Titel: Brown's Verfahren beim Einformen hohler Gußwaaren.
Fundstelle: Band 149, Jahrgang 1858, Nr. XXVII., S. 102
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XXVII. Brown's Verfahren beim Einformen hohler Gußwaaren. Aus dem Practical Mechanic's Journal, Februar 1858, S. 286. Mit Abbildungen auf Tab. II. Brown's Verfahren beim Einformen hohler Gußwaaren. Der Handel mit gußeisernen Kochgeschirren ist in Britannien sehr bedeutend, und derartige Artikel, wie Pfannen, Kessel, Töpfe, gehen jährlich in fast unglaublichen Quantitäten aus den großen Sitzen dieses Fabricationszweiges – Staffordshire, Falkirk und Glasgow hervor, wovon ein bedeutender Theil nach den brittischen Colonien versendet wird. Da eine große Genauigkeit und Geschicklichkeit erforderlich ist, um solche Artikel von geringer Wandstärke zu formen und zu gießen, ferner bei diesem Industriezweig eine wohlfeile Production, ein schnelles Verfahren sehr wesentlich sind, so war man in der neuesten Zeit vielseitig bemüht, Verbesserungen beim Einformen der Kochgeschirre zu erzielen. Hr. R. Brown, Ingenieur der schottischen Eisencompagnie zu Glasgow, arbeitet nur mit halben Modellen oder mit Abschnitten derselben. Bei dem halben Modell fällt dessen flache Seite mit der Achsenlinie der darzustellenden Figur zusammen, d.h. es stellt einen Abschnitt von einem Gefäß dar, der durch eine Linie erzeugt wird, welche den zu gießenden Topf durch seinen Mittelpunkt, von Oben nach Unten, durchschneidet. Die Operation wird auf einer horizontalen Metallplatte (der Formplatte, Formbank) vorgenommen, auf welcher eine dünne Platte liegt, die in der Mitte einen Ausschnitt hat, der dem Umriß des Modelles entspricht. Das Modell paßt mit seiner platten Seite auf die Formplatte, und die lose Platte paßt genau zu dem Umriß des Modelles in seiner Achsenlinie. Die Hälfte des Formkastens wird alsdann mittelst Leitflächen auf die Formbank, über das halbe Modell gesetzt. Damit die wirkliche Achsenlinie des Modelles mit der in der obern Fläche der losen Platte zusammenfällt, ist entweder an jener oder auf der Formplatte eine Marke angebracht. Es wird nun die erwähnte Formkastenhälfte mit Sand vollgestampft, und dieselbe hernach mit der losen Platte, welche dazu dient, der Sandform eine scharfe Kante zu geben, von dem Modell abgehoben. Die Eindämmarbeit wird dann mit der andern Hälfte des Formkastens wiederholt und beide Hälften bilden die ganze Form. Sollen Füße an dem Topf geformt werden, so werden sie durch lose Modellstücke gebildet, die an geeigneten Stellen des Topfmodelles auf Marken angesetzt werden. Da dieses hohl ist, so können die Fußmodelle von dem Innern aus angebracht werden. Beim Beginn des Einformens werden diese Modellstücke in die Höhlung des großen Modelles eingelegt, und wenn der Kasten voll Sand gefüllt ist und derselbe eingestampft werden soll, werden die Fußmodelle in den Sand eingeschoben und, nachdem derselbe eingedämmt worden, wieder herausgezogen, so daß die Fußformen in dem Sande zurückbleiben. Andere auf der Topffläche hervortretende Gegenstände, wie z.B. Henkel, werden ebenfalls durch verschiebbare Modellstücke hervorgebracht. – Die Kerne, welche die innere Oberfläche des Topfes bilden, werden auf gewöhnliche Weise eingeformt. Fig. 26 stellt einen theilweis senkrechten Seitenaufriß von dem ganzen Brown'schen, zur Benutzung fertigen Astparat dar, mit dem halben Formkasten im Durchschnitt, um das halbe Modell darin zu zeigen; Fig. 27 ist der entsprechende Grundriß. Das Gestell A trägt eine horizontale Platte B, auf welche die dünne metallene Platte C gelegt wird, die in der Mitte so ausgeschnitten ist, daß sie dem Durchschnittsumriß des Modelles entspricht; oder mit anderen Worten, die Oeffnung in der dünnen Platte entspricht genau der Fläche, welche durch die flache Seite des halben Modelles bedeckt wird, nachdem dieses in der zum Eindämmen bereiten Stellung niedergelegt wurde. Wenn die Theile, wie in Fig. 26 dargestellt, angeordnet sind, so wird der Raum D mit Formsand vollgestampft und hierauf der Formkasten mit der Platte C abgehoben, wodurch die untere Sandfläche zwischen Kasten und Modell eine gute Oberfläche und scharfe Kanten erhält. Die metallenen Stücke E, F sind die Modelle für die Füße, welche in geeigneten Leitungen im Innern des Topfmodelles liegen. Das Vorschieben des Mittlern Fußmodelles E wird durch den Hebel G, und das Vorschieben des äußern Fußmodelles durch den Hebel H bewirkt. Beide Hebel sitzen an einer kurzen horizontalen Welle, die sich in den Trägern J bewegt. Die Fußmodelle sind hier als vorgeschoben und zum Eindämmen bereit dargestellt; aber die punktirten Linien in Fig. 26 bezeichnen die Stellung der Hebel und der Verbindungen, wenn die Fußmodelle, nachdem sie ihren Zweck erfüllt haben, zurückgezogen sind. Die an den Trägern befestigten Aufhälter J dienen dazu, die Hebel aufzuhalten und auf die Fußmodelle zu setzen, wenn die Gefäße lange Füße erhalten sollen. Sollen dagegen kurze Füße geformt werden, so dienen die verstellbaren Stifte an den obern Trägern I als Aufhalter, damit die Fußmodelle nicht so weit vorgeschoben werden. Durch dieses Verfahren lassen sich Kochgeschirre und andere hohle Gußwaaren weit wohlfeiler, schneller und mit minder geschickten Formern ausführen, als es bei dem altern, bekannten Verfahren thunlich ist.

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