Titel: Untersuchungen über einige beim Raffiniren des Zuckers beobachtete Thatsachen; von Hrn. Bobierre.
Fundstelle: Band 146, Jahrgang 1857, Nr. LXXIII., S. 307
Download: XML
LXXIII. Untersuchungen über einige beim Raffiniren des Zuckers beobachtete Thatsachen; von Hrn. Bobierre. Aus den Comptes rendus, Octbr. 1857, Nr. 16. Bobierre, über Erscheinungen beim Raffiniren des Zuckers. Ich war bemüht die Ursachen zu ermitteln, welche die eigenthümliche Trübung gewisser Syrupe der Raffinerien veranlassen, und den Grund der Verschiedenheiten zu entdecken, welche man, hauptsächlich im Sommer, im äußern Ansehen der erhaltenen Brode bemerkt. Das Blut geht bekanntlich bald in Fäulniß über, die mit den Filtern in Verbindung stehenden kupfernen Leitungsröhren schwärzen sich, und gegen das Ende der Wiederbelebung der Knochenkohle entwickelt sich nicht unbedeutend schweflige Säure; diese Umstände veranlaßten mich vor allem zu untersuchen, ob nicht die Gegenwart von Schwefel in den Syrupen die Ursache der beobachteten Erscheinungen ist. Meine Versuche, welche ich in einer der (französischen) Akademie der Wissenschaften eingereichten Abhandlung zusammengestellt habe, führten zu folgenden Resultaten: Die Syrupe welche mittelst Blut geklärt worden sind, das schon in Fäulniß überging und dessen Albumin bereits eine Veränderung erlitten hat, ertheilen der Knochenkohle nachtheilige Eigenschaften, welche ein oft wiederholtes Wiederbeleben derselben sehr auffallend macht. Die Kohle, in welcher sich die Schwefelmetalle anhäufen, kann die Klarheit und die Nüance der Zuckerlösungen verändern und zur Vermehrung der sich bildenden Melasse beitragen. Durch Anwendung von Salzsäure und Bestimmung des Schwefels in Form von Schwefelkupfer ist man im Stande Sorten von Knochenkohle zu vergleichen und im Voraus zu beurtheilen, welche bei ganz gleichem Ansehen in den Raffinerien nothwendig sehr verschiedene Resultate geben würden. Ich gehe nun auf die Mittel über, wodurch man diesen großen Uebelständen abzuhelfen vermag. Das Waschen der Knochenkohle mit Salzsäure von 4 Grad Baumé in einem geeigneten Apparat würde die Schwefelmetalle mit Entwicklung von Schwefelwasserstoff zersetzen. Im Kleinen gelingt diese Operation vollkommen; aus den Flüssigkeiten, worin saurer phosphorsaurer Kalk aufgelöst ist, könnte nachher durch Zusatz von Kalkmilch basisch phosphorsaurer Kalk gefällt werden, welcher als Düngmittel leicht zu verwerthen ist. Damit keine Säure in den Poren der Knochenkohle zurückbleibt, braucht man dieselbe nachher nur mit reinem lauwarmem Wasser zu waschen, oder mit einem durch kohlensaures Natron schwach alkalisch gemachten Wasser. Auf diese Weise gelang es mit im Kleinen die Knochenkohle vollständig zu entschwefeln. Ich will aber noch ein anderes Mittel vorschlagen; es besteht darin, die wiederbelebte Knochenkohle im Sommer so wenig als möglich anzuwenden, nämlich in die Filter so viel neue Kohle zu geben, als sich nur immer mit der Oekonomie der Fabrication verträgt. Diese neue Kohle mengt man nicht der im Filter enthaltenen Kohlenmasse bei, sondern man bringt sie in den untern Theil des Filters, wo dann die Syrupe, welche durch die obere Kohle theilweise ihres Farbstoffs entledigt wurden, jedoch noch mit den Fäulnißproducten des Bluts imprägnirt sind, eine vollständige Reinigung erfahren werden, bevor sie in die zu ihrer Aufnahme bestimmten Leitungen gelangen. Schließlich will ich bemerken, daß jene Versuche auch meine früheren Angaben bestätigen, nämlich: 1) daß die Raffinerien das Blut während des Sommers dadurch conserviren sollten, daß sie ihm eine berechnete Menge der zur Klärung bestimmten feinen Knochenkohle einverleiben; 2) daß man der neuen Knochenkohle, welche für den Bedarf der Landwirthschaft aus dem Ausland eingeführt wird, nur eine geringe Menge gepulverten Gyps zuzusetzen braucht, um sie für die Raffinerien ganz unbrauchbar zu machen.