Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 145, Jahrgang 1857, Nr. , S. 75
Download: XML
Miscellen. Miscellen. P. Rittinger's neuer Abdampfapparat. Bekanntlich ist zur praktischen Prüfung des von Hrn. Sectionsrath P. Rittinger erfundenen neuen Abdampfapparates (polytechn. Journal Bd. CXXXVI S. 391) bereits im verflossenen Jahre eine Reihe von Versuchen bei der k. k. Saline zu Ebensee abgeführt worden. Diese Versuche sind im Mai l. J. fortgesetzt und vor einigen Tagen, soferne sie sich auf süßes Wasser beziehen, geschlossen worden, um demnächst mit Salzsoole fortgesetzt zu werden. Die erlangten Resultate sind sehr glänzend, und vielleicht niemals ist eine theoretische Erfindung selbst in ihren Details durch die Praxis gleich bei der ersten Ausführung so vollkommen richtig bestätiget worden, als Rittinger's Abdampfverfahren bei dieser ersten Versuchsreihe. Als Hauptresultat können wir vorläufig mittheilen, daß in dem Versuchsapparate mit einem Pfund Brennmaterial (lufttrockenes Holz) 13,8 Pfd. Wasser verdampft wurden, also beinahe das Dreifache dessen, was theoretisch (ohne Anwendung einer Wasserkraft) möglich ist, da 1 Pfd. lufttrockenes Holz bekanntlich nur 4,2 Pfd. Wasser verdampft. Die Versuche boten zudem genug Fingerzeige, auf welche Art diese bisherige Leistung noch bedeutend vergrößert werden könne. Die Ersparung an Brennmaterial mittelst dieses Apparates ist bereits zu 66 Proc constatirt und wird daher höchst wahrscheinlich noch namhaft gesteigert werden. Uebrigens bieten diese Versuche sehr viel Gelegenheit zu höchst interessanten Studien über den Dampf, welche freilich beim praktischen Versuche weiter führen, als sich vielleicht bloß a priori erwarten lassen mochte. (Österreichische Zeitschrift für Berg- und Hüttenwesen. 1857, Nr. 24.) Conservirung der Eisenbahnschwellen. Ich habe einige Versuche mit Wasserglas gemacht, um die Wirkung desselben auf Eisenbahnschwellen zu ersehen. Zu diesem Zweck wurden verschiedene frisch geschnittene Schwellen an den Köpfen mit dem erwähnten Material, in verdünnter Lösung, zweimal angestrichen. Nachdem diese Hölzer der Witterung und namentlich der Sonnenhitze längere Zeit ausgesetzt waren, erfolgte ein Reißen an den Köpfen nicht, und fanden sich auch keine Sprünge vor; während unangestrichene Schwellen, von demselben Holz und gleichzeitig geschnitten, die erstern Uebelstände zeigten. Längere Zeit geschnittene Schwellen, welche schon kleine Risse zeigten, blieben ebenfalls, auf die erwähnte Art angestrichen, in demselben Zustand. Auf allen Seiten angestrichene Schwellen zeigten auf ihrer ganzen Oberfläche auch nicht die geringste Veränderung. Ich theile diese Versuche, welche ich nur in kleinem Maaßstab auf eigene Kosten machen konnte, mit, um durch Veröffentlichung größere Experimente zu veranlassen. Es dürfte durch Eintauchen in verdünnter Lösung, mit Anwendung eines hydraulischen Drucks, das beste und wohlfeilste Mittel zur Conservirung der Eisenbahnschwellen erzielt werden. Bertram, Ingenieur bei der Lahneisenbahn. Bad Ems, den 3. Juni 1857. (Eisenbahnzeitung. 1857, Nr. 23.) Zusammenstellung von Preisen des Leuchtgases in verschiedenen Städten Norddeutschlands. Crefeld. 1400 Brennstunden; 425 öffentliche Flammen, stündlich 5 Kubikfuß. Gas-Kosten im Ganzen 4131 Rthlr. 28 Sgr. 4 Pf. 5 Kubf. Gas 2 1/2 Pf. Lichtstärke = 10 Wachskerzen von 10 1/3 Zoll Länge, 6 auf 1 Pfund. 1000 Kubf. Gas zur Straßenbeleuchtung 1 Rthlr. 11 Sgr. 8 Pf. 1000    „       „    „ Beleuchtung öffentlicher Gebäude 2 Rthlr. 1000    „       „   für Private 3 Rthlr. in den ersten 10 Jahren, später 2 2/3 Rthlr. Die einzelne Flamme der städtischen Beleuchtung kostet pro Stunde 2 1/2 Pf., im Jahr 9 Rthlr. 21 Sgr. 8 Pf. Frankfurt a. d. O. 2000 Brennstunden. Eine Flamme 5 Kubikf. pro Stunde kostet 3 3/5 Pf. 1000 Kubf. Gas zur öffentlichen Beleuchtung 2 Rthlr. 1000    „       „ an Private zur Beleuchtung der Straßenfronte 2 Rthlr. 1000    „       „ „       „      im Junern nicht über 3 Rthlr. Kosten der einzelnen Flamme pro Jahr 20 Rthlr. Duisburg. 1000 Brennstunden. Straßenflamme 12 Rthlr. 15 Sgr. oder 1000 Kubf. 2 Rthlr. 6 Sgr. 2 Pf. – 1000 Kubf. zum Privatgebrauch 2 Rthlr. 15 Sgr. Lichtstärke = 12 guten Wachskerzen. Barmen. 900 Brennstunden; jährliche Kosten der einzelnen Flamme 10 Rthlr., stündlich 4 Pf. 1000 Kubf. = 2 Rthlr. 6 Sgr. 8 Pf. Düsseldorf. 1500 Brennstunden; jede Flamme 12 Rthlr., pro Stunde 2,88 Pf. Privatflamme stündlich 3 3/4 Pf (1 1/2 Kubf. Verzehrung). (NB. Sogenanntes Patentgas.) Stettin. 1000 Kubf. = 1 Rthlr. 10 Sgr., für Private 2 Rthlr. 22 Sgr. Breslau. 2000 Stunden Brennzeit. Die einzelne Flamme jährlich 15 Rthlr., pro Stunde 2,7 Pf. – 1000 Kubf. Gas für Private 3 Rthlr. 5 Sgr. Wesel. Pro Stunde und Flamme 5 Pf. Köln. 1000 Kubf. = 2 Rthlr. 22 Sgr., für Private 3 Rthlr. Koblenz. 1000 Kubf = 2 Rthlr. 2 Sgr. 6 Pf., für Private 3 Rthlr. 20 Sgr. Bonn. 1000 Kubf. = 1 Rthlr. 24 Sgr. 2 Pf., für Private 3 Rthlr. Hannover. 434 Straßenflammen mit einer Durchschnittsbrennzeit von täglich 8 Stunden = 8 Rthlr. 12 Ggr. für die Flamme. – 1000 Kubf. für Private 1 Rthlr. 6 Ggr. bis 1 Rthlr. 16 Ggr. Berlin. Pro Flamme 16 Rthlr. 27 Sgr. Dresden. Pro Flamme 20 Rthlr. Leipzig. Pro Flamme 24 Rthlr. Hamburg. 1000 Kubf. = 8 Mark = 3 Rthlr. 7 Ggr. Eine Flamme in 1 Stunde 5 Kubf., also in 2000 Brennstunden des Jahres = 10,000 Kubf. = 80 Mark. Braunschweig. 360 Gasbrenner und 230 Oellampen zur Straßenerleuchtung. 1200 Brennstunden = 9000 Rthlr. Pro Stunde für die Gasflamme 4 1/2 Pf. preußisch. Private zahlen für 1000 Kubf. 6 2/3 Rthlr. Oldenburg, 1000 Kubf. (Holzgas) = 3 Rthlr. Bremen. 1000 Kubf. = 4 Rthlr. Gold. Uelzen. 1000 Kubf. = 1 Rthlr. 18 Ggr. bis 2 Rthlr. 8 Ggr. (Zeitschrift des Architekten- und Ingenieur-Vereins für das Königreich Hannover, 1857, Bd. III S. 125.) Ueber eine zweite Oxydationsstufe des Siliciums. Die HHrn. Prof. H. Buff und F. Wöhler, gemeinschaftlich mit Untersuchungen über das Verhalten des Aluminiums zum elektrischen Strom beschäftigt, haben ein an der Luft selbstentzündliches Gas und eine neue Oxydationsstufe des Siliciums, so wie deren entsprechende Chlorverbindung entdeckt, – Körper, die sowohl an und für sich durch ihre Eigenschaften, als durch den Umstand merkwürdig sind, daß sie die Frage in Betreff des wahren Atomgewichts des Siliciums wahrscheinlich entscheiden werden. (Annalen der Chemie und Pharmacie, Bd. CII S. 128.) Deville's Kitt. Zum Gasdichtmachen der Röhren soll Deville's Kitt sich ausgezeichnet bewährt haben. Um denselben zu bereiten, nimmt man gleiche Raumtheile mit Bleiweiß abgeriebenes Leinöl (wie solches bei den Anstreichern zu haben ist) und Gyps, knetet beide zu einer gleichförmigen Masse, und setzt, kurz vor ihrer Anwendung, etwas Wasser zu, je nachdem sie dicker oder dünner seyn soll. In wenigen Minuten zieht dieser Kitt an, und schon nach wenigen Tagen sieht man ihn erhärten. (Böttger's polytechn. Notizblatt, 1857, Nr. 13.) Prollius' Vorschrift zur Bereitung der Alizarintinte; von Dr. Bley. Nach angestellten Versuchen kann ich folgende Vorschrift von Prollius in Hannover (Blätter von der Saale, 1855, Nr. 142.) bestens empfehlen; die nach derselben bereitete Tinte übertrifft an Güte bei weitem die im Handel gegebene Original-Alizarintinte. Man bereitet auf 10 Pfund Tinte einerseits einen Auszug von 1 1/4 Pfund Galläpfel mit so viel heißem Wasser, daß man genau nach der Colatur 5 Pfund Flüssigkeit erhält; andererseits vermischt man 4 Loth Indigopulver mit 1/2 Pfund rauchender Schwefelsäure, läßt die Mischung 24 Stunden stehen und löst dann dieselbe in 5 Pfund Wasser. Zu dieser Lösung kommen 8 Loth Kreidepulver und 8 Loth Eisenfeilspäne, aus welchen letzteren und der zu der Indigolösung genommenen Schwefelsäure sich Eisenvitriol bildet, während die Kreide zugesetzt wird, um einen Theil der Säure zu binden. Die auf die angegebene Weise erhaltene Lösung von Indigo und Eisenvitriol wird filtrirt zu dem Galläpfel-Auszuge gegeben. Die so erhaltene Tinte ist völlig klar, fließt vorzüglich gut aus der Feder, setzt weder Bodensatz noch Schimmel an und wird nach einigen Stunden vollkommen und bleibend schwarz. (Archiv der Pharmacie, Bd. CXL S. 212.) Anfertigung wasserdichten Papiers, nach William Muschamp. Derselbe löst in 10 Maaß (1 Maaß = dem Raum von 2 Pfund Wasser) Wasser 24 Unzen Alaun auf. In einem anderen Gefäße löst man 4 Unzen weiße Seife und 1 Unze Borax (der aber auch weggelassen werden kann) in der nöthigen Menge Wassers auf. Ferner werden 2 Unzen arabisches Gummi und 6 Unzen Leim für sich in der nöthigen Menge Wassers aufgelöst. Diese drei Lösungen gießt man zusammen und erhält die Mischung warm. Das zu präparirende Papier wird im trockenen Zustande langsam durch diese Mischung gezogen, so daß es davon ganz durchdrungen wird. Dann wird es durch Pressen zwischen Walzen von dem Ueberschuß der Mischung befreit und darauf getrocknet. (Polytechn. Centralblatt.) Nachtheilige Eigenschaften mancher Rübenzucker. Bei der in fortwährender Zunahme begriffenen Erzeugung des Rübenzuckers und der damit zusammenhängenden bedeutenden Consumtion desselben, wird man natürlich auch zu genauer Beobachtung des Verhaltens dieses Zuckers in den weitesten Kreisen geführt. Hier zeigen sich sehr oft zwei Eigenschaften des Rübenzuckers, wodurch er dem Rohrzucker nachsteht, und diese sind folgende. Bereitet man sogenanntes Dampfobst – Compote – wie sie jede gewandte Hausfrau, jeder geschickte Koch zu bereiten versteht und verwendet dazu Rübenzucker, so tritt sehr häufig alsbald ein Verderben – eine schwache Gährung – des Obstes ein, die dann mit Schimmelbildung auf der Oberfläche und gänzlicher Fäulniß endet, wogegen die mit Rohrzucker bereiteten Compote sich sehr wohl 1 und 2 Jahre und noch länger gut erhalten. Der verwendete Rübenzucker in zwei Sorten, sowohl Raffinade, als sehr schöner Saftmelis, verhält sich in diesem Falle ganz gleich. Man bemerkt weder an dem Zucker eine unschöne Farbe, noch ist der Geschmack desselben unrein. Seinem Aeußeren nach scheint derselbe untadelhaft, seine chemischen Wirkungen aber sind nachtheilig und schließen ihn vom Gebrauche für die Bereitung der Obstconserven aus. Die andere Eigenschaft solcher Rübenzuckersorten ist die, daß wenn der Zucker, in kleine Würfel zerschlagen, durch mehrere Monate an einem kühlen, aber dennoch trockenen Orte aufbewahrt wird, er eine große Menge Wassergas aus der Luft absorbirt und dadurch so feucht wird, daß er zwischen den Fingern lehr leicht zerreiblich ist und dann einen starken Rübengeschmack wahrnehmen läßt. Hiermit ist wohl die Ursache angedeutet, wodurch das Verderben der Obstconserven, die mit derartigem Rübenzucker bereitet wurden, herbeigeführt wird. Es könnte demnach dieses Verhalten solcher Rübenzucker in einer ungenügenden Deckung liegen, oder es könnte auch in einem mangelhaften Austrocknen der Brode die Schuld zu suchen seyn. Diese nachtheiligen Eigenschaften finden sich bei vielen Rübenzuckern, gleichviel ob selbe in den deutschen Zollvereinsstaaten oder in Oesterreich erzeugt wurden, und ich habe absichtlich das Urtheil competenter Personen persönlich eingeholt, um die feststehende Ueberzeugung zu erlangen, daß die nachtheiligen Wirkungen überall dieselben waren wo Rübenzucker, von oben genannter Beschaffenheit, zur Verwendung bei Anfertigung von Obstconserven kamen. Es dürfte wohl keine besondere Schwierigkeit darbieten die Rübenzucker so geeigenschaftet darzustellen, daß diese Nachtheile wegfallen, da doch nicht jeder Rübenzucker die erwähnten Eigenschaften zeigt. Immerhin aber wird der Gegenstand der Beachtung der Rübenzuckerfabrikanten wohl werth seyn. Prag, im Juli 1857. C. Heckmann. Ueber Gewinnung des Runkelrübensaftes mittelst Centrifugalmaschinen. Hr. Louis Walkhoff theilt in seinem, nach eigenen langjährigen Erfahrungen, bearbeiteten Werke Der praktische Rübenzuckerfabrikant (Braunschweig 1857, Verlag von Vieweg und Sohn) über dieses Verfahren Folgendes mit: „Neuerdings hat Frickenhaus wieder auf die Methode aufmerksam gemacht, den Saft mittelst Centrifugalmaschinen auszuschleudern, und er gibt an, sehr gute Resultate damit erzielt zu haben. Die Centrifugalmaschine liefert unmittelbar nur 50 bis 60 Proc. Saft, den übrigen Theil will Hr. Frickenhaus dadurch gewinnen, daß er den Rückstand, mit Wasser vermischt, nochmals ausschleudert, und dieß zweimal wiederholt. Um aber durch dieses Verfahren nicht gar zu dünne Säfte zu erhalten, soll der erzielte dünne Saft jedesmal zum Maceriren des zuckerreicheren Breies verwendet werden. Die Verbindung der Maceration mit einer mechanischen Kraft ist jedenfalls wichtig für die Praxis und nicht neu, da sie bei der Nachreibe und bei dem Nachpressen schon lange gute Resultate auf einfachem Wege lieferte. Es bleibt hierbei nur die Frage, ob der Einfluß der Luft auf alle Theile des Saftes nicht nachtheilig ist, und ob das öftere Aufgeben der dünnen Säfte die Reinlichkeit und Schnelligkeit ermöglicht, welche so höchst wünschenswerth sind. Ein endgültiges Urtheil über diese Methode muß der Erfahrung vorbehalten bleiben; die Theorie kann sich nicht unbedingt dafür aussprechen.“ Ueber die Anwendung des Kaliumeisencyanürs zur Entfernung der Rostflecken in weißer Wäsche; von Prof. Runge. Die Anwendung des Blutlaugensalzes kann bei Rostflecken oft aus großer Verlegenheit helfen. Die Rostflecke in der Wäsche sind nämlich nicht immer gewöhnliches Eisenoxydhydrat, sondern oft auch ölsaures Eisenoxyd, das durch Oxalsäure oder saures oxalsaures Kali (sogenanntes Sauerkleesalz) nur schwierig und bei Anwendung von Wärme, durch Schwefelsäure und Salzsäure aber oft gar nicht wegzubringen ist. Denn diese Säuren kann man nur sehr verdünnt und auch nur kalt anwenden, weil sonst die Wäsche leidet. Es fehlt daher, bei dem theuren Preise der Oxalsäure, an einem wohlfeilen Mittel, wenn eine große Menge solcher Eisenflecke zu tilgen ist. Ein solcher Fall ist dem Verfasser einmal vorgekommen, wo man beim Büken der Wäsche Eisenvitriol mit Potasche verwechselt hatte, wodurch an 300 Servietten und anderes Tischzeug eine durchaus rostgelbe Farbe bekamen, die beim Waschen mit Seife, anstatt zu verschwinden, nur noch dunkler wurde, indem der Eisenvitriol durch die Seife zerlegt und ölsaures Eisenoxyd auf die Faser niedergeschlagen wurde. Ein selbst mehrtägiges Einlegen in ein schwefelsaures und salzsaures Wasser war auch hier ohne Erfolg, weil die ölsaure Verbindung nicht zersetzt wurde. Hier war es nun, wo das Kaliumeisencyanür so treffliche Dienste leistete. Es wurde in verhältnißmäßig nur geringer Menge dem mit Schwefelsäure angesäuerten Wasser zugesetzt und nun hierin die Wäsche hin und her bewegt. Diese färbte sich auf der Stelle blau. Nachdem nun alles Gelbe verschwunden und ein reines Blau zum Vorschein gekommen war. wurde die Wäsche gespült und durch Potaschenauflösung genommen. Hier verschwand die blaue Farbe wieder und mit ihr ein großer Theil der gelben, die nur noch stellenweise geblieben war. Diese wurde nun jetzt durch verdünnte Schwefelsäure allein sehr leicht beseitigt. Die Erklärung dieses Vorganges ist leicht. Dadurch, daß Cyanblau (Berlinerblau) entsteht, wird die Oelsäure vom Eisenoxyde getrennt. Die dann darauf einwirkende Potasche verbindet sich mit der Oelsäure, zerlegt das Cyanblau und löst zugleich auch den größten Theil Eisenoxyd auf, daher fast alle Rostfarbe, gleichzeitig mit dem Cyanblau, vom Zeuge verschwindet Aetzlauge wirkt nicht so, sie entfärbt zwar das Blau aber das Rostgelb bleibt zurück, weil sie nicht so, wie das kohlensaure Kali der Potasche, auflösend auf das Eisenoxyd wirkt. (Runge's Farbenchemie, Th. II S. 246.) Neue Methode zum Durchzeichnen; von Dr. H. Hirzel. Die bisher üblichen Methoden zum Durchzeichnen sind bekanntlich ziemlich umständlich. Die neue Methode gewährt den Vortheil, daß man nicht allein mit Bleistift, sondern eben so leicht auch mit Tinte, Tusche und Wasserfarben eine Zeichnung, Figur, Schrift oder Malerei direct aus weißes, an und für sich undurchsichtiges Brief-, Schreib- oder Zeichnenpapier übertragen kann. Sie ist ganz einfach und der vielseitigsten Anwendung fähig. Man legt nämlich das Papier, auf welchem man die Zeichnung haben will, auf das abzuzeichnende Original, bestreicht das obere Papier mit Baumwolle, die mit reinem Benzol (das ist einer der flüchtigsten, leichtesten Bestandtheile des Steinkohlentheeröls) getränkt worden ist. Die bestrichenen Stellen des Papiers werden dadurch, daß sie das Benzol aus der Baumwolle in ihre Poren aufnehmen, ebenso durchsichtig wie das beste Oelpapier oder Durchzeichnenpapier, so daß man die feinste Zeichnung auf der Unterlage, welche hierbei nicht im mindesten leidet, deutlich genug erkennt, um sie durchzeichnen zu können, auch wird das Papier durchaus nicht faltig oder wellenförmig, sondern bleibt ganz glatt und eben. Das auf solche Weise mit Benzol ganz benetzte Papier läßt sich gleich leicht mit Bleistift, Tinte, Tusche und Wasserfarben bezeichnen oder bemalen, ohne daß z.B. die Tinte oder Tusche nur im mindesten fließt oder zerläuft. Dennoch haften die auf das mit Benzol getränkte Papier aufgetragenen Bleistift-, Tinte- oder Tuschstriche viel fester und dauerhafter, als gewöhnlich auf demselben, und selbst sehr zart geführte Bleistiftstriche lassen sich nachher nur schwer durch Kautschuk wieder wegreiben. Will man größere Originale durchzeichnen, so befeuchtet man das Papier nur nach und nach mit dem Benzol, und sollte während des Durchzeichnens auf der eben befeuchteten Stelle das Papier trübe werden, bevor man ganz fertig ist, so braucht man nur wieder etwas neues Benzol darauf zu bringen. Nach beendigter Arbeit läßt man das Papier liegen, das Benzol verfliegt rasch davon und in dem Maaße wird auch das Papier wieder ebenso weiß und undurchsichtig, wie es erst war, ohne daß man Flecke darauf oder einen Geruch bemerken kann, wenn man gut gereinigtes Benzol verwendet hatte. Ueberhaupt riecht das reine Benzol durchaus nicht unangenehm und sein Geruch übt keinen nachtheiligen Einfluß auf den Durchzeichner aus. (Deutsche Gewerbezeitung, 1857, S. 165.) Heilmittel gegen das Ausfallen der Haare. Solche Mittel gibt es bekanntlich in fast zahlloser Menge. Jeder Verkäufer lobt das seine als vorzüglich nützlich, obwohl es diesen Nutzen weniger für Denjenigen hat, der es gebraucht, als vielmehr für die „Verkäufer,“ welche ihre Kunden nach dem bekannten Grundsatze behandeln, daß die Schafe auf der Welt sind, um geschoren zu werden! Jedes einfache fette Oel wird zu einem angeblichen Heilmittel umgewandelt, durch Zusatz einer Farbe und eines Wohlgeruchs, und dann – mindestens um den 10fachen Preis verkauft. Die verschiedenen Pomaden, mit und ohne China, sind ebenfalls ohne Wirkung, weil die gleichzeitige Anwendung des Fettes allen Nutzen vereitelt, den sie etwa haben könnten. Von wirklich günstigem Erfolge ist dagegen ein Mittel, welches Jedermann sich selbst mit geringer Mühe und fast ohne Kosten bereiten kann. Man koche zu dem Ende 1/2 Pfund Eichenrinde (trocken, klein zerschnitten), oder statt dessen 2 Loth Galläpfel in 1 Quart Regenwasser 1/2 Stunde lang, seihe die Flüssigkeit nach dem Erkalten durch doppelte Leinwand oder Fließpapier, und wasche sich mit derselben in der warmen Jahreszeit jeden Abend unmittelbar vor dem Schlafengehen die Kopfhaut, trockne dann die Haare sorgfältig ab, – reinige sie am Morgen mit einem engen Staubkamm und reibe ein wenig Mandel- oder Olivenöl ein. Dieß wiederholt man täglich etwa 6 Monate hindurch und wird dann sicher das Ausfallen der Haare gemindert, in den meisten Fällen ganz beseitigt haben. (Cosmos, 1857, S. 47.)