Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 148, Jahrgang 1858, Nr. , S. 394
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Miscellen. Miscellen. Die bisher vorgeschlagenen Apparate zur Durchbohrung des Mont-Cenis. Der k. k. Sectionsrath Hr. Rittinger brachte in der Monatsversammlung des österreichischen Ingenieur-Vereins am 6 März l. J. interessante Mittheilungen über diesen Gegenstand. Die außerordentliche Länge des herzustellenden Tunnels von 6696 Wiener Klaftern, sowie der Umstand, daß wegen der bedeutenden Höhe des ansteigenden Gebirges keine Hülfsschächte angebracht werden können, ließen die gewöhnlichen Methoden der Sprengarbeit und Ventilation ganz unzureichend erscheinen, und gaben Anlaß zur Erfindung neuer Apparate von höchst sinnreicher Construction. Der belgische Ingenieur Mauß entwarf im Jahre 1849 das erste Project, wonach das Gestein durch eine Schrämmaschine für die nachfolgende Sprengung bearbeitet und die Uebertragung der mechanischen Kraft vom Tage auf die Maschine und die mit derselben verbundenen Ventilatoren durch Drahtseile bewirkt werden sollte. Obgleich dieses Project angenommen wurde, erhoben sich doch dagegen hinsichtlich der Kraftübertragung und der Ventilation wesentliche Bedenken. Im Jahre 1855 wurde dieses Project durch ein zweites von Colladon verdrängt, welcher vorschlug die mechanische Kraft durch gepreßte Luft vor Ort zu übertragen und hiedurch zugleich eine hinreichende Ventilation herzustellen. Bei der großen Länge des Tunnels wurde nämlich zur Ventilation eine Luftmenge von beiläufig 2000 Kubikfuß per Minute (so viel als ein großer Hohofen bedarf) durch Rechnung nothwendig befunden. Gleichzeitig wurde von Bartlett eine Steinbohrmaschine erfunden, welche durch eine locomobile Dampfmaschine in Bewegung gesetzt werden sollte. Da dieß aber mit Rücksicht auf die entstehenden Verbrennungsproducte als unpraktikabel erkannt wurde, combinirte Bartlett eine Steinbohrmaschine mit dem Colladon'schen Plane der Kraftübertragung, wodurch ein neues Project entstand, welches von der hiezu bestellten Commission als ausführbar befunden wurde und demnächst wirklich zur Anwendung gelangen soll. Die Bartlett'sche Bohrmaschine besteht im Wesentlichen aus einem Cylinder, in welchem ein Kolben durch die gepreßte Luft vor- und rückwärts bewegt wird. An diesem Kolben ist ein gewöhnlicher Bergbohrer befestigt; durch besondere Vorrichtungen wird das allmähliche Drehen des Kolbens und Vorrücken der Bohrmaschine bewerkstelligt. Zum Betriebe des Richtstollens werden 17 solche Bohrmaschinen in verschiedenen Richtungen und Höhen auf einem Eisenbahnwagen angebracht und gleichzeitig in Thätigkeit gesetzt. Nachdem die Maschine in 3 verschiedenen Stellungen dreimal 17 Bohrlöcher fertig gebracht hat, wird sie zurückgezogen, und sodann die Löcher geladen und gesprengt. Diese Bohrmaschine leistete bei den abgeführten praktischen Versuchen bei 200–300 Spielen in der Minute mit 12 Zoll Ausschub des Bohrers beiläufig das Zwanzigfache dessen, was ein Mann in derselben Zeit hätte leisten können. Man berechnete hiernach das tägliche Vorrücken des Feldortes auf 9 Fuß, wonach zur Vollendung des ganzen Tunnels 7 bis 8 Jahre nöthig seyn werden. Die gepreßte Luft sollte nach dem ursprünglichen Plane durch Mittelst Dampf- oder Wasserkraft betriebene Luftpumpen erzeugt werden. In neuester Zeit haben jedoch die Ingenieure Grandis, Gratoni und Sommeiller einen originellen Apparat erfunden, welcher gepreßte Luft in vollkommen befriedigender Weise und ohne jene Uebelstände herstellt, welche mit der Anwendung der Luftpumpen wegen ihrer Kostbarkeit und Gebrechlichkeit verbunden sind. Der Apparat, von den Erfindern hydraulische Luftpresse genannt, ist höchst einfach: Aus einem Einfallsrohre von 12 Klaftern Gefälle gelangt das Wasser in einen Cylinder und preßt die Luft aus demselben in einen durch Wasser abgesperrten Windkessel; hierauf wird die Verbindung des letzteren mit dem Cylinder unterbrochen und dieser zugleich vom Wasser entleert. Durch fortgesetzte Wiederholung dieses Spieles, wobei eine Keine Wassersäulenmaschine die Steuerung vermittelt, wird eine Luftpressung hervorgebracht, welche bei den angestellten Versuchen den Druck von sechs Atmosphären erreichte, und den hydrostatischen Druck aus dem Grunde übersteigt, weil durch schnelles Oeffnen der Einlaßklappen nicht bloß der Druck, sondern auch die lebendige Kraft des Wassers benutzt wird. Der Nutzeffekt dieser Luftpresse ergab sich zu 50 Procent; die Lufterwärmung stieg bis 31° Celsius. Der Herr Sprecher machte zum Schlusse darauf aufmerksam, daß nach den bisrigen Erfahrungen diese Steinbohrmaschine bei jedem Ortsbetriebe, wo es sich, abgesehen von den größeren Unkosten, hauptsächlich um Zeitersparniß handelt, die hydraulische Luftpresse aber überhaupt zur Ausnützung von Wasserkräften durch Uebertragung auf entferntere Maschinenanlagen und selbst auch als Gebläsemaschine vortheilhafte Anwendung finden dürfte. (Zeitschrift des österreichischen Ingenieur-Vereins.) Die Hülfsmünze zur Prägung des Kupfergeldes zu Utrecht in Holland. Nachdem die Umprägung des alten holländischen Silber- und Kupfergeldes, im Betrage von mehr als 153 Millionen Gulden, auf den aus der Werkstätte von Dietrich Uhlhorn zu Grevenbroich bei Köln a. Rh. gelieferten PrägmaschinenAus der Uhlhorn'schen Werkstätte sind bis jetzt 125 Prägmaschinen hervorgegangen. – In der allgemeinen deutschen Industrie-Ausstellung zu München im Jahr 1854 war von Heinrich Uhlhorn (Firma: Dietrich Uhlhorn) eine Kniehebelpresse zum Prägen von Doppelthalern in glattem Ringe, gangbar aufgestellt, über welche sich der Berichterstatter des betreffenden Ausschusses der Beurtheilungs-Commission, Hr. Dr. Jul. Hülße, folgendermaßen äußert: „In ihrer ganzen Einrichtung als ausschließlich deutsche Erfindung zu bezeichnen, hat diese Prägmaschine außer in den Münzstätten fast des ganzen Continentes auch im fernsten Auslands Geltung, und in England im Jahre 1851 die höchste Auszeichnung erlangt. Eben so sinnreich und zweckentsprechend als das Constructionsprincip im Allgemeinen, sind die einzelnen Einrichtungen zur Hemmung des Ganges bei vorgekommenen Unregelmäßigkeiten und zur Erzielung schärferen Druckes. Die Vollendungsarbeit kann kaum durch eine andere Leistung überboten werden.“ beendigt war, wurde derselben Werkstätte auch die Lieferung der Maschinen zum Prägen des für die niederländisch-ostindischen (Kolonien bestimmten Kupfergeldes übertragen und ihr hiezu im Juni 1855 16 sogenannte Guldenmaschinen und 8 sogenannte Thalermaschinen bestellt. Diese 24 Prägmaschinen sind zu Utrecht in der dortigen Hülfsmünze in Thätigkeit, welche nach beendigter Prägung des Kupfergeldes wieder abgebrochen werden wird. Wir sind durch Hrn. Heinrich Uhlhorn in Stand gesetzt, folgenden Bericht über diese Anstalt mitzutheilen: Bericht über die Prägung des Kupfergeldes zu Utrecht in Holland. Die Werkstätten der Hülfsmünze zum Prägen des Kupfergeldes für die niederländisch-ostindischen (Kolonien sind im Jahre 1855 gebaut worden, und haben die Arbeiten darin in den letzten Tagen des Monats December desselben Jahres angefangen. Das Gebäude ist, da es nur eine einstweilige Bestimmung hat – mit Ausnahme der Werkstätten für die Verfertigung der Stempel und des Locals, worin sich der Dampfkessel befindet – aus Holz gebaut worden. Die verschiedenen Magazine, Schreibstuben etc. haben 3 1/2 Meter und der Prägsaal 4 Meter Höhe. Die Dampfmaschine von 15 Pferdekräften ist in der Mitte des Prägsaales aufgestellt und überträgt ihre Kraft vermittelst eines Riemens von 25 Centimeter Breite auf die Trommelachse. Diese Maschine setzt in Bewegung:   8 große Prägmaschinen (Thalermaschinen), 16 mittlere dito (Guldenmaschinen), (aus den Werkstätten von Hrn. D. Uhlhorn zu Grevenbroich bei Köln am Rhein, Rheinpreußen),   2 Drehbänke für die Reparatur-Werkstätte,   1 Bohrmaschine,   1 Hobelmaschine,   4 Drehbänke für die Stempelfabrication. Die Prägmaschinen machen 65 bis 68 Umdrehungen per Minute, und diese Geschwindigkeit bietet keine Schwierigkeit dar, selbst nicht für die großen Pressen, welche eben so, wie die mittleren, 67 Stück von 31 Millimeter im Durchmesser per Minute prägen. Der mit den Lieferanten der Platten abgeschlossene Contract sagt, daß durch sie geliefert werden müssen 2,910,000 Kilogramme Platten, wovon durchschnittlich 190 auf das Kilogramm gehen. Es ist durch den Colonial-Minister festgestellt worden, daß man vorläufig prägen müsse: Gewicht   80,000,000 Stück von 2 1/2 Cents, 31 Millimeter im Durchmesser 12,5 Gramme, 350,000,000    „   „ 1    „ 23 1/2      „         „   4,8      „ 100,000,000    „   „ 1/2    „ 17      „         „   2,3      „ Durch von den Werkstätten der Münze unabhängige Umstände mußten die Arbeiten im Laufe des Jahres 1856 während fünf Monaten unterbrochen werden. Das Prägen hat außerdem mit 10 Pressen angefangen, und erst seit dem Monate August 1857 sind alle 24 Prägmaschinen in Thätigkeit. Bis zum 1. April 1858 hatte man geprägt: Stücke von 2 1/2 Cents   57,040,000,    „        „   1          „ 230,000,000,    „        „      1/2    „   95,400,000, ––––––––––––––––                                im Ganzen = 382,440,000 Stück. Im Januar 1858 hat man geprägt   20,960,000 Stück, „  Februar  „      „   „        „   21,040,000    „ „  März      „      „   „        „   23,680,000    „ ––––––––––––––––                                im Ganzen =   65,680,000 Stück. Während dieser drei Monate ist 74 Tage gearbeitet worden, der Art, daß man im Durchschnitt jeden Tag während 11 1/2 stündiger Arbeit 890,000 Stück geprägt hat, was 37,000 Stück per Tag gibt, oder 3300 per Maschine und Stunde. Eine Geschwindigkeit von 67 Stück per Minute angenommen, würde 4020 Stück per Stunde ergeben, macht einen Unterschied von nur 720 Stück zwischen dem berechneten Product und dem wirklichen, ein nach meiner Ansicht sehr vortheilhaftes Ergebniß, als Mittel von 74 Arbeitstagen, weil überhaupt der Zeitverlust zum Einsetzen der Stempel, Prägringe, und die Reparaturen sich auf beinahe ein Viertel beläuft, während er jetzt nur ein klein wenig mehr als ein Sechstel ist. Es sind 24,681 Stempel verbraucht worden, gibt sehr nahe an 31,000 Stück für jedes Paar Stempel. Utrecht, den 1. April 1858. H. A. v. d. Wall Bake, Münzmeister.          Neue Anwendung der Zirkelsägen. Die Zirkelsägen, wie man sie bis jetzt verfertigte, haben den Nachtheil, daß man mit einer solchen Säge nur Stücke von geringem Durchmesser zersägen kann. Das zur Befestigung der Säge an ihrer Achse dienende mittlere Verstärkungsstück muß allerdings einen Durchmesser von wenigstens 1/6 des der Säge haben, so daß die bedeutendste Höhe der Holzstücke, welche sie zersägen soll, noch unter 5/6 des Halbmessers bleiben muß. Diesen Halbmesser kann man nicht vergrößern ohne die Sägendicke zu verstärken, woraus aber ein größerer Widerstand, sowie vermehrter Abfall an Holz, wegen des Sägenschnittes entspringt. Boileau hat nun eine Zusammenstellung zweier Zirkelsägen versucht, vermittelst welcher es möglich ist, mit einem einzigen Schnitt das Zersägen sehr dicker Hölzer zu bewerkstelligen. Er stellt nämlich zwei Zirkelsägen hintereinander, die mit einander tangentiren würden, wenn sie gerade über einander ständen. Die erste schneidet von Unten, die andere von Oben den Holzklotz durch, ihre Schnitte kommen in der Mitte desselben zusammen. (Deutsche Gewerbezeitung, 1858 S. 105.) Das Kupferextraktionsverfahren der HHrn. Becchi und Haupt. Die Genannten veröffentlichen in der Berg- und hüttenmännischen Zeitung, 1858 Nr. 23, folgende Erklärung. Der vom Bergingenieur Hrn. G. Petitgand in diesen Blättern Nr. 11 und 12 d. Jahrganges aus der Revue universelle, Bd. II S. 219, und dem polytechn. Journal Bd. CXLVII S. 101 abgedruckte, unser Kupferextractionsverfahren besprechende Aufsatz, gibt eine ziemlich unvollkommene Beschreibung desselben. Genannter Ingenieur besuchte unsere Werke zu einer Zeit, wo dieses Verfahren noch in seiner totalen Kindheit war, wo sich noch eine große Zahl von Mängeln, wie dieß bei jeder neuen Sache der Fall ist, entgegenstellten, Mängel und Unvollkommenheiten, die wir jetzt erst, durch zahlreiche Versuche und Erfahrungen unterstützt, zu vermeiden verstehen. So unerwünscht uns daher jene Beschreibung seyn mußte, so leid thut es uns, vor der Hand von einer Correctur dieses Aufsatzes absehen zu müssen, weil uns persönliche Verhältnisse dieß verbieten; allein wir behalten es uns vor, seiner Zeit eine detaillirte Beschreibung dieses Verfahrens in diesen Blättern namentlich zu dem Zwecke einrücken zu lassen, damit alle falschen Auslegungen dieses Processes vermieden werden! Was die Theorie anlangt, so von Hrn. Petitgand angegriffen wird, so glauben wir vollkommen mit ihm übereinzustimmen und muß seine Aussage auf irgend einem Mißverständniß oder undeutlicher Ausdrucksweise von unserer Seite beruhen. Massa Marittima in Toscana, 16. Mai 1858. Constantin Haupt.Emil Becchi.“       Der französische Bergingenieur E. Petitgand hat in der erwähnten schätzbaren Abhandlung eine den chemischen Thatsachen entsprechende Theorie des Kupferextractionsverfahrens der HHrn. Becchi und Haupt aufgestellt, mit welcher sich die Erfinder einverstanden erklären und ohne welche eine gehörige Ausführung und den Umständen angemessene Abänderung dieses Verfahrens offenbar nicht möglich ist; insbesondere hat er gezeigt, daß bei diesem Verfahren das geröstete Erz sämmtliches Kupfer als Oxyd enthalten muß, weil das darin als Schwefelkupfer enthaltene Metall unangegriffen in den Rückständen verbleibt. Aus vorstehender Erklärung der HHrn. Becchi und Haupt geht im Wesentlichen nur hervor, daß dieselben seit dem Frühling 1857, wo Petitgand die Kupferhütte Capanne-vecchie unweit Massa Marittima besuchte, die technischen Details des Verfahrens vervollkommnet haben; in wie weit dadurch die Productionskosten des Kupfers vermindert wurden, geben sie nicht an. Auch sagen sie nicht, in welchem Betrage dadurch das Ausbringen an Kupfer gesteigert wurde) von Bedeutung kann diese Steigerung jedoch nicht seyn, da nach Petitgand im Frühling 1857 die sogenannten Oxychloride ein Ausbringen gewährten, welches neunzig Procent des ganzen, durch die chemische Analyse gefundenen Kupfergehalts des Erzes entsprach. Nachdem die HHrn. Becchi und Haupt „seiner Zeit“ die detaillirte Beschreibung ihres Verfahrens veröffentlicht,' haben, werden wir nicht ermangeln sie unseren Lesern mitzutheilen. Die Redaktion des polytechnischen Journals. Die Woulf'sche Flasche in ihrer neuesten Veränderung; mitgetheilt von Dr. Julius Löwe in Frankfurt a. M. In dem Jahresberichte für 1855–1856 des physikalischen Vereins dahier habe ich bereits Mittheilungen über eine neue und zweckmäßige Veränderung der Woulf'schen Flasche gegeben, welcher mein Artikel damals Aufnahme in diesem Journale (Bd. CXLIV. S. 347) gefunden hat. Hr. J. V. Albert Sohn dahier hat nun diese Flasche anfertigen lassen und ist dieselbe bei Genanntem zu beziehen. Statt, wie ich in oben citirter Mittheilung angab, die beiden Tubuli zu Röhren ausziehen zu lassen, welche Aenderung bei Anfertigung dieses Apparates Schwierigkeiten verursachte und demselben vielleicht selbst weniger Haltbarkeit verliehen hätte, habe ich für zweckmäßig gefunden in dessen Anfertigung die Abänderung zu treffen, die Tubuli durch luftdicht eingeschliffene Glasstopfer zu verschließen, durch deren Mitte eine eingeschmolzene knieförmig gebogene starke Glasröhre geht, von denen die eine bis nahe zum Boden der Flasche, die andere hingegen kurz unter dem den zweiten Tubulus verschließenden Glasstopfer endet. Durch Eintalgen läßt sich ein völlig luftdichter Verschluß der Glasstopfer mit Leichtigkeit erzielen. Hr. Albert wird Sorge tragen diesen Apparat in allen üblichen Größen anfertigen zu lassen und vorräthig zu halten, sowie einzelne derselben noch mit einem dritten Tubulus versehen zu lassen, welch' letzterer durch einen gut eingeschliffenen Glasstopfer oder durch eine Sicherheitsröhre von derselben Construction verschlossen werden kann. Die beiden durch die Glasstopfer gehenden Röhren sind etwas stark im Durchmesser und im Glase, und hinlänglich groß, um vor der Lampe ausgezogen zu werden, sobald es sich darum handelt diese Röhren mit anderen von kleinerem Kaliber mittelst schmaler Kautschukröhren in Vereinigung zu bringen. Diese ihre Stärke schützt sie besser vor dem Zerbrechen und gestattet eine leichte und bessere Reinigung derselben nach verschiedenem Gebrauche. Mit gleichem Erfolge möchte sich diese Abänderung für verschiedene Gasentbindungsflaschen u. dgl. in Zukunft verwenden lassen, und der Gebrauch der durchbohrten Korke, welche bei verschiedenen Gasen nur kurze Zeit einen Verschluß gewähren und durch aufspritzende Säuren so leicht zerfressen werden, gewiß zum Wunsche von Manchem zum Theile entbehrlich machen. Das Glycerin ein konstantes Product der geistigen Gährung; Schreiben von L. Pasteur an Prof. Dumas. Ich ersuche Sie, der Akademie der Wissenschaften ein merkwürdiges und sehr unerwartetes Resultat mitzutheilen, nämlich daß unter den Producten der geistigen Gährung stets Glycerin vorkommt. Da es nicht leicht ist, diese Substanz in reinem Zustande gänzlich zu isoliren. so kann ich das Verhältniß in welchem sie auftritt, nicht genau angeben, beiläufig beträgt das Glycerin drei Procent vom Gewicht des Zuckers. Ueber diesen Gehalt der gegohrenen Flüssigkeiten, insbesondere des Weins, an Glycerin, wird man sich allgemein verwundern. Wie ich Ihnen in meinem Schreiben vom 25. Januar anzeigte (polytechn. Journal Bd. CXLVII. S. 238), ist die Bernsteinsäure ebenfalls ein normales Product der geistigen Gährung, und dieser Proceß ist daher viel complicirter als man bisher anzunehmen pflegte. (Comptes rendus, Mai 1858, Nr. 18.) Ueber die Farbe der Vögel; von Hrn. Bogdanow. Das Resultat seiner, der französischen Akademie der Wissenschaften mitgetheilten Untersuchungen über diesen Gegenstand stellt der Verfasser in folgenden Sätzen zusammen: 1) Die Federn müssen in zwei Gruppen abgetheilt werden, die gewöhnlichen Federn, nämlich diejenigen welche im durchgehenden Lichte oder im reflectirten Lichte gesehen, dieselbe Farbe haben, und die optischen Federn, welche verschiedene Erscheinungen zeigen, je nachdem man sie auf die eine oder die andere Weise betrachtet. 2) Die gewöhnlichen Federn verdanken ihre Färbung einzig dem Pigment, welches stets chemisch isolirbar ist. 3) Die Pigmente zerfallen in zwei Gruppen, welche ganz verschiedene chemische Eigenschaften zeigen; die erste Gruppe, welche das gelbe, rothe, violette und grüne Pigment umfaßt, ist bloß in Alkohol und Aether löslich; die zweite Gruppe beschränkt sich auf das schwarze Pigment, welches nur in Ammoniak, Kali und ein wenig in Wasser löslich ist. 4) Das Zoomelanin, oder schwarze Pigment der Federn, muß sehr wahrscheinlich als identisch mit dem in der Haut des Negers und im Auge abgelagerten Melanin betrachtet werden. 5) Von optischen Federn erhält man braune und grüne Pigmente, welche identisch mit denjenigen sind, die man aus gewöhnlichen Federn extrahirt. 6) Man kann einen gewissen Parallelismus zwischen der Reihe der gewöhnlichen Farben und der Reihe der optischen Farben nachweisen. 7) Die blaue Farbe mit allen ihren Nüancen muß als eine optische Farbe betrachtet werden. (Comptes rendus, April 1858, Nr. 16.) Composition zum Steifen und Appretiren des Garns und der Gewebe; von Fr. Crace Calvert in Manchester und Ch. Lowe in Halifax. Diese Composition (patentirt in England am 14. Juli 1857), welche als Surrogat des thierischen Leims dient, besteht für Barchent, wovon der Yard sieben Unzen wiegt, aus: Wasser 600 Pfd. Stärkegummi (Leiokom, Dextrin) 168   „ krystallisirtem schwefelsaurem Natron 168   „ Leinsamenschleim von 42 Pfd. Samen. Um diese Appretur zu bereiten, kocht man zuerst den Leinsamen mit dem Wasser eine halbe Stunde lang, und schüttet dann das Ganze in ein hölzernes Faß, dessen Boden aus Drahtgewebe besteht; unter dieses Filter wird ein Gefäß gestellt, um den Schleim aufzunehmen, welchen man dann in den Kessel zurückgibt, um in demselben das Glaubersalz und Stärkegummi unter beständigem Umrühren aufzulösen (wobei man noch 1 Loth Zinkvitriol per Gallon Flüssigkeit zusetzen kann). Nachdem das Glaubersalz und Stärkegummi sich vollkommen aufgelöst haben, wird die Flüssigkeit noch einmal filtrirt und ist dann anwendbar. (London Journal of arts, Mai 1858, S. 287.) Ueber die Krankheiten der Arbeiter, welche sich mit der Bereitung des schwefelsauren Chinins beschäftigen; von A. Chevalier. Hr. Chevalier hat über diesen Gegenstand der französischen Akademie der Wissenschaften eine Abhandlung eingereicht, deren Schluß, worin er die Hauptresultate zusammenstellt, in den Comptes rendus Nr. 19, vom 10. Mai 1858, enthalten ist. Derselbe lautet wörtlich so. wie wir ihn aus dem Jahrgang 1850(!) des Moniteur industriel im polytechn. Journal Bd. CXVIII S. 158 mitgetheilt haben. Die Redaction. Ueber Erkennung verfälschten Pfeffers. Gelegentlich einer Untersuchung gemahlenen Pfeffers, der als rein verkauft worden war, jedoch 10 Procent gemahlener Eicheln enthielt, hat W. C. Heräus eine sehr einfache Methode kennen gelernt, ächten gemahlenen Pfeffer vom vermischten zu unterscheiden. Wenn man nämlich auf eine gesottene, entschälte Kartoffel gemahlenen Pfeffer in ganz dünner Schicht streut, so ist reiner Pfeffer noch nach 24 Stunden unverändert, ist er aber mit Eichelpulver gemengt, so bildet sich um jedes Eichelpartikelchen ein Schimmelrand. (Buchner's neues Repertorium für Pharmacie, Bd. VII S. 78.) Belehrung über den Anbau der Zuckermoorhirse. Der Boden, worauf die Zuckermoorhirse gebaut werden soll, muß leicht, warm und thätig, dabei tiefgründig und tiefgelockert seyn. Nässe im Boden verträgt sie nicht, die jungen Pflanzen vergilben und kümmern, gerade wie die jungen Maispflanzen, mit welchen die Zuckermoorhirse auch im Uebrigen am meisten Aehnlichkeit hat. Humusreicher und kalkhaltiger sandiger Lehmboden sagt ihr am meisten zu. Sie paßt nur in milde Gegenden, wo der Weinstock gedeiht, und auch hier reift der Same nur in den wärmsten Jahrgängen. Die Pflanze verlangt durchaus eine sehr starke Düngung, wenn ihr Anbau lohnen soll. Die Saat geschieht, wenn kein Frost mehr zu erwarten ist. Man säet entweder in Reihen von 1 1/2 bis 2 Fuß Entfernung mit der Möhl'schen Handsäemaschine oder mit dem Säehorn oder man dippelt. Die in den Reihen zu dicht stehenden Pflanzen werden wie bei Mais und Runkeln verdünnt (verzogen) und verfüttert, so daß nur alle 3–5 Zoll eine Pflanze stehen bleibt. Je fetter der Boden, je wärmer das Klima ist, um so weiter stellt man die Pflanzen auseinander und um so weniger Samen braucht man. Der Saatbedarf wechselt daher von 5 Pfund bis fast zu einem Simri (28 Pfund). Sobald die Pflanzen eine Hohe von einigen Zollen erlangt haben, muß gefelgt werden; je nach den Umständen wiederholt sich dieß im Laus des Sommers einoder mehrmals. Lockern des Bodens und Begüllen ist nöthig. wenn die Pflanzen zu vergilben anfangen, überhaupt begünstigt dieß das Wachsthum sehr. Im October wird die Zuckermoorhirse grün verfüttert oder getrocknet, in Büschel gebunden und im Winter verfüttert. Rau. (Württembergisches Wochenblatt für Land- und Forstwirthschaft, 1858, Nr. 23.)