Titel: Verbesserte Pitot'sche Röhre.
Fundstelle: Band 147, Jahrgang 1858, Nr. XCVI., S. 328
Download: XML
XCVI. Verbesserte Pitot'sche Röhre. Aus dem Cosmos, Revue encyclopédique, t. XI p. 611. Mit Abbildungen auf Tab. V. Verbesserte Pitot'sche Röhre. Wir geben im Folgenden die Beschreibung einer Pitot'schen Röhre, mit den von Hrn. Darcy daran angebrachten Verbesserungen, wie dieselbe von Hrn. J. Saleron in Paris zum Gebrauche für die Ingenieure ausgeführt wird. Pitot hatte den Vorschlag gemacht, die Geschwindigkeit des fließenden Wassers dadurch zu bestimmen, daß man die Niveaudifferenz in zwei Glasröhren abmißt, welche in das Wasser eingetaucht sind. Die eine dieser Röhren war unten gerade abgeschnitten, so daß ihre Endfläche mit der Stromrichtung parallel war oder vielmehr in derselben lag. Das Ende der zweiten Röhre war rechtwinkelig umgebogen, so daß ihre Endfläche senkrecht zur Stromrichtung stand. Es ist klar, daß das Wasser in dieser zweiten Röhre höher steigen muß als in der ersten, und zwar um eine Größe, welche von dem Drucke abhängig ist, den die Strömung ausübt. Hr. Darcy hat nun ein auf dieses Princip begründetes, genaues und bequem anwendbares Instrument construirt. In ein Bret von Eichenholz A, B sind zwei Glasröhren C und D eingelassen, deren untere Enden in eine Metallfassung eingekittet sind, durch die ein Hahn E geht, der gleichzeitig die Oeffnungen beider Röhren absperrt. Unterhalb des Hahns und unter den Mündungen der Glasröhren sind zwei kupferne Röhren in die Metallfassung eingelöthet, welche über das Bret vorstehen und rechtwinkelig umgebogen sind, so daß ihre Enden demselben Wasserstrahle begegnen, und außerhalb der Gegenströmung liegen, die durch das Instrument selbst hervorgebracht wird. Die Endfläche a der Röhre C steht rechtwinkelig zur Stromrichtung; das Ende a' der Röhre D hingegen ist vertical abwärts gebogen und ihre Endfläche liegt parallel zur Stromrichtung. Offenbar muß daher die Oberfläche des Wassers in der Röhre C höher stehen als in der Röhre D. Beim Gebrauche befestigt man das Instrument an einer eisernen Stange F, G und taucht dasselbe so tief in das Wasser, bis die Röhrenmündungen a, a' sich in der Flüssigkeitsschichte befinden, deren Geschwindigkeit man messen will. Da das Bret A, B, auf welchem das Instrument befestigt ist, um die eiserne Stange drehbar ist, so kann dasselbe durch die Fahne oder das Steuerruder J sich immer parallel zum Strome stellen, so daß die Oeffnungen a und a' stets im Stromstriche liegen. Man öffnet hierauf den Hahn E, indem man eine der Schnüre anzieht, das Wasser steigt dann in den Röhren in die Höhe, und nachdem dasselbe sich ins Gleichgewicht gestellt hat, wird die zweite Schnur angezogen, um den Hahn wieder zu schließen, worauf man das Instrument aus dem Wasser herausnimmt. Sind h und h' die Höhen der beiden Flüssigkeitssäulen, und bedeutet V die gesuchte Geschwindigkeit, so hat man V = A. B. Die Große A erhält man aus der Toricelli'schen Formel A = √2g(hh'). Die Größe B ist eine Constante, welche beim Justiren des Instrumentes bestimmt wird; dieses Justiren geschieht dadurch, daß man an den Ufern eines stille stehenden Wassers eine Linie von bestimmter Länge absteckt, und dann den Apparat mit verschiedenen Geschwindigkeiten durch das Wasser gehen läßt. An den so in den beiden Röhren erhaltenen Niveaudifferenzen besitzt man dann alle zur Rechnung nöthigen Elemente. Will man Stromgeschwindigkeiten in großen Tiefen bestimmen, so kommt es zuweilen vor, daß das ganze Instrument unter das Wasser untergetaucht ist; man müßte deßhalb Röhren von bedeutender Länge haben. Hr. Darcy hat diesem Falle dadurch vorgebeugt, daß er den Hahn H anbrachte, durch welchen die beiden Röhren oben abgesperrt werden können. Da sie aber oben unter sich in Verbindung stehen, so hat die über den beiden Flüssigkeitssäulen etwas comprimirte Luft keinen Einfluß auf die Niveaudifferenz derselben. Die nämliche Schwierigkeit zeigt sich, aber in entgegengesetztem Sinne, wenn es sich darum handelt die Geschwindigkeit des Wassers auf seiner Oberfläche zu bestimmen; man saugt alsdann die Luft zum Theil aus den beiden Röhren aus, damit sich die beiden Flüssigkeitssäulen über den Hahn E stellen.

Tafeln

Tafel Tab.
                                    V
Tab. V