Titel: Verfahren, den Stickstoffgehalt des Guanos und anderer Düngerarten mit Schnelligkeit zu bestimmen; von Hrn. Bobierre.
Fundstelle: Band 147, Jahrgang 1858, Nr. CXIII., S. 390
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CXIII. Verfahren, den Stickstoffgehalt des Guanos und anderer Düngerarten mit Schnelligkeit zu bestimmen; von Hrn. Bobierre. Aus den Comptes rendus, Novbr. 1857, Nr. 22. Bobierre's Verfahren, den Stickstoffgehalt des Guanos etc. mit Schnelligkeit zu bestimmen. Ich war bemüht, für die Landwirthe einen wohlfeilen und compendiösen Apparat ausfindig zu machen, womit sie den Stickstoffgehalt des Düngers mit hinreichender Genauigkeit bestimmen können, indem sie ihn in Form von Ammoniak entwickeln und dieses nach Peligot's Methode von titrirter Schwefelsäure absorbiren lassen. Bei meinen zahlreichen in dieser Richtung angestellten Versuchen ergaben sich folgende Thatsachen: Zwei Decigramme von Guano oder einem sonstigen Dünger, welcher wenigstens 1 Procent Stickstoff enthält, können mittelst 13 Kubikcentimetern fein gepulvertem Natronkalk vollkommen zersetzt werden. Die Zersetzung läßt sich in beiläufig fünfzehn Minuten mit Hülfe einer gehörig angeordneten Weingeistlampe bewerkstelligen. Um die Absorption des Ammoniaks vollständig zu erzielen, braucht man nur das gekrümmte Ende der Zersetzungsröhre auf den Boden einer Flasche zu richten, welche die verdünnte Schwefelsäure enthält. Während die Anwendung von 2 Decigrammen Material für die Analyse eines gewöhnlichen Guanos mehr als hinreichend ist, muß man jedoch für Dünger welche weniger Stickstoff enthalten, z.B. Poudrette, 3 Decigramme der Substanz verbrennen. Verfahren. Nachdem die Substanz gewogen und der Natronkalk fein gepulvert worden ist, krümmt man eine Röhre aus grünem Glas von 1 Centimeter Durchmesser, indem man sie an der Stelle der Krümmung merklich enger macht. Die Dimensionen der so geformten Röhre müssen folgende seyn: kurzer Schenkel 7 Centimeter, langer Schenkel 22 Centimeter. Man trocknet und reinigt das Innere der Röhre, und treibt mittelst eines Metallstäbchens bis zu ihrem verengten Theil ein Amianthbällchen hinein, welches den Zweck hat die festen Substanzen aufzuhalten, ohne jedoch dem Durchgang der Gase einen Widerstand entgegenzusetzen. Man bringt rasch Natronkalk als grobes Pulver hinein, auf eine Länge von 3 Centimetern vom Amianthbällchen aus. Auf diesen kommt sehr feiner und mit der zu verbrennenden Substanz innig gemengter Natronkalk, so daß er in der Röhre eine Säule von 9 bis 10 Centimetern bildet; schließlich führt man reinen Natronkalk ein, welchem man einige Krystalle von Oxalsäure zusetzt. Hierauf zieht man den langen Schenkel der Röhre geschickt aus und schließt dessen Ende, indem man diesen Theil der Röhre in der Flamme einer Aeolipyle unter einem Winkel von beiläufig 45 Grad dreht. Die Röhre darf nun von der Spitze bis zum Krümmungswinkel nur noch 18 Centimeter messen. Wenn die Röhr dünn ist, und man befürchtet daß sie beim Erhitzen ihre Form verliert, so steckt man ihren langen Schenkel in eine Blechhülle, indem man sie einfach mit einem kleinen, rauh gemachten, länglichviereckigen Kupferblech umgibt. Zum Erhitzen benutze ich eine cylindrische Lampe mit vier Dochten, welche zum Halten der Verbrennungsröhre mit zwei kleinen verticalen und gabelförmigen Stangen versehen ist. Wenn diese Röhre an ihrer Stelle angebracht ist, so reicht ihr kurzer Schenkel in die Flasche hinein, welche die vorher mit Wasser verdünnte Normal-Schwefelsäure enthält. Die Verbrennung wird nach den gewöhnlichen Vorschriften geleitet, indem man nämlich zuerst den vordern Theil der Röhre zum Rothglühen bringt, was leicht zu bewerkstelligen ist, wenn man die Dochte der Lampe nur nach Maaßgabe des Fortschritts der Operation entblößt. Nach beendigter Verbrennung vermeidet man die Absorption dadurch, daß man das ausgezogene Ende des Apparats abbricht; man läßt kurze Zeit erkalten, und indem man die Röhre mit Vorsicht aufhebt, taucht man ihren kurzen Schenkel mehrmals in eine kleine Menge reinen Wassers, welches zum spätern Ausspülen der Säureflasche bestimmt ist. Alsdann hat man bloß noch die Sättigung, wie gewöhnlich, mittelst der Lösung von Zuckerkalk vorzunehmen. Hierzu benutze ich eine sehr verdünnte Lösung desselben, welche in einer in Zehntels-Centimeter getheilten Bürette enthalten ist. Bei dieser Operationsweise ist, wie man sieht, die Anwendung der Stöpsel ganz ausgeschlossen, welche wegen ihrer porösen Beschaffenheit und des Erhitzens während der Analysen so oft fehlerhafte Resultate veranlassen. Man kann diesem Verfahren vorwerfen, daß es nur die Verbrennung kleiner Mengen von Substanz gestattet, dieser Nachtheil wird aber durch den Vortheil aufgewogen, daß man sicher ist, nicht den geringsten Verlust an Ammoniak zu erleiden. Endlich ist noch zu berücksichtigen, daß der Stickstoffgehalt der Guanosorten manchmal bis auf 1,87 Procent steigt.