Titel: Ueber die Umwandlung des kohlensauren Manganoxyduls in höherer Temperatur; von Dr. W. Reißig.
Fundstelle: Band 145, Jahrgang 1857, Nr. CIII., S. 439
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CIII. Ueber die Umwandlung des kohlensauren Manganoxyduls in höherer Temperatur; von Dr. W. Reißig. Aus den Annalen der Chemie und Pharmacie, Juli 1857, S. 27. Ueber die Umwandlung des kohlensauren Manganoxyduls in höherer Temperatur. Forchhammer hat die interessante Beobachtung gemacht, daß das kohlensaure Manganoxydul, bis auf 260° C. erhitzt, sich in Manganhyperoxyd verwandelt, dem man das noch beigemengte kohlensaure Manganoxydul durch sehr verdünnte kalte Salzsäure entziehen kann. Um die sehr beträchtliche Menge von Rückständen der Chlorbereitung im Großen verwerthen zu können, schien es nicht uninteressant, diesen Vorgang nochmals einer näheren Untersuchung zu unterziehen, und namentlich die Bedingungen genau zu erforschen, unter denen eine möglichst große Ausbeute an Manganhyperoxyd erzielt wird. Ich stellte mir daher, durch Fällen chemisch reinen Manganchlorürs mit reinem kohlensaurem Natron, ganz reines kohlensaures Manganoxydul dar, erhitzte dasselbe längere Zeit bei constanten höheren Temperaturgraden und analysirte dann die erhaltenen Präparate nach der jodometrischen Methode von Prof. Bunsen. Die gefundenen Resultate ergaben, daß, wenn man – bei fortwährendem Luftwechsel – das kohlensaure Manganoxydul höheren Temperaturen aussetzt und dieselben nach und nach bis zu 300° C. steigen läßt, eine um so größere Menge Manganhyperoxyd gebildet wird, je höher in jedem gegebenen Falle die Temperatur war. Bei dreistündigem Erhitzen bei 300° C. wird sämmtliche Kohlensäure ausgetrieben und man erhält dann eine Verbindung aus: 3 Aeq. Mn und 5 Aeq. O bestehend = 2 Mn O₂ + Mn O. Textabbildung Bd. 145, S. 440 Atomist. Berechnung; Volum. Analysen. Eine weitere Steigerung der Temperatur hat die Folge, daß nun die gebildete Verbindung Sauerstoff ausgibt, bis sie sich endlich, bei schwacher Rothglühhitze, in Manganoxydoxydul Mn₃O₄ verwandelt. Die Länge der Dauer der Erhitzung begünstigt die Bildung von Manganhyperoxyd. Bei längerer Zeitdauer bildet sich bei sonst gleichen Verhältnissen auch stets eine größere Menge MnO₂. Endlich ist es nicht unwesentlich, daß die lockere Beschaffenheit des kohlensauren Manganoxyduls nicht durch Druck oder Pressen gemindert werbe, so daß die Entweichung der Kohlensäure nicht erschwert, der leichte Zutritt der Luft nicht gehindert wird. Daß dieß von bedeutendem Einflüsse ist, geht aus folgendem Versuche hervor. Einmal wurde das kohlensaure Manganoxydul in dünnen Lagen lose aufgeschüttet; das anderemal dasselbe in einen Tiegel eingedrückt und nun beide Proben gleich lange bei der nämlichen Temperatur von 240° C. erhitzt. Das erstere gab einen Gehalt von 60,12 Proc. Manganhyperoxyd; das letztere einen von nur 51,58 Proc. Zur besseren Uebersicht gebe ich die erhaltenen Resultate: Temperaturgrade           nach    Dauer     der Gefundener    Gehalt an     Daten zur Berechnung dieses Gehalts.       Celsius  Erhitzung.      MnO₂ in Procenten     A      a n      t   t'         220°   2 Stund.     37,26 0,2946 0,00216 2   74,2 21,8         240   1     „     53,59 0,1247   0,002066   2   66,0   37,8         240   2    „     57,22 0,1978 0,00216 2 107,2 61,8         240   3    „     60,12 0,1730 0,002066 3   54,0 15,4         250   1    „     54,68 0,1806 0,002066 2   83,6 26,0         250   2    „     61,58 0,2633 0,002066 3   83,6 21,8         250   3    „     63,15 0,1850 0,002066 2   90,0 15,0         260   1    „     56,04 0,2485 0,002066 3   84,9 61,7         260   2    „     63,32 0,2282 0,002066 3   75,0 21,5         260   3    „     65,39 0,2467 0,002066 7   34,2 12,0         270   1    „     58,21 0,3003 0,002066 3   83,0   2,1         270   2    „     64,87 0,2712 0,002066 3   96,0 40,0         270   2    „     66,36 0,2095 0,002625 4   51,4 50,6         270   3    „     69,98 0,2120 0,002625 3   71,8 50,8         280   1    „     64,35 0,2625 0,002625 3   92,4 89,8         280   2    „     67,54 0,3230 0,002625 3   93,2 37,6         280   3    „     72,50 0,3720 0,002625 4   93,8 76,0         290   1    „     66,83 0,3122 0,002625 3   80,2   8,6         290   2    „     67,89 0,1904 0,002625 3   70,4 67,8         290   3    „     72,80 0,2031 0,002625 3   59,0 13,0         300   1    „     68,76 0,1278 0,002625 2   51,6   5,4         300   2    „     71,43 0,1192 0,002625 2   71,8 48,4         300   3    „     73,91 0,3974 0,002625 4   98,4 65,0         300   3    „     72,96 0,3122 0,002625 3   98,0 39,2         300   3    „     73,14 0,3470 0,002625 4   70,3 22,0 Heidelberg, im April 1857.