Titel: Verfahrungsarten zur künstlichen Erzeugung mehrerer Edelsteine und anderer Mineralien in krystallisirtem Zustande; von H. Sainte-Claire Deville und H. Caron.
Fundstelle: Band 148, Jahrgang 1858, Nr. LXXXVIII., S. 372
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LXXXVIII. Verfahrungsarten zur künstlichen Erzeugung mehrerer Edelsteine und anderer Mineralien in krystallisirtem Zustande; von H. Sainte-Claire Deville und H. Caron. Aus den Comptes rendus, April 1858, Nr. 16. Deville's Verfahrungsarten zur künstlichen Erzeugung mehrerer Edelsteine in krystallisirtem Zustande. 1) Weißer Corund. – Man erzeugt ihn sehr leicht und in sehr schönen Krystallen, indem man in einen aus Kohle bestehenden Tiegel Fluoraluminium bringt und darüber eine kleine, aus Kohle verfertigte Kapelle anordnet, welche mit Borsäure gefüllt ist. Der mit seinem Deckel versehene und gegen die Wirkung der Luft gehörig geschützte Kohlentiegel wird beiläufig eine Stunde lang zum Weißglühen erhitzt. Die Dämpfe von Fluoraluminium und Borsäure, welche in dem zwischen diesen beiden Substanzen frei gelassenen Raum zusammentreffen, zersetzen sich gegenseitig, indem sich Corund und Fluorbor bilden. Die entstandenen Krystalle sind in der Regel hexagonale Prismen mit den Flächen des Rhomboeders; sie haben, wie wir uns überzeugten, die Zusammensetzung des natürlichen Corunds und besitzen dessen Härte, sowie alle seine optischen und krystallographischen Eigenschaften. Man erzeugt auf angegebene Weise große Krystalle von mehr als 1 Centimeter Länge, welche sehr breit sind, denen aber in der Regel die Dicke fehlt. 2) Rubin. – Man erhält den Rubin (rothen Corund) mit einer merkwürdigen Leichtigkeit auf dieselbe Weise wie den weißen Corund; nur setzt man dem Fluoraluminium eine kleine Menge Fluorchrom zu, und benutzt Tiegel von Thonerde, indem man die Borsäure in eine Kapelle von Platin gibt. Die bläulichrothe Farbe dieser Rubine ist dieselbe wie die Farbe der schönsten natürlichen Rubine; sie wird durch Chromoxyd hervorgebracht. 3) Sapphir. – Der blaue Corund oder eigentliche Sapphir entsteht unter denselben Umständen wie der Rubin, und ist ebenfalls durch Chromoxyd gefärbt. Der einzige Unterschied zwischen beiden besteht im Farbstoffgehalt. In dieser Hinsicht kann man aber durch die Analyse keinen genauen Aufschluß erhalten, weil der Farbstoff stets sehr wenig beträgt. Manchmal erhielten wir bei unseren Versuchen rothe Rubine und daneben befindliche Sapphire vom schönsten Blau, ganz übereinstimmend mit der Farbe des orientalischen Sapphirs, deren Veranlassung man nicht kennt. 4) Grüner Corund. – Wenn die Menge des Chromoxyds sehr beträchtlich ist, sind die erzeugten Corunde sehr schön grün, wie der Uwarowit, welcher nach Damour's Analysen 25 Proc. Chromoxyd enthält. Diesen Corund findet man stets in den Theilen des Apparates wo sich das Fluoralumimum und das Fluorchrom befanden, wo sich also letzteres in Folge seiner geringern Flüchtigkeit concentrirt. 5) Zircon. – Man erhält den Zircon in kleinen Krystallen, welche ähnlich wie diejenigen des Salmiaks gruppirt sind. Nach demselben Verfahren wie der Corund erzeugt, ist der Zircon in den Säuren, selbst in concentrirter Schwefelsäure, absolut unauflöslich. Geschmolzenes Aetzkali wirkt ebenfalls gar nicht auf ihn; nur das zweifach-schwefelsaure Kali löst ihn beim Schmelzen zu dem bekannten Doppelsalz auf. 6) Cymophan oder Chrysoberill. – Man vermengt Fluoraluminium und Fluorberyllium zu gleichen Aequivalenten und zersetzt ihre Dämpfe durch die Borsäure in dem schon beschriebenen Apparat. So erhält man Krystalle, welche den uns aus Brasilien zukommenden ganz ähnlich sind. Wir erhielten solche von mehreren Millimetern Länge und von sehr vollkommenen Formen. 7) Gahnit. – Um diesen Spinell zu erhalten, muß man Tiegel von Schmiedeeisen anwenden, in welche man das Gemenge von Fluoraluminium und Fluorzink bringt; die Borsäure ist in einem Schiffchen von Platin enthalten. Der Gahnit setzt sich auf den verschiedenen Theilen des Apparats ab, wo man ihn in sehr glänzenden regelmäßigen Oktaedern krystallisirt findet. Sie sind stark gefärbt, ohne Zweifel durch das Eisen des Tiegels, welches sich oxydirt. 6) Staurolith. – Bringt man in dem beschriebenen Apparat den Dampf der flüchtigen Fluoride in Berührung mit Kieselerde, welche man statt der Borsäure in das Schiffchen gibt, so erhält man Silicate in Krystallen, welche gewöhnlich sehr klein, aber gut gebildet und oft bestimmbar sind. So kann man bei Anwendung von Fluoraluminium und Kieselerde eine krystallisirte Substanz erhalten, welche das Ansehen und die Zusammensetzung des Stauroliths hat und dessen Haupteigenschaften besitzt; sie entspricht der Formel SiAl². – Dieselbe Substanz erhält man sehr leicht, wenn man bei hoher Temperatur Thonerde in einem Strom von gasförmigem Fluorsilicium erhitzt; die amorphe Thonerde verwandelt sich alsdann in ein Netz von Krystallen, welche den Staurolith wenigstens durch ihre Zusammensetzung repräsentiren. Wie man sieht, zersetzt das Fluoraluminium die Kieselerde, um Fluorsilicium und Staurolith zu bilden; eben so leicht gibt das Fluorsilicium in Berührung mit Thonerde Fluoraluminium und Staurolith.