Titel: Ueber transportable Dampfmaschinen zur Wasserhaltung auf Gruben; von Paul Wagenmann, Ingenieur in Bonn und Neuwied.
Autor: Paul Wagenmann
Fundstelle: Band 145, Jahrgang 1857, Nr. LV., S. 245
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LV. Ueber transportable Dampfmaschinen zur Wasserhaltung auf Gruben; von Paul Wagenmann, Ingenieur in Bonn und Neuwied. Wagenmann, über transportable Dampfmaschinen zur Wasserhaltung auf Gruben. Bis jetzt haben die transportablen Dampfmaschinen behufs der Wasserhaltung auf Gruben in Deutschland wenig Anwendung gefunden, weil diese Maschinen, um ihnen eine große Heizfläche zu geben, meistens mit Siederöhren-Kesseln versehen wurden, daher so häufiger Reparaturen und Reinigung bedurften, daß man zu jenem Zweck eine Reservemaschine hätte halten müssen. Die Maschinenfabrik der HHrn. Medwin und Hall in England hat aber im vorigen Jahre für die Gesellschaft „P. Wagenmann und Comp.“ eine locomobile Wasserhaltungs-Dampfmaschine mit leicht zu reinigendem Cornwallkessel gebaut, welche auf dem jener Gesellschaft gehörenden Kunstschachte „Helene“ im Grubenfelde „Georg“ (bei Dierdorf, im Bergamts-Bezirk Neuwied) mit bestem Erfolge angewendet wurde. Diese Maschine steht auf vier Rädern, von denen die vorderen 6 Fuß, die hinteren 4 Fuß Durchmesser haben, bei 6 Zoll Radbreite. – Der Cornwallkessel ist 46 Fuß lang und am vorderen Ende flach, während er am hintern ein Kugelsegment bildet. Die Blechstärke desselben ist 0,386 Linien, entsprechend einem Druck von 3 1/2 Atmosphären. Auf dem Kessel ist ein Mannloch von 15 und 12 Zoll angebracht; unten am Kessel ein Mannloch von 12 und 10 Zoll, und ein Abblasehahn von 1 1/2 Zoll. Durch den Kessel laufen zwei Feuerrohre, von denen das eine 2 Fuß 3 Zoll, das andere 15 Zoll Durchmesser hat. Letzteres Rohr endet in einem am Kessel befindlichen Kamin von 20 Zoll Höhe, in welchen auch das vom Schieberkasten kommende 2 1/2zöllige Dampfabblaserohr mündet. Der Rost des Kessels hat 27 Zoll Breite und 5 Fuß Länge. Die gesammte Heizfläche ist 168 Quadratfuß und entspricht demnach 12 Pferdekräften. Der Cylinder, welcher unmittelbar auf der Maschine liegt, hat einen Durchmesser von 11 Zoll; die Hublänge ist 24 Zoll. Parallel mit dem Cylinder liegt die Speisepumpe von 1 1/8 Zoll Kolbendurchmesser. Die Kolbenstange wirkt unmittelbar auf die 4zöllige Schwungradwelle, an welcher sich ein Schwungrad von 5 Fuß Durchmesser befindet. Die Steuerung ist zum Umkehren, um die Maschine rechts und links gehen lassen zu können. Am Ende der Schwungradwelle sitzt ein Triebrad, welches die Geschwindigkeit auf das Vorgelege im Verhältniß von 3 zu 1 überträgt. Das Wasserstandsglas und die Probirhähne sind in solcher Höhe angebracht, daß der Kessel beim Normal-Wasserstande zu zwei Dritteln gefüllt ist. – Das Sicherheitsventil hat einen Durchmesser von 2,33 Zoll, demnach eine Oeffnung von 4,2 Quadratzoll. Das Ventil wiegt 2 Pfd.; der Hebel wiegt 3 Pfd. und ist 18 Zoll lang. Ventil und Hebel äußern demnach einen Druck von 11 Pfd. Der Hebel ist an seinem Ende mit 37 Pfd. belastet; vom Mittelpunkte des Ventils bis zum Ende mißt der Hebel 5 Zoll; die directe Belastung ist demnach 196 Pfd., und auf 4,2 Quadratzoll entspricht dieselbe folglich 3 1/7 Atmosphären, bei welchem Druck das Ventil sich öffnet. Außer diesem Ventil ist noch ein solches von 2 Zoll Durchmesser mit directer Belastung von 140 Pfd. vorhanden. Das Vorgelege überträgt durch eine Zugstange die Bewegung auf das Kunstkreuz, und dieses bewegt mittelst einer Leitstange das Pumpengestänge. Die Pumpe ist eine Druckpumpe von 6 Zoll Durchmesser und 4 Fuß Hub, und macht 20 Züge per Minute. Die Maschine verbraucht in 24 Stunden 2 Scheffel Steinkohlen und 25 Scheffel Braunkohlen, und hat bei dem gewöhnlichen Wasserstande in 24 Stunden 10000 Kubikfuß Wasser 63 Fuß hoch zu heben.