Titel: Verfahren die fetten Oele zu entfärben; von Professor C. Brunner.
Fundstelle: Band 147, Jahrgang 1858, Nr. XL., S. 136
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XL. Verfahren die fetten Oele zu entfärben; von Professor C. Brunner. Aus den Berner Mittheilungen, Decbr. 1857, Nr. 402. Brunner's Verfahren die fetten Oele zu entfärben. Da ich bei sämmtlichen fetten Oelen, welche ich auf die in vorstehender Mittheilung angeführte Art behandelte, bemerkt hatte, daß dieselben beim Verdampfen des Aethers von viel hellerer Färbung als sie ursprünglich angewandt worden, einige sogar ganz wasserhell wieder erhalten wurden, so versuchte ich auf diesem Wege ein allgemeines Verfahren die fetten Oele zu entfärben, zu erlangen. Der Zweck wurde bei mehreren derselben vollkommen erreicht. Man verfährt dabei am besten auf folgende Art: Das Oel wird mit Wasser, welchem durch irgend ein Verbindungsmittel, z.B. Gummi oder Stärkekleister, die gehörige Consistenz gegeben wurde, zu Emulsion angerührt, diese Emulsion mit gut ausgeglühter, gröblich gestoßener, und vom feinen Staube durch Absieben befreiter Holzkohle gut durchgearbeitet. Auf 1 Thl. Oel nimmt man ungefähr 2 Thle. Kohlenpulver. Die teigartige Masse läßt man nun in einer Temperatur, die 100° C. nicht übersteigt, vollkommen austrocknen und zieht nachher das Oel in der Kälte in einem Verdrängungsapparate mit Aether aus. Dieser Auszug wird hierauf, nachdem sich das zuweilen beim Ausziehen mit durchgegangene Kohlenpulver zu Boden gesetzt hat, in eine Retorte gebracht und der Aether im Wasserbade abdestillirt. Olivenöl und Nußöl wurden auf diese Weise vollkommen entfärbt. Man könnte der Meinung seyn, die Kohle wirke hier direct auf das Oel entfärbend ein, so wie dieselbe in bekannter Weise viele wässerige Flüssigkeiten klärt. Dieses verhält sich jedoch nicht so. Oele mit Kohle wochenlang hingestellt, erlitten nicht die geringste Entfärbung, selbst nicht, als sie in Aether gelöst mit Kohlen digerirt wurden. Die Gegenwart des in der Emulsion enthaltenen Wassers scheint die Wirkung erst zu vermitteln. Wahrscheinlich wird durch die Emulsionbereitung der Färbestoff, welcher dem Oele selbst nicht angehört, vom Wasser aufgenommen und hierauf von der Kohle absorbirt. Die Wirkung dürfte eine ähnliche seyn wie bei dem Verfahren, welches die Maler anwenden, um Oele zu bleichen, und welches darin besteht, dieselben mit ihrem gleichen Volumen Wasser gehörig durchzuschütteln und das Gemenge der Sonne auszusetzen. Das Wasser, welches sich bald wieder vom Oel abtrennt, erscheint alsdann getrübt, oft mit schleimigen Flocken gemengt. Die Operation wird wochenlang unter öfterm Erneuern des Wassers wiederholt, bis dieses nicht mehr getrübt wird und das Oel wasserhell erscheint. Wesentlich scheint bei obigem Verfahren das gänzliche Austrocknen der mit der Emulsion angerührten Kohle zu seyn. Zieht man nämlich das Oel früher mit Aether aus, so erhält man es mit seiner ursprünglichen Farbe wieder. Endlich ist noch zu bemerken, daß durch diese Behandlung die austrocknenden Oele eine sehr merkliche Verdickung erleiden. So erhält man das Nußöl von fast butterartiger Consistenz. Auch hievon dürfte eine Anwendung zu machen seyn.