Titel: Maschine zur Anfertigung der Einschußspulen, erfunden von Hrn. Patterson zu Glasgow und construirt von Hrn. Gray.
Fundstelle: Band 142, Jahrgang 1856, Nr. LXXVI., S. 326
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LXXVI. Maschine zur Anfertigung der Einschußspulen, erfunden von Hrn. Patterson zu Glasgow und construirt von Hrn. Gray. Aus Armengaud's Génie industriel, Dec. 1855, S. 352. Mit Abbildungen auf Tab. V. Patterson's Maschine zur Anfertigung der Einschußspulen. Patterson's Erfindung hat den Zweck, einerseits die Unregelmäßigkeit der Einschußspulen zu vermeiden, welche bei den gewöhnlichen Maschinen von den Fadenbrüchen herrührt, andererseits die Abnutzung des Fadens zu verhüten, welche diejenigen Theile der verbesserten Maschine veranlassen, die den obigen Nachtheil verhindern sollen. Die Maschine ist in theilweiser Seiten- und Vorderansicht in Fig. 10 und 11 dargestellt. Sie hat ein gußeisernes Gestell A, welches in gewöhnlicher Weise mit seinen übrigen Theilen und mit den Stehbolzen verbunden ist. Die Strähne des Einschußgarns B liegen auf den Haspeln C, deren Welle sich frei in den Zapfenlagern der Supports D und E bewegt. Jeder Spule F entspricht ein Haspel, dessen Faden unter einem Führer G durchgeht. Die Spulen erhalten ihre Bewegung von einer Trommel mit Schnüren H, welche um die verlängerten Rollen I von jener gehen und durch die stellbaren Rollen J geführt werden. Der regelmäßige Hin- und Hergang, welcher den Faden während des Abwickelns von dem Haspel leitet, wird durch die gewöhnliche excentrische Bewegung erlangt, welche durch Ketten K und Rollen L einer horizontalen Stange M mitgetheilt wird. Mit dieser einfachen Bewegung wickelt sich der über den Stab gehende Faden auf den Spulen in regelmäßigen und cylindrischen Lagen auf; um aber der Spule das Ansehen eines Kegels zu geben, ist eine zusammengesetzte Bewegung wie bei den Mulemaschinen erforderlich. Zu dem Ende wird jeder Spindel eine senkrechte wiederkehrende Bewegung in ihren Hälsen N in den platten Bändern O ertheilt, während ihr unteres Ende in einer Pfanne, im Innern eines kurzen Stückes P ruht. Letzteres kann sich bei Q am Ende eines verschiebbaren Hebels R bewegen, indem derselbe auf einer Stange S schwingt, die ihm als Stützpunkt dient. Der Hebel R ist in seiner Coulisse mit einem stellbaren Knopf T versehen, der auf einer Schraube mit weitem Gange U, am untern Ende einer geneigten Welle V steht, die von den Hälsen W an dem Gestell getragen wird. Auf diese Weise wirkt die Schraube U auf den untern Support der Spindeln ein und zwar stufenweis und unterbrochen während des Drehens, welche Differentialbewegung die conische Form der Spule veranlaßt. Was nun die Stange M betrifft, so erhält sie von der Kette K eine abwechselnd senkrechte Bewegung, und wird durch die Stangen X geführt, welche in den Hülsen Y des Gestelles verschiebbar sind. In der Nähe jeder Spindel trägt die Stange M einen kleinen schwingenden Hebel Z, an einer Welle a angebracht, die durch ein quadratisches Stück Metall b, das auf der Stange befestigt ist, getragen wird. Das Stück b ist mit einem Bolzen oder Nagel c versehen, auf welchem der kürzeste Arm des Hebels Z liegt, wenn die Maschine ohne Unterbrechung den Faden ab- und aufwickelt, und ein anderer Bolzen d, auf den der Hebel fällt, wenn der Faden zerreißt oder abgelaufen ist. Bei e befindet sich ein fester Nagel, der als Achse für einen Hebel f dient, dessen vorderer Arm g bis jenseits des Weges vorrückt, den der kleine Hebel Z durchlaufen kann. Das Ende f des gekrümmten Hebels f, g ist mit einem Sperrkegel h versehen, der in die Zähne eines Sperrrades i eingreift, welches auf der Nabe der endlosen Schraube j sitzt, die sich um eine feste Achse lose dreht. Diese endlose Schraube greift in ein Schraubenrad k am obern Ende der geneigten Welle V, auf welcher das Rad jedoch nicht befestigt ist, indem ihm deren Bewegung durch die Friction mitgetheilt wird, welche es auf der Verstärkung der Welle unter dem Druck einer Springfeder l hervorbringt. Das obere Ende der Welle V ist mit einer Kurbel m versehen, mittelst deren man die Höhe der Spindel adjustirt. Als Hülfsführer und zur Vertheilung des Fadens auf der Spule dient ein kleiner krummer Arm von Porzellan, der mittelst einer Hülse, welche aus einem schneckenförmig gewundenen Metalldraht besteht, an einem obern Vorsprunge des Stückes b befestigt ist. Von der Führerstange g aus richtet sich der Faden aufwärts, geht über einen horizontalen Glasstab o, dann abwärts unter das gläserne Ende p des Hebels Z, und steigt wieder empor, um auf den Porzellanführer n zu kommen, von wo ab er zu der Spindel gelangt. So lange der Faden keine Unterbrechung erleidet, hält seine Spannung das Ende p des Hebels Z gehoben, welcher mit der Stange M auf und nieder geht; und jedesmal wenn er das obere Ende seines Laufes erreicht hat, hebt er das Ende g des Hebels g, f. Die Wirkung dieser Bewegung ist eine Senkung des Endes f dieses Hebels mit seinem Sperrkegel, der das Rad i und folglich auch die Welle V eine Bewegung machen läßt, so daß der Nagel T und mit ihm die ganze Spindel etwas gesenkt wird. Jede aufsteigende Bewegung der Stange M veranlaßt daher einen geringen Niedergang der Spindel und dadurch wird der gleichförmige Kegel gebildet. Wir haben in unsern Abbildungen die Maschine in dem Zustande dargestellt, wo sie ohne Unterbrechung des Fadens im Betriebe ist. Die punktirten Linien in Fig. 11 stellen den Fall dar, wo der Faden zerrissen und daher der von demselben nicht mehr gehaltene Hebel Z niedergefallen ist. Die Folge davon ist, daß der kleine Hebelarm j auf und nieder geht, ohne den Hebel g, f zu treffen, und daß daher die senkrechte und stufenweise Versetzung der Spindel aufhört, bis die Fädenenden wieder vereinigt worden sind. Wenn daher die Fadenbrüche auch noch so zahlreich sind, so leidet doch die Regelmäßigkeit des Kegels nicht darunter, denn sobald man die Enden wieder angeknüpft hat, beginnt die Bildung des Kegels genau da wieder, wo sie aufgehört hat, obgleich die Maschine im fortwährenden Betriebe war. Ueberdieß hat der gespulte Faden nicht, wie bei den gewöhnlichen Apparaten, von der Reibung des Kegels zu leiden. Jede Spindel hat einen besondern Mechanismus für ihre senkrechte Verstellung, daher die Wirkung welche der Bruch eines Fadens hervorbringt, sich nur bei dessen Spindel fühlbar macht. Bei dem gewöhnlichen Betriebe der Maschine dauert die Drehung der endlosen Schraube U und folglich der stufenweise Niedergang der Spindel so lange fort, bis die Spule vollendet und die Spindel so weit niedergegangen ist, daß die sie bewegende Schnur auf den schmalen Theil q der Nuß I geführt wurde. Die Spindel steht alsdann still und die Schlaffheit des Fadens gestattet nun dem Hebel j niederzufallen; die Rotation der Welle V, so wie der Niedergang der Spindel hören zu gleicher Zeit mit der Drehung auf. Um eine neue Spule zu bilden, führt der Arbeiter die Spindel auf ihren Ausgangspunkt zurück, indem er die Welle V mittelst der Kurbel m dreht. Da das Rad k nur durch Reibung mit bewegt wird, so kann dieß ohne Störung durch den übrigen Mechanismus bewerkstelligt werden. Der an dem Gewinde der Schraube U befestigte Aufhalter-Nagel r regulirt, indem er den Nagel T trifft, die äußerste Höhe der Spindel.

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