Titel: Ueber die Benützung von elektrischen und Volta'schen Apparaten zum Zünden von Sprengladungen und Minenöfen; von Professor Carl Kuhn in München.
Autor: Carl Kuhn [GND]
Fundstelle: Band 145, Jahrgang 1857, Nr. XCII., S. 402
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XCII. Ueber die Benützung von elektrischen und Volta'schen Apparaten zum Zünden von Sprengladungen und Minenöfen; von Professor Carl Kuhn in München. (Fortsetzung von S. 360 des vorhergehenden Heftes.) Mit Abbildungen auf Tab. VI. Kuhn, über die Benützung von elektrischen Apparaten zum Zünden von Sprengladungen. Endlich haben wir noch für die Volta'sche Zündungsmethode die Einrichtung der Zündobjecte selbst und ihre Verbindungsweise mit der Hauptleitung im Allgemeinen zu betrachten, ehe wir unsere Besprechung über die mit Volta'schen Batterien auszuführenden Zündungen unterbrechen. Als Zündobject benützt man eine Patrone, die mit einem leicht entzündlichen oder explodirbaren Pulver gefüllt ist, durch deren Achse – im Falle sie als cylindrisch angenommen werden darf – zwei Drähte gehen, deren Enden in der Patrone etwa 1/2 bis 3/4 Zoll von einander abstehen, und die durch einen sehr dünnen Draht von bedeutendem Leitungswiderstande mit einander verbunden sind. Eine solche Patrone muß daher, wenn sie brauchbar seyn soll, folgenden Anforderungen genügen: 1. Muß der Glühdraht mit den beiden Drähten die er verbindet, und mit der Patronenhülle ganz fest verbunden seyn, so daß ein Lostrennen desselben oder ein Zerreißen durch äußere mechanische Einwirkungen nicht eintreten kann. 2. Muß der Leitungswiderstand der Patronendrahte so gering seyn, daß ein Erwärmen derselben nicht eintreten, der des Glühdrahtes aber so groß seyn, daß derselbe durch den angewendeten Strom zum Glühen kommen kann. 3. Muß das Pulver, welches den Glühdraht umgibt, ganz trocken seyn und selbst durch schwaches Glühen des kurzen Drahtes schon entzündet werden. 4. Muß die Verbindung der Patronendrähte mit der Leitung eine vollkommen metallische und feste seyn. 5. Ist es nothwendig, daß die Patrone, wenn sie im Bohrloche oder im Minenofen sich befindet, gegen das Feuchtwerden geschützt werde. Die erste der hier genannten Bedingungen erfordert, daß die Patrone selbst so eingerichtet ist, daß sie jeder äußeren zufälligen Einwirkung sowohl bei ihrer Anfertigung und Füllung, als auch während des Verbindens mit der Leitung und während der Verdämmung den gehörigen Widerstand leistet. Man hat daher bisher verschiedene Anordnungen benützt, um diesen Anforderungen zu genügen. Die sicherste unter allen mir bekannt gewordenen Constructionen scheint mir die von Hare (a. a. O.) benützte zu seyn. Der in die Patrone einzulegende Draht besteht nämlich aus drei zusammengeflochtenen Eisendrähten, von welchen einer so dünn ist, wie man ihn zu Drahtnetzen braucht, der andere von der Dicke, wie man ihn beim Verkorken der Flaschen anwendet. In der Nähe der Mitte bleiben die Drähte ungeflochten neben einander, und hier werden die beiden dickeren Drähte abgeschnitten, so daß die zusammengeflochtenen Drähte nur mehr durch ein sehr kleines Stück des dünnen Drahtes mit einander verbunden sind. Dieser dünne Draht bildet nun das Glühobject, und liegt zu dem Zwecke in einer kleinen Höhlung eines Klötzchens aus Cornelkirschholz, wo er mit dem Zündpulver umgeben, fest eingeklemmt und mit einer Papierhülle bedeckt ist. Die Drähte sind nun mit einer Blechröhre aus verzinntem Eisenblech umgeben, das eine Ende derselben ist am Boden der letzteren angelöthet, das andere Ende geht durch einen Korkstöpsel aus der Röhre, während an dieser selbst außen ein Kupferdraht angelöthet ist. Die Blechröhre ist mit Schießpulver angefüllt, und wird bei dieser Anordnung mit der Leitung verbunden und in das Bohrloch eingelegt. Fig. 27 auf Tab. VI stellt die Einrichtung einer Hare'schen Zündpatrone vor. In A sieht man, wie der Glühdraht in dem Holzklötzchen liegt, in B ist gezeigt, wie die Drähte aus der Blechröhre austreten, und wie die fertige Patrone gestaltet ist. Weniger sicher scheint mir die Robert'sche Construction zu seyn, bei welcher bekanntlich die in die Patrone einmündenden Enden des Drahtseiles nach auswärts gebogen und ihre äußersten Enden durch einen feinen Stahldraht von einem halben Zoll Länge so mit einander verbunden sind, daß ein kleines Dreieck in Form eines griechischen Delta's entsteht. Durch ein kleines Holzstückchen wird das Auseinanderhalten der Drähte bewirkt. Sie befinden sich ebenfalls in einer Blechröhre, wo sie gehörig befestiget und mit Pulver umgeben sind. Ich habe, um der Patrone die gehörige Festigkeit gegen jede äußere Beschädigung zu geben, ferner um die in dieselbe einmündenden Drähte von gehöriger Dicke wählen zu können, eine einfache Einrichtung benützt, die aus Fig. 28 auf Tab. VI ersehen werden kann. In dieser stellt A, B eine Patrone in natürlicher Größe vor; nur sind hierin die Drähte verkürzt und dünner gehalten, als sie in natürlicher Größe sind. In Fig. 28 a ist ein parallel zu den längeren Grundflächen der Patrone gehender Durchschnitt, in Fig. 28 b aber ein durch die Achse der Drähte gehender Langenschnitt dargestellt. Aus gut ausgetrocknetem harten Holze werden nämlich zwei parallelepipedische Stücke A, B, K, HA, B, E, F und G, L, K, H geschnitten, von welchen das eine mit einer Rinne zur Aufnahme der Kupferdrähte (D, D) und mit einer cylindrischen Höhlung C versehen wird, in welche der an die Kupferdrähte angelöthete Zünddraht F zu liegen kömmt. Das andere parallelepipedische Klötzchen ist auch in der Mitte mit einer Aushöhlung C versehen, und wird auf das erstere durch Holzstifte befestiget, nachdem die Drähte eingeklemmt sind und der Platindraht angelöthet worden ist. Hierdurch werden die Drähte so stark befestiget, daß wenn das Anlöthen des feinen Drahtes sorgfältig vorgenommen worden ist, ein Losreißen des letzteren nicht zu befürchten steht. Man kann nach Belieben die Drähte D biegen, ja sogar hämmern, ohne daß der Glühdraht abreißt, wenn nur vor dem Anlöthen die Löthstellen gut gereiniget worden sind. Der Glühdraht kömmt beiläufig in die Mitte von C zu liegen. Man füllt nun den Boden des letzteren mit trockenem Mehlpulver an, bringt auf dieses so viel von dem Varrentrapp'schen Zündsatz, bis der Glühdraht von diesem ganz umgeben ist, setzt hierauf wieder eine Schichte Mehlpulver, auf dieses etwas Baumwolle, und verschließt nun die Oeffnung durch den Kork E, so ist die Patrone fertig und so brauchbar, daß sie selbst transportfähig ist, wenn die beiden Klötzchen, aus denen sie gefertigt wurde, gut an einander passen. Zweckmäßig ist es die Patronen, wenn sie längere Zeit aufbewahrt oder verpackt und versendet werden sollen, mit einem Anstrich von Schellack oder Siegellack zu versehen. Soll die Patrone gegen das Eindringen des Wassers, im Falle sie in feuchte Erde oder in Wasser gelegt wird, geschützt werden, so umgibt man sie mit einer Hülle von Kautschuk oder Gutta-percha, füllt den Zwischenraum mit Schießpulver an, verschließt die Enden der Hülle fest, und bestreicht diese nochmals mit Schellackfirniß. Diese Patronen kann man in jeder Größe leicht anfertigen, die Kosten derselben sind sehr gering, und in Beziehung auf die zu ihrer Anfertigung erforderliche Zeit kann bemerkt werden, daß wenn die dabei vorkommenden Arbeiten auf drei Mann vertheilt werden, diese per Tag (zu 8 Arbeitsstunden) gegen 200 Stücke vollständig zu bearbeiten im Stande sind. Das zur Füllung benützte Pulver muß in vollkommen trockenem Zustande sich befinden; es ist dabei nicht nothwendig, die Varrentrapp'sche Zündmischung hiezu zu benützen, man kann zur Füllung nur Mehlpulver nehmen, jedoch ist die Anwendung jenes Zündsatzes für mehrfache gleichzeitige Zündungen sehr vortheilhaft, weil derselbe selbst bei schwächerem Glühen schon explodirt wird. Beim Zünden eines einzigen Objects, sowie bei mehrfachen Zündungen mittelst der Zweigdrähte, die von der Hauptleitung aus zu den Zündobjecten geführt werden, kann man sich auch des Mehlpulvers allein bedienen. (Ich habe Patronen von derselben Construction wie in Fig. 28 auf Tab. VI auch zur Untersuchung der elektrischen Zündung benützt; bei diesen wurde, anstatt den dünnen Glühdraht f einzuschalten, jedes Ende der in der Höhlung C befindlichen Drähte D zugespitzt, und die Spitzen wurden bis auf etwa 1/2 Linie Distanz einander genähert.) Das Glühen eines Metalldrahtes durch den elektrischen und Volta'schen Strom ist von verschiedenen Umständen abhängig; die am stärksten einwirkenden sind die Stromstärke, der Leitungswiderstand, die Länge, die Dicke des Drahtes und die Wärmecapacität desselben. Da die Länge der Glühdrähte für Patronen kaum 1 Zoll erreichen darf, und nicht unter 1/2 Zoll genommen werden kann, wenn die dünnen Drähte sorgfältig an die Leitungsdrähte angelöthet werden sollen, so können wir die Längen der Glühdrähte hier ganz außer Acht lassen, wenn es sich um die Wahl der Drahtsorte handelt. Jedoch müssen dann die übrigen Umstände um so mehr berücksichtiget werden, wenn man sichere Glühwirkungen hervorbringen will. Drähte aus einem und demselben Metalle erfordern bei gleicher Länge eine um so größere Stromstärke, wenn sie zum Glühen kommen sollen, je dicker sie sind, während für Drähte aus verschiedenen Metallsorten eine um so kleinere Stromstärke zum Erglühen erforderlich ist, je größer ihr Leitungswiderstand ist. Außerdem hängt unter sonst gleichen Umständen die Temperatur, welche ein Draht nach Einwirkung des Stromes annimmt, von der Wärmecapacität des Metalles ab, aus welchem der Draht besteht und von seiner Dichte. Um nun über die Wahl des Glühdrahtes für Patronen entscheiden zu können, ist es nothwendig zu ermitteln, welche Drähte bei gleicher Länge und Dicke die geringste Stromstärke bedürfen, um zum Glühen zu kommen; da ferner die dickeren Drähte zum Gebrauche für Patronen vortheilhafter sind als die dünneren, so fragt es sich, welche Drähte bei gleicher Länge den größten Durchmesser haben dürfen, um bei einer bestimmten Stromstärke zum Glühen zu kommen. Um über den ersten Theil dieser Frage zu entscheiden, wollen wir die für die vorliegenden Fälle nicht unzulässige Voraussetzung machen, daß die Glüherscheinungen, die in Metalldrähten durch den elektrischen Strom bewirkt werden, nahezu denselben Gesetzen unterworfen sind, wie die durch den Volta'schen Strom erzeugten Glühwirkungen. Mit Hülfe dieser Voraussetzung ist es uns gestattet, die Glüherscheinungen an Drähten nach den mittelst des elektrischen Stromes für diese Erscheinungen erhaltenen Gesetzen zu beurtheilen. Aus den von Rieß vorgenommenen UntersuchungenRieß, die Lehre von der Reibungselektricität, Berlin 1853, Bd. II. S. 20. geht unter Anderem hervor, daß zum Glühen des Metalldrahtes irgend einer Sorte immer eine bestimmte Stromstärke erforderlich ist. Die Zahlen, welche diese Stromstärken ausdrücken, sind für verschiedene Metalle im Folgenden angegeben, und es sind diesen Zahlen zugleich die Dichten, sowie die specifischen Wärmen der Metalle (die des Wassers gleich 1 gesetzt) beigefügt worden.     Namendes glühenden      Metalles. Entsprechende      Stromstärke. Dichte.    Specifische Wärme.    SpecifischeWärme für    die des Platins = 1. Eisen     0,816   7,75    0,1099–0,145     3,56 Neusilber     0,950   8,51              ?       – Platin         1 19,27    0,0314–0,0335       1 Palladium      1,07 12,00              –     1,84 Messing      2,59   8,34     0,089–0,116     3,13 Silber      4,98 10,49     0,057–0,082     1,82 Kupfer      5,95   8,98     0,094–0,114     3,00 Man ersieht aus diesen Zahlen, daß das Glühen der Drähte nicht bloß vom Leitungswiderstande und von der specifischen Wärme derselben abhängen kann, sondern noch von manchen anderen Umständen, wie von der Dichte, der Homogenität der Drahtsorten abhängig seyn muß etc. Ferner ergibt sich hieraus, daß unter den hier aufgeführten Metallen nur die Drähte aus Eisen, Neusilber, Platin und Palladium als Glühdrähte für Zündobjecte sich eignen dürften, zu denen vielleicht noch Blei, dessen specifische Wärme im Mittel 0,031 und Dichte 11,35 ist, kommen könnte. Da aber Eisen und Blei schon vor dem Glühen durch Einwirkung des Stromes einige Veränderungen erleiden, die bei gleichzeitigen Zündungen störend einwirken, so möchten unter jenen Drähten nur Neusilber, Platin und Palladium für die in Rede stehenden Zwecke anwendbar seyn. Gewöhnlich verwendet man hiezu den feinen Platindraht, da dieser in jeder beliebigen Dicke gezogen werden kann, und außerdem auch die gehörige Festigkeit gegen das Zerreißen besitzt; es soll übrigens auch der feine Stahldraht, wie er zu den Unruhefedern der Taschenuhren verwendet wird, hiezu brauchbar seyn. Da mit der Zunahme der Dicke des Drahtes sein Leitungswiderstand (im quadratischen Verhältnisse des Durchmessers) abnimmt, und da die durch eine Stromquelle in einem Drahte hervorgebrachte Erwärmung dem Leitungswiderstande des letzteren direct proportional istLenz, Gesetze der Wärmeentwickelung durch den galvanischen Strom; Poggendorff's Annalen Bd. LXI S. 44., so ist für einen dicken Draht eine weit größere Stromstärke erforderlich, als für den dünnen, wenn beide in gleichen Zeiten gleiche Temperaturerhöhungen erfahren sollen. Wenn daher eine Stromquelle ausreicht, um einen dünnen Draht innerhalb sehr kurzer Zeit zum Glühen zu bringen, so wird durch dieselbe Stromquelle und unter sonst gleichen Umständen ein dickerer Draht von derselben Länge während derselben Zeit nur um wenig erwärmt, oder es würde eine längere und überhaupt meßbare Zeit erforderlich seyn, um diesen zum Glühen zu bringen, wenn der dünnere innerhalb noch sehr kurzer Zeit durch die Stromquelle zum Glühen gebracht wurde, vorausgesetzt, daß der Durchmesser des dickeren Drahtes nicht so groß ist, daß er durch jene Stromquelle nicht mehr zum Glühen gebracht werden kann. Von diesen Umständen hängt also die Dicke des Drahtes ab, den man als Glühdraht für Zündobjecte benützen will. – Unter den Drahtsorten, die mir bei meinen Versuchen zu Gebote standen, habe ich drei verschiedene Dicken für die Glühdrahte verwendet; von der feinsten wiegt eine Länge von 10 Fuß nahezu 5,9 Gran, von der zweiten Sorte wiegen 10 Fuß beiläufig 53,7 Gran, von der dritten Sorte aber wiegen 10 Fuß schon 60,2 Gran. Wenn nun der Draht Nr. 1 durch eine Stromquelle zum Glühen gebracht wird, so daß er innerhalb etwa 1/10 bis 1/5 Secunde den weißglühenden Zustand annimmt, so kann ein Drahtstück der Sorte Nr. 2 von etwas größerer Länge als das Nr. 1 etwa nach einer Secunde, ein Drahtstück der Sorte Nr. 3 aber beiläufig erst nach 1 1/2 Secunden zum Glühen kommen. Mit Hülfe dieser Angaben, die ich meinen Versuchsresultaten entnehme, will ich bloß zeigen, daß es in manchen Fällen ganz gleichgültig seyn kann, ob der Glühdraht dicker oder dünner ist, wenn man nur durch den Versuch ermittelt hat, welches die größte Drahtstärke seyn darf, die durch eine gegebene Stromquelle noch zum Glühen gebracht wird. Es geht hieraus aber auch zugleich hervor, daß man in solchen Fällen, wo mehrfache gleichzeitige Zündungen vorgenommen werden sollen, der Sicherheit der zu erfolgenden Zündung wegen die sämmtlichen Drähte von nahezu gleicher Länge, aber jedenfalls von ganz gleicher Dicke wählen muß. Da aber die Erfüllung dieser Bedingung mit zu großen Schwierigkeiten verbunden ist, so möchte es rathsam seyn, für Glühobjecte bei gleichzeitigen Zündungen nur Platindrähte von sehr geringer Dicke zu nehmen, während man bei einfachen Zündungen merklich dickere Drähte nehmen darf. Der Draht Nr. 1, wie er oben angegeben wurde, hat eine so geringe Dicke (0,032 Linien), daß er beim Einziehen in die Patrone mit der größten Vorsicht behandelt werden muß, damit ein Zerreißen nicht stattfindet; es möchte daher gerathen seyn, diesen bei praktischen Anwendungen nicht zu benützen, und statt desselben etwas dickeren zu wählen. Für Zündobjecte bei gleichzeitigen Zündungen sind solche Drahtsorten, von welchen Längen zu 10 Fuß zwischen 10 bis 15 Gran wiegen, ganz geeignet; bei einfachen Zündungen aber können Drahtsorten, von welchen Stücke zu 10 Fuß zwischen 20 bis 40 Gran wiegen, mit Vortheil noch benützt werden. D. Zündung mittelst des magnetoelektrischen Stromes. Der magnetoelektrische Inductionsapparat kann, insbesondere in der Weise ausgestattet, wie dieses bei den Stöhrer'schen Maschinen der Fall ist, sowohl die Erscheinungen, welche mit der Elektrisirmaschine hervorgebracht werden können, als auch jene der Volta'schen Ströme erzeugen, und man kann daher für manche Stromeswirkungen mit Vortheil sowohl die elektrischen Apparate als auch die Volta'schen Ketten durch den magnetoelektrischen Apparat ersetzen. Ob dieses auch für die in Rede stehenden Wärmewirkungen in Drähten der Fall ist, müssen wir zuerst näher untersuchen. Bekanntlich beruht die Einrichtung des magnetoelektrischen Inductionsapparates auf dem Gesetze, daß wenn man einem in sich zurückkehrenden Elektricitätsleiter (Leiter erster Ordnung oder differenten Leiter) einen Magnetpol nähert oder diesen von ihm entfernt, sowohl im Augenblicke des Annäherns, als in dem Momente des Entfernens in dem Leiter Ströme erzeugt werden, die unter sich gleiche Intensität haben, aber nach entgegengesetztem Sinne gerichtet sind. Solche Ströme werden daher auch in dem Stromleiter erzeugt werden müssen, wenn dieser um ein weiches Eisenstück gelegt, und in letzterem durch Annähern desselben an einen Magnetpol oder Entfernen vom Magneten temporärer Magnetismus inducirt wird. Wiederholt man mit Hülfe einer hiezu geeigneten Drehungsvorrichtung, etwa mit einer Vorrichtung, wie sie die Schwungmaschinen haben, das Annähern und Entfernen der weichen Eisenstücke gegen den Magneten in rascher Aufeinanderfolge, so wird der Stromleiter fortwährend, und so lange von Strömen durchlaufen, als die Rotation des Eisens stattfindet. Schaltet man daher in den Stromleiter noch andere Körper ein, so werden in diesen ebenfalls Ströme circuliren, und man kann also mittelst dieser Ströme in den eingeschalteten Körpern Wirkungen erzeugen, welche den durch Volta'sche Ströme hervorgebrachten ähnlich sind. Wird der Schließungsleiter, während der eiserne Anker in Rotation sich befindet, an irgend einer Stelle geöffnet, so werden an dieser Stelle im Augenblicke des Oeffnens sowohl, wie auch im Augenblicke des Schließens Funken entstehen, ähnlich wie dieß beim Oeffnen und Schließen des Stromleiters einer Volta'schen Kette der Fall ist. Als inducirende Magnete kann man entweder Elektromagnete oder Stahlmagnete benützen. Die Selbstständigkeit eines derartigen Apparates erfordert es, so wie noch manche andere Umstände, bei der Einrichtung der magnetoelektrischen Inductionsapparate der permanenten oder Stahlmagnete sich zu bedienen. Der inducirende Magnet ist eine aus einer gewissen Anzahl sorgfältig an einander geschliffener und fest mit einander verbundener U förmiger Lamellen zusammengesetzte magnetische Batterie, und bei größeren Maschinen besteht der Magnet aus mehreren solchen Batterien. Bei der von Stöhrer gewählten AnordnungEinige Bemerkungen über die Construktion magnetoelektrischer Maschinen etc. Poggendorff's Annalen Bd. LXI S. 417. ist der Magnet so gestellt, daß in der Nähe seiner Pole die mit den Inductionsdrähten umgebenen Anker [bei größeren Maschinen um eine verticale, bei kleineren um eine horizontale Achse] drehbar sind, ferner ist ihre Drehungsachse mit einem Kommutator versehen, welcher bewirkt, daß die sämmtlichen inducirten Ströme den Stromleiter nach einem Sinne durchlaufen. – Der Apparat gestattet nun, den Inductionsstrom zur Hervorbringung von Wärmewirkungen in zweierlei Weise zu benutzen. Ist der Inductionsdraht sehr lang und von sehr geringer Dicke und der Inductionsstrom stark genug, so werden an der Unterbrechungsstelle des Schließungsleiters, wenn hier die Drahtenden nur um sehr wenig von einander abstehen, sehr lebhafte Funken entstehen, die zur Entzündung leicht brennbarer Körper ausreichen. Benützt man aber mehrere dicke und kurze Inductionsdrähte, die von einander sorgfältig isolirt sind, so daß bei jeder Drehung in allen diesen gleichgerichtete und gleichzeitige Ströme entstehen, und man führt diese sämmtlichen Ströme in einen und denselben Schließungsleiter, in welchem ein kurzer und dünner Platindraht eingeschaltet ist, so wird dieser (alternirend) in den glühenden Zustand versetzt. In dem ersteren Falle ahmt also die Magnetoelektrisirmaschine die Wirkungen der elektrischen und elektromagnetischen Inductions-Apparate nach, im letzteren Falle aber wirkt dieselbe in ähnlicher Weise wie eine Volta'sche Kette. Ob nun die Wirkungen des Stromes eines magnetoelektrischen Inductionsapparates ausreichen, um für die hier in Rede stehenden Zwecke, nämlich zum Zünden von Minenöfen verwendet werden zu können, muß durch Versuche, die mit einem kräftigen Apparate ausgeführt werden müssen, ermittelt werden. Da mir solche Versuche, die mit derartigen Apparaten bis jetzt angestellt wurden, nicht bekannt geworden sind, so habe ich selbst eine Reihe von Versuchen angestellt, und zwar unter Benützung eines größeren Stöhrer'schen Apparates, der im Besitze des physikalischen Cabinets des königl. Cadetencorps ist. An diesem Apparate besteht der inducirende Magnet aus drei großen Magnetbatterien, über deren Pole sechs Inductoren drehbar sind. Mittelst eines Pachytropes kann die Verbindung der Inductoren so vorgenommen werden, daß entweder der Strom gleichzeitig in jedem der sechs, oder gleichzeitig in drei Paaren, oder endlich in dem ganzen Drahte, der die sechs Inductoren umgibt, inducirt wird. Außerdem gestattet der Apparat die Wirkungen der gleichgerichteten Ströme sowohl, als auch die der theils gleich gerichteten, theils entgegengesetzten Ströme wahrzunehmen, nämlich die sogenannten commutirten und die nicht commutirten zu benützen. Benützt man die dritte Verbindungswege der Inductoren, und läßt diese in derselben Weise wirken, wie sie im Inductor entstehen (nämlich im nicht commutirten Zustande), so muß man an den Unterbrechungsstellen des Stromleiters der Kette die stärksten Inductionsfunken erhalten, benützt man die erste Verbindungsweise der Inductoren, und läßt die Ströme durch den Kommutator gehen, so werden die stärksten Wärmewirtungen, die der Strom zu erzeugen vermag, im Schließungsleiter erhalten. Ich stelle im Folgenden bloß einige Ergebnisse über die Wärmewirkungen der letzteren Art, nämlich über das Erglühen von Platindrähten, die in die Kette eingeschaltet wurden, zusammen. Länge des Gesammt-    Widerstandes in      Einheiten des    Normaldrahtes.    Anzahl      derGlühobjecte.  Beschaffenheit          des      Glühens. Angaben    derBoussole.          934 Fuß.        3 Schwaches Glühen.    6°,5          542   „        3   Fast Rothglühen.    7°,0          930   „        2      Rothglühen.    7°,0        1130   „        1   Hellrothglühen.    8°,0        1522   „        1      Rothglühen.      –        1914   „        1 Schwaches Glühen.    6°,7 Ein Erglühen von mehr als drei Objecten, von welchen jedes ein etwa 1 Zoll langer Platindraht der dünnsten Sorte war, kam selbst bei einer Gesammtlänge der Leitung von 400 Fuß nicht zu Stande. – Aus den obigen Zahlen ersieht man nun vor Allem, daß die Gesetze des Erglühens durch den magnetoelektrischen Strom dieselben sind, wie die durch Einwirkung der Volta'schen Ströme hervorgebrachten Glühwirkungen; daß ferner die Zündung von Minenöfen mit dem von mir benützten Apparate unter folgenden Umständen vorgenommen werden kann: Größte Distanz des Minenherdes               vom Minenofen Anzahl der  Objecte.     250 Fuß Normaldraht.       3     470    „            „       2     950 bis 960 F. „       1 Die Leistungen dieses Apparates in Bezug auf Wärmewirkungen kommen also denen meiner Kupferzinkbatterie aus 6 Elementen zusammengesetzt, ziemlich nahe.Die verschiedenen Zahlen zeigen zwar (scheinbar) eine größere Leistungsfähigkeit des magnetoelektrischen Apparates als die der 6 elementigen Kupferzinkbatterie; bei dieser gelten aber die auf S. 352 aufgeführten Zahlen für den Zustand des Hellrothglühens, während bei Aufstellung der Zahlen dieser letzten Tabelle der Zustand des Rothglühens zu Grunde gelegt wurde. Da Nun der von mir benützte Apparat zu denen der größten Gattung gehört, solche große Apparate aber für die vorliegenden Zwecke aus vielen Gründen, und insbesondere deßhalb nicht benützt werden können, weil sie nicht transportabel sind, von kleineren Apparaten dieser Art aber so kräftige Wirkungen, wie die genannten, kaum erlangt werden können, so möchte die Anwendbarkeit des magnetoelektrischen Apparates zum Felsensprengen und Minenzünden in Zweifel zu stellen seyn, obgleich das Zünden eines einfachen Objectes auf Entfernungen, wie sie am häufigsten vorkommen, mittelst eines solchen Apparates vorgenommen werden kann. (Die Fortsetzung folgt im ersten Heft des nächsten Bandes.)

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