Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 149, Jahrgang 1858, Nr. , S. 461
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Miscellen. Miscellen. Statistische Notizen über die Baumwollen-Fabrication in Großbritannien und in Deutschland; von Hrn. Regierungsrath Moser. A. Großbritannien. Vor der Thronbesteigung Königs Georg III. (1760) betrug der Gesammtwerth der in Großbritannien verfertigten Baumwollen-Waaren nicht über 2 Millionen Thaler, die Einfuhr an roher Baumwolle 1 1/2 bis 2 Millionen Pfund. Der große Aufschwung, welchen diese Industrie seit jener Zeit genommen, ist der Ersparniß an Arbeitslohn, durch die Erfindung der bei derselben in Anwendung kommenden Maschinen, namentlich der Spinn- und Dampfmaschinen, und der Ermäßigung der Kosten des Rohproducts zuzuschreiben. – Es wurden im Durchschnitte jährlich an roher Baumwolle verbraucht: in den fünf Jahren 1771–1775         3,000,000 Pfd.    „           „ 1781–1785   10,800,000   „    „           „ 1791–1795   27,400,000   „    „           „ 1801–1805   56,600,000   „    „           „ 1811–1815   79,680,000   „    „           „ 1821–1825 152,200,000   „    „           „ 1831–1835 313,510,000   „    „           „ 1841–1845 585,300,000   „    „           „ 1851–1855 711,500,000   „                        im Jahre 1856 913,800,000   „ Es hat mithin eine Zunahme des Verbrauchs um das 300fache gegen die Zeit vor achtzig Jahren stattgesunden. Die brittischen Manufacturen consumiren 2/3 des Gesammtverbrauchs an roher Baumwolle in ganz Europa. Würde das Quantum des brittischen Consums gegenwärtig noch nach der Methode von 1770 verarbeitet, so würden dazu 91,380,000 Menschen, d.h. gerade soviel Menschen, als die Gesammtbevölkerung Frankreichs, Oesterreichs und Preußens beträgt, erforderlich seyn. Gegenwärtig sind indeß in den 2210 großen Baumwollen-Fabriken (Spinnereien und Webereien zusammengerechnet) nur 379,219 Arbeiter beschäftigt, die mehr oder weniger nur als Aufseher für die Maschinen verwendet werden. Diese letztern wirken mit 88,001 Dampf- und   9,131 Wasser-Pferdekräften ––––––––––––––––––– zusammen 97,132 Pferdekräften, und treiben etwas über 20 Millionen Spindeln. Man rechnet gegenwärtig 315 Spindeln auf die Pferdekraft. Die Kosten des Rohproducts ermäßigten sich in Folge des Anbaues der Baumwollenpflanze in Nordamerika und Ostindien. Bis zu Ende des vorigen Jahrhunderts erfolgte der Einkauf der rohen Baumwolle in den brittischen Colonien in Westindien, in den französischen, spanischen, holländischen und portugiesischen Colonien und in Kleinasien. Der Preis schwankte in den Jahren 1781–1785 zwischen 20 Sgr. und 1 Thlr. 8 Sgr. für das Pfund. Erst 1786 begann man die Baumwollenpflanze in Nordamerika (Georgien und Südcarolina) im Großen und regelmäßig zu cultiviren; jetzt gilt die nordamerikanische Baumwolle als die vorzüglichste. Es wurden aus den Vereinigten Staaten exportirt: 1791              189,316 Pfd. 1796       6,276,300   „ 1806     37,491,282   „ 1816     81,747,116   „ 1826   204,535,415   „ 1840   743,941,064   „ 1845   672,905,996   „ 1849 1026,602,209   „ 1853 1111,570,395   „ 1854   987,833,106   „ 1855 1008,424,001   „ Diese Ausfuhr beträgt etwa 2/3 des gesammten Handelsverkehrs mit roher Baumwolle auf der Erde und 4/5 der ganzen Ernte in den nordamerikanischen Staaten. Der Preis bewegt sich jetzt zwischen 4 und 10 Sgr. für das Pfund. Die Ausdehnung des Anbaues der Baumwollenpflanze in Ostindien ging trotz der Bemühungen der ostindischen Compagnie nur langsam von statten. Die Schlaffheit der Hindu und weniger günstige climatische Verhältnisse bereiteten schwer zu überwindende Hindernisse. Die Ausfuhr nach England betrug im Jahre 1820 erst 23,125,000 Pfd., sie war      „       1833 auf  32,755,000   „      „       1845   „   58,437,000   „ gestiegen, und belief sich in den Jahren 1851–1855 jährlich auf 122,411,948 Pfd. Außerdem lieferten in den genannten Jahren durchschnittlich dem brittischen Verbrauche jährlich: Aegypten, die Levante, die Türkei, Syrien, Morea und      die griechischen Inseln 28,601,000 Pfd., Brasilien 21,996,000   „ Die brittischen Besitzungen in Westindien, Guyana, der   Mauritius-Insel etc.   3,798,000   „ (Aus der Zeitschrift für allgemeine Erdkunde, neue Folge, Bd. IV S. 89.) B. Deutschland. Die Zahl der Baumwollen-Spinnereien und der laufenden Spindeln war im Jahre 1857 in den einzelnen Staaten des Zollvereins folgende: Spinnereien.      Spindeln. Bayern       16    316,700 Sachsen     133    554,646 Preußen       20    289,000 Baden       10    185,600 Hannover         1      48,800 Oldenburg         4      20,400 Württemberg         12    119,000 ––––––––––––––––––––      196 1,534,146. Der Verbrauch an roher Baumwolle wird auf 185,950 Ballen berechnet. Für das Jahr 1858 wird eine Vermehrung der Spinnereien um zwölf mit 484,000 Spindeln erwartet, so daß demnächst in Betrieb seyn würden: 208 Spinnereien mit 2,018,146 Spindeln. In Oesterreich waren nach den statistischen Aufnahmen des Jahres 1851 vorhanden: 208 Spinnereien mit 1,482,138 Spindeln, welche etwa 130,000 Ballen roher Baumwolle consumirten. Die seitdem eingetretene Vermehrung ist auf 15 Proc. zu veranschlagen. (Verhandlungen des Vereins zur Beförderung des Gewerbfleißes in Preußen, 1858 S. 101.) Ueber die Baumwollen-Spinnereien, Webereien, Druckereien, Bleich- und Appreturanstalten in den östlichen Departements von Frankreich verweisen wir auf die Abhandlung von Emil Dollfuß im Jahrgang 1857 des polytechn. Journals, Bd. CXLIV S. 422.) Neue Methode zur Herstellung von erhabenen Holzornamenten; von Amies. Das neue Verfahren zur Erreichung des in der Ueberschrift angedeuteten Zweckes ist im Wesentlichen folgendes: Man bringe die zu diesem Behufe eigens hergerichteten Furnüre von gewöhnlichem oder Lurusholz zwischen zwei Metallplatten (Matrizen), deren eine die Figur, welche man zu erlangen wünscht, in Relief darstellt, während die andere dieselbe Figur vertieft zeigt. Nachdem diese beiden Platten einer gelinden Wärme ausgesetzt werden, wird das Furnür zwischen denselben einer starken Pressung unterworfen, so daß es aus der Form genommen, auf einer seiner Flächen die Figur in erhabener Arbeit präsentirt und von einer wirklichen Sculptur in Holz kaum zu unterscheiden ist. Die Vertiefungen auf der anderen Fläche des Furnürs werden alsdann mit irgend einer plastischen Masse, wie z.B. Cement, Papiermache, ausgefüllt, und sobald dieselbe getrocknet und hinreichend geschliffen ist, braucht man das Furnür nur auf Möbel oder andere damit zu verzierende Gegenstände aufzuleimen. In Nachfolgendem geben wir eine detaillirte Beschreibung des ganzen Verfahrens. Gesetzt, es würden 20 Sculptur-Imitationen aus Holz verlangt, alle nach demselben Modell, so nimmt man 20 Furnüre von der gewünschten Dimension, polirt sie auf der einen Seite, um alle Spuren der Sage oder sonstige Unvollkommenheiten zu beseitigen, und schleift die andere Seite mit Glaspapier. Nachdem dieß geschehen, bestreicht man die Rückseite jedes einzelnen Furnürs mit Leim, worauf ein Blatt Papier geklebt wird, und wartet alsdann, bis die Feuchtigkeit des Leims theilweise von dem Holze absorbirt worden ist. Während die Blätter noch feucht sind, bringt man sie einzeln zwischen die zwei Seiten der erwärmten Matrizen und unterwirft sie, wie bereits erwähnt, der Einwirkung einer Presse. In Folge der dem Holze durch den Leim mitgetheilten Feuchtigkeit macht die Hitze, wenn die Reliefpartie mit dem Papier in Berührung kommt, das Furnür zu einer bildsamen Masse, welche dem Drucke der erhabenen Platte leicht nachgibt und so allmählich die entsprechenden Vertiefungen der anderen ausfüllt. Man läßt das Furnür so lange Zeit zwischen den Matrizen, als nothwendig ist, um das Holz, den Leim und das Papier unter dem trocknenden Einflusse der Hitze der Matrizen vollkommen erhärten zu lassen. Alsdann herausgenommen, zeigt die polirte Fläche des Furnürs genau das Bild des Modells. Die übrigen Furnüre werden successive ganz in derselben Weise behandelt. Wenn die vertieften Theile noch mit irgend einem Kitt ausgefüllt worden, schreitet man zur Politur, worauf diese Sculptur-Imitationen zur Ornamentation auf Möbeln oder in anderer beliebiger Art verwendet werden können. Schließlich sey noch bemerkt, daß der Leim und das Papier einem doppelten Zwecke dienen: Der erste besteht darin, die Furnüre in Folge der Einwirkung der Wärme in eine plastische Masse umzubilden, die sich den zu erlangenden verschiedenen Gestaltungen fügt, ohne zu spalten oder zu springen. Der zweite Zweck ist, auf der Rückseite der Furnüre eine diesen adhärirende und durch die Hitze erhärtende Substanz zu bilden, um jede Veränderung, wenn der Druck der Presse aufhört, zu verhindern. Die Erfahrung hat gelehrt, daß der gewöhnliche Mehlkleister sich am besten eignet, und daß ein Papier von der Dicke eines feinen Briefpapiers den Vorzug verdient. (Aus Armengaud's Génie industriel, durch die Würzburger Wochenschrift, 1858 S. 266.) Fabrication von Dachpappen mit gebleichtem Mineraltheer; vom Ingenieur P. Wagenmann in Bonn. Da die Fabrication der mit Steinkohlentheer getränkten Dachpappen sich bereits sehr ausdehnte, so habe ich diesem Industriezweig im Lauft dieses Jahres besondere Aufmerksamkeit gewidmet. Die mit Steinkohlentheer gekochte Pappe hat den Fehler daß sie sehr bald zu fest wird; überdieß ist ihre schwarze Farbe sehr unvortheilhaft, indem sie unnöthig die Hitze auf den Pappdächern verstärkt; endlich ist solche Pappe für Gase und Dämpfe undurchdringlich, daher sich während kühler Nächte Feuchtigkeit zwischen der Schalung und der Pappe niederschlägt. Ich habe im Frühjahr d. J. angefangen diese Mängel dadurch zu beseitigen, daß ich von meinem Mineraltheer (gewonnen mittelst der bituminösen Kohle der Grube Georg bei Dierdorf, Kreis Neuwied) Pappe fabriciren und im Laufe des Jahres mehrere Dächer damit decken ließ. Der Mineraltheer ist braun und wird nie hart, die Pappe erhält dadurch eine gewisse Elasticität und Porosität. Ein Hauptvortheil des Mineraltheers ist aber, daß derselbe unter gewissen Umständen sich mit Kalk verseifen läßt und dann in kurzer Zeit an der Sonne bleicht, so daß die mit solchem dargestellte Dachpappe eine weiße Oberfläche erhält, daher sie nie so viel Wärme absorbirt wie die schwarze Steinkohlentheer-Pappe. Ich halte den Preis solcher Dachpappen per 100 Stück um 2 Thlr. theurer als Steinkohlentheer-Pappe, was per Quadratruthe 20 Sgr. ausmacht. Den Mineraltheer liefere ich per 100 Pfd. zu 6 Thaler. Ueber den Einfluß des Messingstaubes und des Schweinfurtergrüns auf die Gesundheit der Arbeiter; von P. de Pietra Santa. Als Arzt im Besserungshaus der Magdalenerinnen in Paris hatte ich die beste Gelegenheit die Frage zu studiren, ob der Messingstaub schädlich ist. Im Erdgeschosse dieser Anstalt befindet sich nämlich eine wenig geräumige Werkstatt, worin durchschnittlich zwölf Arbeiter mit dem Abdrehen, Schleifen und Poliren messingener Handelsartikel, wie kleiner Schlösser, Nachtriegel, Thürknöpfe etc. beschäftigt sind. Beim Eintreten in diese Werkstatt wird man sogleich gewahr, daß feine und leichte Messingtheilchen herumflattern, welche glänzend aufsteigen und in einem leuchtenden Bogen niedersinken. Ich unternahm zwei Reihen von Versuchen; die erste umfaßte die drei Jahre von 1852 bis 1854; die zweite erstreckte sich vom Juli 1855 bis zum Juli 1856. Die Details derselben sind in meiner der Akademie der Wissenschaften eingereichten Abhandlung enthalten. Diese Untersuchungen haben mich zu folgenden Schlüssen geführt: 1) der Mensch kann in einer mit Messingstaub beladenen Atmosphäre leben, ohne daß seine Gesundheit merklich leidet; 2) die Messing- oder Kupferkolik, wie sie von den Aerzten des achtzehnten und neunzehnten Jahrhunderts beschrieben wurde, existirt nicht; 3) die prophylaktischen Mittel bestehen hauptsächlich darin, die Nahrungsmittel gegen den Messingstaub zu verwahren, sich vor der Mahlzeit sorgfältig die Hände zu waschen, und so oft als möglich Bäder zu nehmen. Schweinfurtergrün. – In einem geräumigen und vollkommen gelüfteten Saal der erwähnten Anstalt sind beiläufig sechzig Arbeiter beschäftigt Papier mit Schweinfurtergrün zu färben, welches für kleine Laternen etc. in den Handel gebracht wird. Der Vorarbeiter reibt das Schweinfurtergrün in einer Schale mit Wasser an; ein Arbeiter trägt die Farbe mit einem groben Pinsel auf das Blatt weißen Papiers auf; ein anderer hängt dieses dann im Trockenzimmer auf; am folgenden Tage ertheilt ein Arbeiter mittelst der Pressung einer starken hölzernen Walze dem Papier den erforderlichen Glanz etc. Ich habe diese Arbeiten während zweier Jahre mit Aufmerksamkeit verfolgt und die Kranken Tag für Tag untersucht. Meine Beobachtungen, welche in der von mir der Akademie eingereichten Abhandlung zusammengestellt sind, haben mich zu folgenden Schlüssen geführt: 1) die Arbeiter welche das Papier mit Schweinfurtergrün überziehen oder bedrucken, sind einer eigenthümlichen Krankheit ausgesetzt; 2) diese Krankheit charakterisirt sich durch das Erscheinen von Bläschen, Pusteln und Geschwüren auf denjenigen Theilen, welche mit dem Farbstoff unmittelbar in Berührung kommen (Fingern und Zehen, Geschlechtstheilen und insbesondere dem Hodensack); 3) die Zufälle sind local und erstrecken sich nicht auf den Organismus, die Circulir- und Assimilirsysteme werden nicht gestört; 4) die erwähnten Wirkungen sind gar nicht gefährlich. Ihre Entwicklung kann durch prophylaktische Mittel gehemmt werden (häufige Waschungen, Bader, lederne Handschuhe, Theilung der Arbeit). Nachdem sich die Pusteln etc. eingestellt haben, kann man sie schnell durch eine specifische Behandlung bekämpfen (Abwaschen der kranken Theile mit Salzwasser, worauf man sie unmittelbar mit Calomel bestreut); 5) die erwähnten prophylaktischen Mittel, deren Wirksamkeit die Erfahrung erwiesen hat, müssen von den mit Schweinfurtergrün beschäftigten Arbeitern täglich angewendet werden. (Comptes rendus, August 1858, Nr. 8.) Dritter Bericht über die photograpyisch-chemische Lehranstalt zu Jena. Dem photographischen Publicum und meinen zahlreichen wissenschaftlichen Freunden gegenüber halte ich es für meine Pflicht, von Zeit zu Zeit einen öffentlichen wahrheitsgetreuen Bericht über die fortschreitende Wirksamkeit meiner Lehranstalt zu geben. Der zweite Bericht erschien im vorigen Jahre in der dritten Auflage des weitverbreiteten, trefflichen Werkes von J. Krüger: „Vademecum des Photographen.“ Die Zahl der seit Gründung der Anstalt im Mai 1855 persönlich unterrichteten Photographen beträgt bis heute 29, worunter mehrere Ausländer (aus Rußland, Schweden und Norwegen). Weit größer ist die Zahl solcher, welche sich im Wege der (Correspondenz theils Belehrung erbaten, theils photographische Präparate (im engeren Sinn) geliefert erhielten. Der ursprüngliche Zweck der Anstalt, daß sich womöglich junge Männer bei Erwählung ihres Lebensberufes der Photographie widmen und dieselbe nebst ihren Hülfswissenschaften gründlich studiren möchten, ist leider unausführbar geblieben und vielleicht erst der Zukunft vorbehalten. Die Ansprüche der in die Anstalt Eintretenden, welche, meist in reiferem Lebensalter, bisher einem anderen Berufe vorstanden, waren die, in möglichst kurzer Zeit eine oder mehrere photographische Methoden so weit praktisch gründlich zu erlernen, daß sie sofort ein Geschäft damit eröffnen konnten. Unter diesen Umständen betrug die Dauer des Unterrichtes 3–6 Wochen. Der Erfolg war trotz der oft heterogenen Individualität der Schüler doch stets ein solcher, daß sie den nöthigen sicheren Blick zum selbstständigen Weiterschreiten auf der goldenen Bahn der Praxis sich aneigneten und schon während ihres Unterrichtes anerkennenswerthe Proben ihrer Kunst ablegten. Das meist auch nach dem Austritt aus der Anstalt fortdauernde freundschaftliche oder Geschäftsverhältniß der Schüler mit Unterzeichnetem ist wohl ein ferneres Zeugniß für den Geist der Anstalt. Von den in den letzten Jahren neu hinzugekommenen Unterrichtsgegenständen verdient besonders die Panotypie hervorgehoben zu werden, eine eben so interessante als schwierige Kunst, welche die Daguerréotypie in Europa fast vollständig verdrängt hat. Es sind nach meiner Anweisung darin schöne und sichere Resultate zu erreichen. Die Taupenot'sche Methode auf trockenen Albumin-Collodium-Platten erfreute sich starker Nachfrage, weßhalb dieselbe tüchtig eingeübt wurde. Sie ist noch das sicherste von allen bis jetzt bekannten sogenannten „trocknen“ Verfahren, und deßhalb schon längst von mir ausschließlich angewendet. Ihre gebotenen Vortheile sind besonders auf photographischen Reisen ungemein groß, und die Sicherheit wie Schönheit der damit erzeugten Resultate läßt bei sorgfältiger Ausführung der Präparation nichts zu wünschen übrig. Mir wurde bezüglich des dießjährigen Jubelfestes unserer Universität die Gelegenheit, in Kurzem gegen 20 verschiedene landschaftliche und architektonische Aufnahmen nach dieser Methode zu machen, deren Copien im Buchhandel zu haben sind. (Jena, F. Frommann.) Die präparirten Platten lassen sich leicht versenden. Auch die allgemein gewordene Photographie auf feuchtem Collodium für Porträts erfuhr in meiner Anstalt mehrfache Verbesserung, namentlich durch die Combination verschiedener Hervorrufungsmittel, so daß die Copien der damit erhaltenen Negativs selten der Retouche und nur eines feinen Firnißüberzuges bedürfen. – So schließe ich denn meinen dießmaligen Bericht mit dem Wunsch, daß meine Unterrichtsanstalt – das erste, obgleich jetzt vielfach nachgeahmte Unternehmen dieser Art in Deutschland – sich des ferneren Vertrauens des photographischen Publicums zu erfreuen haben möge. Jena, im September 1858. Dr. J. Schnauß. Ueber die Färbung der Glascylinder für Lampen, um von Oel- und Gasflammen ein weißes Licht zu erhalten. Die Glasfabrikanten nehmen zu Glascylindern für Lampen gewöhnlich reines weißes Glas. Das ist am geeignetsten, das Licht vollständig durchgehen zu lassen, und für schönes weißes Licht würden daher diese Gläser auch die geeignetsten seyn; allein die wenigsten Flammen von Oel und Leuchtgas geben ein weißes Licht, das meiste ist gelblich, grünlich und dergl., und dieser Umstand trägt nicht wenig bei, den Glasflammen und Oelflammen den Eingang überall zu versperren, wo man auf weißem Licht besteht. Wir brauchen hier nur Andeutungen zu geben, um die Leser sogleich alle Folgerungen aus der Anwendung von gefärbten Flammen ziehen zu lassen. Ein Tanzsaal, Concertsaal, ein Theater, jeder ähnliche Saal für größere Versammlungen gewinnt nach der verschiedenen Beleuchtung ein verschiedenes Ansehen. Die Farben der Kleider wechseln; was gelb oder grünlich war, wird scheinbar weiß) helle Farben dunkeln; grelle Farben werden mild; matte Farben schmutzig; alle weiße Wäsche verliert ihren Glanz und was das ärgste ist, die Hautfarbe verliert ihr wahres Aussehen, so daß in einem Saal mit mißfarbigem Lampenlichte die ganze Versammlung krank aussehen kann. Wir sehen das an unseren Schauspielern, die sich färben und schminken müssen, wollen sie leidlich aussehen, und so zum Opfer schlechten Lichtes werden. Und doch gibt es ein einfaches Mittel, das mißfarbige Lampenlicht zu verbessern – das liegt in der Anwendung geeigneter Glascylinder und Glaskugeln, in welche man die Flammen einschließt. Ein bläulicher Glascylinder aus England, den wir dieser Tage in einer interessanten Sammlung des Hrn. Dr. Pohl am Polytechnicum in Wien gefunden haben, veranlaßt uns im allgemeinen Interesse aller, welche sich nicht der weißen Wachsflammen bedienen können, darauf aufmerksam zu machen und in besonderem Interesse der Glasfabrikanten, diese daran zu mahnen, die völlig farblosen Glascylinder bei Seite zu lassen und Cylinder und Glaskugeln von bläulicherDa Violett die Complementärfarbe von Gelb ist und in fast allen unseren Oel- und Gasflammen meist nur das Gelb oder Röthlichgelb vorherrscht, so dürfte zur Ergänzung dieser letzteren Farben zu Weiß die Anwendung von bläulich oder schwach violett gefärbten Lampencylindern vorzugsweise zu empfehlen seyn. Böttger. oder solcher Farbe einzuführen, welche eine gefärbte, Flamme, wohin fast alle Oel- und Gasflammen gehören, in ein weißes Licht verwandeln. Die Leuchtgasanstalten, die man ihres farbigen Lichtes wegen oft hart angreift, werden in vielen Städten die Einwohner am ehesten zufrieden stellen, wenn sie auf diesen Kunstgriff achten, um dessen willen man ihnen oft eine schwächere Flamme weniger übler anrechnen wird.In Schmuck- und Kleiderläden dürften bläulich oder violett gefärbte Lampencylinder besonders einen guten Effect hervorbringen. Böttger. Die Engländer haben auch oft schlechtes Leuchtgas, aber besseres Laternenglas und nach dem Gesetz der Farbenlehre zubereitete Glascylinder, die unseren Fabrikanten zum Vorbilde dienen können. (Stamm's illustrirte Wochenschrift, 1858 S. 125; Böttger's polytechn. Notizblatt, 1858, Nr. 11) Ueber die Entdeckung des Jods durch Stärkmehl; von O. Henry und E. Humbert. Das Chlor, welches man benutzt um das Jod frei und folglich fähig zumachen das Stärkmehl zu bläuen, hat einige Vorzüge vor den anderen oxydirenden Körpern welche man zu demselben Zweck angewendet hat, weil es die Schwefelmetalle und die schwefligsauren Salze – deren Gegenwart das Freiwerden des Jods und das Bläuen der Flüssigkeit verhindern könnte – leichter zerstört und in schwefelsaure Salze umwandelt. Aber ein Ueberschuß von Chlor, welcher schwer zu vermeiden ist, selbst bei Anwendung von sehr verdünntem Chlorwasser, bewirkt oft, daß die auf den ersten Zusatz des Reagens entstandene Färbung wieder verschwindet, indem sich das Jod in Jodsäure oder in Chlorjod verwandelt. Durch Zusatz eines Desoxydationsmittels, z.B. schwefliger Säure, wird neuerdings das Jod frei und die Flüssigkeit blau gemacht; aber ein Ueberschuß dieses Reagens bewirkt ebenfalls, daß die Färbung wieder verschwindet. Man kann diese zweite Klippe vermeiden und die verschwundene blaue Farbe bleibend wieder herstellen, indem man die Desoxydation mittelst Wasserstoff im Entbindungsmoment bewerkstelligt. Wenn man der mit überschüssigem Chlor behandelten Flüssigkeit, deren vorübergehende Bläuung übersehen werden konnte, einige Tropfen Schwefelsäure und ein kleines Zinkstückchen zusetzt, so stellt sich die blaue Farbe nach 15 bis 20 Minuten wieder ein und ist selbst nach 48 Stunden, ungeachtet des großen Ueberschusses von entwickeltem Wasserstoff, nicht verschwunden. (Comptes rendus, August 1858, Nr. 7.) Reinigung der Glasgefäße von Theer und Fett. Bei häufiger Beschäftigung mit Theer und seinen Destillationsproducten wurde mir die umständliche Reinigung der Gefäße mit Aether, Terpenthinöl, Photogen etc. sehr lästig und sie veranlaßte auch nicht unbedeutende Kosten. Ich habe nun gefunden, daß diese Reinigung am vollständigsten erfolgt, wenn man die Gefäße mit reinem trockenen und nicht zu groben Sande schüttelt. Nur in verzweifelten Fällen muß man noch etwas Photogen zusetzen. Selbst Retorten in denen der Theer fast bis zur Trockne abdestillirt wurde, ließen sich auf diese Weise bei einiger Ausdauer wieder rein herstellen. Dr. H. Schwarz. Ueber die Anwendung des Chloroforms zur Prüfung der Mehle auf beigemengte Mineralsubstanzen; von Lassaigne. Das Chloroform, welches bereits bei verschiedenen Prüfungen organischer Substanzen auf ihre Reinheit u.s.w. mit Glück angewendet wird, hat nun auch der Apotheker Cailletet zu Charleville, zur Prüfung der Mehle auf beigemengte Mineralsubstanzen in Gebrauch gezogen. Derselbe stellte in meiner Gegenwart die betreffenden Versuche an, und da ich mich dabei von der Zweckmäßigkeit seines Verfahrens überzeugt habe, so übergebe ich dasselbe hiermit der allgemeinen Benutzung. Bekanntlich sind die meisten Mineralsubstanzen nicht allein in Chloroform unlöslich, sondern auch schwerer als dieses, während die Mehle viel leichter sind. Bringt man daher diese drei Stoffe miteinander in Berührung, so wird sich Unten die Mineralsubstanz ablagern, über derselben wird das Chloroform stehen, und auf diesem das Mehl schwimmen. Auf diesen einfachen Thatsachen beruhet das Cailletet'sche Prüfungsverfahren. Zur Ausführung des Versuchs bringt man in eine 15 bis 20 Centimeter lange und 3 Centimeter breite Proberöhre 5 bis 10 Grm. des verdächtigen Mehls, gießt auf dasselbe so viel Chloroform, daß die Röhre fast ganz voll wird, verschließt mit einem Korkstöpsel, schüttelt einige Minuten lang und stellt alsdann die Röhre in senkrechter Lage bei Seite. Nach einer gewissen Zeit findet man das reine Mehl oben auf dem Chloroform schwimmend, darunter dieses klar und hell, und unter demselben alles, was an Mineralsubstanz dem Mehle beigemengt war, vereinigt. Beim Decantiren bleibt die Mineralsubstanz in der Röhre rein zurück und kann dann leicht auf ihre Natur untersucht werden. (Aus den Annal. d'hygiène publ. et de med. légale, durch Wittstein's Vierteljahresschrift f. praktische Pharmacie, Bd. VII S. 459.) Firniß für die Kunsttischlerei, von Hrn. Perdrix in Lyon. Zur Darstellung dieses Firnisses, welchen man auf den Ballen nimmt, löst man Gummilack und Kleber in Alkohol auf, in folgenden Verhältnissen: Alkohol   1 Liter, Gummilack   16 1/2 Gramme, Kleber 62 1/2 Gramme. Wenn man sehr reinen Gummilack besitzt, braucht man von demselben nur die vorgeschriebene Menge im Alkohol zergehen zu lassen. Anders ist es mit dem Kleber, welcher stets im Alkohol unauflösliche Theile enthält. Damit daher von demselben das vorgeschriebene Quantum (62 1/2 Grm.) wirklich aufgelöst wird, muß man auf je 1 Liter Alkohol 125 Gramme Kleber anwenden. Diese Composition gibt einen Firniß, welcher glänzender und ökonomischer ist als der gewöhnlich angewendete. Während man nämlich mit 1 Liter von dem gewöhnlichen Firniß nur eine Fläche von 11 Quadratmetern überziehen kann, überzieht man mit dem neuen Firniß in kürzerer Zeit die doppelte Fläche, und das Holz erhält dadurch ein Ansehen, welches dessen Adern sichtbarer macht. (Brevets d'invention, t. XXVII. – In Frankreich erloschenes Patent.)