Titel: Ueber das Bedrucken der Zeuge mit Ultramarinblau und anderen analogen plastischen Farben; von Caspar Zeller.
Fundstelle: Band 143, Jahrgang 1857, Nr. LXXIII., S. 296
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LXXIII. Ueber das Bedrucken der Zeuge mit Ultramarinblau und anderen analogen plastischen Farben; von Caspar Zeller. Aus dem Bulletin de la Société industrielle de Mulhouse, 1856, Nr. 136. Zeller, über das Bedrucken der Zeuge mit Ultramarinblau. In den letzten Jahren sind mit den erwähnten Farben bedruckte Kattune in ziemlicher Menge dargestellt worden; man hat über das Aufdrucken und das Befestigen dieser Farben viele Versuche angestellt, aber meines Wissens wenig darüber veröffentlicht. Ich will vorerst in Kürze die Verfahrungsarten zusammenstellen, welche zum Aufdrucken dieser Farben, seit ihrer Anwendung im Großen, nämlich seit zwanzig Jahren, eingeschlagen worden sind. Zuerst hat man als Befestigungs- und zugleich als Verdickungsmittel das Eierweiß angewendet; theils zur Ersparniß, theils zum Erleichtern des Druckens, wurde ihm oft eine Quantität Gummi zugesetzt. Eine auf diese Weise und ohne besondere Vorsichtsmaßregeln bereitete Farbe war jedoch für den Walzendruck ungeeignet; wenn nämlich das Ultramarinpulver vor dem Verdicken nicht sorgfältig zerrieben wurde, so griff es sowohl die Rakel (das Abstreichmesser) als die Walze bald an. Ferner hatte das Eierweiß, dessen Consistenz für den Druck überhaupt nicht gut geeignet ist, den Nachtheil die Farbe schaumig zu machen, welche sich überdieß sehr schnell zersetzte. Bald lieferten jedoch die Ultramarinfabriken ein so feines Ultramarinpulver, daß man es selbst für den Walzendruck nicht mehr zu zerreiben brauchte; anderseits kam bald Albumin in fester Form in den Handel, welches leicht aufzubewahren und zu versenden war, überdieß die Farben nicht mehr so schaumig machte wie das ursprüngliche Eierweiß. Man gelangte auch dahin, das Schaumigwerden der Farben während des Walzendrucks zu beschränken und deren Zersetzung zu verzögern. Diese zwei Nachtheile blieben jedoch groß genug, um noch viel zu wünschen zu lassen. Das Terpenthinöl, welches sich als eines der besten Mittel gegen das Schaumigwerden erwies, kann den Farben nicht über ein gewisses Verhältniß hinaus zugesetzt werden, besonders für die rein klebrigen Farben. Das schwefligsaure Natron, welches ebenfalls das Schaumigwerden der Farben verhütet und zugleich neutralisirend wirkt, ist doch nicht so zweckentsprechend, daß es allgemein in Gebrauch kam. Die Oele von gewöhnlicher Qualität betreffend, lehrt die Erfahrung, daß eine mit solchen gemischte Albuminfarbe sich viel schneller zersetzt als ohne das Oel. Die Ursache davon ist wahrscheinlich eine eigenthümliche Reaction zwischen dem Oel und dem Albumin, analog derjenigen welche zwischen dem Oel und dem Eigelb stattfindet; in letzterm Falle wird nämlich das Oel, mit Beihülfe des Wassers, bald in Turnantöl umgewandelt, folglich gesäuert und kann daher sowohl aus dem Eigelb als aus dem Ultramarin den Schwefel frei machen. Mit einem guten Olivenöl, welches in geeigneter Weise angewendet wird, lassen sich jedoch günstige Resultate erzielen. Wenn man einer gefärbten Substanz einen fetten Körper einverleibt, so wird bekanntlich die Intensität und der Glanz der Farbe bedeutend erhöht; wenn wir daher das Ultramarinpulver, anstatt es mit Wasser oder irgend einer Lösung zu tränken, mit einer gewissen Menge Olivenöl tränken, welches sich alsdann mit diesem Pulver gewissermaßen verkörpert, so werden wir sogleich ein satteres Blau erhalten. Würde man jedoch zu viel Oel anwenden, so kann sich dasselbe von dem Pulver absondern, die Farbe dann eine Zersetzung erleiden und überdieß deren Adhärenz an dem Gewebe geschwächt werden. Ich empfehle folgendermaßen zu verfahren: Für ein Dunkelblau (beim Doppelbau-Artikel) nimmt man 2 Kilogr. Ultramarinpulver, und gießt auf dasselbe 1/2 Kilogr. gutes Olivenöl. Man läßt das Oel einsaugen und zerrührt dann das Pulver in 3 Litern (Kilogr.) Wasser; man verdickt mit 1 Kilogr. pulverförmigem Albumin und setzt 1 Liter Gummiwasser zu, welches frisch bereitet ist. – Die Darstellung dieser Farbe läßt sich so abändern, daß man das Albumin im aufgelösten Zustande anwendet, oder auch allein ohne Gummi. – Wenn das angewendete Ultramarinpulver nicht ganz fein war, so muß man das im Oel und Wasser zertheilte Ultramarin durch ein sehr feines Messingsieb passiren. Erlangt man nun dadurch, daß man dem Ultramarin Oel einverleibt, bloß den Vortheil, eine sattere Farbe zu bekommen und somit wenigstens 10 Proc. Ultramarinpulver zu ersparen? Der Vortheil beschränkt sich keineswegs darauf, denn ich habe gefunden, daß obige Farbe auch die Rakeln weniger angreift als die gewöhnliche Farbe, die Gravirung der Walze nicht so leicht verstopft und verhältnißmäßig weniger schäumt. Dieß ist leicht erklärlich, indem das Ultramarinpulver durch das Tränken mit Oel seine Schärfe und Rauhigkeit verlieren muß; es kann daher nicht mehr so leicht Klümpchen bilden, welche beim Drucken die von den Zeugen in die Farbe gelangenden Unreinigkeiten einhüllen und dadurch oft Rakelstreifen veranlassen. Im vorliegenden Falle entstehen die Rakelstreifen meistens durch ein unvollständiges Auflösen des Albumins; sey es, daß die Lösung schnell gemacht und zu frisch verwendet wurde, oder daß das gekaufte Albumin während seines Trocknens überhitzt worden ist. Um Hellblau oder Mittelblau zu erhalten, braucht man nur obiges Dunkelblau im gehörigen Verhältniß mit Albuminwasser und Gummiwasser zu verdünnen; man kann diese Druckfarben aber auch direct, in derselben Weise wie das Dunkelblau, darstellen. Bei den hellen Farben ist zu berücksichtigen, daß dieselben leichter schaumig werden, daher man ihnen eine gewisse Menge Terpenthinöl zusetzen muß; überdieß sind die hellen Nüancen empfindlicher, können nämlich trübe werden, entweder in Folge eintretender Zersetzung der Farbe, oder weil das Verdickungsmittel (Albumin) schon gefärbt war. Diese Betrachtungen veranlassen mich, auf die Substanzen näher einzugehen, welche man zur Ersparung an Kosten dem Albumin zuzusetzen pflegt, sowie auf diejenigen, welche man als Surrogate desselben betrachtet. Das Gummi ist gewiß der bequemste Zusatz für die Albuminfarben; es hat aber seine großen Nachtheile, besonders wenn man es als altes Gummiwasser verwendet. Erstens hält es die Metallpulver nicht leicht suspendirt; ferner kann es eine, für das Blau sehr nachtheilige saure Reaction erzeugen. Mit Gummi verdicktes Ultramarinblau wird nämlich bald grünlich und übelriechend, weil die im Gummi sich bildende Säure (wahrscheinlich Schleimsäure) einen Theil des Ultramanns zersetzt, so Gelb erzeugt und Schwefelwasserstoff entbindet. Solches Blau wird auch auf den Zeugen grünlich, wenn man es zu lange und bei einer zu starken Spannung dämpft, weil das gesäuerte Gummi dabei wieder reagirt. Es ist daher vortheilhaft, solchem Blau ein wenig kohlensaures Natron zuzusetzen. Der Leim oder die thierische Gallerte ist in mehreren Druckereien statt des Gummis angewendet worden. Er mischt sich nicht so leicht wie dieses mit der Albuminlösung; doch kann er mit dem Albumin eine halbschleimige Lösung bilden, welche die Pulver vollkommen suspendirt hält. Ein großer Nachtheil desselben ist, daß er leicht verdirbt, besonders in Berührung mit Oel; er entwickelt dann den Geruch von Schwefelammonium. Ferner hat er den Nachtheil, daß die vom Drucken übrig gebliebenen Farben sich nicht leicht in einen abnehmbaren Schaum und eine neuerdings verwendbare Farbe trennen, wie es bei den rein klebrigen Druckfarben der Fall ist. – Dagegen gewährt er auch einen entschiedenen Vortheil, welcher sogar einigen Fabriken für diesen Artikel Ruf verschaffte. Dieser Vortheil besteht einerseits in dem rein blauen Ton welchen das Hellblau durch den Leim behält, anderseits in der größeren Intensität welche das Dunkelblau bekommt. Letztere ist offenbar der Durchsichtigkeit dieses Schleims zuzuschreiben; ersterer erklärt sich durch die alkalische Reaction, welche das mit Leim verdickte Blau annimmt und die es nur verlieren kann wenn die Zersetzung der Farbe bedeutend vorschreitet, denn so lange sich Schwefelammonium entbindet, muß die Farbe vollkommen neutral seyn. Die mit Gummi verdickten Farben müssen also ganz frisch seyn, damit das Blau nicht einen grünlichen Ton erhält; die mit Leim verdickten Farben besitzen dagegen den Vortheil, daß sie keine Substanzen enthalten welche ihre Zersetzung einleiten könnten. Das Traganthgummi, dem Albumin beigemischt, macht die Farbe schwer zu verarbeiten, sowohl beim Walzen- als Handdruck; überdieß ertheilt es den Farben Undurchsichtigkeit, eben deßhalb ist es aber, in gehörigen Gränzen, für Illuminirblau sehr geeignet, das es reiner macht. Der Leim und das Traganthgummi können einigermaßen als Surrogate des Albumins gelten, weil sie nach gutem Fixiren (Dämpfen) sich im Wasser wenig auflösen. Offenbar muß sich aber die Haltbarkeit der Farben verhältnißmäßig vermindern, wenn man das Albumin zum Theil durch diese Substanzen ersetzt; in gewissen Gränzen ist die Haltbarkeit dieser Farben jedoch noch groß genug, besonders solcher (z.B. Hellblau) welche wenig Pulver enthalten, bei denen also das Befestigungsmittel weniger zertheilt wird. Ich gehe nun auf die eigentlichen Surrogate des Albumins über. Das in England unter der Benennung Protein käufliche Product erfüllt oft die wesentliche Bedingung eines Surrogats nicht, nämlich beim Erhitzen zu gerinnen und geronnen zu bleiben. Dazu kommt, daß es sich nur mit Hülfe eines Alkalis (Kalk oder Ammoniak) auflösen läßt. Ferner gibt das Protein ein so undurchsichtiges Coagulum, daß es nicht möglich ist mit demselben ohne Zusatz von Orseillelack oder einem ähnlichen Färbemittel ein Dunkelblau hervorzubringen. Dieß ist bei jedem Verdickungsmittel oder Surrogat der Fall, welchem die Durchsichtigkeit fehlt, weil die obere Farbeschicht die Reflexion aller unteren Schichten (auf dem bedruckten Theil) aufhebt. Die Nüancen sind gewöhnlich sehr rein, selbst mit gefärbten Verdickungsmitteln; es geht aber viel Farbstoff (für den Effect) verloren, und dazu kommt noch daß das Hellblau, wenn man es neben Dunkelblau druckt, da wo es letzteres deckt, dessen Nüance maskirt. Da jedoch bei dem Hellblau die natürliche (gelbliche) Farbe des Albumins leicht vorwiegend wird, so ist es oft vortheilhaft, demselben von diesen undurchsichtigen Substanzen, z.B. Traganthgummi, zuzusetzen, um eine reinere Nüance zu erhalten. Das Protein behält übrigens einen merklichen Geruch von den Fischen, woraus es abgeschieden wurde, und theilt diesen Geruch den damit bedruckten Zeugen mit, wenn sie auch nur kurze Zeit der Feuchtigkeit ausgesetzt bleiben. Der Kleber verhält sich dem Protein analog; er löst sich nämlich nur mit Hülfe eines Alkalis auf und gibt undurchsichtige Farben; überdieß zersetzt er sich sehr schnell. Der Käsestoff ist zwar wohlfeil, aber ebenfalls undurchsichtig; da er beim Erhitzen leicht gerinnt, so gibt er haltbarere Farben als die schon erwähnten Substanzen, diese Farben zersetzen sich jedoch leicht. Er erfordert ebenfalls die Anwendung eines Alkalis zur vollständigen Auflösung. Das beste Surrogat des Albumins der Eier wäre das ihm so ähnliche Blutalbumin, welches aus dem Serum, dem flüssigen und farblosen Theil des Bluts dargestellt wird. Leider ist es sehr schwierig dasselbe zu entfärben ohne es zu verändern, und auch sehr schwierig es in Wasser vollkommen auflöslich zu machen, wozu man meistens die Alkalien zu Hülfe nehmen muß. Endlich wurde auch der Kautschuk als Surrogat angewendet, welcher ein sehr reines und sehr intensives Blau gibt, aber zu feuergefährlich ist, wegen der großen Menge flüchtigen Oels, welches man ihm behufs seiner Auflösung zusetzen muß; diese Gefahr besteht nicht nur während der Operationen der Fabrication, sondern auch während des Gebrauchs eines mit diesen Farben in chargirten Mustern bedruckten Gewebes. Ich will nun noch in Kürze die Substanzen besprechen, welche man gewöhnlich anwendet, um der Zersetzung dieser Art von Farben zu begegnen. Man hat die Chloralkalien benutzt, um die übelriechenden Gase zu zerstören, welche sich in den Albuminfarben entwickeln; dieselben wirken aber auch zersetzend auf das Albumin, weßhalb die Farben leichter schaumig werden. Das zweifach-chromsaure Kali verhält sich eben so. Die einzigen Substanzen, welche wahrscheinlich mit Erfolg benutzt werden können, um eine zu schnelle Zersetzung dieser Farben zu verhindern, sind solche Oxydhydrate und neutrale Metallsalze, welche leicht reducirbar sind, nicht zu stark auf das Albumin einwirken und kein gefärbtes Sulfurid geben können, z.B. Zinnoxydhydrat. Was ich bezüglich des Ultramarinblau gesagt habe, gilt großentheils auch für die analogen plastischen Farben, das Ultramaringrün, Chromgrün, Schweinfurtergrün, Chromorange etc. Bei der Darstellung der Druckfarben mit Schweinfurtergrün und Chromorange darf man, weil das in diesen Pigmenten enthaltene Kupfer und Blei sich leicht in Sulfurid umwandelt, weder fixes Oel, noch saure oder sich säuernde Körper anwenden, welche alle das Eiweiß zu verändern und seinen Schwefel frei zu machen streben. Um das Schäumen der Farben zu vermeiden, muß man vorzugsweise Terpenthinöl benutzen. Als Zusatz zum Albumin ist für diese plastischen Farben dem Gummi ein guter und frischer Leim vorzuziehen, welcher besser verdickt und sich nicht säuert. Hinsichtlich des Dämpfens zum Fixiren der Farben ist sowohl für Blau als für Orange darauf zu achten, daß dasselbe möglichst schwach und kurze Zeit vorgenommen wird, ferner daß die Zeuge dabei nicht mit einander in Berührung kommen. Im Sommer soll man die Stücke vor dem Dämpfen an einem kühlen und luftigen Ort aufhängen. Einige Fabriken fixiren ihr Ultramarinblau auf die Art, daß sie die Stücke bloß durch kochendes Wasser passiren; man erhält dadurch reinere Farben, dieselben sind aber weniger satt als man sie beim Dämpfen bekommt. Bericht über vorstehende Abhandlung; von Albert Schlumberger. Das von Hrn. Zeller empfohlene Tränken des Ultramarinpulvers mit Oel ist eine wichtige Verbesserung des bisherigen Druckverfahrens; man erhält dadurch mit demselben Quantum Ultramarin eine um 10 bis 15 Proc. intensivere Farbe, und da überdieß das Pulver an Härte oder Rauhigkeit verliert, so ritzt es die Walzen nicht mehr, daher die Gravirung geschont wird. Ich habe einige Farben in folgenden Verhältnissen dargestellt: 250 Gramme bestes Ultramarinpulver,     2 Deciliter Turnantöl; nachdem ich das Ganze gut zerrührt hatte, um einen ganz homogenen Teig zu erhalten, setzte ich 3/4 Liter Albuminlösung zu. Eine andere Farbe wurde mit ganz reinem Olivenöl dargestellt; eine dritte enthielt kein Oel und war mit dem Albumin auf dasselbe Volum wie die zwei anderen Farben gebracht. Das mit Oelzusatz auf Kattun gedruckte Ultramarin war nach dem Fixiren auffallend dunkler als das ohne Oel aufgedruckte; für Dunkelblau ist daher Zeller's Verfahren den Druckereien sehr zu empfehlen. Das mit Oel gemischte Albumin behält eine gewisse Dicke, welche es ohne diesen Zusatz gewöhnlich am folgenden Tage verliert. Auch fühlen sich die mit Oelzusatz bedruckten Zeuge weicher an. – Ich habe bei Anwendung reinen Olivenöls keinen solchen Unterschied gefunden, daß man das wohlfeilere Turnantöl nicht vorziehen sollte. Hr. Zeller bemerkt hernach, daß das Terpenthinöl und das schwefligsaure Natron, mit einander der Farbe in gewissen Verhältnissen beigemischt, dieselbe verhindern schaumig zu werden. Bekanntlich wendet man schon seit Jahren das Terpenthinöl an, um das Schäumen der Druckfarbe zu verhüten, man kann jedoch nicht immer von demselben Gebrauch machen. Druckt man nämlich eine frisch bereitete Farbe welche mit Terpenthinöl versetzt ist, so liefert sie einen scharfen und gleichförmigen Druck, wogegen dieselbe Farbe, nachdem sie zwei Tage alt ist, meistens einen ungleichen (marmorirten) Druck liefert; diese Erscheinung ist noch auffallender, wenn man dem Albumin arabisches Gummi beigemischt hat. Bei der gemeinschaftlichen Anwendung mit Terpenthinöl verhindert also das schwefligsaure Natron das Schaumigwerden der Farbe; seine Hauptwirkung auf das Albumin besteht aber darin, daß es letzteres conservirt, die Farben also niemals in Fäulniß übergehen; man gibt zu diesem Zweck vom Volum des Albumins 1/25 Natronsalzlösung von 40° Baumé zu. Wenn man jedoch dem Albumin arabisches Gummi beimischt, so muß man auf die Anwendung des schwefligsauren Natrons verzichten, es sey denn daß man die Farbe alkalisch macht. Man kann daher dieses Salz nur bei einer mit Albumin allein dargestellten Druckfarbe benutzen, oder wenn man als Zusatz zum Albumin Traganthgummi verwendet. Das Traganthgummi leistet für den Druck gewisser Dessins, Schraffirungen, Schinirungen etc. sehr gute Dienste; es gestattet die Farbe sehr dick zu machen und beeinträchtigt überdieß die Haltbarkeit des Blau nicht. Der Leim ist als Zusatz zum Albumin am wenigsten zu empfehlen, denn er trennt sich vom andern Verdickungsmittel, zersetzt sich schnell und druckt sich sehr schlecht. Das seit einigen Jahren in England angewendete Protein wurde, ebenso wie der Kleber und der Käsestoff, bald wieder aufgegeben, weil das Gerinnungsvermögen dieser Substanzen ein schwaches ist. Die Kautschuklösung kam für den Wollendruck mit Handformen in Gebrauch, der Walzendruck damit ist schwierig; die Feuergefährlichkeit trug viel dazu bei, sie wieder aufzugeben. Das Blutalbumin kam nicht allgemein in Anwendung, weil es bis jetzt nicht gelang dasselbe zu entfärben. Aus diesem Grunde kann man es nicht für Hellblau anwenden; es läßt sich hingegen vortheilhaft für Dunkelblau, das mit Kohle erzeugte Grau etc. benutzen, weil wegen seiner schwach alkalischen Reaction seine Auflösungen dicker sind und sich länger conserviren. Ich glaube hier einer Beobachtung des Hrn. Camille Köchlin erwähnen zu müssen; er fand, daß wenn man metallisches Eisen in eine Ultramarinfarbe bringt, das Blau in einigen Stunden gänzlich zerstört wird; das Albumin spielt dabei keine Rolle, denn bei dem bloß in Wasser zerrührten Ultramarinpulver ist der Erfolg der gleiche. Das Kupfer und die anderen gebräuchlichen Metalle bringen nach seinen Versuchen diese Wirkung nicht hervor. Jene Thatsache erklärt uns, warum das Blau beim Walzendruck sich nach und nach unter der stählernen Rakel so verändert, daß es graulich wird; läßt man nämlich einen Theil der Farbe mit einem Rakelstück in Berührung, so ist ihre Nüance schon nach Verlauf eines Tages deutlich eisengrau. Wenn diese Wirkung zu befürchten ist, muß man daher messingene Rakeln anwenden, oder man muß die Farbe mit Ammoniak alkalisch machen, weil alsdann diese Veränderung nicht eintritt. Wenn man bei der Darstellung des Albumins das Eigelb nicht absondert, sondern das Weiße und Gelbe des Eies zusammen trocknet, so erhält man eine gelbliche Substanz, welche sehr gut verdickt und sich für Dunkelblau, Orange, Kohlengrau etc. benutzen läßt. Dadurch erspart man an Kosten, während die Farbe nicht minder haltbar ist, überdieß erhält das Gewebe mehr Geschmeidigkeit. Hinsichtlich des Dämpfens der Zeuge zum Fixiren des Ultramarinblau bemerke ich, daß ein ohne schwefligsaures Natron gedrucktes Mittelblau beim Dämpfen einen grünlichen Ton bekommt, wogegen, wenn es in kochendem Wasser fixirt wurde, die Nüance ihre ganze Reinheit behält. Setzt man der Farbe vor dem Drucken jedoch eine kleine Menge neutralisirtes schwefligsaures Natron zu, so stellt sich beim Dämpfen der grünliche Ton nicht ein. Wird Albumin allein auf Kattun gedruckt, so färbt es sich beim Dämpfen merklich gelb, es theilt folglich diesen gelblichen Ton dem Ultramarin mit. Wenn man zum Fixiren von Ultramarinblau die Stücke durch kochendes Wasser passirt, so muß dasselbe über freiem Feuer und nicht mittelst Dampf erhitzt werden, weil in letzterem Falle seine Temperatur um 4 bis 5 Centesimalgrade niedriger ist. Hat man außer dem Ultramarin aber auch Schweinfurtergrün oder Lackfarben aufgedruckt, so müssen die Zeuge behufs des Fixirens der Farben gedämpft werden, weil letztere alsdann besser haften.