Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 146, Jahrgang 1857, Nr. , S. 152
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Miscellen. Miscellen. Anwendung der Photographie zur Reduction der Karten im brittischen topographischen Bureau; vom Obersten James. Nachdem die englische Regierung entschieden hatte, daß die Plane der cultivirten Districte Großbritanniens im Maaßstab von 1/2500, oder von 25 344/1000 Zoll auf eine englische Meile gezeichnet werden sollen; und daß diese Plane, sowie auch die Plane der großen Städte, auf den Maaßstab von 6 Zoll auf eine Meile, nach welchem die uncultivirten Districte gezeichnet sind, reducirt werden sollen, damit die Karten aller Grafschaften auf einen gleichförmigen Maaßstab gebracht werden, worauf sie wieder auf den Maaßstab von 1 Zoll für die Generalkarte zu reduciren seyen; da war es offenbar von höchster Wichtigkeit, das in der kürzesten Zeit und mit den geringsten Kosten zum Ziele führende Verfahren anzuwenden, um die Plane von dem größern auf den kleinern Maaßstab zu reduciren. Ich stellte daher im vorigen Jahr, während ich mich zu Paris aufhielt, Versuche über die Möglichkeit an, Plane durch Photographie zu reduciren, und nachdem ich mich überzeugt hatte, daß man auf diesem Wege genaue Reduktionen ohne Schwierigkeit erzielt, ließ ich zwei der mich begleitenden Sappeure in der Photographie unterrichten; seitdem haben wir mit so vollkommenem Erfolg alle Reductionen nach dieser Methode gemacht, daß wir selten mehr ein anderes Verfahren anwenden. Die Vortheile, welche die Einführung dieser Methode gewährt, werden Jedem einleuchten, welcher mit den bisher angewendeten umständlichen und langwierigen Verfahrungsarten, vermittelst des Pentagraphen oder Eidographen, oder des Proportionalzirkels etc. vertraut ist; der Plan einer großen Stadt, welcher im Maaßstab von 1/500 gezeichnet ist, kann nun mittelst der Photographie, zuerst auf den Maaßstab von 1/2500, und von diesem auf den Maaßstab von 6 Zoll auf die engl. Meile in sehr kurzer Zeit reducirt werden und zwar mit bloß dem hundertsten Theil der Kosten, welche wir früher für diese Arbeit aufwenden mußten. So hat während der letzten Woche ein Mann mit Beihülfe eines Druckers und eines Arbeiters 32,000 Acres von dem Maaßstab von 25 Zoll auf den von 6 Zoll per engl. Meile reducirt und drei Copien von 45 Blättern, also 135 Abdrücke angefertigt, Alles in sechs Tagen; hundert Zeichner hätten aber diese Arbeit nicht zu Stande gebracht (Civil Engineer and Architect's Journal, Septbr. 1857, S. 307.) Teleskop von versilbertem Glas, nach Léon Foucault. Das astronomische Fernrohr hat im Vergleich mit dem Teleskop van den nämlichen Dimensionen den Vortheil, mehr Licht zu geben; der Strahlenbüschel, welcher auf das Objectiv fällt, geht zum größeren Theil hindurch und wird beinahe vollständig zur Bildung des Bildes im Brennpunkte verwendet, während auf dem Metallspiegel nur ein Theil des Lichtes in einem convergenten Strahlenbüschel reflectirt wird, der noch dadurch einen Verlust erleidet, daß er durch eine zweite Reflexion dem Beobachter zugeführt wird. Da indeß das Teleskop wesentlich von der Aberration in Folge der Brechbarkeit befreit ist, da die Reinheit der Bilder nur von der Vollkommenheit einer einzigen Oberfläche abhängt, da es bei gleicher Brennweite einen größeren Durchmesser als das Fernrohr gestattet, so bringt es zum Theil die Verluste wieder ein, welchen das Licht bei der Reflexion unterworfen ist, und einige Beobachter, besonders in England, haben ihm den Vorzug über das Fernrohr zur Erforschung himmlischer Gegenstände eingeräumt. Gewiß ist, daß gegenwärtig, trotz aller Vervollkommnungen die man bei der Anfertigung großer Gläser angebracht hat, das mächtigste Instrument, welches man gegen den Himmel gerichtet hat, ein Teleskop mit Metallspiegel, das Teleskop von Lord Rosse von 6 engl. Fuß Durchmesser und 55 Fuß Brennweite ist. Vielleicht würden die Reflectionsinstrumente selbst die Oberhand bekommen haben, wenn sich das Metall so gut wie Glas bearbeiten ließ. wenn es eine eben so dauerhafte Politur annähme, und wenn es nicht viel schwerer wäre. Indem man so die beiden Arten von Instrumenten in Parallele stellt, gelangt man zu der Ansicht, daß es sehr vortheilhaft seyn würde, ein Teleskop in Glas zu construiren, wenn man dem Spiegel, nachdem er einmal geschliffen und polirt, einen solchen metallischen Glanz mittheilen könnte, daß man dadurch eben so helle Bilder als die der Gläser erhielte. Diese Ansicht hat sich auf sehr befriedigende Weise verwirklicht. Wenn das Glas von einem geschickten Optiker geschnitten und gründlich polirt worden ist. ist es sehr geeignet durch das Verfahren von Drayton eine dünne und gleichförmige Schicht von Silber anzunehmen. Diese metallische Schicht, wenn sie aus dem Bade hervorgeht, worin sie gebildet worden ist, erscheint matt und dunkel, hellt sich aber durch Reiben mit weichem Leder und etwas Englisch-Roth auf, und erlangt dabei in wenig Augenblicken einen sehr lebhaften Glanz. Durch dieses Verfahren versilbert sich die Oberfläche des Glases und wird stark reflectirend, ohne daß die feinsten Untersuchungen die geringste Formveränderung verrathen. Nachdem der Spiegel so versilbert war und eine vollkommene Politur erlangt hatte, bildete Foucault daraus ein Teleskop von 10 Centimeter Durchmesser und 50 Centimeter Brennweite. Dieses kleine Instrument verträgt sehr gut ein Ocular, welches die Vergrößerung auf 200 steigert, und, verglichen mit einem Fernrohr von einem Meter, einen merklich höheren Effect gibt. Die Vergleichung der Intensität eines von einer so präparirten Oberfläche reflectirten Strahlenbüschels mit dem Strahlenbüschel, welcher durch ein Objectiv von gleicher Oberfläche hindurch gegangen ist, fällt zu Gunsten des neuen Teleskops aus. Der auf dem versilberten Glase reflectirte Strahlenbüschel beträgt ungefähr 90 Proc. des Büschels, welcher durch ein Objectiv mit vier partiellen Reflexionen gegangen ist, so daß das neue Instrument den Vortheil eines Ueberschusses an Licht bietet, welcher vermöge des größeren Spiegeldurchmessers auf sehr kräftige Weise zur Bildung des Focalbildes beiträgt. Bei gleichem Durchmesser ist das Glas-Teleskop um die Hälfte kürzer als das Fernrohr, und gibt den Bildern beinahe eben so viel Licht und mehr Reinheit. Bei gleicher Länge verträgt es den doppelten Durchmesser und sammelt 3 1/2, Mal mehr Licht. Von einem anderen Gesichtspunkt betrachtet, unterscheider sich die neue optische Combination dadurch, daß sie ihre volle Wirkung hervorbringt, ohne den Zusammenfluß zahlreicher Bedingungen zu erheischen, denen man bisher genügen mußte, sollte ein Instrument, Fernrohr oder Teleskop, mit einer gewissen Vollkommenheit ausgestattet werden. Das Fernrohr besonders erfordert, daß der Constructeur sich gleichzeitig beschäftigt mit der Gleichartigkeit der beiden Glassorten, die das Objectiv bilden, mit ihrer brechenden und zerstreuenden Kraft, mit der Combination der Krümmungen, der Centrirung und der Herstellung von vier sphärischen Oberflächen. Bei dem neuen Teleskop dagegen kommt das Glas nicht als brechendes Mittel in Betracht, sondern nur als Träger einer dünnen metallischen Schicht. Die Gleichartigkeit der Masse wird keineswegs erfordert, und das gewöhnlichste Glas, bei hinlänglicher Dicke mit Sorgfalt geschliffen, kann eine concave Oberfläche vertreten, die, versilbert und polirt, für sich allein und durch Reflexion sehr gute Bilder gibt. Man hat den Spiegelteleskopen vorgeworfen, daß sie sich mit der Zeit oxydiren und bei Berührung mit der Luft matt werden. Seit sechs Wochen hat der Verfasser versilberte Spiegel, ohne daß sie eine merkliche Veränderung erfahren hätten; wird dieser Conservationszustand von langer Dauer seyn? Die Erfahrung ist noch zu neu, um dieß in dem einen oder anderen Sinn zu beantworten; aber selbst wenn der Spiegelglanz sich schwächen sollte, würde nichts verhindern ihn durch dasselbe Mittel wie ursprünglich, nämlich Reiben mit einem Ballen, wieder zu beleben; wenn endlich das Silber sich in seiner Dicke ändern sollte, so ist das Verfahren, wodurch man es auflegt, von so leichter und schneller Ausführung, daß man es leicht wiederholen könnte. Kurz zusammengefaßt, das neue Instrument gewährt, im Vergleich mit dem astronomischen Fernrohr, bei viel geringeren Kosten mehr Licht, mehr Reinheit, und ist als Teleskop von jeder Aberration in Folge der Brechung befreit. (Aus den Comptes rendus t. XLIV p. 339, durch das polytechnische Centralblatt, 1857. S. 571.) Ueber die Erkennung des Fluors, von J. Nicklès. Hr. Nicklès beweist in einem ersten Aufsatz über diesen Gegenstand, daß bei dem gewöhnlichen Verfahren das Fluor nachzuweisen, indem man die Probe mit Schwefelsäure übergießt und den aufsteigenden Dampf auf eine mit Wachs überzogene Glasplatte wirken läßt, in deren Wachsüberzug man Schriftzüge einradirt hat, auch ohne Gegenwart von Fluor die Schriftzüge bloß durch die Wirkung des Dampfes von rauchender Schwefelsäure ins Glas schon schwach eingeatzt werden. Alle Mineralsäuren verhalten sich in dieser Beziehung gleich. Soll die Entscheidung für Fluor zuverlässig seyn, so muß man den Dampf auf eine Bergkrystallplatte wirken lassen, denn diese wird von anderen Säuren nicht angegriffen und bloß vom Fluorwasserstoff angeätzt. Seitdem hat Nicklès gefunden, daß die käufliche Schwefelsäure bisweilen Flußsäure enthält, welche durch den zur Oxydation des Schwefels angewendeten Salpeter hineinkommt. Behufs obiger Probe muß daher auch eine von Flußsäure gereinigte Schwefelsäure angewendet werden. Reinigung der Schwefelsäure von Flußsäure. – Man gibt die zu reinigende Schwefelsäure in eine Porzellanschale, oder, noch besser, in den Bauch einer zerbrochenen Retorte, und verdünnt sie mit ihrem zweifachen Volum Wasser. Man stellt das Gefäß in ein Sandbad (oder in ein Bad von Eisenfeile oder Gußeisen-Drehspänen), und erhitzt bis man eine schwache Bewegung im Innern der Flüssigkeit bemerkt Man ersetzt das Wasser in dem Maaße als es verdampft, und läßt die Flüssigkeit erst dann sich concentriren, wenn man die Operation als beendigt betrachtet, was nach fünfzehn Stunden der Fall seyn kann. Bevor man jedoch diese Säure als rein betrachtet, muß man sie auf folgende Weise prüfen: Prüfung der Schwefelsäure. – Man gibt dreißig Gramme dieser Säure in einen Platintiegel, welcher geräumig genug ist, um beiläufig das Doppelte dieser Quantität zu fassen; man setzt zehn Gramme Wasser zu und bedeckt den Tiegel sogleich mit der Bergkrystallplatte. Diese Platte muß auf folgende Weise zubereitet worden seyn: nachdem man sie auf einer ihrer Seiten mit Wachs überzogen hat, zeichnet man auf diese Seite einige regelmäßige Figuren, welche man später leicht erkennt. Nachdem diese Platte auf dem Tiegel angebracht ist, muß man dieselbe mittelst einer Wasserschicht, welche man oft erneuert, gut abkühlen. Durch die Wärme, welche sich in dem Augenblick entwickelte wo das Wasser und die Schwefelsäure in Berührung kamen, wurde ein Theil des Wassers verdampft, welcher sich natürlich an der Oberfläche der abgekühlten Platte verdichtete. Diese Bedingung muß nothwendig erfüllt werden, weil der schwache Thau, den man so erhält, das Fluorwasserstoffgas auffangt, welches bekanntlich in Wasser sehr löslich ist, und ohne Feuchtigkeit weniger lebhaft auf das Glas einwirkt. Nachdem die Säure hinreichend verdünnt ist, um sich durch Zusatz einer neuen Quantität Wasser nicht mehr zu erhitzen, bringt man sie auf die Weingeistlampe oder in ein Sandbad und erhöht die Temperatur so weit, daß die Hand die unmittelbare Berührung des Tiegels nicht ertragen kann. Nach zweistündiger Dauer dieser Behandlung kann man die Operation als beendigt betrachten. Man nimmt dann die Bergkrystallplatte weg, schmilzt das Wachs weg, wischt sie ab und läßt sie erkalten; wenn man mit bloßem Auge von der Zeichnung nichts gewahr wird, macht man die Oberfläche der Platte matt, indem man sie dem Athem aussetzt; wenn auch nur die geringste Aetzung stattgefunden hat, werden die in die Wachsschicht radirten Figuren dann zum Vorschein kommen und so lange sichtbar bleiben, als die durch die (Condensation des Athems erzeugte Dampfschicht andauert. (Comptes rendus t. XLIV p. 679 und t. XLV p. 250.) Anwendung des Wasserglases zur Bereitung eines Papiers, welches das bisher gebräuchliche Wachspapier ersetzt; von Prof. Dr. W. Artus. Von einer auswärtigen Gesellschaft für Technik beauftragt, einen ausführlichen Bericht über die beste technische Verwendung des Wasserglases zu liefern, sind in meinem Laboratorium eine Reihe von Versuchen angestellt worden, um sowohl das Bestehende zu prüfen und zu verbessern, als auch neue Versuche vorzubereiten und auszuführen, zu denen auch die Verwendung des Wasserglases zur Bereitung eines Papiers gehört, welches statt des bisher gebräuchlichen Wachspapiers zur Verpackung von Salben und Pflastern hiermit dem pharmaceutischen Publicum, theils seiner Zweckmäßigkeit, theils seiner Wohlfeilheit wegen zu empfehlen ist. Die Bereitung des Papiers zu dem gedachten Zwecke ist einfach folgende: Es wird ein mäßig starkes Schreibpapier zweimal mit einer Wasserglaslösung von 1,12 bis 1,15 spec. Gewicht (16 bis 20° Baumé) überstrichen, doch so, daß der erste Ueberzug gehörig getrocknet ist. Mit 1 Pfd. einer solchen Wasserglaslösung können viele Bogen überstrichen werden, und man erhält ein Papier, welches zu obigen Zwecken vollständig genügt Mit einer concentrirteren Lösung erhält man zwar einen schöneren glasartigen Ueberzug, allein das Papier läßt sich dann nicht rollen, ohne Brüche zu bekommen. (Chemisches Centralblatt, 1857, Nr. 47.) Ueber die Darstellung des rothen Blutlaugensalzes mittelst gebundenen ozonisirten Sauerstoffes; von Prof. E. F. Schönbein. Das braune Wismuthsuperoxyd. wie man es aus dem Oxyd nach Kaiser mit gelöstem unterchlorigsaurem und caustischem Natron gewinnt, enthält einen Theil seines Sauerstoffs so. daß derselbe das gelbe Blutlaugensalz beinahe eben so leicht in das rothe verwandelt, als dieß der freie ozonisirte Sauerstoff thut. Schüttelt man eine kalte nahezu wasserhelle Lösung des gelben Cyanürs mit dem besagten Superoxyde zusammen, so erscheint sie schon nach wenigen Minuten stark roth gefärbt und liefert mit reinen Eisenoxydulsalzen einen tiefblauen Niederschlag. Noch rascher aber erfolgt die Zersetzung des Salzes bei der Siedhitze des Wassers, wobei das Superoxyd zu Oxyd reducirt, der vierte Theil des Kaliums des Cyanürs in Kali und eben dadurch das gelbe Blutlaugensalz in das rothe übergeführt wird. Da bekanntlich das freie Kali in der Wärme zersetzend auf das gelöste Cyanid einwirkt und dadurch wieder die Erzeugung von gelbem Cyanür unter Ammoniakbildung veranlaßt, so kann diese schädliche Wirkung dadurch leicht verhindert werden, daß man durch die siedende Lösung des mit Wismuthsuperoxyd behandelten gelben Blutlaugensalzes einen Strom von Kohlensäure gehen läßt. Bringt man eine zureichende Menge Superoxydes mit der siedenden Lösung des Cyanürs zusammen und hält man beide Materien mittelst Umrührens in gehöriger Berührung, so erfolgt die Ueberführung des gelben Salzes in das rothe in kurzer Zeit, und es ist kaum nöthig zu sagen, daß die Erzeugnisse dieser Einwirkung rothes Cyanid, kohlensaures Kali und Wismuthoxyd sind. Da ersteres Salz sehr leicht krystallisirt, so läßt es sich auch ohne alle Schwierigkeit vom Kalicarbonat trennen und man erhält schon bei der ersten Krystallisation ein schönes Product, bei der zweiten aber ein so ausgezeichnetes, wie es sich wohl kaum durch eine andere Darstellungsweise erhalten läßt. Bei sorgfältiger Behandlung werden aus 100 Theilen des gelben Salzes 71–75 Theile des rothen Cyanides erhalten, also nahezu so viel als die Rechnung verlangt. Was nun die beschriebene Bereitungsweise des rothen Blutlaugensalzes betrifft, so müssen die Fabrikanten entscheiden, ob sie im Großen anwendbar, d.h. ökonomisch sey. Daß sie mehr Cyanid und schöneres liefert als die gewöhnliche, welche nur etliche sechzig Procente gewinnen läßt, daß das dabei gewonnene kohlensaure Kali werthvoller als das salzsaure ist, daß das Wismuthoxyd sich immer wieder leicht in Superoxyd verwandeln läßt und daher nur einmal angeschafft zu werden braucht, und endlich daß sie den Arbeiter durchaus nicht belästigt, sind Umstände, welche die volle Berücksichtigung des technischen Chemikers verdienen. (Abhandl. der naturwissenschaftl.-techn. Commission der bayer. Akademie der Wissensch. in München, Bd. I S. 224) Jünnemann's Methode der Erzeugung schöner, weißer und harter Unschlittkerzen, welche mit einer großen und hellen Flamme brennen und wobei der Docht sich selbst verzehrt. Das Unschlitt wird in einer mit einem Rührer versehenen Kufe, in welche man das gleiche Gewicht an Wasser gegeben hat, durch Dampf geschmolzen Sodann werden (je nach der Härte des Kalkes) 14 bis 20 Procente Aetzkalk, welcher mit Wasser zu Kalkmilch angemacht wurde, in kleineren Portionen nach und nach zugegeben und fortwährend mit dem Rührer in Bewegung erhalten. Nach Verlauf von 4 Stunden ist die Verseifung soweit gediehen, daß der Rührer nicht mehr bewegt werden kann; man läßt noch 1 bis 2 Stunden Dampf einstreichen, bis die Masse wie Gries aussieht; sodann sperrt man den Dampf ab und läßt das am Boden der Kufe stehende, gelbliche, süß schmeckende Wasser, worin das Glycerin gelöst ist, ablaufen. Nachdem die Seife erkaltet ist, wird sie herausgenommen und zwischen zwei eisernen gerippten Walzen zu Pulver gemahlen. Die gepulverte Seife kommt hierauf in eine ebenfalls mit Dampf geheizte Kufe, welche aber ganz mit Bleiblech ausgeschlagen seyn muß und in welche früher 28 bis 30 Procente concentrirte 66gradige englische Schwefelsäure mit so viel Wasser gegeben wurde, daß dieselbe 25° B. zeigt. Man läßt 4 Stunden kochen, binnen welcher Zeit der Kalk der Seife sich mit der Schwefelsäure zu Gyps verbunden hat und zu Boden gesunken ist, die Fettsäuren aber gelblich gefärbt obenauf schwimmen. Die frei gewordenen Fettsäuren werden in eine oder mehrere kleine Kufen gegeben, und wenn sie schon sehr abgekühlt sind, 3 Procent salpetrige Säure unter beständigem Umrühren zugegeben und mit dem Umrühren so lange fortgefahren, bis die Fettsäuren gänzlich erstarrt sind. Die salpetrige Salpetersäure wird hierzu folgendermaßen erzeugt. Zu concentrirter Salpetersäure wird so lange Wasser zugesetzt, bis dieselbe 22° B. stark ist diese kommt nun in Woulf'sche Flaschen, welche mit einer gußeisernen Retorte durch ein Gasverbindungsrohr communiciren. In die Retorte werden 5 Proc. fein gepulverter Zucker und 20 Proc. verdünnte Salpetersäure gegeben und so lange erhitzt, bis keine rothen Dämpfe mehr übergehen, während welcher Zeit sich die in den Flaschen vorgeschlagene und in Abkühlung erhaltene Säure durch die Absorption von salpetriger Säure nach und nach blau, grün bis dunkelgrün gefärbt hat, welches der rechte Augenblick ist, die Operation zu unterbrechen und die Säure dem Fette beizumischen. Das mit der Säure vermengte Fett wird sammt einigen Zinkstreifen in eine Kufe gegeben und mittelst Dampf 1 bis 2 Stunden lang gekocht, während dieser Zeit der Dampfhahn 3 bis 4mal durch 5 bis 10 Minuten abgesperrt, endlich, wenn man durch herausgenommene Proben bemerkt, daß das Fett eine dunkelgelbe Farbe und eine bedeutende Härte erlangt hat, werden einige Eimer Wasser zugegebenzugegebeu, das Ganze 1/2 Stunde gekocht und dann der Ruhe zum Abstehen überlassen. Die Fettsäuren kommen endlich in einen Destillationsapparat, werden hier unter dem Einflusse eines reichlichen Stromes überhitzten Wasserdampfes destillirt und hierauf in einer durch Dampf geheizten Kufe mit durch 1/4 Proc. Oxalsäure angesäuertem Wasser einigemale ausgewaschen, dann der Ruhe überlassen und endlich durch dicken Wollenstoff oder Filz filtrirt. Die Fettsäuren haben nach diesen Vorgängen ihr ursprüngliches Aussehen verloren und erscheinen nun als eine weiße, sehr harte, nur wenig fettig sich anfühlende Masse, welche bei 88 Proc. des angewendeten Unschlitts beträgt und sehr schöne Kerzen 2. Qualität liefert, welche sparsamer wie Unschlitt, und doch dabei mit einer äußerst weißen, großen Flamme brennen und deren Dochte sich selbst verzehren. Zur Erzeugung von Lichtern 1ster Qualität werden die destillirten Fettsäuren erst kalt, dann heiß gepreßt. Die ausgepreßten Kuchen betragen bei 70 Proc. vom angewendeten Unschlitt, kommen in ihren äußern Eigenschaften mit der Stearinsäure überein und unterscheiden sich von ihr nur durch einen um einige Grade niederen Schmelzpunkt. Zum Gießen der Kerzen werden die Modelle erwärmt und die Masse erst hineingegossen, wenn sie unter beständigem Umrühren anfängt milchicht zu werden. Wachs wird keines zugesetzt. Die Dochte sind dreizöpfig geflochten und werden durch 10 Minuten langes Kochen im Wasser, in welchem früher auf 100 Pf., 20 Loth glasige Phosphorsäure und 3 1/3 Loth Boraxsäure aufgelöst wurden, gebeizt, und sodann langsam getrocknet. (Böttger's polytechn. Notizblatt, 1857, Nr. 20.) Ueber die Verunreinigungen des Carmins. Die schöne Farbe, welche allgemein unter dem Namen Carmin bekannt ist, wird gewöhnlich dargestellt, indem man Cochenille mit Wasser oder einer alkalischen Salzlösung auszieht und den Farbstoff durch eine schwache Säure oder ein saures Salz fällt. Hierzu wendet man entweder Sauerkleesalz (saures oralsaures Kali) oder eine Mischung von Weinstein und Alaun an; die Abscheidung des Niederschlags wird häufig durch Hinzufügung von Gelatine oder Eiweiß befördert, daher gewöhnlich zwei Sorten bereitet werden. Die erste Sorte, unter Mitanwendung von Eiweiß dargestellt, läßt sich schwer zerreiben, bleibt stets etwas körnig und findet ihre Hauptanwendung zum Färben der Bonbons, zur Bereitung der rothen Tinte und als Malerfarbe. Die zweite Sorte, mit Gelatine dargestellt, ist sehr zertheilbar, und wird in der feinen Malerei, besonders der Miniaturmalerei, gebraucht. Der Carmin bildet ein leichtes, geruch- und geschmackloses Pulver von prächtig rother Farbe, welches auf einem Löffel erhitzt, unter Ausstoßung eines dem verbrannten Horne ähnlichen Geruches verkohlt und beim Verbrennen fast ganz verschwindet. Hinterläßt bei diesem Vorgange der Carmin einen weißen Rückstand, so enthielt er Thonerde oder Zinnoxyd und ist dann eigentlich Carminlack. Ein solcher löst sich auch nicht vollständig in Aetzammoniakflüssigkeit auf und deßhalb ist auch überhaupt dieses das beste Erkennungsmittel für die verschiedenen Verfälschungen des Carmins; wie z.B. Alaun, Zinnober, Kartoffelstärke, die zuweilen an 50 Proc. betragen. Die Stärke läßt sich mittelst Jodtinctur, welche die Stärke blau färbt, erkennen? die Thonerde im Alaun, durch ihre Löslichkeit in heißer Kalilauge, und der Zinnober durch Auflösen in Königswasser in der Siedhitze und Fällen der Lösung mittelst Jodkalium, wodurch ein schöner rother Farbstoff (Ouecksilberjodid) entsteht. (Chevalier's Wörterbuch der Verunreinigungen.) Ostermann's Fabrication von Siegellack mit Docht. Zur Darstellung dieses Siegellack verwendet man folgende Composition: 6 Loth ächte Bologneser Kreide, 6 Loth Magnesia, 1 Pfund 12 Loth Zinnober, 30 Loth venetianischen Terpenthin, 1 Pfund 29 Loth blonden Schellack, 7 Loth Terpenthinöl, 3 Loth Terpenthinöl mit Mastix, 3 Loth Peruvianischen Balsam. Netto-Gewicht des Ganzen – 5 Pfunde. Zuerst wird der venetianische Terpenthin in einem irdenen Gefäße langsam über Kohlenfeuer in Fluß gebracht, hierauf der Schellack zugesetzt und bei fortwährendem Umrühren in gelinder Wärme auf möglichst dünnflüssige Beschaffenheit gebracht. Nun wird der schon früher sehr fein geriebene und mit der Bologneser Kreide und Magnesia aufs gleichmäßigste vermengte Zinnober eingetragen und nach bewirkter in der Wärme erfolgter Vermischung mit den Harzen etwas abkühlen gelassen. Endlich schüttet man die drei oben zuletzt genannten Substanzen dazu, wärmt es nochmals unter fortwährendem Rühren mit einem Holzstäbchen, und kann dann nach 5 Minuten das fertige Siegellack in beliebige Formen gießen. Um eine andere Farbe, wie die des Zinnobers, dem Siegellacke zu geben, substituirt man z.B. für Schwarz: fein präparirtes Elfenbeinschwarz, für Blau: feinstes Ultramarin, für Gelb: fein präparirtes Chromgelb. Was die Dochte anbelangt, so werden dieselben aus 6 bis 10 Fäden Baumwollgarns, welches mit Wachs oder Stearin getränkt wird, bereitet. Um sie in die Siegellackstangen einführen zu können, bedient sich der Erfinder eigener Formen, welche aus zwei nach der gewünschten Gestalt des Siegellacks ausgehöhlten Metallplatten bestehen, deren sich berührende Flächen auf einander geschliffen sind. An dem einen Ende der Höhlung befindet sich eine kleine Oeffnung zum Einlegen des Dochtes, während dessen anderes Ende durch einen Steg geht, welcher an der oben behufs Eingießens offen gelassenen und trichterförmig erweiterten Form eingelegt wird. Vor dem Gebrauche werden die beiden Modellhälften handwarm gemacht und schwach mit einem Oele benetzt. (Stamm's neueste Erfindungen, 1857, S. 269.) Neue Masse für Streichriemen, zum Schärfen der Messer. Man nehme gereinigte Gutta-percha, erwärme sie in heißem Wasser und knete so viel Smirgelpulver, Graphit, Zinn- und Bleiasche hinein, als dieselbe, ohne ihre Consistenz zu verlieren, annehmen kann, oder man löse Gutta-percha in Schwefelkohlenstoff auf und vermische eine concentrirte Lösung davon mit den genannten Ingredienzen. Aus dieser mit den Schärfpulvern gemengten Masse bildet man in einer erwärmten und ausgeölten Form mittelst einer Presse Platten, aus welchen dann Riemen geschnitten werden. Zu den schwarzen Riemen, welche bloß zum Schärfen aber nicht zum Poliren geeignet sind, wird das oben genannte Gemenge genommen; für die rothen Riemen, die aus feinen geschlämmten Pulvern bestehen, setzt man statt des Graphits Eisenoxyd (sogenannten Colcothar) hinzu. Die durch Schwefelkohlenstoff gemachte Lösung der Gutta-percha mit den gemischten Pulvern wird in Formen gegossen und nach der vorsichtigen Abdampfung des Schwefelkohlenstoffs in Riemen geschnitten. Das Mischungsgewicht für die schwarzen Riemen ist: 4 Theile Smirgel, 1 Theil Zinn- und Bleiasche, 1/2 Theil Graphit; für die rothen: 3 Theile Smirgel, 2 Theile Zinn- und Bleiasche, 1 Theil Eisenoxyd. Nachdem die Riemen gehörig zubereitet sind, werden sie entweder auf convexe oder gerade Holzflächen mittelst Leim oder Gutta-percha-Lösung befestigt. (Blätter für Landwirthschaft und Gewerbewesen in der Pfalz.) Ueber Wallosin, ein Ersatzmittel für Fischbein; von G. Vöckler, Kaufmann in Leipzig. Der Verfasser hat in dem von ihm mit dem Namen „Wallosin“ belegten Stoff einen Körper aufgefunden, welcher nicht nur das. Fischbein in allen Verwendungen zu ersetzen vermag, sondern auch vor demselben namentlich in Bezug auf den Mangel der hygroskopischen Eigenschaften wesentliche Vorzüge hat, und dabei wohlfeiler geliefert werden kann. Der wesentliche Bestandtheil desselben ist Gutta-percha mit einem Zusatz von Kautschuk oder Yintawa. Da es jedoch nicht möglich ist diesen Körpern auf chemischem Wege neben ihrer Zähigkeit und Elasticität auch diejenige Steifheit zu geben, welche von dem Fischbein verlangt wird, so mußten dieselben mit einem Körper auf mechanischem Wege verbunden werden, welcher diese Eigenschaft in dem erforderlichen Grade besitzt, und zu diesem Zwecke hat sich das unter dem Namen Indisches Rohr im Handel bekannte Holz als am geeignetsten herausgestellt. Sobald dieses Rohr von feiner festen kieselhaltigen Schale befreit ist, zeigt es in seiner Längenrichtung jene furchige Beschaffenheit, welche dem natürlichen Fischbein eigenthümlich ist. Zugleich ist es wie letzteres leicht spaltbar. Das Schälen und Beschneiden des Rohrs geschieht durch zwei Maschinen, die, wie überhaupt das Verfahren, in unserer Quelle näher beschrieben sind. Die geschälten Rohrstangen werden durch Eisenbeize und Blauholzabsud schwarz oder mittelst Heller Farben blau, grün, roth etc. gefärbt, und durch Auskochen die überflüssig anhangenden Farbemittel, welche der Festigkeit der Fasern schaden würden, entfernt. Auch haben die angestellten Versuche gelehrt, daß durch nachherige Behandlung des Rohrs mit Wasserdämpfen von 2 bis 3 Atmosphären Druck die Zähigkeit der Fasern und ihre Widerstandsfähigkeit gegen ZerbrechenZerbrecheu wesentlich erhöht wird. Nach geschehener Dämpfung wird das gefärbte Rohrproduct in einem warmen Luftstrome vollständig getrocknet. Nach dieser Vorbereitung wird das Rohr mit dem Kautschuk und der Gutta-percha vereinigt. Dieß geschieht durch ein mehrmaliges gewaltsames Einpressen der Lösung dieser letztgenannten Stoffe in Steinkohlentheeröl mittelst hydraulischen Druckes und vorsichtiges Trocknen des so zubereiteten Rohrs. Da aber Gutta-percha und Kautschuk bei einer niedrigen Temperatur hart werden und zum Theil ihre Elasticität verlieren, welcher Umstand für viele Verwendungen der so gewonnenen Wallosin-Stäbe hinderlich seyn würde, so ist es nothwendig, daß diese Stoffe entweder vor oder nach ihrer Verbindung mit dem Rohre vulcanisirt werden, und so ihre Elasticität auch bei niederer Temperatur beibehalten. Als das einfachste und zweckmäßigste Verfahren der Vulcanisation des Kautschuks und der Gutta-percha für die vorliegenden Zwecke hat sich eine Vereinigung der Lösungen dieser Stoffe, sowie einer solchen von Schwefel in Steinkohlenöl, und nachherige Verdampfung des Oels herausgestellt. Nach der Verdampfung des Oeles bleibt der Kautschuk etc. mit Schwefel verbunden zurück, und man erhält so eine innigere Verbindung, als durch irgend eine andere der sonst angewandten Vulcanisationsmethoden. Durch nachherige Behandlung in einem Strom auf 2 Atmosphären gespannter Wasserdämpfe wird die Masse vollkommen elastisch. Sind die präparirten Stäbe vollständig getrocknet und mit Wasserdämpfen behandelt, so werden sie gewalzt, wodurch ihre Elasticität noch bedeutend vermehrt und ihre Porosität vollständig beseitigt wird. (Kunst- und Gewerbeblatt für Bayern, 1856, S. 659.) Ueber den Werth des englischen Patentfleisches; von Prof. Dr. E. Harleß in München. Die Methode, das englische Patentfleisch zu gewinnen, besteht darin (man vergl. polytechn. Journal Bd. CXXXVII S. 159), daß man nach dem Schlag auf die Stirne oder nach der Knickung rechts und links mittelst eines Trockart einen Einstich in die Brusthöhle macht, sodann mit einem starken doppelten Blasebalg Luft in sie hineinpreßt, die Oeffnung schließt, und das Thier 1–2 Stunden liegen läßt, ehe man die Halsgefäße anschneidet. Prof. Harleß hat auf Veranlassung der k. bayer. Regierung über das nach diesem Schlachtverfahren gewonnene Fleisch im Vergleich mit dem nach dem gewöhnlichen Verfahren gewonnenen eine ausführliche Untersuchung angestellt, welche in den „Abhandlungen der naturwissenschaftlich-technischen Commission bei der königl. bayer. Akademie der Wissenschaften zu München“, Bd. I S. 85–120, abgedruckt ist. Indem wir hinsichtlich des Näheren auf diese Quelle verweisen, theilen wir im Nachstehenden die Resultate mit, welche der Verf. am Schlusse seiner Untersuchung zusammengestellt hat. 1) Das Einblasen der Luft in den Brustraum und deren Compression darin kürzt weder den Todeskampf der Thiere ab, noch ändert es wesentlich dessen Erscheinungen. 2) Durch das Lufteinblasen wird nur aus den Lungen das Blut verdrängt, nicht aus dem Herzen und den übrigen großen Gefäßen der Brusthöhle. 3) In den Lungen von Thieren, nach der neuen Methode geschlachtet, sind 3,725 Mal weniger Blut dem Volum nach als in denen von Thieren nach der alten Methode geschlachtet. 4) Die Menge des aus den Lungen verdrängbaren Blutes beträgt circa 2 Pfund. 5) Unter Voraussetzung, daß diese 2 Pfd. dem Fleisch allein zu Gute kämen, würde das Pfund Fleisch circa 1/5 Loth an Gewicht gewinnen. 6) Die Mengen der einzelnen bei dem Sieden des Fleisches gewonnenen Bestandtheile zeigen keinen Unterschied. 7) Größere Weichheit oder Harte rührt nicht von dem Schlachtverfahren, sondern von der Individualität des Thieres vor dem Tode her. 8) Röthere Färbung des Fleisches rührt, wo nicht wirkliche Sugillationen in Folge des Liegenlassens oder der traumatischen Verletzung vorhanden sind, nicht von größerem Blutreichthum, sondern von größeren Mengen des eigenthümlichen Muskelfarbstoffes her. 9) Der höhere Eisengehalt bei einem nach der alten Methode geschlachteten Thier kann nicht von Vergrößerung des Blutreichthums überhaupt herrühren, weil die Mengen der coagulablen Bestandtheile keine entsprechenden Differenzen in anderen Muskeln der gleichen Thiere auffinden ließen. 10) Frühere Fäulniß ist kein constantes Vorkommen bei dem Patentfleisch. 11) Die bei der chemischen Analyse des Patentfleisches gefundenen Mehrgehalte an coagulablen Bestandtheilen können nicht auf Rechnung der Blutverdrängung durch die Compression der Luft im Thorax gebracht werden; denn es entsprechen ihnen nicht gleichzeitige Zunahmen des nicht coagulablen Saftes. 12) Die Differenzen der procentischen Mittelwerthe zweier Fleischsorten von den nach beiden Methoden geschlachteten Thieren sind nicht größer, als die Differenzen bei zwei Fleischproben von Thieren, welche nach der gleichen Methode geschlachtet wurden. 13) Der größere Spielraum der Schwankungen in den Gewichtswerthen der einzelnen Stoffe bei dem Patentfleisch sind nicht Folgen der mechanischen Deplacirung des Blutes durch die Gewalt der Luftverdichtung, sondern können nur auf Rechnung des Stoffaustausches durch Diffusion vor dem Anschneiden der Halsgesäße gebracht werden. 14) So weit der Harnstoff einen wesentlichen Inder für die Energie und Ausgiebigkeit des Stoffumsatzes in dem ganzen Organismus abgeben kann, erleiden seine Mengenverhältnisse keine Aenderung durch den Genuß des Patentfleisches im Gegensatz zu dem des gewöhnlichen Fleisches. Ebenso bleibt im Durchschnitt das spec Gewicht des Harns ganz gleich. 15) Das Patentfleisch verdient keinen Vorzug als nahrhafterer oder leichter verdaulicher Stoff. 16) Alle aufzufindenden Unterschiede sind nicht sowohl von der Methode des Schlachtens als von der Individualität der Thiere abhängig. Es gibt keine constanten Unterschiede. 17) Der vorausgesetzte höhere Blutgehalt kann das Fleisch nur weniger dauerhaft machen, nicht aber seinen Nahrungswerlh beträchtlich erhöhen. 18) Vollkommen überflüssig ist die Oeffnung der Brusthöhle und das Einblasen von Luft in dieselbe. Der ganze Gewinn ist, daß das Fell um 36 kr. an Werth verliert. 19) Alle etwa zu statuirenden Unterschiede rühren von dem Liegenlassen des Thieres her. 20) Auch dieser Theil der Methode ist wegen der Verkehrsstörung in großen Schlachthäusern und des geringen Gewinnes an Gewicht, sowie wegen Begünstigung der Fäulniß, zu verwerfen. 21) Das ganze Verfahren entspricht nicht dem vorausgesetzten Gewinn und ist weder praktisch noch wissenschaftlich gut zu heißen.