Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 142, Jahrgang 1856, Nr. , S. 154 |
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Miscellen.
Miscellen.
Ueber die Anwendung des Treppenrostes für Braun- und
Steinkohlenfeuerung.
Die ökonomische Verwendung des Brennmaterials, hauptsächlich der Steinkohlen, ist in
neuerer Zeit, besonders bei derartig gelegenen Werken, denen nur solche von geringer
Güte und Gehalt zu Gebote stehen, oder welchen die Beschaffung derselben mit großen
Transportkosten verbunden ist, ein Gegenstand vielseitiger Beachtung gewesen und hat
zu mannichfaltigen Versuchen Veranlassung gegeben, von denen man bis dahin das
Resultat erlangt hat, daß die Construction des sogenannten Treppenrostes große
Vortheile darbiete und die Aussicht hat, eine größere Ausdehnung zu gewinnen.
Die Einrichtung des Treppenrostes eignet sich nicht für fette Steinkohlen, da sich in
dem großen Feuerraume zu große Klumpen von Backkohks bilden, welche dann dem
Luftstrom ungleiche größere Canäle darbieten. Für magere
und Eschekohle ist sie vorzüglich und gewährt eine sehr
bedeutende Ersparniß. Dieses wird dadurch herbeigeführt, daß
beim Treppenrost Luft und Brennmaterial fortdauernd gleichmäßig im passenden
Verhältniß in den Verbrennungsraum gelangen, und daß in letzterem nie eine
Temperaturschwankung vorkommt. Der bei flachen Rosten bei Anwendung von Steinkohlen
so bedeutende Cindersfall wird fast ganz vermieden und eine vollständige Verbrennung
der Kohksstückchen erzielt.
Auf Salinen in der Provinz Sachsen, wo als Brennmaterial
Braunkohlen benutzt werden, hat man bei dem Salzpfannen-Betrieb diese
Feuerungsart mit sehr gutem Erfolg eingeführt und dabei mehr denn 20 Proc. an
Brennmaterial und an Zeit erspart.
In der „Alvenslebenhütte“ in Schlesien sind gegenwärtig
sämmtliche Puddelöfen zur Treppenrostfeuerung
eingerichtet. Die Resultate stellten sich bald als sehr günstig heraus, da der
Kohlenverbrauch von 0,5 Proc. auf 0,4 Proc. fiel, bei einzelnen Probefrischen sogar
nur 0,3 Proc. per Ctr. Rohschienen verbraucht wurden.
Früher wurden daselbst bei den Horizontalrosten bloß Stückkohlen benutzt, während
jetzt wenigstens 20 Proc. Kleinkohlen zur Verwerthung kommen. Dabei verarbeitet ein
Ofen in der 12stündigen Schicht 28 Ctr. Roheisen (worunter 1/3 Feineisen) in 7
Chargen à 4 Ctr. Einsatz bei einem Abgang von
durchschnittlich 10 Proc.
Die Arbeiter gewöhnen sich bei dieser Rost-Construction sehr leicht an die
Behandlung des Feuers und ziehen, sobald sie eingeübt sind, sogar die Arbeit
derjenigen bei flachem Roste vor. (Aus dem Berggeist, 1856, Nr. 11.)
Wirkung der Treppenröste bei der k. k. Saline Hall im
Militärjahre 1855; von Anton Vogl, k. k.
Pfannhaus-Adjuncten.
Von den vier Pfannen des Graf Wilczek-Sudhauses wurden durch das ganze
Militärjahr 1855 zwei Pfannen mit combinirter Treppen- und
Stangen-Rostfeuerung in Betrieb erhalten.
Nach den vorliegenden Jahresabschlüssen erzeugten erstere bei einem
Brennmaterialaufwand von 542 1/8 Kubik-Klaftern Fichtenholz und 24,130 Ctr.
Braunkohlen, 73,884 Centner 14 Pfd. Salz (gemäß Cynosur von 5820 Pfd. Salz mit einer
Kubik-Klafter Fichtenholz): per Centner Kohlen
eine Erzeugung von 175,4 Pfd. Salz.
Die andern zwei Pfannen mit der alten Rostfeuerung, im übrigen aber gleichen
Construction, Bauart und Größe, weisen bei 525 Kubik-Klafter Holz und 22734
Ctr. Kohlenauwand
eine Jahreserzeugung von 65831 Ctr. 68 Pfd. Salz, somit nach obiger Cynosur per Centner Kohle nur 155,1 Pfd. Salzerzeugung.
Es berechnet sich demnach zu Gunsten der im Militärjahre 1854 eingeführten
Treppenrostfeuerung gegenüber den andern zwei Pfannen mit ein und demselben
Brennmaterial eine Mehrerzeugung von 20,3 Pfd. per
Centner Braunkohle, und im ganzen Jahr nach obigen Daten 24,130 × 20,3 = 4898
Ctr. höheren Sudausschlag. Dieses Quantum bei dem im Militärjahre 1855 noch mindern
Salzpreis den Centner zu 3 fl. 30 kr. C. M. verwerthet, gibt einen Gewinn von 17,143
fl. C. M. Die hiesige Saline kann demnach in Zukunft durch den bereits erfolgten
Einbau der Treppenröste bei sämmtlichen vier Wilczek-Pfannen trotz dem immer
schlechteren Brennmaterial in runder Zahl auf eine Ertragserhöhung von jährlichen
30,000 fl. C. M., d. i. den 5procentigen Zinsen eines constant fruchtbringenden
Capitals von 600,000 fl. C. M. rechnen; abstrahirt von dem enormen Vortheil, welcher
dem Bergbau Häring durch die constatirte Abbauwürdigkeit der mürben Kohlenmittel
erwächst.
Die im Militärjahre 1855 verbrannte Braunkohle hat nach dem Durchschnitt von 43
Versuchen in 100 Ctr. nur 40 Proc. gröbere Kohle und 60 Proc. Raiterwerk, gewonnen
durch ein Gitter von 11 Linien Maschengröße. Wurden die 60 Proc. Raiterwerk noch
durch ein Gitter von drei Linien Maschengröße geworfen, so ergab sich gerade die
Hälfte davon als sogenannter Wegwurf (weil dieses Kohlenklein früher als unbrauchbar
auf die Seite gestürzt und noch Ende des Militärjahres
1853 gegen einen Spottpreis verkauft werden mußte), obgleich eben dieser
Wegwurf seinen chemischen Eigenschaften nach aus der besten und reinsten Qualität
Kohle besteht; denn nach den vorliegenden Bestimmungen des k. k. Hauptprobiramtes
vom Militärjahre 1855 hat
Wegwurf
18,65 Proc.
Asche.
Raiterwerk
20,03 „
„
Grobkohle
23,56 „
„
Dem Vorausgehenden zufolge dürfte es manchem Salinisten (siehe preuß. Zeitschrift für
Berg-, Hütten- und Salinenwesen, Bd. IV, Lieferung 1, Abschnitt
Litteratur) willkommen seyn, eine möglichst specielle Darstellung der hier in
Anwendung stehenden Treppenröste am Schlusse dieser kleinen Mittheilung zu
finden.
Eine Treppenrostpfanne von 1000 Quadratfuß Fläche hat zwei Feuer, jedes für sich
durch eine Scheidemauer der ganzen Pfannenlänge nach getrennt und seinen eigenen
Schlot besitzend. Ein Feuer besteht vorerst aus einem gewöhnlichen Stangenrost von
3' 6'' Länge und 3' 6'' Breite = 12,25 Quadratfuß und einem dem Stangenrost unter
rechtem Winkel an der Brust des Ofens sich anschließenden Treppenroste mit acht
Stück Treppen. Diese haben im Lichten 3' 9'' Länge, sind bei 5'' ganzer Breite 2''
4''' überragend, also 2'' 8''' Brennraum bietend, und geben im Ganzen 6,64
Quadratfuß Brennfläche. Zwischen je zwei einen Zoll dicken Treppen sind 1 1/2''
Spatium zur Lufteinströmung. Die untersten zwei Treppen sind in der Mitte
durchschnitten, nach vorn herauszudrehen, um, ohne Brennraum am Treppenrost zu
verlieren, die nöthige Oeffnung zum Räumen und Schüren des Stangenrostes zu
gewinnen.
Beide Feuer zusammen haben somit
12,25
× 2
=
24,50 Quadratfuß
Stangenrostfläche,
und 6,64 × 2
=
13,28
„
Treppenrostfläche,
–––––––––––––––––––––––––––––
in Summa
37,78 Quadratfuß
Rostfläche
auf 1000 Quadratfuß
Pfannenfläche.
Die Stangenröste sind 3 1/2 Fuß unter dem Pfannenboden.
Gewöhnliche Schürung sind 38 bis 44 Ctr. Kohlen und 1 1/2 bis 2 Klafter Fichtenholz
in 24 Stunden. – Jeder Schürer ist angehalten, seine tägliche Portion Kohlen
selbst zu werfen, um das Kohlenklein für die Treppen, Holz und Grobkohle für den
Stangenrost separat zu haben. Bei der größeren Schürung von täglich 44 Ctr. Kohlen
und 2 Wiener Klaftern Holz entfallen somit laut Vorausgehendem 26 Ctr. Kohlenklein
für die 2 Treppen und das Holz mit 18 Ctr. Grobkohle für die 2 Stangenröste. Bei den
anderen 2 Pfannen des Graf Wilczek-Sudhauses verbrennt dasselbe
Brennmaterialquantum auf 4 Stangenrösten mit zusammen 44 Quadratfuß Rostfläche.
(Oesterreichische Zeitschrift für Berg. und Hüttenwesen, 1856, Nr. 42.)
Ueber Absorption der bei der Soda- und
Schwefelsäurefabrication entweichenden Säuredämpfe.
Um die von dem Schornstein angesogenen Salzsäuredämpfe zurückzuhalten, werden
dieselben jetzt in vielen französischen Sodafabriken durch gebrannten Kalk oder durch Kreide verdichtet; ersteres Verfahren ist noch
für einige Zeit patentirtMan s. polytechn. Journal Bd. CXXXIX S.
78.; letzteres aber wird häufig angewendet wo der Kalkstein wenig kostet, und
gelingt sehr gut.
Der bekannte technische Chemiker, Hr. Kuhlmann zu Lille,
hat nun in seiner Fabrik bei Saint-Roch-lès-Amiens, in
welcher Schwefelsäure, Salpetersäure und Salzsäure producirt werden, ein System der
Condensation der abziehenden Säuredämpfe eingerichtet, welches nicht nur diesen
Zweck vollständig erreichen läßt, sondern auch noch durch Erzeugung nutzbarer
Producte ihm wesentlichen Vortheil bringt. Er condensirt nämlich die Säuredampfe
durch natürlichen kohlensauren Baryt (Witherit). Dabei erhält er Chlorbaryum und
salpetersauren Baryt, aus denen er die Säuren wieder gewinnen kann, indem er sie
durch Schwefelsäure zersetzt, wobei anderseits schwefelsaurer Baryt, welcher mehr
und mehr als weißer Farbstoff (blanc fixe,
Permanentweiß) benutzt wird, als verwerthbares Product entsteht.
Um die bei der Zersetzung des Kochsalzes entweichende Salzsäure aufzufangen, läßt man
jeden Zersetzungsofen mit einem doppelten System von Condensationsapparaten
communiciren, die zusammen 160 große irdene Krüge (dames-jeannes) zählen, von denen bloß 30 kohlensauren Baryt
enthalten. Aus dem Calcinirofen entweichen die Dämpfe durch zwei unterirdische
Canäle von kleinem Querschnitt, welche außerhalb der Fabrik mit einem System von
steinzeugenen Flaschen (touries) communiciren, von denen
die letzten mit kohlensaurem Baryt gefüllt sind. Die in den Bleipfannen gebildeten
Dämpfe strömen durch zwei Röhren in das andere, eine doppelte Reihe solcher Flaschen
umfassende System von Condensationsapparaten und treffen ebenfalls mit kohlensaurem
Baryt zusammen. Was von allen diesen Dämpfen übrig bleibt, gelangt endlich in einen
unterirdischen Canal, welcher in einem mechanischen Waschapparat ausmündet.
Letzterer besteht in einer großen, durch einen hölzernen Deckel verschlossenen
Cisterne, in welcher ein mit Zellen versehener Rührer (agitateur à auges) angebracht ist, welcher in der Cisterne einen
permanenten Regen von Wasser, worin kohlensaurer Baryt suspendirt ist, unterhält,
wodurch den Gasen, bevor sie in die große Esse der Fabrik ziehen, die letzten
Antheile von Säuredämpfen entzogen werden. – 100 Theile Kochsalz, welche 8
Proc. Wasser und Unreinigkeiten enthalten, liefern regelmäßig 140 Theile freie
Salzsäure von 21 bis 22º Baumé, nebst 20 Theilen an Baryt gebundener
Salzsäure.
Mit den Bleikammern hat Kuhlmann auch ein System von
steinzeugenen Flaschen mit Condensation durch Baryt verbunden, in welchem sich
salpetersaurer Baryt bildet Die Lösung von salpetersaurem Baryt in diesen Apparaten
erhält die Stärke von 16º B.
Gegenwärtig beschäftigt sich Kuhlmann damit, den
salpetersauren Baryt auch zur Fabrication von caustischem Baryt zu benutzen, welcher
zur Abscheidung des krystallisirbaren Zuckers aus der Melasse und zu anderen
technischen Zwecken immer mehr in Gebrauch kommen wird. Barreswil. (Bulletin de la Société
d'Encouragement, Juli 1856, S. 395.)
Sogenanntes Eisglas.
Diese neue Glaswaare hat eine oberflächliche durch natürliche Sprünge hervorgebrachte
Zerklüftung als Verzierung. Die Sprünge werden durch Eintauchen des glühenden
Gegenstandes in Wasser erzeugt, durch Anwärmen unschädlich gemacht und durch
Aufblasen des Gegenstandes geöffnet, so daß das Ganze das Aussehen einer zerklüfteten ausgewitterten
Felsoberfläche hat. Zuweilen werden zwischen den Klüften stehengebliebene Erhöhungen
noch etwas rauh geschliffen. (Bericht der Beurtheilungs-Commission bei der
allgemeinen deutschen Industrie-Ausstellung zu München im J. 1854, Gruppe IX
S. 36.)
Smee's Methode, Platin- oder Silberplatten mit
Platinschwarz zu überziehen.
Smee reibt die Platten mit Sand- oder
Schmirgelpapier, oder wenn Silberplatten angewendet werden, reinigt er sie mit
verdünnter Salpetersäure, wodurch die Oberfläche matt wird; hierauf bringt er die
Platte in ein Gefäß, worin sich verdünnte Schwefelsäure befindet, in welche man
etwas Platinchlorid gegeben; in dieses Gefäß wird ein anderes aus porösem Thon
gestellt, in dem sich ebenfalls verdünnte Schwefelsäure befindet, und in welche eine
Zinkplatte eingetaucht ist. Sowie man nun den metallischen Contact zwischen der
Silber- und Zinkplatte durch Drähte herstellt, schlägt sich das Platin in
kürzester Zeit als schwarzes Pulver auf die Oberfläche der Silberplatte nieder, an
welcher es ziemlich fest haftet. Solche mit Platinschwarz überzogenen Silberplatten
empfehlen sich zu manchen Zwecken sehr als negative Erreger galvanischer Batterien.
(Böttger's polytechn. Notizblatt, 1856, Nr. 21.)
Kalte Vergoldung, Versilberung und Verplatinirung der
Metalle.
Hr. Landois empfiehlt dazu folgende Bäder von Gold, Silber
und Platin, welche gar keine schädlichen Ausdünstungen erzeugen. Man bereitet eine
gesättigte Lösung von Kochsalz in Wasser, und löst in derselben Cyangold, Cyansilber
oder Cyanplatin auf. Nach bewerkstelligter Auflösung filtrirt man die Flüssigkeit,
welche das fragliche Bad darstellt. Aus dieser Flüssigkeit wird das aufgelöste
Metall in der Kälte und sehr rasch gefällt; es haftet auf den damit überzogenen
metallenen Gegenständen sehr fest. (Cosmos, Revue
encyclopédique, September 1856, S. 309.)
Datisca cannabina, eine indische Farbdrogue.
Dieselbe wurde von Dr. Stenhouse untersucht. Die Wurzeln von Datisca
cannabina werden in Lahore benutzt um Seide stark
gelb zu färben. Die in 6–8 Zoll lange und 1/2–3/4 Zoll dicke
Stücke zerschnittene Wurzel hat eine tief gelbe Farbe. In den Blättern der Pflanze
entdeckte Braconnot 1816 einen krystallisirbaren Stoff,
das Datiscin, dessen Ansehen und Eigenschaften er richtig angibt. Durch eine
sonderbare Verwirrung ist aber der Name Datiscin als Synonom von Inulin in fast alle
Lehrbücher übergegangen.
Die im Mohr'schen Apparat durch Holzgeist extrahirte
zerquetschte Wurzel gab eine dunkelbraune Flüssigkeit, aus welcher nach
hinreichender Concentration zu Syrupdicke sich eine harzige Materie nebst Spuren von
einer krystallinischen Substanz absetzte. Durch Zusatz eines halben Volums heißen
Wassers schied sich der größte Theil des braunen Harzes schnell aus und das Filtrat
gab beim freiwilligen Verdampfen eine undeutlich kristallinische Substanz, Datiscin
mit harzartigem Stoff. Durch Behandlung mit Leimlösung (zur Entfernung von
Gerbstoff) und wiederholtes Krystallisiren aus schwachem Weingeist ließ sich das
Datiscin rein gewinnen.
In diesem Zustand hat es folgende Eigenschaften: farblos, in jedem Verhältniß in
siedendem Alkohol, sehr leicht auch in kaltem löslich, aus dieser Lösung in
seidenglänzenden Nadeln krystallisirend; in kaltem Wasser wenig, in heißem ziemlich
löslich, daraus in glänzenden Schuppen sich absetzend. In Aether nicht bedeutend löslich liefert doch
diese Lösung die größten Krystalle. Wird eine nicht zu concentrirte alkoholische
Lösung mit Wasser vermischt, so scheidet sich anfangs nichts aus, später aber sehr
reine, schwach gelbliche Krystalle. Ungefähr bei 180º C. schmilzt Datiscin,
bei höherer Temperatur verbrennt es mit Caramelgeruch und Hinterlassung einer
voluminösen Kohle. Es ist in trocknem Luftstrom kaum ein wenig sublimirbar. Seine
Lösungen schmecken stark bitter und reagiren neutral, wiewohl sich Datiscin als
schwache Säure verhält, denn es löst sich in Alkalien, Kalk- und Barytwasser
und wird daraus durch Säuren wieder gefällt. Die wässerige Datiscinlösung wird durch
Zinnsalz, wie durch neutrales und basisch essigsaures Bleioxyd hellgelb, durch
Kupfersalze grünlich, durch Eisenoxydsalze bräunlich grün gefällt. Die Bleisalze
sind gelatinös.
Datiscetin. Wenn wässerige Datiscinlösung wenige Minuten
mit sehr verdünnter Schwefelsäure gekocht wird, so scheidet sich eine
krystallinische Substanz, Datiscetin, ab und in der Lösung ist Traubenzucker. Das
Datiscin gehört also zur Gruppe der Glucoside.
Datiscetin ähnelt äußerlich und in seinem Verhalten gegen Bleizucker sehr dem
Datiscin, es bildet fast farblose Nadeln, die leicht in Alkohol löslich und in
Wasser fast unlöslich sind; es unterscheidet sich aber vom Datiscin durch seine
bedeutende Löslichkeit in Aether, durch Geschmacklosigkeit, höhern Schmelzpunkt und
durch Verbrennen ohne Caramelgeruch. Es löst sich in Alkalien und wird daraus durch
Säuren wieder gefällt. Der aus alkoholischen Lösungen erhaltene gelbe
Bleiniederschlag, durch Alkohol und Wasser gewaschen, besteht aus
Ṗb₂C₃₀H₈O₁₀. Die Analyse des
Datiscetins führte zu der Formel
C₃₀H₁₀O₁₂. Daraus würde folgen, daß wenn
gleiche Aequivalente Zucker und Datiscetin bei der Zerlegung des Datiscins sich
bilden, letzteres aus C₄₂H₂₂O₂₄ bestehen
würde.
Nicht bloß durch Kochen mit Schwefelsäure oder Salzsäure, auch mit bloßem Wasser
bildet sich aus Datiscin etwas Zucker, und durch Waschen mit starker Kalilauge und
nachherige Absättigung mit Säuren kann man Datiscetin krystallinisch erhalten. Hefe
und Emulsin scheinen keine Zersetzung des Datiscins zu bewirken.
Durch kalte gewöhnliche Salpetersäure bildet sich aus Datiscetin unter heftiger
Einwirkung zuerst ein Harz, und nachdem dieses gelöst ist, eine dunkelrothe
Flüssigkeit, welche Krystalle von Pikrinsäure absetzt. Datiscin gibt unter diesen
Verhältnissen Pikrinsäure und Oxalsäure, mit verdünnter Salpetersäure gekocht aber
blaßgelbe Krystalle von den Eigenschaften der Natrosalicylsäure, in der Kälte jedoch
nach längerem Stehen und Verdampfen im Vacuo Pikrinsäure und Oxalsäure.
Mit schmelzendem Kalihydrat entwickelt Datiscetin Wasserstoff und die wässerige
Lösung läßt bei Zusatz von Salzsäure eine harzige Substanz fallen, welche durch
Sublimation lange farblose Nadeln vom Ansehen der Benzoësäure und den
Reactionen der Salicylsäure liefert.
Destillirt man Datiscetin mit saurem chromsaurem Kali und Schwefelsäure, so geht eine
Flüssigkeit vom Geruch und den Reactionen der salicyligen Säure über.
Aus den erwähnten Eigenschaften ergibt sich, daß das Datiscin unter allen Glucosiden
mit Ausnahme des Populins dem Salicin am nächsten steht.
Die Zerlegung mehrerer Glucoside, die als Färbestoffe dienen, hat gezeigt, daß häufig
der darin enthaltene Paarling stärkere Färbekraft hat, als das Glucosid. So ist es
auch in Bezug auf das Datiscin. Es ist daher den Färbern zu rathen, Farbstoffe
solcher Art zuerst mit verdünnten Mineralsäuren zu behandeln, wie es ja beim Krapp
schon geschieht. (Schweizerische polytechnische Zeitschrift, 1856, Bd. I S.
111.)
Prüfung von Wollgeweben auf beigemischte Baumwolle; von Dr. A. Overbeck.
Nachdem ich bei den Versuchen, den Lobos-Purpur auf der thierischen und
vegetabilischen Faser zu fixiren, die Erfahrung gemacht hatte, daß sich derselbe auf
Baumwolle nicht fixiren ließ, konnte ich daran denken, dieß Verhalten zur Prüfung
von Wollgeweben auf beigemischte Baumwolle zu benutzen.
In der That bietet das beiderseitige Verhalten von Wolle und Baumwolle gegen
Alloxantin und Ammoniak ein so scharfes Kriterium, daß man diese Prüfungsmethode
selbst in gerichtlichen Fällen mit der größten Sicherheit anwenden kann.
Ich verfahre dabei folgendermaßen: das verdächtige (ungefärbte) Gewebe wird in eine Lösung von 1 Theil Alloxantin in 10
Theilen Wasser getaucht, ausgepreßt und bei gelinder Wärme getrocknet; sobald es
trocken ist, derselbe Proceß noch zweimal wiederholt, alsdann trockenen
Ammoniakdämpfen ausgesetzt und hierauf mit destillirtem Wasser ausgewaschen, so
lange es sich noch färbt, ausgedrückt und getrocknet.
Die Wollfäden sind dann dauerhaft
dunkel carmoisin gefärbt, die Baumwollfäden
dagegen farblos.
Daß diese Prüfungsmethode als die sicherste und vor den bisher bekannten
Prüfungsweisen mit Pikrinsäure, Jod, Bleikalk, Zinnchlorid und Aetzkali den Vorzug
verdient, werden vergleichende Versuche zeigen. (Archiv der Pharmacie Bd. CXXXVII S.
282.)
Behandlung der Harze, um sie zu entfärben.
Zur Bereitung farbloser Firnisse müssen die Harze von ihren natürlichen Farben,
namentlich den dunkeln braunen Farben, vor der Auflösung befreit werden. Nach Losh löst man zu diesem Zwecke 5 Theile Harz in 1 Theil
kohlensaurem Natron oder Kali und 25 Theilen Wasser. In diese durch Kochen
bewerkstelligte und wieder erkalte Lösung leitet man schweflige Säure, worauf das
Harz sich in vollkommen weißen Flocken ausscheidet, die man mit Wasser wäscht und
trocknet. (Aus Journal de Pharmacie et de Chimie, durch
chemisches Centralblatt, 1856. S. 639.)
Die Fabrication des Stärkezuckers innerhalb des
Zollvereins
wird nur im Königreich Preußen und Großherzogthum Hessen
betrieben. Die beiden belangreichsten preußischen Fabriken, welche sich mit der
Darstellung von festem Zucker aus Kartoffeln befassen, befinden sich in Neuwied.
Außerdem bestehen in den östlichen preußischen Provinzen, insbesondere in der
Provinz Sachsen und in dem Regierungsbezirk Frankfurt a. d. O., vier Etablissements,
in welchen die Darstellung von festem Stärkezucker, und gegen zwanzig, in denen die
Gewinnung von Stärkezuckersyrup betrieben wird. Der Umfang der Fabrication ist im
Allgemeinen nicht belangreich und wechselt sehr mit dem Ausfall der Kartoffelernte,
beziehungsweise der Güte der Weinjahre. Neben dem Stärkezuckersyrup kommt in der
Provinz Sachsen auch die Gewinnung eines zuckerhaltigen syrupartigen Saftes aus
Mohrrüben und andern zuckerhaltigen Wurzelgewächsen vor, welcher zum Versüßen der
Speisen benutzt oder als Surrogat der Butter verwendet wird. Im Großherzogthum
Hessen bestehen gegen acht Stärkezuckerfabriken, von denen die Fabricate von Deiß und Lehn in Uffstein bei
Worms, Hofmann und Philippi in
Ingenheim bei der Pariser Industrie-Ausstellung neben der
„ehrenvollen Erwähnung“ eine wohlverdiente Anerkennung
gefunden haben.
Wie bei den preußischen, so ist auch bei den in dem Großherzogthum Hessen bestehenden
Fabriken von Stärkezucker der Umfang des Betriebs sehr wechselnd, wozu in den
letzten Jahren das Verbot des Ankaufs von Kartoffeln zur Stärkefabrication
wesentlich beigetragen hat. In Folge dessen ist die Production an Zucker weit hinter
der Quantität zurückgeblieben, zu welcher sowohl die Einrichtung der betreffenden
Fabriken, als auch die in den hohen Preisen des Colonialzuckers und dem schlechten
Ausfall der Weinernte begründete günstige Conjunctur für den Absatz des
Stärkezuckers die Möglichkeit gegeben haben würde. Mehrere Fabrikanten mußten, da
ihnen der Ankauf von Kartoffeln untersagt war, deren Umwandlung in Stärke im
Auslande bewirken lassen, wodurch dieser Hülfsstoff für sie wesentlich vertheuert
wurde, ohne daß der Zweck des erwähnten Verbots, die Kartoffeln für die Consumtion
als Nahrungsmittel zu erhalten, in dem beabsichtigten Umfange erreicht worden wäre. Die Richtigkeit
des Grundsatzes, daß durch die mehrfach getroffenen Maßregeln gegen die Theuerung
der Nahrungsmittel und die damit verbundenen Hemmungen einzelner
landwirthschaftlicher Productionszweige kein, die Nachtheile der letzteren auch nur
einigermaßen aufwiegender, Vortheil zu erzielen sey, dürfte wohl nicht schlagender
dargethan werden können, als durch das Verfahren jener Stärkezuckerfabrikanten,
welche die ihnen zur Disposition stehenden Kartoffeln durch Ausländer aufkaufen und
in Stärke umwandeln ließen, sodann aber die fertige Stärke ungehindert bezogen und,
wenn auch auf einem Umwege, gerade so weit gelangten, als wenn ihnen der Ankauf der
Kartoffeln zur Stärkezuckerfabrication von vornherein freigestanden hätte.
(Polytechn. Centralhalle, 1856, Nr. 41.)
Flüssiger Leim.
Einen noch vorzüglicheren flüssigen Leim, als der ist, den man bei Behandlung festen
Leims mit Salpetersäure erhält, gewinnt man, indem man wasserhelle sogenannte
Gelatine, oder guten Kölner Leim im Wasserbade mit einer gleichen Quantität starkem
Essig, ein Viertheil Alkohol und ein klein wenig Alaun auflöst. Unter dem Einflusse
des Essigs behält dieser Leim auch im kalten Zustande seine Flüssigkeit bei. Er ist
sehr bequem bei einer Menge kleiner Arbeiten, die keinen sehr zähen Klebstoff
erheischen, denn er ist stets für den Gebrauch bereit und hält sich unbegränzt
lange. Die Fabrikanten falscher Perlen verbrauchen ihn in ziemlich großer Menge,
ferner dient derselbe zum Festkitten von Perlmutter, Horn u.s.w. in Holz und Metall.
(Böttger's polytechn. Notizblatt, 1856, Nr. 21.)
Ueber den Einfluß des Düngers auf den Wohlgeruch der
Weine.
Nach Prof. Mulder soll stinkender Dünger, als fecale
Stoffe und der Schlamm großer Städte, auf den Wohlgeruch der Weine einen sehr
nachtheiligen Einfluß ausüben, während geruchlose und langsam in Verwesung
übergehende Düngstoffe, z.B. Wolle, Horn und Beinschwarz, den Wohlgeruch befördern.
Die stinkenden organischen Stoffe des Düngers gehen nach ihm in so reichlicher Menge
in die Pflanze über, daß sie in der Frucht noch bemerkbar sind, wie z.B. in dem
Blumenkohl des Westlandes (Holland) der Gestank des verwesenden Fisches, womit der
Blumenkohl gedüngt wird, gut zu unterscheiden ist.
Diese Thatsachen laut zu verkündigen, sey in einer Zeit, wo von den Pflanzen gesagt
zu werden pflegt, daß sie keine Spur von organischen Bestandtheilen aus dem Boden in
sich aufnehmen, zwar nicht gefahrlos, dennoch aber scheue er sich nicht, diese
Thatsachen (in seiner: „Chemie des
Weins“) anzuführen. Nach ihm gibt kein Weinbauer, der guten Wein
bereitet, seinen Weinstöcken stinkenden Dünger, obwohl es in der Wissenschaft Mode
geworden von einander abzuschreiben, daß die Pflanzen nur Kohlensäure, Wasser und
Ammoniak aufnehmen, um daraus alle organischen Stoffe zu bereiten.
Der ausgezeichnetste Dünger für den Weinstock sind seine eigenen Blätter, die eine
beträchtliche Menge von Alkalien enthalten. Auf diese Weise ist es allein
erklärlich, daß der Weinstock so weniger unorganischer Düngungsmittel bedarf und
sich oft mit Stoffen begnügt, welche er häufig von verwitterten Felsen empfängt, auf
deren Abhange er gepflanzt ist. (Böttger's polytechn. Notizblatt, 1856, Nr. 18)