Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 146, Jahrgang 1857, Nr. , S. 232
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Miscellen. Miscellen. Technisch-chemische Untersuchungen im Laboratorium zu Clausthal. 1) Torf vom Bruchberge bei Clausthal, neben Holzkohlen beim Rothehütter Eisenhohofenbetriebe als Brennmaterial verwandt. a. Aelteste Sorte, dunkelbraun, dicht und mit liniendicken Stengeln. b. Mittlere Sorte, hellbraun, dichtfaserig ohne gröbere Stengel. c. Jüngste Sorte, hellbraun, locker, aus dünnen Fasern bestehend.     a.    b.    c. Aschengehalt 4,2 0,74 1,3 Schwefelgehalt in der Asche       0,0096    0,002    0,032 Phosphorgehalt  „   „   „     –    –    – 2) Torf von der Wolfswarte enthielt 12–13 Proc. hygroskopisches Wasser und gab 1–3 Proc. Asche, 18–27 Proc. Kohle und 71–80 Proc. flüchtige Bestandtheile. 1 Theil Torf reducirte 11–13 Theile aus Glätte. 3) Torf vom Prinzenteiche bei Clausthal gab bei   8 Fuß Tiefe 27 Kohle, 7 1/2 Asche, 14 hygroskopisches Wasser,   9  „    „ 32     „ 4     „ 15           „     „ 10  „    „ 27     „ 3     „ 17           „     „ 13  „    „ 33     „ 4     „ 16           „     „ 16  „    „ 28     „ 3 1/2     „ 15           „     „ 4) Gepreßter Torf: (a) und Torfkohle (b), nach Dr. Streng.   a.   b. Aschengehalt 2,41    3,18 Schwefelgehalt 0,09 0,09 Schwefelgehalt der Asche       3,98 2,99 Phosphorgehalt  „      „   – 0,42 Specifisches Gewicht   – 1,42–1,49 5) Messing von Oker, nach A. Streng. Kupfer         62,24 Zink   37,27 Eisen     0,12 Blei     0,59 –––––– 100,22 6) Stempelschuhe in der Lautenthaler Pulvermühle. Das öftere Vorkommen von Explosionen in der Lautenthaler Pulvermühle, wo ein Theil des für den Oberharzer Bergbau erforderlichen Grubenpulvers aus 62,31 Proc. Salpeter, 21,28 Proc. Kohle und 16,41 Proc Schwefel fabricirt wird, fand ich hauptsächlich begründet in dem früher üblichen Verfahren der Salpeterraffination und der Beschaffenheit der Stempelschuhe der Stampfwerke. Letztere waren aus einer Art Speise dargestellt, welche zu Altenauer Silberhütte durch Reduction nickelhaltiger Kupfergaarschlacken und Verblasen des dabei erhaltenen Regulus im kleinen Gaarherde bei Zusatz von mehr oder weniger Glimmerkupfer erhalten war. Einen solchen Stempelschuh fand ich zusammengesetzt aus: Kupfer   64,9 Antimon   19,3 Blei   11,1 Nickel und Eisen           5,5 ––––– 100,8 Derselbe zeigte Erhabenheiten und Vertiefungen, also härtere und weichere Stellen. Die Salpeterraffination bestand in Lautenthal früher darin, daß man ziemlich reinen Rohsalpeter in Fässern mit kaltem Wasser behandelte und dadurch die Chloralkalien auswusch. Bei diesem Verfahren wurden während des Transportes hineingekommene fremde Substanzen (Sand, kleine Nägel etc.) aus dem Salpeter nicht entfernt. Kamen dieselben dann bei der Pulverbereitung unter die stellenweise harten Stampfen, so waren alle Bedingungen zur Entstehung von Explosionen vorhanden. Seitdem man die Stempelschuhe aus Bronze hergestellt hat, den Salpeter durch Auflösen, Filtriren, Krystallisiren etc. reinigt und die Verkohlung des Ellernholzes, statt in mit Hecke bedeckten Meilern, in gußeisernen Kesseln vornimmt, sind Explosionen nicht vorgekommen. Veranlassung dazu kann jedoch bei aller Vorsicht die Eigenschaft des Holzkohlenpulvers geben, Gase zu absorbiren und dabei sich bis zur Selbstentzündung zu erwärmen. (Erdmann's Journal für ökonom. und technische Chemie Bd. X S. 324; Bd. XII S. 467; Erdmann's Journal für prakt. Chemie Bd. IX S. 101.) Von Einfluß auf diese Entzündung ist die Verkohlungsart. die Masse des zusammengehäuften Kohlenpulvers, besonders aber die Frische der Kohlen. Man muß deßhalb die Kohlen nach ihrer Bereitung erst längere Zeit liegen lassen, damit sie Luft und Feuchtigkeit aufnehmen; in Belgien läßt man wohl durch die frisch bereiteten Kohlen Wasserdampf gehen. Ein Zusatz von Salpeter und Schwefel benimmt zwar der Kohle die Eigenschaft sich freiwillig zu entzünden, allein es finden immer noch Gasabsorption und Erhitzung statt, die durch die Stempelschläge bis zur Entzündung des Pulvers gesteigert werden kann. Wie die Erfahrung in der Lautenthaler Pulvermühle ergeben hat, pflegt der Moment die Entzündung zu begünstigen, wo man die trocken gestampften Pulverkrusten befeuchtet hat und die Stempel wieder anläßt. Das gehörige Feuchterhalten der Masse unter den Stampfen ist ein Haupterforderniß. 7) Mansfelder Grubenpulver enthält nach A. Streng: Salpeter   66,36 Kohle   20,95 Schwefel         11,75 Wasser     0,93 –––––– 100,00 8) Harzer Grubenpulver aus der Lautenthaler Pulvermühle:      a.    b.    c.    d.    e. Salpeter   63,12 62,00 63,87 61,94 64,32 Kohle   19,18 20,53 18,52 20,04 17,76 Schwefel         26,44 15,91 16,24 16,56 16,24 Wasser      1,30   1,54   1,35   1,33   1,67 ––––––––––––––––––––––––––––––– 100,04 99,98 99,98 99,87 99,99 a. Nach Bierwirth, grobes und Mittelkorn, stärkste Sorte. b. Nach Bruns, grobes Gemenge. c. Nach Bruns, Mittelkorn. d. Nach Kuhlemann. e. Nach Oberbeck, feinstes Korn (Staub), schwächste Sorte bei der Prüfung mittelst der Stangenprobe. 9) Oréide oder Oroit, eine goldähnliche Legirung, zu einem Theelöffel verarbeitet, enthielt nach Bruns: Kupfer         68,21 Zink   13,52 Zinn     0,48 Eisen     0,24 –––––– 100,45 Specifisches Gewicht: 8,79. 10) Zinnloth enthielt 30 Proc. metallisches Zinn. 11) Gypsanalysen nach Jüngst und zwar a. von Wienrode bei Blankenburg, d. von Walkenried, c. von Osterode.      a.      b.      c. Kalkerde   31,87   32,25   32,62 Thonerde und Eisenoxyd           0,60    Spur     0,50 Schwefelsäure   45,76   46,96   45,95 Kieselsäure     2,80     0,80     0,42 Wasser   19,90   20,60   20,70 –––––––––––––––––– 100,95 100,61 100,17 12) Gyps aus dem Schwarzehütter Bruche bei Osterode enthält variable Mengen von wasserhaltigem Gyps und von Anhydrit. a. Härteste Sorte, ostwärts im Bruche anstehend und zu den sogenannten Banksteinen in Anwendung, zwei Handstücke mit 28,2 und 93,3 Proc. Gyps. b. Drei Handstücke aus der südwestlichen Ecke des Bruches mit 9,5, 47,3 und 98 Proc. Gyps. c. Probe von der nordwestlichen Seite des Bruches mit 98 Proc. Gyps. Der wasserhaltige, zur Mörtelbereitung allein taugliche Gyps scheint nur oberflächlich, wo die Atmosphärilien einwirkten, vorzukommen; tiefer in den Bruch hinein aber Anhydrit. Da die Nagelprobe (Anhydrit wird vom Fingernagel nicht, wohl aber Gyps geritzt) nicht immer sicher ist, so kann man sich von der Qualität des Gypses durch einen einfachen Versuch der Wasserbestimmung Kenntniß verschaffen, da reiner wasserhaltiger Gyps beim Erhitzen bis zur Roth gluth 20,9 Proc. Wasser abgibt. 13) Kalkstein- und Cementanalysen nach Jüngst. Zwei Sorten Kalkstein, a. und b, vom Kupferberge bei Ellrich, aus denen das Cementpulver c. zusammengesetzt:    a.    b.    c. Kieselerde 25,90    21,50    15,60 Kalkerde 19,60 22,28 42,56 Magnesia 2,31 2,57 17,14 Thonerde und Eisenoxyd       20,44 18,40 14,50 Wasser und Kohlensäure 32,00 34,00 10,20 14) Hydraulische Kalke von Goslar, nach Streng.      a.      b.      c. Kieselerde   21,05   26,32   12,57 Thonerde     5,70   14,42     4,73 Eisenoxyd   15,55     5,50     9,46 kohlensaure Kalkerde   40,20   37,33   50,48 kohlensaure Magnesia         17,33   16,16   22,96 Kali     1,93     2,28     1,99 ––––––––––––––––––– 101,76 102,01 102,19 15) Thon von Goslar, nach Streng. Kieselerde   39,20 Thonerde   11,57 Eisenoxyd     4,86 kohlensaure Kalkerde   41,51 kohlensaure Magnesia           1,04 Kali     2,21 –––––– 101,29 16) Formsand, zu Rothehütte in Anwendung, vom Lindenstiege (a) und von Blankenburg (b), nach Streng.    a.    b. Kieselerde 10,00 12,62 Thonerde   2,11   3,05 Eisenoxyd         2,53   2,64 Kalkerde   Spur   0,50 Alkalien   Spur   Spur Wasser   2,68   2,65 Quarz 81,61 77,46 –––––––––––– 98,93 98,92 17) Chlorzinkdarstellung aus Oberharzer Zinkblende. – Eisenbahnschwellen werden behufs ihrer Conservation wohl mit Chlorzinklösung getränkt, welche man durch Auflösen von metallischem Zink oder zinkoxydhaltigen Producten (z.B. den zinkischen Ofenbrüchen der Unterharzer Bleischmelzöfen) in Salzsäure bereitet. Die Ansicht, daß Grubenhölzer mit Chlorzinklösung getränkt eine längere Dauer haben würden, als nicht getränkte Hölzer, hat einen größeren Versuch der Chlorzinkdarstellung aus Oberharzer Zinkblende auf Clausthaler Silberhütte veranlaßt. Die in einem Flammofen möglichst vollständig abgeröstete Blende wurde unter stetem Umrühren allmählich in Salzsäure eingetragen. Noch ehe letztere gesättigt war, verdickte sich die Lösung, ihr Volumen nahm bedeutend zu und es entstand eine gallertartige Masse, aus der sich weder durch Absetzenlassen noch durch Filtriren eine genügende Menge Chlorzinklösung erhalten ließ. Die Ursache dieser Erscheinung liegt in dem Kieselsäuregehalte der Zinkblende, welcher bei deren Röstung die Bildung eines Zinksilicates veranlaßt, das beim Behandeln mit Salzsäure gelatinirt. Versuche im Kleinen haben ergeben, daß Gemenge von Zinkoxyd und Kieselsäure schon nach nicht sehr starkem Glühen, mit Säure eine Gallerte erzeugen. Da Zinkblende behufs ihrer gehörigen Abröstung einer höheren Temperatur ausgesetzt werden muß, so wird sich dabei eine solche Silicatbildung nicht vermeiden lassen und in Folge dessen die Darstellung von Chlorzink aus quarzhaltiger Blende keinen Vortheil versprechen. Die auf der Grube Caroline bei Clausthal versuchsweise verwandten Grubenhölzer, welche auf dem Göttinger Bahnhofe mit Chlorzinklösung getränkt worden, haben noch nicht hinreichend lange gestanden, um über ihre Dauer im Vergleich zu gewöhnlichen Hölzern schon jetzt ein bestimmtes Urtheil haben zu können. Es wurden 12 Abschnitte von solchen getränkten Hölzern auf einen Zinkgehalt untersucht. Während ein 20 Zoll von der Spitze des Stammes abgeschnittenes Stück am Rande gegen 2 Proc. und in der Mitte 0,1 Proc. Zink enthielt, wurde in den weiter nach der Spitze abgeschnittenen Abschnitten weniger Zink wahrgenommen. (Mitgetheilt vom Hüttenmeister Bruno Kerl in der Berg- und hüttenmännischen Zeitung, 1857, Nr. 24.) Prüfung der käuflichen Schwefelsäure auf einen Gehalt an Salpetersäure und Untersalpetersäure. Zu dieser Prüfung benutzt man gewöhnlich die Methode von Desbassins, indem man die Schwefelsäure auf Eisenvitriol, als Pulver oder in Auslösung, reagiren läßt; man darf jedoch dieses Reagens nur in gewissen Verhältnissen anwenden, wenn man eine rosenrothe, rothe, bläulichrothe oder rothbraune Farbe erhalten will. Um diese Schwierigkeit zu vermelden und die Operation zu einer sehr einfachen zu machen, schlage ich vor, das schwefelsaure Eisenoxydul durch die gewöhnliche Eisenfeile zu ersetzen. Ein Paar Finger voll Eisenfeile in einige Gramme concentrirte Schwefelsäure (von 1,84 spec. Gew. = 66° Baumé) geworfen, veranlassen nämlich in derselben, wenn sie Salpetersäure oder Untersalpetersäure enthält, eine rosenrothe, rothe, bläulichrothe oder veilchenblaue Färbung, je nach dem Grade ihrer Reinheit. – Ad. Vincent, Oberapotheker der Marine zu Brest. (Journal de Chimie médicale, September 1858, S. 522.) Färben und Drucken der Zeuge mit Murexid. G. White in London ließ sich am 3 Februar 1857 Verbesserungen im Färben und Drucken der Gewebe mit Murexid als Mittheilung patentiren) das Octoberheft des Repertory of Patent-Inventions enthält S. 303 die Beschreibung seines Patents, wornach wir jedoch den Mittheilungen über diesen Gegenstand im polytechn Journal Bd. CXLIV S. 68 und Bd. CXLV S. 137 und 156, nichts wesentlich Neues beifügen können. Zum Drucken der Kattune mit Handformen verwendet er als Druckfarbe eine Lösung von Quecksilberoxydsalz (Sublimat), mit Gummiwasser verdickt und mit ein wenig Murexid geblendet. Um das Quecksilberoxyd auf der bedruckten Waare zu befestigen, passirt er dieselbe durch eine schwache Auflösung von Ammoniak, worauf die Waare wie gewöhnlich vom Verdickungsmittel etc. gereinigt und gespült wird, um endlich in einer warmen Auflösung von Murexid gefärbt zu werden. Die Waare wird dann wieder gewaschen und durch Passiren in einer gemischten Auflösung von Quecksilbersublimat, essigsaurem Natron und Essigsäure geschönt. Auf Seide oder Wolle, welche mit Murexid purpurroth gefärbt worden sind, kann man Gelb ätzen, indem man Pikrinsäure aufdruckt, gemischt mit einer Säure welche das Murexid zu zerstören vermag. Auf Kattun, welcher mit Murexid glatt Purpurroth gefärbt ist, kann man Orange erzeugen, indem man ein saures Zinksalz aufdruckt, und mittelst eines Zinnoxydulsalzes erhält man ein mehr oder weniger dunkles Grau. Wenn man mit Murexid auf einen indigoblauen Grund färbt, erhält man ein sehr lebhaftes Violett) Türkischroth kann man erhalten, indem man dem Baumwollenzeug zuerst eine gelbe Farbe ertheilt und ihn hernach in Murexid färbt. White bemerkt schließlich: „Substanzen welche sehr zur Fäulniß geneigt sind, wie z.B. Eiweiß, Casein, Kleber etc., üben eine eigenthümliche Wirkung auf das mit Aloxantin gemischte Alloxan aus (welches man erhält, wenn man Harnsäure mit verdünnter Salpetersäure zum Sieden erhitzt); druckt man nämlich das Alloxan und Alloxantin, mit Eiweiß verdickt, auf, so entsteht sehr bald ein dunkles Roth, welches dann auf oben angegebene Weise geschönt werden kann.“ Diese Thatsache ist leicht zu erklären, indem das bei der Fäulniß des Eiweißstoffes entstehende Ammoniak sich mit dem Alloxan und Alloxantin zu Murexid verbindet; 1 Aeq. Alloxan + 2 Aeq. Alloxantin + 4 Aeq. Ammoniak = 1 Aeq. Murexid + 6 Aeq. Wasser. Die Redaction. Ueber die Darstellung des einfachen Bleipflasters mittelst künstlicher Oelsäure; von Prof. Dr. Bolley. Der Gedanke anstatt des Olivenöls Oelsäure zur Pflastererzeugung zu verwenden, scheint nicht neu zu seyn; er ist aber auch allzu nahe liegend, als daß nicht zu erwarten wäre, daß ihm schon mancher Praktiker nachgegangen. Stickel Archiv der Pharmacie, 2te Reihe Bd. LIII. empfiehlt „Olein“ zu gleichen Theilen mit Olivenöl für die Herstellung des braunen Pflasters oder Mutterpflasters. Wahrscheinlich versteht derselbe aber unter Olein die Oelsäure und nicht das oleinsaure Glyceryl-Oxyd, das den Namen Olein trägt. Wenn auch dem so ist, so ist der Vorschlag doch unseres Wissens nicht in allgemeinere Aufnahme gekommen, und es sind zu seiner Begründung einige wesentliche Momente vergessen worden. Es ist bekannt, daß die von der Stearinsäurefabrication abfallende Oelsäure einen sehr Übeln Unschlittgeruch hat, und dieser zumeist war wohl der Grund, daß man der Sache nicht recht traute. Dieser Geruch läßt sich durch Schütteln der fetten Flüssigkeit mit Chlorkalklösung oder Einleiten von schwefligsaurem Gase etwas verbessern, aber schwerlich ganz beseitigen. Dagegen zeigt sich folgendes Verhältniß als vortheilhaft. Es wurden verschiedene Portionen der käuflichen Oelsäure mit Bleioxyd in ähnlichen Gewichtsverhältnissen, wie sie die preußische Pharmakopöe (6 Auflage) für Olivenöl und Bleiglätte zu Bleipflaster vorschreibt, und etwas Wasser gekocht, und immer bemerkt, daß die erzeugte Bleiseife anfangs zwar noch etwas wie die rohe Oelsäure roch, daß aber der Geruch nach wenigen Tagen sich so verbesserte, daß man nicht sagen kann, derselbe sey unangenehm und ein Hinderniß der Anwendung der Oelsäure statt des Baumöls. Bleipflaster auf diese Art gemacht und einige Wochen in einem verschlossenen Glase aufbewahrt, roch ebenso wie älteres Pflaster aus Olivenöl bereitet. Die Oelsäure kostet durchschnittlich nur 3/4 von dem Preise des Olivenöls; dieser Preisunterschied an sich wäre aber kein hinreichender Rechtfertigungsgrund zur Verdrängung des Olivenöls; dagegen ist wichtig der Umstand, daß die Seifenbildung äußerst leicht, in viel kürzerer Zeit und ohne Schäumen stattfindet. Die Ersparniß an Arbeit und angestrengter Aufmerksamkeit und an Brennmaterial fällt nach meiner Meinung ziemlich ins Gewicht bei Beurtheilung des Vorschlags. Was das Product selbst angeht, so ist es etwas gelblicher als frisches Olivenölbleipflaster, aber nicht dunkler als altes. Die Consistenz ist gerade die zum Streichen passende. Es ist zähe und gut klebend, sehr plastisch, keineswegs kurz. Ich bemerke bei dieser Gelegenheit, daß mich gerade die Frage zum Vornehmenlassen der Arbeit durch Hrn. Grob bestimmte, ob es wohl richtig sey, daß das Pflaster dem Glycerin seine Plasticität und Weichheit verdanke. Dem ist nach den gemachten Erfahrungen nicht so, und ich habe auch nie an die, ich glaube von Bartlett aufgestellte Meinung geglaubt. Das gemeine Bleiglättepflaster dient weniger selbstständig, denn als Körper zu anderen Mastern, weßhalb man es gern in größeren Quantitäten macht, älter werden und etwas erhärten läßt, um es dann zu verbrauchen, weil sonst die gemengten Pflaster zu weich werden. Ein Versuch, den ich anstellen ließ, deutet darauf hin, daß man beliebige Abstufungen der Härte hervorbringen kann, wenn man etwas stearinsaures Bleioxyd, das an sich ein hartes pulverisirbares Salz ist, nach Bedarf zusetzt, oder was dieselben Dienste thut, wenn man in vorher ermittelten Quantitäten Stearinsäure in Oelsäure auflöst und mit Bleiglätte verseift. Daß das vorgeschlagene Verfahren der Bleipflasterbereitung rationell und einfach ist, wird man leicht zugeben; ob sich aber beim Aufbewahren, Verarbeiten u.s.w. später Nachtheile einstellen, ist freilich mit den gemachten Wahrnehmungen nicht entschieden; ich glaube indessen nicht, daß dieß der Fall seyn werde. (Schweizerische Zeitschrift für Pharmacie, 1857, S. 483.) Anwendbarkeit des Mehles, welches sich erhitzt hat, zum Brodbacken. Hr. Morin, Professor an der medicinischen Schule zu Ronen, hat über diesen Gegenstand eine Untersuchung angestellt, aus welcher hervorgeht: 1) daß die im erhitzten Mehl stattfindende Bewegung, welche eine Gährung ist, keinen andern Erfolg hat, als daß sie in demselben eine kleine Menge Säure erzeugt, welche seiner Verwendung zum Brodbacken gar nicht hinderlich ist; 2) daß in dem Mehl auf Kosten des Klebers nur dann Ammoniak erzeugt werden kann, wenn dasselbe in Wasser eingeweicht bei der für jede Gährung erforderlichen Temperatur sich selbst überlassen bleibt; 3) daß das mit erhitztem Mehl dargestellte Brod unmöglich einen ammoniakalischen Geruch und einen scharfen Geschmack besitzen kann (wie in Frankreich behauptet wurde), daher der Consument hinsichtlich dieses Brodes ganz unbesorgt seyn kann, denn der Kleber, welcher einen so großen Einfluß auf die Güte des Brodes hat, erleidet bei der Gährung des Mehles keine merkliche Veränderung. (Journal de Chimie médicale, October 1857, S. 624.) Weizen aus einem ägyptischen Grabe. Im Jahr 1849 erhielt Hr. Drouillard durch einen Freund 5 Weizenkörner aus einem alten ägyptischen Grabe, welches in Gegenwart des letztern geöffnet worden war. Hr. D. ließ hinsichtlich der Keimfähigkeit dieses Getreides Versuche anstellen; zu seinem Erstaunen gab jedes dieser Körner in einem Blumentopf eine Ernte, die sich zu demselben verhielt = 1,200:1. Mit dem so gewonnenen Korn wurden im J. 1854 merkwürdige Resultate auf dem Hrn. D. selbst angehörigen Gute Claudy in der Bretagne erzielt. 700 Gramme im Fluge ausgesäeter Weizen ergaben 43 Kilogr., also einen etwa 61 1/2 fachen Ertrag, während gewöhnlicher Weizen auf demselben Felde nur den 15fachen gab und der durchschnittliche Ertrag in Frankreich nur 7–8 auf 1 beträgt. Weitere 700 Gramme, welche Korn an Korn in Reihen eingesäet wurden, trugen 219,35 Gram., also 313 auf 1. Im J. 1855 war das Resultat gleich günstig; es ertrug der im Fluge ausgesäete Weizen sogar 556 auf 1. Guérin-Meneville. (Comptes rendus, März 1857, Nr. 9.) Analysen künstlicher Dünger. Henneberg's Journal für Landwirthschaft, 1857 Heft 8, theilt aus dem Laboratorium der königl. hannoverschen Landwirthaftsgesellschaft folgende Analysen mit: Analyse eines Düngstoffes aus der Berliner Düngepulverfabrik: phosphorsaurer Kalk     9,51 schwefelsaurer     „     7,46 kohlensaurer        „   21,77 Chlorkalium     1,92 Chlornatrium     5,61 organische Substanz         23,38 Wasser     6,96 Sand   24,38 –––––– 100,99 Stickstoff     1,17 Werth circa 25 Sgr. Analyse des Urindüngers aus der Fabrik Sandolfi und Comp. in Magdeburg: Phosphorsäure   4,70 Schwefelsäure   7,35 Kalk   7,68 Alkalien   5,73 organische Substanz 53,43 Wasser   9,21 Sand 11,63 ––––– 99,73 Stickstoff als Ammoniak   2,49 Stickstoff in organischer Verbindung         0,60 –––––   3,09 Werth circa 1 1/2 Thlr. Dr. Stohmann. Analysen von Fischguano, von Dr. C. Karmrodt. Dr. Karmrodt zu St. Nicolas veröffentlicht folgende Analysen von Fischguano. Textabbildung Bd. 146, S. 239 Fischguano; Peruguano; Kali; Natron; Phosphorsäure; Chlor; Schwefelsäure; Eisenoxyd; Kalk; Bittererde; Phosphorsäure; Kohlensäure; Spuren; Harnsäure; Ammoniumoxyd; Org. Substanzen; Stickstoff; Sand- u. Kieselerde; Wasser; Summa Die werthvollen Bestandtheile sind: Textabbildung Bd. 146, S. 239 Fischguano; Peruguano; In Wasser lösliche phosphorsaure Alkalien etc.; Phosphorsaure alkalische Erden (Kalk, Bittererde); Stickstoff in unlöslicher Verbindung; Stickstoff in leicht lösl. Form (als Ammoniak, Harnsäure); Summa Vergleichen wir die Resultate vorstehender Untersuchungen von Fischguano mit denen von Peruguano, so finden wir, daß der Fischguano weit weniger lösliche Alkalien, und darunter namentlich Kalisalze, enthält, als der Peruguano. Ammoniaksalze enthält der Fischguano gar nicht, und aus diesem Grunde allein steht er dem Peruguano sehr nach. Der Stickstoff ist in dem Fischguano, verglichen mit einer gewöhnlicheren Sorte Peruguano, wohl in einer fast gleichen Menge vorhanden, jedoch in einer Form, welche erst den Verwesungsproceß durchmachen muß, um, wenn auch indirect, zur Pflanzennahrung zu werden, und Stickstoffverbindungen, die wie die Harnsäure des Peruguano, welche, beiläufig gesagt, den dritten Theil ihres Gewichtes an Stickstoff enthält, sich so leicht in die günstige Form des kohlensauren Ammoniaks umsetzt, können vielleicht noch einen höheren Werth haben, als fertig gebildetes (kohlensaures) Ammoniak. Der Peruguano enthält eine fast dreimal größere Menge Phosphorsäure als der Fischguano, und da von dieser ein bedeutender Theil, an Alkalien gebunden, in Wasser löslich ist, so kann sie auch leichter und in größerer Menge von den Pflanzen aufgenommen werden. Außerdem ist der phosphorsaure Kalk und die phosphorsaure Bittererde (Talkerde) in größerer Menge im Peruguano vorhanden. Die organischen oder verbrennbaren Stoffe sind im Fischguano fast in der doppelten Menge, und oft noch darüber enthalten, und umgekehrt enthält der Fischguano nur halb so viel werthvolle Aschenbestandtheile als der Peruguano. Es ließen sich noch viele andere Vergleiche anstellen, welche die Vorzüge des Peruguano's vor dem Fischguano bestätigen. Bei alle dem kann indessen dem Fischguano ein gewisser Werth nicht abgesprochen werden, und da der Preis dafür ungefähr nur halb so hoch ist als der einer guten peruanischen Sorte, so würden durch seine Anwendung doch immer noch verhältnißmäßige Resultate zu erzielen seyn. Die Wirkung des Fischguano's möchte jedoch eine viel langsamere seyn, und wohl erst im zweiten Jahre günstige Resultate liefern. Von oben angeführten Fischguanosorten sind gegenwärtig Düngungsversuche im Vergleiche zu Peruguano auf der landwirthschaftlich-chemischen Versuchsstation zu St. Nikolas im Gange, und wird der Verf. seiner Zeit über die beobachtete Wirkung beider Weiteres mittheilen. (Aus der Zeitschrift des landwirthschaftlichen Vereins für Rheinpreußen, durch Wilda's landwirthschaftl. Centralblatt, 1857, S. 250.) Tabakpapier. Man bereitet heut zu Tage nicht nur aus Lumpen, sondern auch aus verschiedenen andern Stoffen Papier; es ist daher auffallend, daß noch niemand auf den Einfall gekommen ist aus den Rippen und Stengeln des Tabaks ein Papier fertigen zu lassen, das man statt den theuren Deckblätter zur Umhüllung der Cigarren verwenden könnte. Man wird vielleicht meinen Vorschlag sonderbar finden, dieß war aber auch der Fall als von dem Strohpapier die Rede war, bevor jemand daran dachte solches zu fabriciren und wie viel Ballen werden jetzt davon verfertigt! Es ist Sache der Cigarrenfabrikanten, die ich darauf aufmerksam mache. Die vielen Acker voll Tabakstengel, die man jetzt sieht, und der Abgang von Rippen würden wohl manchen Centner Deckblatt geben. Das zu diesem Zwecke verfertigte Tabakpapier würde noch den Vortheil darbieten, daß es besser deckt, d.h. die Decke ganz ist, keine Löcher besitzt, wie man solche so oft an den Cigarren findet, so daß man sie nicht rauchen kann; ferner daß es zu besseren Sorten von Cigarren verwendet werden könnte, indem aller Knellergeruch durch die Behandlung rein verloren gienge. Man könnte dasselbe auch, wenn es erforderlich wäre, mit Baumwolle versetzen um ihm mehr Festigkeit zu geben. Ein solches muß eine feine Textur besitzen und dürfte nicht mit Leim versetzt seyn, damit es keinen unangenehmen Geruch verbreitet. Es würde sich noch der Vortheil damit verbinden, daß man die Bezeichnung der Sorte aufdrucken könnte, welches jedoch nicht mit Firniß sondern mit Gummiwasser geschehen müßte. Dr. H.