Titel: Gemauerte Gebläseregulatoren; vom Oberbergingenieur E. Gruner zu Saint-Etienne.
Fundstelle: Band 143, Jahrgang 1857, Nr. XLII., S. 179
Download: XML
XLII. Gemauerte Gebläseregulatoren; vom Oberbergingenieur E. Gruner zu Saint-Etienne. Aus dem Bulletin de la Société d'Encouragement, Juli 1856, durch das polytechnische Centralblatt, 1856, Nr. 23. Mit einer Abbildung auf Tab. III. Gruner's gemauerte Gebläseregulatoren. Bekanntlich regulirt man die Geschwindigkeit der Gebläseluft durch große Räume von constantem Inhalt. Man gibt denselben bei langsam gehenden Gebläsemaschinen den 20- bis 30fachen Inhalt des Gebläsecylinders, stellt sie gewöhnlich aus Eisenblech her und legt sie so neben die Hohöfen, daß die Circulation so wenig als möglich gestört wird, was wegen ihrer großen Dimensionen nicht immer leicht ist. Die Regulatoren aus Eisenblech sind zwar einfach, aber theuer und wegen der Oxydation des den atmosphärischen Einflüssen ausgesetzten Blechs beständigen Reparaturen unterworfen. Um diesen Uebelständen auszuweichen, hat der Verfasser auf dem Hüttenwerk L'horme im Pouzin (Ardèche) die Regulatoren aus Mauerwerk hergestellt und unter den Boden versenkt. Die ganze Schwierigkeit einer solchen Anlage besteht darin, das Mauerwerk völlig dicht abzuschließen, und dieß ist auch wahrscheinlich der Grund gewesen, warum man diese Regulatoren bis jetzt immer wieder abgeworfen hat. Doch mit Unrecht; denn mit gutem hydraulischen Kalk lassen sie sich ganz leicht dicht herstellen, wie die Regulatoren der Hütte im Pouzin beweisen. Der Boden auf den Hüttenwerken im Pouzin gehört den Alluvionen des Rhonethals an und wird hier aus einer mächtigen Schicht unzusammendrückbaren Kieses gebildet, welche mit einer 2–3 Meter dicken Lage Dammerde bedeckt ist. Alle einigermaßen wichtigeren Bauwerke der Hütte, für welche die geringste Senkung nachtheilig seyn würde, sind auf diese Kiesschicht gegründet, und dieß ist auch mit den drei zu besprechenden Regulatoren der Fall, von denen die beiden ersten im Jahr 1847 gebaut wurden. Dieselben haben, wie Fig. 16 zeigt, die einen Durchschnitt rechtwinkelig zur Achse darstellt, die Form eines hohlen Halbcylinders mit horizontaler Achse von 25 Meter Durchmesser und liegen neben den Gründungen der Hohöfen. Der bloßgelegte Kies wurde mit einer Schicht Mörtel bedeckt, welcher mit großer Sorgfalt hergestellt war und eine Dicke von mindestens 0,65 Meter hatte. Derselbe bestand aus 1 Volumtheil hydraulischen Kalkes bester Qualität, 2 Volumtheilen reinen und gewaschenen quarzigen Sandes und 4 Volumtheilen geschlagener Kieselsteine. Der gebrannte Kalk wurde durch Eintauchen gelöscht und mindestens 24 Stunden lang in Ruhe gelassen; dann wurde er mit dem Sande gemischt und zerrieben und der entstandene Mörtel 8 Tage im Haufen liegen gelassen, wodurch allen noch nicht gelöschten Kalktheilen Gelegenheit gegeben wurde sich mit dem Wasser zu verbinden. Endlich mischte man die geschlagenen Kieselsteine darunter und etwas Wasser zu. Dieser Mörtel wurde in horizontalen Lagen von 20 Centimeter Dicke aufgetragen und gehörig festgestampft. Die größte Sorgfalt muß auf die letzte Lage verwendet werden, weil diese in unmittelbarer Berührung mit dem Gebläse steht. Man bedeckte dieselbe noch mit einem 10 Centimeter dicken Ueberzug von gesiebtem Mörtel, den man mit der Kelle auftrug. In den ersten 8 Tagen wurde dieser Ueberzug täglich festgestampft und immer wieder angefeuchtet, damit er nicht zu schnell trocknete und aufriß. Hierauf legte man die Lehrgerüste in 0,5 Meter Entfernung von einander und überdeckte sie mit Fichtenbretern von 30 Millimetern Dicke. Ueber diesen führte man ein Gewölbe von 0,12 Meter Stärke aus gut gebrannten und ganz in den Mörtel eingetauchten Ziegelsteinen auf. Die gußeisernen Windleitungen wurden zuvor, möglichst rechtwinkelig gegen das Gewölbe, auf den Lehrbögen befestigt und dann auf eine vollkommene Verbindung der Röhre mit dem Gewölbe die größte Sorgfalt verwendet. Das eine Ende des Gewölbes wurde durch eine verticale Ziegelmauer geschlossen; das andere aber blieb offen, um dem Mauerwerke Gelegenheit zum vollständigen Trocknen zu geben und die Vollendung der inneren Arbeit, welche große Sorgfalt erfordert, zu erleichtern. Nach Beendigung dieser Operation umgibt man das Gewölbe in derselben Weise und mit denselben Vorsichtsmaßregeln, wie den Boden, mit Mörtel bis zu 1,5 Meter Dicke an den Seiten und 1,2 Meter oberhalb des Gewölbes. Die Schlußmauern an beiden Enden erhalten ebenfalls 1,5 Meter Breite. Vier Wochen nachher nahm man die Lehrbögen weg und schritt zur Vollendung des Regulators, indem man denselben dicht verschloß. Zu diesem Zwecke wurden die inneren Wände mit feinem Mörtel bestrichen und dieses Bestreichen mehrere Tage hintereinander wiederholt, wozu möglichst ruhiges oder feuchtes Wetter zu wählen ist, damit das Trocknen möglichst langsam erfolge. Alle Ecken müssen mit Mörtel, der mit Ziegelbrocken gemengt ist, ausgefüllt und abgerundet werden. Sobald dieser Bewurf trocken ist, trägt man ein oder zwei Mal heißen Steinkohlentheer darüber auf, der mit ein wenig gebranntem Kalk versetzt ist, damit er nach dem Erkalten erhärtet. Wenn der Theerüberzug eine gleichförmige und glatte Oberfläche darbietet, so ist die Arbeit als vollendet zu betrachten. Nur der Boden des Regulators bleibt noch übrig. Man kann denselben nicht ebenso wie die Wände behandeln, weil der Ueberzug desselben erst nach sehr langer Zeit, die man nicht abwarten kann, vollkommen trocken wird. Der Ueberzug wird sorgfältig gereinigt und eine einige Millimeter dicke Schicht Cement von Pouilly oder Porte de France über denselben aufgetragen. Sobald dieselbe getrocknet ist, was nach einigen Tagen erfolgt, so gießt man eine Lage Asphalt, dem man etwas Holztheer und trocknen feinen Sand beimengen kann, in etwa 4 Millimeter Dicke darüber aus. Hierbei kann man die Vorsicht gebrauchen, vor dem Ausgießen des Asphalts den Boden mit heißem Sande zu erwärmen. Der Asphalt hängt sich fest an den Boden an und wird dann noch mit rothglühenden Eisenplatten geglättet. Zu größerer Sicherheit bestreicht man die Asphaltdecke noch mit Steinkohlentheer. Nun schreitet man zum Verschluß des Regulators; man bewirkt denselben durch eine aus Ziegelsteinen und Mörtel hergestellte Mauer, wie am ersten Ende. 15–20 Centimeter vom Gewölbscheitel läßt man die Mauer 2–3 Tage sich senken und vollendet sie erst nach Ablauf dieser Zeit. Dann breitet man den Mörtel darüber aus, nachdem man den alten gehörig gereinigt und gewaschen hat, damit sich der neue wieder anhängt, und stampft ihn mehrere Tage hintereinander fest. Endlich bewirft man noch die innere Fläche der Mauer, zu welcher man durch das Eintrittsrohr des Windes gelangt, das immer weit genug seyn muß, um einen Mann durchzulassen. Der Maurer muß sein Augenmerk hauptsächlich auf die oberen Ecken richten und muß sie mehrere Tage hintereinander immer wieder mit der Kelle übergehen. Dieser Bewurf trocknet sehr langsam; es ist deßhalb zweckmäßig, noch eine schwache Lage Cement aufzutragen, welcher die Feuchtigkeit nicht so lange festhält. Endlich überstreicht man die Mauer noch ein paar Mal mit Theer und versieht den Fuß derselben mit einem Asphaltschutze. Die Spannung, welche der durchgehende Wind hat, beträgt höchstens 16 Centimeter Quecksilbersäule. Der auf die inneren Wände des Regulators ausgeübte Druck ist hiernach 2175 Kilogr. auf den Quadratmeter. Der Kubikmeter Mörtel wiegt umgefährungefähr 2200 Kilogr. Gibt man also dem Mörtel 1 Meter Höhe oder Dicke, so ist sein Gewicht allein ausreichend, um der Pressung des Windes in verticaler Richtung zu widerstehen, und berücksichtigt man noch die große Cohäsion des Mörtels, so ist gewiß eine Stärke von 1,2 Meter im Gewölbe und 1,5 Meter an den Seiten völlig ausreichend, um auch dem stärksten vorkommenden Drucke zu widerstehen. Der Mörtel am Boden, welcher auf unzusammendrückbarem Kies aufruht, braucht natürlich nicht eben so stark zu werden, wie an den Seiten. Die Kosten für den ganzen Regulator betragen 5873 Francs. Er faßt 157 Kubikmeter und reicht für zwei Kohkshohöfen aus, welche jeder 20 Ton. Roheisen in 24 Stunden produciren. Ein solcher Regulator, in Blech ausgeführt, würde mindestens 10,000 Francs kosten und wenig dauerhaft seyn.

Tafeln

Tafel Tab. III
Tab. III