Titel: Ueber die Dampfmaschine der HHrn. Wethered zu Wetheredville in Nordamerika; Bericht von Hrn. F. Moigno.
Fundstelle: Band 139, Jahrgang 1856, Nr. XXI., S. 87
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XXI. Ueber die Dampfmaschine der HHrn. Wethered zu Wetheredville in Nordamerika; Bericht von Hrn. F. Moigno. Aus dem Cosmos, Revue encyclopédique, November 1855, S. 518. Moigno, über Wethered's Dampfmaschine. Ehe die dynamische Theorie der Wärme fast bis zur Evidenz erwiesen und allgemein angenommen wurde, konnte man daran zweifeln, daß es vortheilhaft sey den Dampf zu überhitzen, bevor man ihn seine dynamische Wirkung vollbringen läßt. Man konnte befürchten, daß er durch eine zu große Erhöhung seiner Temperatur einen Theil seiner Spannkraft verliere und diese Befürchtung mußte die Constructeure natürlich von der Anwendung des überhitzten Dampfes zu einer Zeit abhalten, wo es für sie nicht bewiesen war, daß die wirkliche Quelle der mechanischen Kraft der Maschine die verlorne Wärme ist, daß die Leistung nothwendig proportional der Temperatur-Differenz des Dampfes vor und nach seiner Wirkung auf den Kolben seyn muß. Jetzt gilt es aber als allgemeine Regel, daß man die Temperatur des Dampfes möglichst zu erhöhen trachten muß, und zu denen, welche dieß praktisch nachgewiesen haben, gehört auch der deutsche Ingenieur Siemens zu London, dessen mit regenerirtem Dampf betriebene MaschineBeschrieben im polytechn. Journal Bd. CXXXVIII S. 241. wie die Wethered'sche in Paris ausgestellt war. Wir haben gleich Anfangs die bedeutende Wichtigkeit der überhitzten Dämpfe anerkannt und dieselbe gegen die in mehreren Journalen ausgesprochenen Ansichten im Cosmos vertheidigt. Die Resultate verschiedener Erfinder, namentlich der HHrn. Wethered, welche das Problem der Benutzung überhitzter Dämpfe auf eine so unerwartete Weise gelöst haben, lassen uns nun über alle unsere Gegner triumphiren. Diese Herren, welche weder Physiker noch Mechaniker von Profession, sondern intelligente Fabrikbesitzer sind, kannten die Vortheile des überhitzten Dampfes, mit welchem man sich in Amerika viel beschäftigt hat; sie wußten aber auch, daß der überhitzte Dampf bei seiner Verwendung große Schwierigkeiten darbietet, daß wenn seine Temperatur zu hoch ist, die Kolben-Cylinder Ritzen bekommen und schlecht arbeiten; daß wenn man gewisse Gränzen der Temperatur überschreitet, die Zunahme des Drucks durchaus nicht im Verhältniß zu der zur Ueberhitzung verwendeten Brennmaterial- oder Wärmemenge steht. Endlich hatten diese Herren die tausendfältigen Klagen der Ingenieure über den ungeheuren Wärmeverlust vernommen, der durch die Oefenmäntel, durch den Essenzug, den Uebergang der noch sehr heißen Gase in die Atmosphäre etc. entsteht, so daß man kaum ein Zwanzigstel von der Leistung der Kohlen im Ofen verwendet. Das ganz elementare und höchst wirksame Mittel, durch welches sie glauben auf einmal alle diese Nachtheile beseitigt zu haben, ist nachstehendes: ihr Apparat, von welchem mehrere wesentliche Organe im Industrie-Pallast verloren gegangen waren, ohne daß man sie wieder finden konnte, konnte erst spät in Betrieb gesetzt werden und hat weder die Aufmerksamkeit der Beurtheilungs-Commission, noch diejenige des größeren Publicums in verdientem Grade auf sich gezogen; er besteht aus einem eigenthümlichen Generator und aus einer gewöhnlichen Dampfmaschine. Der Generator hat die Form eines Watt'schen Kofferkessels; der Dampf wird in einem Röhrensystem erzeugt, ähnlich demjenigen der Locomotiven, aber senkrecht stehend. In der Kuppel des Kessels hat man für den Dampf zwei Ausgänge angebracht, die mit Röhren versehen sind, deren Oeffnungen man durch angebrachte Hähne nach Belieben verändern kann. Der durch den einen Hahn ausströmende Dampf hat die Temperatur der Siedhitze, ist gesättigt, feucht, und führt eine größere oder geringere Wassermenge mit sich; er geht, wie gewöhnlich, unmittelbar in die Dampfbüchse, in welcher sich der Dampfvertheilungsschieber befindet. Der durch den andern Hahn entweichende Dampf strömt durch eine innere oder eine äußere, mit einer isolirenden Hülle umgebene Röhre zu dem Anfang einer Schlange, welche zum Theil in dem Feuercanal, zum Theil in der Kuppel der Esse hinter dem Röhrenbündel, oder dicht an demselben angebracht ist und von den aus den Röhren ausströmenden brennenden Gasen umspielt wird. Auf seinem Wege durch die Windungen der Schlange überhitzt sich dieser Dampf immer mehr, erreicht eine Temperatur von 300 bis 400° Fahr., steigt bis zu einer gewissen Höhe in der Esse und vereinigt sich endlich in der Dampfkammer oder Dampfbüchse der Maschine mit dem gewöhnlichen, mit Wasser gesättigten Dampf, welcher direct vom Röhrengenerator in dieselbe strömt. Die Wirkung dieser Vermischung ist leicht zu begreifen: der überhitzte Dampf tritt einen Theil seines Wärmeüberschusses an den mit Wasser gesättigten Dampf ab, verdampft das noch im flüssigen Zustande in letzterm enthaltene Wasser und ertheilt ihm eine höhere Spannung. Das Gemisch der beiden Dämpfe strömt alsdann durch den Vertheilungsschieber in den Cylinder, treibt den Kolben und wirkt viel vortheilhafter, als wenn man entweder mit Wasser gesättigten oder überhitzten Dampf allein eingeführt hätte, d.h. mit einem bedeutenden Gewinn an Nutzeffect. Man kann nach zweierlei Methoden die Vortheile der gemischten Dämpfe in Vergleich mit dem gewöhnlichen oder dem überhitzten Dampf, deren jeder für sich allein angewendet wird, nachweisen. Die erste besteht darin zu zeigen, daß man mit einer oder derselben Brennmaterialmenge eine weit größere Leistung erlangt; die zweite besteht darin, stets die gleiche Dampfmenge unter gleichem Druck wirken, den Dampf also dieselbe Arbeit verrichten zu lassen und das verbrauchte Brennmaterial zu messen. Die örtlichen Einrichtungen im Pariser Ausstellungsgebäude gestatteten es nicht, die erste Versuchsmethode anzuwenden; Hr. Wethered hat uns aber versichert, in Amerika zahlreiche und sehr sorgfältige Versuche angestellt zu haben, die ihm den Beweis lieferten, daß bei gleichem Brennmaterialverbrauch die vermischten Dämpfe einen viel größeren Nutzeffect geben, als gewöhnlicher oder überhitzter Dampf, jeder für sich angewendet. Wir haben dagegen die zweite Methode anwenden sehen, und es liegen uns zwei vollständige Versuchsreihen vor, von denen die erste am 27. und 28. September und die zweite am 1. October (1855) angestellt wurde. Die dabei erhaltenen Resultate sind nachstehende: die Maschine hatte einen Centrifugal-Ventilator in Bewegung zu setzen. Am 27. Septbr. wurde die Maschine von 9 1/2 bis 3 1/2 Uhr, also sechs Stunden lang, bloß mit gewöhnlichem Dampf betrieben. Während dieser sechs Stunden blieb der Druck, welchen das von Viertelstunde zu Viertelstunde beobachtete Manometer anzeigte, im Wesentlichen constant; er schwankte von 1,9 bis 2,2 Atmosphären, so daß er durchschnittlich 1,98 betrug. Die Temperatur des Dampfes blieb sich auch im Allgemeinen gleich; sie schwankte von 250 bis 260° Fahr, und betrug im Durchschnitt 255° Fahr. (124° C.). Die Anzahl der Umdrehungen betrug durchschnittlich 456 in einer Viertelstunde, 29 in der Minute und im Ganzen 10980. Die Menge des in den Generator eingeführten Wassers betrug 1300 Liter, die Menge des verdampften 975 Liter, der Kohlenverbrauch 177 1/2 Kilogr. oder 355 Pfund. Am 28. Septbr. hat man die Maschine wieder sechs Stunden lang von 9 1/2 bis 3 1/2 Uhr, aber mit dem Gemisch von gewöhnlichem und überhitztem Dampf betrieben; der mittlere Druck betrug 2,1 Atmosphären, die Temperatur des Dampfes durchschnittlich 328° Fahr., die Anzahl der Kolbenzüge durchschnittlich 534 in der Minute, im Ganzen 12970; die Menge des verdampften Wassers 950 Liter, die Menge der verbrauchten Kohlen 283 Pfund. Der Vortheil der gemischten Dämpfe ist daher bedeutend, weil man mit einer im Verhältniß von 283 zu 355 oder von 4 : 5 geringeren Kohlenmenge, bei ziemlich gleichem Druck, eine im Verhältniß von 12970 zu 10980 = 11 : 10 größere Anzahl von Kolbenzügen erlangt hat. Wenn man nach den Daten dieser Versuche die Anzahl der einerseits bei Anwendung von gewöhnlichem, andererseits von überhitztem Dampf per Liter verdampften Wassers erlangten Arbeitseinheiten berechnet, so findet man, daß diese Zahlen in dem Verhältniß von 1 zu 2,067 stehen, oder daß die Kraftsteigerung mehr als 100 Proc. beträgt. Um diese Berechnung zu machen, kann man, da es sich um dieselbe Leistung handelt, d.h. um die Erzeugung eines gewissen Windvolums, als Maaß des Nutzeffects die Kubikzahl der Umdrehungen, und als dessen Gestehungskosten den Kohlenverbrauch annehmen. Nimmt man als Einheit die Zahl 10980, d.h. die Kolbenzüge welche mit gewöhnlichem Dampf erlangt wurden, so wird die Zahl der Kolbenzüge welche mit den gemischten Dämpfen erlangt wurden, nämlich 12970 = 1,1812, deren Kubikzahl = 1,6480 ist. Nimmt man ferner als Einheit die Kohlenmenge (355 Pfd.), welche zur Erzeugung des gewöhnlichen Dampfes verbraucht wurde, so wird der Verbrauch (283 Pfd.) bei gemischten Dämpfen 0,7971. Für die mit gewöhnlichen Dämpfen erlangte Leistung = 1, wird die mit gemischten Dämpfen erhaltene 1,6489 : 0,7971 oder 2,0674. Daraus folgt, daß die Leistungs- oder Arbeitseinheiten per Liter Wasser, bei gewöhnlichem und bei überhitztem Dampf respective 10253 und 21762 sind; die zweite Zahl ist aber mehr als das Doppelte der ersten. Der Versuch am 1. October wurde drei Stunden lang mit gewöhnlichem und drei Stunden mit gemischtem Dampf gemacht und gab gleiche Resultate. Der Dampfdruck betrug in beiden Fällen genau 2,5 Atmosphären; für gewöhnlichen Dampf wurden 515 Liter Wasser verdampft; die Anzahl der Kolbenzüge betrug 4735 und die verbrauchte Kohlenmenge 168 Pfund. Für den gemischten Dampf wurden 500 Liter Wasser verdampft, die Anzahl der Kolbenzüge betrug 5845, der Kohlenverbrauch 158 Pfund. Da die Menge des in 1 Stunde und durch 1 Kilogr. Kohle verdampften Wassers sowohl bei gewöhnlichem als bei gemischtem Dampf 6,19 Liter betrug, so bietet der Röhrenkessel, dessen sich die HHrn. Wethered bedienen, offenbar nichts außerordentliches dar; man wird aber auch daraus folgern, und dieß ist die Hauptsache, daß die von dem überhitzten Dampf absorbirte Wärme, welche eine so bedeutende Steigerung der Leistung veranlaßt, ohne diese Benutzung ganz verloren gehen würde. Diese Ersparung von 100 Proc. oder eine doppelte Wirkung wird ohne eine Abänderung des Mechanismus der Dampfmaschine erlangt, d.h. man kann den gemischten Dampf bei jeder Maschine statt des gewöhnlichen Dampfes anwenden und wird jedesmal 100 Proc. an Nutzeffect gewinnen. Man kann daher auf Schiffen das Volum der Motoren vermindern, was ein sehr bedeutender Fortschritt ist. Diese erste Ersparung schließt aber noch eine zweite, verhältnißmäßig weit wichtigere ein, welche eine Folge der Beschaffenheit des angewandten Dampfes ist. Was die Dampfschifffahrt so schwierig und so kostbar macht, ist nicht das große Volum und Gewicht der Maschinen, die einen sehr großen Platz einnehmen, sondern die schnelle Zerstörung der wesentlichen Bewegungsorgane, der Schieber, der Kolbenringe und selbst der Cylinder. Die Meerwasserdämpfe der gewöhnlichen Generatoren reißen eine bedeutende Menge von den in dem Wasser enthaltenen Salzen mit sich, und diese Salze sind es, welche die berührten Oberflächen angreifen. In gewissen Gewässern ist ein Betrieb der Maschine von einigen Stunden oder Tagen hinreichend, um die nachtheiligsten Unfälle zu veranlassen, so daß kostbare Reparaturen erforderlich werden; dieser große Nachtheil verschwindet bei dem System Wethered's, denn da er Dampf von einer den Siedepunkt weit übersteigenden Temperatur anwendet, so kann derselbe durchaus kein flüssiges Wasser mit sich führen und folglich auch nicht die demselben beigemischten Salze. Es kommt daher in allen Fällen nur reiner Dampf mit den reibenden Flächen in Berührung, welche durch denselben nicht so leiden, wie es unter den gewöhnlichen Umständen der Fall ist. Dieser Vortheil ist so einleuchtend und durch die bereits angestellten Versuche so erwiesen, daß diese neue Benutzungsweise des Dampfes von den amerikanischen Schiffs-Rhedern sehr günstig aufgenommen wurde. Wir lasen einen Brief von Hrn. Collins, dem Unternehmer der großen transatlantischen Linie zwischen Liverpool und New-York, an Hrn. Wethered, worin er ihm seine aufrichtigsten Glückwünsche und seine glänzenden Hoffnungen ausdrückt. Hr. Collins hatte ein Dampfboot mit einer kleinen Maschine, um das neue System zu versuchen, Hrn. Wethered zur Verfügung gestellt; der Erfolg der unter seinen Augen gemachten Versuche veranlaßte ihn, die gemischten Dämpfe auf allen seinen Dampfschiffen anzuwenden, und wir werden bald im Stande seyn, unsern Lesern die im Großen erlangten Resultate mitzutheilen. Die englische Admiralität läßt bereits auf einem ihrer schönsten Dampfschiffe Versuche mit dem neuen Verfahren anstellen. Das neue System ist sehr einfach und mit unbedeutenden Kosten bei allen schon verhandenen Maschinen anwendbar. Man gelangt ohne große Mühe und ohne langes Probiren dahin, dem Dampfgemisch die vortheilhafteste Temperatur und den zweckmäßigsten Druck zu geben. Außer den mehr oder weniger großen Oeffnungen zum Ein- und Ausströmen des Dampfes gibt es noch andere Elemente, die man dazu benutzen kann, nämlich den Durchmesser der Röhre, welche die Schlange bildet, ihre Länge, ihre Anordnung an einem der Flamme mehr oder weniger zugänglichen Raum u.s.w. Gewöhnlich hat der Generator nur einen Herd, und es dient daher dasselbe Feuer zur Erzeugung und zur Ueberhitzung des Dampfes. Unter besondern Umständen kann man aber leicht einen besondern Herd vorrichten, der die zur Ueberhitzung des Dampfes erforderliche Feuerung entwickelt. Anstatt gewöhnlichen Dampf zu überhitzen, könnte man auch direct Dampf von 300 bis 400° F. erzeugen, wie es Hr. Testud von Beauregard gemacht und wie es die HHrn. Belleville und Hédiard thun wollen. Hr. Wethered hat sich in seinem Patent das Recht auf alle Modificationen seiner Grundidee reservirt; sein Patent lautet nämlich: „auf ein Gemisch der beiden Dampfarten, des gewöhnlichen und überhitzten, in verschiedenen Verhältnissen, um in dem Treibecylinder einen vollkommen reinen und trockenen Hochdruckdampf zu benutzen, der eine größere Leistung hat und womit Ersparung an Material, Raum und Brennstoff verbunden ist.“ Bei der zu Paris ausgestellten, so wie bei fast allen bisher von Hrn. Wethered ausgeführten Maschinen, wird die Vermischung der Dämpfe in dem Dampfbehälter, außerhalb des Cylinders, bewirkt; bei den neuen Versuchen aber will der Erfinder die Mischung in dem Cylinder selbst, Wechselsweise über und unter dem Kolben, vornehmen. Er hofft auf diese Weise einen größern Nutzeffekt zu erlangen, indem er die Expansion benutzt, welche in dem Augenblick wo die beiden Dampfarten sich durchdringen, erfolgt. Wir fürchten jedoch, daß diese Einrichtung, welche noch nicht erprobt ist, Nachtheile zeigen wird, wenn das Wasser sehr mit Kalk und andern Salzen beladen ist. Hinsichtlich der erforderlichen Dimensionen des Kessels und der Schlange bemerken wir, daß Hr. Wethered bei einer Maschine von 12 Pferdekräften einen sehr guten Erfolg mit einer Generatorröhre von 59 Millimeter Durchmesser und 3,14 Meter gesammter Länge und mit einem Ueberhitzungs-Schlangenrohr von 37 Millim. Durchmesser und 4,95 Met. Länge erreichte; d.h. mit zwei Röhren von diesen Dimensionen, welche sehr wenig Raum einnehmen, erlangte man die Kraft von 12 Pferden. Das Verhältniß des Volums des gewöhnlichen Dampfes zu dem des überhitzten war 25 : 75 oder 1 : 3. Nachdem wir das obige schon niedergeschrieben hatten, erhielten wir den amtlichen Bericht der zu New-York, unter der Leitung des Hrn. Collins, von Hrn. Martin, Oberingenieur der Marine der Vereinigten Staaten angestellten Versuche, aus welchem wir noch das Wesentliche mittheilen. Es ist aber immer wieder das außerordentliche Resultat der Pariser Versuche, nämlich ein Gewinn von 100 Procent. I. Die ersten Versuche wurden mit einer Hochdruckmaschine, ohne Condensation, welche Hr. Collins zu den Proben über Benutzung der verschiedenen Dampfarten erbauen ließ, angestellt. Die Leistung der Maschine bestand im Wasserheben mittelst zweier Pumpen mit Behältern mit verdichteter Luft. Erste Versuchsreihe, bloß mit gewöhnlichem gesättigtem Dampf. – Dauer des Versuchs 39 Stunden 51 Minuten; Temperatur des Dampfes 109° C.; Anzahl der doppelten Kolbenzüge 69195, d.h. in der Minute fast 25; Druck der Luft in dem Behälter über denjenigen einer Atmosphäre, in Quadratzollen ausgedrückt 25,36; gesammter Kohlenverbrauch 2221 Pfd., 55,7 Pfd. in der Stunde; Gesammtzahl der Arbeitseinheiten 1754628; Arbeitseinheiten auf ein Pfund Kohlen 790. Zweite Versuchsreihe, bloß mit gesättigtem Dampf. – Dauer des Versuchs 18 Stunden; Temperatur des Dampfes 178° C. Gesammtanzahl der doppelten Kolbenzüge 41609, d.h. 38 1/2 in der Minute; Druck der Luft in dem Behälter 30,97; gesammter Kohlenverbrauch 989 Pfund, 55 Pfd. in der Stunde; Gesammtzahl der Arbeitseinheiten 1288442; Arbeitseinheiten auf jedes Pfund Kohlen 1302. Dritte Reihe, mit einem Gemisch von gesättigtem und überhitztem Dampf. – Dauer des Versuchs 80 Stunden 27 Minuten; Temperatur des gesättigten Dampfes 136° Cels., des überhitzten Dampfes 193° C., des Gemisches 148° C.; Gesammtzahl der doppelten Kolbenhube 182077, daher in der Stunde 37 3/4. Druck der Luft in dem Behälter 34,84; ganzer Kohlenverbrauch 3899 Pfund, 48,5 in der Stunde; Gesammtzahl der Arbeitseinheiten 6337042; Arbeitseinheiten auf das Pfund Kohlen 1625. Die Arbeitseinheiten auf das Pfund Kohlen sind also beim gesättigten Dampf 790, beim überhitzten 1302, bei dem Gemisch beider 1625; wenn man die erstere dieser Zahlen als Einheit nimmt, so verhalten sie sich wie 1,000 : 1,649 : 2,057. Daraus folgt 1) daß wenn man mit demselben Ofen statt des gesättigten Dampfes überhitzten Dampf anwendet, man eine Zunahme des Nutzeffects von 65 Procent erhält; 2) daß man mit einem Gemisch von beiden Dampfarten eine Nutzeffects-Steigerung von 106 Proc. bewirkt; 3) daß bei der Benutzung des Gemisches anstatt des überhitzten Dampfes allein, der Gewinn noch 25 Proc. beträgt. II. Versuche, welche am 9. Januar 1854 an Bord des Dampfschiffes Joseph Johnson,“ auf dem Hudsonfluß bei New-York angestellt wurden. – Erste Reihe mit gewöhnlichem Dampf. Dauer des Versuchs 9 Stunden 53 Minuten; Dampfdruck im Generator 19,5 Zoll; Leere im Condensator 27,5 Zoll; Temperatur des Metalles in dem Cylinder 111° C.; Temperatur der Leere 51° C.; Gesammtzahl der Kolbenzüge 11447, in der Minute 19 1/3; Menge der in 1 Stunde verbrauchten Kohlen 666 Pfund. Zweite Reihe, mit gemischten Dämpfen. Dauer des Versuches 9 Stunden 50 Minuten; Druck im Generator 18,5 Zoll; Leere im Condensator 27,8 Zoll; mittlere Temperatur des Cylindermetalles 143° C.; Temperatur der Leere 64° C.; Temperatur des überhitzten Dampfes vor seiner Vermischung 303° C.; Temperatur des Gemisches 173° C.; Gesammtzahl der doppelten Kolbenzüge 11904, in der Minute 20; in der Stunde verbrannte Kohlen 440 Pfd. Da beide Versuchsreihen unter gleichen Umständen ausgeführt wurden, so kann man als Maaß des Nutzeffects die Kubikzahl der doppelten Kolbenzüge und als Maaß der Gestehungskosten der erhaltenen Leistung die verbrauchten Kohlenmengen annehmen. Man findet auf diese Weise daß der erhaltene Nutzeffect per Pfund Kohlen mit gewöhnlichem Dampf = 1 angenommen, mit gemischtem Dampf 1,727 ist, daher der Gewinn mehr als 72 Procent betrug. Bei einer andern Versuchsreihe, welche am 22. und 23. November 1854 angestellt wurde, war man für eine genau gleiche Anzahl der Kolbenzüge besorgt, damit das Dampfboot denselben Weg, 56 engl. Meilen, entweder bloß mit gesättigtem Dampf oder mit dem Gemisch von gesättigtem und überhitztem zurücklegen konnte; der Vortheil zu Gunsten des Gemisches betrug dabei 53 Procent. Dieser geringere Vortheil findet seine Erklärung in dem Umstand, daß man, um die mit dem gewöhnlichen Dampf allein erlangte Geschwindigkeit nicht zu steigern, bei Anwendung des überhitzten Dampfs den Druck sehr niedrig halten und folglich das Feuer vermindern mußte, so daß der Rost an mehreren Stellen entblößt blieb. Hr. Martin und ein anderer Marine-Ingenieur der Vereinigten Staaten, welcher jenem als Gehülfe beigegeben war, Hr. Isherwood, bestätigen die Genauigkeit aller obigen Zahlen und die daraus gezogenen Folgerungen; sie erklären außerdem durchaus keine Schwierigkeiten beim Ueberhitzen des Dampfes oder bei der Benutzung des Dampfgemisches gefunden und eben so wenig ein Verbrennen des Schlangenrohrs beobachtet zu haben. Da die HHrn. Siemens und Reech es bezweifeln wollten daß der gemischte Dampf, bei gleichem Druck und bei gleicher Temperatur wie der überhitzte Dampf angewendet, einen größeren Nutzeffect als letzterer liefert, so entschloß sich Hr. Wethered auf unsere Bitte am 30. October (1855) einen vergleichenden Versuch anzustellen, welcher nachstehende Resultate ergab: 1. Ueberhitzter Dampf, für sich allein. – Dauer des Betriebes der Maschine 3 Stunden; Druck 2,57; Temperatur des Dampfes im Cylinder 147,7° C.; Temperatur desselben beim Ausströmen aus dem Cylinder 107° C. Gesammtzahl der Umgänge des Ventilators 6430; in der Minute 35,7; verdampftes Wasser 460 Liter, verbrauchte Kohlen 180 Pfd. 2. Gemischte Dämpfe. – Dauer des Ganges der Maschine 3 Stunden; Dampfdruck 2,57; Temperatur der vereinigten Dämpfe beim Einströmen in den Cylinder 145°,5 C.; beim Ausströmen aus demselben 102° C.; Zahl der Umdrehungen 6680; in der Minute 37; verdampftes Wasser 520 Liter, verbrauchte Kohlen 140 Pfd. Verfährt man mit diesen Zählen, wie oben geschehen, so findet man, daß, die Arbeit des überhitzten Dampfes für sich gleich 1 angenommen, diejenige der gemischten Dämpfe 1,4427; man hat daher bei Anwendung des Gemisches einen Gewinn von 44 Proc. Uebrigens gibt der Versuch, gegen welchen man nichts einwenden kann, auch den Grund dieses Gewinnes an. Bei Anwendung des überhitzten Dampfes für sich allein beträgt der Unterschied zwischen den Temperaturen des Dampfes beim Ein- und beim Ausströmen in und aus dem Cylinder nur 40°,7, während er sich bei gemischten Dämpfen auf 43,°5 beläuft. In dem letztern Fall verschwindet mehr Wärme, und es wird, als natürliche Folge, mehr Triebkraft entwickelt, wodurch alles erklärt ist. Dasselbe fand bei den oben beschriebenen Versuchen in New-York statt; der Wärmeverlust betrug beim gewöhnlichen Dampf 61° und beim gemischten 79°. Wir wollen noch bemerken, daß die gemischten Dämpfe bei allen Anwendungen, welche man davon machen kann, zum Heizen, Trocknen, zur Verdampfung u.s.w. im Vergleich mit gewöhnlichem Dampf denselben bedeutenden Vortheil gewähren wie bei ihrer Benutzung als Triebkraft. Das mechanische Institut von Maryland hat gefunden, daß man, um eine gegebene Wassermenge zum Sieden zu bringen, indem man den im Kessel erzeugten Dampf hineinleitet, bei Anwendung gewöhnlichen Dampfes von 10,94 Zoll Druck und 106° C. Temperatur, 73 Minuten braucht; bei Anwendung überhitzten Dampfes von demselben Druck und 173° C. Temperatur, 80 Minuten; bei Anwendung der Wethered'schen gemischten Dämpfe von 10 Zoll Druck und 139° C. Temperatur aber nur 43 Minuten.