Titel: Ueber den Sandgehalt der Knochen welche zur Fabrication von Thierkohle aus den Plata-Staaten bezogen werden; von Hrn. Moride.
Fundstelle: Band 146, Jahrgang 1857, Nr. LXXII., S. 306
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LXXII. Ueber den Sandgehalt der Knochen welche zur Fabrication von Thierkohle aus den Plata-Staaten bezogen werden; von Hrn. Moride. Aus den Comptes rendus, Octbr. 1857, Nr. 14. Moride, über den Sandgehalt der Knochen aus den Plata-Staaten. Die zum Klären des Zuckers bestimmte Thierkohle, welche man mit gewöhnlichen Küchenknochen darstellt, enthält nie mehr als 1/2 bis 1 1/2 Procent Kieselerde und Sand. Die Knochen aus den Abdeckereien enthalten oft mehr, weil sie fast immer aus der Erde oder aus kalkhaltigen Gemengen genommen wurden, in welche man sie legte um sie von dem Muskelfleisch, womit sie überzogen sind, zu befreien. Aber die Knochen von Buenos-Ayres, von Monte-Video, aus Brasilien etc., welche in großer Menge in England eingeführt werden, und jetzt sogar in Frankreich, zeichnen sich durch eine solche Reinheit aus, daß Niemand einen Sandgehalt derselben vermuthen würde. In den aus den alten saladeros (Pökelanstalten) im Innern kommenden Knochen findet man keine Spur von Gallerte, denn die Gährung an der Luft und bei einer hohen Temperatur hat sie zerstört, und der andauernde starke Regen hat diese Knochen so ausgewaschen, daß die mineralische Substanz so zu sagen isolirt und rein zurückblieb. Sie sind daher sauber, sehr weiß und haben eine beträchtliche Dichtigkeit; ihre Verkohlung ist schwierig, liefert aber eine vortreffliche Kohle, welche niemals die Klärsel roth färbt, was mit neuer Knochenkohle geschieht, wenn dieselbe, wie ich mich davon sehr oft überzeugen konnte, Cyanide und Sulfuride von Alkalien oder Eisen enthält. In der durch Pulverisiren der neuen Thierkohle erhaltenen feinen Kohle findet man jedoch einen zarten Sand von schwach bläulicher Farbe, welcher höchst zertheiltem Granit ähnlich ist. Da der Zuckersieder, für welchen ich solche Knochenkohle untersuchte, vermuthete, daß der Sand bei ihrer Darstellung betrügerischerweise zugesetzt werde, so begab ich mich zu dem Fabrikant, untersuchte die von ihm angewendeten Knochen, seine Verkohlungsöfen, seine Mahlmühle und Beutelmaschine, ich zerbrach verkohlte und nicht verkohlte Knochen, und mein Erstaunen war groß, als ich in fast allen kleinen Ochsenknochen einen feinen Sand antraf, welcher deren Markhöhlungen ausfüllte, ohne daß äußerlich ein zufällig entstandener Spalt vorhanden war, durch welchen der Sand hätte hineingelangen können. Die Menge des Sandes in den nicht verkohlten und verkohlten Knochen variirte zwischen 10 und 15 Procent! Die flachen oder runden großen Knochen, welche weich und porös sind, zerschlagen oder nicht zerschlagen, enthielten keinen Sand. Wie kam er nun in die fraglichen kleinen Knochen? Da die weißen Knochen in unversehrtem Zustande sind und am Bezugsort der Arbeitslohn ein sehr hoher ist, so kann man nicht annehmen daß Löcher in die Knochen gebohrt und hernach verkittet worden sind. Dreht man jedoch einen solchen Knochen in mehreren Richtungen, so entdeckt man bald kleine Canäle, welche nicht weiter als die durch eine Nadelspitze hervorgebrachten Löcher sind und die uns das Räthsel lösen müssen. Es scheint daß diese am Ufer der Flüsse gelagerten Knochen daselbst unaufhörlich von einem bewegten Wasser bespült sind, dessen Wellen einen außerordentlich zertheilten Sand suspendirt enthalten; das Wasser dringt durch die ernährenden Löcher ein und setzt seinen Sand in den Zellen ab, welche früher das Mark ausfüllte, die Sonnenwärme verdampft dann das Wasser, andere Wellen wirken wieder eben so, bis endlich die großen Höhlungen ausgefüllt sind. Wenn die Knochen welche Sand enthalten, in einer Schiffsladung sehr zahlreich sind, so kann die mit denselben dargestellte Thierkohle bis 5, 6 und 8 Procent Sand enthalten.