Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 143, Jahrgang 1857, Nr. , S. 73
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Miscellen. Miscellen. Beitrag zur Verbesserung des Fortepiano; von H. Welcker. An allen uns bis jetzt bekannten Fortepianos steht der kleine Steg nur in mittelbarer Verbindung mit dem Resonanzboden und bildet mit dem Holztheile, Stimmstock genannt, einen vereinigten Körper. Die durch den Anschlag der Hämmer aus ihrer ruhigen Lage in schwingenden Zustand versetzten Saiten nöthigen dabei diesen Stimmstock stets zu einem bald mehr bald weniger starken Mitschwingen (Zittern), je nachdem dessen Holzmasse, vermöge ihrer elastischen Spannung. Einwirkung ausübt. Das Mitzittern dieses nicht resonirenden Körpers wirkt jedoch, und ganz besonders im Discant, in dem Maaße schädlich auf den musikalischen Sangklang der Töne, als der Zufall es in Bezug auf Anzahl und Zeiträume der Stöße mehr oder weniger mit den Schwingungen der Saiten in Uebereinstimmung brachte. In diesem regellosen, die physische Harmonie der Saitenschwingungen störenden Mitschwingen des Stimmstocks, das in dem nämlichen Maaße. wie bei den Saiten, auch auf die Schwingungen des Resonanzbodens schädlich einwirkt, suche ich aber hauptsächlich den Grund, daß ein und derselbe Meister bezüglich der Qualität des Klanges öfter ganz von einander verschiedene Instrumente liefert, obgleich alle einzelnen Theile einer Gattung genau über ein und dasselbe Modell gearbeitet wurden. Die Bildung oder Erzeugung der poetisch sangreichen, rein musikalischen Klänge in Clavierinstrumenten läßt sich demnach weder durch wissenschaftliche Kenntnisse und Berechnungen, noch durch die praktischen Kunstgriffe eines Meisters vorher feststellen, sondern es ist und bleibt (wir wollen es nur offen gestehen, wenn es auch der Wissenschaft der Akustik, resp. ihren Professoren, nicht zur Ehre gereicht, und wohl manchem mechanischen Clavierbauer die Schärfe seines eingebildeten Kunstsporns dadurch etwas abgestumpft wird) eine Sache des Zufalls, so lange die Wissenschaft nicht eine überzeugende Theorie aufgefunden hat, welche der Praxis ein Verfahren in die Hände legt, das durch künstlerische Ausführung eine Vorherbestimmung sichert. Die Beseitigung stumpfer Klänge im Fortepiano führte zwar schon zu unzähligen Versuchen. Man arbeitete rastlos an der Verbesserung dieser Instrumente und brachte Opfer, die uns Dank und Staunen abnöthigen, aber man gerieth dabei unvermerkt in Labyrinthe mechanischer Einrichtungen, durch die sich wohl auf Kosten des poetisch sangreichen, dem Gefühle wohlthuenden Tons ein mächtiger Klang herausschlagen läßt, die aber noch wenig geeignet sind, die schädliche Wirkung des Stimmstockzitterns zu entkräften. Eine künstliche Praxis trat hervor und suchte mühevoll in der Ferne, was so nahe liegt. Die prosaische Richtung des Clavierspiels der jüngsten Zeit war dabei besonders behülflich diese Verirrungen zu unterstützen, indem das hageldichte Dreinschlagen Lißt'scher Prügelei, welches zur Herrschaft gekommen war, für den Instrumentenmacher gewiß maßgebend seyn mußte, das Eisensystem à la Barrage in breitester Basis anzuwenden. Die Beobachtung einer schwingenden Violinsaite und des einfachen Weges, auf dem dieselbe ihre Schwingungen dem vollendeten, ganz resonirenden Körper mittheilt, wobei der Steg den Vermittler bildet, durch den wir uns überzeugen können, wie wir durch Ab- oder Zuthun seiner Höhe und Dicke, mithin seines Gewichts, ein und derselben Violine starke und schwache, stumpfe und sangvolle Klänge verschiedener Farbe und Charakter entlocken können, führte mich indeß schon vor längerer Zeit auf den Gedanken, diese durch nichts gehemmten Schwingungen auf ähnliche Art für den resonirenden Körper (Klangboden) des Claviers zu übertragen. Ich trennte daher an einem Pianino den kleinen Steg gänzlich vom Stimmstock und brachte ihn mit dem Resonanzboden in unmittelbare Verbindung. Das Resultat dieser Operation war über Erwartung günstig, und berechtigt zu der Hoffnung, daß in diesem Verfahren der Schlüssel liegt, durch den sich eine überzeugende Theorie begründen läßt, mittelst der die Praxis des Clavierbauers, bei gewissenhafter Anwendung, stets sicher geht. Ich glaube daher zum Fortschritt des Clavierbaues nicht Unerhebliches beizutragen, wenn ich diesen ersten, daher keineswege erschöpften Versuch veröffentliche und dadurch Anderen Gelegenheit biete, die Sache weiter zu verfolgen, zumal da Körperleiden mir Mittel und Gelegenheit raubt Gebrauch davon zu machen. Auf Verlangen bin ich jedoch gern bereit, nähere Auseinandersetzung der speciellen Behandlung durch Zeichnung anschaulich und begreiflich zu machen. Eine andere gleichwichtige Entdeckung, das schädliche Mitzittern des Stimmstocks zu entkräften und Flügel im Discant gesangreich und volltönend zu machen, ergab sich mir aus dem Versuche einer Verbindung des Stimmstocks mit dem Kastenboden. Ich wandte nämlich zwei Eisenspreizen in lothrechter Stellung an, welche, durch beide Theile gehend, so eingerichtet waren, daß ersterer mit letzterem mittelst Schraubenmuttern gespannt werden konnte. Die Platten der Eisenspreizen ließ ich auf den über die Stegstifte hin liegenden, uneigentlich sogenannten Klangstock aufdrücken. Dieses einfache, noch von keinem Andern versuchte Mittel wirkt so außerordentlich auf Verstärkung des Sangklanges eines Flügels oder vornstimmigen Tafelforms, daß selbst alte Instrumente mit ganz stumpfen Tönen durch richtige Anwendung desselben klingend werden. Es ist somit diese Entdeckung, welche ich im Interesse der Tonkunst bereitwilligst veröffentliche und auf deren specielle Zergliederung ich in meinem demnächst erscheinenden „Lehrbuch des Baues musikalischer Instrumente“ eingehen werde, für den mechanischen Instrumentenmacher sowohl, als den Tonkünstler und Akustiker von der größten Wichtigkeit und dürfte dessen allgemeiner Anwendung baldigst entgegen zu sehen billig gewünscht werden. Der Verf., welcher dermalen in Darmstadt wohnt, erklärt sich zur Leitung von Proben an alten Flügeln, unter Garantie des günstigen Erfolgs, bereit und schätzt das Maximum der durch die Operation entstehenden Unkosten, mit Einschluß sorgfältiger Intonirung des ganzen Instruments, zu welcher gewöhnlich eine neue Ueberlederung oder Ueberfilzung der Hämmer nothwendig wird, auf nur 25 Gulden. (Gewerbeblatt für das Großherzogthum Hessen, 1856, Nr. L 7.) Das Trocknen der Breter. Um zu verhüten, daß die Breter und Bohlen beim Trocknen an den Enden aufreißen, was besonders bei den buchenen leicht geschieht, braucht man nur die Enden derselben mit Leinwand oder Papierstreifen zu verkleben. Weiter ist beim Trocknen der Breter etc. Folgendes zu beachten: Wenn man dieselben in Stößen aufsetzt, so ist es vor allen Dingen nöthig, daß man die Klötzchen oder Hölzer, die man zwischen dieselben zu bringen pflegt, bis ganz vor zu Ende derselben legt, indem sonst das überstehende oder über die Stützpunkte hinausragende Ende stets aufreißen wird. Aus diesem Grunde ist das Aufstellen der grünen Breter im Dreiecke, wie es häufig vorkommt, nicht zu empfehlen, da hier die Enden nie vollständig gestützt und somit dem Aufreißen ausgesetzt sind. (Gewerbeblatt für den Schwarzwald, 1856, Nr. 11.) Ueber Anwendung des Portland-Cements in der chemischen Technik. Die Aufgabe, große Krystallisirgefäße in bedeutender Masse mit möglichst geringem Kostenaufwande zu schaffen, veranlaßte mich vor einiger Zeit zu diesem Zwecke gemauerte Behälter mit einem einen halben Zoll starken Cementüberzuge zu versuchen. Die Resultate, welche ich mit diesen Apparaten erzielte, übertrafen meine Erwartungen, und ich nehme deßhalb keinen Anstand, dieselben im vollsten Maaße zu empfehlen. Zur Herstellung solcher Geräthe lasse ich den Boden, auf welchem dieselben errichtet werden sollen, fest stampfen und in dünnem Cement eine Flachschicht gut genäßter Steine darauf legen. Auf dieser Schicht werden die Seitenwände von der gewünschten Höhe einen halben Stein stark mit schwachen Fugen in Cement aufgeführt. – Der Cement zu diesem Zwecke, wie zu dem darauffolgenden Beputzen des Behälters, wird mit seinem gleichen Volumen scharfen Sandes gemischt. – Den sorgfältig aufgetragenen Putz läßt man ein wenig erhärten, reibt ihn erst mit einem hölzernen Reibebrete glatt, und polirt ihn schließlich mit einem stählernen Reibebrete, bis er eine glänzend schwarze, vollständig glatte, marmorähnliche Oberfläche angenommen hat. Die so gefertigten Gefäße füllt man nach der Vollendung mit Wasser und läßt sie damit einige Tage stehen; sodann sind sie zum Gebrauche fertig. Man kann dieselben ohne die geringste Gefahr mit kochender Lauge füllen. Die angeschossenen Krystalle lösen sich leicht und vollständig von den glatten Seitenwänden der Gefäße und lassen an Sauberkeit nichts zu wünschen übrig. Ich habe diese Gefäße zur Krystallisation von Soda, Salpeter, blausaurem Kali, Bittersalz und Glaubersalz angewendet, doch voraussichtlich sind dieselben zu allen übrigen, nicht sauren Salzen eben so gut zu gebrauchen. Auch zu Kühlschiffen für Brennereien und Brauereien sollten dieselben eine umfassende Anwendung finden können. Ein Cementgefäß von 12 Fuß Länge. 8 Fuß Breite und 18 Zoll Höhe kommt im höchsten Fall auf 12 Thaler zu stehen. Hermann Grüneberg in Stettin. Beiträge zur Frage über die Darstellung kalkfreien Weinsteins aus rohem, in einer Operation, nach Versuchen im technischen Laboratorium des schweizerischen Polytechnicums, angestellt von W. Suter. Bekanntermaßen besteht das gewöhnliche Verfahren, den rohen Weinstein zu reinigen, darin, daß man denselben in heißem Wasser löst und mit Kohle, Thon, Eiweiß u. s. w behandelt, um Farbstoffe und andere organische Verunreinigungen daraus zu entfernen. Man erhält auf diese Weise zwar einen weißen Weinstein; doch ist derselbe mit der ganzen Kalkmenge, die sich im rohen Weinstein fand, noch verunreinigt. Für den pharmaceutischen Gebrauch, oder überhaupt wo ein kalkfreier Weinstein verlangt wird, ist daher eine zweite Reinigung nothwendig; diese wird überall durch Behandeln des Weinsteins mit Salzsäure vorgenommen. Der weinsaure Kalk wird gelöst, wobei freilich auch ein Theil Weinstein in Lösung geht. Der Rückstand kann durch sorgfältiges Auswaschen mit Wasser kalk- und chlorfrei erhalten werden. Abgesehen davon daß bei dieser Methode den Weinstein zu reinigen, eine weinsäurehaltige Lösung abfällt, die nur bei größern Quantitäten und nur schwierig auf die Weinsäure verarbeitet wird, braucht die Methode zwei Operationen, nämlich die vorangegangene Darstellung gereinigten Weinsteins und die nachherige Entfernung des Kalks. Es ist eine sehr bekannte Thatsache, daß der Weinstein in Salzsäure löslicher ist als in Wasser. Doch ist es ein Irrthum, wenn man, wie Mohr in seinem Commentar zur preußischen Pharmakopöe anführt, glaubt, daß sich aus einer Salzsäurelösung nicht reiner Weinstein, sondern ein Gemisch von Chlorkalium und Weinstein ausscheide. In seinem Aufsatz über Tartarus depuratus widerspricht sich Mohr über diesen Punkt, so wie überhaupt über die Reinigung des rohen Weinsteins aus saurer Lösung, indem er sagt: „Die Entfärbung aus saurer Lösung hatte kein Interesse, weil dabei sehr große Gefäße angewandt werden mußten und eine gleichzeitige Entfernung des Kalkes nicht stattfand.“ Während er dann doch seine Ueberzeugung ausspricht, daß der kalkfreie, chemischreine Weinstein der Fabrik Nüscheler in Zürich aus salzsaurer Lösung rein dargestellt sey. Wird mit einer concentrirten Säure gearbeitet, so tritt freilich der Fall ein, daß sich die ganze heiße Lösung durch Ausscheidung von Chlorkalium trübt und daß diese Chlorkalium-Ausscheidung auch beim Erkalten der Lösung fortdauert. Arbeitet man hingegen mit verdünnter Säure, so mag zwar die Umsetzung von Salzsäure mit Weinsäure auch vor sich gehen; es spricht dafür die etwas syrupartige Consistenz der heißen Lösung, allein es scheidet sich keine Spur von Chlorkalium aus, und beim Erkalten erhält man eine Ausscheidung von ganz kalk- und chlorfreiem Weinstein. Um diese Verhältnisse zu prüfen und um zu sehen, bei welcher Verdünnung die Löslichkeit des Weinsteins die größte sey, wurden folgende Versuche gemacht: Eine rohe Salzsäure, durch eine Titre-Analyse bestimmt, zeigte in 10 Kub. Cent. einen Gehalt von Cl H = 3,885 Gram. Von dieser Salzsäure wurden dreimal 40 Kub. Cent. abgemessen, die ersten mit 20, die zweiten mit 40 und die dritten mit 60 Kub. Cent. Wasser verdünnt; so daß wir drei verdünnte Säuren, die eine 60, die zweite 80, die dritte 100 Kub. Cent. messend, erhielten. Es wurden zu der ersten 60 Gramme gereinigter und gepulverter Weinstein gebracht, zum zweiten 80 und zum dritten 100 Gram., alle drei zum Kochen erhitzt, und vom Ungelösten abgegossen und erkalten gelassen. Nr. 1 und 2 lösten allen Weinstein auf; doch schied sich aus dem ersten noch während dem Kochen ein die Lösung trübender Niederschlag aus; nach dem Erkalten ergab sich, daß die Hauptmasse der ausgeschiedenen Krystalle aus Chlorkalium bestand, die Flüssigkeit hatte von der ausgeschiedenen Weinsäure eine fast gallertartige Beschaffenheit. In Nr. 3 hatte sich nicht aller Weinstein gelöst; der ungelöste wurde auf einem Trichter gesammelt, etwas abgewaschen und getrocknet; es waren ungelöst 16 Gram., also in Lösung 84 Gram. Beim Erkalten der Lösungen schied sich aus Nr. 2 mehr Weinstein aus als aus Nr. 3; es ist daher für unsern Zweck die mit gleichen Theilen Wasser verdünnte Salzsäure die brauchbarste. Die nun folgenden Versuche gehen darauf hinaus, zu prüfen, ob man mit derselben Salzsäure mehreremale nach einander Weinsteinmengen lösen, in der heißen Lösung entfärben, durch Erkalten ausscheiden und ein kalkfreies Product gewinnen könne. Mohr und Gädike gehen in der Weinstein-Reinigung mit Salzsäure von der Ansicht aus, daß die saure Lösung mit kohlensaurem Natron zersetzt und auf diese Weise der Weinstein ausgefällt werde. Begreiflicherweise würde jede Kostenberechnung von der Weinsteinreinigung auf diesem Wege abschrecken. Sollte aber der eben angedeutete Weg sich bewähren und man könnte mit derselben Säure mehrere Quantitäten reinen Weinstein gewinnen, so könnte man schließlich, wenn die Säure ihre Dienste nicht mehr thun will, immer noch mit Alkali den Weinstein ausfällen. Die Versuche, die gemacht wurden, sind folgende: Es wurden 200 Gramme roher gepulverter Weinstein mit einer Mischung von 100 Kub. Cent. obiger Salzsäure und 100 Kub. Cent. Wasser übergossen und gekocht. (Es ist hiebei zu bemerken, daß diese verdünnte Säure beim Kochen kein Cl H entwickelt, auch wenn die besprochene Bildung von Chlorkalium in der heißen Lösung nicht stattfindet. Bekanntermaßen verliert eine Salzsäure von 20 Proc. Gehalt und einem geringern spec. Gewicht als 1,10 beim Kochen nur Wasser, bis sie auf obigen Punkt kömmt, von wo sie als konstante Verbindung verdampft.) Die erhaltene Lösung wurde auf 50 Gram reiner, d.h. gut mit Salzsäure ausgezogener Knochenkohle gegossen und siedendheiß einige Zeit damit digerirt, dann heiß durch einen mit Dampf geheizten Opodeldoc-Trichter filtrirt; das Filtrat war klar, gelb gefärbt, von Eisengehalt. Die Lösung wurde nun unter Umrühren im kalten Wasserbad abgekühlt; es schied sich der Weinstein als ein feines krystallinisches Pulver, als Weinstein-Rahm aus. Es wurde 24 Stunden stehen gelassen, dann die Flüssigkeit von dem gut abgesetzten Weinstein abgegossen, der Absatz auf ein Filter gebracht, und mit möglichst wenig Wasser ausgewaschen, bis das Filtrat mit AgO, NO₅ keine oder nur schwache Reaction zeigte. Dann wurde im Dampfbad getrocknet. (Bleibt zu viel Salzsäure in dem Niederschlag, so wirkt diese auf den Weinstein beim Trocknen ein, und die Masse wird gelblich gefärbt.) Ist das Auswaschen richtig ausgeführt, so stellt der Weinstein nach dem Trocknen ein blendend weißes Pulver dar, in dessen wässeriger Lösung auf Zusatz von Silberlösung nur eine sehr geringe Trübung entsteht und in der sich mit NH₄ O, Ō keine Spur von Kalk nachweisen läßt, ebenso ist das Product eisenfrei. Diese zuerst ausgeschiedene Menge betrug nach dem Auswaschen und Trocknen 20 Gramme. In der abgegossenen Flüssigkeit wurden wieder 40 Gram. rohen Weinsteins durch Kochen gelöst, mit der schon gebrauchten digerirt und heiß filtrirt, die Lösung aber ohne umzurühren langsam erkalten gelassen. Nach 24 Stunden hatte sich eine schöne Krystallschicht von Weinstein abgesetzt. Sie wog nach Abwaschen und Trocknen 26 Gram., und war, wie der erst erhaltene Weinstein-Rahm, außer einer Andeutung von Chlor, chemisch rein. Es wurden nun nacheinander zehnmal 40 Gramme rohen Weinsteins gelöst, immer in derselben Säure, deren Wasserverlust durch Verdampfen und Verdunsten mit Waschwasser wieder ergänzt wurde und immer mit denselben 50 Gram. Kohle gereinigt, ohne daß die erhaltenen Weinsteine andere als eben angeführte Eigenschaften erhalten hatten. Nachdem die zehnte Krystallisation sich ausgeschieden hatte, wurde mit dem Zusatz von rohem Weinstein aufgehört, und durch Lösen und Reinigen eines Rückstandes, der von frühern Portionen ungelöst geblieben war, eine eilfte Krystallisation erhalten. Durch Auskochen der Knochenkohle, in der sich ziemlich viel Weinstein ungelöst befand, erhielt man die letzte, die zwölfte Quantität reinen Weinsteins. Man erhielt nun von der   1. Krystallisation   20 Gram.   2.       „       „   26     „   3.       „       „   34     „   4.       „       „   36     „   5.       „       „   33     „   6.       „       „   35     „   7.       „       „   27     „   8.       „       „   29     „   9.       „       „   27     „ 10.       „       „   24     „ 11.       „       „   21     „ 12.       „       „   20     „ ––––––––––                          Total 332 Gram. reiner Weinstein. Nachdem alle 600 Gram. rohen Weinsteins entfärbt worden waren, leistete die Kohle noch gerade so gute Dienste wie im Anfang, und der zuletzt sich ausscheidende Weinstein war ebensowohl kalkfrei als der erstgewonnene. Man sieht aus obiger Zahlenreihe, daß die Salzsäure im Anfang noch nicht vollständig mit Weinstein gesättigt war; diese daher erst nach und nach zum höchsten Ertrag von reinem Weinstein steigt; später nehmen die Zahlen wieder ab, was von der nach und nach im Filter und Waschwasser verloren gegangenen Salzsäure abhängt. Nachdem auf diese Weise eine Salzsäure so lange gebraucht ist bis sie nicht mehr gute Dienste leistet, kann man sie immerhin noch mit Alkali abstumpfen und Weinstein ausfällen; oder man kann die ganze Weinsäuremenge an Kalk binden und auf Weinsäure verarbeiten. Um den Kalkgehalt des verarbeiteten Weinsteins zu bestimmen, wurden die Salzsäure und alle Waschwasser zusammengebracht; es war nach einigem Wasserzusatz eine Flüssigkeitsmenge von 1400 Kub. Cent. Von diesen wurden 350 Kub. Cent. abgemessen und daraus der Kalk ausgefällt und bestimmt. Man erhielt 7,1 Gram., was auf die ganze Menge 28,4 Gram. oxalsauren Kalk, das ist ungefähr 50 Gram. weinsauren Kalk (2 Ca O, C₈ HO₁₀ + 4HO) ausmacht, was etwa 8,3 Proc. dieses Salzes in rohem Weinstein beträgt. P. S. Kann im Großen die Frage günstig entschieden werden, ob es sich lohne Lösungen zu kochen und zu filtriren etc., die durchschnittlich 15 Proc. reinen Weinstein liefern, ohne daß zur Ausscheidung dieses Weinsteins irgend welches andere Material gebracht wird, so muß sich die Oekonomie des Verfahrens im Ganzen vortheilhaft herausstellen, da die wenn auch verhältnißmäßig große Menge Weinsteins, der in Lösung bleibt, nie verloren ist. Die Waschwasser können theils durch Eindampfen auf Weinstein benutzt, theils durch Salzsäurezusatz zur Lösung anderer Weinsteinmengen verwendet werden, und lassen sich beim Betrieb im Großen gewiß vermindern. Ueber moderne Seifenfabrication; von Dr. F. Vorwerk. In Köln, Offenbach und wohl auch an andern Orten wird seit den letzten Jahren eine Seife fabricirt und großentheils auf dem Wege des Hausirhandels unter das Publicum gebracht, deren äußerst billiger Preis – der Centner kostet 7 bis 9 Gulden – verbunden mit einem gefälligen Aussehen, schon manche einseitig speculative Hausfrau veranlaßt hat, ohne vorherige Probe gleich eine größere Quantität zu kaufen. Die Verkäufer nehmen das Geld und verschwinden spurlos; die Hausfrau, glücklich über den wohlfeilen Kauf, hält große Wäsche und die Seife – zerfließt im warmen Wasser wie ein Schneeball! – Von solcher Seife erhielt ich ein Stück zur Untersuchung. Sie ist in weißer Grundfarbe mit grauen Adern marmorirt, erscheint ungleich zarter, als wie die gewöhnliche Kernseife, läßt sich mit dem Messer fast wie Butter schneiden und zeigt an den Schnittflächen hervorquellende Wassertropfen, die besonders reichlich hervortreten, wenn man ein Stück zwischen den Händen zerdrückt. Liegt die Seife einige Zeit in einem trockenen Raum, so efflorescirt nicht nur viel Soda, sondern es bilden sich im Innern der Riegel so große Krystalle dieses Salzes, daß die Seife an einzelnen Stellen ganz auseinander getrieben wird. In einer Porzellanschale im Wasserbade erhitzt, zerfließt sie sehr schnell zu einer klaren Flüssigkeit und hinterläßt beim Verdampfen 25 Proc. festen Rückstand, der aus Palmölseife und überschüssigem kohlensauren Natron besteht. Bei einem solch bedeutenden Wassergehalt ist der niedere Preis der Seife leicht erklärlich, ja er sollte noch geringer seyn, wenn man dem wahren Gehalte ein Aequivalent gute Palmölseife gegenüber stellt. Dem sey übrigens wie ihm wolle, ein solches Fabricat – und hierher gehören wohl alle sogenannten gefüllten Seifen – kann nur dazu dienen, den reellen Seifensieder zeitweise zu beeinträchtigen und das Vertrauen des Publicums gegenüber den Fabrikproducten und der fortschreitenden Industrie noch mehr zu schwächen, als dieß jetzt schon der Fall ist. Ueber die Oxydation der Bestandtheile des Ammoniaks durch poröse Körper und über Salpeterbildung; von Prof. Schönbein. Das Philosophical Magazine, Decemberheft 1856, enthält S. 457 in diesem Betreff einen Aufsatz des Hrn. Prof. Schönbein in Basel, welchem wir Folgendes entnehmen: Nach den früheren Versuchen des Verfassers oxydirt der ozonisirte Sauerstoff bei gewöhnlicher Temperatur beide Elemente des Ammoniaks, wodurch salpetersaures Ammoniak erzeugt wird, dagegen wirkt der gewöhnliche Sauerstoff unter denselben Umständen gar nicht auf das Ammoniak, weder auf das gasförmige noch auf das in Wasser aufgelöste. Wenn man jedoch den gewöhnlichen Sauerstoff mit gewissen Substanzen in Contact bringt, so erlangt er das Vermögen mit dem Ammoniak salpetrige Säure zu erzeugen, d.h. salpetrigsaures Ammoniak. Solche Substanzen sind Platin und Kupfer. Das Kupfer kann sogar noch besser als das Platin den gewöhnlichen Sauerstoff veranlassen, beide Elemente des Ammoniaks bei gewöhnlicher Temperatur zu oxydiren. Man bringe in eine Flasche, welche Sauerstoff oder Luft enthält, beiläufig 50 Grm. fein zertheiltes Kupfer (wie man es durch Reduction des Kupferoxydes mittelst Wasserstoffgas erhält), befeuchte das metallische Pulver mit flüssigem Ammoniak, und verschließe dann die Flasche, so wird man bald sehen, daß sich dieselbe mit weißlichen Dämpfen füllt, welche salpetrigsaures Ammoniak sind, denn wenn man in die Flasche einen Papierstreifen steckt, welcher mit gesäuertem Stärkekleister, der etwas Jodkalium enthält, überzogen worden ist, so färbt er sich rasch blau. Selbst wenn man die Oeffnung der Flasche mit einer befeuchteten Glasplatte oder einem befeuchteten Uhrglas bedeckt, so setzt sich daran in wenigen Minuten von dem gebildeten salpetrigsauren Ammoniak so viel ab. daß man dessen Gegenwart durch die deutlichsten Reactionen nachweisen kann. Ich habe noch zu bemerken, daß das Kupferpulver, bald nachdem es mit flüssigem Ammoniak befeuchtet worden ist, eine Temperaturerhöhung zeigt, ohne Zweifel in Folge der Bildung des salpetrigsauren Ammoniaks. Die blaue Flüssigkeit, welche man beim Schütteln von Kupferpulver mit wässerigem Ammoniak und Sauerstoff oder atmosphärischer Luft erhält, enthält auch, außer Kupferoxyd, salpetrigsaures Ammoniak; denn wenn man sie mit ein wenig Natron versetzt und kochen läßt, um das Ammoniak auszutreiben und das schwarze Kupferoxyd niederzuschlagen, so erhält man eine Auflösung, welche nach dem Verdampfen zur Trockne ein gelbliches Salz hinterläßt, das hauptsächlich aus salpetrigsaurem Natron besteht Dieser Rückstand, mit Holzkohlenpulver vermengt und erhitzt, zeigt das Verpuffen; er liefert mit Schwefelsäure starke Dämpfe von salpetriger Säure, er bleicht eine sehr saure Auflösung von schwefelsaurem Indigo, und färbt eine Eisenvitriollösung, welche freie Schwefelsäure enthält, bräunlich. Bringt man gewöhnlichen, reinen, oder atmosphärischen Sauerstoff in Berührung mit Kupferpulver und wässerigem Ammoniak, so wird derselbe so rasch absorbirt, daß ich auf diese Weise einem ganzen Kubikfuß atmosphärischer Luft in wenigen Minuten den Sauerstoff entziehen konnte. Kupfer und Ammoniak können daher als eudiometrische Agentien und zur Darstellung des Stickstoffs aus atmosphärischer Luft benutzt werden. Obige Thatsachen stehen mit der wichtigen Frage der Salpeterbildung im Zusammenhang, denn sie beweisen, daß der gewöhnliche Sauerstoff, unter dem Einfluß des Contacts einiger wägbaren Substanzen, selbst bei der Temperatur der Atmosphäre im Stande ist beide Bestandtheile des Ammoniaks zu oxydiren. (G. Barruel machte im J. 1852 die Entdeckung, daß sich aus jedem Kupfererz, sey es Kupferkies oder Fahlerz, alles Kupfer für sich allein ohne vorheriges Rösten in einigen Stunden ausziehenansziehen läßt, indem man das gepulverte Erz in verdünntem Ammoniak suspendirt und durch die Flüssigkeit langsam einen Luftstrom blast (polytechn. Journal Bd. CXXV. S. 115 und Bd. CXXXVI. S. 152). Diese Thatsache verliert durch Schönbeins neue Beobachtungen ihren auffallenden Charakter, da die stattfindende Reaction von der bisherigen Annahme wesentlich verschieden ist. Die Redact.) Ueber die Darstellung photographischer Bilder mit natürlichen Farben. Von Testud de Beauregard ist (im Phot. Soc. Journal, 1855, No. 32 und 33) ein photographisches Verfahren angegeben worden, welches, von der Methode der Heliochromie E. Becquerel's und Niepce's ganz abweichend, fixirbare Bilder mit natürlichen Farben unmittelbar durch die camera obscura liefern soll. Es besteht dieses Verfahren darin, daß man das Papier zuerst in eine Lösung von übermangansaurem Kali, welcher etwas Lackmustinktur zugesetzt ist, taucht, und nachdem es vorher getrocknet war, in eine zweite Lösung aus Ferridcyankalium, mit etwas Schwefelsäure angesäuert. Das so präparirte Papier wird ins Silberbad gebracht, nach der Lichtwirkung aber mit reinem Wasser gewaschen und in eine Lösung von unterschwefligsaurem Natron getaucht. Nachdem es nochmals mit Wasser gewaschen, bringt nach Beauregard ein Bad von neutralem gallussaurem Ammoniak die Farben lebhaft zum Vorschein. (Liebig's und Kopp's Jahresberichte über die Fortschritte der Chemie, Physik, Mineralogie u. Geologie für 1855, S. 185.) Verfahren, seidene und andere Gewebe mit Gold oder anderen Metallen zu bedrucken, von R. Ruding. Um seidene oder andere Gewebe mit Blattgold, Blattsilber u.s.w. zu bedrucken, nimmt Ruding trockenes, durch Fällung der weingeistigen Schellacklösung mit Wasser dargestelltes Schellackpulver, bestäubt damit den Theil des Gewebes, auf welchem die Verzierung angebracht werden soll, legt das Blattgold u.s.w. darüber und drückt nun eine erhitzte metallene Form, auf welcher das betreffende Muster erhaben vorhanden ist, darauf. Der Schellack wird dadurch an den Stellen des Musters zum Schmelzen gebracht und dadurch das Anhaften der Metallfolie an diesen Stellen bewirkt. Von den übrigen Stellen wird das Metall und das Harzpulver nachher mittelst einer Bürste entfernt. Statt der Metallfolien kann man auch Metallpulver anwenden. (Repertory of Patent-Inventions, Septbr. 1856, S. 225, durch polytechnisches Centralblatt S. 1341.) Anfertigung eines elastischen Zeuges, nach Caleb Bedells. Ein dünnes Blatt vulcanisirten Kautschuks wird in einem Rahmen ausgespannt und dann an beiden Seiten mittelst einer Bürste mit dicker Kautschuklösung überzogen. Mit derselben Lösung überzieht man auch zwei Stücke eines und desselben oder verschiedener Gewebe, jedoch nur an einer Seite. Man nimmt hierzu am besten Gewebe, die durch schwaches Schlagen mit der Lade etwas locker gewebt sind. Den Ueberzug auf dem Gewebe läßt man so weit trocken werden, daß er noch etwas klebend ist, was am besten in einer Wärme von etwa 40° C. geschieht. Das Kautschukblatt wird nun, je nach dem Grade der Elasticität, welchen man erlangen will, in dem Rahmen mehr oder weniger ausgedehnt und dann zwischen die beiden in geeigneter Art ausgespannten Zeuge gebracht, so daß die mit Kautschuk überzogenen Seiten derselben dem Kautschukblatt zugekehrt sind. Das Ganze wird nun gepreßt, wobei die Zeuge mit dem zwischenliegenden ausgedehnten Kautschukblatt zusammenkleben. Man erhält in dieser Weise ein elastisches Zeug, welches ganz frei von Falten und Unebenheiten ist. – Patentirt für England am 7. August 1855. (Repertory of Patent-Inventions, März 1856, S. 219, durch polytechnisches Centralblatt S. 1400.) Rübenzuckerfabrication im Zollverein vom 1. September 1855–1856. Der Uebersicht über die Zuckererzeugung (im polytechn. Journal Bd. CXLI S. 78) tragen wir nach, daß vom 1. September 1855 bis 31. August 1856 in 216 Fabriken 21,839,799 Ctr. Runkelrüben in Zucker verarbeitet wurden, also gegen das J. 1854–55 die Zahl der Fabriken um sechs abnahm, dagegen 2,651,387 Ctr. Rüben mehr verarbeitet wurden. In Württemberg betrug die verarbeitete Menge 830,937 Ctr., um 227,681 Ctr. mehr als im Jahr 1854. (Handelsarchiv, 1856, S. 461.)