Titel: Nivellir-Pendelwaage, von Hrn. Charles, Optiker zu Paris.
Fundstelle: Band 148, Jahrgang 1858, Nr. XLII., S. 186
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XLII. Nivellir-Pendelwaage, von Hrn. Charles, Optiker zu Paris. Aus Armengaud's Génie industriel, Januar 1858, S. 43. Mit Abbildungen auf Tab. IV. Charles' Nivellir-Pendelwaage. Die bei Nivellements gewöhnlich in Anwendung kommenden Wasserwaagen sind mit mehreren bedeutenden Uebelständen behaftet, denen man schon auf verschiedene Weise, jedoch ohne vollständigen Erfolg, abzuhelfen bemüht war. Diese Uebelstände haben ihren Grund in den Dimensionen des Apparates, welche einen leichten Transport nicht gestatten, in der Zerbrechlichkeit desselben, in der Nothwendigkeit, die in die Flaschen zu füllende Flüssigkeit mit sich zu führen, in der Schwierigkeit, sich des Instrumentes bei windigem Wetter zu bedienen, indem dabei immer eine sehr merkbare Schwankung im Niveau stattfindet, wodurch die Operationen unvollkommen ausfallen u.s.w. Durch die von Hrn. Charles erfundene Pendelwaage werden diese Mängel beseitigt. Fig. 16 stellt diesen Apparat im Längendurchschnitte dar. Die Figuren 17, 18, 19 und 20 sind Details desselben. Er besteht aus zwei unter einem rechten Winkel an einander gelötheten Röhren E und E'. In der horizontalen Röhre E ist an einer beweglichen Achse c ein stählerner Waagbalken C befestigt und rechtwinkelig mit einer verticalen Stange o verbunden. Letztere trägt ein Gewicht B aus Blei oder einem sonstigen Metall. Dieses Gewicht hat den Zweck, die Stange o in einer verticalen, mithin den Waagbalken C in einer vollkommen genau horizontalen Lage zu erhalten. An die Enden des Waagbalkens C sind zwei Diopter D und D' befestigt, wovon das letztere, welches in Fig. 19 und 20 besonders abgebildet, auf und nieder beweglich ist. Diese Bewegung geschieht mit Hülfe einer kleinen Schraube P. Die Diopter bieten einen conischen Visirpunkt G und ein mit zwei metallenen Kreuzfäden versehenes Fenster t dar; sie haben das Eigenthümliche, daß der Visirpunkt dem Vereinigungspunkte der beiden Drähte i und i' entspricht, so daß, von welcher Seite man auch das Instrument anlegen mag, der Punkt oder die Richtung des Korns sich immer erkennen läßt. Nachdem man eines der Diopter D an den stets horizontalen Waagbalken befestigt hat, ist es wichtig bei dieser Lage das entgegengesetzte Diopter D¹ so zu bewegen, daß man eine directe Korrespondenz des Visirpunktes mit dem Kreuzungspunkt der gegenüberliegenden Fäden erhält, und die Operation zu wiederholen, indem man durch den gegenüberliegenden Theil visirt, um sich der vollkommenen Uebereinstimmung in beiden Lagen zu vergewissern. Der Cylinder E ist an seinen beiden Enden durch zwei Deckel F und F¹ geschlossen, deren jeder, wie die Punktirung in Fig. 17 anzeigt, mit Oeffnungen G und G² versehen ist, welche dem Visirpunkt G¹ und den Fenstern t der Diopter entsprechen. Zur Sicherung gegen den Wind, welcher sonst in das Instrument dringen und die Diopter D und D¹ bewegen könnte, dienen die Gläser V, Fig. 17, welche in geeignete Rinnen eingeschoben und vermöge ihrer etwas conisch zulaufenden Form sowie durch Federn z in ihrer Lage gehalten werden. Nach Zurückschiebung der Federn z lassen sich diese Gläser leicht herausnehmen. Eine bei r¹ befestigte Feder R drückt auf das Gewicht B und hindert die Hin- und Herbewegung desselben, wenn das Instrument sich in Ruhe befindet. Diese Feder läßt sich, wenn das Gewicht frei spielen soll, mittelst einer Schraube in die Höhe heben. Zum Behuf des Transportes von einer Station zur andern ist am Cylinder E ein Drücker H nebst Feder h angebracht, dessen Stange durch eine Hülse s ins Innere des Cylinders sich erstreckt. Indem man diese Stange einwärts schiebt, drückt ihr inneres Ende das Gewicht B gegen die Wand des Cylinders, während ein an der Stange angebrachtes Häkchen sich in die Oeffnung r² der Hülse s legt und die Stange in dieser Lage erhält. Der ganze Apparat ist um ein an dem oberen Ende des Stativs befindliches Kugelscharnier K beweglich, dessen in einige Theile gespaltene Hülse l, l vermittelst der Schraube L mehr oder weniger dicht an die Kugel gedrückt werden kann. Es wurde oben erwähnt, daß jedes der beiden Diopter seine Visiröffnung und sein Fadenkreuz enthält, so daß zwei Sehfelder, eines zur Rechten und eines zur Linken, vorhanden sind. Um einen Uebelstand zu beseitigen, der eintreten könnte, daß man nämlich durch die eine Oeffnung, anstatt nach dem correspondirenden Fadenkreuz, nach der in diagonaler Richtung gegenüberliegenden Oeffnung visire, bringt der Erfinder längs dem Waagbalken eine leichte Metallschiene oder mindestens einen einfachen Papierstreifen an, welcher den Cylinder E in zwei Theile scheidet, deren jeder somit seine Visiröffnung und sein Fadenkreuz enthält.

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Tafel Tab.
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Tab. IV