Titel: Analyse der Milch mittelst einer einzigen titrirten Flüssigkeit, und Verfahren zum Probiren des Mehls mittelst übermangansauren Kalis; von Hrn. E. Monier.
Fundstelle: Band 147, Jahrgang 1858, Nr. CXXVIII., S. 454
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CXXVIII. Analyse der Milch mittelst einer einzigen titrirten Flüssigkeit, und Verfahren zum Probiren des Mehls mittelst übermangansauren Kalis; von Hrn. E. Monier. Aus den Comptes rendus, Februar 1858, Nr. 8. Monier's volumetrische Analyse der Milch und des Mehls. Bei meiner (vorstehend beschriebenen) volumetrischen Methode zur Analyse der Milch bediente ich mich bisher zweier titrirten Flüssigkeiten, einer von Käsestoff und einer von Eiweißstoff, welche bekannte Gewichte dieser bei 110°C. ausgetrockneten Substanzen enthalten. Nun habe ich aber gefunden, daß gleiche Gewichte dieser stickstoffhaltigen Substanzen dieselben Volume von Chamäleon zersetzen, wodurch natürlich die titrirte Eiweißstoff-Flüssigkeit unnütz wird. Die titrirte Käsestoff-Flüssigkeit kann also für sich allein angewendet werden, sowohl zur Bestimmung der stickstöffhaltigen Bestandtheile der Milch, als zur Bestimmung des Eiweißstoffs welchen man im Serum der durch Essigsäure geronnenen Milch findet. Mehlprobe. – Die Mehlprobe mittelst Chamäleon beruht: 1) auf der Auflöslichkeit der Mehlsorten in verdünnter Salzsäure; 2) auf der Zersetzung des Chamäleons durch die stickstoffhaltigen Bestandtheile, nämlich den Kleber, Faserstoff, Käsestoff und Eiweißstoff; 3) endlich darauf, daß die stickstofffreien Bestandtheile, wie das Dextrin, der Stärkezucker etc., keine Wirkung äußern. Ich bediene mich bei diesen Analysen eines Mustermehls, dessen Stickstoffgehalt ich ein für allemal bestimmt habe, und welches man an einem trocknen Ort in luftdicht verschlossenen Flaschen aufbewahren muß. Von diesem Mehl wiegt man 0,3 Grm. ab, gibt sie in einen Kolben, setzt Salzsäure, welche mit Wasser verdünnt ist, zu, und läßt einige Minuten kochen. Gleichzeitig macht man diese Operation mit 0,3 Grm. des zu probirenden Mehles; hierauf bestimmt man die Volume V und V' von Chamäleon, welche man diesen Flüssigkeiten zugießen muß, um dieselbe rosenrothe Färbung zu erhalten; da die zugesetzten Volume den stickstoffhaltigen Bestandtheilen proportional sind, so erhält man den Stickstoff durch eine einfache Proportion. Bezeichnet man mit A den Stickstoff des Mustermehls, so hat man für den gesuchten Stickstoff X = A V'/V. Um jede Fehlerquelle zu vermeiden, sollte man bei diesen Analysen gleich große Volume von Salzsäure zum Auflösen des Mehls anwenden und die Flüssigkeiten gleich lange Zeit kochen lassen. BestimmungBestimmuugdes Stärkmehls. – Der Stickstoff, welchen wir so eben bestimmt haben, ergibt nahezu den Gehalt des Mehls an stickstoffhaltigen Bestandtheilen; die stickstofffreien Bestandtheile desselben, nämlich das Stärkmehl, Dextrin, den Stärkmehlzucker, die Fette etc., erhält man durch Differenz, indem man von 100 Theilen ausgetrockneten Mehls das Gewicht der auf angegebene Weise bestimmten stickstoffhaltigen Bestandtheile abzieht. Durch diese Methoden läßt sich der Stickstoffgehalt der Mehlsorten in kurzer Zeit und ohne einen besondern Apparat bestimmen; die Bestimmung des Stärkmehls ist hier die längste Operation, denn sie erheischt das Austrocknen eines bekannten Gewichts von Mehl. Eine große Anzahl stickstoffhaltiger Körper, welche entweder in Wasser oder in den Säuren auflöslich sind, übt auf das Chamäleon eine mehr oder weniger beträchtliche desoxydirende Wirkung aus; man wird daher diese Substanzen durch analoge Verfahrungsarten volumetrisch bestimmen können. Auf diese Weise kann man z.B. den Stickstoff der Getreidearten und der Hülsenfrüchte bestimmen, deren stickstoffhaltige Bestandtheile dieselbe Zusammensetzung haben und in Salzsäure löslich sind. Das Legumin (der Pflanzenkäsestoff) reagirt auf dieselbe Weise wie der Kleber. Unter die stickstoffhaltigen Bestandtheile welche auf das Chamäleon nicht wirken, gehören die meisten Pflanzenalkalien und der Harnstoff.