Titel: Neue Mordants für Kattundruckereien; von Emil Kopp, Chemiker zu Accrington in Lancashire.
Fundstelle: Band 141, Jahrgang 1856, Nr. XII., S. 64
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XII. Neue Mordants für Kattundruckereien; von Emil Kopp, Chemiker zu Accrington in Lancashire. Patentirt in England am 10. Juli 1855. Aus dem Repertory of Patent-Inventions, Mai 1856, S. 406. Kopp's neue Mordants für Kattundruckereien. 1. Bereitung der Mordants mit unterschwefligsauren Alkalien anstatt essigsauren. Unterschwefligsaure Thonerde. – Um diesen Mordant zu bereiten, zersetze ich 41 Pfd. gewöhnliche schwefelsaure Thonerde oder 60 Pfd. Alaun mit 48 Pfd. krystallisirtem unterschwefligsaurem Kalk, wobei sich schwefelsaurer Kalk als Niederschlag ausscheidet. Ein Kochen der Mischung muß vermieden werden, weil sich dabei die gebildete unterschwefligsaure Thonerde unter Entwickelung von schwefliger Säure zersetzen würde. Man kann diesen Mordant auch auf die Art darstellen, daß man eine Auflösung von 60 Pfd. Alaun oder von 41 Pfd. schwefelsaurer Thonerde mit 46 Pfd. krystallisirtem unterschwefligsaurem Natron (oder 30 Pfd. dieses Salzes in vollkommen entwässertem Zustande) versetzt. In vielen Fällen ist die reine unterschwefligsaure Thonerde, welche man nach vorstehenden Vorschriften erhält, gerade so wie die reine essigsaure Thonerde, kein guter Mordant. Für solche Fälle bereite ich auf folgende Weise einen guten und wohlfeilen Thonerdemordant: Eine heiße Lösung von Alaun oder schwefelsaurer Thonerde wird mit so viel einer klaren alkalischen Lösung von Chlorcalcium (dadurch erhalten, daß in einer Lösung von Chlorcalcium so viel als möglich Kalk aufgelöst wurde) vermischt, daß nur 2/3 oder 3/4 des Thonerdesalzes zersetzt werden. Nach dem Erkalten wird die Mischung filtrirt und der aus schwefelsaurem Kalk bestehende Niederschlag ausgepreßt. Die klare Flüssigkeit, welche basische salzsaure Thonerde enthält, kann nun wie gewöhnlich mit Gummi, Stärke oder Weizenmehl verdickt werden. Nachdem die verdickte Pasta sich bis auf 26° Reaumur abgekühlt hat, fügt man unterschwefligsaures Natron in solcher Menge hinzu, daß das darin enthaltene Natron die mit der Thonerde verbundene Salzsäure und Schwefelsäure nur zu 2/3 oder 3/4 sättigen kann. Die gut umgerührte Mischung ist nun zum Druck verwendbar. Sie läßt sich in einem bedeckten Gefäße einige Tage lang aufbewahren, ohne an Gehalt zu verlieren; nach einer gewissen Zeit nimmt sie ein milchiges Ansehen an und riecht ein wenig nach schwefliger Säure. Die Vortheile dieses Mordant sind seine Wohlfeilheit und die Schnelligkeit mit welcher die Thonerde sich daraus auf der Faser fixirt; er besitzt die besondere Eigenthümlichkeit, die Fixirung von Eisenbeizen so lange zu verhindern, als noch unzersetzte unterschwefligsaure Thonerde auf den Fasern zurückbleibt. Unterschwefligsaures Chromoxyd. – Dieser Mordant wird in ähnlicher Weise wie der vorhergehende mit schwefelsaurem Chromoxyd oder mit Chromalaun dargestellt. Er ist viel weniger beständig als die unterschwefligsaure Thonerde und muß daher bald nach seiner Bereitung verbraucht werden. Nachdem dieser Mordant aufgedruckt ist, wird das Chromoxyd durch das Trocknen der Zeuge vollkommen befestigt, daher es nicht nöthig ist dieselben durch ein Alkali zu Passiren. Jedes Erhitzen dieses Mordant vor dem Aufdrucken muß sorgfältig vermieden werden; wenn es daher erforderlich ist ihn mit Stärke zu verdicken, so muß dieses mit dem schwefelsauren Chromoxyd oder Chromalaun vor dem Zusetzen des unterschwefligsauren Natrons geschehen. Unterschwefligsaures Eisenoxydul. – Da die Eisenoxydsalze durch die unterschwefligsauren Salze sogleich reducirt werden, so existirt bloß das unterschwefligsaure Eisenoxydul. Wegen dieser reducirenden Wirkung kann man die unterschwefligsauren Salze anwenden, um das Eisenoxyd auf der Faser in Oxydul zu verwandeln, wozu man bisher meistens Zinnsalz benutzte. – Um das unterschwefligsaure Eisenoxydul darzustellen, zersetze ich Eisenvitriol mit seinem gleichen Gewicht krystallisirtem unterschwefligsaurem Kalk; oder ich vermische bloß Eisenvitriollösung mit unterschwefligsaurem Natron. Das unterschwefligsaure Eisenoxydul wird gerade so wie das essigsaure Eisen angewendet. Wenn man diesen Mordant in Verbindung mit Thonerdemordant benutzt, um mittelst Krapp oder Garancin, Schokolatefarben zu erzeugen, so muß man die mit dem gemischten Mordant gebeizten oder bedruckten Zeuge lange genug (24 bis 36 Stunden) an der Luft hängen lassen, weil das Eisenoxydul erst dann in Oxyd verwandelt und fixirt wird, nachdem sich sämmtliche Thonerde mit der Faser verbunden hat. Unterschwefligsaures Zinn. – Um diesen Mordant zu bereiten, versetze ich eine kalte (nöthigenfalls verdickte) Lösung von Zinnchlorür oder Zinnchlorid mit so viel unterschwefligsaurem Natron oder Kalk, daß das Zinnsalz dadurch zum dritten Theil oder zur Hälfte zersetzt wird. Dieser Mordant darf vor seinem Auftragen auf die Zeuge nicht erwärmt werden, weil das unterschwefligsaure Zinn sich in der Wärme sehr leicht zersetzt. Aus demselben Grunde darf man die mit diesem Zinnmordant gebeizten oder bedruckten Zeuge nicht schnell oder zu stark trocknen. Da sich das unterschwefligsaure Zinn nach und nach von selbst zersetzt, so versetzt man die Zinnsalze mit dem unterschwefligsauren Alkali erst kurze Zeit vor der Verwendung des Mordant. Die beschriebenen Mordants lassen sich auf den Zeugen durch bloßes Trocknen derselben fixiren; nachher werden die Zeuge wie gewöhnlich im Kuhmistbade u.s.w. behandelt. 2. Ersetzung der essigsauren Mordants durch Mordants welche Arsensäure oder Phosphorsäure mit den betreffenden Basen enthalten. Um diese Mordants zu erhalten, schlägt man die Auflösung eines Salzes von Zink, Mangan, Eisen, Thonerde, Chromoxyd, Kupfer oder Zinn mit arsensaurem oder phosphorsaurem Natron (welches nöthigenfalls alkalisch gemacht wurde) nieder, und löst den Niederschlag nach dem Auswaschen entweder in einer Säure (am besten einer Mischung von 4 Theilen starker Salzsäure und 1 Theil Salpetersäure) oder in Ammoniak, caustischem Kali oder Natron, mittelst gelinder Wärme auf. Das Verdicken der so erhaltenen Mordants geschieht, wenn sie ammoniakalisch sind, am besten mit Gummi, wenn sie hingegen Kali oder Natron enthalten, mit Leiocome. Die sauren Mordants kann man mit denselben Stoffen, oder mit Stärke oder Mehl verdicken; in letzterm Falle kocht man die Stärke oder das Mehl mit Wasser, läßt wieder fast kalt werden und mischt dann erst den sauren Mordant hinzu, welcher nun die Stärke nicht mehr verflüssigt. Die Fixirung des Mordant nach dem Drucken wird durch Trocknen und Aufhängen der Zeuge an der Luft erreicht. Bei sauren Mordants darf man nicht zu rasch trocknen, damit die Festigkeit der Faser nicht leidet; auch nimmt man die Waare vor der Behandlung im Kuhmistbade durch ein schwach alkalisches oder ein Kreidebad. Die mit den beschriebenen Mordants bedruckten oder gebeizten Zeuge werden ganz so wie bei Anwendung der gewöhnlichen Mordants gefärbt. Ich habe nur zu bemerken, daß für die Mordants von Zink, Mangan, Kupfer und Zinn, wenn man mit Garancin färbt, das Färbebad nicht über 66° Reaumur erhitzt werden darf, weil durch das Kochen die Farben leiden würden. Für dunkles Purpur und Lilas mit Garancin benutzt man als Mordant am besten eine saure Lösung von arsensaurem Eisenoxydul und Eisenoxyd, worin letzteres Salz etwas im Ueberschuß ist. 3. Chromsaures Kupferoxyd als Mordant. Chromsaures Kupferoxyd, durch Fällen eines Kupfersalzes mit alkalischem chromsaurem Kali dargestellt, läßt sich als Mordant benutzen, wenn man es in Ammoniak auflöst. Dieser Mordant liefert beim Färben mit Garancin eigenthümliche, brauncarmesinrothe Nüancen, und beim Färben mit Sapanholz oder Blauholz schöne Farben von eigenthümlichem metallischem Ansehen. 4. Essig-salpetersaures Wismuthoxyd als Mordant. Man löst in heißer Salpetersäure, welche mit der Hälfte ihres Gewichts Wasser verdünnt ist, soviel Wismuth, als sich darin auflösen kann. Beim Erkalten setzt die Lösung gelbliche Krystalle ab; diese Krystalle, in Essigsäure von 8° Twaddle (6° Baumé) aufgelöst, bilden den Mordant. Die Lösung kann ohne Trübung mit Wasser vermischt werden und läßt sich leicht mit Gummi oder Leiocome verdicken. Wenn es nöthig ist sie mit Stärke oder Mehl zu verdicken, so werden dieselben zuerst mit bloßer Essigsäure, mehr oder weniger mit Wasser verdünnt, zur Pasta gekocht, der man, nachdem sie ganz kalt geworden ist, die Krystalle des Wismuthsalzes zusetzt und das Ganze gut umrührt. Die verdickte Druckfarbe hält sich lange Zeit, ohne sich zu zersetzen. Das Fixiren geschieht durch Aufhängen der bedruckten Zeuge an der Luft und Trocknen. Dieser Wismuthmordant liefert beim Färben mit Garancin eigenthümliche lebhafte carmesinrothe Nüancen. – Wischt man diesen mit Stärke verdickten Mordant in verschiedenem Verhältniß mit einer Lösung von arsensaurem Eisen in Salpetersäure, welche mit Gummi verdickt ist (Gummi muß angewendet werden, um die Fällung von arsensaurem Wismuthoxyd zu verhindern), und färbt die damit bedruckten Zeuge mit Garancin, so erhält man dunkelcarmesinrothe und purpurcarmesinrothe Nüancen, welche mit einer Mischung von gewöhnlichem Thonerde- und Eisenmordant nicht erhalten werden können.