Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 140, Jahrgang 1856, Nr. , S. 73
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Miscellen. Miscellen. Bericht über die photographisch-chemische Lehranstalt in Jena. Dieses Unternehmen fand bei seiner Bekanntwerdung eine freundliche Aufnahme, wie aus den Berichten einer Anzahl wissenschaftlicher Zeitschriften hervorging. Auch dem engeren Kreis des photographischen Publicums schwanden die anfänglichen Vorurtheile. Das beste Zeugniß von dem wachsenden Vertrauen desselben ist die steigende Frequenz dieses Institutes. Seit seiner Eröffnung am 1. Mai vorigen Jahres haben im Ganzen zwölf ordentliche Mitglieder daran Theil genommen. Der Eintritt fand meist zu verschiedenen Zeiten und auf verschiedene Dauer statt, wie es dem Einzelnen passend war. Im Laufe der Monate Januar, Februar und März sind allein sechs neue Mitglieder eingetreten, und es war nur zu bedauern, daß Unterzeichneter durch eine mehrwöchentliche Krankheit im Januar einige sehr pressante Anmeldungen, die keinen Aufschub möglich machten, ablehnen mußte. Um den vielen Anfragen einigermaßen zu begegnen, mußte es an der Zeit seyn, etwas über die Bestimmung des Honorares zu veröffentlichen. Je nach der Dauer und Vollständigkeit des Unterrichtes beträgt das Honorar 10 bis 50 Rthlr. – Das Erlernen und Einüben einzelner praktischer Methoden, namentlich des jetzt so beliebten Collodium-Verfahrens: 20 bis 25 Rthlr. Besonders empfehlenswerth für die Einübung im Sommersemester ist das Verfahren auf trockenem Collodium zur Aufnahme von Ansichten. Diesem steht würdig zur Seite das Verfahren zu gleichem Zweck auf Albumin und auf trockenem Wachspapier nach Le Gray. Jena, im März 1856. Dr. J. Schnauß. Ueber neue Goldgewinnung-Apparate; von Oscar M. Lieber zu Columbia, Süd-Carolina. Die vielen neuen Entdeckungen von Goldvorkommen und der verhältnißmäßig geringe Fortschritt in den Gewinnungsmethoden dieses Metalles haben viele Leute in den Vereinigten Staaten bewogen, sich damit zu beschäftigen, neue Apparate zu diesem Zwecke zu erfinden. Da aber viele das Erfinden sich zu einem Geschäfte machen und dabei ganz und gar nichts von der Sache verstehen, und bis jetzt leider unser amerikanischer Bergbau fast nur auf der einen Seite aus Raubbau und auf der anderen aus den tollsten Actien-Speculationen besteht, so taugen diese Erfindungen meistens gar nichts. Gewöhnlich gehen sie alle von der Ansicht aus, das Gold müsse durch Amalgamation gewonnen werden, während alle, die sich einigermaßen mit der Goldgewinnung beschäftigt haben, bald eingesehen haben müssen, daß die Amalgamation sehr viele und bedeutende üble Folgen hat. Diese Nachtheile sind: 1) Die Ausgabe im Ankaufe des Quecksilbers und die damit verbundenen Transportkosten sowohl, als auch, obgleich weniger wichtig, die persönlichen Nachtheile bei unvorsichtiger Verdunstung dieses Metalles in freier Luft ohne Condensation, wie es gewöhnlich bei uns geschieht, sowie der Verlust des Quecksilbers dabei. 2) Die Unfähigkeit des Quecksilbers, sich augenblicklich mit allem Golde zu amalgamiren, denn der Contact ist stets nur momentan. 3) Die Unmöglichkeit seiner Vereinigung mit kleinen flachen Goldplättchen, die vom Wasser weggeschwemmt werden. 4) Die Unmöglichkeit, daß es sich mit solchem Golde vereinigen kann, welches von Kiesen bedeckt ist, da eine ordentliche Röstung nie vorgenommen wird. Alle diese Umstände werden ganz von den unwissenden Erfindern dieser Maschinen übersehen. Gewöhnlich sind damit auch derartige Poch- und Zermalmungs-Vorrichtungen angebracht, daß durch Verreibung des Goldes an eisernen Rollen etc. viel verloren geht. Unter allen neuen amerikanischen Erfindungen für die Gewinnung des Goldes ragt nur eine einzige hervor, welche durch ganz neue Principien sich ausgezeichnet hat. Ich spreche von dem Apparat des Hrn. Seymour. Hr. Seymour war viele Jahre in verschiedenen Bergwerksgegenden Europa's und Sibiriens beschäftigt, und als er nach Amerika kam, konnte er seine Erfahrungen in Benutzung ziehen. Der Siebproceß mag auf die russische Siebmaschine weisen.Siehe Zerrenner's Gold-, Platin- und Diamanten-Waschen Der Apparat besteht aus einem Cylinder, dessen oberer Theil in eine Esse mündet und woran außen ein Blasebalg befestigt ist, der einen starken aber stoßenden Luftstrom ins Innere leitet. Der obere Theil des Cylinders kann auf kleinen Schienen, zur Einsicht, verschoben werden. Hinten am Cylinder wird auf einer schiefen Ebene der Goldsand, zerpochtes Erz etc. eingeworfen. Der Cylinder enthält Siebe, die oben grob, unten feiner sind. Auf dem untersten, feinsten Siebe liegt sein Regulator, wie er es nennt – eine Substanz, die ein specifisches Gewicht zwischen den beiden zu trennenden Mineralkörpern hat, also wenn Gold und Quarz zu scheiden sind – Blei. Er legt also den allerfeinsten Schrot auf das unterste Sieb und dieser muß so seyn, daß ein jegliches Schrotkorn ein Löchelchen in dem Siebe ausfüllt. Der Grund, daß er Luft, statt Wasser, gebraucht, liegt in dem geringeren specifischen Gewichte der ersteren, und darin, daß folglich kein Mittel existirt, wodurch das Gold leicht weggetragen werden kann. Zwei ganz neue Ideen sind hier also benutzt worden. Die Scheidung durch ein Medium von mittlerer Schwere und der Gebrauch der Luft statt des Wassers. Wird nun der Goldsand eingegeben und das Gebläse in Arbeit gesetzt, so werden erstens die Theile sich nach dem Sieben vertheilen, das Gold, schwerer als das Blei, wird unter dieses durchfallen und sich in einer dort angebrachten Schublade sammeln, indem Sand nur in einzelnen, leicht nachher mit dem Munde wegzublasenden Körnern mitgeht, während der feinste Staub mit der Luft durch die hohe Esse abgeht, mit einem Getöse, das uns an eine Hochdruck-Dampfmaschine erinnert. – Es möchte nöthig seyn die gröberen Stücke Quarz nachher noch ein Mal zu pochen und wieder durchgehen zu lassen. Hr Seymour sagte mir, er habe eine Unze Gold mit vielem Sande gemengt und alles wieder erhalten; auch habe er einen Golddollar zerschnitten und gleiches Resultat erhalten. Besonders ist dieser Apparat dort wohl anwendbar, wo goldhaltige Sandlager in Flußbetten existiren oder wo alte verwaschene, aber ihrer verwitterten Kiese wegen noch goldreiche Haldensände zu finden sind, welches letztere in unseren südlichen Staaten sehr oft der Fall ist. Beim Gebrauche der Luft müssen die Sande natürlich trocken seyn. Da aber der Blasebalg aus Kautschuk besteht, so kann auch, obgleich es nicht vortheilhaft. Wasser angewendet werden. (Berg- und hüttenmännische Zeitung, 1855, Nr. 47.) Einfluß der Temperatur beim Schmelzen des Reichbleies auf die Vertheilung des Silbers. In diesem Betreff hat Hr. Franz Markus sorgfältige Untersuchungen angestellt und in der Oesterreichischen Zeitschrift für Berg- und Hüttenwesen, 1856. Nr. 13 mitgetheilt. Aus Allem ergibt sich, daß die Vertheilung des Silbers im Reichbleie im Saigertiegel von der Temperatur des Bleies in selbem abhängt Diese ist wieder durch die beim Saigerprocesse selbst angewendete Wärmemenge bedingt, so wie von der Zeitdauer, während welcher das Blei im Tiegel bleibt. Da unter so schwierigen Umständen zunächst der ganze Erfolg der weiteren Untersuchung von der Richtigkeit der Verjüngung abhängt, so wendet Hr. Markus nunmehr folgendes Verfahren an. Von dem flüssigern Bleie im Saigertiegel wird beim Ausschöpfen aus jedem Löffel, abwechselnd oben, mitten und unten, eine kleine, immer gleiche Menge in einen Inguß gegossen. Diese Gußproben werden in einem Graphittiegel bei jener Temperatur, die nöthig ist, um alle Silberverbindungen gleichmäßig zu lösen, eingeschmolzen. Nach genügendem Mengen wird hievon mit einem kleinen mit Thon überzogenen Löffel eine Durchschnitts-Schöpfprobe genommen und der Rest des geschmolzenen Bleies auf der Granulirtafel zerkleinert. Die Schöpfprobe wird gewogen und ganz abgetrieben. Zur Controle wird außerdem von der Granulirprobe – nach Maaßgabe des Silberhaltes im Reichbleie – ein Quantum von 4 bis 20 Probircentnern eingewogen und ebenfalls abgetrieben. Die von beiden Proben erhaltenen und berechneten Körner sollen übereinstimmend genau den wirklichen Silbergehalt in 100 Pfunden angeben. Verfahren zum Versilbern des Glases; von L. Hill. L. Hill zu Westhill, im Staate New-York, Nordamerika, ließ sich am 14. Mai 1855 folgendes Verfahren zum Versilbern des Glases (mit reinem Silber vermittelst Anwendung des Kautschuks) für England patentiren. Das Glas wird mit der Silberlösung in einem Kautschukgefäß, welches seiner Größe und Gestalt entspricht, behandelt. Soll z.B. eine Glastafel versilbert werden, so verwendet man einen Rahmen von Holz, der so breit ist, daß ein Rand von zwei Zoll um das ganze Glas herum bleibt; diesen Rahmen bekleidet man innerlich mit einer Kautschukplatte, so daß sie einen ebenen Boden bildet und an den Seiten bis an den ganzen obern Rand des Rahmens hinaufreicht, über welchen sie umgeboben wird, wobei man sie an den Ecken darüber faltet, ohne diese abzuschneiden; man spannt dann ein Stück Baumwollenzeug äußerlich über den Kautschukboden und über die Seiten des Rahmens. Nun werden auf dem Rahmen zwei Leisten befestigt, je eine gerade über jedem Ende der Glastafel, welche Leisten mit Schwanzschrauben versehen sind, die bis auf die Ecken des Glases hinabreichen, um das Glas auf der Kautschukplatte festzuhalten. Das Glas muß vollkommen gereinigt seyn, bevor man es in das Kautschukkästchen legt, und sich in demselben unter Wasser befinden, bis es an seiner Stelle befestigt ist; dann gießt man das Wasser ab, und die Silberlösung auf das Glas. Das Kautschukkästchen wird hierauf in ein auf 80° Reaumur erhitztes Wasserbad gestellt und in demselben ihm fortwährend eine schaukelnde Bewegung ertheilt, bis das Glas versilbert ist, was in 10 bis 15 Minuten der Fall seyn wird; alsdann wascht man das Glas vollständig in kaltem Wasser und läßt es aufrecht stehend trocknen. Endlich wird das Glas mit einem das Silber schützenden Firniß überzogen, damit man es ohne Benachtheiligung der Versilberung anfassen und handhaben kann Der beste Ueberzug zu diesem Zweck ist eine Auflösung von Dammarharz in Schwefeläther, von solcher Consistenz, daß sie rasch und eben über die Silberfläche fließt. Versilberungsflüssigkeit. – Zur Darstellung derselben bereitet man zuerst salpetersaures Silberoxyd-Ammoniak, indem man 1 Unze reines salpetersaures Silber in 2 Unzen Wasser auflöst und der Lösung so lange wässeriges Ammoniak beimischt, bis der zuerst entstandene Niederschlag wieder aufgelöst ist, wobei man einen Ueberschuß von Ammoniak vermeiden muß; dann setzt man 20 bis 30 Gran salpetersaures Silber zu, nämlich so viel als erforderlich ist um einen schwachen Theergeruch hervorzubringen. Dieser Geruch ist ein sicheres Kennzeichen, daß die Flüssigkeit in einem zur Versilberung geeigneten Zustande ist. Dieselbe wird nun mit 62 Unzen Wasser versetzt, worin 5 Gran Mannit, 1. Drachme concentrirter Schwefeläther und 1 Unze sogenannter „gesäuerter Zucker“ aufgelöst worden sind. – Um den „gesäuerten Zucker“ zu bereiten, löst man 5 Pfd. des besten raffinirten Zuckers in 8 Pfd. Wasser auf und läßt in diese Flüssigkeit den eilften Theil ihres Volumens chemisch reiner Schwefelsäure in einem dünnen Strome laufen, indem man sie sorgfältig umrührt; dann bringt man die Lösung in eine Porzellanschale und erwärmt sie unter beständigem Umrühren mit einem Glasstabe so, daß sie in 15 bis 20 Minuten die Temperatur von 55° Reaumur (156° F.) erreicht; hierauf schüttet man die Lösung in ein weites irdenes Gefäß und versetzt sie mit gepulverter Kreide, bis alle Säure neutralisirt ist, so daß die Flüssigkeit das Lackmuspapier nicht mehr röthet. Dann seiht man die Flüssigkeit durch einen Sack von dickem Baumwollenzeug, dampft sie zu einem dünnen Syrup ab und filtrirt sie hierauf wiederholt durch frisch gebrannte Knochenkohle, alsdann dampft man sie zu einem dicken Syrup ab und läßt sie abkühlen In diesem Zustande ist sie aber zu dem beabsichtigten Zweck noch nicht brauchbar, sondern man muß sie jetzt so lange umrühren oder bearbeiten, bis sie sehr hell gefärbt wird, wo sie dann stets gute Resultate liefert. (Repertory of Patent-Inventions, März 1856, S. 231.) Ueber die mangansauren und übermangansauren Salze; von P. Thenard. Hr. Paul Thenard (der Sohn des berühmten Chemikers) hat Untersuchungen über die Oxyde und Säuren des Mangans, die mangansauren und übermangansauren Salze angestellt; wir müssen uns darauf beschranken die Folgerungen mitzutheilen, welche er aus seinen Versuchen zieht: „Daß sich die Auflösungen der mangansauren Salze in übermangansaure verwandeln, ist in zahlreichen Fällen bloß der Gegenwart von freiem Mangansuperoxyd zuzuschreiben, welches sich in der Auflösung selbst bilden kann. Andere pulverförmige und hoch oxydirte Körper besitzen dieselbe Eigenschaft, obgleich in geringerem Grade. Die Umwandlung des übermangansauren Kalis in mangansaures, bei Gegenwart einer Kalilösung, erfolgt durch fünf verschiedene Ursachen: 1) unter dem Einfluß der organischen Substanzen welche das Kali gewöhnlich enthält, und die als reducirende Stoffe wirken; 2) durch eine Erhöhung der Temperatur über 130° C. in sehr concentrirten Lösungen; es entwickelt sich dann 1 Aequiv. Sauerstoff; 3) unter dem Einfluß des Mangansuperoxyds, welches als desoxydirender Körper wirkt und sich so in Mangansäure, dann in mangansaures Salz umwandelt; 4) unter dem Einfluß des Mangansuperoxyds, welches (indem es sich unvollständig oxydirt, und bisweilen gar nicht, falls es sehr cohärent ist) durch seine bloße Gegenwart die Abscheidung von 1 Aequiv. Sauerstoff veranlaßt: die zwei vorhergehenden Wirkungen finden gewöhnlich gleichzeitig statt; 5) unter dem Einfluß und durch die bloße Gegenwart hoch oxydirter Körper, jedoch mit geringerer Intensität. Setzt man das übermangansaure Kali einer andauernden Wärme von 240° C. aus, so zersetzt es sich in mangansaures Kali und Mangansuperoxyd, welche als Rückstand verbleiben, während sich Sauerstoff entbindet. Befeuchtet man diesen Rückstand mit Wasser, so entwickelt er in der Kälte mit Aufbrausen Sauerstoffgas. Die wasserfreie übermangansaure ist ein dunkel olivengrüner Körper, von ähnlichem Geruch wie gewisse Chlorverbindungen und der active Sauerstoff. Zwischen 30 und 40°C. zersetzt sie sich mit Explosion in Mangansuperoxyd und Sauerstoff. Sie zersetzt sich auch in der Kälte in Berührung mit Silberoxyd, Quecksilberoxyd und besonders mit Mangansuperoxyd in ähnlicher Weise wie das oxydirte Wasser.“ (Comptes rendus, Februar 1856, Nr. 8.) Ueber das in Paris käufliche Aluminium. Hr. Dr. Heeren hat bekanntlich in einem zu Paris gekauften Aluminium den bedeutenden Eisengehalt von 4,6 Proc. gefunden (polytechn. Journal Bd. CXXXIX S. 207). Prof. Salvetat fand in einem von Hrn. Deville selbst dargestellten Aluminium bei der Analyse: Silicium     2,87 Eisen     2,40 Kupfer     6,38 Blei Spuren Aluminium (durch Differenz bestimmt)       88,35 –––––– 100,00. (Annales de Chimie et de Physique, März 1856, S. 265.) Ueber Permanent-Weiß; von S. Gombertz in Köln. Schwefelsaurer Baryt, als Farbe, unter dem Namen Blanc-fix, Permanent-Weiß wird in Berlin, Schweinfurt. Mannheim, Mainz, Köln und verschiedenen anderen Orten des Zollvereins fabricirt und findet das Fabricat als Wasserfarbe bei Tapeten-, Buntpapier-, Kartenfabrikanten u.s.w. täglich größere Aufnahme. Das blendende Schneeweiß dieser Farbe ist durch kein anderes Ingredienz zu ersetzen; es ist indifferent gegen jede Einwirkung der Luft, Sonne und Temperatur, wird nicht gedunkelt durch Einfluß von Schwefelwasserstoff oder andere Gase, und hat in mehreren Schichten dünn mit Leimlösung aufgetragen, eine Deckkraft, welche der des reinsten Kremserweißes am nächsten steht. Bei über 50 Procent niedrigeren Erstehungskosten, und bei dem geringeren specifischen Gewichte ist, bei Anwendung desselben, der Preis kaum ein Drittel gegen den des Bleiweißes. Dem Tapetenfabrikanten bietet dieses Weiß den wesentlichen Vortheil. daß es sowohl mit, als ohne Glanzpräparat oder Talk, – durch die Bürste – einen sonst unerreichbaren Satinglanz annimmt, welcher der Feuchtigkeit widersteht. Blendend weiße Satintapeten, zu erstaunlich billigen Preisen, welche jetzt im Handel vorkommen, sind mit dieser Farbe gestrichen. – Zu Farbenmischungen endlich ist sie eben so sehr durch ihre Neutralität und Unzersetzbarkeit geeignet, als durch ihre besondere Eigenschaft, die Primitiv-Farbentöne durchaus unverändert zu lassen. Mit lebhaft rothem Lack versetzt, gibt sie das schönste Rosa, – mit Berlinerblau das lebhafteste Hellblau. Jeder, der sonst mit Farbenmischungen sich beschäftigt, kennt die Schwierigkeit, lebhaft hellrosa und blaue Töne zu erzielen. Dieses Barytweiß wird theils aus Schwerspath selbst gewonnen, welcher als Mineral vielfältig in Deutschland, namentlich in Bayern bricht, indem man denselben fein gepulvert durch Kohle zu Schwefelbaryum reducirt, dieses durch Salzsäure in Chlorbaryum und Schwefelwasserstoff zersetzt, und aus der Lösung des Chlorbaryums durch verdünnte Schwefelsäure, oder durch ein schwefelsaures, in Wasser gelöstes Salz, etwa Glaubersalz, das fragliche Barytweiß fällt, – theils aus Witherit (natürlichem kohlensauren Baryt. gefertigt, welcher bis jetzt nur aus England bezogen wurde, in welchem Falle das zerkleinerte Mineral gleich direct durch verdünnte Salzsäure in Chlorbaryum umgewandelt und dann wie vorher verfahren wird. Die Fabrikation des Blank-fix aus letzterem Mineral berechnet sich theuerer als die aus ersterem, wenn gleich diese im Ganzen einfacher ist, und wird auch wirklich die Farbe, aus Witherit gewonnen, höher im Preise gehalten. Sie besitzt hierfür aber auch gegen die andere wesentliche Vorzüge. Sie ist schöner glänzender weiß, – bedarf weniger Leimung, und ist und bleibt durchaus säurefrei, – während der aus Schwerspath gewonnene Farbstoff stets säurehaltig ist, beim Stehen noch Säure entwickelt, und hierdurch das Bindemittel zersetzt. Theoretisch haben wir in beiden Produkten chemisch reinen schwefelsauren Baryt, einen durchaus neutralen Körper. Untersucht man indeß das aus Schwerspath gewonnene Blanc-fix, so findet man stets noch in 100 Gewichtstheilen 1/4 bis 1 Procent feinst vertheilten reinen Schwefel darin enthalten, welcher bei der Fällung des Weißes zugleich mit niederschlägt und wohl eine Folge von theilweise höheren Schwefelungsstufen des Schwefelbaryums ist oder auch von zersetztem Schwefelwasserstoffgas herrühren dürfte. Diese Beimischung von Schwefel, welcher in seinem fein zertheilten Zustande in gegenwärtigem Falle durch die Luft leicht schweflige Säure, eventuel Schwefelsäure bildet, macht das Fabricat stets säurehaltig, und bildet sich Säure so lange stets von neuem, ungeachtet der fleißigsten Aussüßungen, – als noch Schwefel ungebunden darin enthalten ist. In England, Frankreich und Amerika wird Blanc-fix aus Witherit gefertigt, und in Deutschland, aus demselben Material, meines Wissens nur allein in Köln. – Das hiesige Fabricat, wenn gleich höher im Preise, verdient gegen viele andere den Vorzug. Es ist blendend weiß, säurefrei, und enthält nur eben so viel Wasser, als nöthig ist, dasselbe später mit größerem Wasserzusatz leicht verdünnen zu können. Der Preis desselben wird hierdurch auch wieder gegen andere Fabricate, welche gewöhnlich mehr Wasser enthalten, in etwas ermäßigt. Ein gewisser Grad der Entwässerung darf bei dem Weiß nicht überschritten werden; es mischt sich dann schwierig wieder mit Wasser und verliert sowohl an Deckkraft, als an Feinheit. – Sobald beim ruhigen Stehen Risse in der klebrigen teigartigen Masse entstehen, ist der äußerste Grad der Entwässerung überschritten und es muß sofort neues Wasser zugeknetet werden. Das Blanc-fix wird gewiß mit der Zeit eine noch größere Anwendung finden, wenn erst die Vorzüge desselben gehörig erkannt und gewürdigt sind. In der Papierfabrication zur Färbung des gebleichten Stoffes, – für Anstreicher, Zimmermaler, Stuccaturarbeiter u.s.w. ist es ein schätzbares, noch wenig gekanntes Material. So z.B. auf glatter Kalk- oder Gypswand, mit leichter Leimung, einige Mal dünn aufgetragen, alsdann mit einer dichten Bürste oder einem Leinenballen abgerieben, entsteht eine haltbare, brillante Glanzfläche in schneeweißer Farbe, welche mit jedem Lackanstriche auf Holz concurriren kann. Ein neues Product, welchen reellen Werth und welche Vorzüge es auch besitze, hat größtentheils vorab die Concurrenz mit dem Alterthümlichen, Gewohnten zu bestehen, – es hat Vorurtheile zu überwinden; – sind aber die Vorzüge einmal erkannt und erprobt, so bleiben Anerkennung und Verbrauch nicht aus; und so steht zu erwarten, daß auch Blanc-fix, im säurefreien reinen Zustande, eine der beliebtesten und angewendetsten weißen Wasserfarben werde. (Monatsschr. d. Gewerbev. zu Köln. 1856, S. 34.) Verfahren zur Darstellung der Ameisensäure; von Hrn. Berthelot. Die Oxalsäure zersetzt sich bekanntlich beim Erhitzen in Kohlensäure, Wasser und Kohlenoxyd (CH²O = C²O⁴ + C²O² + H²O²). Da im Augenblicke dieser Zersetzung das Wasser und Kohlenoxyd im status nascens mit einander in Berührung sind, so genügt die Dazwischenkunft des Glycerins, um diese beiden Körper zu verbinden und unmittelbar die Ameisensäure (C²H²O⁴ zu erhalten. Man verfährt folgendermaßen: In eine Retorte von 2 Liter Inhalt gibt man 1 Kilogr. käufliche Oxalsäure, 1 Kilogr. syrupartiges Glycerin und 100 bis 200 Gramme Wasser: nachdem man die Retorte mit einer Vorlage verbunden hat, erhitzt man sie sehr gelinde, die Temperatur darf nämlich 100° C. nur wenig überschreiten. Es tritt bald ein lebhaftes Aufbrausen ein, indem sich reine Kohlensäure entwickelt. Nach Verlauf von 12 bis 15 Stunden ist alle Oxalsäure zersetzt, die Hälfte ihres Kohlenstoffs und ihres Sauerstoffs haben sich als kohlensaures Gas entbunden; eine kleine Menge mit Ameisensäure geschwängerten Wassers ist überdestillirt und in der Retorte bleibt das Glycerin, in welchem fast alle Ameisensäure aufgelöst ist. Um die Ameisensäure von dem Glycerin abzusondern, gießt man in die Retorte einen halben Liter Wasser und destillirt; man ergänzt das Wasser in dem Maaße als es überdestillirt, und setzt die Operation fort, bis man 6 bis 7 Liter destillirte Flüssigkeit gesammelt hat. Alsdann ist fast alle Ameisensäure mit dem Wasser verflüchtigt, und das Glycerin bleibt allein in der Retorte. Man kann es anwenden um ein zweites Kilogramm Oxalsäure zu zersetzen, dann ein drittes etc. Drei Kilogr. käufliche Oxalsäure lieferten nach diesem Verfahren 1 Kilogr. und 50 Gramme Ameisensäure. Nach der Theorie hätte man 1 Kilogr. und 90 Grm. erhalten müssen; der Unterschied zwischen dem erhaltenen und dem berechneten Resultat ist daher so gering als möglich, und erklärt sich überdieß durch die in der käuflichen Oxalsäure enthaltenen Unreinigkeiten (100 Theile der angewandten Säure hinterließen 2,7 Theile fixen Rückstand). Mittelst des beschriebenen Verfahrens lassen sich ohne Schwierigkeit beliebige Quantitäten von Ameisensäure darstellen und dasselbe erfordert fast keine Ueberwachung. Wesentlich ist es, daß man die Zersetzung der Oxalsäure nicht übertreibt, denn wenn die Temperatur übermäßig gesteigert würde, so könnte sich die bereits gebildete Ameisensäure wieder in Kohlenoxyd und Wasser zersetzen. – Die so bereitete Ameisensäure ist sehr rein und ganz frei von Oxalsäure; mit kohlensaurem Kalk, Baryt oder Bleioxyd gesättigt, liefert sie schon bei der ersten Krystallisation reine ameisensaure Salze dieser Basen. (Comptes rendus, März 1856, Nr. 9.) Ein Pulver zum Vorzeichnen von Stickmustern auf schwarzem Grund. Dieses, von den Fabriken von Stickereien aus Paris ziemlich theuer bezogene Pulver wurde auf seine Zusammensetzung geprüft und aus 1/3 eines harzigen Stoffes und 2/3 aus Bleiweiß bestehend erkannt, Ein Versuch der Nachbildung desselben lieferte ein vollkommen entsprechendes Präparat. Man nehme zu dem Ende 1 Theil möglichst fein gedeuteltes Colophoniumpulver, 1 Theil eben so feines Copalpulver und 4 Theile sehr feines Bleiweiß und menge das Ganze innig. Da die Gebrauchsart des Pulvers darin besteht, daß das die Zeichnung als Reihen feiner Löcher enthaltende Papier auf den schwarzen Seidenuntergrund gelegt wird und gleichsam wie ein Sieb das darüber gebeutelte Pulver durchfallen läßt, welches nachher durch Erwärmung befestigt wird, so können Abweichungen von obiger Vorschrift in verschiedener Absicht zulässig werden. Mehr Colophonium gegen Copal macht es bei geringerer, mehr Copal gegen Colophonium bei höherer Erwärmung kleben. Die Zunahme des Harzes gegen das Bleiweiß liefert fester haftende, dagegen weniger deutliche Zeichnung, und umgekehrt. (Schweizerische polytechn. Zeitschrift Bd. I S. 14.) Ueber die Vertilgung des Geruchs von gekochtem Stockfisch. Wie unangenehm, wie widerlich ist nicht der Geruch, der alle Räume jedes Hauses durchdringt, in welchem Stockfisch gekocht wird, und noch die Luft des Speisezimmers erfüllt! Und doch ist nichts leichter, als diesen Geruch, ohne alle Kosten, gänzlich zu vermeiden. Man darf zu dem Ende bloß frisch ausgeglühte Holzkohlen, von welchen man die Asche abgesiebt oder weggeblasen hat. in das Wasser bringen, mit welchem der Stockfisch oder Laberdan beigesetzt wird. Man kann die Kohlen, etwa eine Hand voll auf so viel Stockfisch, als für eine Familie gewöhnlich gekocht zu werden pflegt, unmittelbar aus dem Feuer nehmen und noch glühend in das Wasser werfen nur muß man darauf sehen, daß sie nicht mehr mit Flammen brennen. Da die Kohlen auf dem Wasser schwimmen, so lassen sie sich vor dem Anrichten leicht mit dem Schaumlöffel wegnehmen. (Das Neueste und Nützlichste für Haus- und Landwirthschaft, 1856. S. 54.) Ueber die officinellen und technisch wichtigen Pflanzen unserer Gärten. Unter diesem Titel erscheint eine kleine Schrift von Hrn. Professor Goeppert zu Breslau, über deren Inhalt derselbe in der Sitzung der schlesichen Gesellschaft für vaterländische Cultur vom 12. März d. J. Folgendes sprach: „Eine möglichst vollständige Sammlung von Pflanzen, die zu irgend einem Zweck benutzt werden, ist nicht bloß von botanischem, sondern auch von culturhistorischem Interesse. Die Angaben dieser Art vermehren die Liebe zu den schönen Bürgern der Pflanzenwelt und gewähren zugleich einen tiefen Blick in die inneren Verhältnisse der Völker, denen sie zu irgend einem Gebrauch dienen. Wir sehen, wie verschiedene Pflanzenarten einer und derselben Gattung oder Familie in den entlegensten Gegenden der Erde, also bei Völkern der mannichfaltigsten Culturstufen, ihrer verwandten chemischen Beschaffenheit wegen zu gleichen medicinischen oder technischen Zwecken benutzt werden.Cichoraceen, mehr oder minder ähnlich unserem Salat, werden in ganz Europa, von Lappland bis Italien, in Asien und Nordamerika, deßgleichen Distelköpfe und Disteln der verschiedensten Art in denselben Gegenden als Salat oder Gemüse benutzt etc. Wir erhalten dadurch neue Bestätigung dieses von der Wissenschaft längst anerkannten Satzes, zugleich aber mannichfaltige Winke über die Verwendung vieler bisher unbenutzt gebliebenen Gewächse, wodurch auch in praktischer Beziehung wichtige Gesichtspunkte eröffnet werden. Die Zahl solcher in europäischen Gärten cultivirten Arten dürfte sich, so viel ich es gegenwärtig von meinem freilich, wie ich nicht läugnen mag, nur beschränkten Standpunkt aus etwa schätzen kann, nicht über 2400–2500 belaufen, von denen ich bis jetzt im hiesigen botanischen Garten 2200 zusammengebracht habe, die in der besagten Schrift mit noch andern in unserm Garten nicht vorhandenen, in Summa 2300 Arten, in systematischer Ordnung mit kurzer Angabe der Benutzung und des Vaterlandes aufgeführt werden. Wie hoch sich die Menge sämmtlicher auf der ganzen Erde benutzten Vegetabilien beläuft, wage ich kaum annäherungsweise zu schätzen, obschon ich diese Richtung seit langen Jahren mit Aufmerksamkeit verfolgt habe. Vielleicht ist sie geringer als man glaubt. Nach einer vorläufigen Schätzung, die wegen des häufig doppelten und mannichfaltigen Gebrauchs der einen oder der anderen Pflanze nur annäherungsweise möglich ist, dienen von jenen 2300 Pflanzen die bei weitem größte Menge (an 1140) zu verschiedenen medicinischen Zwecken etc., 283 liefern eßbare Früchte und Samen; 117 Gemüse; 100 eßbare Wurzeln, Knollen und Zwiebeln; 40 Getreidearten; an 20 geben Sago; etwa eben so viel Zucker und Honig; 6 Wein; 30 fette Oele; also dienen mit Ausschluß der zahllosen Varietäten der Culturpflanzen an 600 wirkliche Pflanzenarten zur Nahrung, 8 Arten liefern Wachs; 76 Farbestoffe, 16 Salz (Natron-Salze etc.), 40 werden als Futtergewächse cultivirt und etwa 200 werden zu verschiedenen technischen und gewerblichen Zwecken benutzt. Letztere Rubrik, welche unter andern die verschiedenen Bau- und Brennmaterialien in sich schließt, wird selbstverständlich stets an einer gewissen Unbestimmtheit leiden, wie auch die der Futterpflanzen, wenn man sie nicht, wie dieß von mir eben geschehen ist, auf die Zahl der zu diesem Zwecke wirklich cultivirten Arten beschränkt. Giftige Pflanzen (d.h. eben solche, deren schädliche Wirkung wir aus Erfahrungen kennen, nicht etwa solche, deren Giftigkeit wegen ihrer natürlichen Verwandtschaft sich erwarten läßt) cultiviren wir an 250. unter ihnen nur etwa 66 narkotische oder zum geringeren Theil narkotisch scharfe; die übrigen gehören zu den scharfen giftigen Pflanzen, die unbedingt überhaupt in überwiegender Zahl auf der Erde vorhanden sind. Ich glaube, daß eine gedrängte, nur wenige Bogen umfassende Zusammenstellung dieser Arten, wie wir selbe zur Zeit noch nicht besitzen, nicht bloß für Botaniker und Handelsgärtner, sondern auch für jeden Pflanzenfreund nicht ohne Interesse seyn dürfte. Vielleicht gelingt es hierdurch, dieser Richtung mehr Neigung zuzuwenden, insbesondere bei Reisenden und Handelsgärtnern, damit Pflanzen, deren Producte wir schon so lange benutzen, häufiger in unsere Gärten kommen, als dieß bisher der Fall war, wo viele von ihnen entweder zu den größten Seltenheiten gehören oder auch wohl noch nie in Europa lebend gesehen wurden, was um so mehr zu bedauern ist, da so viele unter ihnen auch zu den wahren Schmuckpflanzen gehören. Aus allen Gegenden der Erde werden Rhododendren herbeigeholt, aus Californien, Sikkim, Bhotan und Assam, aber das für die Medicin allein wichtige und sehr zierliche Rhododendron chrysanthum sucht man vergebens in den Katalogen. Beispiele dieser Art ließen sich leicht noch mehr anführen.“