Gelbwerden eines solchen weißen Anstrichs betrifft, wenn er dem Lichte nicht ausgesetzt ist. so theilen beide Anstriche diese Eigenschaft, indem die Ursache hiervon in dem Oele und nicht in der metallischen Farbe liegt. Ja, ein Zinkweißanstrich dunkelt mehr – wird brauner – als ein Bleiweißanstrich, wenn man das Licht davon abhält (Bild, Schrank u.s.w. davorstellt), weil derselbe am meisten Oel enthält. Aus demselben Grunde – wegen des größeren Oelgehalts – wird aber auch der Zinkweißanstrich im Freien besser und dauerhafter stehen, als der Bleiweißanstrich, wie dieß auch mit dem Kreideanstrich im Freien der Fall ist, abgesehen davon, daß das Oel durch das Blei chemisch verändert wird. Ein Zusatz von Schwerspath schadet, wenn letzterer sehr fein vermahlen ist, dem Bleiweißanstrich nicht; nur wäre es besser für die Handwerker und reeller von den Fabrikanten, wenn der Schwerspathgehalt für jede Sorte beim Verkauf genau angegeben würde. In diesem Falle würde der Schwerspathzusatz nicht als Verfälschung des Bleiweißes betrachtet werden können. Der Mißbrauch, welcher hierin getrieben wird, wäre leicht zu beseitigen, wenn die Abnehmer von den Fabrikanten verlangten, daß ihnen der Schwerspathzusatz genau angegeben werde, und daß sie ihre Bleiweißsorten ganz nach Belieben in verschiedenen Mischungsverhältnissen mit Schwerspath beziehen könnten. Das Mischen muß sehr sorgfältig geschehen und wird daher durch mechanische Hülfsmittel am besten vom Fabrikanten besorgt. Was oben angeführt wurde, daß nämlich der Schwerspath allein gar nicht deckt, aber das holländische Bleiweiß, in dem Maaße als der Zusatz von Schwerspath erfolgt, nur langsam an Deckkraft abnimmt, beruht darauf, daß jedes krystallinische Schwerspathkörnchen mit leichter Hülle von undurchscheinendem Bleiweiß umgeben und so selbst undurchsichtig wird. Daß ein Anstrich, welcher mit reinem Bleiweiß gemacht wird, in der Nähe eines Abtrittes leichter schwarz wird und für die Gesundheit der Menschen nachtheiliger ist, als ein solcher, welchem eine Quantität Schwerspath beigemischt wurde, ist selbstredend; aber auch im Freien wird ein Anstrich, welcher Schwerspath enthält, fester und dauernder stehen als der reine Bleiweißanstrich, da ersterer mehr Oel enthält, und letzterer durch die chemische Einwirkung von Bleioxyd und Oel auf einander schneller zerstört wird, als jeder andere Oelfarbenanstrich. Es ist sogar anzunehmen, daß ein Anstrich, welcher mit reinem Schwerspath und trocknendem Oele gemacht wird, und der anfänglich durchsichtig, nicht deckend ist, in dem Maaße deckend wird und an Weiße zunimmt, als et älter und das Oel mehr und mehr von der Sonne ausgezogen wird. Man kann hiernach nicht nur zugestehen, sondern man muß wünschen, daß dem reinen Bleiweiß ein Theil Schwerspath für die gewöhnlichen Anstriche zugesetzt werde, und daß nur für Anstriche und Malereien, bei welchen die höchste Weiße der Farbe verlangt wird, reines Bleiweiß in Anwendung gebracht wird. Man kann aber andererseits auch verlangen, daß die Bleiweißfabrikanten ihre Waars nicht mehr als reines Bleiweiß verkaufen, wo Zusätze von Schwerspath, schwefelsaurem Bleioxyd u.s.w. gemacht worden sind, sondern daß sie das Bleiweiß als solches und den Zusatz für sich berechnen. Die Befürchtung, welche etwa gehegt werden könnte, der Weißbinder, Stubenmaler, Anstreicher u.s.w. werde dann vornehmlich die geringste Sorte Bleiweiß verwenden, oder die Ansicht, die Anstriche würden sich hiernach billiger berechnen, wäre ganz irrig. Der rechnende Handwerker wird lieber zu einem möglichst reinen Bleiweiß greifen, wenn er dieß auch höher bezahlen muß, als zu dem stark mit Schwerspath versetzten; ihm kommt es vor allem darauf an, eine gut deckende Farbe zu haben, mit welcher er durch möglichst wenig wiederholtes Anstreichen einen guten Anstrich erzielt. Der Vortheil des niederen Preises, welcher ihm beim Ankauf gemischten Bleiweißes erwächst, wird reichlich wieder dadurch aufgehoben, daß er nun mehr Anstriche mit der schlechter deckenden Farbe machen muß, also mehr Auslagen für Arbeitslohn und einen größeren Verbrauch an Oelfirniß erhält. Je schlechter die Farbe deckt, desto mehr Oel erfordert sie. Aus diesen Gründen findet das französische Bleiweiß, trotzdem daß es vor dem holländischen einige Vorzüge, als geringeren Preis, geringere Schädlichkeit für die Gesundheit der Arbeiter, geringeres Gelbwerden der Anstriche bei Abwesenheit des Lichts u.s.w., voraus hat, doch schwer Aufnahme bei den Anstreichern. Aus denselben Gründen wird das Zinkweiß, welches auch mancherlei Vorzüge vor dem Bleiweiß besitzt, nie ganz das Bleiweiß verdrängen, es sey denn, daß, wie in Frankreich der Anfang gemacht ist, ein Verbot gegen die Anwendung des Bleiweißes erlassen wird. Dem Handwerker bietet sich ein sehr leichtes Mittel, um sich selbst in Gegenwart des Reisenden, der die Waare anbietet, davon zu überzeugen, ob ihm reine Waare angeboten wird oder nicht. Reines Bleiweiß löst sich in verdünnter reiner Salpetersäure vollständig auf, Schwerspath nicht. Durch Behandlung mit verdünnter Salpetersäure, wobei der Schwerspath (oder auch schwefelsaures Bleioxyd) ungelöst bleibt, kann man nicht nur die Menge desselben leicht quantitativ bestimmen, sondern man lernt dabei auch die Feinheit des beigesetzten Schwerspaths kennen, in welcher Hinsicht man bei verschiedenen untersuchten Bleiweißsorten verschiedene Beobachtungen machen wird. Ein durchaus fein vermahlener Schwerspath wird, wenn er nicht in übermäßiger Quantität dem Bleiweiß zugesetzt worden ist, bei der Verarbeitung der Farbe nicht störend bemerkt, Während grob vermahlener Schwerspath sich beim Anmachen der Farben schon bemerkbar macht und schlechte rauhe Anstriche liefert. Zusätze von Knochenmehl, Kreide. Kalkspath, Gyps kommen seltener vor, weil die specifischen Gewichte dieser Körper von demjenigen des Bleiweißes zu sehr abweichen, wodurch das Volumen des gefälschten Bleiweißes zu auffallend zunimmt. Es ist noch vorgeschlagen worden, das schwefelsaure Bleioxyd, welches als Nebenproduct häufig gewonnen und wenig geschätzt wird, anstatt des Bleiweißes für weiße Anstrichfarben zu verwenden. Ersetzen kann das schwefelsaure Bleioxyd das Bleiweiß nicht, denn es deckt sehr schlecht; als Zusatz, anstatt des Schwerspaths, muß es letzterem unbedingt nachgestellt werden. (Gewerbeblatt für das Großh. Hessen. 1855. Nr. 4.) Färbeversuche mit Aloë und aus Aloë dargestellten Farbstoffen auf Wolle; von Hrn. A. Löwe. In der Versammlung der Mitglieder des Vereins für Gewerbfleiß im Monat April l. J. theilte der Fabrikbesitzer A. Löwe (in Berlin) die Resultate verschiedener von ihm angestellter interessanter Färbeversuche mit Aloë und aus Aloë dargestellten Farbstoffen auf Wolle mit, und legte zugleich die gefärbten Probezeuge vor.Man vergl. die Abhandlungen von Schlumberger und Lindner im polytechn. Journal Bd. CXXXIV S. 289 und Bd. CXXXV S. 312. Die Proben sind vorher nicht gebeizt und im Ganzen ist jede Probe eine Stunde gefärbt, und eine halbe Stunde bis aus Kochen erwärmt und sodann eine halbe Stunde lang kochend behandelt worden. Die Färbeversuche wurden angestellt mit: 1) Aloë, schwach gelbliche Farbe; 2) Chrysamminsäure, 6 Proben von hell- bis dunkelbraun; 3) halboxydirter Chrysamminsäure, 6 Proben von hell- bis dunkel-röthlicher Catechufarbe; 4) chrysamminsaurem Ammoniak, 3 Proben von hell- bis dunkel-grau; 5) chrysamnnnsaurem Ammoniak mit Zinnsalz, 5 Proben grau, grünlich-grau bis moosgrün. Zur Darstellung der Aloë-Präparate gab. Hr. Löwe folgendes Verfahren an: a) Um Chrysamminsäure zu erhalten, wird 1 Pfd. Aloë in 8 Pfd. Salpetersäure (36° Baumé) 12 Stunden lang kalt eingeweicht, durch einen Lappen filtrirt und beinahe bis zur Hälfte eingedampft, bis sich weiße Krystalle von Zuckersaure zu zeigen anfangen; dann setzt man 1/2 Pfd. Salpetersäure (36° Baumé) zu und dampft ein, bis sich stark weiße Krystalle zeigen. Hierauf wird die Masse in eine große Menge Wasser geworfen, man läßt absetzen und wäscht aus, bis das Wasser anfängt roth durchzulaufen. Es gibt ein hochgelbes Pulver. b)Halboxydirte Chrysamminsäure erhält man, wenn man 1 Pfd. Aloë in 8 Pfd. Salpetersäure (36° Baumé) 12 Stunden lang einweicht, durch einen Lappen filtrirt und in eine große Menge Wasser gießt, wäscht und filtrirt. Ein zimmetfarbiges Pulver. c)Chrysamminsäures Ammoniak wird erhalten, wenn 1 Pfd. Aloë in 8 Pfd. Salpetersäure (36° Baumé) 12 Stunden lang kalt eingeweicht, durch einen Lappen filtrirt und bis zur Bildung kleiner weißer Krystalle eingedunstet, mit Ammoniak bis zur alkalischen Reaction versetzt und zur Krystallisation eingedunstet wird. Gibt kleine, schwarze, stark glänzende Nadeln. (Verhandlungen des Vereins zur Beförderung des Gewerbsteißes in Preußen, 1855. Liefer. 2.) Zusatz für den Weingeist, um seine Anwendbarkeit als Getränk zu verhindern. Die Industriellen in England wünschten schon längst den Weingeist für technische Zwecke von der dort eingeführten Steuer befreit. Um diesen Reklamationen ohne Benachtheiligung der Staatseinnahmen entsprechen zu können, beauftragte die Accise-Verwaltung eine aus drei ausgezeichneten Chemikern bestehende Commision, die geeignetste Substanz zu ermitteln, welche angewendet werden kann, um dem Weingeist einen unangenehmen Geschmack zu ertheilen, ohne daß er die zur Benutzung in den technischen Künsten erforderliche Reinheit verliert. Man wählte den Holzgeist (Methylalkohol); mit solchem vermischter Weingeist, kann durch Destillation nicht trinkbar gemacht werden. Der Schatzkanzler hat bereits im Haus der Gemeinen eine Bill wegen steuerfreier Anwendung des Weingeists zu industriellen Zwecken eingebracht. (Cosmos, Revue encyclopédique, Juni 1855, S. 706.) Das Dörren des Obstes in Frankreich. Bekanntlich wird in Frankreich auf das Dörren des Obstes eine besondere Sorgfalt verwendet, und eine Folge davon ist, daß eine große Menge von solchem gedörrten Obst in Schachteln und Körbchen auch nach Deutschland ausgeführt wird. Eine Beschreibung des dabei üblichen Verfahrens findet sich im fünften Band des Maison rustique von Hrn. Ysabeau. Aus dieser Beschreibung wollen wir hier einiges mittheilen, was uns sehr der Nachahmung würdig erscheint. Gedrückte Birnen. Die Zubereitung der flach gedrückten Birnen erfordert viele Arbeit und sorgfältige Behandlung. Besonders ist diese Zubereitung bei kleinen Wirthschaften vortheilhaft, wo es oft im Winter an unbeschäftigten Händen nicht fehlt. Die zur Umwandlung in gedrückten Zustand geeignetsten Birnensorten sind die englische Butterbirne, die Rousselet von Rheims und die trockene Martinsbirne Zu diesem Zweck müssen sie ein wenig vor ihrer völligen Reife eingesammelt werden. Zuerst werden sie sorgfältig abgeschält und man läßt den Stiel an der Frucht haften. Man legt die geschälten Birnen in große, wenig tiefe und mit Henkeln versehene irdene Geschirre mit aufwärts gerichtetem Stiele neben einander, bis die ganze Grundfläche des Geschirres damit bedeckt ist. Dann wird eine zweite, dritte etc. Schichte und so fort pyramidenartig übereinander gelegt, wobei jedoch der Bruch der Stiele, welche die Frucht beibehalten soll, zu vermeiden ist. Sind die Schüsseln hinlänglich gefüllt, so gießt man ein Glas Wasser über die Birnen, damit die unterste Schichte auf dem Boden nicht anklebe, und legt über die Birnen alle Schalen, wodurch die Früchte einen angenehmen Geschmack erhalten. Dann werden die Schüsseln beim Brodbacken zugleich mit dem Brode in den Backofen gestellt und zugleich mit dem Brode herausgenommen, hierauf die Schalen von den gekochten Birnen sorgfältig entfernt und die Birnen aus dem in der Schüssel gebliebenen reichlichen Safte einzeln herausgezogen, auf Horden gesetzt und nach Entfernung des Brodes wieder in den Backofen gestellt. Wohl könnte der Backofen zum Zweck des Dörrens der gedrückten Birnen eigens geheizt werden, doch hieße dieß einerseits sich mit unnützen Ausgaben beschweren, andererseits würde man ziemlich schwer den richtigen Temperaturgrad erreichen, in welchem sich der Backofen in dem Augenblick befindet, wo das Brod vollkommen ausgebacken ist. Am folgenden Tag sollen sie wieder auf denselben Horden in einen Backofen bei gleichem Wärmegrad hineingesetzt werden, wo dann die Birnen schon jenen Festigkeitsgrad erlangt haben, bei welchem sie einzeln nach einander zwischen den Fingern gedrückt werden können, wodurch sie jene flache Gestalt annehmen, nach der sie so genannt werden. Nach dieser Verrichtung werden sie einzeln beim Stiel Gefaßt und in den dazu aufgehobenen Saft eingetaucht und nochmals in den Ofen gebracht, wobei sie auf den Horden flach und dicht neben einander liegen sollen. Endlich werden die Birnen am folgenden Tag zum letztenmal in den Backofen gebracht, in welchem sie den erforderlichen Festigkeitsgrad erreichen. Sie haben dann eine glänzende braunrothe Farbe, ein festes, zuckersüßes Fleisch und können entweder ohne jede andere Zubereitung oder auch eingemacht zum Nachtisch aufgetragen werden. Solche gedrückte Birnen werden in Paris das Pfund zu 20–24 kr. verkauft, während die Quantität der zu einem Pfund gedrückter Birnen erforderlichen Früchte den Werth von 7–9 kr. nicht übersteigt. Die Verpackung geschieht in viereckigen Kisten, worin sie in Schichten und mit gleichmäßig gerichteten Stielen dicht an einander zu legen sind, doch ohne daß sie eine Quetschung erleiden, wenn der Deckel zugenagelt wird. Gedrückte Aepfel. Alle Aepfelgattungen mit festem Fleisch und besonders die grauen Reinettenapfel und die in Frankreich und Belgien unter der Benennung des Kurzstielapfels bekannten Abarten können nach einem für die Bereitung gedrückter Birnen ähnlichen Verfahren gedörrt werden. Da jedoch die Aepfel, wenn sie langsam und bei mäßiger Temperatur getrocknet werden, keinen Saft absetzen, so ist deren Bereitung leichter und nicht so lästig, als die der gedrückten Birnen. Sind sie halb gedörrt, so drückt man sie zwischen den Fingern, bis sie flach geworden sind und eine der Zwiebel ähnliche Form erhalten haben. Ist der gewünschte Austrocknungsgrad erreicht worden, so sollen die gedrückten Aepfel von schwammiger, mehr oder weniger korkartiger Festigkeit seyn. In diesem Zustand können sie auf unbestimmte Zeit erhalten und ohne den geringsten Schaden auf große Entfernungen verführt werden. Die gewöhnlichen gedrückten Aepfel werden in Fässer oder Kisten verpackt, die schönsten aber versendet man in geflochtenen Weidenkörben mit innerlicher Einfassung von weißem Papier, in welchen sie auf dieselbe Weise geordnet werden, wie die gedrückten Birnen in den oben bezeichneten Kisten. Die geringeren Birnen und Aepfel werden ungeschält in Stücke geschnitten und nach dem Ausbacken des Brodes zwei- oder dreimal in den Backofen gelegt. Will man aus solchem gedörrten Obst später einen Most oder Cider bereiten, so wird dasselbe in ein Faß eingelegt und mit Wasser begossen und zwar aus 1 Maaß Obst 10 Maaß Wasser, wobei man von Zeit zu Zeit mit einem Stock rühren muß. Die Gährung stellt sich bald ein und es wird daraus ein Most von geringerer Qualität gewonnen; da aber die gedörrten Früchte von einem Jahre zum andern leicht aufbewahrt werden können, so folgt daraus, daß man dieses gesunde Getränk auch dann haben kann, wenn auf ein sehr ergiebiges Obstjahr ein gänzliches Mißjahr eintritt. (Steyermärk. Wochenbl.)